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Literatur

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José Sanchis Sinisterra: Ñaque o de piojos y actores. Madrid: Cátedra 122008.

Guillermo de Torre: „Paisaje plástico“, in: Poesía española de vanguardia (1918–1936). Madrid: Castalia 1995, S. 160.

Michel Foucault: „Was ist ein Autor?“, in: Ders., Schriften zur Literatur. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2003, 234–270.

Wolfgang Iser: Die Appellstruktur der Texte: Unbestimmtheit als Wirkungsbedingung literarischer Prosa. Konstanz: Universitätsverlag 1971.

Friedrich Kittler: Aufschreibesysteme 1800–1900. München: Fink 42003.

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2 Literaturgeschichtliche Ordnungsmodelle

Inhalt

 2.1 Poetik

 2.1.1 Die Poetik des Aristoteles

 2.1.2 Poetiken des Siglo de Oro

 2.2 Gattungen

 2.3 Epochen

 2.4 Literaturgeschichte

 2.5 Kanon

Überblick In Einheit 2 wird Ihnen der Begriff ‚Poetik‘ in Abgrenzung zur Literaturgeschichte und Literaturkritik vorgestellt. Wichtige poetologische Schriften werden als Orientierungspunkte im historischen Entwicklungsverlauf hervorgehoben. Ein spezielles Augenmerk gilt in diesem Zusammenhang den literarischen Gattungen, Epochen und dem Begriff des Kanons.

Der LiteraturbegriffLiteraturbegriff im zeitlichen Wandel Der Begriff ‚Literatur‘Literaturbegriff, das hat die vorangehende Einheit 1 verdeutlicht, ist inhaltlich nur schwer eingrenzbar und bleibt in seinen jeweiligen Definitionsversuchen abhängig von der jeweiligen Position in einem historischen und kulturellen Gefüge. Insofern kann man Texte immer nur für ihren bestimmten geschichtlichen Augenblick und unter dem Gesichtspunkt des jeweiligen Literaturverständnisses auf ihre Literarizität hin prüfen.

2.1 PoetikPoetik

! PoetikPoetik ist die Lehre von der Dichtkunst Unter PoetikPoetik (poética) versteht man die Lehre von der Dichtkunst, und zwar in zweifacher Weise: Zum einen befasst sie sich mit dem Wesen von Dichtung, ihrer Bestimmung, ihrer Einteilung in Gruppen gleichartiger Texte und ihrem ästhetischen Wert. Zum anderen will sie in vielen Fällen auch eine Anleitung zum Dichten geben, sei es, dass sie bereits vorliegende bekannte Werke in ihren Vorzügen und Mängeln kritisch betrachtet (deskriptivesdeskriptiv, d.h. beschreibendes Vorgehen), sei es, dass sie konkrete Hinweise bzw. Vorschriften für das Zum Begriff der ‚Dichtung‘ Verfassen von Werken enthält (normativernormativ Anspruch). Neben den expliziten PoetikenPoetik, die sich als eigenständige Abhandlungen zur Literatur darbieten, existieren zahllose aussagekräftige immanente (auch: implizite) PoetikenPoetik, welche Autorinnen und Autoren in ihren Vorworten oder Vorreden, Nachworten oder Selbstaussagen (z.B. Interviews) formuliert haben und die über ihr persönliches Literaturverständnis Auskunft geben. Im Falle von ‚Metapoesie‘ bzw. ‚Metapoetikmetapoetisch‘ handelt es sich schließlich um Literatur, die selbst Auffassungen und Funktionen von Literatur betrachtet.

Definition Literatur und Dichtung: im Gegensatz zum allgemeinen LiteraturbegriffLiteraturbegriff (siehe Einheit 1) geht der emphatisch, d.h. bedeutungsschwer aufgeladene Dichtungsbegriff (‚hohe‘, ‚schöne‘ Literatur) von vornherein nur von literatur- und menschheitsgeschichtlich ‚wertvollen‘ Texten aus, wobei tendenziell eine Bevorzugung von Versdichtungen anklingt.

Insgesamt betrachtet, können PoetikenPoetik oder poetologischepoetologisch Betrachtungen (das Adjektiv ‚poetologischpoetologisch‘ zielt auf die PoetikPoetik, das Adjektiv ‚poetischpoetisch‘ auf das dichterische Werk ab) eine Reihe von Funktionen erfüllen:

 die Beschäftigung mit der Frage nach dem Ursprung und dem Wesen der Dichtung und ihre Abgrenzung von den anderen Künsten;

 eine Auseinandersetzung mit dem ‚Schönen‘ und ‚Wahren‘ in der Literatur (Ästhetik, Literaturphilosophie);

 die Erörterung richtiger Rede (Grammatik) und

 ebenso kunst- wie wirkungsvoll ausformulierter Rede (RhetorikRhetorik);

 das Studium stilistischer Besonderheiten bzw. stilistischer Angemessenheit (StilistikStilistik);

 die Beschreibung literarischer GattungenGattungen;

 die Betrachtung der geschichtlichen Entwicklung einer Sprache (diachrone Sprachwissenschaft);

 die kritische Sichtung literarischer Beispiele (Literaturkritik), oftmals unter

 Einordnung in literaturhistorische Zusammenhänge (LiteraturgeschichteLiteraturgeschichte) und

 Ableitung allgemeiner Aussagen zu literarischen Phänomenen (Literaturwissenschaft);

 Aussagen zu sozio-kulturellen Implikationen bestimmter Textsorten (Literatursoziologie; Rezeptionsforschung [vgl. Einheit 11.2]).

Welche Aufgaben PoetikenPoetik im Einzelnen zu lösen versuchten, aber auch in welchem Maße sie tatsächlich einen Einfluss auf die Produktion literarischer Texte ausüben konnten, ist von Fall zu Fall verschieden und auch bedingt durch die jeweiligen literaturgeschichtlichenLiteraturgeschichte Rahmenverhältnisse. Zahlreiche antike ‚PoetikenPoetik‘ formulieren allgemeine Überlegungen und spezielle Kommentare zu den gegebenen literarischen Phänomenen, hatten aber als Dichtungslehren später grundlegenden Charakter für alle nachfolgenden Überlegungen und konnten dadurch eine normativenormativ Wirkung entfalten. Aus heutiger Sicht aber erscheinen sie womöglich als unvollständig und episodisch, da sie allzu sehr den Beschränkungen des einstigen historischen Horizonts unterliegen.

Um die eigenständige Entwicklung der spanischen Dichtungslehre und -praxis im europäischen Kontext ansatzweise nachzeichnen zu können, soll zunächst ein Blick auf einen poetologischenpoetologisch Schlüsseltext geworfen werden, die PoetikPoetik des Aristoteles.

2.1.1 Die PoetikPoetik des Aristoteles

Text 2.1

Aristoteles: PoetikPoetik Von der Dichtkunst selbst und von ihren GattungenGattungen, welche Wirkung eine jede hat und wie man die Handlungen zusammenfügen muss, wenn die Dichtung gut sein soll, ferner aus wie vielen und was für Teilen eine Dichtung besteht, und ebenso auch von den anderen Dingen, die zu dem selben Thema gehören, wollen wir hier handeln […] (Aristoteles: 1994, 5)

Abb. 2.1

Aristoteles (384–322 v. Chr.)

Die nur zum Teil erhaltene PoetikPoetik des Aristoteles, die ungefähr um das Jahr 335 v. Chr. entstanden ist, zählt zu den bedeutsamsten kunsttheoretischen Texten der abendländischen Kultur. Sie steht an der Seite einer RhetorikRhetorik, verlässt aber deren auf die Redekunst zugeschnittene Betrachtung, um sich – nicht zuletzt anhand der Diskussion wichtiger Referenztexte – allgemeinen Fragen der zeitgenössischen literarischen GattungenGattungen zuzuwenden. Dazu zählen in erster Linie die EpikEpik, die tragische Dichtung und die KomödieKomödie (der der Komödie gewidmete Teil ist leider nicht überliefert). In Abwendung von Platon, der in dichtungskritischen Passagen seiner Schriften (vor allem Politeia, X 595a–602b) die Dichtung bezichtigt, der Wahrheit der ursprünglichen ‚Ideen‘ in ihrem verzerrten Abbild nicht zu entsprechen („die Dichter lügen“), und sie einer rigiden Staatsmoral unterwerfen möchte, führt Aristoteles die dichterische Schaffenskraft des Menschen auf ein geradezu anthropologisches Bedürfnis MimesisMimesis-Begriff zurück, nämlich den Drang zur Nachahmung (mimesisMimesis). Dem gemäß stelle die Dichtung nichts anderes dar als die Nachahmung gesellschaftlichen Handelns (praxis), d.h. eine Abbildung der vom Menschen erlebbaren Wirklichkeit. Dass hiermit aber keineswegs ein ungebrochener RealismusRealismus gemeint ist, verdeutlichen die weiteren Ausführungen: nicht die Wahrheit im Sinne von faktengetreuer Wiedergabe, sondern die Wahrscheinlichkeit im Sinne einer tief gründenden Einsicht in die menschliche Natur sei das Verdienst der Dichtung, die damit philosophische Qualitäten aufweise und die Aussagekraft der oftmals unwahrscheinlich wirkenden historischen Ereignisse (und damit der Geschichtsschreibung) hinter sich lasse.

Hierarchie der GattungenGattungshierarchie Von grundlegender Bedeutung für das Literaturverständnis nahezu jeglicher Epoche ist die von Aristoteles thematisierteThema Verknüpfung der GattungswahlGattungen mit dem kulturellen und sozialen Prestige. So ordnet er der TragödieTragödie und dem EposEpos die Nachahmung edler Menschen zu, die es für das Publikum wiederum nachzuahmen gilt, während die schlechten Menschen in ihren Lastern von der KomödieKomödie aufgegriffen werden, die sie der Lächerlichkeit preisgeben und somit gewissermaßen abschreckend wirken soll. Für die angesehene GattungGattungen StändeklauselStändeklausel Tragödie forderte Aristoteles, dass nur Personen von herausragendem sozialen Rang mit einem tragischen Geschick konfrontiert werden dürften, da sich bei ihnen die Wendung von Glück in Unglück durch eine besonders beeindruckende ‚Fallhöhe‘ auszeichne (altura de la caída). Wenn also ihr Streben in einer ‚KatastropheKatastrophe‘ (also im tragischen Ausgang der Tragödie) ende, so erschüttere dies die Zuschauerschaft sehr viel mehr als das Unglück einer Figur aus einer niederen sozialen Schicht, die dem Elend von vornherein näher stehe. Eine solche emotionale Erschütterung sowie die durch sie bewirkte innere Reinigung (katharsisKatharsis, span. catarsis) galten ihm als wichtiges Ziel der Tragödie.

Aufgabe 2.1 ? Welches über die Dichtung vermittelte Menschenbild lässt sich aus den zuletzt genannten Vorgaben ableiten?

StilartenStilarten Diese Art der Übertragung sozialer Hierarchien in literarische GattungenGattungen gibt Aufschluss über ein wichtiges Kriterium der damaligen Beurteilung von Dichtung: die bei Aristoteles (und Horaz) geforderte ‚Angemessenheit‘ in der Behandlung eines vom Dichter gewählten Stoffes. Die Grundlage hierzu bildete die in den antiken RhetorikenRhetorik ausgearbeitete Lehre von den drei StilartenStilarten (lat. genera dicendi, span. tres géneros del decir), welche für öffentliche Reden je nach Anlass spezifische Leitlinien formulierten. Dabei handelte es sich zunächst einmal um Vorgaben, die eine Orientierung dafür boten, welches ThemaThema auf welche Art und Weise vor welchem Publikum bzw. zu welchem Anlass angemessen behandelt werden sollte. Daraus erwuchs ein variabel gehandhabtes System, welches jeder GattungGattungen bestimmte Themen, Zielsetzungen, FigurenFigur und eine eigene Stilart inklusive der geeigneten rhetorischenRhetorik FigurenFigur zuschrieb (Einteilung in hohen, mittleren und niederen StilStilarten). Eine wichtige Mittlerfunktion bei der Überlieferung und der Anpassung der antiken Dichtungslehre spielten unter anderem die römischen RhetorikerRhetorik Cicero (106–43 v. Chr.) und Quintilian (35–ca. 96 n. Chr.), letzter insbesondere vermittels seines Lehrwerks Institutio oratoria.

Abb. 2.2

Quintilian (35–96 n. Chr.)

Speziell für die Abfassung von TragödienTragödie empfahl die Aristotelische PoetikPoetik, die HandlungHandlung vom Ausgangspunkt des dramatischen KonfliktsKonflikt bis zu dessen Die drei ‚Aristotelischen Einheitenaristotelische Einheiten‘ Ende konsequent zu gestalten und dabei nicht durch übermäßige Länge und unübersichtliche NebenhandlungenHandlung vom zentralen Geschehen abzulenken (Einheit der HandlungHandlung). Um zugleich die Wahrscheinlichkeit des aufgeführten [bad img format] Zusatzmaterial zur Ars poetica des Horaz finden Sie unter www.bachelor-wissen.de Bühnengeschehens für die Zuschauer zu erhöhen, sollte sich die dargestellte HandlungHandlung höchstens auf den Zeitraum eines Sonnenumlaufs beschränken (Einheit der Zeit). Aus der letztgenannten Vorschrift folgerten spätere PoetikenPoetik, die HandlungHandlung solle sich auch nur an einem einzigen Ort zutragen, womit in der Regel ein und dieselbe Stadt gemeint war (Einheit des Ortes).

Aufgabe 2.2 ? Welche Auffassung von Literatur steht hinter dem Bemühen, PoetikenPoetik zu verfassen?

2.1.2 PoetikenPoetik des Siglo de OroSiglo de Oro

Während des Mittelalters (la Edad Media) griffen PoetikPoetik und RhetorikRhetorik weitestgehend ineinander. Gerade in der universitären Ausbildung wurde die Dichtung der Unterweisung im richtigen Sprachgebrauch zugeordnet und innerhalb der sog. ‚sieben freien Künste‘ (lat. septem artes liberales) den Fächern Grammatik und RhetorikRhetorik unterstellt. Eine Verselbständigung erfolgte erst ab der RenaissanceRenaissance (Renacimiento) unter dem Einfluss der zuvor abgerissenen und nun wieder aufgegriffenen Aristoteles-Rezeption (erste lateinische Übersetzung durch den Italiener Lorenzo Valla, 1498). Dieser Neuansatz führte zu einer systematischeren Auseinandersetzung mit den dichterischen Formen, beispielsweise im 1592 erschienen Arte poética española des Juan Díaz Rengifo, der sein Werk in die drei Teile Poética, Métrica und ein Diccionario de rimas gliederte. Einen gemäßigten neo-aristotelischen Einfluss belegt etwa die Philosophia antigua poética des Alonso López Pinciano (1596). Mit ihr treten die ästhetisch-philosophischen Grundsatzüberlegungen gegenüber der handwerklichen Anleitung zum Anfertigen meisterlicher Verse, auf die sich noch der Arte poética konzentrierte, in den Vordergrund. In Francisco de Cascales Tablas poéticas (1617) schließlich wird die platonische Vorstellung von der göttlichen Inspiration des Dichters fassbar, wie sie bereits Horaz im Rahmen der antiken römischen PoetikenPoetik konzipiert hatte, ebenso eine Reflexion über die Funktion der unterschiedlichen GattungenGattungen und die Bezüge zwischen Literatur und den anderen Künsten.

Abb. 2.3

Die septem artes liberales (Miniatur von 1180)

HumanismusHumanismus: Erneuerung der Wissenschaften und der Künste aus dem Geist der Antike, eng verbunden mit der RenaissanceRenaissance Im Zentrum der PoetikenPoetik des Siglo de OroSiglo de Oro steht der Arte nuevo de hacer comediasComedia (1609) von Lope de Vega. Unter dezidierter Abwendung vom aristotelisch geprägten DramaDrama des HumanismusHumanismus orientierte Lope de Vega sich am Geschmack seines zeitgenössischen Theaterpublikums, dessen Bedürfnisse Vorrang gegenüber normpoetischen Bestimmungen erhielten. Daraus folgte ein deutlich flexiblerer Umgang mit den sog. drei Aristotelischen Einheitenaristotelische Einheiten: Die Einheit der Zeit sollte zwar innerhalb der Akte gewahrt werden, zwischen den Akten jedoch dürfen sich größere zeitliche Sprünge ereignen. Die Einheit der HandlungHandlung wird zumindest empfohlen. Neue Akzente setzen die Vermengung von Tragischem und Komischen, von edlem und niederem Stand sowie ein an der (natürlich: volkssprachlichen) schlichten Alltagssprache angelehnter Sprachstil (vgl. auch Einheit 6.1). Von den zahlreichen Gegenpositionen zu dieser „comedia nuevaComedia nueva“ seien hier nur die Tablas poéticas (1617) von Francisco Cascales und entsprechende Passagen in Cervantes’ Don Quijote genannt.

Text 2.2

Abb. 2.4

Lope de Vega

Lope de Vega: El arte nuevo de hacer comediasComedia (1609) [C]uando he de escribir una comedia,/encierro los preceptos1 con seis llaves,/saco2 a Terencio y Plauto3 de mi estudio/para que no me den voces, que suele/dar gritos la verdad en libros mudos,/y escribo por el arte que inventaron/los que el vulgar aplauso pretendieron/porque, como las paga el vulgo4, es justo/hablarle en necio5 para darle gusto./Ya tiene la comedia verdadera/su fin propuesto como todo género/de poema o poesis, y este ha sido/imitar las acciones de los hombres/y pintar de aquel siglo las costumbres./[…]/Elíjase el sujeto y no se mire6/(perdonen los preceptos) si es de reyes,/[…]/Lo trágico y lo cómico mezclado,/y Terencio con Séneca, aunque sea/como otro Minotauro7 de Pasife8,/harán grave una parte, otra ridícula,/que aquesta variedad deleita mucho;/buen ejemplo nos da naturaleza,/que por tal variedad tiene belleza./Adviértase que sólo este sujeto/tenga una acción, mirando que la fábula/de ninguna manera sea episódica,/quiero decir inserta de otras cosas/que del primero intento se desvíen;/ni que de ella se pueda quitar miembro/que del contexto no derribe9 el todo./No hay que advertir que pase en el período/de un sol, aunque es consejo de Aristóteles,/porque ya le perdimos el respeto/cuando mezclamos la sentencia trágica/a la humildad de la bajeza10 cómica./Pase en el menos tiempo que ser pueda,/[…] El sujeto elegido escriba en prosa/y en tres actos de tiempo le reparta,/procurando, si puede, en cada uno/no interrumpir el término del día./[…]/Comience, pues, y con lenguaje casto11/no gaste pensamientos ni conceptos/en las cosas domésticas, que sólo/ha de imitar de dos o tres la plática12;/[…]/pues habla un hombre en diferente estilo/del que tiene vulgar cuando aconseja,/persuade o aparta13 alguna cosa./Dionos ejemplo Arístides retórico,/porque quiere que el cómico lenguaje/sea puro, claro, fácil, y aún añade14/que se tome del uso de la gente,/haciendo diferencia al que es político/porque serán entonces las dicciones/espléndidas, sonoras y adornadas15. (Lope de Vega: 2006, 133f., 140–145)

1 precepto Anleitungen zum Dichten, Regeln – 2 sacar schöpfen aus – 3 Terencio y Plauto antike Komödiendichter – 4 vulgo das gemeine Volk bzw. die Nicht-Spezialisten – 5 necio töricht – 6 mirar berücksichtigen – 7 Minotauro mythologisches Ungeheuer – 8 Pasife Mutter des Minotaurus – 9 derribar einstürzen – 10 bajeza Einfachheit, Niedrigkeit – 11 casto enthaltsam – 12 plática Gespräch – 13 apartar hier: erörtern – 14 añadir hinzufügen – 15 adornado, -a verziert, rhetorisch geschmückt

Aufgabe 2.3 ? Welche allgemeinen Empfehlungen zur Abfassung von comediasComedia gibt Lope de Vega im obigen Textauszug?

HermetismusHermetismus: an Unverständlichkeit reichende Komplexität der Sinnbezüge, die ein großes kulturelles, zumal literarisches Vorwissen voraussetzen Eine weitere literarische Auseinandersetzung des Siglo de OroSiglo de Oro wurde im Umfeld der hermetischenhermetisch LyrikLyrik zwischen den Befürwortern des elitären HermetismusHermetismus im Sinne von Luis de Góngora (1561–1627), des sog. culteranismoKultismus, und ihren Opponenten, den Vertretern des conceptismoKonzeptismus, ausgetragen. Als Beispiele seien für die zweite Richtung das Libro de la erudición poética (1611) von Luis Carrillo y Sotomayor, für die erste Richtung der Discurso poético (1623) des Juan de Jáuregui genannt. Der culteranismoKultismus (auch: gongorismo, cultismoKultismus) steht in diesem Zusammenhang für eine Dichtung, die mit Anspielungen auf antike und neuzeitliche Bildungsinhalte ein hohes Maß an Vorwissen, also einen kultivierten Leser (daher cultismoKultismus) voraussetzt. Das typische Spiel mit Formen und Referenzen führt dabei in der Regel zu komplexen Überlagerungen, die für unvorbereitete heutige Leser ohne eine kommentierte Ausgabe im Grunde nicht zu verstehen sind.

CultismoKultismus und conceptismoKonzeptismus Der conceptismoKonzeptismus wiederum setzt auf ein Spiel mit Gedanken und geistvollen, scharfsinnigen Formulierungen (conceptos). In diese Richtung weist nicht zuletzt die Agudeza y arte de ingenio (1648) von Baltasar Gracián, der den scharfsinnigen Witz (agudeza) – und damit dessen klar präzisierbare Sinnbezüge – als Kern des literarisch-ästhetischen Vergnügens ansieht. Allerdings bleibt festzuhalten, dass Anhänger beider Richtungen zwar teils heftige Anfeindungen ausgetauscht haben, es sich jedoch um zwei Strömungen des Siglo de OroSiglo de Oro handelt, die einander nicht in Form gefestigter ‚Schulen‘ gegenüberstanden, und zahlreiche literarische Texte sowohl kultistischeKultismus als auch konzeptistische Elemente und Verfahren aufweisen.

Das 18. Jh. stand im Gegenzug dazu im Zeichen eines klassizistischenKlassizismus Geschmacksideals, das sich in der Bevorzugung von Klarheit, Einfachheit und Gleichmäßigkeit wieder an den antiken Vorbildern orientierte. Großen Einfluss übte zumal die verstärkte Rezeption der Dichtungen und PoetikenPoetik der französischen Hochklassik (letztes Drittel des 17. Jh.) aus. Damit einher ging die Besinnung auf die Bildung eines ‚guten Geschmacks‘ beim Publikum, der ebenso ästhetische wie moralische Bezüge umfasste. So wandten sich viele Autoren erneut der Aristotelischen PoetikPoetik und ihrer Forderung nach Wahrscheinlichkeit und stilistischer Angemessenheit zu, wie z.B. Ignacio de Luzán in der an den Leser gerichteten Vorrede zu seiner Poética (1737) nachdrücklich vermerkt.

Text 2.3

Ignacio de Luzán: Poética (1737) […] primeramente, te advierto que no desestimes como novedades las reglas y opiniones que en este tratado propongo; porque, aunque quizás te lo parecerán, por lo que tienen de diversas y contrarias a lo que el vulgo comúnmente ha juzgado y practidado hasta ahora, te aseguro que nada tienen menos que eso; pues ha dos mil años que estas mismas reglas (a lo menos en todo lo substancial y fundamental) ya estaban escritas por Aristóteles, y luego, sucesivamente, epilogadas1 por Horacio, comentadas por muchos sabios y eruditos varones2, divulgadas entre todas las naciones cultas y, generalmente, aprobadas y seguidas. (Ignacio de Luzán: 1974, 59)

1 epilogar hier: in der Nachfolge bearbeiten – 2 varón Mann

Aufgabe 2.4 ? Vergleichen Sie den Textauszug mit dem arte nuevo von Lope de Vega (Text 2.2) und begründen Sie die abweichende Stoßrichtung der Argumentation: Weshalb betont Luzán gerade die antike Herkunft der in seiner PoetikPoetik erläuterten Regeln?

Aufgabe 2.5 ? Inwiefern kann man grundsätzlich von einem besonders engen Bezug zwischen der Textsorte ‚RegelpoetikPoetik‘ und den klassizistischenKlassizismus und damit neo-aristotelischen Literaturvorstellungen ausgehen?

Die Romantik als Ende der RegelpoetikPoetik Während sich die klassizistischeKlassizismus Ausrichtung diverser PoetikenPoetik noch bis weit in das 19. Jh. erstreckte, kam es schon zu dessen Beginn zu einer Rezeption (v.a. deutschen) romantischen Gedankenguts in Spanien, die etwa Friedrich Schlegels Begeisterung für das Siglo de OroSiglo de Oro aufgriff, aus politischen Gründen aber unterbrochen wurde. In den 1830er Jahren zeichnete sich sodann eine programmatische Romantik ab, beispielsweise im Vorwort zu El moro expósito (1834) des Duque de Rivas. Wirkungsvolle theoretische Positionen finden sich im Weiteren etwa in Manuel Milá y Fontanals’ Schriften Arte poética (1844), Principios de estética (1856) und Principios de literatura general y española (1873), die den allmählichen Bedeutungsverlust poetologischerpoetologisch Bestimmungen für die Literatur dokumentieren. So wurde neben der Forderung nach einer Kombination von sublimen (erhabenen) und grotesken Elementen [bad img format] Bonus track: Ángel de Saavedra, Duque de Rivas: „Prólogo“ zu El moro expósito unter www.bachelor-wissen.de die Auffassung von der schöpferischen Inspiration des Dichter-GeniesGenie vertreten, die sich als Konzept von vornherein jeglicher handwerklich-erlernbarer Kunstfertigkeit widersetzte. Normierende Vorschriften oder eine auf Regelmäßigkeit und Gleichmäßigkeit stützende Ästhetik galten nunmehr als überholt.

Abb. 2.5

Friedrich Schlegel (Gemälde von Franz Gareis, 1901)

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