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Der Drache fliegt mit Magnus zum Gipfel eines hohen Berges. Als sie sich dem Gipfel nähern, sieht Magnus immer mehr Maschinenteile aus der kahlen Erde ragen. In manchen erkennt er Teile wie die des mechanischen Bären, der Pastell und Hamlet attackiert hat. Andere Trümmer ordnet Magnus einem Löwen, einem Adler und einem Krebs zu. Als der weiße Drache sie passiert, fangen sie erst an zu leuchten und dann Laserstrahlen zu verschießen. Der Drache weicht den Strahlen mit Leichtigkeit aus.

„Hast du die Teile hierhergebracht?“, will Magnus wissen. Sein Freund nickt. „Wieso die Mühe?“

Die Antwort darauf erhält Magnus am Ende ihres Flugs. Sie landen in einem riesigen Nest. Dort angekommen schüttelt der Drache Magnus sanft vom Rücken. Magnus stößt sich dabei das Steißbein. Der Schmerz lässt ihn wie ein Flummi hüpfen. Der Drache breitet neben dem Zauberer seine Schwingen aus.

„Hast du das alles gestohlen?“, fragt Magnus. Das Nest ist voller Gerümpel. Da sind Bücher, Kuscheltiere, ein Stuhl, Bowling-Kegel, eine Spielekonsole, eine Modelleisenbahn, eine künstliche Blume und noch viel mehr weiterer Ramsch. Magnus erspäht Tim de Baals Glücksschweißband, Paul Pechs Chemiekasten und Astras Bratsche. In diesem Haufen müssen auch Magnus‘ Zauberstab, Sheris Materiegenerator und Ginos Trillerpfeife versteckt sein.

Der Drache nickt.

Allen gestohlenen Gegenständen haftet ein seltsames Leuchten an.

„Hast du diese Dinge alle in den Krater geworfen? Um sie mit Energie aufzuladen?“

Der weiße Drache stupst Magnus mit der Schnauze an. Magnus fällt der Edelkern aus dem Hemd. Der Kristall purzelt über das Stroh. Im Anschluss schiebt der Drache einen Haufen Gerümpel mit seinen Schwingen zur Seite.

Zum Vorschein kommt ein bläulich schimmerndes Ei. Es ist das größte Ei, das Magnus jemals gesehen hat. Es ist kugelrund wie ein Tischtennisball, aber tausendmal größer.

„Ist das deins?“, fragt Magnus, obwohl die Antwort auf der Hand liegt. Der weiße Drache stupst Magnus erneut an, in die Richtung seines Eis. Magnus legt den Edelkern neben das restliche Gerümpel. Dann berührt er das Ei. Es ist eiskalt. Obwohl Magnus noch nie eines gesehen hat, geht er davon aus, dass sich ein Drachenei nicht kalt anfühlen sollte. Magnus hebt den Edelkern auf und fährt mit dem Kristall vorsichtig an der Schale entlang.

Aber es springt kein Funke über.

Der weiße Drache heult auf.

„Du hast all diese Gegenstände gestohlen – Dinge, die Menschen wichtig sind – in der Hoffnung, dass ihre Energie genügt, um dein Ei zum Schlüpfen zu bringen. Aber es hat nicht gereicht. Darum hast du das Gerümpel in diesen Krater geworfen. Doch auch das hat nichts gebracht.“

Der traurige Drache nickt.

„Das kann nicht alles umsonst gewesen sein“, sagt Magnus und ballt die Fäuste. Er stürzt sich in das Gerümpel, schließt die Augen und lässt sich von seinem Herzen leiten. Neben einer Puppe und einem alten Schaukelpferd wird Magnus fündig.

„Ich hab‘ ihn!“

Das Gefühl, seinen vertrauten Zauberstab in den Händen zu halten, tritt eine Gefühlslawine los. Magnus ist nun nicht mehr wehrlos.

Wie die übrigen Gegenstände glüht Magnus‘ Zauberstab seltsam nach.

„Den hast du also auch in den Krater geworfen…“, sagt Magnus und dreht und wendet seinen Zauberstab.

Hokus Krokus!“, ruft Magnus. Nicht weit entfernt geht ein gewaltiger lila Blitz auf die Erde nieder. Der Drache schlägt die Flügel über dem Kopf zusammen und winselt. Magnus entschuldigt sich. Er ist selbst schockiert. „Du hast ihn stärker gemacht!“

Allerdings hat der Zauber einen Teil der neuen Macht gleich wieder aufgebraucht. Magnus muss sparsam sein, wenn er seine Freunde retten will.

„Ich glaube ich habe eine Idee, wie ich dir helfen kann“, sagt Magnus.

Zeter Staubfänger!“, ruft er und beschwört aus der Spitze seines Zauberstabs einen Tornado. Magnus fuchtelt wild umher. Der Sog des Tornados saugt das Gerümpel, das der Drache mühsam angehäuft hat, ein.

Der Drache sieht Magnus verdutzt an.

„Keine Sorge!“, sagt Magnus. „Gehört alles zum Plan.“

Magnus‘ Zauberstab blinkt drei Mal. Das letzte Mal grün. „Es hat geklappt!“

Magnus richtet seinen Stab auf das Drachenei.

Mordio Öffne Ventil!“

Magnus‘ Zauberstab spuckt das Gerümpel aus. Es ordnet sich auf magische Art und Weise wieder genau so an wie zuvor. Der seltsame Glanz der Gegenstände ist verschwunden.

Der Zauberstab leuchtet dafür umso intensiver. Magnus tippt mit seiner Spitze auf den Edelkern. Der Kristall ist der einzige Gegenstand, den Magnus nicht aufgesogen hat. Die Energie springt mit einem bitzelnden Funken auf Magnus‘ Zauberstab über.

Maximus Wärme!“, ruft Magnus. Ein roter Balken aus Licht schießt aus dem Stab und hüllt das Ei in eine wohlig warme Schicht.

„Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass es funktioniert“, sagt Magnus. Er hat knapp ein Viertel der Kraterenergie für seinen Zauber verwendet.

Schon kurze Zeit später tut sich etwas. Zuerst wackelt das Ei, dann rollt es, zum Schluss hüpft es in seinem Nest auf und ab. Es bekommt einen Riss, dann einen zweiten, zum Schluss eine ganze Menge.

Magnus betrachtet das Spektakel mit offenem Mund. Die Drachenmutter ist aus dem Häuschen. Sie hüpft ebenso wie ihr Junges im Kreis.

Es macht ein lautes KNACK und der Kopf des Drachenbabys lugt aus seiner Schale hervor. Es lächelt seine Mutter an. Der weiße Drache stürmt auf sein Junges zu und bricht den Rest des Eis auf. Dann nimmt die Drachenmutter ihr Kind liebevoll in den Arm.

Magnus kann nicht anders. Er gesellt sich dazu und knuddelt den Drachen und sein Küken.

Doch schon bald wird das Gesicht der Mutter wieder ernst.

„Die Gefahr ist noch nicht gebannt“, sagt Magnus. Die Drachenmutter knurrt. „Der König von Lorisland hat es immer noch auf dich und dein Kleines abgesehen.“ Magnus betrachtet seinen finster leuchtenden Zauberstab. Er ist mit genügend Kraft aufgeladen, um selbst die mächtigsten Zauber zu wirken, die Magnus kennt. Er sucht Ginos Trillerpfeife und Sheris Gerät aus dem Haufen Gerümpel heraus (auf einer Plakette steht ihr Name), dann sagt er zum weißen Drachen: „Bring mich zu meinen Freunden! Gemeinsam können wir den König besiegen. Und danach werden wir auch dieses ganze Gerümpel wieder los.“

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Magnus klammert sich an den Rücken des Drachen. Das Junge haben sie in seinem Nest zurückgelassen. Zuvor hat ihn seine Mutter das erste Mal mit angedauten Essensresten gefüttert. Magnus hat sich anstrengen müssen, nicht sein eigenes Angedautes herzugeben. Im Anschluss hat Magnus das Gerümpel in der Form von Käfigstäben um das Nest des Jungen herum angeordnet. Drachenbabys darf man nicht unbeaufsichtigt lassen, ohne die nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Zum Schluss hat Magnus eine der gestohlenen Puppen groß gehext, damit sich der junge Drache nicht einsam fühlt.

Der Drache ist mit Magnus unterwegs zurück zur verbotenen Zone. Doch da sind Gino und Sheri nicht mehr.

„Kannst du sie damit finden?“, sagt Magnus vom Rücken des Drachen aus und hält ihm Ginos Trillerpfeife und Sheris handtellergroßen Materiegenerator vor die Nase. Der Drache nimmt einen tiefen Zug. Nach kurzer Zeit dreht er ab und fliegt in entgegengesetzte Richtung.

Pastell und Hamlet treiben Sheri und Gino vor sich her. Beiden Freunden haben sie die Arme hinter dem Rücken zusammengebunden. Pastell schwingt sein Kristallschwert durch die Luft und bringt so den aus der Puste geratenen Gino dazu, schneller zu rennen. Hamlet stupst DAISY immer wieder mit der Schnauze an, um sie vorwärts zu bewegen. DAISY scheppert fürchterlich. Pastell muss Sheri gezwungen haben, DAISY auszuschalten.

Hinter den Vieren hat sich Pastells Trupp, bestehend aus fünfzig Lorisländer Rittern, aufgereiht. Sie unterhalten sich lautstark miteinander und lachen dabei. Hamlet quiekt vergnügt.

„So ein Dummdödel!“, ärgert sich Magnus. „Kannst du mich näher an Sheri und Gino heranbringen?“ Dann hat Magnus eine Idee. „Mach dich unsichtbar! So wie du es vor dem Schloss gemacht hast.“

Der Drache lässt seine Schuppen schillern. Im Nu sind er und Magnus nicht mehr zu sehen. Am Boden vibriert Sheris Uhr. Pastell bekommt davon nichts mit. Gino schon.

„Hey, was war das?“, flüstert er seiner Freundin zu. „Hat DAISY einen Schaden? Kannst du sie reparieren?“

Sheri tut ihr Möglichstes, um die Überraschung zu verbergen.

„Nein, das ist es nicht! Das ist der Detektor-Alarm für meinen Materiegenerator. Meine Uhr vibriert stärker, je näher wir ihm kommen. Gerade bricht sie mir fast das Handgelenk.“

Plötzlich schießt eine gewaltige Feuersäule vom Himmel und schließt Pastells Truppe in einen brennenden Kreis ein. Die Ritter sind überrumpelt, dennoch versuchen sie sofort, Schneisen in das Feuer zu schlagen. Die Meerschweine unter Hamlets Führung haben ebenfalls kein Glück damit, den stechend heißen Brand zu löschen. Sie bekommen ihn nicht unter Kontrolle.

Magnus springt vom Rücken des Drachen ab und positioniert sich zwischen Pastell, Hamlet und seinen Freunden.

Evanescet Fesseln!“

Die Taue, die Sheri und Gino die Hände abschnüren, fallen zu Boden. Magnus wirft seinen Freunden zwei Gegenstände zu: Sheri ihren Materiegenerator und Gino dessen silberne Trillerpfeife. „Hier, hab‘ ich gefunden!“

„Hey, danke!“, ruft Gino. „Und falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, ich glaube, Pastell ist eigentlich der Böse.“

„Zu diesem Schluss bin ich auch gekommen“, antwortet Magnus. Der Drache zieht Kreise über den Köpfen der Drei und ihren Widersachern.

Zu Pastell meint Magnus: „Du lässt uns jetzt gehen, und meinen Freund da oben lässt du ab sofort in Ruhe!“

„Ich fürchte, das kann ich nicht tun“, antwortet Pastell – plötzlich mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht. „Wir brauchen den Drachen für unsere Waffen. Mit ihnen werden wir den Kosmos erobern! Außerdem verfügen deine Freunde über Talente, die sich für unsere Zwecke als ganz brauchbar erweisen könnten.“

„Na gut, wenn du es nicht anders willst! Glacies totalis!“

Magnus verwendet einen Teil des Magna Vis für seinen Zauber. Hamlet versucht, ihn mit einem Wasserprojektil aus seiner Schnauze abzuwehren, doch bevor das Wasser Magnus‘ Zauber erreicht, gefriert es. Das schwarze Borstenschwein wird in einem Block Eis eingeschlossen. Pastell wehrt Magnus‘ eisigen Blitz mit seinem Kristallschwert ab. Magnus‘ Zauber bricht eine Scherbe aus der Klinge.

„Mist!“, sagt Magnus.

Plötzlich pustet Gino mit voller Kraft in seine Trillerpfeife. Die Geräusche um sie herum verstummen. Doch es geschieht nichts. Entnervt fragt Pastell: „Was sollte das, Junge?“

„Das wirst du schon sehen, du Blödian!“ Gino zeigt dem Lorisländer Ritter die Zunge.

Am Himmel erscheinen zwei leuchtende Blitze. Sie erzeugen einen Donnerknall und schlagen rechts und links neben Gino ein. Es sind zwei Greife. Ungeheuer aus Legenden mit leuchtend blauen Augen. Dem linken Greif sitzt jemand auf dem Rücken. Ginos Juwelschlegel Ernesto.

„Als du uns gefangen genommen hast, habe ich den Kleinen hier losgeschickt, um Hilfe zu holen. Manchmal ist es eben doch von Vorteil, wenn man klein ist, was?“

Sheri stürmt nach vorne und schnappt sich die Scherbe, die aus Pastells Kristallschwert gebrochen ist.

„Vielen Dank!“, sagt sie. „Die kann ich gebrauchen.“ Dann zu Magnus: „Ich brauche meine Tasche!“

Pastell hat Sheris Tasche an sich genommen, als er ihr die Fesseln angelegt hat. Ginos waschmaschinengroßen Rucksack ist ihm dagegen zu schwer gewesen.

Hokus Sum Summ!“, ruft Magnus und zielt mit seinem Zauberstab auf die Tasche seiner Freundin. Pastell versucht, sich abzuschirmen, doch dieses Mal trifft ihn Magnus‘ Zauber frontal. Zusammen mit Sheris Tasche hebt er ab. Magnus wackelt mit dem Zeigefinger und die Tasche fliegt zu ihm. Er reicht sie Sheri weiter.

„Gut, viel ist nicht mehr drin. Aber es müsste noch reichen.“

Sheri sprüht sich, Gino, Magnus, die zwei Greife und Ernesto mit dem letzten Rest Invisi-MAX-Spray ein. Danach rennt sie zu DAISY und hebt sie auf. Auch der kleine Roboterhund verschwindet kurze Zeit später.

„Magnus, dein Freund kann uns doch erschnüffeln, oder?“, fragt Sheri. Ihre Stimme ist ein Flüstern im Wind.

„Noch viel besser“, antwortet Magnus. „Er kann sich selbst unsichtbar machen.“

„Gut, dann lasst uns von hier verschwinden! Du zeigst uns den Weg! Wir folgen dir auf den Greifen. Das geht doch, oder Gino?“

„Na, klar!“, lacht Gino.

Ein kurzes Gerangel ist zu hören. Danach herrscht Stille.

17

Gino spielt mit dem Drachenbaby. Er kitzelt ihm den Bauch und verfüttert Gummiwürmer aus seinem Rucksack. Das kleine Drachenjunge lacht und spuckt vergnügt tiefrote Funkenfontänen aus den Nasenlöchern. Die Greife, die Gino gerufen hat, patrouillieren in Kreisen über dem Drachennest und halten nach Feinden Ausschau.

Währenddessen schrumpft Sheri mit einem Gerät, dessen Einzelteile sie mit ihrem Materiegenerator gedruckt hat, das angesammelte Gerümpel auf Miniaturgröße und verstaut es in ihrer Tasche.

„Was machen wir nun?“, meint Sheri beim Ordnen der Sachen. „Wir können nicht einfach verschwinden, oder?“

„Nein, da hast du Recht. Der Drache und sein Kleines sind hier nicht sicher. Außerdem ist da noch dieser Typ im Purpurmantel. Ich bin immer mehr der Überzeugung, dass Kozak Recht gehabt hat. Diese Geheimorganisation, von der er gesprochen hat, hat hier seine Finger im Spiel. Sie fertigen Waffen aus Drachenknochen. Ihr habt Pastell selbst gehört. Die Lorisländer wollen den Kosmos erobern.“

„Dass sie das in unserer Zeit noch nicht getan haben, heißt vermutlich, dass sie aufgehalten worden sind“, mutmaßt Sheri.

„Vielleicht sind wir das gewesen?“, stellt Magnus in den Raum. „Gut, dass wir das hier haben.“

Magnus hält den Schild von Temez von sich gestreckt. Bisher hatte er keine Zeit gehabt, den Schild aus Platin und Gold mit dem eingelassenen, mindestens 2 Kilo schweren Diamanten genauer zu betrachten. Der Schild ist prachtvoll, das stimmt. Faszinierender ist jedoch die Aura, die er ausstrahlt. Trotz des Magna Vis überstrahlt die Macht des Schildes die seines Zauberstabes um ein Vielfaches.

„Wir müssen sie stoppen. Hat jemand eine Idee, wie?“, fragt Magnus. Gino hält kurz inne und zuckt die Schultern.

„Wir sollten uns wappnen“, antwortet Sheri und präsentiert den Freunden die Scherbe Kristallglas von Pastells Schwert. „Ich habe diese Probe von meinem Materiegenerator analysieren lassen. Die Molekularstruktur dieses Materials ist sehr eng gepackt und zu 99,9% rein. Das lässt sich nur bewerkstelligen, indem man Kohlenstoffatome unter hohem Druck und hoher Temperatur mit der genau richtigen Menge an Spurenelementen erhitzt. Kurzum: Dieses Material ist härter als Diamant. Es kommt einem Wunder gleich, dass du Pastells Schwert überhaupt beschädigen konntest.“

„Schön für Pastell“, meint Magnus. „Aber was hat das jetzt mit unserer Situation zu tun?“

Gino antwortet für Sheri: „Sie kann dieses Material in ihrem Materie-Dingsbums herstellen. Das wolltest du doch damit sagen, oder?“

„Jap!“, stimmt Sheri zu.

„Was, echt? Krass!“, sagt Magnus.

„Gebt mir eine halbe Stunde und ich stelle uns etwas nettes her.“

Gino spielt in der Zwischenzeit weiter mit seinem neuen Freund und Magnus übt Flugmanöver auf dem Rücken des weißen Drachen. Sheri arbeitet unter Hochdruck.

Als Gino und Magnus 29 Minuten später das Ergebnis von Sheris Tüftelei zu Gesicht bekommen, fallen ihnen beinahe die Augen aus dem Kopf. Sheri hat jedem eine Rüstung aus knallrosanem Kristall kreiert. Sogar an den Drachen und die zwei Greife hat Sheri gedacht. Die Rüstung passt wie angegossen, ist äußerst hart und extrem leicht. In Magnus‘ Brustpanzer hat Sheri den Schild von Temez integriert.

„Damit müsste sich deine Magie besser bündeln lassen“, meint sie.

Beim Anlegen der Rüstung spürt Magnus die Macht des Schilds sofort. Zwischen seinem Stab und dem Schild stellt sich eine Verbindung her, durch die ein unsichtbarer Strom fließt.

„So können wir Pastell und seine Schergen schlagen!“, sagt Magnus. Der Drache legt seinen Kopf auf den Boden, um Magnus aufsteigen zu lassen. Gino knuddelt das Drachenbaby ein letztes Mal und lässt ihm ein Knäuel Gummiwürmer da, dann ruft er seine Greife zu sich, hilft ihnen dabei, ihre Rüstungen anzulegen, und Sheri beim Aufsteigen auf ihr Flugtier. DAISY lassen sie hier. Sie muss ihre Batterien laden. Außerdem kann der kleine Drache Gesellschaft gebrauchen. So wird ihm schon nicht langweilig.

„Zeig uns den Weg!“, sagt Magnus zum Drachen. Die drei Freunde winken dem Baby von hoch oben ein letztes Mal zu. Dann machen sie sich auf den Weg zum Schloss von Lorisland.

18

Magnus und der Drache nähern sich dem Schloss von Lorisland im Tarnflug und ziehen dabei Kreise. Als er zu seinen Freunden zurückkehrt, hat er schlechte Neuigkeiten.

„Von den Waffen, die sie auf dem Hof gelagert haben, fehlt jede Spur“, sagt der Zauberer. „Überhaupt wirkt das ganze Schloss wie ausgestorben. Glaubt ihr, dass sie die Waffen in Sicherheit gebracht haben?“

„Könnte eine weitere Falle sein“, meint Sheri.

„Kannst du mit deinen Geräten die Umgebung nicht nach Feinden absuchen?“, fragt Gino.

„Ja, mit DAISY vielleicht. Aber selbst sie hätte mit einem derart großen Areal Probleme. Ich fürchte, dieses Mal sind wir auf uns allein gestellt.“

„Na ja, nicht ganz“, sagt Gino und zeigt verwegen seine Trillerpfeife.

„Also, was meint ihr, sollen wir landen?“, fragt Magnus.

„Du reitest auf dem Drachen, auf den sie es abgesehen haben. Außerdem bist du im Besitz des Schilds von Temez. Ich gehe davon aus, dass sie sich erst einmal anhören müssen, was du zu sagen hast. Notfalls machen wir eine Kehrtwende und sortieren uns neu“, meint Sheri.

„Also, wie lautet der Plan?“, fragt Gino.

„Wir stürmen das Schloss!“, sagt Magnus.

Und genau das tun sie.

Magnus springt aus fünf Metern Höhe vom Rücken des Drachen und landet wie ein Komet im Hof der Lorisländer Ritter. Dank der Rüstung, die die Energie des Aufpralls schluckt, bleibt Magnus unverletzt.

„Cooles Ding!“, sagt er. Gino und Sheri sind da etwas zurückhaltender. Sie lassen sich von ihren Greifen bis zum Boden bringen und steigen dann vorsichtig ab.

„Es war nicht sehr klug von euch zu kommen“, sagt Pastell, der aus dem Schatten eines großen Tors auf die Drei zukommt. Hamlet ist bei ihm. Er schlottert. Ein dicker Tropfen Nasensekret hängt an seinem Rüssel. Das Meerschwein muss sich durch Magnus‘ Eiszauber erkältet haben. „Gib‘ mir den Schild, und ich vergesse, dass du uns an der Nase herumgeführt und mit dem Drachen gemeinsame Sache gemacht hast.“

„Wenn hier jemand jemanden an der Nase herumgeführt hat, dann doch ganz sicher du!“, erwidert Magnus. „Den Drachen bekommt ihr nicht. Keine Chance!“

„Große Worte für einen kleinen Bengel.“

Aus dem Ost-, West- und Südtor drängen Lorisländer Soldaten. Die meisten haben ein Meerschwein bei sich. Viele davon tragen aus Drachenknochen gefertigte Waffen. Der schwarze Stein, der in jede von ihnen eingelassen ist, leuchtet purpurn. „Du bist umzingelt, Kleiner! Rück den Schild raus!“

„Wo ist dieser Purpurmantel?“, will Magnus wissen. „Gehört er zu—“ Magnus zwingt sich, dieses Mal den richtigen Namen zu benutzen. „Purpura Effodiant Corgi?“ Na ja, fast. Corgi ist eine Hunderasse. „Wisst ihr eigentlich, dass es dieser Verein auf magische Artefakte wie den Schild von Temez abgesehen haben?“

„Da hast du Recht!“, sagt eine Gestalt, die wie aus dem Nichts erscheint. „Der König von Lorisland hat mir den Schild im Gegenzug für meine Unterstützung versprochen. Mit meiner Hilfe wird Lorisland in ein neues Zeitalter katapultiert!“

Der Purpurmantel hebt eine Hand. Magnus spürt wie ein magnetischer Sog den Schild in seiner Rüstung erfasst. Aber nicht nur das – sein Zauberstab wird ebenfalls von der Hand des Raben angezogen. Magnus widersetzt sich mit Mühe der Krafteinwirkung.

Plötzlich zerteilt eine Schneise heißen Feuers das Feld. Der Sog auf den Schild lässt schlagartig nach.

„Verflucht!“, zischt der Purpurmantel. „Kümmert euch zuerst um den Drachen! Anschließend nehmen wir uns den Bengel und seine Freunde vor!“

Hokus Krösus!“, ruft Magnus aus voller Kehle. Ein gigantischer lila Blitz schießt aus dem wolkenlosen Nachthimmel. Magna Vis steckt in diesem Zauber. Der Blitz trifft den Purpurmantel an der Schulter. Er lässt einen schmerzverzerrten Schrei los, doch bis auf ein bisschen brennenden Stoff scheint der Zauber dem Raben nicht geschadet zu haben.

„GREIFT AN!“, brüllt Pastell und mobilisiert damit den Rest seiner Truppen. Sie versuchen, die drei Freunde in einen Kreis einzuschließen, bevor sie – bewaffnet mit Kristallschilden – näherkommen.

Die Greife schießen immer wieder aus dem Himmel und stibitzen Pastells Männern Waffen oder Helme. Die Soldaten mit den Drachenknochen-Waffen halten strategisch Abstand.

Hamlet drängt sich durch die Schilde der Ritter. Es ist klar, dass er es auf Magnus abgesehen hat. Das Meerschwein zieht seine Nase hoch, bläht sich dabei auf wie ein Kugelfisch und feuert ein Schnodder-Projektil direkt auf den Zauberer. Magnus duckt sich im letzten Moment weg, so dass das Geschoss einen Ritter trifft, der hinter ihm steht. Sofort beginnt die Nase des Ritters zu laufen und er schießt eine Niessalve nach der anderen ab.

„Hast du etwa die Schweinegrippe?“, fragt Magnus entsetzt.

Auf den schwarzen Zinnen der hohen Mauern erscheint jemand Neues.

„Schnappt sie euch, meine Kleinen!“, ruft die grausame Prinzessin von Lorisland. Mit ihren blonden Locken, den blauen Augen, dem rosa Rüschenkleid und dem goldenen Krönchen wirkt sie wie ein Unschuldsengel. Ihr bösartiges Lächeln spricht jedoch eine andere Sprache. Über die hohen Mauern kriechen riesige grüne Schnecken mit roten Häusern und leuchtenden Augen.

„Kein Problem!“, ruft Gino und zückt seine Trillerpfeife. Bevor er in die Öffnung pusten kann, trifft ihn Schleimball einer der gigantischen Schnecken. Gino schüttelt ihn sich angeekelt vom Körper. In seiner Igelfrisur bleibt er allerdings kleben. Gino trällert los.

Lange Sekunden geschieht nichts. Dann erscheint ein riesiger Vogel am Himmel, der wie eine Mischung aus einer Taube und einem Pfau mit blau schillernden Federn aussieht. Die Augen des Vogels leuchten rotebeeterot. „Schau zu, dass du den Tierchen nicht weh tust!“, sagt Gino dem Vogel. „Auch, wenn sie ganz schön dreist sind.“

Der Riesenpfau pickt mit seinem goldenen Schnabel nach den Schnecken. Aufgeschreckt ziehen sich die meisten in ihr Schneckenhaus zurück.

An anderer Stelle stürmt Pastell auf Magnus zu. Hamlet ist an seiner Seite und bläht sich auf, um ein weiteres Schnodder-Projektil auf ihn zu feuern. Pastell hebt sein Kristallschwert über den Kopf und macht sich bereit, zuzuschlagen, als Sheri dazwischen geht und seine Attacke mit einem von ihr geschaffenen, ebenso hartem Schild blockt.

„Aus dem Weg!“, brüllt er Sheri an.

„An mir kommst du nicht vorbei!“, gibt sie zurück. Sie schlägt mit etwas zu, dass man als Hammer bezeichnen könnte. Zwischen Stiel und Kopf des Hammers befindet sich eine Apparatur, die aus einer Kette und einer großen Anzahl mechanischer Federn besteht.

„Was willst du kleines Gör schon gegen einen Ritter von Lorisland ausrichten?“, schreit Pastell sie an, als Sheri den Hammer über ihren Kopf schwingt.

Pastell versucht, Sheris Attacke mit seinem Schild abzuwehren, doch kurz bevor der Hammer auf den Schild schlägt, verstärkt sich die Wucht des Schlags. Sheri trifft Pastell mittig am Helm.

„Du magst mir körperlich überlegen sein, aber die Macht der Physik ist auf meiner Seite! Dieser Hammer multipliziert meine Kraft! Die Hebel in seinem Innern sind präzise aufeinander abgestimmt. Dagegen kommst du nicht an!“

Das hält Hamlet nicht davon ab, weiter zu attackieren. Er niest und schleudert Sheri einen Schnodderball entgegen. Sheri wehrt ihn mit ihrem Hammer ab, als wäre er ein Baseball-Schläger. Und wieder trifft das Projektil einen von Pastells Männern. Sofort geht der Soldat mit grippeähnlichen Symptomen zu Boden.

„Hier, fang!“, ruft Gino Sheri zu. Er geht nun auf dem Rücken des Riesenpfaus gegen die Prinzessin von Lorisland vor. Auch sie hat ein Talent im Tiere-Bändigen. Ein Dutzend Löwen-Ziege-Skorpion-Mischwesen mit lila leuchtenden Augen haben den Weg auf das Schlachtfeld gefunden und gehorchen den Befehlen der Prinzessin. Die Greife können sie momentan noch mit Hieben aus der Luft im Zaum halten.

Sheri nimmt eine Hand von ihrem Hammer, um zu fangen, was Gino ihr zuwirft. Es ist eine rosa Kugel mit Zuckerüberzug, so groß wie eine Faust.

„Fütter das Hamlet!“, ruft Gino ihr zu. Sheri wirft die Kugel kurzerhand in die Luft und führt in ihrem Kopf eine Reihe unheimlich komplexer Berechnungen durch. Anschließend drischt sie mit voller Kraft des Hammers auf die Zuckerkugel ein und feuert sie damit direkt in Hamlets Rachen.

„Volltreffer!“, jubelt Sheri. Hamlet ist zuerst tief schockiert, dann angenehm überrascht vom Geschmack des Zuckerballs. Er kaut und kaut. Dabei bewegen sich seine Kiefer mit jedem Biss langsamer auseinander, bis das Schwein sie gar nicht mehr aufbekommt. Der Zuckerball ist Kaugummi gewesen. Mit jedem Nieser bläht sich Hamlet nun mehr auf. Bis er so voll mit Luft ist, dass er abhebt und in den Himmel steigt.

Pastell hat Angst um sein Meerschwein. Er lässt Sheri hinter sich, taucht in die Reihen seiner Männer ein, nur, um dann mit Flügeln aus Drachenknochen zurückzukommen. Er holt seinen Freund aus der Luft, steigt auf seinen Rücken und schießt von oben wahllos schwarze Laserstrahlen auf die Leute am Boden. Dabei ist es ihm egal, ob er Freund oder Feind trifft. Sheri kann das nicht mitansehen. Sie pfeift einen Greif zu sich und versucht, Pastell einzuholen. Während sie dem Ritter hinterherjagt, weicht sie unentwegt Laserschüssen aus. Doch so hält sie zumindest Magnus den Rücken frei, der sich jetzt mit dem Purpurmantel duelliert. Es ist ein Kampf der Zauberstäbe. Der Purpurmantel verschießt einen dunkelgrünen Fluch nach dem anderen. Magnus hat Schwierigkeiten auszuweichen, doch Treffer, denen er nicht ausweichen kann, werden von Sheris Kristallrüstung reflektiert. Die Rüstung kommt langsam an seine Grenzen. An den Schultern ist sie schwarz verfärbt und heiß.

Hokus Kröte!“, ruft Magnus und versucht, den Purpurmantel damit in eine Amphibie zu verwandeln. Der Zauber prallt an einem unsichtbaren Schild ab und trifft erneut einen von Pastells Männern.

„Verdammt, so wird das nichts!“, zischt Magnus. „Alle meine Zauber prallen einfach ab!“

„Hast du nicht mehr drauf?“, lacht der Purpurmantel. „So jemand wie du schimpft sich also Zauberer?“

„Dir werd ich’s schon zeigen!“, knurrt Magnus.

Er bekommt Unterstützung aus der Luft. Der Drache feuert heiße Feuerbälle auf den purpurnen Magier, doch auch sie dringen nicht durch die unsichtbare Barriere.

„Warte, das ist die Lösung!“, japst Magnus. Er hat einen Geistesblitz. „Ich muss das testen!“ Magnus richtet seinen Zauberstab auf sich, fügt seinem Zauber etwas Magna Vis hinzu und feuert einen Hokus Krokus direkt auf sich selbst. Ein Blitz fährt vom Himmel herab und schlägt in seine Rüstung ein. Magnus lässt es geschehen.

Der Zauber schadet ihm nicht. Stattdessen absorbiert Magnus die Energie des Blitzes, und der Diamant im Schild von Temez blinkt grün. Eine Vibration geht durch seinen Körper.

„HEY, DRACHE, SPUCK EINEN FEUERBALL AUF MICH!“, schreit Magnus in den Himmel. Der Drache sieht seinen neuen Freund mit großen Augen an. Er zieht eine schuppige Augenbraue nach oben und zuckt dann die Schultern. Er spuckt ein flammendes Geschoss auf seinen Freund.

„Vielleicht war das zu viel des Guten!“, denkt Magnus, als die Hitze des Feuerballs schon aus zehn Metern Entfernung die Haut in seinem Gesicht spannt. Er spielt noch mit dem Gedanken, auszuweichen, da schließt ihn der Feuerball bereits in heiße Flammen ein.

„Lass das gutgehen!“, betet Magnus. Er konzentriert sich auf seinen Zauberstab. Zapft seine Macht an. Und schluckt die Flammen.

Der Schild von Temez leuchtet grell. Magnus‘ Zauberstab strahlt wie heißes Eisen.

„Heiliger Strohsack, es hat funktioniert!“

Plötzlich herrscht Stille auf dem Schlachtfeld. Sämtliche Augen sind auf Magnus gerichtet. Er leuchtet so hell, dass man kaum schafft, hinzusehen.

„Das Spiel ist vorbei!“, sagt Magnus, richtet seinen Zauberstab auf den Purpurmantel und ruft: „Hokus Phönix!“

Aus der Spitze von Magnus Zauberstab kommt ein Wesen aus schillernden Flammen. Es kreischt wie ein Adler, schwingt sich in die Luft und stürzt dann auf den Purpurmantel. Der Phönix hüllt den Magier mit seinem Körper vollständig ein und flammt auf.

Der Purpurmantel versucht, dem Phönix mit seiner Barriere standzuhalten, doch sie bricht nach nur wenigen Sekunden ein. Die Flammen fressen am Mantel des Zauberers.

Der Purpurmantel stößt ein furchtbares Geheul aus, das einem durch Mark und Bein geht und das ganz und gar nicht menschlich klingt. Schwarzer dicker Qualm steigt aus der Robe und verschwindet mit einem Knall, der den Rest der Phönixflammen mit einem Schlag löscht.

Ein Ruck geht durch die Reihen Lorisländer Krieger. Aus ihren Mündern kommt derselbe dicke Qualm, der sich mit lauten Donnerschlägen in nichts auflöst. Die leuchtenden Augen der Soldaten bekommen eine andere Farbe. Sie lassen ihre Waffen fallen und sehen sich entgeistert um.

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9783742770035
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