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Magnus, Sheri und Gino schleichen – angeführt von Roboterhund DAISY – durch den Dickicht. Ritter Pastell und Meerschwein Hamlet machen den Abschluss und sorgen für Schutz.

Hunderte bunt leuchtender Augenpaare beobachten die Sechs und verfolgen jeden ihrer Schritte. Dazu kommen das ständige Rascheln und die schaurigen Rufe fremder Tiere.

„Kein Grund zur Sorge“, hatte Pastell versucht, die drei Freunde zu beruhigen, als sie das erste Augenpaar in der Dunkelheit haben aufblitzen sehen. „Solange ich oder Hamlet bei euch sind, wird euch keines der Tiere etwas anhaben wollen.“

Bleibt nur zu hoffen, dass Pastell die Wahrheit sagt.

Während Sheri darauf fixiert ist, DAISY zu folgen und Magnus, nicht in Sheri hineinzulaufen, genießt Gino die mitternächtliche Wanderung durch den Dschungel. Er hat sich den petrolgrünen Juwel-Schlegel auf die Schulter gesetzt und zeigt ihm jetzt seine alte Heimat.

„Ob wir wohl einen deiner Vorfahren treffen?“, meint Gino zu seiner Schnecke. Sie trägt den Namen Ernesto.

„Die Prinzessin von Lorisland hält die gleiche Gattung als Haustier“, sagt Pastell. „Ihre Exemplare reichen allerdings bis zu den Burgzinnen und sind auch um ein Vielfaches… ich nenne es mal verspielter.“

„Die Spuren werden frischer“, unterbricht Sheri. Zu Magnus und Gino sagt sie: „Außerdem empfange ich nun endlich die Signatur meines Materiegenerators und ein Signal, das definitiv vom Edelkern aus der Schule stammt. Die Sendequellen überlappen sich nicht – was bedeutet, dass der Drache noch nicht in sein Versteck zurückgekehrt ist. Das, oder, dass er zu einem ganz anderen Ort unterwegs ist.“

„Einem Vulkan vielleicht?“, schießt es Magnus in den Kopf.

„Ich bekomme noch keine genauen Koordinaten rein, aber eines kann ich sagen: der Drache befindet sich knapp einen Kilometer nördlich von uns. Wenn wir uns beeilen, können wir ihn noch einholen.“

„Gegen Sheris Waffen hast du leider keine Chance, kleiner Drache…“, denkt Magnus traurig.

„Der Drache befindet sich einen Kilometer nördlich von hier, hast du gesagt?“, fragt Pastell.

„Ja, wieso?“

„Dort beginnt die verbotene Zone.“

„Verbotene Zone?“, tönen die drei im Chor.

„Dort hat vor 20 000 Jahren ein Krieg stattgefunden. Eine böse Macht ist mit einem Meteor auf die Erde gestürzt. Die zahmen Tiere von Lorisland haben sich in scheußliche Bestien verwandelt. Nur mit einer hochgefährlichen Waffe ist es den Altlorisländern gelungen, die Monster zu besiegen. Der Boden, auf dem diese letzte Schlacht stattgefunden hat, ist noch heute verseucht. Es ist viel zu gefährlich, sich an diesem Ort aufzuhalten!“

„Was hat der Drache dort verloren?“, fragt Magnus.

„Das hat nichts gutes zu bedeuten“, meint Sheri.

„Der Drache hat den Edelkern sicher verloren und hat dann Kehrt gemacht“, versucht Gino die anderen zu beruhigen. Damit scheitert er.

Sie kommen zu einem fünf Meter hohen Zaun aus blau leuchtendem Draht. Dahinter liegt eine trockene zerklüftete Wüstenlandschaft. Es sieht aus wie auf einem fremden Planeten. An manchen Stellen sind am Zaum Schilder angebracht. Magnus und die anderen können die geheimnisvolle Schrift darauf nicht lesen, deswegen übersetzt Pastell für sie.

„Betreten strengstens untersagt!“, steht da geschrieben. „Personen, die dieses Gelände unbefugt betreten, haben mit schweren Strafen zu rechnen!“

„Das ist sie, oder? Die verbotene Zone?“, fragt Magnus.

„Ja“, antwortet Pastell.

„Ich messe hier Spuren von Siliciumcarbid in der Erde. Außerdem eine exorbitant hohe Konzentration von Iridium“, sagt Sheri.

Magnus erinnert sich.

„Ist das nicht eines dieser präsolaren Mineralien? Hat das nicht Herr Samson in seinem Unterricht erwähnt?“

Sheri zieht ihre Mundwinkel beeindruckt nach unten.

„Nicht schlecht, Herr Specht!“, sagt sie. „Ja, du hast Recht. Siliciumcarbid gehört zu den ältesten chemischen Verbindungen in unserem Sonnensystem. Zusammen mit dem Iridium ist das der Beweis dafür, dass hier vor langer Zeit ein Meteorit eingeschlagen ist.“

„Ja, schön und gut, dass ihr euch über die Zusammensetzung des Bodens unterhaltet, aber ich glaube, wir haben gerade andere Probleme“, meint Gino. Er bezieht sich dabei auf das große, aufgeschmorte, grob drachenförmige Loch im Zaun.

Hamlet quiekt aufgeregt.

„Der Drache ist hier durchgegangen“, sagt Magnus.

„Ja?“, bekräftigt Gino das Offensichtliche.

„Folgen wir ihm?“, wendet sich Magnus an Pastell.

Der Ritter kratzt sich am Kinn. „Das ist sehr gefährlich“, sagt er. „Aber welche Wahl bleibt uns? In der verbotenen Zone ist er mehr oder minder gefangen. Auf der anderen Seite befinden sich hohe Berge. Es ist unwahrscheinlich, dass er über die steilen Abhänge entkommt.“

„Und was ist, wenn er fliegt?“, wirft Gino ein.

„Das ist in der verbotenen Zone zu anstrengend. Der Boden saugt einem förmlich das Leben aus den Knochen“, antwortet Pastell.

„Was sagst du?“, fragt Magnus Sheri, die schon eine ganze Weile auf ihre Uhr starrt. Sie hat DAISY vorausgeschickt, um Untersuchungen durchzuführen. Jetzt wartet sie auf die Ergebnisse.

„Ich nehme noch schwache Spuren erhöhter Radioaktivität wahr. Aber nichts besonders Besorgniserregendes. Pastell hat Recht. Unser kleiner Freund hat das Fliegen aufgegeben. Was bedeutet, dass er sich nicht mehr so schnell fortbewegt. Wenn wir Glück haben und uns beeilen, schaffen wir es vielleicht sogar noch, ihn einzuholen.“

Hinter einem der Hügel blitzt etwas auf. Es leuchtet hellweiß.

„Ist er das?“, fragt Magnus.

„Moment!“, sagt Sheri und tippt in das Display ihrer Uhr. DAISY fährt in einiger Entfernung ihre Dackelaugen aus. Auf Sheris Uhr erscheint ein Bild aus DAISYs Sicht. Es ist herangezoomt und vom Vergrößern unscharf.

Der weiße Drache hinter dem Hügel ist zweifelsfrei zu erkennen.

Er hält den Edelkern triumphierend in der Pranke, macht ein Siegestänzchen und zeigt der Truppe zum Schluss die Mittelklaue.

„Duuuuu!“, knurrt Magnus. Der Drache dreht sich um und stapft davon.

„Los, hinterher!“, ruft Pastell und schreitet voran. Hamlet quiekt und schließt zu DAISY auf. Magnus, Sheri und Gino nehmen zögerlich die Verfolgung auf.

Nach knapp 100 Metern stürzt Gino. Eine Schlange mit purpur leuchtenden Schlitzaugen und einer Haut aus felsenähnlichem Material hat sich um sein rechtes Bein geschlungen.

„AAAAAH!“, schreit er und versucht, sich zu befreien. Ernesto auf seiner Schulter hat sich in sein Schneckenhaus verkrochen. Pastell und Hamlet preschen ungebremst weiter nach vorne.

Magnus und Sheri machen Halt, um ihrem Freund zu helfen.

„Verfolgt den Drachen!“, sagt Gino durch zusammengebissene Zähne. „Ich komm klar. Die kleine Schönheit hier ist zwar ein bisschen stur, aber sie hat auch noch keine Bekanntschaft mit Gino Aldente gemacht!“

„Bist du dir sicher?“, fragt Sheri. Sie kramt in ihrer Tasche nach einem Gerät, mit dem sie Gino aus der Patsche helfen könnte.

„100 pro. Schnappt euch den Drachen, bevor er entwischt oder euch dieser Ritter mit seinem Meerschwein zuvorkommt!“

Gino klatscht Magnus und Sheri ab und kümmert sich im Anschluss um die Felsschlange. Er öffnet seinen Rucksack. Schreckliches Grölen donnert aus dem riesigen Ding.

„Gino schafft das doch, oder?“, fragt Sheri.

„Was glaubst du?“, antwortet Magnus mit einer Gegenfrage.

Pastell und Hamlet haben ihren Vorsprung auf 500 Meter ausgebaut. Magnus und Sheri haben Probleme, in der Steinwüste mitzuhalten. Magnus klettert einen großen Felsblock empor, als er hinter sich Sheri schreien hört.

„Ich stecke fest!“, ruft sie. Magnus weiß im ersten Augenblick nicht, was seine Freundin meint. Sie steht in der Mitte eines glatten Felsen. In alle Richtungen sind gut zwei Meter Platz. Sheri tastet mit den Händen gegen unsichtbare Mauern. Es dauert eine Weile, bis Magnus kapiert, dass Sheri kein Spiel spielt. Sie steckt in einem Gefängnis aus verborgenen Wänden.

„Ich muss eine Falle ausgelöst haben!“, ruft sie ihm zu. Sie tippt Befehle in ihre Uhr. „Sieht aus, als wäre sie technischen Ursprungs. Außerdem ungewöhnlich komplex für das Zeitalter. Gib‘ mir fünf Minuten und ich habe den Mechanismus geknackt.“

DAISY ist bei ihrem Frauchen und bellt ihr von außerhalb des Gefängnisses ermunternd zu. „Sieh du zu, dass du Pastell und Hamlet einholst. Ganz ehrlich, ich traue den beiden nicht. Wenn sie den Drachen erreichen, bevor du es tust, könnte ein Unglück geschehen.“

„Aber ich sollte dir helfen!“, protestiert Magnus.

„Nette Geste, aber ich komme zurecht. Genau wie Gino.“

Magnus wägt seine Optionen ab und entscheidet, dass Sheri Recht hat.

„Halt die Ohren steif!“, ruft Magnus seiner Freundin zu und macht sich alleine auf.

Pastell und Hamlet sehen sich einem dreimannshohen metallischen Exo-Skelett eines Bären mit purpurleuchtenden Plasmakugelaugen gegenüber. Der Kiefer des Bären schnappt aggressiv nach dem Ritter und seinem Meerschwein. Mit seinen riesigen Pranken schlägt er Stein zu Staub. Pastell wehrt die Angriffe des Bären geschickt mit seinem Kristallschwert ab, während Hamlet immer wieder gezielt Wasserstrahlen in das Innere der Maschine schießt. Die beiden sind ein eingespieltes Team.

„Ein kleines Überbleibsel der Alt-Lorisländer“, bringt Pastell heraus, als Magnus sich auf knapp 15 Meter nähert. „Sie haben mit Tieren aus Metall gegen die Monster gekämpft. Dieses Exemplar hat offenbar 20 000 Jahre Winterschlaf gehalten.“

Als der Metallbär Magnus wittert, ruft ihm Pastell zu: „Überlass den uns! Kümmere du dich um den Drachen. Wir hätten ihn fast eingeholt, als uns dieses Monster attackiert hat. Er kann nicht weit sein.“

Dieses Mal bedarf es keiner großen Anstrengung, Magnus zu überzeugen. Er lässt seine letzten Mitstreiter hinter sich und nimmt die steile Route über einen Abhang.

Auf der Kuppe präsentiert sich Magnus eine regelrechte Kraterlandschaft. Die Narben des uralten Kriegs sind noch tausende Jahre später deutlich zu erkennen. In einiger Entfernung sieht Magnus den weißen Drachen. Er hält den Edelkern eng umklammert. Doch im Gegensatz zu vorher wirkt er um ein Vielfaches aufgekratzter. Er macht Schritte, als wäre er mitten in einem Minenfeld.

Magnus hat keine Zeit. Er setzt zum Sprint an und versucht, so schnell wie möglich zum Drachen aufzuholen. Magnus springt über violett leuchtende Kristalle, rostige Überreste hochtechnologischer Waffen und einen schwarzen Totenschädel mit Hörnern. Als der Drache bemerkt, dass Magnus keine Mittel scheut, um ihn zu fangen, wirft er seine Vorsicht über Bord und beginnt ebenfalls wie von der Tarantel gestochen zu rennen. Sein Ziel ist ein Krater, aus dem ein seltsames Leuchten kommt. Obwohl der Abstand von Magnus zum Drachen immer kleiner wird, hält der Letztere daran fest, zu hüpfen statt zu fliegen.

Kurz vor dem Kraterrand stellt Magnus den Drachen. Der Drache steht mit dem Rücken zum riesigen Loch in der Erde.

„Gib‘ mir den Edelkern zurück, oder es setzt was!“, wütet Magnus. Er schnaubt vor Anstrengung. Schweiß steht ihm auf der Stirn. Erst jetzt fällt ihm auf, dass er wehrlos ist. Doch das ist ihm egal. Notfalls benutzt Magnus seine Fäuste.

Der Drache grinst. Er zeigt Magnus die Zunge und zieht sich mit einer scharfen Kralle das Augenlid nach unten. Anschließend erhebt er sich in einem Strudel in die Luft und wirft den Edelkern mit Schmackes in das Zentrum des Kraters.

Magnus trifft seine Entscheidung im Bruchteil einer Sekunde. Er rennt zum Kraterrand, springt hoch und hechtet dem Edelkern hinterher.

Magnus bekommt den Kristall zu fassen.

Und stürzt in die Tiefe.

„Mensch, das war eine echte blöde Idee“, sagt sich der Zauberer und schließt die Augen. Das Licht aus den Tiefen des Kraters brennt auf der Haut. Es ist so hell, dass Magnus die Welt selbst durch geschlossene Lider weiß sieht.

Magnus denkt an seinen Vater. Er wäre sicher gerade stolz auf ihn. Seine Mutter hingegen, würde ihm die Ohren langziehen.

„Um das muss ich mir vielleicht bald keine Gedanken mehr machen.“

Etwas sticht ihn in beide Schultern.

Magnus öffnet die Augen und sieht den weißen Drachen über sich schweben. Er hat Magnus gepackt und trägt ihn durch die Luft. Der Drache grölt Magnus etwas zu. Er klingt ehrlich besorgt. Gar nicht mehr hämisch. Magnus wünscht sich, Gino wäre bei ihm. Er könnte übersetzen.

Der Edelkern in Magnus‘ Händen scheint hell. Von den Rissen in seiner Oberfläche ist nichts mehr zu sehen.

„Du wolltest den Edelkern mit neuer Kraft aufladen“, sagt Magnus und strampelt unbeholfen mit den Füßen. „Wo bringst du mich jetzt hin? HEY!“

Der Drache antwortet mit unverständlichem Gemurmel. Aus dem Tonfall schließt Magnus, dass der Drache nicht vor hat, ihn in einen Vulkan zu werfen. Aus der Luft bietet sich Magnus ein noch besserer Blick auf die zerstörte Landschaft. An manchen Stellen lugen chromglänzende Teile riesiger Maschinen aus der Erde. Sie sind eingerahmt von einer Vielzahl leuchtender Kristalle. Daneben sieht Magnus Spuren, die von gigantischen Bestien zu stammen scheinen. Risse in der Erde wie von Krallen. Löcher wie Fußspuren. Gesprengter Fels wie durch Fäuste bearbeitet.

„Du bist ein ganz schönes Risiko eingegangen, um hierhierzukommen“, sagt Magnus. Magnus sieht Sheri und Gino. Beide konnten sich befreien und winken Magnus nun von der Erde aus zu. Der Ritter hat den mechanischen Bären mit seinem Kristallschwert besiegt. Er und Hamlet sind bei Sheri und Gino. Pastell gibt sich entrüstet.

Von seinem Blickwinkel aus sieht Magnus etwas Erstaunliches. Hinter einer Kuppe haben sich etwa 50 Mann versteckt. Sie sind angezogen wie Pastell, fast alle haben ein Meerschwein dabei.

„Warte mal!“, jappst Magnus. „Das ist ein Hinterhalt!“

Magnus will seinen Freunden zurufen, dass sie rennen sollen – dass Pastell nichts Gutes im Schilde führt, dafür ist er jedoch zu weit weg. Magnus fleht den Drachen an, umzukehren. Doch der Drache weicht nicht von seinem Kurs ab.

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„LASS MICH LOS!“, brüllt Magnus. Der Drache sieht Magnus mit einem Blick an, der sagt: „Ach, wirklich? Das möchtest du also? Mehrere Hundert Meter in den Tod stürzen?“

Das stopft Magnus‘ großes Maul. Der weiße Drache grinst selbstzufrieden (was Magnus auf die Palme treibt) und macht keine Anstalten, umzudrehen.

„Wenn du mich schon nicht zurück zu meinen Freunden bringst, verrate mir zumindest, was Pastell wirklich von dir will! Wieso hat er dich mit einer ganzen Armee verfolgt? Er hat gesagt, du hast diesen magischen Schild gestohlen. Den Schild von Temez.“

Der Drache grölt eine Reihe wehklagender Laute, die – obwohl er nichts versteht – Magnus‘ steinernes Herz erweichen.

„Pastell hat erzählt, dass du mit dem Schild ganz Lorisland vernichten willst.“

Dieser Vorwurf bringt den Drachen in Rage. Er stößt ein wütendes Brüllen aus und lässt aus seinen Nasenlöchern heiße Flammen züngeln. Danach straft er Magnus mit einem strengen Blick.

„Sorry!“, antwortet Magnus. „Aber mir wurde das so erzählt.“

Der Drache setzt zu einem Steilflug an. Er dreht sich ein und wird dabei immer schneller. Magnus wird speiübel. Sein Manöver vollendet der Drache mit einem Salto. Anschließend schleudert er Magnus in die Luft. Der Zauberer macht ein paar Pirouetten, landet zum Schluss aber sicher (dafür hart) auf dem Rücken des Drachen.

„MUSSTE DAS SEIN?“, fragt Magnus und klatscht dem Drachen mit Schmackes auf den Rücken. Der Drache schlägt zwei Mal mit den Flügeln und lacht. Magnus hat plötzlich Schwierigkeiten, dieses Wesen für eine Maschine der Zerstörung zu halten.

Der Drache macht eine Schleife nach rechts und ändert seinen Kurs.

„Wieso fliegst du jetzt woanders hin?“, will Magnus wissen, doch dieses Mal bleibt der Drache dem Zauberer die Antwort schuldig. Nach einer Weile erscheint ein hoher schiefergrauer Turm am Horizont. An seinem Fuß befindet sich ein prächtiges schwarzes Schloss, samt einer von einer Mauer umschlossenen Stadt. Turm, Schloss und Stadt wirken durch und durch altertümlich. Schon aus der Ferne erkennt Magnus das Leuchten der purpurnen Kristalle, die den Boden der verbotenen Zone gespickt haben.

Der Drache bellt. „Da sind wir!“, soll das heißen, oder etwas in diese Richtung.

„Ist das das Schloss von Lorisland?“

Der Drache nickt. Als Nächstes fliegt er hinter eine graue Regenwolke und flattert mit den Flügeln, damit er in der Luft stehen bleibt. Er dreht seinen Kopf zu Magnus und macht mit seinen Pranken eine Geste, als würde er sich den vollen Bauch reiben. Magnus braucht eine Weile, bis er versteht.

„Ah, der Edelkern! Ich soll ihn verstecken?“

Der Drache nickt erneut.

Magnus steckt sich den leuchtenden Kristall unter sein Hemd. Vom grellen Schein des Edelkerns ist (beinahe) nichts mehr zu sehen. Der Drache grinst.

Sein Schuppenkleid schimmert plötzlich bläulich. Das Schimmern springt auf Magnus über und bereitet ihm einen weiteren Schreckmoment. Er sieht seine Knochen in den Armen und Beinen. Seine Kleidung, seine Haut und Muskeln werden unsichtbar. Zum Schluss auch seine Knochen. Vom Drachen ist bald ebenfalls nichts mehr zu sehen.

„Das ist ja viel besser als Sheris Invisi-MAX!“, staunt Magnus. Der Drache gackert vergnügt.

Magnus und der Drache nähern sich dem Schloss von Lorisland. Schon aus einiger Entfernung erkennt Magnus die Schnecken, von denen Pastell gesprochen hat. Haushohe giftgrüne Tiere mit grellgelbleuchtenden Stielaugen. Sie sind in einen Käfig aus schweren Holzstämmen gepfercht. Insgesamt sind es knapp zwanzig Stück. Die Hälfte hat sich in ihr rotes Schneckenhaus zurückgezogen. Das mag an dem Salz liegen, mit dem ihre Häuser eingerieben sind. Die Tiere, die sich nicht verkrochen haben, geben ein unangenehmes Geräusch von sich. Zu ihren Füßen stehen zahlreiche Lorisländer Soldaten mit schweren Peitschen, die den Schnecken Kommandos zurufen. Von einer Burgzinne aus beobachtet eine Frau in einem rosa Rüschen-Kleid das Geschehen. Sie trägt eine goldene Krone, die mit einer Vielzahl Diamanten besetzt ist.

„Ist das die Prinzessin von Lorisland?“, fragt Magnus. Der Drache antwortet mit einem fast schon menschlichem „Mhm!“

„Aber sie quält die Schnecken“, sagt Magnus. „Es sieht so aus, als würden die Soldaten sie für eine Art Angriff trainieren!“

Der Drache stimmt erneut zu.

„Die Prinzessin…“, beginnt Magnus. „Sie wirkt… grausam!“

Dieses Mal antwortet der Drache nicht. Stattdessen dreht er ab und fliegt mit Magnus in eine andere Richtung. Bald schweben sie über einem schwarzen Platz, der zu den Seiten mit allen möglichen Waffen dekoriert ist. Soldaten haben sich in Reihen postiert und trainieren. Magnus‘ Aufmerksamkeit fällt auf einen kleinen Kreis aus drei Personen. Eine davon ist zweifelsohne der König vor Lorisland. Ein stämmiger Mann mit grauem Rauschebart, der eine größere Krone trägt als seine Tochter und in königlich-roten Brokat gekleidet ist. Neben ihm steht eine Art Offizier. Die dritte Person ist vermutlich ein Mann. Er ist in eine purpurne Robe gehüllt, auf der deutlich ein Rabe zu sehen ist.

„Warte mal: Ist dieser Typ tatsächlich von Purpur Fondant Korfu?“, fragt Magnus entsetzt. „KOZAK HATTE RECHT?“

Die drei Personen inspizieren etwas, das aussieht wie Knochen-Waffen. Schwerter, Speere, Pfeil und Bogen, Äxte. Jedem dieser unheimlichen Gegenstände haftet ein seltsames Leuchten an. Und in jeden ist ein schwarzer Edelstein eingelassen. Magnus glaubt, auf den Edelsteinen ebenfalls das Emblem des Raben zu erkennen.

Der König vor Lorisland scheint zufrieden zu sein. Sein Offizier schwingt eines der Schwerter durch die Luft. Selbst aus hundert Metern Entfernung spürt Magnus ihre magische Kraft.

„Sind… sind diese Waffen aus Drachenknochen gefertigt?“, fragt Magnus. Der weiße Drache wimmert. „Wollte dich Pastell deswegen fangen – um aus dir weitere Waffen zu machen?“

Der Drache heult erneut.

In Magnus lodert Zorn auf. Gleichzeitig schämt er sich. Fast hätte er sich überreden lassen, Pastell bei seinem Plan zu unterstützen. Immer mehr wird Magnus klar, dass in Lorisland etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

„Diesen magischen Schild, den du gestohlen hast – sie brauchen ihn, stimmt’s? Es ist eine genauso mächtige Waffe wie die da unten.“

Der Drache gurrt wie eine Taube.

„Danke, dass du mir das gezeigt hast“, sagt Magnus. Er macht sich plötzlich große Sorgen um seine Freunde. Dann versichert er sich: „Sie sind tough genug, um sich gegen Pastell und sein Meerschwein zu behaupten, sollten sie ihnen krumm kommen. Außerdem haben Gino und Sheri für Pastell noch einen Nutzen.“

„Kannst du mich zu meinen Freunden bringen? Wir können dir bestimmt helfen“, sagt Magnus.

Dieses Mal versteht Magnus den Drachen ohne Probleme: „Keine gute Idee. Zu gefährlich!“

Der Drache dreht erneut ab.

„DA IST ER!“, brüllt jemand vom Boden aus. Es ist die Gestalt in der purpurnen Robe. „DER DRACHE! ER TARNT SICH!“

Die königliche Garde sucht den Himmel mit Adleraugen ab. Kurz darauf sausen purpurne Energiestrahlen an Magnus‘ Ohren vorbei. Sie stammen von den Bögen aus Drachenknochen. Die eingelassenen schwarzen Steine leuchten unheilvoll.

„SCHNELL, FLIEG LOS!“, ruft Magnus dem Drachen zu. Der Drache seufzt, als würde er sagen wollen: „Hab’s kapiert!“. Er fliegt eine Spirale und dann im Zickzack gen Westen in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Nach einiger Zeit gibt der Drache seine Tarnung auf. Die Soldaten und ihre Waffen liegen weit hinter ihnen.

238,44 ₽
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382 стр. 5 иллюстраций
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9783742770035
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