Читать книгу: «Dringende Hilfe», страница 3

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Er konnte ein Lächeln in ihrer Stimme hören, als sie wieder sprach. „Das hätte Byron gefallen. Hätte er es gewusst, hätte er dich ermutigt, deiner ersten Liebe zu folgen.“

„Genau deshalb wusste er es nicht.“

Sie lachte. „Ja, er konnte ein bisschen aufdringlich sein.“

Trent hatte Helen nur deshalb von seiner Vergangenheit mit Xavier erzählt, weil er wollte, dass sie verstand, warum er in einer so schwierigen Zeit wegging. Sie war bemerkenswert unterstützend gewesen, wenn man bedachte, dass sie um ihren Mann trauerte und mit zwei schwer erschütterten Kindern umgehen musste.

„Wie ist es, nicht mehr im OP zu sein?“, fragte sie nach einer Minute.

„Ehrlich? Irgendwie ist es toll. Ich bekomme meine Patienten zu sehen, wenn sie bei Bewusstsein sind“, scherzte er. „Es hat sich herausgestellt, dass es echte Menschen sind, stell dir das vor.“

Tatsächlich vermisste er den OP, aber das würde er Helen nicht sagen. Vor allem vermisste er das Gefühl, etwas reparieren zu können. Jetzt verlangte sein Job, dass er Probleme diagnostizierte. Das war auch wichtig, aber Chirurgie war aktiver. Außerdem fehlte ihm das Gefühl von Stolz und Macht, das sie ihm verliehen hatte. Obwohl er sich nicht sicher war, ob das so gut für ihn gewesen war. Es war dieses Bedürfnis, sich zu beweisen, das ihn dazu gebracht hatte, seinen Ehrgeiz über alles zu stellen, sogar über sein eigenes Glück.

Er hatte sich betrogen gefühlt, als Xavier ihre Pläne eines gemeinsamen Studiums aufgab, weil seine Familie ihn brauchte. Nun sah er, dass Xavier geerdet und in einer Weise mit dem Leben verbunden war, die Trent nie erfahren hatte.

„Du sagst mir, wenn du etwas brauchst?“, fragte er Helen.

„Das werde ich. Es hilft mir schon, nur mit dir zu reden und zu wissen, dass du ihn auch vermisst.“

„Er hat dich geliebt“, sagte Trent. „Das weiß ich.“

„Es ist nur schwer. Ich schwanke zwischen Trauer und Zorn. Wie konnte er uns nur so im Stich lassen, Trent? Wie konnte er das den Kindern antun?“

„Ich weiß es nicht“, gab Trent zu. „Ich wünschte, ich hätte die Anzeichen gesehen.“

Sie lachte bitter. „Ich bin seine Frau und ich habe die Anzeichen nicht gesehen. Mach dir keine Vorwürfe. Er hat offenbar viele seiner Gefühle verborgen.“

Sie hatten diese Unterhaltung schon oft geführt, als sie versucht hatten zu verstehen, wie Byron an diesen Punkt kommen konnte, ohne dass sie es bemerkt hatten.

„Ich versuche mir nicht die Schuld daran zu geben, wenn du es auch versuchst“, sagte Helen.

„Abgemacht.“

Lange, nachdem sie das Gespräch beendet hatten, starrte Trent noch immer auf den stummen Fernseher. In vielerlei Hinsicht hatten seine und Byrons Situation nichts gemeinsam. Und doch hatte der Tod seines Freundes Trent zutiefst erschüttert. Er hatte zusammen mit seinem Gott-Komplex offenbar ein Allmächtigkeitsgefühl entwickelt. Was der Grund dafür war, warum er in Ashe nicht als Chirurg, sondern als Allgemeinmediziner in der neuen Poliklinik angefangen hatte.

Die Chirurgie machte ihn süchtig. Er fühlte sich wie ein Gott, wenn ein Leben rettete. Er fühlte sich wie ein Rockstar, wenn die Angehörigen seiner Patienten ihn mit Lob überschütteten. Aber es nagte auch an ihm und fraß all seine Energie auf.

Obwohl Byron nicht etwa einem Unfall zum Opfer gefallen war, sondern sich das Leben genommen hatte, war Trent plötzlich überzeugt, dass ihm die Zeit davonlief. Er wollte mehr als eine erfolgreiche Karriere und das Lob von Fremden.

Er wollte jemanden, der ihn so sehr liebte, wie Helen Byron geliebt hatte.

Kapitel 4

Dezember

Xavier rauchte vor dem Klinikeingang gerade seine dritte Zigarette, als Trent auf dem Weg hinein stehen blieb und zweimal hinschaute.

Es war halb acht und die gesamte Belegschaft war gebeten worden, morgens zu einer Besprechung zu kommen, bevor die Klinik öffnete. Zum Glück wurde Xavier in seinem Gärtnerjob nicht gebraucht. Zu seiner Erleichterung gab es im Winter weniger Arbeit, aber außerhalb der Saison bot die Firma Schneeräumung und Aufräumarbeiten nach Stürmen an.

„Was zum Teufel soll das, Xavier? Dein Vater ist an Krebs gestorben.“

Es ärgerte Xavier, dass Trent so viel von seiner Vergangenheit wusste. Er hob die Zigarette, nahm gemächlich einen Zug und blies den Rauch durch den Mundwinkel aus. „Du weißt, dass er den Krebs nicht vom Rauchen hatte.“

„Okay. Du bist ein Mitarbeiter des Gesundheitswesens und stehst vor einer Klinik. Wie wäre es damit? Du siehst aus wie eine lebende Zigarettenwerbung.“

Xavier rauchte nicht immer und war nur mehr selten der Kettenraucher von früher. Er hatte etwas gebraucht, um seine Nerven zu beruhigen, bevor er seinem Ex in der Klinik wieder begegnete. Seit Trent ihn in dem Waschraum angebaggert und Xavier die leere Drohung in den Raum gestellt hatte, er würde sich beschweren, war Trent weitgehend auf Distanz geblieben. Wann immer sie miteinander zu tun hatten, war die Atmosphäre ziemlich frostig gewesen.

Das machte es auch nicht gerade leichter, ihn zu sehen. Wenn überhaupt, dann trug die Spannung zwischen ihnen höchstens zu seinem Stress bei. Er fühlte sich mies, weil er Trents Karriere bedroht hatte. Er wusste, dass der Freund eines Mitbewohners, Doktor Paul Johnston, durch die Hölle gegangen war, als man ihn wegen einer laufenden Untersuchung beurlaubt hatte. Das hatte ihn überhaupt erst auf die Idee gebracht. Aber es war gemein gewesen, es zu sagen. Besonders, weil die Erinnerung an Trents Kuss immer noch manchmal ein prickelndes Gefühl in ihm auslöste. Wie jetzt zum Beispiel.

Er sah Trent ein wenig zu lange an und seine Gedanken schweiften ab. Vielleicht hätte ich einfach mit ihm ficken und es damit abschließen sollen.

„Xav?“

Nur Trent benutzte diese Kurzform seines Namens. Die meisten Leute nannten ihn Xavier, ein paar enge Freunde X. Aber Xav sagte nur Trent und es von ihm zu hören, wärmte ihn von innen und löste gleichzeitig Panik aus. Er konnte Trent nicht erlauben, seine magische Wirkung auf ihn zu entfalten.

Er ließ die Kippe fallen, trat sie aus, hob sie auf und trug sie zum nächsten Mülleimer.

Trent verfolgte jede seiner Bewegungen.

„Jetzt zufrieden, Doktor?“, fragte er und klang wesentlich sarkastischer, als er sonst je mit einem Arzt gesprochen hätte. Er war immer noch Student und seine berufliche Zukunft lag in den Händen der Leute, die ihn für einen Job empfehlen konnten. Gewöhnlich erinnerte er sich daran und verhielt sich entsprechend.

„Danke“, sagte Trent. „Wann hast du dir denn dieses grausige Laster angewöhnt? In der Schule hast du nicht geraucht.“

„Muss ungefähr zu der Zeit gewesen sein, als du mir gesagt hast, dass ich es nie zu was bringen werde“, erwiderte Xavier.

Trent zuckte zusammen. „Ich schätze, das habe ich verdient.“

„Ich gehe besser rein.“

„Xavier, bitte. Können wir wenigstens normal miteinander reden? Wir arbeiten zusammen.“

Autsch. Trent spielte die Professionalitätskarte aus. Das konnte Xavier schlecht ignorieren. Ihm war durchaus bewusst, dass er Trent respektlos behandelt hatte. Er blieb stehen. „Es tut mir leid. Ich war unhöflich. Ich werde hier draußen nicht mehr rauchen.“

„Das weiß ich zu schätzen. Denkst du, wir könnten einander vielleicht in der Aula grüßen? Oder ein bisschen Smalltalk machen, wenn wir uns draußen über den Weg laufen? Ich kann über das Wetter, Golf und schlechte Realityshows im Fernsehen reden, denn viel mehr habe ich im Moment nicht.“

Xavier grinste trotz der Alarmglocken, die in seinem Kopf schrillten. Warnung, Warnung, Objekte sind möglicherweise näher, als es scheint …

„Wetter ist ein Klassiker. Ich kann dir zum Beispiel sagen, dass es hier draußen eiskalt ist. Deshalb gehe ich jetzt rein.“

Trent griff nach der Tür. „Nach dir.“

Xavier warf ihm einen Seitenblick zu. „Da sage noch einer, es gäbe keine Kavaliere mehr.“

Trent lächelte, aber er sah ein wenig verlegen aus. „Das hat nichts zu bedeuten.“

Die verdammte Drohung mit der Beschwerde machte ihn offenbar nervös.

Sie durchquerten die Lobby und gingen durch den langen Korridor, der zum Konferenzraum führte. Xavier legte eine Hand auf Trents Arm, um ihn zu kurz stoppen, solange sie noch etwas Privatsphäre hatten. „Warte.“

„Was ist denn?“ Trent zückte sein Handy und sah auf die Uhr. „Das Meeting beginnt gleich. Wir planen eine Präventionsoffensive in West Kansas. Ich glaube, das wird dir gefallen.“

Trent redete zu viel und fühlte sich offensichtlich unwohl. Xavier hatte seinen Ex auf Distanz halten wollen. Aber er wollte nicht, dass Trent sich unnötige Sorgen wegen einer leeren Drohung machte, die er in einem Moment der Feindseligkeit ausgestoßen hatte. Xavier musste die innere Stärke finden, der Versuchung zu widerstehen, ohne zu unfairen Mitteln zu greifen.

„Hör mal, was ich wegen der Beschwerde gesagt habe, die ich einreichen würde …“

Trent hob die Hände, von denen eine immer noch sein Telefon umklammerte, und trat einen Schritt zurück. „Ich respektiere deine Grenzen, Xavier.“

„Es tut mir leid.“

Trent blinzelte. „Es tut dir leid?“

Xavier strich sich ein paar lose Dreadlocks aus dem Gesicht. Er war auch nervös. Sein Haar war zusammen gebunden und zu einem Knoten gedreht. Das alles wurde unsicher von einem einzigen Haargummi zusammengehalten. Er nahm ihn ab und ließ seine Dreadlocks über seine Schultern fallen, bevor er alles wieder ordentlich zusammenband. Gelichzeitig redete er, weil ihm die Bewegung seiner Hände half, die unangenehme Entschuldigung hinter sich zu bringen. Es entging ihm aber nicht, dass sein Ex ihn mit großen Augen beobachtet hatte, als er sein Haar öffnete. Ihm wurde klar, dass Trent ihn noch nie mit offenen Haaren gesehen hatte, seit sie länger geworden waren. In der Schule hatte er eine glatte, konservative Frisur gehabt und als sie einander im Sommer in dem Club begegnet waren, hatte er noch keine Dreadlocks gehabt.

„Ich hätte dich nicht bedrohen sollen“, sagte Xavier. „Ich würde so etwas nie tun. Ich weiß doch, wie wichtig deine Karriere für dich ist.“

Trents Blick folgte der Bewegung von Xaviers Händen, als er sein Haar in Ordnung brachte. „Es gibt wichtigere Dinge als meine Karriere“, sagte Trent.

Xavier ließ die Hände sinken und sah ihn überrascht an. Diese Antwort hatte er nicht erwartet. Trent war immer der getriebene, ehrgeizige Typ gewesen. Xavier wusste, dass er damit teilweise seine Eltern beeindrucken wollte, weil ihre häufige Abwesenheit und ihr mangelndes Interesse ihn störten. Vermutlich hatte er sich um Anerkennung und Lob seiner Lehrer bemüht, um diese Lücke zu füllen. Das war verständlich. Aber er war auch wütend auf Xavier gewesen, weil er andere Prioritäten hatte. Er hatte ihn kritisiert und einen Versager genannt, was weniger leicht zu verzeihen war. Hatte er sich wirklich verändert?

Xavier fragte sich wieder, warum Trent in der Tagesklinik und nicht in der Chirurgie arbeitete. Er wollte danach fragen, gleichzeitig aber nicht zu viel Interesse zeigen. Wenn er fragte und Trent antwortete, würde er ihn ein wenig näher an sich heranlassen.

„Schön, dass du das herausgefunden hast.“, sagte er, statt seiner Neugier nachzugeben. „Aber deshalb hätte ich dich trotzdem nicht bedrohen dürfen. Es tut mir leid. Ich wollte nur …“

„Die Krallen ausfahren“, ergänzte Trent mit einem Lächeln.

„Mistkerl, ich bin doch kein Kätzchen. Für Leute, die sich mit mir anlegen, habe ich mehr auf Lager.“ Er biss sich auf die Lippe, als ihm klar wurde, wie unprofessionell er sich anhörte. Normalerweise redete er in seinem Arbeitsumfeld nie so.

Aber Trent lachte nur. Da bin ich mir sicher“, sagte er und legte eine Hand auf Xaviers Rücken. „Komm, wir müssen zu diesem Meeting.“

Xavier ging neben ihm und beschleunigte etwas, damit Trent seine Hand wegnahm. Er hatte sich mit Trent vielleicht darauf geeinigt, dass sie friedlich miteinander auskamen, aber er konnte keine Berührungen zulassen. Berührungen führten zu Küssen und Küsse führten zu Sex.

O Mann, es war viel zu lange her, dass er das letzte Mal Sex hatte. Das Semester war voll im Gang und er kam selten dazu, auch nur genug zu schlafen. An Sex war kaum zu denken. So ein Mist. So praktisch Trent auch wäre, das würde in einem Desaster enden.

Also trat er zur Seite, bis gut ein halber Meter Abstand zwischen ihnen war. Als sie den Konferenzraum betraten, ging er in die entgegengesetzte Richtung von Trent und wählte einen Sitzplatz an der anderen Seite des Tisches.

***

Trent betrat den Konferenzraum, der mit Personal aus der Verwaltung des Krankenhauses und Freiwilligen gefüllt war, und suchte nach einem freien Sitzplatz. Er ging auf zwei freie Stühle am Ende des Tisches zu und drehte sich um, weil er Xavier etwas sagen wollte.

Aber er war verschwunden. Ein rascher Rundblick zeigte, dass Xavier den Tisch in die Gegenrichtung umrundet hatte, weg von ihm.

So viel zu seiner Hoffnung, Xavier könnte bereit für Freundschaft sein. Er hatte sich für seine Drohung entschuldigt, weil er glaubte, seine Karriere wäre Trent wichtiger als alles andere. Aber er hatte sich entschuldigt. Es war ein Schritt in die richtige Richtung. Nun musste Trent diese Tür nur weiter öffnen und Xavier beweisen, dass es ihm wichtig war, das zu reparieren, was zwischen ihnen kaputtgegangen war.

Nach Xaviers Drohung war er auf Distanz geblieben, aber er konnte nicht vermeiden, ihn zu beobachten, wann immer sie im selben Raum waren. Er war ganz entzückt gewesen, als Xavier im Korridor sein Haar geöffnet hatte. Sein Ex war so verdammt attraktiv, teils auf eine ganz unerwartete Weise. Er hatte starke, maskuline Züge, aber durch sein Haar erschien alles ein bisschen sanfter.

Xavier setzte sich an die andere Seite des Tisches, schräg gegenüber von Trent. Dadurch war zwar viel Abstand zwischen ihnen, aber zumindest hatte Trent einen netten Anblick. Jetzt, wo sie sich halbwegs ausgesöhnt hatten, versuchte er, nicht mehr wegzusehen.

„Doktor Cavendish, sind Sie bereit, mit einer alten Frau, die schon aus dem letzten Loch pfeift, hunderte von Meilen zu reisen?“, sagte eine heisere Stimme neben ihm, gefolgt von einem blechernen Lachen.

Er drehte sich mit einem höflichen Lächeln zu Schwester Marge Belvins. „Ich kann es nicht erwarten.“

Sie tätschelte seinen Arm. „Da bin ich mir sicher.“

Trent und Marge waren beide Teil eines Programms, das eine Serie von Vorsorgeuntersuchungen in den ländlichen Regionen von West Kansas anbieten sollte. Deshalb hatten sie bereits an mehreren Treffen teilgenommen. Einige Mitarbeiter waren für die Bereitstellung des Materials zuständig, andere mussten sie während ihrer Abwesenheit in der Klinik ersetzen. Die füllige Marge ließ sich neben ihm auf einen Stuhl fallen. Sie hatte schon an diesem Krankenhaus gearbeitet, als Trent noch ein Kleinkind war, und es war kein Witz, dass sie schon auf dem Zahnfleisch ging. Es ging das Gerücht um, dass sie bald aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand gehen würde. Sie arbeitete jetzt schon in Teilzeit.

Marge war nicht von der dezenten Sorte. Sie sagte immer ganz direkt ihre Meinung. Sie hatte schon viele Patienten verärgert, indem sie ihnen gesagt hatte, sie würden sich umbringen, wenn sie ihre Gewohnheiten nicht änderten. Übermäßiges Essen, Rauchen, Trinken oder was auch immer. Aber es waren Wahrheiten, die gerade jene Patienten hören mussten, die sich nur wenig um ihre Gesundheit kümmerten.

„Diese Fahrt ist schon lange überfällig. Diese Poliklinik zu eröffnen, war überhaupt schon lange überfällig.

Marge sprach weiter über die Geschichte des Krankenhauses und der Ambulatorien von Ashe, und Trent hörte mit einem halben Ohr zu, während er beobachtete, wie Xavier mit einem der Hilfskräfte lachte, der neben ihm saß. Sein Ex sah gut aber müde aus. Natürlich hatte er mit Makeup und enger, kurzer Kleidung noch besser ausgesehen. Trent holte sich immer noch einen runter zu Erinnerungen an Xavier in diesem Club. Er hatte keine Ahnung, dass er einen Fetisch hatte, einen Mann in weiblicher Aufmachung zu sehen, aber Xavier war verdammt heiß gewesen.

Er ist außerdem klug, großzügig und liebevoll, weißt du noch? Oder hatte Xavier recht, dass du nur Sex von ihm willst?

Xaviers Blick wanderte zu ihm und Trent sah hinunter auf seinen Notizblock. Er musste dringend aufhören, Xavier begierig anzustarren, und anfangen, ihm zu zeigen, warum sie sich ursprünglich verliebt hatten. Wegen der Freundschaft, nicht dem Ficken. Der Sex würde warten müssen, was bedeutete, dass er seine Lust in den Griff bekommen musste, wenn er je Fortschritte machen wollte.

Marge stubste ihn an und flüsterte laut. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie hinter Krankenpflegern her sind.“

Er verschluckte sich. „Das bin ich nicht“, antwortete er, als seine Augen endlich nicht mehr tränten.

Sie nickte in Xaviers Richtung. „Sie können aber nicht wegsehen.“

„Das bilden Sie sich ein.“

„Nein, ich habe diesen Blick schon früher gesehen und ich weiß, dass Sie schwul sind. Jeder hat in ihrer ersten Woche hier über den hübschen schwulen Doktor geredet. Also schätze ich, Sie würden den Azubi gerne anknabbern …“

„Großer Gott, seien Sie nicht so laut“, flüsterte er zischend. In seiner Verzweiflung, sie zum Schweigen zu bringen, und weil er Angst hatte, dass sie viel zu ahnungslos war, um sich bewusst zu sein, wie sehr sie ihn in Verlegenheit bringen konnte, gab er die Wahrheit zu.

„Er ist mein Ex.“

Sie musterte ihn und ihr Blick war trotz ihres Alters scharf. „Oh, tut mir leid, das zu hören.“ Marge sah wieder zu Xavier. „Und Sie lieben Ihren Ex noch?“

Trent seufzte. „Ja, sicher. Warum erzähle ich Ihnen nicht gleich meine ganze Lebensgeschichte in der einen Minute, bevor der Direktor seine Präsentation beginnt?“

„Genau, warum tun Sie das nicht?“, fragte sie grinsend. „Klingt, als ob es eine gute wäre.“

„Ich habe es versaut. Ich habe ihn verloren. Ende.“

„Das Ende?“ Sie kniff ihn und er jaulte kurz auf. Mehrere Köpfe drehten sich zu ihm. Er räusperte sich und begann rasch, auf seinem Notizblock herum zu kritzeln, um ihren neugierigen Blicken zu entgehen. „Wenn es das Ende wäre, würden Sie ihn nicht so ansehen.“

„Okay, es ist hoffentlich nicht das Ende. Aber ich muss sein Vertrauen zurückgewinnen und er macht es mir nicht leicht. Habe ich Ihre Neugier befriedigt?“

Marge lachte. „Aber sicher, und ich werde mir etwas ausdenken, wie ich Ihnen helfen kann.“

„O Gott, bitte nicht.“

Sie lächelte. „Nein, nein. Das wird gut. Sie werden schon sehen.“

Trent seufzte erleichtert, als der Direktor den Raum betrat.

Eric Holtz trug einen guten Anzug mit Krawatte und man sah ihm den Verwaltungsleiter an. Er war ein sehr direkter Typ, der sicher rasch zum Punkt kommen würde. Je schneller er das tat, desto eher konnte er Marges guten Absichten entkommen.

„Gut, sieht so aus, als wären alle hier. Ich möchte über das Projekt zur aufsuchenden Vorsorge in den ländlichen Regionen sprechen. Wie Sie wissen, gibt es im ländlichen Kansas viele Städte, die keinen Zugang zu qualitativ hochwertiger Gesundheitsvorsorge haben. Wir werden mobile Untersuchungen anbieten …“

Trent versuchte, sich zu konzentrieren, aber er kannte das alles schon. Er war weniger gefragt als aufgefordert worden, sich freiwillig für die Woche der mobilen Untersuchungen zu melden. Offenbar wurde von Leuten, die in der frei zugänglichen Poliklinik arbeiteten, angenommen, sie hätten einen Hang zur Wohltätigkeit. Das war neu für Trent, aber er wollte ja ein neues Kapitel beginnen, also hatte er zugestimmt.

Etwa bei der Hälfte des Vortrags schreckte er hoch, als Marge sich zu Wort meldete.

„Ach, Doktor Holtz, wenn es möglich ist, würde ich gerne auch den Pflegeschüler mitnehmen. Das wird so viel Arbeit, da könnte ein altes Mädchen wie ich einen motivierten jungen Mann gut brauchen.“

„Oh.“ Der Direktor stockte einen Moment.

„Ich weiß, das ist sehr kurzfristig …“

Er lächelte Marge nachsichtig an. „Ich bin sicher, das lässt sich einrichten.“ Er setzte seinen Vortrag fort und erklärte die näheren Details, während Trent einen raschen Blick zu Xavier riskierte. War er eine Spur blasser als sonst? Seine Augen waren weit aufgerissen und er biss sich auf die Unterlippe. Xavier hatte das immer getan, wenn er versuchte, Emotionen zu unterdrücken. Jetzt, wo er ihn wieder vor sich hatte, erinnerte Trent sich an so viele kleine Details seines Ex, dass es ihn erschreckte.

Als Azubi konnte Xavier seine Teilnahme an der Vorsorge-Woche nicht ablehnen. Jedenfalls nicht, wenn er die Personalleitung mit seinem Engagement beeindrucken wollte. Marge würde auf der Fahrt die offiziellen Aufgaben einer Krankenschwester erfüllen, aber Xavier könnte eine Menge praktische Erfahrung sammeln und wäre für die administrativen und organisatorischen Aufgaben eine große Hilfe. Sie hatten immer vorgehabt, eine Hilfskraft mitzunehmen, aber dass Marge um Xavier gebeten hatte, kam überraschend.

Nun würde er sich vermutlich damit herumschlagen müssen, dass sie versuchte, die Kupplerin zu spielen. Er hoffte nur, dass es nicht in einem Desaster enden würde und Xavier dann noch schlechter auf ihn zu sprechen wäre.

Trents Herz hüpfte bei der Vorstellung, dass er eine Woche mit Xavier auf engstem Raum verbringen würde. Sie arbeiteten jetzt zwar zusammen, begegneten einander aber fast nie in den Korridoren. Dann wären sie zusammen auf Achse und würden auch in einem viel kleineren Rahmen arbeiten. Er hätte viel mehr Gelegenheiten, mit Xavier zu reden. Das könnte seine Chance sein, Xavier zu zeigen, dass er nicht mehr derselbe Mann war, der ihm das Herz gebrochen hatte.

***

Xavier verließ den Konferenzraum wie in einem Nebel. Offenbar würde er mit Trent quer durch halb Kansas reisen. Wie hatte das nur passieren können? Zum Glück war er noch kein fertig ausgebildeter Pfleger und sie würden so eine Art Anstandsdame haben. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie in Begleitung der fast siebzigjährigen Marge viel anstellen würden. Seine Schultern verspannten sich, als er an all die Arbeit dachte, die er über die Winterferien hatte aufholen wollen. Er hatte die Reparaturarbeiten am Haus seiner Oma das ganze Semester aufgeschoben, weil er zwischen dem Studium und den Praxisstunden viel zu beschäftigt war. Ihre Fenster mussten abgedichtet werden, denn sie ließen viel zu viel kalte Luft ins Haus. Und die Brüstung der Veranda würde demnächst abbrechen. Er hatte gehofft, ihr Haus endlich auf den schlimmsten Teil des Winters vorzubereiten, der sich gewöhnlich im Januar und Februar in Form von Eisstürmen einstellte.

„Nicht gerade ein Skiausflug in die Alpen“, sagte Trent.

Xavier sah auf und bemerkte, dass Trent ihn aufmerksam beobachtete. Das Eis zwischen ihnen war seit dem Gespräch vor der Konferenz gebrochen. Es war also nicht überraschend, dass Trent versuchte, wieder mit ihm zu reden. Aber ein Skiausflug?

„Was zum T…“ Xavier bremste sich gerade noch, um nicht am Arbeitsplatz ausfallend zu werden. „Wovon redest du?“

„Ein Skiausflug in den Winterferien, weißt du?“

Xavier schüttelte den Kopf.

„Statt einer Fahrt durchs ländliche Kansas?“ Trent winkte ab. „Vergiss es. Ich wollte nur sagen, du hättest über die Winterferien wahrscheinlich etwas Interessanteres vorgehabt.“

Xavier schnaubte. „Ja, zum Beispiel Omas Haus vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Jetzt werde ich all die Arbeiten, die ich aufholen wollte in dasselbe Zeitfenster pressen müssen, indem ich für meine Abschlussprüfung lernen muss. Skiausflug? Es ist, als würdest du mich kein bisschen kennen.“

Er wandte sich ab ins wollte gehen, aber Trent legte eine Hand auf seinen Arm. „Doch, ich kenne dich.“

Xavier musterte ihn skeptisch.

„Es war ein Scherz, Xav. Dass es nicht besonders viel Spaß machen wird, dafür dass es Ferien sind. Ich kann dir beim Lernen für die Abschlussprüfung helfen, weißt du? Das war doch mal unsere Spezialität.“ Er zwinkerte und Xavier erinnerte sich nur allzu gut an ihre Lerneinheiten, die oft kein jugendfreies Ende hatten. Sowas konnte höchst motivierend sein und in diesem Fall höchst unpassend.

„Lieber nicht“, sagte Xavier.

„Wir müssen ja nicht unser altes Belohnungssystem nutzen, obwohl es unglaublich lohnend war“, sagte Trent mit einem flirtenden Lächeln. „Oder ich könnte dir auch helfen, etwas von den Arbeiten am Haus deiner Oma fertig zu bekommen. Vielleicht dieses Wochenende?“

Das Nein lag Xavier schon auf der Zunge. Dann dachte er an den Empfang, den seine Großmutter und Twyla, die ihm gegenüber beide starke Beschützerinstinkte hatten, Trent bereiten würden. Wenn schon sonst nichts, so würde es Trents Bereitschaft auf die Probe stellen und es wäre witzig, mit anzusehen, wie er sich wand. Und Xavier konnte ein paar zusätzliche Hände gut gebrauchen. Zur Instandsetzung, ermahnte er sein Gehirn, das ihm eine Reihe schmutziger Bilder mit Vorschlägen lieferte, wie er diese Hände am besten einsetzen könnte.

„Es ist nicht so, als ob ich viel vorhätte“, fügte Trent hinzu. „Darf ich dir helfen? Bitte.“

Trent sah so hoffnungsvoll aus, dass Xavier sich fast ein wenig schuldig fühlte, ihn so auf Distanz zu halten. Trent war nach mehr als zehn Jahren nach Ashe zurückgekehrt, aber seine Eltern lebten nicht mehr hier. Konnte es sein, dass er einsam war? Und wenn er es war, sollte es Xavier überhaupt kümmern? Aber es lag nicht in seiner Natur, herzlos zu sein.

„Möchtest du dich wirklich Omas Zorn stellen?“ Noch einmal, da er ja offenbar schon mal dort war, um nach mir zu fragen, das aber nie erwähnt hat. „Sie ist nicht unbedingt dein größter Fan.“

Trent strahlte trotz der Warnung. „Ich werde meine Strafe wie ein großer Junge hinnehmen.“

Großer Gott. Xaviers Schwanz zuckte unter seinem Krankenhauskittel und er musste dieser Unterhaltung entkommen, bevor er zu viel Begeisterung für Trents Flirten zeigte.

„Wenn du dir sicher bist“, sagte er, ohne den Flirt-Köder zu schlucken.

„Ich verdiene es“, sagte Trent mit einem Schulterzucken. „Und ich würde gerne etwas davon wiedergutmachen.“

Xavier lächelte verhalten. „Wie du immer wieder betonst. Ich schätze, das ist deine Chance. Bist du dir ganz sicher? Ich könnte nämlich auch Zane fragen.“

„Zane?“ Die Frage in Trents Blick war ziemlich offensichtlich.

Xavier war sich nicht sicher, warum, aber er wollte es ihm nicht leichter machen. „Ja, der Typ, mit dem ich zusammenlebe.“

„Zusammenlebe wie in …“

Xavier zog die Augenbrauen hoch und Trent sah zur Seite. Sein Kiefer spannte sich an. „Ich dachte, du wärst Single.“

Verdammt, in Trents Gesicht spiegelte sich so viel Schmerz, dass er sich schuldig fühlte. Aber das geschah ihm recht, oder?

„Xavier lenkte ein. „Er ist nur ein Mitbewohner.“

Trent hob den Kopf und musterte Xavier. „Ja?“

„Er hat einen Freund“, sagte Xavier, obwohl er sich nicht sicher war, warum er die Bedenken eines Mannes zerstreute, mit dem er nichts anfangen wollte. „Der ist Arzt in der Notaufnahme. Doktor Paul Johnston?“

Trents Lächeln wurde breit und frech. Xavier bereute schon wieder, dass er so nett gewesen war. Er verdrehte die Augen. „Das ändert zwischen uns nichts, weißt du.“

„Ah ja. Aber es verbessert zweifellos meine Chancen, nicht wahr?“

„Nein.“

Trents Lächeln verblasste nicht. „Ich sehe dich dann am Samstag bei deiner Oma. Sagen wir um zehn?“

Xavier spielte mit dem Gedanken, das Angebot zurückzuziehen, aber er brauchte Hilfe. Und seine Oma und Twyla würden viel eher dafür sorgen, dass Trent das Grinsen verging, als er es je könnte.

Er stimmte zu und lächelte im Weggehen bei dem Gedanken, was alles seine Familie zu sagen hätte, dass Trent es wagte, bei ihnen aufzutauchen.

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