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Schule und Studium

Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Ein altes Sprichwort. Was nur noch edler ist, das ist eine Sandkastenfreundschaft. Dort hat man zusammen gelernt, was Hinfallen und wieder Aufstehen ist. Von ganz klein auf oder in der Schule von nur klein auf. Auch von größer auf geht gut. Wer sich in der Schule oder in der Berufsschule kennen gelernt hat, der weiss alles vom anderen. Als Kind, da hat man sich noch nicht so viel Mühe gegeben, sich zu zeigen. Da war man einfach, und basta. Partnerschaft, Familiengründung, Ehekrise, alles Fremdworte. Doktorspiele, na gut. Es war Kindheit. Man wollte die Welt entdecken und hat gemerkt, ups, da gibt es auch noch andere. Sitzenbleiben, Umzug und anderes Ungemach. Nicht viele kennen sich so lange Zeit. Oft kam etwas dazwischen. Auslandsaufenthalte und Fernbeziehung. Harte Proben und meist auch verheerend. Anstreben kann man diese Anbahnung nicht mehr; nachtrauern kann man ihr. Und das sollte man auch. Nur wer trauern kann, der kann sich auch freuen. Nur wer noch Gefühle hat, der kann auch Partner werden. Nur wer seine Gefühle lebt, mehr oder weniger öffentlich, wenn möglich, der wird auch als Mensch gesehen. Gefühle sind eine Glasfassade. Gehabe und Gebaren sind Pappmaché.

Wenn Männer sich mit ihrem Kopf beschäftigen, nennt man das Denken. Wenn Frauen das gleiche tun, heißt das Frisieren.

Anna Magnani

Auf der Arbeit / im Job

Acht Stunden unterm Strich ist man jeden Tag mit seinen Kollegen zusammen. Da kommt man sich nahe. Spätestens wenn einen der Chef bloßstellt, dann ist Hose-Runterlassen angesagt. Einen Anpfiff wegstecken, das spricht Bände. Mit Lob umzugehen, das kann viel verraten. Auch in den Pausen ist viel Austausch möglich. Nicht umsonst ist der Arbeitsplatz einer der meistverbreiteten Ehestifter. Aber auch hier gibt es Haare in der Suppe. Versetzungen und Gerede. Heimlichkeiten kommen auf den Plan. Einfach ist das nicht. Und die Lösung ist es auch nicht. Wo sind denn nur glückliche Ehepaare am Werkeln? So geht es also auch nicht. Aber wo sind die Probleme und Fallstricke? Was zerstört Beziehungen am Arbeitsplatz? Entstehen tun sie von selber, und das nicht in geringer Zahl. Nur, dauerhaft und nachhaltig, das scheinen sie nicht zu sein. Es ist das Gerede. Man zerreisst sich den Mund darüber, dass sich zwei gefunden haben. Also wird es verschwiegen und vertuscht. Der andere denkt sofort: schämt er sich für mich? Vielleicht gibt es viel mehr verdeckte Ehepaare, als man auf den ersten Blick erkennt. Verdecken ist doch das wichtigste an Arbeitsplatzbeziehungen. Störfeuer kommen sonst von vielen Seiten. Entscheidungen könnten sonst auf die Partnerschaft umgemünzt werden. Sachlichkeit und Unternehmensgunst wären dann nur Nebensache. Abteilungskämpfe schlügen sich direkt auf die Partnerschaft nieder. Nur weil ihr zusammen seid... Ein Totschlagargument. Liebe und Beziehung in der Firma sind also herzlich willkommen, und sie überleben in diesem Fall auch nur dank einer Fassade. Doch die muss um die Beziehung herum aufgebaut werden, nicht dazwischen. Hier haben also zwei Leute die Aufgabe, etwas darzustellen. Diejenigen, welche daran rütteln wollen, die greifen einzeln an. Sie sind also jeweils in der Minderheit und sollten damit nicht durchkommen. Deren Kollegenbeziehungen sind nicht so haltbar und tragfähig wie eine intime Zweisamkeit. Die sollte das ertragen.

Amors Streifschüsse nennt man Flirt.

Georg Thomalla

Sonstige Orte

Im Supermarkt, bei einer Taufe, beim Sport, in der U-Bahn oder bei einer Hochzeit. Es gibt unzählige Möglichkeiten, bei denen sich Menschen kennen lernen. Bei einem Telefonat mit dem Stromanbieter, oder der Handwerker, der die Waschmaschine repariert. Zu Hause oder im Urlaub, die Stewardess oder die Krankenschwester. Es gibt bald acht Milliarden Menschen auf unserer Erde. Man kann weniger und weniger alleine sein. Immer und überall sind sie, die anderen Menschen. Man müsste sich Scheuklappen aufsetzen, wollte man nicht sehen, was auf unserem Globus umher wimmelt. Es gibt nur leider kein Zeichen, dass man auf der Suche ist. So wie Kraftfahrzeuge ein Kennzeichen, so sollten Singles eines tragen: bin noch zu haben. Und warum läuft man nicht mit solch einem T-Shirt-Aufdruck herum? Weil es peinlich ist. Es ist nicht gottgewollt, dass der Mensch alleine ist. Man würde die Nase rümpfen, sähe man so jemanden. Aber als ernst zu nehmenden Partner würde man den nicht ansehen. Was würde er sich in Zukunft auf die Brust schreiben? Meine Frau ist frigide? Braucht mein Mann Viagra? Ansehen darf man sich nichts lassen. Andererseits sollen es aber auch alle wissen. Was für eine Krux... Man kann nicht durch's Leben gehen, ohne Botschaften auszusenden. Dass man auf der Suche ist, das darf man aber nicht senden. Also übertüncht man es. Und genau nach diesen Übertünchungszeichen muss man suchen. Wer nun annimmt, dass Suchen etwas damit zu tun hat, dass man sich umschaut wie auf einem Bazar, wo alles in Überzahl angeboten wird, der täuscht sich. Singles in Überzahl sind zwar vorhanden, aber die Maskeraden des Glücks stehen davor. Diese gilt es zu durchschauen. Es ist eher wie mit der Erdölbohrerei. Man muss hier und da mal eine Probebohrung wagen und sich einen Reim auf das zutage Beförderte machen. Ansprechen und mal etwas riskieren, das ist der Kern. Warum und wieso man nun jemanden anspricht, das ist nach dem oben gelesenen völlig egal. Könnten Sie meine Tasche mal kurz halten? Mein Schuhband ist aufgegangen, und überhaupt. Der Zweck heiligt die Mittel. Wer wirklich mit einem anderen Menschen reden will, warum auch immer er ihn näher kennen lernen will, dem fällt ein geeigneter Vorwand zur rechten Zeit ein - an welchem Ort und in welcher Situation auch immer. Hilfsmittel wie Partnerbörsen und Kontaktportale, Institute und Veranstaltungen stören dabei nur. Wer wirklich will, der kann. Und wer nicht kann, der will nicht wirklich. Das ist das eigentliche Problem. Nicht die Vermittler sind mangelhaft, man selber ist es. Es mangelt an Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, wenn man niemanden offen und frei ansprechen kann. In sich trägt man die Blockade zur Zweisamkeit. Das sollte man auch nicht auf Institute und Portale, auf Zeitungsannoncen und andere Helferlein abwälzen. Wer so etwas tut, dem sei gesagt, dass er mit sich selber nicht im Reinen ist. Er hat eine unbezahlte Rechnung in der Brieftasche auf seiner Brust. Vor seinem Herzen trägt er etwas her, was ihm im Weg steht. Entweder er trägt es mutwillig vor sich her und will es nicht ablegen, oder er weiss davon nichts. Wer dieses hier gelesen hat, der sollte wissen, dass er sich vor einer Partnerschaft nicht mehr fürchten muss. Er ist enttarnt und durchschaut. Die Bahn ist also frei. Bitte, geh hinaus und such dir jetzt und hier deinen Partner. Sprich denjenigen an, mit dem du glaubst dein Leben teilen zu können. Wenn es heute nicht klappt, ok. Versuch es morgen wieder. Sprich morgen oder übermorgen hier oder woanders jemanden an. Tust du es nicht, so hast du noch ein Problem. Du! Du bist vielleicht noch nicht reif für eine Beziehung. Dieses Problem hält dich ab von einer Eheabsicht. Gib nicht Geld aus, um Leute oder Institutionen damit zu betrauen, dich um deine Selbsterkenntnis herum zu mogeln. Finde dein Problem. Bist du nicht reich genug für ein Haus und den Platz für deinen Nachwuchs? Hast du geheime Wünsche, die du nur deiner Traumpartnerin offenbaren willst, dann träum weiter. Menschen sind nicht dazu geschaffen, dass sie ihren Eigensinn und ihre Gelüste ausleben. Und das auch noch in Gemeinschaft eines Partners. Gut, man kann sich sein Leben dahin zurecht biegen, aber glücklich wird man damit nicht. Partnerschaft, die nachhaltig ist, die glücklich macht, die gipfelt in einer Ehe und im Kindersegen. Kinder müssen dabei nicht aus Fleisch und Blut sein. Gute Ideen sind auch wie Kinder. Weisheiten kann man auch gebären, und sie werden Generationen überdauern. Von Kindern weiss man das nicht. Es ist eher so, dass man erst Weisheit haben muss. Was auch immer danach kommt. Aber ohne die Weisheit des Schöpfers wird man nicht schöpfen können. Gar nichts. Ohne dem Meister auf die Finger geschaut zu haben, wird alles nur Stümperei sein. Menschen schaffen - wie das funktioniert, das weiss nur er. Menschen wissen sich zu helfen, wenn sie ihrer Herkunft auf den Zahn fühlen. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Umwege sind da, Abwege sind da. Patchwork ist möglich, aber nicht nachhaltig.

Liebe auf den ersten Blick ist ungefähr so zuverlässig wie Diagnose auf den ersten Händedruck.

George Bernhard Shaw

Nachbarschaft

Nachbarschaft ist nicht gleich Nachbarschaft. Im Idealfall wohnen sie Tür an Tür. Man borgt sich eine Tasse voll Mehl für den Kuchen, und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Es gibt aber verschiedene Wohngegenden. In der Stadt ist es unterschiedlich. Wohngegenden mitten in der Stadt sind mit vielen Geschäftsräumlichkeiten belegt. Dort hat man nicht so viele Nachbarn. Altbauwohngegenden sind schon eher geeignet. Etwas weiter zur Stadtgrenze hin wohnt man sehr gemischt. Hier findet man noch am ehesten Nachbarn, die alleine wohnen. Am ungeeignetsten sind Hochhaussiedlungen. Dort wohnen fast nur Familien, weil die Wohnungen groß geschnitten sind und über mehrere Zimmer verfügen. Was man hier finden kann, das sind alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern. Alleinstehende Männer findet man dort eher selten. Hat man sich einmal jemanden ausgekuckt, dann hofft man auf ein Wiedersehen. Zuweilen kann man da lange warten. Es grenzt schon an stalking, wenn man jemandem ein weiteres Mal über den Weg laufen möchte. In der Nachbarschaft kann man noch die besten Beziehungen knüpfen. Aber es ist auch die Art, wie es am seltensten möglich ist. Sollte man sich des öfteren begegnen, dann ist das schon die halbe Miete. Hier kann man sich richtig viel Zeit lassen und die Beziehungsintensität am besten dosieren.

Ein Flirt ohne tiefe Absicht ist ungefähr so sinnvoll wie ein Fahrplan ohne Eisenbahn.

Marcello Mastroianni

Hundewiese

Sollte man einen Vierbeiner sein eigen nennen, dann ist man schon auf der sicheren Seite. Es sei denn, das Vieh kläfft nur jeden Hund an. Dann muss man jedem Hundebesitzer ausweichen und kommt nie in Gespräche. Sollte das Hündchen zahm sein wie ein Lamm, dann sprechen einen auch Leute ohne Hund an. Sehr zu empfehlen. Praktisch ergibt sich dann die Situation, dass letztendlich zwei Menschen auch zwei Hunde haben. Oft sind Hunde auch das I-Tüpfelchen einer Familie. Viele Hundebesitzer sind also gar nicht alleine. Wer sich einen Hund anschafft, weil er so einsam ist, der hat sich schon mit einem Partner-Ersatz versorgt. Da wird es schwierig, als Mensch noch in die Bresche zu springen. Wenn man nicht über einen noch treueren Blick als der Hund verfügt, dann hat man schlechte Karten. Hier wird die Lücke, die eine fehlende Partnerschaft ausmacht, schon versucht zu stopfen. Singles mit Hund haben oft schon aufgegeben. Das Vertrauen in die Menschheit ist angeknackst und wird deswegen mit einem Tier ersetzt. Hier ist viel Geduld gefragt. Man wird immer wieder wie ein fremder Mensch behandelt. Man muss wirklich viel Kraft und Wohlwollen aufbringen, um das Vertrauen wieder herzustellen. Es gibt aber auch jene Zeitgenossen, die den Hund aus der letzten Beziehung mitgebracht haben. Sie haben sich noch nicht abgeschottet. Da geht was. Aber wenn man es mal in der Realität betrachtet, was sieht man dann? Wie oft sieht man Partner, die sich beim Gassigehen kennengelernt haben? Beide gehen ja nicht mehr gemeinsam los, einer von beiden müsste mit beiden Hunden rausgehen, und da haben wir es. So gut wie niemand ist mit zwei Hunden unterwegs.

Die glücklichste Ehe, die ich mir persönlich vorstellen kann, wäre die Verbindung zwischen einem tauben Mann und einer blinden Frau.

Samuel Coleridge

Kapitel 2
Partnerwahl

Das Wort Partnerwahl enthält das Wort >Wahl<. Wenn man dieses Wort benutzen will, dann setzt es eine Auswahl voraus. Wenn man denn nun aus einem Portfolio aussuchen kann, dann gibt es verschiedene Typen von Frauen. Hier sind aber nur die rationalen Möglichkeiten angeführt. Das hat wenig mit Herzensangelegenheiten zu tun. Das Herz sitzt so tief im Menschen, dass man sehr tief gehen müsste, um die Entscheidungen im Einzelnen nachvollziehen zu können. Und ob man dann das Richtige sieht, dass ist dann völlig zweitrangig. Die Hauptsache ist, dass das Herz zufrieden ist. Wenn dem nicht so ist, dann führt die beste Beziehung nicht zum Ziel. Man wird immer irgendwo abzweigen. Entweder in einen Kreislauf oder in Sackgassen. Zielführend ist und bleibt ganz alleine die Liebe. Ob die richtige Wahl getroffen wurde, das kann man bestenfalls mit dem Ausschlussprinzip ergründen, wenn man seine Wahl überhaupt in Zweifel ziehen möchte. Schön und nützlich ist solch eine Feuerprobe nicht. Man sollte das nur in Erwägung ziehen, wenn es von schlimmeren Versuchungen abhält. Also bevor man fremdgeht, bevor man sich trennt und bevor man schlecht über seine Beziehung redet. Dergleichen sollte man nicht tun. Wenn diese Versuchung jedoch kommt, dann möge man sich mit folgenden Zeilen beschäftigen. Sie sind wohlwollend für die bestehende Beziehung geschrieben. Ich will niemand zu einer Trennung animieren. Aber wenn man sich schon getrennt hat, auch wenn es nur eine innerliche Trennung ist, die nur offiziell noch nicht stattgefunden hat. Hier die Prüfsteine, ob es Sinn macht, die Trennung dann doch einzuleiten.

Männer wünschen eine Frau, mit der man Pferde stehlen kann. Frauen wünschen sich einen Mann, mit dem man sich ein Auto kaufen kann.

Anna Magnani

Gleich und Gleich gesellt sich gern

Was für ein altbackenes Denken... So geht es nicht lange gut. Diese Floskel ist so variabel wie der Satz, dass Geld nicht glücklich macht. Ok, Ähnlichkeiten schaffen Sympathie, aber wann sind sich zwei Menschen zu sehr ähnlich, so sehr, dass sie gleich sind? Wann sind sie in welchem Maße gleich? Man muss hier Einschränkungen nachlegen, bis die Behauptung stimmt. Uneingeschränkt gilt das niemals im Leben. Es bleibt uns nur eines übrig: wir müssen diese Aussage überprüfen. Es gibt da eine gute Methode, um sich ein eigenes Bild zu machen. Anders geht es sowieso nie im Leben. Entweder man macht sich ein eigenes Bild, oder man übernimmt das Bild eines anderen. Ich will mich hier aber nicht zum Guru aufpuschen und kann von niemandem verlangen, dass man meinen Glauben ungefragt übernimmt. Also hier die Anleitung, ob diese These stimmt oder nicht, oder ein bisschen oder eher weniger, manchmal oder nur in bestimmten Fällen.

Es bleibt einem also die Denkarbeit. Dazu bedarf es etwas Phantasie. Phantasie ist eine wichtige Grundlage, wenn man mit eigenständigen Entscheidungen leben soll. Wir wollen frei sein, also müssen wir uns eine eigene Meinung machen. Wir können andere Leute fragen und Meinungen sammeln. Dann wird die Entscheidungsgrundlage aber nur das Destillat der anderen sein. Ob Freund oder Feind, Kritik oder Lob, Liebe oder Hass, Presse oder Promi. All deren Meinungen fließen in die Partnerwahl ein und werden zur Grundlage der Entscheidung. Das ist aber nicht das, womit man leben will. An wen wendet man sich im Schadensfall? An die Promis? An die Oma oder den Vater? Langfristig gesehen ist das nicht genug. Die eigene Meinung, ob etwas ins Schwarze getroffen hat, die bildet sich, wenn man die Kreise darum herum betrachtet. Sie müssen rund sein. Zumindest muss es ein rechts oder links geben, ein oben und unten. Bestanden oder durchgefallen, das ist die Frage, die man sich stellen muss. Kann meine Entscheidung mithalten, oder ist sie außerhalb des Akzeptablen? Ist sie noch drinnen, oder scheidet sie aus? Oder ist meine Entscheidung der goldene Mittelweg? Dazu muss man sich zwei Pfosten bilden. So wie bei einer Tür. Zwei extreme Ansichten stecken den Rahmen ab. Geht das mehr oder weniger durch die Tür, oder fährt man damit gegen die Wand? Das funktioniert auch mit einem einzigen Standpunkt. Man muss ihn nur in die Breite ziehen.

Beispiel Nummer eins: Er fährt gerne zu schnell Auto. Nun die Frage: Kann ich damit leben, dass er regelmäßig und vorsätzlich die Straßenverkehrsordnung bricht? Jetzt spannen wir den Rahmen auf. Wir erweitern die Grenzen bis zum Maximum. Schnell fahren in der Stadt? Mit 70 oder 130 Stundenkilometern in der Stadt unterwegs? Wo endet dieses Extrem? Es ist ja auch eine Frage, wie oft er das macht. Ab und zu, nicht oft, aber immer öfter. Ist es ihm wichtiger als die Sicherheit anderer Leute? Der äußere Kreis an Argumenten ist ziemlich weitreichend. Es ist Satire und Parodie, aber nur so bemerkt man, wo es hinführt, wenn es so bleibt, wie es ist. Jetzt die andere Seite von „er fährt gerne zu schnell“. Er fährt gerne zu schnell, weil er mit dem Verkehr mitschwimmen will. Er will niemanden zu gefährlichen Überholmanövern provozieren. Er fährt also nur dann zu schnell, wenn es die Situation nahe legt. Ist das gut? Ja und Nein. Für den fließenden Verkehr und damit für die Allgemeinheit ist es gut. Für eine kritische Beifahrerin nicht, der es egal ist, was aus den anderen Verkehrsteilnehmern wird. Sie wird damit schlecht leben können. Sie wird auf ihrer Rechtsauslegung beharren; Schnellfahren ist immer Verkehrssünde.

So. nun haben wir uns die Situation ausgemalt. Wir haben viel gesehen und können jetzt besser entscheiden, wie zielführend es für die Partnerschaft ist, wenn er nur ab und zu zu schnell fährt. Muss man als Beifahrerin immer auf den Tacho schielen, wenn er am Steuer sitzt? Muss man immer seine Stimme erheben, wenn er nur ab und zu und unter kontrollierten Verhältnissen zügiges Vorankommen für alle im Sinn hat? Die Kreise der Zielscheibe, ob Schnellfahren gut ist oder nicht, die sind noch längst nicht rund. Wie gut können wir bisher Schnellfahrer einordnen? Kann man sie als Partner akzeptieren oder nicht? Es geht weiter in die Extreme: Landstraßen bei Nacht. Schnell nach Hause. Toll, wer will das nicht? Radarkontrollen um diese Zeit? Praktisch nie. Also Gas geben? Nicht so voreilig, es gibt Zweifel.. Einer sagt: Da sind doch die vielen Igel, denen der Fluchtinstinkt fehlt. Und wie ist es vor Schulen? Dort kontrolliert man die Geschwindigkeiten doch nur, wenn die ABC-Schützen unterwegs sind. Die Zielscheibe wird erkennbarer. Je mehr Licht auf die Situation fällt, desto mehr muss man fokussieren. Der Rahmen ist klar. Niemand soll zu Schaden kommen. Ein weiterer Ring ist: niemand soll abgedrängt werden, niemand soll genötigt werden, eigener Vorteil und anderer Leute Nachteil. Darf ich einen Schnellfahrer lieben? Diese Zielscheibe füllt sich mit Zahlen und Formen, je mehr man sich damit auseinandersetzt. Will man die goldene Mitte treffen, dann bleibt einem gar nichts anderes übrig, bevor man seinen eigenen Pfeil wirft; man muss sich entscheiden. Es kann auch soweit kommen, dass man seine Entscheidung begründen und ab und zu auch rechtfertigen muss.

Beispiel zwei: Er trinkt. Auch hier bleibt es einem nicht erspart, die Extreme zu kennen. Trinkt er nur auf dem Betriebsfest mal einen Sekt, oder trinkt er andere unter den Tisch? Trinkt er, weil er es für wichtig einstuft? Braucht er Alkohol, und ist er gar ein Teil von ihm? Kann er nicht mehr ohne? Sehr extrem. Das andere Extrem ist, dass er sich gerne abfüllen lässt. Er schiebt den Alkoholkonsum auf andere; hier auf das Betriebsfest. In beiden Fällen ist Vorsicht geboten. Er weiss noch nicht, was Sache ist. Er kennt die Zielscheibe selber nicht, in der er sich bewegt. Er trinkt nur am Samstagabend, so viel er kann, weil der Samstagabend der einige Tag ist, wo man das machen kann, egal was am Sonntag kommt... Er trinkt nie etwas, er fährt sogar jedes Jahr nach München zum Oktoberfest, um den Leuten ihre Bierkrüge aus der Hand zu schlagen...

Beispiel drei: Shopping. Er kauft nur das, was die Discounter anbieten. Die machen ihre Sache gut, die haben gute Einkäufer und würden uns niemals was Schlechtes anbieten. Er glaubt an die Discounter und hat keine eigene Meinung. Es ist extrem, wenn man sich dem Handeln des Marktes blindlings unterwirft. Es ist aber auch extrem, wenn man die andere Seite vertritt. Ich importiere nur, was ich selber für gut empfinde. Toll. Hat er denn Prüfungslabors, die die CE-Konformität hinterfragen können? Hat er nicht. Er ist selbstgerecht, und das auf kleinem Niveau. Was soll man kaufen? Eine Frage, die essentiell ist. Geben und nehmen. Niemand ist alleine auf der Welt. Immer wieder muss man sich mit anderer Leute Ware zufrieden geben. Computer oder das tägliche Brot. Der Partner darf kein Ideologe sein, der eine Doktrin vertritt. Es sei denn, man ist von derselben Sorte. Aber dann gewinnt man eher im Lotto, als dass man sein Ebenbild findet. Das Motto gleich und gleich ist zum Scheitern verurteilt, wenn man ein Gegenüber sucht, welches die identischen Entscheidungskriterien hat.

Wenn zwei Menschen immer dasselbe denken, ist einer von ihnen überflüssig.

Winston Churchill

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9783737580854
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