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III. Dominantes Unternehmen mit wettbewerblichem Rand

Eng verwandt mit dem Modell des Monopols ist das des dominanten Unternehmens mit wettbewerblichem Rand.62 Ein dominantes Unternehmen, das aufgrund seiner Größe den überwiegenden Teil des Marktes bedienen kann, verhält sich, ähnlich wie ein Monopol, nicht als Preisnehmer, sondern kann den Preis seines Produktes festlegen (bzw. eine Angebotsmenge wählen). Neben dem dominanten Unternehmen gibt es jedoch noch eine Reihe von kleinen Unternehmen auf dem Markt, die sich, entsprechend dem Modell des vollkommenen Wettbewerbs, als Preisnehmer verhalten. Diese Unternehmen werden daher als wettbewerblicher Rand bezeichnet. Die Existenz eines solchen dominanten Unternehmens in einem Markt kann mehrere Ursachen haben: So könnte dieses Unternehmen über eine bessere Technologie als andere Unternehmen verfügen oder es hatte über einen längeren Zeitraum eine geschützte Monopolstellung auf einem Markt, der erst vor kurzer Zeit dem Wettbewerb geöffnet wurde.

Wenn nun das dominante Unternehmen einen bestimmten Preis für sein Produkt festlegt, dann werden die Unternehmen im wettbewerblichen Rand diesen Preis als gegeben hinnehmen und werden bei diesem Preis ihr Angebot entsprechend ihrer Angebots- bzw. Grenzkostenfunktion wählen. Bei jedem Preis, den das dominante Unternehmen setzt, erfolgt also ein entsprechendes Gesamtangebot des wettbewerblichen Randes. Je höher der Preis, den das dominante Unternehmen verlangt, desto größer ist das Gesamtangebot des wettbewerblichen Randes, da im Allgemeinen seine Angebotsfunktion einen steigenden Verlauf hat. Abhängig vom gesetzten Preis wird also ein entsprechender Teil der Nachfrage vom wettbewerblichen Rand bedient. Dies wird das dominante Unternehmen in sein Kalkül einbeziehen und bei seiner Preispolitik berücksichtigen. Es muss also das Angebot des wettbewerblichen Randes von der Gesamtnachfrage abziehen und erhält dadurch die auf ihn entfallenden Rest- oder Residualnachfrage. Die Residualnachfrage hängt daher auch vom Angebotsverhalten des wettbewerblichen Randes ab. Gegenüber der Residualnachfrage ist das dominante Unternehmen nun ein Monopolist.

Daher kann man das Verhalten des dominanten Unternehmens mithilfe des Monopolmodells beschreiben, mit dem Unterschied, dass an die Stelle der Gesamtnachfrage beim Monopol nun die Residualnachfrage tritt. Es wird also seinen Preis bzw. seine Angebotsmenge so wählen, dass der Grenzerlös (bezogen auf die Residualnachfrage) gleich den Grenzkosten ist. Bei diesem Preis erfolgt nun das entsprechende Angebot des wettbewerblichen Randes. Das Marktergebnis hängt, wie beim Monopol, von der Elastizität der Nachfragefunktion ab. Je preiselastischer die Nachfrage reagiert, desto geringer wird der vom dominanten Unternehmen gesetzte Preis vom Wettbewerbspreis abweichen. Aber zusätzlich zur Nachfrage muss auch das Angebot des wettbewerblichen Randes berücksichtigt werden. Wichtig in diesem Zusammenhang ist das Konzept der Preiselastizität des Angebots. Es handelt sich dabei um ein Maß für die prozentuale Angebotsänderung bezogen auf eine 1 %ige Preiserhöhung. Verläuft die Angebotsfunktion flach, dann führt bereits eine geringe Preiserhöhung zu einer großen Ausweitung des Angebots seitens des wettbewerblichen Randes. Dies könnte dann der Fall sein, wenn die Grenzkosten bei einer Angebotsausweitung kaum zunehmen, weil z.B. unausgelastete Kapazitäten zur Verfügung stehen. Den Preissetzungsmöglichkeiten des dominanten Unternehmens werden also von zwei Seiten her Grenzen gesetzt: Zum einen durch die Ausweichreaktionen der Nachfrager, wie sie durch die Preiselastizität der Nachfrage erfasst werden und zum anderen durch die Angebotsreaktionen der Unternehmen im wettbewerblichen Rand, die in der Preiselastizität des Angebots zusammengefasst sind.63 Je größer die Preiselastizitäten der Nachfrage und des Angebots des wettbewerblichen Randes, desto geringer ist der Preissetzungsspielraum des dominanten Unternehmens. Was die Auswirkungen auf die verschiedenen Effizienzaspekte betrifft, so sind diese ähnlich wie beim Monopol, werden jedoch durch die Existenz des wettbewerblichen Randes etwas gemildert. Es ist sowohl mit allokativen als auch mit produktiven Ineffizienzen zu rechnen. Möglicherweise gibt es mehr Innovationen als beim Monopol, da das dominante Unternehmen dadurch verhindern kann, dass Unternehmen aus dem wettbewerblichen Rand seine Position gefährden.

IV. Monopolistische Konkurrenz

Das Modell der monopolistischen Konkurrenz wurde von Chamberlin 1933 entwickelt und kombiniert Ansätze des Modells des langfristigen Gleichgewichts bei vollkommenem Wettbewerb mit denen des Monopols.64 Dabei stellen die Unternehmen horizontal differenzierte Güter her,65 wobei jedes Unternehmen genau eine Variante des Gutes produziert und sich einer fallenden Nachfragefunktion für sein Produkt gegenübersieht. Im Allgemeinen wird in diesem Modell der monopolistischen Konkurrenz von einem repräsentativen Konsumenten ausgegangen, der Präferenzen über die von den Unternehmen angebotenen Güter hat und einen höheren Nutzen erzielt, wenn eine größere Zahl verschiedener Produkte angeboten wird.66 Es wird angenommen, dass die Unternehmen sich als Gewinnmaximierer verhalten. Allerdings sieht sich auch ein solches Unternehmen einem Wettbewerb ausgesetzt, denn wie im Modell des langfristigen Gleichgewichtes werden weitere Unternehmen in den Markt eintreten, wenn dort positive Gewinne erwirtschaftet werden. Die neu in den Markt eintretenden Unternehmen werden weitere Varianten des Gutes anbieten, die vom repräsentativen Konsumenten nachgefragt werden. Dies hat zur Folge, dass die Nachfrage nach den Produkten der etablierten Unternehmen zurückgeht. Dieser Prozess wird sich solange fortsetzen, bis sich so viele Unternehmen im Markt befinden, dass kein Unternehmen mehr einen positiven Gewinn erwirtschaftet. Ein Gleichgewicht bei monopolistischer Konkurrenz ist genau dann erreicht, wenn der Preis des Produktes den Stückkosten entspricht. Die Anzahl der Produktvarianten im Markt (und damit die Zahl der Unternehmen im Markt) wird innerhalb des Modells, d.h. endogen bestimmt.

Da unterstellt wird, dass die Unternehmen auch fixe Kosten tragen müssen, sind Stück- und Grenzkosten verschieden, sodass im Gleichgewicht der Preis über den Grenzkosten liegt. d.h. monopolistischer Wettbewerb führt zu einer ineffizienten Allokation. Darüber hinaus kann gezeigt werden, dass jedes Unternehmen nicht im Minimum seiner Stückkosten produziert, d.h. die Unternehmensgröße ist nicht optimal. Da die Unternehmen differenzierte Güter produzieren, ist zu untersuchen, ob durch monopolistischen Wettbewerb eine größere oder geringere Anzahl von Produktvarianten hergestellt wird, als aus gesellschaftlicher Sicht sinnvoll wäre. Dies kann nicht eindeutig beantwortet werden, sondern hängt einerseits von der Höhe der Fixkosten ab: Sind diese sehr hoch, dann würden auch Produkte, für die eine hohe Zahlungsbereitschaft vorhanden ist, nicht produziert werden, selbst wenn der Preis über den Grenzkosten liegt, da das Unternehmen aufgrund der hohen Fixkosten einen Verlust machen würde. Andererseits entzieht ein neu in den Markt eintretendes Unternehmen durch seinen Substitutionswettbewerb den bereits im Markt befindlichen Unternehmen einen Teil der Nachfrage. Dieser Effekt wird jedoch von den eintretenden Unternehmen nicht berücksichtigt, sodass eine Tendenz besteht, zu viele Varianten des Produktes anzubieten. Je nachdem, welcher dieser Effekte überwiegt, kann es zu wenig oder zu viele Produktvarianten geben.67 Hinsichtlich der dynamischen Effizienz gilt ein ähnliches Resultat wie bei vollkommenem Wettbewerb: Zwar gibt es große Anreize zu Innovationen, aber aufgrund mangelnder Gewinne stehen dafür keine ausreichenden Mittel zur Verfügung.

V. Oligopol

Während die bisher betrachteten Marktstrukturen dadurch gekennzeichnet waren, dass es entweder sehr viele kleine oder ein sehr großes Unternehmen gibt, zeichnen sich die meisten aus wettbewerbsrechtlicher Sicht interessanten Märkte dadurch aus, dass die dort angebotenen Produkte nur von einer kleinen Anzahl von Unternehmen hergestellt werden, d.h. es handelt sich um oligopolistisch strukturierte Märkte.68 Von einem möglichen Randwettbewerb abgesehen, hat dabei jedes einzelne Unternehmen eine signifikante Größe bezüglich des Marktes. Wenn nun ein solches Unternehmen den Preis seines Produktes senkt oder die angebotene Menge erhöht, dann hat dies spürbare Auswirkungen auf die anderen Unternehmen im Markt. So werden z.B. bei einer Preissenkung Kunden von den anderen Unternehmen zu dem mit dem geringeren Preisen abwandern. Dies führt zu einer Umsatzeinbuße und möglicherweise zu einer Verringerung des Gewinns dieser Unternehmen. Es ist zu vermuten, dass sie einer Preissenkung nicht tatenlos zusehen, sondern z.B. ebenfalls mit einer Preissenkung reagieren. Der Gewinn eines Unternehmens hängt daher nicht nur von seiner individuellen Entscheidung ab, sondern zugleich von der Preis- bzw. Mengenpolitik der anderen Unternehmen. Es liegt also eine Situation strategischer Interdependenz vor. Eine rationale Entscheidung kann das Unternehmen also nur dann treffen, wenn es die strategische Interdependenz mit den anderen Unternehmen beim eigenen Kalkül explizit berücksichtigt. Dies gilt natürlich für jedes Unternehmen in diesem Markt, d.h. jedes Unternehmen ist sich bewusst, dass eine derartige Interdependenz besteht und wird diese bei seinen Entscheidungen über Preise, Mengen, Qualität etc. berücksichtigen. Es stellt sich daher die Frage, welche Preis- bzw. Mengenpolitik eines Unternehmens in einer derartigen Situation strategischer Interdependenz gewinnmaximierend ist. Da das Entscheidungsproblem äußerst komplex ist, konnte oligopolistischer Wettbewerb einer befriedigenden Analyse erst zugänglich gemacht werden, nachdem das entsprechende Instrumentarium zur Untersuchung rationalen Verhaltens in strategischen Entscheidungssituationen zur Verfügung stand. Hierbei handelt es sich um die Spieltheorie, die von dem Mathematiker John von Neumann und dem Ökonomen Oskar Morgenstern entwickelt und in ihrem Buch „The Theory of Games and Economic Behaviour“ im Jahre 1944 vorgelegt wurde.69 Diese Theorie wurde von John Nash, John Harsanyi sowie Reinhardt Selten erheblich weiterentwickelt.70 Im folgenden Exkurs werden die für die Analyse oligopolistischer Märkte zentralen Konzepte der Spieltheorie kurz dargestellt.

1. Grundlagen der Spieltheorie

Die Spieltheorie hat sich seit Beginn der 1970er Jahre zum wichtigsten analytischen Instrument der Industrieökonomik entwickelt.71 Vor allem aufgrund dieser Methode hat dieses Gebiet der Wirtschaftstheorie vor allem in den letzten 30–35 Jahren eine stürmische Weiterentwicklung erfahren und es ist eine Fülle neuer Konzepte und Modelle entwickelt worden, die zu einem tieferen Verständnis der Vorgänge auf Märkten mit unvollkommenem Wettbewerb geführt haben. Es werden im Folgenden die Grundbegriffe der Spieltheorie eingeführt und zur Illustration auf eine einfache stilisierte Oligopolsituation übertragen.

Allgemein wird in der Spieltheorie jede strategische Entscheidungssituation als ein Spiel bezeichnet. Dieser Terminus hat sich aus historischen Gründen etabliert, denn die ersten Untersuchungen, die im Rahmen strategischer Entscheidungsprobleme durchgeführt wurden, betrafen Gesellschaftsspiele wie Schach, Poker etc. In der Spieltheorie wird zwischen nichtkooperativen und kooperativen Spielen unterschieden. Bei kooperativen Spielen wird davon ausgegangen, dass die an einer Situation strategischer Interdependenz beteiligten Akteure, z.B. die Unternehmen in einem Oligopol, in der Lage sind, Absprachen oder Vereinbarungen derart zu treffen, dass die Einhaltung dieser Vereinbarungen durch einen (wie auch immer gearteten) exogen gegebenen Erzwingungsmechanismus (z.B. hohe Vertragsstrafen, die vor Gericht einklagbar sind) immer durchgesetzt werden kann. Im Unterschied dazu wird bei nichtkooperativen Spielen unterstellt, dass die Akteure keine erzwingbaren Vereinbarungen treffen können.

Für die Oligopoltheorie sind in erster Linie nichtkooperative Spiele von Bedeutung, denn in vielen Situationen gibt es für die Oligopolisten keine Möglichkeit, bindende Verträge zu schließen. So steht z.B. eine Vereinbarung über den Preis oder eine Festlegung der Produktionsmengen im Widerspruch zum Wettbewerbsrecht und kann daher vor Gericht nicht durchgesetzt werden. Wenn nun zwischen den Oligopolisten eine gesetzwidrige Vereinbarung getroffen wird, muss jeder der daran beteiligten Akteure einen Anreiz haben, diese Vereinbarung von sich aus einzuhalten und nicht davon abzuweichen. Eine Kartellabsprache über den Preis muss also die Eigenschaft haben, dass sich jedes Unternehmen im eigenen Interesse an diese Absprache hält. Wenn dies der Fall ist, dann hat eine Vereinbarung die Eigenschaft, sich „selbst zu erzwingen“ bzw. anreizkompatibel zu sein.

a) Spieler, Strategien und Auszahlungen

Zur Beschreibung eines nichtkooperativen Spiels im Sinne der Spieltheorie muss festgelegt werden, wer die Beteiligten an einer solchen strategischen Entscheidungssituation sind, d.h. es muss definiert werden, wer die „Spieler“ sind. Weiterhin müssen die Handlungsmöglichkeiten bzw. die Strategien der Spieler beschrieben werden und drittens ist zu bestimmen, welche Ergebnisse mit den verschiedenen Strategien der Spieler, so genannten Strategiekombinationen, verknüpft sind. Diese drei Komponenten werden in der Spieltheorie als die Spielermenge, die Strategienmengen der Spieler sowie deren Auszahlungsfunktionen bezeichnet. In einem oligopolistischen Markt mit Preiswettbewerb besteht die Spielermenge aus den Oligopolisten, die Strategienmenge eines jeden Unternehmens aus allen möglichen Preisen, die das Unternehmen verlangen könnte, und die Auszahlungsfunktion eines Spielers gibt für jede mögliche Kombination der Strategien, d.h. der von den Oligopolisten gesetzten Preise, seine Auszahlung, z.B. seinen Gewinn an. In einem oligopolistischen Markt mit den drei Unternehmen A, B und C, die mittels Preisen konkurrieren, beschreibt die Auszahlungsfunktion des Unternehmens A seinen Gewinn in Abhängigkeit der von den drei Unternehmen A, B und C gesetzten Preise.72 Die Auszahlungsfunktion verbindet also die Strategien mit den Resultaten, die sich aus der strategischen Interaktion ergeben. So wird bei Preiswettbewerb auf einem Markt mit einem homogenen Gut im Allgemeinen davon auszugehen sein, dass die Konsumenten tendenziell bei der Unternehmung kaufen, die den niedrigeren Preis verlangt. Im Ergebnis wird also die Unternehmung, die den höheren Preis verlangt, ihr Produkt nicht absetzen können, also keinen oder nur einen geringen Gewinn erwirtschaften, während die Konsumenten ihren Bedarf bei der anderen Unternehmung decken. Die Gewinne eines jeden Unternehmens hängen also von den Strategien aller Unternehmen im Markt ab. Mittels der Auszahlungsfunktionen wird also die strategische Interdependenz zwischen den Spielern erfasst.

b) Nash-Gleichgewicht

Neben der formalen Beschreibung eines Spiels ist zu untersuchen, welches Ergebnis sich einstellen wird, bzw. welche Strategien die Spieler wählen. Eine allgemeine Aussage über das Resultat eines Spieles ist ein sogenanntes „Lösungskonzept“. Das in der Theorie nichtkooperativer Spiele zentrale Lösungskonzept ist das des Nash-Gleichgewichts.73 Bei diesem Gleichgewicht handelt es sich um eine Strategienkombination, bei der keiner der Spieler einen Anreiz hat, einseitig, d.h. bei gegebenen Strategien der anderen Spieler, von seiner Strategie abzuweichen. Die Strategien sind also wechselseitig beste Antworten. Ein Nash-Gleichgewicht hat daher die Eigenschaft, anreizkompatibel zu sein.

Die Idee des Nash-Gleichgewichts kann anhand einer einfachen strategischen Entscheidungssituation mit 2 Spielern, A und B, illustriert werden, die jeweils über 3 Strategien verfügen. Der Spieler A kann zwischen den Strategien 1, 2 und 3, der Spieler B zwischen den Strategien a, b und c wählen. Die Resultate der neun möglichen Strategiekombinationen werden in einer so genannten Auszahlungsmatrix zusammengefasst, die in den einzelnen Zellen die Auszahlungen angibt, die jeder Spieler bei jeder möglichen Strategienkombination erhält. Dabei bezeichnet die erste Zahl die Auszahlung für den Spieler A, die zweite die für den Spieler B. Der Spieler A kann also die Zeile der Matrix wählen, der Spieler B die Spalte.


B
abc
A132,3241,3048,24
230,4240,4050,36
324,4836,5048,48

Das Nash-Gleichgewicht dieses Spiels ist durch die Strategienkombination 1,a gegeben, da nur bei dieser kein Spieler einen Anreiz hat, einseitig von seiner Strategie abzuweichen. Bei jeder anderen Strategienkombination würde entweder Spieler A oder Spieler B seine Strategie ändern wollen. So würde z.B. bei der Kombination 3,c der Spieler A lieber die Strategie 2 wählen, vorausgesetzt Spieler B bleibt bei der Strategie c. Das Nash-Gleichgewicht in diesem Spiel macht deutlich, dass die Verfolgung der individuellen Interessen dazu führen kann, dass sich im Gleichgewicht ein Ergebnis einstellt, das für beide Spieler nicht optimal ist. Die Strategienkombinationen 2,b oder 3,c geben beiden Spielern höhere Auszahlungen, aber sie bilden kein Nash-Gleichgewicht, da jeder Spieler einen Anreiz hat, davon abzuweichen. Individuelle und kollektive Rationalität können also sehr verschieden sein, wie in dem hier dargestellten Fall eines Gefangenendilemmas. Hier gibt es genau ein Nash-Gleichgewicht, es können jedoch auch Fälle eintreten, in denen es mehrere Strategienkombinationen gibt, die ein Nash-Gleichgewicht bilden, oder keine Strategienkombination existiert, die die Bedingungen für ein Nash-Gleichgewicht erfüllt. In diesen Fällen kann dann entweder keine eindeutige Aussage über das zu erwartende Resultat getroffen werden, oder eine Prognose ist nicht möglich.74

2. Gleichgewichte auf oligopolistischen Märkten

Das Konzept des Nash-Gleichgewichtes kann dazu verwendet werden, das Marktergebnis bei oligopolistischem Wettbewerb zu untersuchen.75 Ein wichtiger Aspekt oligopolistischen Wettbewerbs betrifft die von den Unternehmen eingesetzten Wettbewerbsparameter, d.h. ihre Strategien. Dabei wird in der Regel zwischen Preis- und Mengenwettbewerb unterschieden. Der Grund für eine solche Unterscheidung liegt vor allem darin, dass in bestimmten Industrien die Mengenentscheidung, z.B. aufgrund der gewählten Produktionskapazität, nur schwer revidiert werden kann, während der Preis ohne größere Probleme den Marktverhältnissen so angepasst werden kann, dass die produzierte Menge auch abgesetzt wird, wie das z.B. bei homogenen Massengütern wie Zement, Beton, oder Getreide der Fall ist. Diese Industrien sind also eher durch Mengenwettbewerb gekennzeichnet, der auch als Cournot-Wettbewerb bezeichnet wird.76 In anderen Branchen hingegen ist eine Preisanpassung kurzfristig nur schwer möglich oder sehr kostspielig, weil z.B. umfangreiche Kataloge gedruckt wurden. Hier kann allerdings die Menge häufig recht schnell variiert werden, indem man z.B. von anderen Herstellern bezieht. In solchen Industrien würde man also eher einen Preiswettbewerb, einen sogenannten Bertrand-Wettbewerb erwarten.77 Anders als beim Monopol spielt der Wettbewerbsparameter in einem Oligopol für das Marktergebnis eine wichtige Rolle. Die folgende Darstellung geht davon aus, dass zwischen den Oligopolisten keine Verhaltensabstimmung bzw. Kollusion stattfindet oder anderweitige Vereinbarungen etc. getroffen werden und es wird unterstellt, dass kein Marktzutritt in diesen Markt erfolgt. Die Oligopolisten verhalten sich, gegeben die Marktstruktur und die Wettbewerbsparameter, wettbewerblich, berücksichtigen bei ihren Entscheidungen jedoch die strategischen Interdependenzen. Die Bedingungen, unter denen eine Verhaltenskoordination auftreten kann, werden auf den Seiten 458–522 untersucht.

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9783800593453
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