Читать книгу: «Die Zwillinge der Zeit», страница 4

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Korsion umarmte alle ein letztes Mal, stieg auf sein Pferd und winkte zurück, als die drei den Hof verließen.

An der Dorfgrenze blieben sie stehen. „Hier muss ich mich von euch verabschieden“, erklärte Dorna und Ayuma warf ihr einen bedauernden Blick zu.

„Kommst du nicht mit uns?“, fragte Korsion verwundert.

„Nein, mein Bruder ist auf dem Weg nach Lorga. Ich hoffe, ich finde ihn dort.“

Ayuma ritt auf Dorna zu und drückte sie zum Abschied an sich. „Ich hoffe, wir sehen uns wieder.“

„Das hoffe ich auch, du bist mir eine Freundin geworden, Ayuma.“

Dorna galoppierte davon. Die beiden anderen schauten ihr lange nach, bis man sie am Horizont nur noch als Punkt ausmachen konnte. Dann schnalzten sie ihren Pferden zu und lenkten mit den Zügeln in die andere Richtung.

Ayuma erklärte: „Ich habe Nerada versprochen, zu ihr zu kommen, wenn meine Aufgabe erledigt ist. Ich muss erst einmal zu ihr zurück.“ Aus den Augenwinkeln konnte sie Korsion sehen, der sie von der Seite her betrachtete.

„Dann werden wir zu Nerada reiten“, fügte er sich.

Sie stießen ihre Stiefel in die Flanken der Pferde, um sie noch schneller voranzutreiben.

Am späten Nachmittag erreichten sie den Fluss. Nun erstreckte sich der Wald vor den beiden. Ayuma suchte die Höhle, in der sie vor zwei Tagen schon mit Dorna übernachtet hatte, und bedeutete Korsion abzusteigen. Sie versorgten die Pferde und schlugen ihr Lager auf. Dabei arbeiteten Ayuma und Korsion wortlos Hand in Hand, als ob sie schon immer Aufgaben geteilt hätten. Als sie sich endlich an einem prasselnden Feuer niederließen, breitete Ayuma eine Landkarte aus. Dabei lächelte sie Korsion an und gestattete sich den Gedanken, dass sie froh war, ihn als Gesellschaft zu haben.

„Wo sind wir jetzt?“, fragte Korsion, als er die Karte betrachtete.

Ayuma deutete auf einen Punkt unterhalb des Flusses Levin. „Da ungefähr. Wenn wir morgen schnell reiten, sind wir am Abend bei Nerada.“ Ihr Finger zeigte den Weg, indem er einer Linie folgte.

Korsion entdeckte die Stadt Seron und fragte: „Ist das deine Heimat dort?“

„Ja, sie war es.“

„Ist die Stadt zerstört? Das tut mir leid.“

Dann fanden sie Daicha, die Hauptstadt von Baril, und andere große Städte, bis Ayuma die Karte zusammenfaltete und beiseitelegte. Sie waren müde und mussten sich nun schlafen legen, um sich morgen zeitig auf den Weg machen zu können. In ihren provisorischen Lagern drehten sie sich auf die Seite und schliefen bald ein.

In der Nacht träumte Ayuma wieder.

Sie saß auf dem Rücken eines riesigen weißen Drachen. Hoch über den Wolken. Der Wind sauste ihr um die Ohren. Es war atemberaubend.

Die Szene veränderte sich.

Aus dem Nichts heruntergesprungen landete Ayuma sanft auf dem Boden. Sie richtete sich auf und stand auf einer weiten Lichtung. Vor ihr der weiße Drache. Sie blickte dem Tier tief in die Augen.

Ayuma schreckte auf. Erst als sie die Höhle um sich erkannte, begriff sie, dass es nur ein Traum gewesen war.

Nur ein Traum.

Nur ein Traum.

Aber war nicht ihr Traum von der Göttin Singura in Erfüllung gegangen? Vielleicht wurde dieser auch wahr?

Das Mädchen stand leise auf, schaute zu Korsion, der tief und fest schlief, und verließ die Höhle. Sie sah den Wald vor sich und traf eine spontane Entscheidung. Sie rannte los.

Irgendwann bereute Ayuma es, nichts Wärmeres angezogen zu haben, denn die Nacht war kalt. Ohne stehen zu bleiben, schlang sie ihren Umhang enger um ihren Körper. Sie konnte die Äste der Büsche spüren, die an ihre Beine schlugen, doch sie ignorierte den Schmerz. Bald darauf bekam sie starkes Seitenstechen. Sie blieb stehen und zwang sich, gleichmäßig ein- und auszuatmen. Jetzt schwitzte sie vor Anstrengung. Dann bemerkte sie, dass sie schon lange nicht mehr wusste, wo sie war, dass sie keine Ahnung hatte, ob dies noch Rifers oder schon Baril war. Langsam begriff sie, dass es wirklich nur ein Traum gewesen war.

Einfach nur ein Traum.

Wie hatte sie glauben können, dass alles, was sie träumte, auch wirklich passierte? Nur die Nymphen hatten manchmal Visionen von der Zukunft und eine solche war sie nicht.

Da stolperte sie und fiel. Nein, sie wollte nicht wieder aufstehen. Aber wollte sie hier sterben? Nein.

Schwerfällig rappelte sie sich hoch und erkannte jetzt die Lichtung aus ihrem Traum. Langsam ging sie darauf zu. Sie schaute sich um. Alles sah genauso aus, wie sie es geträumt hatte. Das hohe grüne Gras mit den vielen Wildblumen schaukelte leicht hin und her. Der Mond erhellte die Mitte der Lichtung und die Bäume zeichneten Schatten auf den Rasen.

„Du bist gekommen“, sagte eine Stimme.

Ayuma wirbelte herum. „Wer ist da?“

Doch in den Schatten war niemand.

„Ich bin nicht hinter dir!“

Ein Luftwirbel erfasste Ayuma und ließ sie torkeln, als ein imposanter weißer Drache vor ihr auf der Lichtung niederging. Es war kein Traum gewesen, es war eine Vision! Was hatte das alles zu bedeuten? Zuerst hatte sie Singura gesehen, daraufhin hatte sie deren Sohn kennengelernt und jetzt dieser weiße Drache?

„Wer bist du?“, fragte Ayuma, als sie endlich ihre Sprache wiederfand.

„Mein Name ist Finea.“

„Und ich heiße ...“

„Ayuma, ich weiß.“

„Woher kennst du mich?“

„Ich bin dein Dämon.“

Jetzt starrte Ayuma Finea an. Menschen konnten keine Dämonen haben. Die Menschen waren noch nie Teil des Zaubers gewesen. „Aber das ist unmöglich, ich bin ein Mensch!“, dachte Ayuma.

„Nein, es ist nicht unmöglich“, meinte Finea.

„Kannst du meine Gedanken hören?“

„Das ist Drachenart. Komm, steig auf.“ Finea legte sich flach auf den Boden und platzierte ihre Flügel so, dass sie Ayuma den Weg auf ihren Rücken freigaben.

„Wozu ist das gut?“, fragte Ayuma verwirrt.

„Wir fliegen jetzt.“

Ayuma sollte auf der Drachendame reiten? Wie es die Drachenreiter in der Armee von Baril taten? Es gab nicht viele Reiter, aber sie waren die besten Krieger der ganzen Armee.

„Also, was ist, steigst du jetzt auf?“

„Aber ich bin noch nie auf einem Drachen geritten!“

„Natürlich bist du das noch nicht. Jetzt steig endlich auf!“

Ayuma atmete tief durch, ging zögernd auf Finea zu und kletterte dann rasch auf ihren Rücken. „Gut, ich sitze“, sagte sie nervös.

Finea richtete sich auf, sodass Ayuma mit dem Gleichgewicht kämpfen musste und ängstlich in Hals und Flügel griff.

„Beruhige dich, dir passiert nichts. Falls du wirklich fallen solltest, fange ich dich auf“, meinte Finea. Das jedoch beruhigte Ayuma nicht wirklich.

Die Drachendame breitete die Flügel aus und das Mädchen schloss die Augen. Finea schoss in die Lüfte. Schon nach ein paar Sekunden, als ihre Bewegungen sich denen des Drachen anpassten, wusste Ayuma, dass das Fliegen in ihrer Natur lag. Es war nichts, wovor man Angst haben musste. Leider war der Flug viel zu kurz, denn schon landete Finea vor der Höhle.

Ayuma sprang ab.

„Fliege ich so schlecht?“ Offenbar dachte Finea, Ayuma wäre gesprungen, um so schnell wie möglich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren.

Ayuma lachte und drehte sich zu Finea um. „Nein, du fliegst wunderbar, etwas Vergleichbares habe ich noch nie erlebt! Ich muss Korsion wecken.“

„Ich bin wach.“ Korsion stand bereits hinter ihr. Sein Blick hing an Finea. Er nahm es wirklich gut auf, dass nun ein ausgewachsener Drache vor ihm stand. „Ich will nicht wissen, wo du ihn herhast, oder?“

„Nein, das glaube ich nicht. Lass uns einfach aufbrechen. Ich muss zu Nerada, meiner Magielehrerin, sie hat mir noch so einiges zu erklären und auch mit meinem Vater muss ich reden. Was danach passiert, wird sich ergeben, wenn ich klarer sehe.“

Ayuma wartete, bis Korsion alles gepackt hatte und wieder aus der Höhle trat. „Leider können wir nicht einfach zurückfliegen, weil wir dann die Pferde hierlassen müssten. Wir werden wie gewohnt reiten.“

Und als hätte es Finea schon immer in ihrer Nähe gegeben, fragte sie an den Drachen gewandt: „Bleibst du über uns?“

Ayuma und Korsion banden die Taschen an die Sättel der Pferde, stiegen auf und wurden auf ihrem Weg von dem Drachen begleitet. Ayuma war froh, mit ihren Gedanken, die sich beinahe überschlugen, nicht alleine zu sein. Es kam ihr vor, als würde sie Korsion schon ihr ganzes Leben lang kennen und nicht erst seit zwei Tagen, denn er war immer nett und hilfsbereit. Er schien ein selbstbewusster und lebensfroher Mensch zu sein.

„Wer bin ich?“, fragte Ayuma zornig, als sie ins Haus stürmte und auf Nerada traf.

Die Frau schaute zu Boden, sie wusste nicht, wie sie alles erklären sollte.

Doch gerade als sie zu einer Antwort ansetzte, begann Izores zu sprechen: „Es ist jetzt die Zeit, um dir die Wahrheit zu erzählen.“ Izores schaute hinaus auf den Wald. Es war still im Raum. Niemand wagte, etwas zu sagen. „Alles begann damit, dass Cass ihre Arbeit verlor. Zuerst dachten wir, dass das Geld, das die Schmiede abwarf, ausreichen würde, aber dem war nicht so. Cass beschloss, zur Kristallburg zu gehen, um dort nach Arbeit zu fragen, und tatsächlich stellte man sie ein. Eines Abends klopfte Yuuko, der oberste General der Drachenkrieger, an unsere Tür. Ich öffnete sie, doch er wollte mit Cass reden. Er sagte, es sei dringend und sehr wichtig. Er trug ein Bündel im Arm, darin ein kleines Baby. Es war die Tochter der Königin Miyu. Er bat uns im Namen der Königin und des Königs, das Kind aufzunehmen, aber nie zu erwähnen, wessen Kind wir aufziehen. Wir stimmten zu. Der General erklärte uns jedoch nicht, warum die Königin das Mädchen nicht bei sich behalten konnte oder wollte.“

Ayuma starrte ihn an. „Aber ...“

„Ja, du bist die Tochter der Königin. Und du bist eine Elfe!“

Aufgewühlt wandte Ayuma den Blick ab und ging hinüber zum Fenster. Sie sah Finea, die auf dem Rasen döste. „Heißt das, ich bin die Prinzessin von Baril?“ Izores nickte. „Mein ganzes Leben war also eine Lüge.“

„Was? Nein!“

„Doch, alles war eine Lüge. Es fängt schon damit an, dass du nicht mein Vater bist, Cass nicht meine Mutter, ich bin nicht hier in Seron geboren. Und die wahrscheinlich größte Lüge ist, dass ich noch nicht einmal ein Mensch bin“, brach es aus Ayuma heraus.

„Wir lieben dich wie ein eigenes Kind. Wir haben dich aufgezogen, du bist unsere Tochter. Königin Miyu hat dich zu uns bringen lassen, um dich zu schützen, so viel haben wir aus General Yuuko rausbekommen und das kann man sich auch denken“, versuchte Cass, sie zu besänftigen.

Ayuma ballte die Hände zu Fäusten, so fest, dass sich ihre Fingernägel in ihre Haut bohrten. Sie konnte sich nur schwer zurückhalten. Wieso sollte sie nicht einfach Izores und Cass ins Gesicht brüllen, was sie von der ganzen Sache dachte? Aber dann wurde ihr bewusst, dass die zwei immer für sie gesorgt hatten. Sie hätten die Bitte der Königin auch ablehnen können, damals, als sie noch ein Baby war. Hätten sie Nein gesagt, hätte Ayuma dann eine so unbeschwerte Kindheit gehabt? Wollte sie wirklich alle verletzen, die ihr wichtig waren? Ayuma setzte sich wieder auf ihren Platz, die Wut war verflogen. „Wie soll es denn jetzt weitergehen?“, fragte sie und schaute erst Cass, dann Izores an.

„Du musst nach Daicha gehen und dich dort zu einer Kriegerin ausbilden lassen. Sie haben dort sogar eine Akademie für junge Kämpfer wie dich“, schlug Izores vor.

„Die Akademie hat einen guten Ruf. Bevor ich hierherkam, war ich dort als Heilerin tätig. Ich hab viele gesehen, die vom Schüler zum Krieger heranwuchsen. Alle, die dort ausgebildet wurden, sind hervorragende Kämpfer geworden und viele haben einen Drachen an ihrer Seite“, erinnerte sich Nerada.

„Dann ist dort der richtige Platz für mich.“ Nerada nickte. „Was ist mit dir?“, fragte Ayuma nun Korsion, der das Gespräch interessiert verfolgt hatte.

Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft sagte er etwas. „Ich werde an deiner Seite bleiben, egal, wohin du gehst. Wenn ich dort auch noch meinen Umgang mit dem Schwert verbessern kann, dann haben wir alle etwas davon.“

Ayuma musste lächeln, obwohl ihr eigentlich gar nicht danach war. Sie fing an, Korsion zu mögen. Er konnte immer das Gute sehen und konnte sich spontan auf neue Situationen einstellen. Außerdem schaffte er es immer, sie aufzuheitern.

„Dann ist es also beschlossen. Wir gehen nach Daicha und ich versuche, euch beiden einen Platz in der Akademie zu verschaffen. Ich hab dort immer noch einen guten Ruf. Wann brechen wir auf?“

„Moment mal, Nerada. Lässt du Cass und mich einfach hier zurück?“, warf nun Izores ein.

An sie beide hatte niemand gedacht. Wo sollten sie hin? Sie könnten natürlich warten, bis Nerada zu diesem kleinen Haus zurückkam, aber wollte die Magierin das überhaupt?

„Das Beste wird sein, ihr beide kommt ebenfalls mit uns nach Daicha. Dort sucht ihr euch ein Haus und eröffnet eine neue Schmiede. Ein erfahrener Schmied mit deinen Fähigkeiten wird immer gebraucht“, schlug Ayuma vor, als sie erkannte, dass sie sich nicht von diesen Menschen, ihren Eltern, trennen wollte.

„Guter Vorschlag. Seron ist zerstört und eine Schmiede in Daicha ist ein guter Neuanfang“, erklärte Izores und lächelte Cass zu, die seine Hand drückte.

Nerada klatschte zufrieden in die Hände. „Gut! Dann würde ich sagen, zwei Tage sollten uns bis zum Aufbruch reichen.“

Die anderen stimmten ihr zu.

*

Kapitel 7: Die Akademie

Schon als sie das Tor passiert hatten, wusste Ayuma, dass sie Seron mehr gemocht hatte als diese große, hektische Stadt Daicha. Es war eng und schmutzig, an jeder Ecke schrien die Händler oder wurde Streit, der in Schenken begonnen hatte, auf der Straße ausgetragen. Und es stank nach zu vielen ungewaschenen Menschen und Tieren auf zu wenig Raum.

Ayuma wollte gerne ihre richtige Mutter kennenlernen und war ein wenig enttäuscht, als sie erfuhren, dass sich Königin Miyu zurzeit auf Reisen befand.

Izores und Cass hatten sich nach einer neuen Schmiede umgesehen, während Ayuma, Korsion und Nerada sich auf den Weg zur Akademie machten.

„Werden wir auch auf den General treffen? Wie ist er so?“, plapperte Ayuma vor Aufregung, jemanden kennenzulernen, der sich für ihr Leben eingesetzt hatte.

„Er ist hart, aber fair. Du solltest ihn nicht unnötig reizen. Sag einfach nur etwas, wenn er dich fragt“, informierte sie Nerada. Nun standen sie vor der Tür zum Empfangssaal. „Bereit?“

Ayuma atmete tief ein und nickte, woraufhin Nerada an die Tür klopfte.

„Herein“, rief eine tiefe Stimme. In der Mitte des großen Raumes saßen zwei Männer, die kurz aufblickten. „Nerada, schön, dich noch einmal hier zu sehen.“

General Yuuko, der rechte der beiden, wie Ayuma von Nerada wusste, hatte kurze schwarze Haare und so dunkle Augen, dass sie schon fast schwarz wirkten. Der andere schien genauso alt wie General Yuuko, war jedoch auffälliger anzusehen mit seinen langen dunkelblauen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren. Die blauen Augen hätten lustig sein können, hätten sie nicht einem unnachgiebigen Krieger gehört.

„Wir sind uns dann so weit einig. Wir sprechen morgen weiter, General“, beendete der Zweite das Gespräch und verbeugte sich.

„Gut, Roscoe, du kannst gehen.“ General Yuuko wandte sich Nerada, Ayuma und Korsion zu. „Setzt euch doch.“ Er wies auf die andere Seite des riesigen Schreibtisches. Sie taten wie geheißen. Er selbst nahm auf einem großen, gemütlich gepolsterten Stuhl Platz. „Aus welchem Grund willst du mich sprechen, werte Nerada?“, fragte er.

„Ich bringe dir zwei Bewerber für einen Platz in der Akademie. Sie möchten ihre Ausbildung zu Kriegern beginnen“, kam Nerada zur Sache.

„Ich denke, die beiden in deiner Begleitung sind die zwei, um die es geht?“

Nerada nickte zustimmend und General Yuukos Blick wanderte musternd von Korsion zu Ayuma. Einen kurzen Augenblick blitzte etwas in seinen Augen auf, Ayuma konnte es nicht deuten.

„Aus welchem Grund wollt ihr Krieger werden?“, verlangte er zu wissen.

„Die Krieger Darilons haben meine Heimat zerstört. Ich muss den Schwertkampf beherrschen, wenn ich ihnen entgegentreten will“, erklärte Ayuma ihre Absichten.

„Und du?“, fragte General Yuuko, jetzt zu Korsion gewandt.

Korsion zuckte mit den Schultern und erklärte ungerührt: „Ich bin Ayumas Begleiter. Ich hab geschworen, dass ich an ihrer Seite bleibe. Außerdem muss ich weiter an meiner Schwerttechnik arbeiten, was man nirgendwo besser kann als hier.“

„Wenn Nerada sich für euch verbürgt, sehe ich keinen Grund, euch nicht aufzunehmen. Das neue Übungsjahr beginnt morgen, ihr beide kommt genau zur richtigen Zeit“, erklärte General Yuuko, was Ayuma innerlich jubeln ließ. „Eure Ausbildung läuft folgendermaßen ab: Zuerst werdet ihr als Schüler trainiert und bekommt verschiedene Aufgaben. Wenn ihr genug Aufgaben, oder wie wir sagen Missionen, bestanden habt, werdet ihr für die Prüfung der Krieger vorgeschlagen. Nach Bestehen der Prüfung seid ihr ausgebildete Krieger. Dann könnt ihr offiziell in die Armee von Baril eintreten“, erklärte General Yuuko. Er klatschte fröhlich in die Hände und umgehend betrat eine Dienerin den Raum. „Bring diese beiden zu den Unterkünften im Ostflügel“, wies der General sie an.

Die Besucher und die Dienerin verneigten sich und wollten gerade hinausgehen, als er nachschob: „Nerada, bevor du gehst, kann ich noch kurz mit dir allein sprechen?“

Nerada drehte sich um und schloss die Tür des Empfangssaals hinter den anderen.

„Kommt mit mir.“ Ayuma und Korsion folgten der Dienerin. Sie führte sie durch einen Gang, mehrere Treppen hinauf, erneut durch einen Gang und schließlich blieben sie vor einer Tür stehen.

„Das ist deins.“ Die Frau deutete auf Korsion. „Und deins ist das dort.“ Sie deutete auf die nächste Tür.

„Danke“, sagten beide und betraten ihre Bleibe.

Am nächsten Morgen saßen die Freunde zwischen den anderen Schülern im Speiseraum der Akademie. Es herrschte ein großes Durcheinander und es war laut. Das Essen schmeckte hervorragend, alle griffen ordentlich zu. Ayuma und Korsion tauschten ihre ersten Eindrücke beim Essen aus. Plötzlich wurde es still, als sich eine Person erhob. Sie erkannten General Yuuko.

„Ich hoffe, das Essen war nach eurem Geschmack. Jetzt müssen wir aber unser Tagewerk beginnen und uns wichtigeren Dingen zuwenden. Wie ihr wisst, fängt heute das neue Übungsjahr an. Hier die Vorgehensweise für die Neuankömmlinge: Ihr werdet in Gruppen aufgeteilt. Zuerst rufe ich euren Gruppenleiter auf, er kommt nach vorne. Danach werdet ihr aufgerufen, ihr stellt euch zu ihm. Wenn eure Gruppe vollständig ist, wird er euch auf den Übungsplatz geleiten. Jede Gruppe besteht aus vier Schülern und einem Lehrer.“ Er räusperte sich und holte eine Liste hervor. „Der Leiter der ersten Gruppe ist Goran Sky. Seine Schüler sind Loras Aryo, Neiro Aryo, Arzani Hikamaru und Afea Tsumera.“

Ein übellauniger Mann mit strubbligen weißen Haaren und hellen Augen trat vor. Er verschränkte die Arme und musterte die anwesenden Schüler. Die vier Aufgerufenen stolperten unsicher nach vorne. Sofort viel Ayuma ein Mädchen mit langen tiefroten Haaren und dunkler Haut auf, dem ein großer Wüstenfuchs folgte. Es war Arzani. Ayuma spürte eine Verbindung zu diesem Mädchen. Irgendetwas Übernatürliches ging von ihm aus, aber sie konnte es nicht erfassen, es schien jedenfalls kein Mensch zu sein. Goran verließ mit seinen Schülern die Halle.

„Der Leiter der zweiten Gruppe ist Roscoe Kero.“

Es war der Mann, den Ayuma gestern schon im Empfangssaal gesehen hatte. Erst jetzt konnte sie ihn sich richtig ansehen. Er musste aufgrund seiner blauen Haarfarbe eine Nymphe sein.

„Roscoes Schüler sind ...“ General Yuuko machte eine kurze Pause, was die Spannung in die Höhe trieb. „Falko Hivonoko.“ Ein Junge mit roten Haaren, ebenso dunkler Haut wie Arzani und braunen Augen ging nach vorne. „Orea Niwori.“ Diesmal war es ein Mädchen mit grünen Haaren und lilafarbenen Augen, das auf seinem Weg nach vorne längst nicht so ruhig blieb wie Falko. „Korsion Seram.“ Er stand sofort auf. „Ayuma Shino.“

Auch Ayuma stand auf und ging nach vorne. Sie wäre am liebsten losgerannt, hätte Korsion umarmt und sich gefreut, dass sie zusammen in einer Gruppe waren. Das ließ sie aber lieber bleiben und stellte sich verlegen neben die anderen drei.

„Folgt mir“, sagte Roscoe und ging mit ihnen in Richtung Übungsplatz davon. Es war nicht weit. Roscoe setzte sich auf den Boden und wies seine Schüler an, dasselbe zu tun.

Ayuma nahm zwischen Korsion und Orea Platz.

„Bevor wir beginnen, machen wir uns erst einmal miteinander bekannt. Ihr solltet ehrlich antworten, wenn ich euch nun ein paar Fragen stelle“, leitete Roscoe ein und blickte in die Runde. „Wieso seid ihr hier?“

Roscoe wandte sich Falko zu, der neben Orea saß. „Es ist allein meine Sache. Damit ihr es wisst, es ist jedenfalls nicht aus Rache. So wie bei vielen anderen.“ Falko blieb kühl und abweisend und verwirrte damit die Gruppe.

Orea übernahm nun das Wort. „Ich habe meine Kampfübungen gemacht, seit ich acht Jahre alt war, und ich werde mit jedem Tag besser. Mein Ziel ist es, so stark zu werden, dass ich der Armee von Darilon entgegentreten kann.“

„Nachvollziehbar“, meinte Roscoe und schaute nun Ayuma an.

Ihre Absichten hatte Ayuma gestern bereits dem General dargelegt. „Meine Heimat wurde zerstört. Mein Vater hat für mich ein Schwert geschmiedet und es mir zu meinem Geburtstag geschenkt. Ich denke, ich bin recht talentiert im Schwertkampf, aber ich muss noch einiges lernen.“

„Ich bin nur wegen Ayuma hier. Ich habe geschworen, an ihrer Seite zu bleiben. Wenn das zur Folge hat, dass ich im Schwertkampf besser werde, habe ich nichts dagegen“, leierte Korsion seinen Spruch herunter.

„Also habt ihr alle einen mehr oder wenigen vernünftigen Grund.“ Bei dieser Bemerkung wanderten seine Augen kurz von Falko zu Korsion. „Wenn ihr ein Ziel habt, arbeitet ihr härter, um es zu erreichen. Mit welcher Waffe kämpft ihr?“

„Meine Waffe ist ein Langdolch“, sagte Falko und zog ihn hervor. Der Griff und die Klinge waren schwarz. Roscoe streckte die Hand danach aus. Falko nickte und gab ihn ihm.

„Lass mich raten: schwarzer Kristall?“

„Ja, ich hab den Dolch schon seit Jahren und er hat keine einzige Schramme“, prahlte Falko. Roscoe gab ihm seinen Langdolch zurück und dieser steckte ihn zurück an seinen Gürtel.

Orea war an der Reihe. „Ich kämpfe mit Pfeil und Bogen.“

„Also kämpfst du eher im Fernkampf?“

Sie nickte.

„Wie ich schon sagte, mein Vater hat mir ein Schwert geschenkt und deswegen ist dies meine Waffe“, wiederholte Ayuma und zog ihr Schwert hervor, das Roscoe eingehend betrachtete.

„Ein Zweihänder, zweischneidig und aus weißem Kristall.“

„Ich habe auch ein Schwert“, lenkte jetzt Korsion die Aufmerksamkeit auf sich. „Meins ist aus schwarzem Kristall.“

„Als Einhänder ist ein Schwert aus schwarzem Kristall geeigneter. Der schwarze Kristall hält härtere Schläge aus und das Schwert ist trotz seines höheren Gewichts wendiger. Es wird oft von Männern bevorzugt. Und es sieht einfach gefährlicher aus“, erklärte Roscoe schmunzelnd die feinen Unterschiede. Er stellte noch einige weitere Fragen, bis er schließlich erklärte: „Für heute seid ihr erlöst. Ich erwarte euch morgen um dieselbe Zeit hier auf dem Übungsplatz.“

Die Schüler standen auf und gingen gemeinsam zurück zur Akademie.

Gerade als sie das Tor erreichten, sprang Ayuma zur Seite und verließ die anderen, um noch schnell ihren weißen Drachen Finea zu besuchen, der in den großen Stallhallen der Akademie Platz gefunden hatte.

„Ich habe schon gedacht, du hättest mich vergessen“, strahlte Finea Ayuma erfreut an und diese erzählte der Drachendame, was sie an ihrem ersten Tag erlebt hatte.

„Und weißt du, was das Beste von allem ist?“, fragte Finea.

„Nein, was?“ Ayuma schaute sie fragend an.

„Du bekommst auch Unterricht im Fliegen!“

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9783960743118
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