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Sie können sich vorstellen, wie mulmig mir wurde, als ich einige Zeit später auf den Seiten 9 bis 10 folgende Zeilen in Servan-Schreibers Antikrebs-Buch lesen konnte. Ich zitiere:

»Nach Operation und Chemotherapie fragte ich meinen Onkologen, der mir so viel geholfen hatte, um Rat. Was sollte ich tun, um ein gesundes Leben zu führen? Welche Vorsichtsmaßnahmen konnte ich treffen, um einen Rückfall zu vermeiden? ›Es gibt nichts Spezielles, was Sie tun können. Leben Sie ganz normal. Wir führen in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen durch, und wenn Ihr Tumor wiederkehrt, können wir das frühzeitig feststellen‹, antwortete der Arzt, einer der führenden amerikanischen Onkologen.«

Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Sind etwa der Arzt von David Servan-Schreiber und meine Ärzte aus dem Krankenhaus in dieselben Vorlesungen gegangen? Und haben sie sich dann nicht weiter informiert? Oder kommt diese Übereinstimmung daher, dass so viele europäische Ärzte einen wichtigen Teil ihrer Ausbildung in den USA absolvieren? Können Sie sich vorstellen, an wie viele Hunderte, Tausende und Abertausende von Krebspatientinnen und -patienten diese typische schulmedizinische »Weisheit« weitergegeben wurde? Und wie viele sich darauf verließen? Mir wird schummrig.

Will man mit dieser verordneten Passivität nicht vielleicht die Hilflosigkeit der Patienten stärken und sie auf diese Weise noch stärker an die Schulmedizin binden? Vielleicht bin ich jetzt ganz böse, aber erlauben Sie mir noch diesen Gedanken: Die Unterbindung des selbstständigen Denkens war schon seit Urzeiten (und in jeder Form von Machtausübung oder Diktatur) eine äußerst wirksame Maßnahme zur Beherrschung der Massen.

Anders aber als diese Ärzte, die sich noch über ihre Gesundheit freuen konnten, war Herr Servan-Schreiber an einem Gehirntumor erkrankt. Er machte sich eigene Gedanken über seine Krankheit sowie über seinen Lebensstil und forschte diesbezüglich. Es ging nämlich um SEIN Leben. Und beim Vergleich der typischen »westlichen« Krebsarten wie Brust-, Darm- oder Prostatakrebs, die in Asien dagegen unverhältnismäßig seltener auftreten, wurde ihm etwas in aller Deutlichkeit bewusst, wofür es schon seit einigen Jahren wissenschaftliche Untersuchungen gibt, dass offenbar »etwas an unserer Lebensweise« nicht stimmt, dass unsere Lebensweise auch unsere Abwehr gegen Krebs schwächt (S. 11).

Ich muss wohl nicht besonders hervorheben, dass ich im Krankenhaus während meiner Behandlungen weder von den von Servan-Schreiber empfohlenen Methoden – die zu jenem Zeitpunkt keineswegs ganz neu oder unbekannt waren – noch von dem Buch selbst erfuhr. Das Antikrebs-Buch, dessen französische Originalausgabe 2007 in Paris und 2008 auch auf Deutsch erschien, fiel mir beim Stöbern in einer Buchhandlung zufällig in die Hände. Im Gegenteil, die Speisen etwa, die den krebskranken Frauen auf der Station zugemutet wurden, sind schon seit Langem als das beste Futter für Krebszellen bekannt. So viel zum blinden Vertrauen …

Dem Anschein nach sind von den Ärzten, die noch keine eigene Erfahrung mit Krebs haben, die wenigsten bereit, sich in Hinsicht auf alternative Heilmethoden und Veränderung der Lebensweise freiwillig weiterzubilden. Irgendwie tritt hier ein typisch menschliches Verhalten zutage: Erst, wenn der Hut brennt, wird etwas unternommen … Es ist viel bequemer, sich auf den ausgetretenen Pfaden der Krebsbehandlung zu bewegen – von denen man allerdings nicht immer weiß, wo sie hinführen –, als sich neues, unkonventionelles Wissen anzueignen. Es muss sich dabei gar nicht um noch unbewiesenen »Hokuspokus« handeln. Ich habe selbst erlebt, wie die sogenannten Krebsspezialisten auch längst bekannte Tatsachen ernsthaft in Frage stellten, wie etwa die wissenschaftlich erwiesene, für die Genesung essenzielle Rolle der Ernährung oder der positiven Emotionen.

Auch hier kann man durchaus einen Vergleich mit dem Bankberater anstellen. Natürlich wird mir ein Bankberater nicht dazu raten, mein Geld lieber in hochwertige (und deshalb sichere) Aktien anzulegen, wenn er keine Erfahrung mit dieser Geldanlage oder selbst ein Minus am Konto hat. Er wird mir auch nichts über die Möglichkeiten von verschiedenen Finanzstrategien erzählen, darüber, wie man etwa das Risiko streuen und dadurch Renditen erzielen kann, die weit über jenen der klassischen Sparbücher liegen. Und was wissen wir überhaupt über unsere Bankberater? Wissen wir, wie diese Menschen mit ihrem eigenen Geld umgehen? Sind sie tatsächlich Finanzexperten? Dann haben sie wahrscheinlich ein moralisches Problem, mit ihrem Wissen für die Bank zu arbeiten, denn sie wissen, dass sie den Kunden nicht den besten Weg vorschlagen können. Dann würden die Menschen ihr Geld anders anlegen wollen und die Bank würde sie als Kunden verlieren. Oder aber sind Bankberater Menschen, die sich aus purer Naivität und/oder Solidarität einfach auf die eigene Bank verlassen und einen guten Teil ihres Gewinnes freiwillig der Bank überlassen? Eine seltsame Form von Idealismus.

Daher sollte man sich bewusst und verantwortungsvoll mit der seelischen und körperlichen Gesundheit UND mit den eigenen Finanzen beschäftigen, denn gerade krebskranke Menschen wissen, wie schnell man durch Krankheit in die Armut hineinrutschen kann. Auch sind es oft finanzielle Sorgen, die enormen psychischen Stress verursachen und zum Ausbruch der Krankheit oder zu ihrer Verschlimmerung führen. Aus diesem Grund führe ich am Ende dieses Buches nicht nur (Pflicht-)Lektüre zum Thema seelische und körperliche Gesundheit an, sondern auch zum Thema Finanzen. Wer möchte, kann sich bedienen. Denn wenn wir mehr über eine bestimmte Materie wissen, können wir uns eigenverantwortlich entscheiden, welchen Weg wir gehen wollen.

Wenn man Wissen mit dem Hinhören auf den eigenen Körper kombiniert, ist man schon auf einem guten Weg. In beides muss man Zeit investieren. Es kostet Zeit, Bücher zu lesen oder im Internet zu surfen, es kostet Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen, in sich hineinzuhorchen und auf diese Weise nach und nach herauszufinden, wie die eigene Seele und der Körper funktionieren und was sie brauchen. Man kann experimentieren: Was passiert mit mir, wenn ich dieses oder jenes ausprobiere? Wenn man das Bedürfnis hat, kann man sich Hilfe von außen holen, denn für die verschiedenen alternativen Zugänge und Therapien, die Seele und Körper heilen, gibt es erfahrene Experten, die einen auf dem Weg der Genesung begleiten können.

Diese Haltung wird Gott sei Dank auch von Ärzten empfohlen, die sich ganzheitlich mit dem Thema Krebs beschäftigten. »Patienten, die allein durch den Arzt oder durch Gott gesund werden wollen, schmälern ihre Chancen«, fasst Bernie S. Siegel auf S. 137 seines Buchs Prognose Hoffnung zusammen. Ich könnte noch hinzufügen: Bankkunden, die sich allein auf ihren Bankberater oder Gott verlassen, schmälern ihre Gewinnchancen … Es heißt darum keineswegs, auf den Doktor, die Schulmedizin oder die Bank zur Gänze zu verzichten, aber man sollte als mündiger Partner aufzutreten und die Eigenverantwortung nie abgeben.

Ein gefülltes Konto und gut verwaltete Finanzen, ein gesunder, gut ernährter Körper und ein ausgeglichenes Gemüt entspannen – das sind die besten Voraussetzungen für ein langes Leben in Freude und Gesundheit.

Lust auf Veränderung

In den verschiedenen »Antikrebs-Büchern« habe ich immer wieder gelesen, dass die größte Chance auf eine komplette Genesung jene Menschen haben, die ihr Leben nach der Diagnose völlig umkrempeln. Im Hintergrund dieser persönlichen Revolution steht der Gedanke, dass die Krankheit eine wichtige Botschaft oder einen Appell enthält, das eigene Leben zu überdenken, zu hinterfragen und zu ändern. Greg Anderson, der Autor des überaus hilfreichen Buches Diagnose Krebs: 50 Erste Hilfen, ist überzeugt, dass in dieser Erkenntnis »die Saat wirklicher Heilung und bleibender Gesundheit« liegt (S. 128). Ich glaube ihm aufs Wort, denn ich habe es selbst an Leib und Seele erfahren. Krebs ist eine chronische Krankheit, »eine echte Heilung kann nur durch viele Aktionen zur Wiederherstellung der Gesundheit – in einem Wechselspiel zwischen medizinischen Maßnahmen und Maßnahmen des Patienten – erreicht werden.« (Thomas Kroiss, Heilungschancen bei Krebs, S. 77). Da man die Ursachen dieser lebensbedrohlichen Erkrankung noch immer nicht genau kennt, ist es tatsächlich ratsam, an mehreren Fronten zu kämpfen.

Auch David Servan-Schreiber fasst verständlich zusammen: »Die Summe der wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigt, dass unsere natürlichen Abwehrkräfte eine entscheidende Rolle beim Kampf gegen Krebs spielen … Zwar schlummern in uns allen Krebszellen, aber unser Körper ist auch dafür gerüstet, den Prozess der Tumorbildung zu bekämpfen. Es liegt an jedem Einzelnen von uns, die natürlichen Abwehrmechanismen seines Körpers zu nutzen …« (Das Antikrebs-Buch, S. 11). Wie der Autor noch erwähnt, sind andere Kulturen auf diesem Gebiet seiner Meinung nach »schon viel weiter«(!).

Der Autor musste auch feststellen, dass die meisten Menschen, aber auch die meisten Ärzte der Meinung sind, dass die Krankheit mit Hilfe von Medikamenten geheilt werden sollte, am besten mit Hilfe EINES Medikaments, das ALLE Krebsarten – wie etwa Penicillin die Tuberkulose – besiegen kann. Menschen wollen sich nicht ändern; wie es scheint, sind die wenigsten bereit, durch gezielte Maßnahmen ihre Genesungschancen zu steigern.


Aber es gibt noch einen anderen Aspekt: Im Internet habe ich auf der Amazon.de-Seite eine anonyme Kundenrezension vom 11.7.2006 zum Buch Diagnose Krebs. Wendepunkt und Neubeginn von Lawrence LeShan (in deutscher Übersetzung von Annegrete Lösch) gefunden. Abgesehen davon, dass die Rezensentin zu Recht von der positiven Einstellung und Hervorhebung der Fähigkeit der Patienten, wieder gesund zu werden, begeistert war, verlieh sie in ihrer Rezension deutlich ihrem Unwillen Ausdruck über die bei Krebs oft verlangten Veränderungen der Lebensweise. Nachdem sie sehr viel Literatur zum Thema gelesen habe, könne sie sich nur mit diesem Buch identifizieren, denn die meisten Ratgeber enthielten nur Vorschriften und Verbote, was man in dieser Situation tun müsse: »… Du musst jetzt Yoga machen und nur Soja essen und du musst die Schuld in deiner Lebensweise suchen und in deinen Kindheitstraumata und und und – mich stresst das mehr als es mir hilft. …« LeShan jedoch fordere dazu auf, zu sein, wie man ist und genau dies verhelfe ihrer Ansicht nach zur Heilung.

94 Kunden von 95 fanden diese Rezension hilfreich. Und das scheint mir sehr bedenklich zu sein, weil eine vollständige, dauerhafte Genesung ohne grundlegende Veränderung der Lebensweise bei Krebs unwahrscheinlich ist.

Ich denke mir, hier werden zwei wichtige Dinge vertauscht. Denn das Annehmen der eigenen Fehler, Schwächen und Unzulänglichkeiten, das vollkommene Akzeptieren der eigenen Person ist zweifelsohne essenziell wichtig für die Genesung. Nur diese bedingungslose Akzeptanz meiner Persönlichkeit ermöglichte mir, zu meinen Fehlern, zu der fatalen Kombination aus übertriebenem Ehrgeiz, Leistungsdruck und über Jahrzehnte betriebenem Raubbau an meiner Gesundheit zu stehen, meine eigene Unwissenheit, ja sogar Dummheit zuzugeben. Und glauben Sie mir, es war keineswegs einfach, mir an einem vorläufigen Höhepunkt meiner akademischen Karriere, die hohe Intelligenz und gesundes Urteilsvermögen voraussetzt, eingestehen zu müssen, dass ich in anderen, viel wichtigeren Lebensbereichen vollkommen versagt habe. Aber erst ab dem Moment des Annehmens konnte ich mir sagen: »Jetzt weiß ich es besser. Es steht in meinen Möglichkeiten, mein Leben künftig so zu ändern, wie es für mich und meine Familie am besten ist. Gott hat mich mit einem Verstand ausgestattet, den ich nun nicht mehr ausschließlich für meinen beruflichen Werdegang, sondern gleichermaßen auch für meine Genesung verwenden werde.«

Ich selbst empfand die Tatsache, dass ich meine Genesung durch die Änderung meines Denkens und meines Lebensstils beschleunigen oder gar herbeiführen könnte, als ausgesprochen befreiend. Denn dadurch hatte ich die Kontrolle über mein Leben wieder, die Hoffnung, dass ich die Krankheit genauso, wie ich sie vorher geradezu heraufbeschworen hatte, für immer in die ewigen Jagdgründe verscheuchen konnte. Das war mir so viel wert, dass Dinge wie die Einführung von regelmäßiger Bewegung und Yoga, veganer Ernährungsweise, tief gehende emotionale Reinigung (die mein bisheriges Denken und Fühlen tatsächlich zur Gänze veränderte) und das endgültige Ablegen meiner negativen Lebenseinstellung lediglich Kleinigkeiten darstellten. Wie gesagt, ich war nach Meinung der Ärzte nach Operation und Chemotherapie tumorfrei, trotzdem fühlte ich mich psychisch wie physisch wie ein Wrack. Ganzheitlich betrachtet bedeutet Gesundheit viel mehr als die bloße Abwesenheit von Krankheit oder Symptomen, daher stellt die Beseitigung des Tumors bloß die Beseitigung des Symptoms, nicht aber der Krankheit dar. Aus dieser Perspektive betrachtet war ich nach den abgeschlossenen schulmedizinischen Behandlungen keineswegs gesund, sondern noch immer krank.

Ich las zahlreiche Berichte darüber, wie Patienten, die passiv blieben und außer den üblichen schulmedizinischen Maßnahmen nichts mehr für die Wiederherstellung ihrer Gesundheit unternahmen, noch Jahre unter den starken Nachwirkungen der Chemotherapie sowie unter Ängsten und Depressionen litten.

Ich war bereit, alles, aber auch alles in meinem Leben zu ändern, falls ich dadurch eine Chance auf vollständige Heilung bekommen sollte. Und mit der Zeit, als ich lernte, besser auf meine Seele und meinen Körper aufzupassen, merkte ich, wie mir all diese Maßnahmen gut taten und wie umgekehrt das Nicht-Befolgen der Signale meines Körpers sich sofort negativ auf mein Wohlbefinden auswirkten. Das vertrieb wiederum meinen inneren Schweinehund, ein mächtiges Untier mit zotteligem Pelz und einem belämmerten Blick – dieser traut sich jetzt gar nicht mehr aus seiner Hundehütte und bewundert insgeheim meine in der Tat eiserne Disziplin.

Die tägliche Disziplin, mit der ich mein neues Leben führe, bedeutet für mich jedoch mittlerweile kaum mehr eine wirkliche Herausforderung, denn, mit Greg Anderson gesprochen, hat Disziplin »nichts mit Sklaverei zu tun«, sondern sehr viel dagegen »mit der Frage, welche Lebensgewohnheiten man sich zu eigen macht.« (Diagnose Krebs, S. 145). Es ist viel schlauer, sich solche Lebensgewohnheiten anzueignen, die der Krankheit sozusagen den Boden unter den Füßen wegziehen. Denn auch Krebs braucht für sein Gedeihen gute Bedingungen. Ich bin aber nicht mehr bereit, ihm diese Bedingungen zu bieten. Ich mag MICH lieber als den Krebs, warum sollte ich dann aus purer Bequemlichkeit die Krankheit und nicht MICH unterstützen?

Natürlich brauchte auch ich für die Umstellung anfangs starken Willen. Keine Frage, der beste Weg muss nicht der bequemste sein. »Der menschliche Geist kann tatsächlich Krebs heilen, aber das bedeutet nicht, daß es einfach ist«, bringt es Bernie S. Siegel auf den Punkt (S. 139). Auch hier bietet sich ein Vergleich mit den Finanzen und Schulden an. Wenn man Jahre oder jahrzehntelang finanziell über seine Verhältnisse lebte, wird es wiederum über Jahre große Anstrengungen und Geduld kosten, die angehäuften Schulden mit Hilfe eines kundigen Finanzberaters und mit einem genauen Finanzplan wieder abzutragen. Und wenn die Schulden nach Jahren endlich abbezahlt sind, heißt das keineswegs, dass man wieder das aufwendige Leben von früher leben kann. Nein, man steht auf Null und muss sich in Zukunft genau überlegen, wofür man sein Geld ausgeben kann. Genauso ist es mit der Gesundheit. Null auf meinem Gesundheitskonto bedeutet, dass ich keine Schulden mehr habe. Es bedeutet aber nicht, dass ich über Reserven verfüge, die ich nach Belieben benützen oder gar verschwenden kann. Ganz im Gegenteil, ich muss meine Reserven erst anlegen. Das kann mir nur dann gelingen, wenn ich jeden Groschen meiner Energie fünfmal umdrehe. Wochen-, monate-, jahrelang.

Es ist einleuchtend: Wenn man dem eigenen Körper über Jahre oder Jahrzehnte mehr zugemutet hat, als er ertragen kann, ist es mehr als naiv zu erwarten, dass die Genesung so schnell wie nach einem grippalen Infekt eintritt. Es reicht deshalb nicht, die Lebensgewohnheiten für ein paar Wochen oder Monate zu ändern. Drei Wochen ohne Schweinsbraten oder Sachertorte, ähnlich wie ein paar Stunden Wandern oder Laufen, sind zwar besser als gar nichts, sie können langfristig aber nur wenig bewirken. Es sind nicht mehr als ein paar Tropfen auf dem heißen Stein. Mit Bestürzung habe ich erfahren, dass der Brustkrebs eine äußerst hinterlistige Krankheit ist, die sich nicht wirklich besiegen lässt. Es kann noch nach zwölf oder sogar vierundzwanzig Jahren zu einem Rückfall kommen (Ursula Goldmann-Posch, Rita Rosa Martin, Überlebensbuch Brustkrebs, S. 258). Umso wichtiger ist es deshalb im Interesse der eigenen Gesundheit, das eigene Leben für IMMER zu verändern. Ich habe für mich folgenden Vergleich gefunden: Mindestens dreißig Jahre meines Lebens habe ich offenbar exzessiven Raubbau an meiner Gesundheit betrieben. Dann wurde ich lebensbedrohlich krank. Jetzt muss ich wohl wieder dreißig Jahre lang daran arbeiten, alles wieder in Ordnung zu bringen.

Ich kann mir vorstellen, dass Sie jetzt vor den zu erwartenden Einschränkungen zurückschrecken. Wir sind in unseren Lebensgewohnheiten oft so festgefahren, dass uns allein die Vorstellung, auf etwas zu verzichten oder etwas dauerhaft ändern zu müssen, Kopfschmerzen und Magenkrämpfe verursachen. Dieses Buch soll keine Lektüre des erhobenen Fingers sein. Jeder Mensch hat die Wahl: Wie lange und vor allem WIE möchte ich leben? MÖCHTE ich überhaupt leben? Wie wichtig sind mir MEIN LEBEN, MEINE GESUNDHEIT?

Wenn man allerdings fühlt, dass das eigene Leben einen gar nicht mehr interessiert, ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Als ich kurz nach der Diagnose spürte, dass mein Lebenswille auf ein vegetatives Minimum geschrumpft war und ich, durch meine Lebensführung vollkommen entkräftet, eigentlich keinen Grund mehr sah zu leben, begriff ich mit den letzten Resten geistiger Klarheit, dass ich dringend psychologische Hilfe brauchte. Nach der Befreiung von den seelischen Lasten, die ich zum Teil jahrzehntelang auf meinen Schultern getragen hatte und die mich zu erdrücken drohten, war es keine Frage mehr, ob ich leben wollte. Natürlich wollte ich leben, und wie!

Meinem neu entflammten Lebenswillen habe ich dann alles andere untergeordnet. Und entdeckte dabei sehr rasch, dass es auch eine gute, sogar sehr gute Nachricht in diesem Jammertal des Verzichts gab: Ich konnte für alles, worauf ich verzichten musste, eine Alternative finden! Und zwar eine viel bessere, eine, die meinem Körper und meiner Seele viel mehr Freude und Glück brachte als jene, auf die ich meiner Gesundheit zuliebe verzichten musste. Wer suchet, der findet!

Eine Garantie allerdings, dass die eigenen Bemühungen auch zum gewünschten Erfolg führen, hat man wohl nie. Das naive Sicherheitsdenken wie etwa »ich brauche eine Therapie oder ein Medikament, das mir mit hundertprozentiger Sicherheit hilft …« sollte man, glaube ich, lieber gleich aufgegeben. Denn in die Zukunft kann niemand schauen und es ist auch möglich, dass mir morgen ein Ziegelstein auf den Kopf fällt. Mit oder ohne Krebs. Die Veränderung der Lebens- und Denkweise, also die Summe von verschiedenen Maßnahmen, erhöht die Wahrscheinlichkeit der Genesung um ein Vielfaches. Und mit hundertprozentiger Sicherheit wird man dadurch neue, ungeahnte Lebensqualität erreichen, die auf echtem Glück und auf Freude basiert.

Erlauben Sie mir, am Ende dieses Kapitels eine Vision, ein Bild zu beschreiben, das gerade vor meinem geistigen Auge entstand. Ich sehe eine Sanduhr, die mein Leben symbolisiert. Der Sand ist schon fast zur Gänze in den unteren Teil der Sanduhr durchgerieselt; im oberen Teil bleiben nur noch wenige Körnchen übrig. Bevor die letzten Sandkörner den oberen Teil des Glasgefäßes verlassen und somit mein Leben zum Stillstand kommt, schaffe ich es gerade noch, die Sanduhr umzudrehen, also auf den Kopf zu stellen. Ich stelle mein ganzes bisheriges Leben auf den Kopf … Jetzt ist der obere Teil der Sanduhr wieder ganz voll, mein Leben kann weitergehen. Ich kann sehen, dass ich die einzig richtige Entscheidung für mein Leben getroffen habe.

1 338,59 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
23 декабря 2023
Объем:
468 стр. 15 иллюстраций
ISBN:
9783709500330
Издатель:
Правообладатель:
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