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Fraser Island


Mit der kleinen lila Pistenkuh auf dem Strand-Highway auf Fraser Island

Fraser Island

An einem perfekten Sommermorgen starten wir von unserem kleinen „wilden“ Camp im Staatsforst nach Rainbow Beach. Die letzte Möglichkeit, Diesel zu normalen Preisen zu kaufen, nutzen wir natürlich und füllen Haupt- und Zusatztank bis zum Stehkragen. Auf der Insel gibt es zwar eine Tankstelle, aber Treibstoff ist dort 30 Prozent teurer, genau wie Lebensmittel und alles andere.

Wir haben unsere Vorräte bei Aldi in Gympie ergänzt und sind mindestens 18 bis 20 Tage autark, sieht man mal vom Trinkwasser ab. Aber Wasser wird es im Regenwald wohl genug geben.

Im kleinen Fährticketbüro können wir auch gleich das Permit erwerben, das uns berechtigt, 30 Tage mit dem Allradler die Offroad-Pisten zu befahren, dazu kommen noch vier Euro pro Person und Nacht für das Nutzen der zahlreichen Campspots.


Perfekter Ausklang des Tages

Eigentlich verrückt: Ein Nationalpark mit der weltweiten Einzigartigkeit, dass sich tropischer Regenwald auf einer reinen Sandinsel gebildet hat – und genau diese einzigartige Natur ist das Reiseziel vieler Allradfreunde. Nationalpark, Naturschutz und Offroad Fahren ist kein Widerspruch, im Gegenteil, für den Besuch der Insel ist Allradantrieb vorgeschrieben.

Und noch etwas Einzigartiges gibt es auf Fraser Island: einen 125 Kilometer langen, bei Ebbe zu befahrenden Sandstrand. Wir sind gespannt, aber jetzt weht uns der Wind ins Gesicht, wir stehen auf der Fähre, die uns in ein paar Minuten am Strand von Fraser absetzen wird.

Zunächst fahren wir auf dem überraschend festen Sandstrand 40 Kilometer nach Norden und schlagen uns dann in die Büsche für die erste Nacht. Schilder regeln, an welchen Strandabschnitten man campen darf und wo nicht. Die insgesamt ausgewiesenen 16 Stellen sind etwa zwei Kilometer lang und bieten traumhafte Plätze im Schatten kleiner Pinien mit Blick auf den Pazifik.

Das Ende des ersten Tages ist perfekt. Vom Meer her weht ein warmer Wind und vertreibt die Moskitos. Wir sitzen auf der Düne, bewundern den Sternenhimmel mit einem Glas Rotwein in der Hand und lauschen dem gleichmäßigen Rauschen der Wellen.

Der nächste Morgen, einfach nur herrlich. Blaues Firmament, die warme Sonne, der salzige Duft des Pazifiks lassen den Kaffee richtig gut schmecken. Am Strand entlang geht’s weiter. Kleine Wasserrinnsale, die ins Meer münden, sind zu durchqueren, alle nur wenige Zentimeter tief. Lediglich der Eli Creek ist etwas tiefer und das klare, warme Wasser eignet sich hervorragend für ein Bad. Nur ein paar Kilometer nördlich des Eli Creek liegt das rostige Schiffswrack der Maheno am Strand.

In Sichtweite zum Wrack finden wir einen tollen Platz für die Nacht.


Luxusdampfer in Auflösung

Das Schiffswrack der Maheno

Die Maheno wurde 1905 in Schottland als Luxuspassagierdampfer für die Verbindung zwischen Australien und Neuseeland gebaut. Während des Ersten Weltkrieges diente der Dampfer als Lazarettschiff im Mittelmeer und kehrte danach als Luxusliner nach Australien zurück. 1935 wurde das Schiff zum Abwracken an Japan verkauft. Auf dem Weg dorthin geriet es am 25. Juni 1935 in einen Sturm und kenterte. Einige Tage später fand man das Schiffswrack an der Küste von Fraser Island, wo es jetzt seit fast 80 Jahren liegt und langsam von Rost und Umwelteinflüssen aufgelöst wird. Immer noch ein spektakulärer Anblick.


Traumhafter „Stellplatz“ unweit der Maheno

Gleiches Bild am nächsten Morgen. Über dem Pazifik geht orangerot die Sonne auf und wenig später hat sich das Schwarz der Nacht zu einem dunklen Blau gewandelt. Wir sind früh unterwegs. Sandige Dschungelpisten, auf die nur selten Sonnenlicht fällt, das Blätterdach der immergrünen Urwaldriesen ist einfach zu dicht, führen uns zum Lake McKenzie, einem der zahlreichen Süßwasserseen der Insel. Außer Dingos und ein paar Schlangen, die Besucher nur selten erschrecken, gibt es keine gefährlichen Tiere auf der Insel. Das Wasser ist glasklar und tropisch warm, und da wir mit der Sonne aufgestanden sind, haben wir den See in den ersten Morgenstunden für uns allein.

Für zehn Tage haben wir ein Camp-Permit und schlafen mal am Strand und mal im Central Station Camp mitten im Regenwald. Dort gibt es auch die Möglichkeit zu duschen, und wenn man einen Dollar in das Kästchen wirft, ist das Wasser sogar warm.


Einsamkeit am Lake McKenzie

Lake McKenzie

Die einzige Chance, den Lake McKenzie mit seinem kristallklarem Wasser in Ruhe und Einsamkeit zu genießen, ist früh aufzustehen. Gegen neun Uhr, spätestens um zehn, kommen die Touristenbusse und es geht zu wie im Freibad während der Sommerferien. Aber auf der Insel gibt es etwa 200 Süßwasserseen und die weniger bekannten wie Lake Jennings sind genauso schön, dafür aber einsamer. Wegen der Verschmutzung mit Sonnenmilch fordern Umweltschützer, das Baden zu verbieten.

Strand


Unterwegs am Ostküstenstrand von Fraser Island


Über urige Pisten an die schönsten Plätze

Fraser Island ist eine etwa 125 Kilometer lang gestreckte Sandinsel, mit einer Breite von nur fünf bis 25 Kilometer. Der Strand der Ostküste ist sehr verdichtet und lässt sich leicht mit dem Geländewagen befahren. Die größte Gefahr ist zu hohe Geschwindigkeit. Fährt man mit einer Seite in eine doch weiche Stelle, wird der Wagen einseitig abgebremst, und wenn man nicht schnell reagiert, ist ein Überschlag die Folge. Und, man glaubt es nicht, Frontalzusammenstöße sind nicht selten. 10.000 bis 15.000 Geländewagen bügeln jedes Jahr den Strand auf und ab.

Urwaldpisten

Die Insel ist zum Teil mit dichtem subtropischem Regenwald bedeckt. Überwiegend jedoch mit Eukalyptus, Mangroven und Buschwald. Über ein Netz von sandigen, teils abenteuerlichen Urwaldpisten gelangt man mit dem Allradler an die schönsten Plätze.

Sein Papi wäre stolz


Regenwald auf Fraser Island

Sein Papi wäre stolz

Die ganze Nacht über hat es geregnet, besser gesagt, geschüttet. Zahlreiche Pfützen haben sich auf dem Central Station Camp gebildet, einige, wie die vor unserem Auto, richtig tief.


Undurchdringlicher Regenwald …

Der Urwald erwacht. Ich sitze auf der Motorhaube des Land Cruisers, in der Hand meine alte Blechtasse mit heißem Kaffee. Der frische Kaffeeduft mischt sich mit dem modrig feuchten Duft des Regenwaldes. Die Baumwipfel werden von den ersten Sonnenstrahlen in gelblich leuchtendes Grün getaucht, leichte Nebelschwaden ziehen über die vermoosten, am Boden liegenden Baumstämme.

Vögel schreien laut, irgendwo höre ich einen Gecko. Stundenlang könnte ich hier sitzen und vor mich hinträumen. Eine weiche junge Frauenstimme ruft mir ein freundliches „Guten Morgen“ zu. Die Camp-Nachbarin ist auf dem Weg zur Dusche, zumindest lässt Shampoo und Badetuch in ihrer Hand dies vermuten und die Richtung zum Sanitärblock stimmt auch. Ihr kleiner Spross, vielleicht zweieinhalb oder drei Jahre alt, folgt mit etwas Abstand. Ihm macht es großen Spaß, seinen großen, blauen Plastikkipplaster durch die Pfützen zu schieben. Seine Mami hat ihn mit Gummistiefeln und Regenjacke wetterfest gemacht. Ihr liebevolles „Nun komm endlich“ beantwortet der Kleine mit einem frechen und lachenden „Nein, nein, nein.“ Er hat es offensichtlich nicht ganz so eilig, zum Klo zu kommen. „Gehen Sie ruhig schon vor, ich passe auf den Kleinen auf. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“

„Danke.“

Die Mutter ist gerade außer Sichtweite, da gibt der Kleine mit dem Kipplaster richtig Gas und steuert ihn zielstrebig in die große Pfütze vor unserer Campsite. Gebremst wird erst, als er merkt, dass Wasser in seine Gummistiefel läuft. Aber für einen Allradkipper gibt es kein zurück. Es geht nur vorwärts. Langsam verschwindet der Plastiklaster vollständig und das braunschwarze Schlammwasser steigt genauso langsam in den Ärmeln des Blondschopfs nach oben. Zwei Kinderschritte weiter rinnt die Brühe in seinen Kragen.

Es geht weiter vorwärts. Respekt.

Erst als das Pfützenwasser ihm bis zum Kinn steht, verzieht er das Gesicht, als wolle er losheulen. „Wenn er jetzt den Mund aufmacht, säuft er ab“, denke ich und springe von der Haube.

Aber das ist ihm wohl auch in dem Moment klar geworden und so presst er die Lippen fest zusammen und schiebt weiter. Der Pfützentiefpunkt ist durchschritten. Das Kind und auch der Laster tauchen wieder auf. Beide sind total mit Schlamm und Modder behangen, weder von den Klamotten des Fahrers noch vom Kipplaster lässt sich irgendeine Farbe erkennen. Wasser läuft aus den Ärmeln und bei jedem Tritt spritzt eine kleine Fontäne aus den Stiefeln.

Es sind vielleicht gerade mal 40 Sekunden vergangen und die Mutter kommt zurück: „Ich nehme ihn doch mit“, wollte sie wohl sagen, aber ihr Satz endet, als sie an den Umrissen erkennt, dass der Schlammhaufen ihr Sohn sein muss. Mit weiten Schritten stürmt sie auf ihn zu und zieht den kleinen Rabauken hinter sich her. Ich werde keines Blickes mehr gewürdigt. „Er hat überhaupt nicht geweint, sein Papi kann stolz auf ihn sein“, rufe ich noch hinterher, setzte mich wieder auf die Motorhaube und denke: „Der Tag fängt gut an, den Morgenkaffee noch nicht leer getrunken und schon eine gute Tat vollbracht.“


I'm dreaming of a purple christmas …

Die angelegten Urwaldwege werden von Rangern instand gehalten und fordern unseren Land Cruiser nicht wirklich, aber man sieht am Pistenrand häufiger abgerissene Plastikteile vom Motorschutz oder Schmutzfänger liegen, so ganz ohne sind die Wege wohl doch nicht.

Über dunkle Dschungelpisten geht es zurück zum Strand. Heute ist Weihnachten und wir müssen noch den Baum schmücken. Nur welchen Baum, die Auswahl ist groß. Letztendlich entscheiden wir uns für einen abgefallenen Pinienast, den wir vor unseren Tisch in den Sand stecken und mit Kugeln behängen – violette natürlich.

Namensgebung von Fraser Island

Der Name Fraser Island geht auf ein Schiffsunglück im Jahr 1836 zurück. Zuvor hieß die Insel „Great Sandy Island“. Der Kapitän James Fraser steuerte das Segelschiff „Stirling Castle“ von Sydney nach Singapur. Am Great Barrier Reef lief das Schiff auf Grund, der Rumpf wurde beschädigt, das Schiff sank. Die Überlebenden, darunter James Fraser und seine Frau Eliza, versuchten mit Rettungsbooten das Festland zu erreichen, was ihnen auch nach etwa 30 Tagen gelang. Kapitän James Fraser und viele Schiffbrüchige verstarben auf der Insel. Seine Frau überlebte durch die Hilfe von Aborigines. Monate später wurde sie gerettet und kehrte nach England zurück. Die Geschichte erzählte sie als Jahrmarktattraktion in London und die Insel bekam ihren heutigen Namen nach Kapitän James Fraser.

Die Geschichte wird in dem Roman „A Fringe of Leaves“ des australischen Literaturnobelpreisträgers Patrick White nacherzählt.

Stahlbeton für Schickimickis


Surfers Paradise: Wolkenkratzer direkt am Strand

Stahlbeton für Schickimickis

Durch ein Gebiet erloschener Vulkane kurven wir zurück nach Brisbane. Die Felsspitzen erinnerten James Cook, den Entdecker Australiens (na ja, ob er überhaupt Australien entdeckt hat, ist zweifelhaft) an seine Heimat mit den hohen Schornsteinen der Glashütten. Die Landschaft bekam von James Cook den Namen Glasshouse Mountains verpasst. Wahrscheinlich waren die Holländer bereits mehr als 150 Jahre vorher an Land gegangen, als sie auf der Suche nach einem sicheren Seeweg von Indien in ihre Heimat waren. Da sie außer Haue von ein paar Wilden nichts mitnehmen konnten, war ihr Interesse gering. Die Arbeit, einen Mast in die Erde zu rammen und die Fahne zu hissen, machten sie sich erst gar nicht.

Die Ehre gebührt dementsprechend offiziell James Cook. Dass die Ureinwohner Australien bereits vor 50.000 Jahren entdeckten, ist zu lange her, als dass es noch Beachtung hervor ruft, es zählt nicht.


Glasshouse Mountains

Unser Cruiser blubbert mit 80 km/​h vor sich hin, an einer Schilderbrücke auf dem Pazifik-Highway sehen wir das erste Hinweisschild zum „Surfers Paradise“.

Surfers Paradise, der Name klingt gut, klingt nach ein paar Strandbuden, vor denen sonnengebräunte Twenties ihren Graffiti besprühten VW-Bus parken und sich mit Surfbrett in die meterhohen Wellen stürzen, klingt nach Bikini, Bacardi und Party. Klingt gut.

Die paar Strandbuden sind inzwischen aus Stahlbeton, unzählige Stockwerke hoch und die Bude Q1 war bei der Erbauung 2005 der höchste bewohnte Wolkenkratzer. Sonnengebräunte Twenties sieht man auch, aber in der Mehrzahl blasse Japaner und hellhäutige Nordeuropäer, die, sobald sie braun gebraten sind, nach Hause fliegen. Und einige Deppen rennen mit ihrem Surfbrett herum, hätten sie mal richtig gegoogelt, wüssten sie, dass Surfers Paradise keine guten Surfbedingungen bietet, die Wellen sind am kilometerlangen Sandstrand einfach nicht hoch genug.

Die Hochhäuser sind austauschbar, der Badeort könnte auch an der Côte d’Azur oder in Miami liegen. Die Postkarten sehen so gleich aus wie die Hotels der internationalen Ketten von Hilton, Marriott und Mercure oder die Schaufenster von Rolex, Prada, Gucci und Ralph Lauren. Davor stehen schöne Pärchen und solche, die sich nur für schön halten.

Da Surfers Paradise ein Touristenort ist, an dem ordentlich Geld verdient wird, sieht man auch keine alten VW-Busse (außer den Surfern, die sich verfahren haben), sondern dicke Ami-Schlitten, fette Geländewagen und alles, was einen guten Sound hat, wohingegen mein 4,2-Liter-Motor nur ein Summen von sich gibt. Was bleibt ist Bikini, Bacardi und Party.


Das Hard Rock Café unweit des Q1

Bunte Neonlichter in der Nacht werben für Partys in Discos und Nachtclubs, für Pubs, Restaurants und Hotels, welche die imposante Skyline bilden. Vor allem die Skyline ist absolut beeindruckend, zumindest für jemanden, der aus Wilnsdorf kommt. Okay, der Bauer in Wilnsdorf melkt die Kuh im Stall auch bei Neonlicht. Licht hatte der Bauer, der an der Stelle, wo heute das Stadtzentrum liegt, vor 150 Jahren seine Farm baute, nicht. Er hätte mit seinen bescheidenen Erträgen die Stromrechnung gar nicht bezahlen können. 1877 war der Bauer pleite und verkaufte die Farm an einen Deutschen namens Meyer. Dieser baute Zuckerrohr an und war nach nicht einmal zehn Jahren ebenfalls ruiniert. Er verkaufte das Land und baute am Strand eine Bude, die er Main Beach Hotel nannte. Um das Hotel herum entstand in den nächsten 20 Jahren eine kleine Siedlung. Wahrscheinlich hießen alle Einwohner „Meyer“. Die Meyers vermehrten sich, Touristen kamen und eine bessere Verkehrsanbindung brachte noch mehr Touristen zu den Meyers. Die Meyers wurden reich und die Chance auf Reichtum zog Spekulanten und Investoren an, die das unfruchtbare Land an der Küste erwarben und Hotels bauten. 1925 eröffnete Jim Cavill aus Brisbane das Surfers Paradise Hotel und brachte es mit List und Tücke fertig, dass der Landstrich nach seinem Hotel benannt wurde. 1960 setzte ein Touristenboom ein, Schauspieler und Promis feierten Partys, bauten Villen, brachten Geld und noch mehr Geld. Land wurde knapp und teuer und so wurde in die Höhe gebaut. Wer weiß, was in 150 Jahren aus dem Wilnsdorfer Kuhstall geworden ist, vielleicht heißt Wilnsdorf dann „Bauer’s Paradise“ und Touristen aus fernen Ländern staunen über die höchsten Wolkenkratzer, die die Welt je gesehen hat und werden vom schlauen Bauern bei Neonlicht gemolken.

Der Q1 Tower


Der Q1 Tower


Der Q1 Tower – einst das höchste Wohnhaus der Welt

Wir staunen über die Informationstafel am Eingang des Q1. „Das Q1 soll das höchste Wohnhaus der Welt sein?“, fragt Sabine ungläubig. „Noch nie was von gehört, ich dachte die Dinger stehen in USA, beim Scheich oder in Hongkong.“ „Guck mal, da gibt es eine Aussichtsterrasse im 77. Stock.“

Der Aufzug bringt uns nach oben, die Stockwerksanzeigen rasen so schnell, dass man sie nicht mehr lesen kann. Durch den geänderten Luftdruck knackt es in den Ohren. Schon geht die Aufzugstür auf und wir sind auf 230 Meter Höhe. Hier befindet sich ein Restaurant für 400 Personen und durch dicke Glasscheiben eröffnen sich atemberaubende Blicke auf die Stadt.

Verzehren muss man im Restaurant nichts, jeder zahlt 21 Dollar Eintritt. Natürlich recherchiere ich später, ob es wirklich das höchste Wohnhaus der Welt ist: Es stimmt, es war mit 323 Metern bei seiner Erbauung 2005 das höchste bewohnte Haus der Welt, Bürogebäude zählen da nicht mit. Es ist mit seinen 78 Etagen der höchste Wolkenkratzer auf der Südhalbkugel. Im Q1 Tower sind 526 exklusive Wohnungen untergebracht. Die kleinsten, billigsten Wohnungen mit 84 Quadratmetern kann man für schlappe 985.000 Dollar kaufen. Wer oben im 74. Stock wohnen möchte, legt 12 Millionen Dollar auf den Tisch.


Atemberaubende Ausblicke auf Surfers Paradise

Die Aussicht von hier oben ist für jemanden vom Dorf beeindruckend, bei klarer Sicht kann man das 80 Kilometer entfernte Brisbane sehen. Leider stören ein paar Reflektionen in den Scheiben beim Fotografieren. Etwas Besonderes ist die gebogene, rostfreie Stahlspitze. Sie ragt 47 Meter über das eigentliche Dach hinaus und ist nachts beleuchtet. Dadurch ist das Wahrzeichen noch aus 200 Kilometern Entfernung zu sehen.


Surfers Paradise by Night

Man munkelt, dass das investierte Geld an der Gold Coast und vor allem in Surfers Paradise von den Bossen der Halbwelt aus Japan und Hongkong stammt, also jenen eleganten Herren, die ihr Geld mit Drogen, Zuhälterei, Waffenhandel und anderen kriminellen Geschäften verdienen. Ich fahre unseren Toyo besonders langsam und konzentriert, um ja nicht aus Unachtsamkeit einen der noblen V8-Schlitten der Gangsterbosse zu rammen. Mit „No worries, too easy“ ist spätestens Schluss, wenn ich erkläre, dass unser Toyo nicht versichert ist.

Anmerkung zur Kfz-Versicherung

In Australien ist eine Versicherung die Personenschäden abdeckt, Pflicht. Diese Versicherungsgebühr wird mit der Fahrzeugregistrierung (Kfz-Steuer) erhoben.

Sachschäden können, müssen aber nicht versichert werden.

600 Kilometer durch tropischen Regenwald


Bachdurchquerung mit der Pistenkuh

600 Kilometer durch tropischen Regenwald

Fast alle Reisende mit Mietwagen fahren entlang der Goldküste mit ihren tollen Badestränden und malerischen Sonnenaufgängen über dem Pazifik. Die Küstenstraße ist natürlich geteert und Shopping Malls, Restaurants, Cafés und Hotels reihen sich aneinander. Die Touristenorte sind international und damit auch international austauschbar. Wie schon gesagt, Surfers Paradise könnte auch Miami sein.

Hundert Kilometer westlich verläuft die Great Dividing Range, die das ostaustralische Hochland zur Küstenebene trennt. Hier reiht sich ein Nationalpark an den anderen, unterbrochen von Naturreservaten und riesigen „State Forests“.

Australien ist ein Offroad-Land. Im Staatsforst darf man jeden noch so kleinen Waldweg befahren und durch die Nationalparks führen Pisten, die in fünf Schwierigkeitsgrade eingeteilt sind. Das ist unsere Welt.


„Natural Bridge“ im Springbrook National Park

„Wir können ja versuchen, im Wald zu fahren, so dass die Kompassnadel möglichst immer 180° zeigt“, ist Sabines Vorschlag. Die Idee gefällt mir, wir ändern sie nur soweit ab, dass wir die Highlights nicht verpassen. Über den Daumen gepeilt, liegen jetzt 500 bis 600 Kilometer durch tropischen Regen- und vor allem Eukalyptuswald vor uns. Im Supermarkt füllen wir die Vorräte auf und ich betanke den Zusatztank mit Diesel.

Eines der Touristen-Highlights ist die „Natural Bridge“ im Springbrook National Park. Sie ist in nahezu jedem Bildband zu finden und über einen guten Wanderweg leicht und sicher zu erreichen.


Typischer Waldweg in Australien

Australien ist ein reiches Land, daher sind die Waldwege und selbst „fire cut lines“ instand gehalten, zumindest so weit, dass sie für den Land Cruiser keine Herausforderung bedeuten und sich daher leider nie eine Fahrsituation ergibt, bei der die Hände feucht und der Mund trocken werden.

Übernachtungsplätze mit Aussicht sind nicht leicht zu finden. Wenn doch, stellen wir uns morgens den Wecker, um den Sonnenaufgang nicht zu verpassen. Oft liegt dichter Nebel über den feucht-warmen Urwaldtälern. Mit einer Tasse Kaffee sitzen wir auf der Klippe und hören, wie der Dschungel erwacht. Stimmungsvolle Bilder zu schießen ist dann nicht schwer.


Der Dschungel erwacht …


Auch der Zusatztank ist rappelvoll

Drei, vier Mal ziehen wir umgestürzte Bäume vom Weg, indem wir einfach den Bergegurt um den Stamm schlingen und diesen dann am Zurrhaken der kleinen Pistenkuh einhängen. Hierbei macht sich zum ersten Mal die Investition in Mud-Terrain-Reifen bemerkbar. Sie bringen die erforderliche Kraft auf den Boden, um den Stamm so weit beiseite zu ziehen, dass sich eine zwei Meter breite Durchfahrt ergibt. Die Bachdurchquerungen sind nicht tief, dennoch erfordert der schlammige Untergrund Allradantrieb, um die zweieinhalb Tonnen sicher ans andere Ufer zu schieben.

Zum Glück ist der Zusatztank gefüllt, denn so einfach, wie wir es uns vorgestellt haben, ist es doch nicht. In unserer Karte sind nicht alle Wege eingezeichnet und, viel ärgerlicher, einige eingezeichnete Wege gibt es nicht mehr oder sie sind am Ende, also nachdem wir uns durchgekämpft haben, mit einer nicht mit Bordmitteln zu öffnenden Schranke versehen, weil sie ein Stück über privates Land verlaufen. Da heißt es zurück, und so werden aus den geplanten 600 Kilometer knapp 750.


Gemütliches Nachtlager am Waldesrand

Für unser Nachtlager finden wir am späten Nachmittag genau zur richtigen Zeit eine kleine Waldlichtung. Nicht einsehbar vom Weg, aber hier kommt sowieso keiner und wenn doch, wäre es kein Problem. Die Reispfanne ist aufgegessen, unterm Tisch glimmt eine Spirale, die Moskitos fernhalten soll und auf wundersame Weise dies auch tut. Wir hören Schritte im Wald, sind ganz ruhig, lauschen. Die Schritte kommen näher. Wir sehen zwei große Ohren, dann einen Kopf. Schwupps, noch einen Sprung, schon steht das Känguru, fast größer als Sabine, auf der Lichtung.

Vielleicht ist es der Rauch der Moskitospirale, es scheint uns nicht wahrzunehmen, ja, es kommt direkt auf uns zugesprungen. Fotoapparat liegt natürlich im Auto. Wir bleiben starr sitzen, kein Wimpernzucken, und beobachten, wie das ausgewachsene männliche Tier in vier Metern Abstand Grashalme kaut. In den letzten Tagen haben wir immer wieder Kängurus und Wallabies im Wald gesehen. Aber sie sind so scheu, dass sie sofort abhauen, wenn ich mit dem Fotoapparat in ihre Richtung ziele. Ein Verhalten, als würden andere mit der Flinte auf sie anlegen.

Bei Vögeln ist es ähnlich. Stundenlang sitzen die roten, gelben, grünen, blauen, bunten Vögel dicht bei uns. Kaum liegt die Kamera auf dem Tisch, sind sie weg. Meine Achtung vor Tierfotografen ist enorm gestiegen. Tage später parken „Birdwatcher“ ihren Ford Falcon neben uns. Harry kennt sie alle, kann ihr Zwitschern nachmachen, kennt ihr Verhalten, sitzt stundenlang in Tarnkleidung hinter einem Bretterverschlag und beobachtet sie mit seinem Fernglas. „Wenn sie sehen, dass du hinter den Bretterverschlag gegangen bist, kommen sie den ganzen Tag nicht. Du musst dich morgens früh vor der Dämmerung im Wald verstecken und dann nicht mehr raus kommen. Dein Kameraobjektiv sieht für sie aus wie ein riesiges Auge. Ist doch klar, dass die Angst bekommen und weg sind.“

Wir sind keine Ornithologen, ich verschweige ihm unsere einfache Einteilung in vier Gruppen: Papageien, alles was bunt ist. Adler, alles was segelt. Spatzen, alles Kleine, was singt. Hühner, alles was auf dem Boden läuft und eine gute Mahlzeit geben würde. Am liebsten sind mir Hühner.

In den Wäldern gibt es Tiere, die sich leichter fotografieren lassen. Das Possum beispielsweise ist neugierig, vor allem futtergierig und überhaupt nicht menschenscheu. Im Gegenteil, selbst Blitzlicht und Scheinwerfer bringen es nicht davon ab, uns vom Baum herab zu beobachten. Stundenlang sitzen wir ruhig da und beobachten uns gegenseitig. Wir sind jedoch nicht nachtaktiv, geben auf und kriechen ins Bett. Genau darauf scheint das Possum gewartet zu haben. Keine zwei Minuten später hören wir, wie es auf unseren Tisch springt und alles, was noch von uns draußen ist, nach Essensresten durchsucht.


Futtergieriges Possum

956,89 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
Объем:
452 стр. 287 иллюстраций
ISBN:
9783944921341
Издатель:
Правообладатель:
Автор
Формат скачивания:
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