Читать книгу: «Zwei Minuten Ewigkeit», страница 3

Шрифт:

Stunden später erwachte ich allmählich aus meinem Koma. Aber was war mit mir geschehen? Wo war das warme Licht, die atemraubende Erkenntnis der Allwissenheit, wo war das befreiende Schweben in der Zeitlosigkeit?

Ich blinzelte unter meinen geschwollenen Lidern hervor, und was da in mein Bewusstsein drang, traf mich wie ein Keulenschlag. Ich lag in einem grünlich gestrichenen Raum, der mit Apparaturen, Kabeln und Schläuchen vollgestopft war, eingebunden wie eine Mumie, Beine und Arme eingegipst, aus meinen Armen und meinem Bauch ragten zwei Schläuche, die an eine Vakuumpumpe angeschlossen waren, um Blutreste aus meinem Bauchraum abzupumpen. Ein Katheter besorgte den Harnabfluss und durch das eine Nasenloch hatte man einen dicken, grünen Schlauch den Hals hinunter bis in meine Lunge gestossen. Das andere Ende des Schlauchs steckte in einer Maschine, die sich neben meinem Bett befand und regelmässig zischte. Es dauerte einige Zeit, bis ich begriff, dass diese Maschine meine neue Lunge war, die behutsam Luft in mich hineinpresste und wieder heraussog. Da meine Rippen gebrochen und die Bauchmuskeln zerschnitten waren, war ich nicht in der Lage, selber zu atmen. Ich kam mir vor wie ein Cyborg – halb Mensch, halb Maschine.

Mein Zustand war mehr als jämmerlich. Wie ich später erfuhr, war ausser den zahlreichen Knochenbrüchen und einem Beckenbruch auch meine Leber zum Teil zerquetscht, meine Milz war so zermalmt, dass man sie hatte entfernen müssen. Ich hatte literweise Blut verloren, das innerlich ausgelaufen war. Meine Lunge war durch die geborstenen Rippen arg in Mitleidenschaft gezogen, Hüfte und Knie zerschmettert, Muskeln und Sehnen gerissen – kurz, ich war lediglich noch ein armseliges Häuflein Elend, dessen Lebenslichtlein nur noch schwach flackerte und von Minute zu Minute zu erlöschen drohte.

Und dann kamen die Schmerzen.

Wer schon einmal versucht hat, zwei Stunden lang absolut unbeweglich auf dem Rücken zu liegen, der weiss, dass irgendwann langsam die Panik hochkriecht und man nur noch schreien möchte. Ich konnte mich keinen Millimeter bewegen, mich nicht kratzen, nicht schlucken (ich hatte ja einen Schlauch im Hals), nicht einmal selber atmen. In so einer Situation wird jeder Augenblick zur Ewigkeit, man kämpft sich von einer Sekunde zur nächsten und ist heilfroh, wenn wieder eine überstanden ist – um sofort mit der nächsten zu ringen. Wenn dann noch unerträgliche Schmerzen dazu kommen, als wäre man aufs Rad geflochten, von Speeren durchbohrt und von hundert Kampfstiefeln getreten worden, dann lauert die grinsende Fratze des Wahnsinns im unteren Bereich des Bewusstseins.

Da mein Hals von dem Lungenschlauch ausgefüllt war, war es mir nicht nur unmöglich, zu schlucken, sondern ich konnte auch weder essen, trinken noch sprechen. Alle paar Stunden kam eine Schwester mit einer kleinen Saugsonde. Sie koppelte den Luftschlauch von der Lungenmaschine ab, sodass ich sofort panische Erstickungsängste bekam, weil keine Luft mehr zugeführt wurde. Die Schwester führte die Saugsonde in die Luftröhre ein und schob das Schläuchlein nach, bis es zuunterst in die Lunge gelangte. Dort saugte sie das angesammelte Wasser ab. Diese Sonde rief schrecklichen Würge-, Husten- und Brechreiz hervor, den ich aber irgendwie aushalten musste, da ich wegen meiner operierten Innereien gar nicht würgen oder husten konnte. Die Todesangst trieb mir die Augen aus den Höhlen und den kalten Schweiss aus den Poren, ich konnte nur noch weinen vor Qual und Hilflosigkeit.

Das Schlimmste aber war der Durst. Meine einzige Flüssigkeitszufuhr tröpfelte aus einem Plastiksack, der an einer Stange neben meinem Bett hing, in meine Vene. Es war ein schwüler und heisser Sommer und nach zwei Tagen war mein Durst so gross, dass ich mein Herz herausgerissen hätte für einen kleinen Schluck Wasser. Meine Gedanken schrien immer nur das eine Wort: Wasser! Wasser! Es sollte aber fast vier endlose Wochen dauern, bis ich mein erstes Tröpfchen bekam.

Um meine Schmerzen ein wenig zu betäuben, verabreichte man mir alle vier Stunden eine starke Spritze mit einem Opiat, das in mir einen seligen Flash auslöste, der zirka eine halbe Stunde anhielt und dann langsam abflaute. Danach war ich wieder dreieinhalb Stunden dem zermürbenden und qualvollen Kampf gegen die Sekunden ausgeliefert und wurde nur noch von der verzehrenden Gier nach dem nächsten Schuss am Leben gehalten.

Meine Überlebenschancen standen so schlecht, dass die Ärzte meinen Eltern mitteilten, es wäre gut, wenn sie mich noch einmal besuchen kämen, so wie es aussehe, werde der Überlebenskampf nicht zu meinen Gunsten ausgehen.

Da kamen sie also an mein Bett, um Abschied zu nehmen, in grüne Überkleider gewandet mit Mundschutz vor dem Gesicht, meine von Mitleid und Kummer zerrissene Mutter, mein betretener, schweigsamer Vater, der sichtlich gegen die Tränen kämpfte, meine fünf Geschwister, die eines nach dem andern herantraten und mit verwirrtem Blick verlegen meine Hand tätschelten und leise Tschüss sagten, um sich dann befangen abzuwenden. Ich glaube, dieser Moment bewegte mich mehr als sie. Ich wollte sie so gerne trösten, ihnen sagen, dass ich weiterleben würde. Ich erinnerte mich an die Worte: »Du hast noch eine Aufgabe zu erfüllen«, die ich in der geistigen Welt vernommen hatte, aber ich konnte sie meiner Familie nicht mitteilen. Dieser verfluchte Schlauch in meinem Hals verhinderte jede Kommunikation. So weinte ich stumme Tränen der Verzweiflung und lag einfach nur da. Als sie gegangen waren, winkten mir meine jüngeren Schwestern noch einmal zaghaft durch die Glastür zu und diese kleine Geste war so rührend, dass ich vor innerer Aufgewühltheit litt wie ein Hund.

Die einzigen Lichtblicke in jenen qualvollen Wochen waren die Besuche von meiner Freundin Marianne. Sie kam in jeder freien Minute und sass dann neben meinem Bett, hielt meine Hand und sprach mir Mut zu. Marianne symbolisierte das blühende Leben: Kerngesund und schön, voller Optimismus und Lebensfreude strahlte sie genau das aus, was ich so dringend benötigte. Das Zusammensein mit ihr gab mir so viel Kraft und Zuversicht, dass ich schon allein ihretwegen wieder gesund werden wollte. Diese tapfere junge Frau zog mich durch ihre liebevolle Anwesenheit wieder ins Leben zurück. In jenen Momenten wusste ich, dass Marianne die Frau war, mit der ich mein Leben verbringen wollte. So gern wollte ich ihr sagen, wie sehr ich sie liebte, aber ich konnte ihr nur schwach die Hand drücken und sie ansehen, aber Marianne verstand. Sie drückte mir auch die Hand und sah mich mit einem so herzigen Lächeln an, dass mir ganz weh ums Herz wurde vor Sehnsucht.

»Wenn du gehst, dann geht ein Teil von mir«, heisst es in einem Lied und genau so fühlte ich mich, wenn Marianne mich wieder verliess. Ich wollte leben, um mit ihr zu leben!

Jedenfalls überlebte ich die meisten meiner Leidensgenossen in der Intensivstation. Alle paar Tage wurden bei anderen Patienten die Schläuche abgehängt, wurde das Leintuch über das Gesicht gezogen und leise das Bett aus dem Raum geschoben. Es war ein Kommen und Gehen in dieser Station. Stöhnende, schreiende, weinende Menschen wurden hereingefahren und nach ein paar Tagen wieder hinausgeschoben, entweder um in ein Krankenzimmer verlegt zu werden oder um zur ewigen Ruhe gebettet zu werden. An Schlaf war jedenfalls nicht zu denken. Die Schmerzensschreie und das verzweifelte Gestöhne der Mitpatienten bildeten eine permanente Geräuschkulisse, die sich nicht verdrängen und mich ununterbrochen mitleiden liess.

Endlich wieder vier Stunden überstanden. Die Spritze nahte. Wo bleibt denn die Schwester? Was macht sie denn so lange, meine Spritze ist doch überfällig! Masslose Wut, rasende Ungeduld und Schweissausbrüche begleiteten die letzten Minuten vor der erlösenden Morphinspritze. Nach einer Woche unbewegten Liegens und unter dem regelmässigen Einfluss der Droge, begann ich zu halluzinieren. Der unerträgliche Durst, das ewige Geschrei und Gestöhne, die unaufhörlichen Schmerzen, die Gier nach der nächsten Spritze und die quälende Unbeweglichkeit trieben mich langsam, aber sicher an den Rand des Wahnsinns. Die Schwestern verwandelten sich vor meinen Augen in menschengrosse, eisgekühlte Colaflaschen, an denen die Kondensationstropfen langsam herunterperlten. Trinken, trinken! Wo bleibt die Spritze? Wasser!

Meine Organe begannen, laut miteinander zu streiten. Die Lunge jammerte, sie sei wieder voll Wasser, das sei eine Zumutung, man solle sofort Abhilfe schaffen. Die Leber keifte, sie solle gefälligst die Schnauze halten, wenn es jemandem dreckig gehe, dann sei sie es, schliesslich habe man die Hälfte von ihr weggeschnitten. Das Herz mischte sich ein und herrschte die beiden an, sie sollten sich zum Teufel scheren mit dem Gequengel und es seine Arbeit tun lassen, schliesslich habe es die anstrengende Aufgabe, diesen jungen Mann am Leben zu erhalten, und könne nicht auf der faulen Haut liegen, wie Madame Lunge, die sich komfortabel beatmen lasse. Die gebrochenen Knochen wimmerten vor Schmerzen, der Rücken stöhnte, er habe nun genug gelitten, man solle diesen elenden Körper endlich mal in eine andere Position bringen, das Hirn explodierte schier, weil dieses ganze Gekeife und Gezeter seine Kapazität überlastete.

Alles in mir war in Aufruhr, in meinem Körper war ein Krieg ausgebrochen, der unerbittlich und pausenlos geführt wurde, und ich musste mir das alles anhören, ob ich wollte oder nicht. Schlichtungsversuche meinerseits fruchteten nicht das Geringste, man nahm meine Interventionen nicht einmal zur Kenntnis. Ich war in die Hölle geraten und sie fand in mir drin statt. Jahre später las ich, dass die inneren Organe eines Menschen Stationen sind, die, ähnlich wie das Gehirn, über eine eigene Intelligenz verfügen und darum genau wissen, was sie tun müssen. Diese Intelligenzen nahm ich in meinem hypersensiblen Zustand offenbar überdeutlich wahr, sodass ich sogar ihre Stimmung »hörte«. Es war ein Zustand, der dem Irrsinn nahe kam.

So vegetierte ich ein paar Wochen lang vor mich hin, ein schmerzendes, lebensunfähiges Stück Fleisch, dessen Bewusstsein sich nur noch darauf konzentrierte, den Panikimpuls einigermassen zu unterdrücken, den Lärm seiner ausser Kontrolle geratenen Innereien, den alles überlagernden, omnipräsenten Schmerz und den schreienden Durst zu ignorieren und einfach bloss die nächste endlose Sekunde zu überstehen.

Nach vier Wochen in diesem apokalyptischen Zustand verkündete eine perlende Spriteflasche, meine Wunden seien nun zufriedenstellend zusammengewachsen, sodass man als Nächstes den Luftschlauch aus der Lunge ziehen werde. Die Chance sei gross, dass ich wieder selber atmen könne. Ich solle anfangs nur nicht zu tief Luft holen, sondern lediglich oberflächlich hecheln, damit sich mein Zwerchfell wieder an seine Arbeit gewöhnen könne.

Eine freundliche Rivellaflasche machte sich dann an mir zu schaffen, kappte den Kontakt zur Lungenmaschine und begann, langsam den Schlauch durch meine Nase aus der Lunge zu ziehen. Das dauerte endlos und ich bemühte mich krampfhaft, bei dieser unangenehmen Prozedur nicht zu ersticken. Das selbstständige Atmen erwies sich in den nächsten paar Stunden als einziger Überlebenskampf, der äusserst erschöpfend war. Mithilfe eines Sauerstoffschläuchleins, das man mir an der Nase befestigte, bekam ich es nach zwei anstrengenden, schlaflosen Tagen hin, dass ich nicht jeden Atemzug willentlich ausführen musste, sondern diese Arbeit allmählich dem vegetativen System übergeben konnte.

Nachdem ich diesen wichtigen Schritt in mein neues Leben überstanden hatte, wurde ich endlich in ein helles Krankenzimmer verlegt.

Genesung

Dieses Zimmer sollte für die nächsten zwei Monate mein zu Hause sein. Aber wenn ich gedacht hatte, das Schlimmste sei nun überstanden und von nun an könne es nur noch bergauf gehen, dann lag dieser Irrtum hauptsächlich daran, dass ich bis anhin noch nie von Mister Murphy und seinem Gesetz gehört hatte.

Kennen Sie Murphy’s Gesetz? Bestimmt kennen Sie es. Dieses Gesetz, das der amerikanische Ingenieur Edward A. Murphy herausgefunden und formuliert hat, lautet verkürzt etwa so: »Wenn etwas schiefgehen kann, dann geht es auch schief.«

Nun, ich bekam eindrücklichen Erfahrungsunterricht, was dieses Gesetz betraf. Es fing damit an, dass ich entdeckte, dass meine Stimme weg war. Der Schlauch in meinem Hals hatte meine Stimmbänder so stark gedehnt, dass sie nur noch flatterten. Es kam nichts als warme Luft aus meiner Kehle. Der Arzt erklärte mir verständnisvoll, dass dies halt eines der Opfer sei, das ich habe bringen müssen, als man mir den lebensrettenden Schlauch in die Lunge gestossen habe. Stimme oder Leben, alles kann man nicht haben. Mit etwas Glück und Training würden sich aber meine Stimmbänder mit der Zeit wieder ein wenig straffen, sodass ich mich wenigstens sprachlich verständlich machen könne.

Danke, da beerdigte dieser freundliche Weisskittel gerade meine ganze gloriose Zukunft als Sänger. Ich habe gehört, dass es blinde Maler geben soll. Auch gelähmte Sprinter, die auf den Rollstuhl gewechselt haben und nun auf diesem Medium ihr Sprinter-Gen ausleben, gibt es. Da gab’s sogar mal einen gehörlosen Komponisten, der es zu Weltruhm gebracht hat. Aber ein stummer Sänger? Wozu hatte ich ein Talent bekommen, wenn es so mir nichts, dir nichts wieder weggenommen wurde?

Ich konnte immer noch ein schweigsamer Handwerker werden. Mit viel innerer Gefasstheit versuchte ich, dieses neue Element der Stimmlosigkeit in mein Leben zu integrieren, aber es gelang mir nur schwer. An manchem Morgen konnte man mein Kissen auswringen, aber nicht, weil ich geschwitzt hatte.

Als Nächstes zog man mir die beiden Vakuumschläuche aus dem Bauch und nähte die Löcher zu. Dann kam der Katheter dran, der aber in der langen Zeit irgendwie angewachsen war und nur mit einem brutalen Ruck aus der blutenden Harnröhre gerissen werden konnte. Die Folge war, dass das Wasserlösen jedes Mal zu einer höllisch brennenden Folter wurde, die ich so lange wie möglich hinauszögerte. Umso grösser waren dann der Druck und die Qual, wenn ich es nicht mehr zurückhalten konnte.

Zum Glück hatte ich aber immer noch meine vierstündlichen Spritzen, die ich mit zunehmender Inbrunst herbeisehnte. Um die Intervallzeit zu verkürzen, begann ich, laut zu stöhnen und unerträgliche Schmerzen zu veranschaulichen. Leider hatte ich das Pech, von einem Arzt betreut zu werden, der dieses Verhalten richtig deutete und Lunte roch. Zu meinem Leidwesen vergrösserte er die vier Stunden Abstand zwischen den Spritzen auf sechs. Schlimmer noch: Als es eines Tages wieder so weit war, hielt ich den Arm hin, die Schwester band ihn ab und fixte mir die beglückende Droge ins Blut. Aber nichts geschah.

Ich wartete noch zwei Minuten. Nichts. Sonst war der Flash immer nach kurzer Zeit eingefahren. Ich gab bedrohliche Laute von mir und bedeutete der Schwester, sie habe mir das falsche Zeug gespritzt, da passiere überhaupt nichts. Schweigend ging sie hinaus und kam mit dem Arzt wieder, der mir behutsam beizubringen versuchte, dass ich durch den monatelangen Drogenkonsum in eine Abhängigkeit geraten war und dass man mich nun wieder entwöhnen müsse. Man habe mir aus diesem Grund eine Salzlösung injiziert.

So war das also! Man hatte mich zum Junkie gemacht, weil man gedacht hatte, der kratzt sowieso ab, erleichtern wir ihm die letzten Tage und dröhnen ihn mit Drogen zu. Ich tobte, ich schrie, was meine zerfledderten Stimmbänder hergaben, ich verdammte innerlich die ganze verlogene, weiss gekleidete Bande und wand mich wie ein Wurm vor Entzugsschmerzen. Ohne die Spritzen wollte und konnte ich nicht weiterleben. Sie waren die einzigen Lichtblicke in meinem armseligen Dasein. Jetzt hatte man mir auch dieses letzte Glück noch genommen. Ich war ein Junkie auf Turkey und ich konnte mich nicht wehren, weil ich immer noch ans Bett gefesselt war. Selbstverständlich tat ich meinem ärztlichen Team mit diesen Vorhaltungen Unrecht, aber damals war mir das egal.

Mittlerweile wog ich bei meinen hundertdreiundneunzig Zentimetern noch knappe vierzig Kilo. Essen war nicht drin, aber ich durfte ab und zu aus einer Schnabeltasse etwas dünnen Tee schlürfen.

Nach zirka einer Woche im Krankenzimmer spürte ich plötzlich einen höllischen Stich beim Atmen, als würde ein Messer zwischen meinen Rippen stecken. Ich schrieb die Symptome auf die Schreibtafel, die man mir zwecks Kommunikation bereitgestellt hatte. Nach einer kurzen Untersuchung vernahm ich die Diagnose Lungenembolie. Ich hatte keine Ahnung, was das war, aber nach dem Schmerz zu urteilen, war es kein Kinderkram. Erst später erfuhr ich, dass diese Embolie mir trotz der gesundheitlichen Fortschritte um ein Haar das Leben gekostet hätte. Mein Blut wurde nun so stark verdünnt, dass wahrscheinlich nur noch hellrotes Wasser durch meine Adern rann. Zwar nahm der Schmerz beim Atmen mit der Zeit zum Glück ab, aber die Atemzüge waren von einem röchelnden Geräusch begleitet. Da war wieder Wasser in meinen Lungen und aus diesem Anlass durfte ich eine neue Variation der Folter kennen lernen, die zum Ziel hatte, mich von dieser überflüssigen Flüssigkeit zu befreien. Sie versuchten zwar, das Instrument vor mir zu verbergen, aber es war zwecklos: Ich sah das riesige, spritzenähnliche Ding. Man stach mir die dicke, cirka 30 Zentimeter lange Nadel durch den Rücken direkt in die Lunge, um dort die Brühe abzusaugen. Zweimal täglich. Vom wochenlangen Liegen war mein Rücken wundgescheuert und jede noch so kleine Bewegung war eine Strapaze, die ich mir lange überlegte, bevor ich mich ihr aussetzte.

Hörte denn diese Schinderei nie auf? Dauernd kamen wieder neue Komplikationen und Torturen hinzu. In meiner Verzweiflung dachte ich oft, ich hätte liebend gern mit Jesus am Kreuz getauscht. Der konnte wenigstens nach ein paar Stunden seinen Geist aufgeben, aber bei mir schien die Qual kein Ende zu nehmen. Es kam mir vor, als wolle das Schicksal mich total zerbrechen, mir jeglichen Stolz und jegliche Lebensfreude entreissen.

Als Rettungsanker in der Not hatte ich eine Technik entwickelt, die es mir erlaubte, mich tief in mein Inneres zurückzuziehen und in meine Gedankenwelt zu versenken, um mich diesem maroden, schmerzenden Körper zu entziehen und die innere Verbindung zu ihm zu unterbrechen. Ich begab mich im Geiste in eine Fantasiewelt, wanderte durch schöne Landschaften, sass an sprudelnden Bächen und genoss einen tiefblauen Himmel. Ich träumte mich in meine Kindheit zurück und beschwor die Szenen meiner frühen Lebensjahre herauf, die ich in aller Intensität wieder und wieder durchlebte.


Noch keine Zähne, aber lächeln wie ein Grosser: Der 1. Geburtstag


Die Familie Borer 1959: Iwan, Ingo, Mutti, Ines, Bo mit der attraktiven Zahnlücke, Vati, Pia.


Bo als Erstkommunikant. Er sieht frömmer aus, als er ist.


Schon als Teenie ein Herz für Kinder. Bo 1964 mit seiner jüngsten Schwester Nadja.


1967: Elvis, zieh dich warm an, jetzt komme ich!


Von jetzt an wird die Welt verbessert! Der bärtige Protestsänger (1971).


Auch in einem Jazzbassisten kann ein Rocker stecken (1974).


Make love not war! Mit ganzem Herzen bei der Sache.


Der Bart ist ab, aber der Schnauzer hält sich tapfer. Bei einem Konzert im Basler Komödientheater 1975 als Protestsänger.


Das Nesthäkchen an der weissen Bassgeige. Die Bourbon Street Jazzband 1973.


Auch ein Weltverbesserer muss seine Brötchen verdienen. Und die Brusthaare werden offenherzig zur Schau getragen. Hans Hingerl and the Hit Singers 1977.


Die ganz coolen Jungs! Monroe mit Quickly, Noby, Chris und Bo 1977.


Das schönste Gefährt der Welt: Die geliebte Harley Davidson Electra Glide.


Der Tiger ist los! Die Bo Katzman Band mit Sally Solomon, Ditschgi Gutzwiller, Benny Stadelmann, Ueli Gasser und Marco Cerletti.


Ein richtiger Rocker muss cool schauen. 1980 stilgerecht bis zur Gürtelschnalle.


Der nette Junge von nebenan ist in Wirklichkeit ein Macho. Bo Katzman 1982.


»Wer andern eine Wanne hinstellt, fällt selbst hinein.« Die beiden unzertrennlichen Dschungelbuch-Fans Bo und Flaps.


Working on the Galley: Die bösen Piraten auf grosser Fahrt. Die Gang 1986 mit Philipp, Christian, Bo, Felix und Penthouse.


I’m in love with my Typewriter… Die Bo Katzman Gang 1983 mit Benny, den beiden Hohl-Brüdern Philipp und Felix und Christian Ploesser.


My Name is Katzmann… Beau Katzmann. Wo »Katze« draufsteht, ist auch Katze drin.


Zwei Katzenmänner auf einem Bild. Bo mit Kater E.T.


Kopflos ins Abenteuer gestürzt: Das Motiv des Plattencovers des ersten Solo albums »The Kat«, 1979.


Die beste Band der Welt: Marc Portmann, Lisa Scannell, Felix »Big Z« Zindel und Tom Gisler.


The serious side of Bo – In einer Unterrichtsstunde am Progymnasium 1985.


Die Soul Cats 1998 mit Sandy Chiesa und Werner Wirz.


Erholung in der Natur. Bo holt sich Energie und Ruhe auf langen Spaziergängen.

1 442,99 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
425 стр. 59 иллюстраций
ISBN:
9783905958379
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают