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Читать книгу: «Sicherer Wegweiser zu einer guten und gesunden Wohnung», страница 5

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Der Doktor kam; ein freundlicher Mann mit wohlwollendem Blick und klugen Augen, ein Freund der Leidenden und gar oft und viel ein Tröster und treuer Berather der Armen. Es war gerade der rechte Zeitpunkt, um auch den Heiri anzutreffen, der eben Feierabend gemacht hatte. Denn Heiri hätte gerne gewußt, was seiner Frau fehle, theils um sich zu versichern, daß es keine kostspielige Krankheit gebe, theils weil er eigentlich doch mit seiner Frau rechtes Mitleid gehabt hätte, wenn es mit ihrem Leiden länger oder ärger geworden wäre.

Der Herr Doktor war bald fertig mit seinen Fragen und sagte dann freundlich aber ernst: „Liebe Leute, die Sache ist nicht gefährlich und nicht bedeutend, aber sie kann es werden, wenn Ihr nicht Schritte thut. Eure Frau bedarf eigentlich keine Medizin; doch will ich ihr etwas verschreiben, das ihr für jetzt Erleichterung verschafft. Aber sie bedarf eine Kur.“ So tröstlich der Anfang für Heiri war, so unangenehm berührte ihn dieß Wort. „Aus diesem „Loch“ müßt ihr heraus, sonst endet's mit Gicht und Typhus, Euch fehlt hier ja Luft und Licht, diese unentbehrlichsten Bedingungen der Gesundheit. In dieser engen Gasse, wo Massen von Menschen zusammengedrängt athmen, wo bis in weite Entfernung kein grüner Baum, kein freier Platz zu treffen ist, da ist die Luft verdorben und wird zudem noch mehr verschlechtert durch die vielen unreinen Stoffe, die man aus Bequemlichkeit auf die Gasse wirft, statt in den Abtritt; und dann noch die Nähe der School, dieses Pfuhls von Gestank und Unrath. Jedes Thier und jede Pflanze bedarf frischer Luft zum Gedeihen, um wie viel mehr der Mensch mit seinem zarten und wundervollen Körperbau. Wenn auch die Regierung alles Mögliche thut, den bestehenden Uebelständen abzuhelfen, so kann sie nun einmal den Hauseigenthümern nicht verbieten, Leute ins Logis zu nehmen, drum sollten diese selbst auf ihre Gesundheit denken und dahin gehen, wo sie genug frische Luft haben. – Und hier habt ihr ja nie einen Sonnenblick, entbehrt sogar den freien Anblick des Himmels, wenn ihr nicht das Fenster aufmacht und den Kopf gewaltsam in die Höhe dreht. Streckt sich doch jede Blume der Sonne entgegen und öffnet ihr verlangend ihre Krone. Betrachtet einmal die Keime der Rüben und Kartoffeln im Keller; die bringen freilich Blätter hervor, aber was für? Bleichsüchtige, kraftlose, schwammige Gebilde, die mit dem üppigen Grün und vollen Wuchs der Ackerpflanzen sich gar nicht vergleichen, sie gar nicht einmal erkennen lassen. Wie ist's denn anders möglich, als daß der Mensch in solch' dunkeln und dumpfigen Räumen verderbe an Leib und Seele?“

Der Doktor hatte wahr gesprochen an Leib und Seele. Den Schaden hatte er in seinem vollen Umfang durchschaut, wenigstens geahnt. Denn wohin war Liese's Zufriedenheit und Freundlichkeit, wohin Liseli's offenes, heiteres, und dabei doch zartfühlendes Wesen geflohen? Sie waren dahin, unerkannt und allmälig, und Heiri war, wie er meinte, nüchterner geworden und nicht mehr so narrächtig gegen seine Liese; aber im Grunde hatte er nur die Liebe des Gatten gegen das kalte und mürrische Betragen eines Eheknechts vertauscht, der sich nicht mehr von den Fesseln einer veredelnden Zuneigung, sondern von denen der Pflichtschuldigkeit gefangen fühlt. Darum mied er Abends Frau und Kind und hielt sich an den muntern, witzigen Kameraden; darum fehlte diesem Hause der Segen eines Familienlebens.

So viel vermag der Einfluß einer ungünstigen Wohnung. Er kann glückliche Geistes- und Gemüthsanlagen erdrücken, kann Wohl in Wehe, Gesundheit in Krankheit verkehren, – und man wird sich nicht bewußt, woran's liegt, schiebt die Schuld allein auf bösen Willen, Gleichgültigkeit, düstere Gemüthsart seiner Nächsten. Und s'ist doch so klar, daß die düstere Stube, in der man das halbe Leben und mehr zubringt, nicht trübe Augenblicke erheitern, die feuchte Luft, die man athmet, nicht feuchte Wangen trocknen kann, daß die Frische der Gemüthsstimmung und des Leibeslebens vielmehr dahinwelken muß.

Welchen Eindruck des Doktors Rede in den verschiedenen Gemüthern der kleinen Familie hervorbrachte, läßt sich leicht voraussehen. Liese, die stille, meist in sich verschlossene Gewohnheitsnatur konnte sich's gar nicht reimen noch richten, daß sie aus des Vetters Haus sollten. Von dem, was der Doktor gesagt hatte, begriff sie wenig, sie glaubte ihm nur, weil er sie mit Gicht und Typhus geängstigt hatte. Wie dem Vetter die Sache mitzutheilen, ihm des Arztes Gründe deutlich zu machen auf schonende Art, das machte sie rathlos; wie ein anderes Logis finden, wo es das erstemal schon so schwer gehalten, das waren der ängstlichen Natur vollends unübersteigliche Hemmnisse. Liseli wußte eigentlich nicht, was nun werden sollte, ob die Mutter den ganzen Sommer nach Frenkendorf oder gar auf die Sennweid gehen müsse, um sich zu erholen; oder ob sie wieder auf's Land ziehen würden, um das frühere Leben auf's Neue zu beginnen; aber sie erschrak ob dem Gedanken, daß nun die Last einer wenn auch kleinen Haushaltung allein und einzig auf ihre Schultern fallen würde. Heiri aber schien in sich gekehrt. Er fühlte halb und halb, daß es von ihm Unrecht gewesen sei, nicht besser auf die Gesundheit seines Weibes geachtet zu haben und überhaupt ein gleichgültiger Lebensgefährte der Seinen gewesen zu sein. Er wollte anders werden; aber wie schwach ist der Mensch? So lange der Eindruck des Vorgefallenen frisch blieb, hielt er sich brav, aber die alten Umstände zogen ihn unwiderstehlich in die alten Gewohnheitsfesseln, bis auch in der äußern Lebensführung ein neuer Abschnitt ihn in neue Verhältnisse brachte, und zwar zunächst in eine neue Wohnung.

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Nach vierzehn Tagen kam der Doktor mit Schulmeisters Fritz Abends zu Heiri's. Fritz war seit zwei Jahren in Basel und Aufseher bei den Zettlerinnen in der S…'schen Fabrik. Gewandt, anschicklich und in allem genau und treu, hatte er das Zutrauen und Wohlwollen seiner Herren bald gewonnen und eine angenehme Stellung erlangt.

Als kleiner achtjähriger Knabe war Fritz oft zu Heiri's, die neben dem Schulhaus wohnten, hinübergegangen; dann aber hatte sein Vater eine andere Lehrerstelle bekommen und seitdem hatte man sich nicht mehr gesehen. Fritz gab sich zuerst zu erkennen und Heiri und Liese freuten sich des längst fast ganz vergessenen Nachbarn. Liseli, das bei Fritzens und seiner Eltern Wegzug aus ihrem Dorfe erst zwei Jahre alt gewesen war, hatte keine Erinnerung an jene Zeiten mehr, Fritz war ihm eine weltfremde Seele und es blieb in der Küche und kochte beim trüben Schein des Lämpleins.

Der brave Doktor rückte nun zuerst heraus, warum er gekommen. Er hatte den Leuten ein Logis ausfindig gemacht, wie sie's brauchten; nicht viel größer, fast gleich in der Einteilung, und nur unbedeutend theurer als ihr jetziges; aber dafür freundlich, bequem, hell, luftig und sonnig. Das Logis gehörte eben dem Fritz, der vor dem Thor ein eigen Häuslein gebaut hatte nach dem Muster der vordersten Arbeiterwohnungen auf der Breite. Ein Häuslein für zwei Familien mitten in einem Gärtlein, und neben ihm ein Nachbar an gemeinschaftlicher Scheidemauer.

Fritz hatte noch vor wenigen Jahren gerne in Kleidern und sonntäglichen Lustparthieen den Flotten gemacht, war sogar einmal, als er bald nach dem Eintritt in seinen jetzigen Dienst zu Zettlerinnen auf's Land mußte im Interesse des Geschäfts, mir nichts dir nichts einen Ausflug nach Zürich gemacht und so drei Tage alle Geschäfte seiner Herren an's Nägelein gehängt. Aber das strenge Mahnwort der Herren, die einen weniger Brauchbaren auf solchen Leichtsinn hin ohne weiteres verabschiedet hätten, war ein gutes Wort zu guter Zeit für ihn geworden. Ein guter Geist leitete diesen muthwillig kräftigen Strom in sein rechtes Bette; er dachte daran, seinen reichlichen Verdienst zur Erwerbung eines Heimwesens zu verwenden, und als sich ihm Gelegenheit bot, mit einem Andern gemeinschaftlich einen Viertel Land zu kaufen, gab er freudig seine theils von den sel. Eltern ererbten, theils ersparten 1500 Fränklein dafür hin. Ohne Säumen wurde mit seinem Halbpartmann das Nothwendige verabredet und sie verakkordirten einem geachteten, für das Wohl der Arbeiterklassen thätigen und liebevoll besorgten Baumeister ihre Häuser nebst gemeinschaftlichem Ziehbrunnen, wofür jeder 7500 Fr. zu bezahlen hatte. Alle Rücksichten auf Bequemlichkeit und Gesundheit waren aufs Sorgfältigste erwogen, bis Baumeister und Bauherrn sich befriedigt gefühlt hatten. Leider fing schon mancher an zu bauen, ehe er recht wußte, was er wollte, wünschte nachher Veränderungen und die Folgen waren, daß keine rechte Einheit in's Ganze kam und am Ende die Kosten fast um die Hälfte den Voranschlag überstiegen und daß der Bauherr sich ein ganzes Leben lang mit Schulden und Sorgen zu schleppen hatte, an denen nichts als seine Voreiligkeit und Sorglosigkeit Schuld war. Fritz hatte kluger gehandelt und hat's später nie bereut. Und die Herren hatten ihm gerne geholfen und ihm das nöthige Geld zu billigen Procenten dargelehnt. Das Haus war eben fertig geworden. Fritz behielt das obere Stockwerk für sich, das untere nebst Kammer, Keller- und Estrich-Antheil mit einem kleinen Gärtlein wollte er verlehnen. Das hatte der Herr Doktor erfahren, ihn aufgesucht und ihn hieher geführt, damit er selber die Sache ins Reine bringe. Heiri sollte, so wurde nun ausgemacht, am nächsten Sonntag das Logis einsehen, darüber seinen Leuten Bericht abstatten, und wenn's Allen recht war, wurde der Miethakkord fix und fertig gemacht. Unterdessen sollte auch Liese mit ihrem Vetter, dem Hausherrn, ein Wörtlein reden, und sich auf den Herrn Doktor berufen, daß sie eine Luftveränderung machen müsse und daß sie nicht gern von der Haushaltung gehe und daß sich's gerade so schön schickte mit dem Logis von Fritz. Sie durfte auch wahrheitsgemäß beisetzen, daß sie nicht gerne aus des Vetters Haus fortgingen und nur Gutes und Liebes von ihm erfahren haben, so lange sie bei ihm gewohnt hätten.

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Am Sonntag nach dem Essen bürstete Heiri den Hut mit dem Rockärmel ab und ging vor's Thor zu Fritzens neuem Häuslein. Das war freilich eine ordentliche Strecke bis da hinaus, das kostete ihn auch ein paar Schuh mehr im Jahr; und vollends bei Regenwetter und Sturmwind, bei Hagel und Hurlete im Winter, und wenn man gar den Regenparisol nicht bei sich hatte? Heiri wurde fast mit jedem Schritt bedenklicher: eine halbe Viertelstunde noch vors Thor hinaus! Und gar nicht an der Straße, sondern so abseits; das war ja gar zu langweilig, wenn man am Werktag keine Marktleute und am Sonntag keine Spaziergänger sah.

Nach einigem Suchen kam er zum richtigen Fahrweg und sah die zwei niedlichen Häuslein mit ihrer röthlichen Farbe und grünen Läden und dem schimmernden neuen Dach. Vorn war es mit Latten einfach eingehegt und ein lebendiger Haag dahinter angepflanzt. Durch's Gätterlein ging's, um die Ecke herum, – und an der Hausthüre stand er, wo Fritz ihn freundlich bewillkommte.

„S'ist doch weit zu Ihnen, aber hübsch ist's, das muß man sagen, wenn man's erlebt hat, herauszukommen.“ – Freilich, antwortete Fritz, ich tauschte jetzt nicht mehr mit dem besten Logis in der Stadt. Seit vorgestern übernachte ich hier zum erstenmal und – s'ist ein ganz ander Leben. Von des Lehenmanns dort hab' ich einstweilen das Essen, und wenn ich Hausleute habe, und sie mögen, so will ich die Kost bei denen nehmen bis auf weiteres. Darum wär's mir lieb, wenn Ihr's wäret. Man hat halt mehr Zutrauen zu seinen Bekannten.

Jetzt gingen sie in's Haus. Die gegen Sonnenaufgang gerichtete Hausthüre führte zu einem kurzen und nicht sehr breiten Gang, links eine Thüre, hinten eine Thüre und rechts zunächst die Kellerthüre und unmittelbar daneben der Antritt der Stiege ins obere Stockwerk. Die Thüre links führte in die Wohnstube. Sie war nicht groß, aber hatte Platz genug, um bequem und schicklich ein Bett, Tisch, Kommode und ein paar Stühle zu stellen und enthielt in der Seitenmauer einen geräumigen Wandkasten. Rechts neben der Thüre war der Kunstofen, der vom Kochen in der Küche warm wurde, aber im Sommer auch vom Küchenfeuer abgeschlossen werden konnte. Das breite Fenster sah gegen die Mittagseite und man überblickte von da aus die Gegend gegen Gundeldingen und St. Jakob und dahinter erhoben sich die Anhöhen bei Mönchenstein und Muttenz mit den in ihren Buchten wie in sicherm Mutterschoß gebetteten Gütern Asp und Gruth, überragt von den Zeugen längst vergangener Zeiten und Ereignisse, den altersgrauen Ruinen von Wartenberg und Reichenstein.

Zunächst unter dem Fenster war der hintere Theil des Gartens in Gemüsebeeten nach der Schnur getheilt, von einem gekreuzten rabattenumsäumten Kieswege durchschnitten; die nähere Hälfte sollte zum untern Logis gehören, die jenseitige behielt sich Fritz vor. Noch war nichts Grünes zu sehen, erst kurz noch die in den Rabatten an weiße Pfähle abwechselnd festgehefteten Rosenbüsche und Spalierbäumchen hingepflanzt worden. Alles war erst im Werden. Aber ein Sinn, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden, waltete wohlthuend und Billigung weckend durch die ganze Anordnung.

Als man die mit einer hellen blauen Tapete bekleidete, an Lambrieen und Thüren und Fenstern perlfarben gemalte Stube genugsam und wohlgefällig betrachtet hatte, ging man ins Nebenstüblein. Es hatte, gleich der Stube selber, Länge genug, um längs der Scheidemauer zwei Betten hintereinander zu stellen; vorn war das Fenster, in der wohlgemessenen Breite eines Flüges, so weit auf die Stubenseite hinübergerückt, daß rechts davon eine volle Bettbreite reichlich übrig blieb; und dem Fenster gegenüber, gerade seiner Stellung und Breite entsprechend, eine etwas schmälere Thüre, denn gebräuchlich. Das Stübchen war noch breit genug, um an der Riegelwand links ein Kensterlein oder eine kleine Kommode zu stellen, und die helle graue Tapete mit ihrem einfachen Muster und der rothen Bordüre machte das Zimmerchen recht heimelig und wohnlich.

Nun schritt man durch die schmale Thüre hinaus in die Küche. Wie nett alles eingerichtet, daß man glaubte, man könnte nur dreinstehen und kochen. Das Fenster war nicht breiter als im Kämmerlein, aber für den nicht sehr großen Raum breit genug bei seiner freien Aussicht. Am Fenster der Wasserstein und neben dem Fenster herunter das Wassersteinrohr aus der obern Küche; rechts daneben, gegen die Ostseite zu, in der Wandecke, der Wasserbank, links in der Ecke der Fensterseite genügender Platz für einen Tisch; gerade gegenüber neben der Kammerthüre Geschirrschäfte, und ein Pfannenbrett um die Kaminschoß; so daß die ganze Seite an der Scheidemauer frei blieb für einen oder zwei Küchekästen. In der Ecke aber zwischen Gangthüre und Kammerthüre war der Heerd mit zwei Löchern, einfach aber bequem, daneben in der Eckseite, ganz unter der eigentlichen Kaminröhre ein Kohlenrost über dem Aschenbehälter. Die gelbe Ocherfarbe und der frisch gelegte Plättleinboden sahen recht appetitlich und reinlich aus.

Nun hinaus in den Gang. Zunächst links, etwas zurücktretend, das unvermeidliche Uebel, der Abtritt, der so vielen Häusern zur Plage, und ihren Bewohnern zur Last und zum Verderben ist. Man wollte da nicht vorübergehen. Es war reinlich und hell in diesem Gemächlein, gegypst, Boden und Sitz gehobelt; hob man den Scharnierdeckel des Sitzes auf, so bemerkte man den innen glacirten Becher und die Röhre; der Deckel aber schloß durch sein eigenes Gewicht ziemlich dicht. Heiri hätte wohl nicht so neugierig diese ganze Abtheilung des Hauses untersucht, wenn ihm nicht Liese besonders diesen Punkt eingeschärft hätte; warum, kann man sich denken. Und jetzt ging's die Stiege hinauf, denn unten war man fertig.

Fritz zeigte sein eigenes Logis; da man doch einmal dran vorbei mußte, und weil auch dem Heiri es hier je länger desto besser zu gefallen schien. Da war Alles genau gleich eingetheilt, bis auf die Tapeten. Im Wohnzimmer streute sich gleichsam ein Regen von zartblättrigen weißen und rothen Röselein über den bläulich grauen Grund der Tapete herab und im Kämmerlein wucherten in dichtem Geflechte helle gelbliche Blätter auf lilafarbnem Grunde. Die Aussicht war die gleiche, nur durch die Höhe freier und lichter. Aus Stube und Nebenstube die malerische Rundsicht auf Hügelketten und dazwischen hinein in das breite, stattliche Birsthal, aus der Küche nach Norden hinüber auf das Häusermeer der Stadt, auf das Geschwisterpaar der Münsterthürme und links den hohen gelben Giebel von St. Leonhard. Vom Gang aus blickte man durch einen Kreuzstock von gewöhnlicher Größe nach Osten gegen die offene Thalweite des Rheins zwischen den noch blätterlosen Baumgruppen und Landhäusern auf dem Göllert hindurch und hinaus, und die Lokomotivpfeife der Centralbahn rief gerade ihren Bewillkommnungsgruß herüber; im Gange selbst war es hell und die bequeme Stiege gut und zweckmäßig erleuchtet.

Auch Kammern und Keller wurden mit der Inspection nicht verschont. Gerade über der Wohnstube war eine wohnliche, mit hellem Giebelfenster versehene, gewickelte und weißgetünchte Kammer, ein Stüblein, wenn man lieber will; daneben mit Dachfenster gegen Süden eine ähnliche; der hintere Estrich neben der Stiege war durch Latten in zwei Holzkammern getheilt und zwischen beiden Kammerseiten zog sich eine Art von Gang hin bis zur Scheidemauer, wo man im Nothfall bei Regenwetter Wäsche trocknen konnte.

Unten aber im Keller gelangte man zuerst in den auf der Nordseite liegenden Vorkeller, und von hier aus in die beiden wohlerleuchteten lattengetheilten und verschließbaren Kellerräume auf der Südseite.

Fritz füllte eine Flasche aus einem kleinen Fäßchen Füllinsdörfer und nahm sie mit hinauf. Da tranken sie denn in Ehren noch ein Gläschen auf künftige gute Nachbarschaft und auf der lieben Liese Gesundheit.

Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
05 июля 2017
Объем:
80 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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