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Читать книгу: «Lu die Kokotte», страница 12

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XXIX

Als sie in der Bar saßen, sagte Liane:

»Ich hatte immer geglaubt, es sei nur ein Märchen, daß man sich in Deutschland prügelt, sobald man in Stimmung kommt.«

»Wird das Folgen haben?« fragte Lu.

»Ich denke«, erwiderte Geldern.

»Wird man mich auch mit hineinziehen? . . . Gar meinen Namen in die Blätter bringen?« fragte sie weiter.

»Es gibt für eine Frau keine bessere Empfehlung, als wenn sich zwei in der Gesellschaft bekannte junge Leute ihretwegen duellieren«, versicherte Geldern.

»Nein, nein!« rief Lu in großer Erregung. »Man soll meinen Namen nicht nennen – man soll mich in Frieden lassen.«

»Aber Lu,« sagte Liane und suchte sie zu beruhigen, »es kennt dich ja niemand; kein Mensch weiß, daß du es bist; – im übrigen solltest du dich freuen – es ist ein Glückszufall sondergleichen.«

»Da hat ihre Freundin recht,« bestätigte Geldern,

»Sie werden mit einem Male berühmt werden.«

»Ich will nicht berühmt werden«, beteuerte Lu.

»Du weißt nicht, was du sprichst«, sagte Liane. Und zu Geldern gewandt, fuhr sie fort: »Die arme Lu ist leidend; aber es hat nichts zu sagen, meint der Arzt, es geht vorüber. Sie muß auf andere Gedanken kommen und Zerstreuung haben.«

»Ich glaube, der Arzt irrt«, sagte Lu. »Ich brauche Ruhe; Zerstreuung hatte ich in den letzten Wochen mehr als genug.«

»Man darf ihr keine Zeit lassen, ihren Gedanken nachzugehen«, erklärte Liane. »Die arme Lu hat viel durchgemacht im Leben.«

»Laß das!« bat sie.

»Nein!« widersprach Liane. »Doktor Geldern muß das wissen; er denkt sonst, du bist immer so verschlossen und wortkarg wie heute. – Sie haben ja gar keinen Begriff,« – wandte sie sich an Geldern— »wie ausgelassen Lu sein kann; sie ist die liebenswürdigste und anregendste Gesellschafterin, die ich kenne.«

»Gib dir keine Mühe«, sagte Lu. »Doktor Geldern weiß, wie’s in mir aussieht.«

»Wie?« fragte Liane. »Hat sie Ihnen erzählt, wie traurig es ihr ergangen ist?«

»Tatsächliches nicht«, erwiderte Geldern. »Ich weiß nur, daß sie Kummer hat.«

»Das geht vorüber!« versicherte Liane. »Muß vorübergehen! Was sollte wohl sonst aus ihr werden? Sie muß sich jetzt in dies Leben zwingen, wenn sie nicht untergehen will.« Sie beugte sich zu Geldern hinüber. »Glauben Sie mir, ich kenne mich aus«, flüsterte sie ihm zu. »Ich habe Dutzende von Frauen groß werden und untergehen sehen. Lu hat die größten Chancen von allen Frauen, die ich je gekannt habe. Wenn sie es klug anfängt und mir folgt und sich nicht von ihren Stimmungen unterkriegen läßt, dann ist sie in ein paar Jahren die erste Frau von Paris.«

»So hör’ doch endlich auf«, wehrte Lu verstimmt; »sprich mal von etwas anderem als immer von mir.«

Aber Liane ließ sich nicht abbringen.

»Nur eins muß sie noch lernen,« fuhr sie fort, »Überwindung! Eine Prinzessin kann sich ihren Mann auch nicht nach ihrem Geschmack wählen. Aber laß nur,« – und sie klopfte auf ihre Hand und nickte: ihr zu – »ein paar Male und dann hast du dich daran gewöhnt. Am Ende kommt nämlich jede einmal dahinter, daß ein Mann wie der andere aussieht, und daß die Unterschiede ganz woanders als im Äußeren oder gar im Charakter liegen. Suchen Sie ihr das klar zu machen«, bat sie Geldern. »Lu hat den ganzen Tag über geschlafen und kann Ihnen noch ein halbes Stündchen Gesellschaft leisten; ich bin seit früh auf den Beinen und totmüde.«

Sie stand auf und gab ihm die Hand, dann küßte sie Lu und sagte ihr Gutenacht.

»Sie begleiten mich wohl an den Fahrstuhl!« wandte sie sich an Geldern.

»Gewiß!« Und zu Lu sagte er, »Ich bin im Augenblick zurück.«

Lu nickte, und er folgte Liane.

»Sagen Sie,« fragte Liane lebhaft, »dieser Helldorf wird doch auf den Vertrag zurückkommen.«

»Der setzt durch, was er will«, erwiderte Geldern.

»Und wenn ihm morgen früh die Leber durchschossen wird, der schließt die Augen nicht, bevor er ihre Unterschrift hat.«

»Dann schlaf’ ich beruhigt!« sagte sie. »Und nun bitte, lieber, guter Doktor; tun Sie mir den Gefallen und setzen Sie ihr den Kopf zurecht.«

Geldern versprach’s. »Wenn ich nur einen Anhalt hätte und irgendwie wüßte . . .«

»Sie brauchen nichts weiter zu wissen,« unterbrach sie ihn, »als daß sie Anfängerin ist, aus guter Familie stammt und daher noch nicht über den Berg ist – mit anderen Worten: noch rückfällig wird . . . Reue hat.

Da sie aber unter keinen Umständen jemals wieder zurück  kann, so muß sie vorwärts! Sie verstehen das?«

»Ja!« sagte Geldern. »Gute Nacht!«

»Gute Nacht!« rief sie und verschwand im Fahrstuhl. —

Geldern kehrte zu Lu zurück.

Nun freilich wußte er Bescheid.

»Sie meint es gut mit Ihnen«, sagte er, als er sich setzte.

»In ihrer Art vielleicht«, erwiderte Lu. »Sie denkt dabei wohl auch an sich; aber sie hat keine Ahnung, wie es in mir aussieht!«

»Aber ich.«

»Wie?« fragte sie erstaunt.

»Ich weiß, wie es in Ihnen aussieht, teuerste Lu.«

»Wie können Sie das wissen . . .? . . . Das weiß kein Mensch . . . ich selbst weiß das kaum.«

»Ich aber weiß es!« wiederholte er bestimmt. »Auch ich habe durchgemacht und gelitten; vielleicht weniger als Sie – vielleicht auch mehr. Jedenfalls habe ich das Gefühl – hatte es vom ersten Augenblick an – als brauchten wir beide uns nur anzusehen, um zu wissen . . .« – er hielt inne – »es ist sehr traurig, was ich Ihnen da sagen muß.«

»Reden Sie!« bat Lu und sah ihn an.

»Daß Ihnen und mir . . .« – er hielt abermals inne. —

»Bitte!« quälte sie.

». . . Nun, daß uns beiden niemand helfen kann!«

Er machte eine Pause; sie riß die Augen auf und starrte ihn an. Dann fuhr er fort:

»So, wie Sie aussehen, sehen Menschen aus, die verloren sind – die verspielt haben – die verzichten müssen – genau wie ich. – Sie, liebe Lu, werden nie das töten können, was da innen sitzt« – und er wies auf sein Herz – »den Gegendruck – die Verantwortung – die Reaktion – nennen Sie’s, wie Sie wollen; – das aber ist Ihr Verhängnis! – Sie werden niemals eine Kokotte werden!«

Lu nickte. – »Da haben Sie recht«, sagte sie. »Das ist ja mein Unglück.«

»Und mir, sehen Sie, geht es ähnlich. Ich habe alles, was in mir an Tiefe des Gefühls und an Leidenschaft lebte, einmal im Leben als Einsatz für ein Glück gewagt.«

»Und?« fragte Lu und hing an seinem Munde.

Er sah sie verzweifelt an.

»Ich habe verspielt!« wiederholte er. »Ich hatte auf eine Frau gesetzt, die auf jeden, der sie sah, den Eindruck eines gütigen und sanften Kindes machte, im Gegensatz zu Ihnen, die Sie bestimmt allen kalt und lieblos scheinen, die in Wahrheit aber eine kalte, lieblose und verlogene Dirne war, – wie Sie nach meiner Überzeugung ein gefühlvolles, treues und gütiges Geschöpf sind! – — Das ist meine ganze Geschichte«, sagte er nach einer Weile. »Und nun die Ihre!«

Er nahm ihre Hand, umschloß sie leicht; und sie erzählte . . . alles; von Anfang an; bis zu der Stunde! – —

– — – — – — – — – —

Als sie zu Ende war, hielt er noch immer ihre Hand; sie weinte jetzt; aber ihr war leichter.

»Arme Lu!« sagte er und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, das naß von Tränen war; er schüttelte den Kopf:

»Sonderbar! . . . So hat mich das ergriffen!«

Dann half er ihr auf und begleitete sie bis an ihr Zimmer.

»Niemand soll morgen zu Ihnen, bevor ich mit Ihnen gesprochen habe. Ich werde unten sagen, daß man Sie schlafen läßt.«

Sie gaben sich die Hand.

»Jetzt ist mir, als brauchte ich nicht zu schlafen,« sagte sie, »als könnte ich wach liegen bis zum Morgen, ohne traurig zu sein!«

XXX

Am nächsten Morgen brachte ihr Liane ein Briefchen ans Bett. Lu war munter, setzte sich auf und bat:

»Lies ihn mir vor.«

Liane öffnete; las, wie alle Frauen, die Unterschrift: »Du, von Geldern!« rief sie. »Wie lieb von ihm; er will dich wieder mit Helldorf zusammenbringen.«

»So! – — Will er das?« lächelte Lu.

»Hat er es dir denn nicht gesagt?« fragte Liane erstaunt. »Er hatte es mir doch versprochen.«

»Aber natürlich,« sagte Lu, »er hat mir die ganze Nacht hindurch von nichts anderem als immer nur von ihm gesprochen; –  freilich . . .« und sie schüttelte den Kopf.

»Was?« fragte Liane.

»Nun,« meinte Lu und sah nach der Uhr, »es ist schon dreiviertel elf; wer weiß, ob Helldorf noch am Leben ist. Solche Art Händel pflegt man bei uns bei Tagesanbruch auszutragen.«

»Entsetzlich!« rief Liane. »Denke, wenn ihm was passiert ist; welch Unglück für dich!«

»Für ihn!« verbesserte Lu.

»Für dich«, wiederholte Liane. »Denn du sitzt da, wenn dieser Freudenheim ihn erschossen hat.« Und sie redete sich in große Erregung. – »Natürlich!« rief sie. »So ist es! Er wäre sonst ja längst hier mit seinem Vertrage, wenn er noch am Leben wäre!« Dabei hielt sie noch immer Gelderns Brief in der Hand. »Pechvogel!« sagte sie und fuhr ihr mit der Hand übers Haar. »Eine neue Enttäuschung! Anstatt daß dieser unsympathische Mensch dran hätte glauben müssen. – Jedenfalls heißt es jetzt auf dem Posten sein; steh’ schnell auf! Die nächsten Tage spricht man von nichts anderem in Berlin. Die Zeit muß man ausnutzen! Meinetwegen hat sich zwar noch niemand erschießen lassen; leider! Aber ich kenne das! Die Reporter werden kommen! Himmel! Da fällt mir ein: du besitzt ja nicht einmal eine anständige Photographie – ob wir ihnen meine geben? – Schließlich, da wir doch immer zusammen gesehen werden . . .«

»Natürlich!« stimmte Lu bei. »Gib ihnen nur deine . . . das ist auch meiner Bekannten wegen viel besser. – Übrigens, so lies doch endlich den Brief, da wird doch gewiß Genaueres über Helldorfs Ende stehen.«

»Richtig, diesen Brief hatte ich längst vergessen.« – Sie öffnete und las: »›Arme Lu‹ – da haben wir’s!« schrie Liane und zog ihr Spitzentuch aus der Tasche. »Arme Lu,« wiederholte sie traurig, »er ist tot.«

»Was?« fragte Lu und fuhr erschreckt in die Höhe. »Steht das da?« und sie wies auf den Brief.

»Du hörst doch, warum sollte er sonst ›Arme Lu‹ schreiben.«

»Lies weiter«, drängte Lu.

Liane fuhr fort; mit Tränen in der Stimme.

»Arme Lu, ich bin im Vestibul, um Sie abzuholen; die Luft wird Ihnen gut tun; kommen Sie! Ihr Werner Geldern.«

»Nun?« fragt Lu und lachte. »Ist er tot?«

»Ich muß sagen,« erwiderte Liane und schüttelte den Kopf, »so etwas Unklares ist mir noch nicht vorgekommen; gewiß will er es dir schonend beibringen.«

Lu sprang aus dem Bett, stürzte zum Schreibtisch, schrieb:

»Guten Morgen, lieber Doktor; in einer Viertelstunde bin ich bei Ihnen! Lu.«

Dann klingelte sie nach Selma und bestellte Tee.

»Nein, diese Ruhe!« dachte Liane. »Sie hat doch weniger Gemüt, als ich annahm. Wenn ich denke, wie stolz und aufgeregt ich wäre, wenn sich meinetwegen . . .«

»Du wirst also, während ich fort bin, die Reporter empfangen«, sagte Lu; goß den Tee herunter, gab ihr die Hand. »Lebe wohl, Liane!«

»Herrgott, du bist schon fertig?« Selma lief bis auf den Flur nach, schloß schnell noch eine Öse und rückte eine Schleife gerade.

»Madame Lu ist ganz verändert seit gestern«, sagte Selma, als sie wieder ins Zimmer trat.

»Heut früh ist einer der reichsten jungen Leute ihretwegen im Duell gefallen«, sagte Liane mit Pose und legte die Finger auf die Lippen.

Selma schlug die Hände zusammen.

»Ist’s möglich?!« rief sie. »Und dabei ist Madame so aufgeräumt?« Sie schüttelte den Kopf.

»Das verstehen Sie nicht«, belehrte sie Liane.

»Nein,« erwiderte Selma, »das verstehe ich wirklich nicht.« Und verließ das Zimmer. —

– — – — – — – — – —

»Da bin ich!« sagte Lu und gab Geldern die Hand.

»Und die Nacht war besser als die vorigen?« fragte er sie.

»Ich konnte wach liegen, ohne zu weinen«, erwiderte Lu.

»Ich habe kein Auge geschlossen«, sagte Geldern.

»Mich hat Ihr Schicksal wieder ein gutes Stück vorwärts gebracht. – Vielleicht so weit, wie ich ohne Ihr Erleben nie gekommen wäre.« – Und nach einer Weile sagte er: »Mein Verzicht ist ein endgültiger; um jede Stunde wäre es schade, die ich darauf verwende, mein Leben wieder in die Bahn zu leiten, in der es früher lief.«

Sie gingen die Bellevuestraße hinunter in den Tiergarten.

»Haben Sie dadurch, daß Sie sich in einem Menschen irrten, denn den Glauben an die ganze Menschheit verloren?« fragte Lu.

Geldern schüttelte den Kopf.

»Nein,« sagte er bestimmt, »ich hatte mich nie um die Menschen und ihr Urteil gekümmert. Soweit es irgend ging, immer so gelebt und gehandelt, wie es meiner Natur entsprach. – Ohne Heuchelei!«

»Das gibt es?« fragte Lu.

»Nein!« erwiderte er. »Das gibt es eben nicht. Im Leben, da geht es ohne Heuchelei nicht ab. – Aber was wollen Sie?« fragte er weiter. »Die Menschen fühlen sich ja ganz wohl dabei und wünschen es sich gar nicht anders. Und da die herrschende Moral zu jeder Zeit nichts anderes als der Wunsch und Wille der gerade herrschenden Gesellschaft ist, so gibt es für den einzelnen natürlich nur drei Möglichkeiten; mit der Gesellschaft leben und sich ihrer Moral unterordnen; über ihr und ihrer Heuchelei stehen und sich über sie lustig machen – ich kann Sie versichern, das ist sehr spaßig, und man kommt aus dem Lachen gar nicht heraus – oder drittens, sich entrüsten und gegen ihre Verlogenheit ankämpfen; das verbittert, ruiniert die Gesundheit und bringt, da man im besten Falle ein Zugeständnis, nie aber eine Änderung erreicht, schließlich zur Raserei.«

»Sie haben recht«, erwiderte Lu. »Wenn man weder die Kraft hat, dagegen anzukämpfen, noch die Möglichkeit zu bessern, noch den Mut sich darüber hinwegzusetzen, so muß man sich unterordnen; kann man das seiner ganzen Veranlagung nach aber nicht, so geht man unter. – Wie mein Vater, und wie ich nun.«

»Natürlich kann der einzelne nicht helfen«, sagte Geldern. »Wenigstens nicht auf die Art, wie die Tolstoianer es versuchen; so geht es natürlich nicht.«

»Richtig, Tolstoianer«, sagte Lu. »Als solcher stellte Sie man mir ja gestern vor. Offen gesagt, ich weiß nicht, was das bedeutet.«

»Der Esel hat keine Ahnung«, sagte Geldern. »Weder von dem, was Tolstoi wollte, noch von dem, was mich bewegt. Meine ganze Entwicklung ist nichts anderes als das Produkt des Unrechts, das man mir zugefügt hat. Wie überhaupt immer nur die Verhältnisse den Menschen machen. Wäre ich damals konsequent gewesen, ich hätte einen Revolver nehmen und die Nächstbeteiligten der Reihe nach niederschießen müssen. Denn es gibt Verbrechen, die man selbst sühnen muß, da unser Gesetz keine Bestimmung und unsere Gesellschaft kein Gewissen dafür hat.«

»Solche Fälle gibt es wohl«, bestätigte Lu.

»Natürlich! Nehmen Sie den gewöhnlichsten Fall: jemand verspricht einer Sechzehnjährigen die Ehe – verführt sie – schwängert sie – verläßt sie – treibt sie dadurch in den Tod. Ja, was glauben Sie wohl, was geschieht? Nichts! Dieser qualifizierte Mord ist straffrei, und die Gesellschaft sagt: Gott, was wird das schon für eine gewesen sein.«

»Ich kenne solchen Fall!«, sagte Lu. »Die Folge war: daß sich für den Helden, um den sich zuvor niemand gekümmert hat, nun plötzlich alle Welt interessierte.«

»Da haben Sie’s«, erwiderte Geldern. »Aber es ist zwecklos, dagegen Sturm zu laufen. Es ist genau so aussichtslos, als wenn Sie in der Gesellschaft etwa predigen wollten, es sei schamlos, Feste zu geben und Jagden zu reiten, während Millionen Menschen im größten Elend schmachten.«

»Also, was sollte man nach Ihrer Ansicht tun?« fragte Lu.

»Das will ich Ihnen sagen«, erwiderte Geldern. »Natürlich genügt es nicht, zu resignieren und sein Gewissen damit zu täuschen, daß man an dem allgemeinen Unrecht nicht teilnimmt und so viel, als man eben noch entbehren kann, zur Linderung der Not hergibt.«

»Was heißt überhaupt entbehren können«, fragte Lu. »Ein sehr relativer Begriff ist das.«

»Gewiß«, stimmte Geldern bei. »Der eine wird das Rauchen einstellen und zu Fuß gehen, um den Sechseromnibus zu sparen, während bei dem andern das Gewissen erst bei der dritten Flasche Pommery erwacht.«

»Selbstverständlich«, bestätigte Lu.

»Nein! Um das soziale Gewissen der Menschen aufzupeitschen, fühle ich mich weder fähig noch berufen. Der Wunsch, jemanden zu bessern, setzt voraus, daß man ihn liebt, zum mindesten aber Interesse für ihn hat. Ich empfinde aber für die Menschen weder das eine noch das andere; sie sind mir gleichgültig und uninteressant; ja, ich finde sie nicht einmal komisch genug, um wie andere über sie zu lachen. Ihre Geschäftigkeit und Wichtigtuerei, ihr Ehrgeiz und ihre Eitelkeit, ihre Unnatur und ihre Gespreiztheit, ihre Mitleidslosigkeit und ihre Heuchelei, das alles ist eintönig und schablonenhaft: mit einem Wort: es langweilt mich. Jedes Tier, jede Pflanze in ihren tausend Variationen ist interessanter.«

Lu nickte. »Aber was können schließlich die Menschen dafür, daß sie so sind; sie wären vielleicht froher und freier, wenn sie anders wären.«

»Sie könnten schon; aber sie wollen nicht. Sehen Sie, Jesus, der Jude, wußte, wo der Herd allen Übels sitzt. Den Sinn seiner Lehre aber haben die Propheten in geistreiche Doktrinen verkapselt, so daß man durch die Fülle der Schalen kaum noch den edlen Kern erkennt. Das eine große Übel, gegen das er vor 2000 Jahren kämpfte, weil er in ihm den Herd aller andern Übel sah – die Unbarmherzigkeit der Menschen, – und lediglich die Vollendung dieses Kampfes konnte doch die Aufgabe des Christentums durch die Jahrtausende sein! – herrscht noch heute, in Kraft und Wirkung tausendfach gesteigert! Und so ist auch die heutige Moral von Anfang bis zu Ende nichts anderes als ein einziger Spott und Hohn auf seine Lehre, die sich doch in dem einen Wort erschöpft: Barmherzigkeit

»Da stimme ich Ihnen bei!« sagte Lu. »Das Leben ist unbarmherzig.«

»Die Menschen sind’s«, versicherte Geldern; »die Reichen vor allem, weil sie kein Herz für die Armen haben. Mit dem Geben allein aber ist es nicht getan; denn die Seele leidet oft mehr als der Körper; und arm ist jeder, der beladen ist – arm bin ich – arm sind Sie.«

»Ich erwarte für mich nichts mehr von den Menschen«, sagte Lu.

Er drückte ihre Hand.

»Wir wollen versuchen, ohne sie fertig zu werden.«

»Ja«, sagte sie.

»Aber wenn wir im Leben jemandem begegnen, an dem die Menschen sich so versündigt haben, daß er nicht weiter kann, – das waren ja Ihre Worte gestern – dann wollen wir nicht erbarmungslos an ihm vorübergehen, sondern uns seiner annehmen.«

»Das wollen wir!« sagte sie aus vollem Herzen.

»Und mit Ihnen, Luise, will ich den Anfang machen.«

Wie ein zärtliches Liebeswort traf es ihr Herz, als er sie Luise nannte.

»Sie wissen nun, daß Sie geborgen sind«, sagte er.

Sie sah ihn an und dankte.

»Und daß Ihnen kein Mensch mehr etwas zuleide tut.«

»Ich weiß es«, flüsterte sie.

»Zunächst müssen wir jetzt an Ihre Gesundheit denken«, sagte er. »Sie sind arg herunter mit Ihren Nerven.«

»Das bin ich.«

»Sie werden in ein Sanatorium gehen, und niemand außer mir wird wissen, wo Sie sind. Ich habe eine alte Tante, die wird Sie begleiten. Wenn Sie allein sein wollen, wird sie Ihnen nicht zur Last fallen; und wenn Sie Menschen brauchen, wird sie um Sie sein. Sie werden alle Tage von mir hören; und in ein paar Wochen . . .« – er blieb stehen. ». . .Reichen Sie mir die Hand, Luise«, bat er.

»Gern!« sagte sie und gab ihm die Hand.

»In ein paar Wochen«, wiederholte er, »werden Sie soweit zur Ruhe gekommen sein, daß wir an die Gestaltung Ihres neuen Lebens denken können.«

»Und Sie glauben, daß es das gibt?« fragte Luise.

»Bestimmt glaube ich das«, erwiderte er. »Denn es ist mehr als nur gemeinsames Leid, das uns eint. Es ist auch mehr, als etwa nur eine Auflehnung oder ein Protest gegen die Gesellschaft; es ist ein gemeinsames Abstoßen und Tilgen abgestorbener Teile, ein Aufräumen mit längst überwundenen Begriffen, ein endgültiges Erlöschen letzter Gefühle – und es wird ein neues Leben sein, wenn wir diese Wandlung nicht nur mit dem Verstande vollziehen . . . sondern auch mit dem Herzen.«

Luise nickte.

»Mir will es scheinen, als ob das wohl möglich wäre«, sagte er mit Wärme und sah sie an.

»Mir auch«, flüsterte Luise.

Dann gingen sie Hand in Hand und sprachen lange kein Wort.

Nach einer Weile sagte Geldern:

»Glauben Sie auch, Luise, daß, wenn man zusammen fühlt, man nicht zu sprechen braucht?«

»Ich habe das Empfinden, als würde es unsere Gedanken stören, wenn wir sprechen würden«, sagte sie.

Dann schwiegen sie wieder.

XXXI

Liane bereitete sich auf den Empfang der Journalisten vor. Sie legte besondere Sorgfalt auf Frisur und Toilette, zog ihr elegantestes Teagown an, sprengte im Salon mit Baylay ›Ess‹, verteilte hier und da einen Tuff roter Rosen, legte zerstreut auf den Tisch ein paar Hefte der ›Revue des deux Mondes‹, der ›L’Art et les Artistes‹, der ›Modes‹ und ein paar moderne Romane, nahm die ›Jeanne d’Arc‹ von Anatole France in die Hand und warf sich kokett auf die Chaiselogue, neben der ein Taburett stand, auf dem ihre goldene Lorgnette, eine Sévres-Dose mit Bonbons, eine Schachtel Maranis, ihr Spitzentaschentuch, ein goldner Handspiegel, ihr Puderdöschen und ihr goldenes Etui für Zigaretten lagen. Sie wartete; aber es kam niemand.

Als sie eine Stunde so gelegen hatte, ließ sie sich mit einer Zeitungsredaktion verbinden. Es entwickelte sich folgendes Gespräch:

»Hier Redaktion des Morgenblatts.«

»Hier Esplanade-Hotel.«

»Ja, bitte.«

»Ich sollte nur im Auftrage der Baronesse Lu Courcelles anfragen, ob Herr Helldorf seinen Verletzungen erlegen ist?«

»Helldorf? Bei uns ist, soviel ich weiß, gar kein Herr dieses Namens – wollen Sie, bitte, einen Augenblick am Apparat bleiben?«

»Gern . . . Na? . . . Mon Dieu! . . . Das dauert ja . . .«

»Hier . . .«

»Endlich!«

». . . der Lokalredakteur des Morgenblattes; wer dort?«

Liane wiederholte ihre Frage.

Was? Der bekannte Helldorf? Der Sohn von . . .«

»Ja, eben der.«

»Was ist mit dem?«

»Sie wissen gar nicht?«

»Keine Ahnung . . . das heißt, wir wissen schon . . . unsere Reporter haben natürlich . . .«

»Sehen Sie! . . . Also bitte, keine Schonung: Lebt er? Oder hat ihn dieser unsympathische Freudenheim erschossen?«

»Erschossen?«

»Natürlich . . . sie haben doch nicht etwa mit Degen gekämpft . . . das wäre ja . . .!«

»Himmel, wie interessant! Ein Duell zwischen . . . wann war das? Ein’ Moment, ich hole nur Bleistift und Papier.«

»Aber ich denke, Sie wissen . . .?«

»Natürlich . . . selbstverständlich weiß ich, nur die Einzelheiten . . . ein’ Moment.«

»Sonderbar,« sagte Liane für sich.

»So, da bin ich wieder. Also, wenn ich bitten darf . . . wer waren die Kombattanten?«

»Aber, mein Herr, ich verstehe Sie gar nicht!«

»Sie verstehen mich nicht . . . so . . . spreche ich so undeutlich . . . dann werde ich mir erlauben, Sie aufzusuchen. Wer sind Sie doch? . . . Hotel . . .?«

»Esplanade.«

»Natürlich, Esplanade. An wen wende ich mich?«

»Chambre 217/218, Lu Courcelles.«

Der Redakteur verbeugte sich tief:

»Sehr verbunden, Frau Baronin. Ich stürze mich in ein Auto, in anderthalb Minuten bin ich bei Ihnen.«

Liane lag kaum wieder auf der Chaiselongue, da klopfte es schon, und herein trat mit großer Lebhaftigkeit ein kleiner Herr:

»Da bin ich!«

»Gut, daß Sie kommen«, rief sie . . . »Also?«

»Ich wollte von Ihnen hören . . .«

»Lebt er?« fragte sie ungeduldig.

»Wer?«

»Nun, Helldorf. Wer sonst?«

»Sie haben also noch nichts von dem Ausgang des Duells gehört?« fragte er.

»Nichts Bestimmtes. Vor einer Stunde etwa war einer seiner Freunde hier . . .«

»Ja . . . und?« fragte der Redakteur ganz aufgeregt.

»Nun – er wollte nicht recht mit der Sprache heraus . . . er sagte nur immer: arme Lu.«

»Was sagte er?« Dabei nahm er Notizbuch und Bleistift heraus und blätterte nach einer leeren Seite; sein Auge fiel auf: weibliche Wasserleiche; Kanal, zwischen 20- 30 Jahren; – Apachen, Gartenstraße, Überfall, Schutzmann. – »So, da haben wir eine leere Seite!« Und im Augenblick stand auch schon da: Duell Helldorf . . . »Also, arme Lu . . . was bedeutet das?«

Liane tat verlegen und sah zur Seite.

»Nun, darüber möchte ich . . .« – Sie nahm ein Bonbon und bot auch ihm an; er beugte sich über die Sévres-Dose, und da er nichts herausbekam, so machte er die Finger naß und fuhr nun so kräftig in die zarte Porzellandose, daß ein halbes Dutzend Bonbons an seinen Fingern kleben blieben, die er in den Mund steckte und ablutschte. Liane nahm ihr Spitzentuch vom Taburett und führte es an den Mund. Sie spürte Übelkeit.

»Nun also, verehrteste Baronesse«, sagte er mit vollem Munde und schnalzte mit der Zunge . . .

»Sie werden begreifen,« verstellte sich Liane und tat geniert, »meine Beziehungen zu Herrn Helldorf . . . und schließlich war es ja in der Tat eine arge Dreistigkeit dieses Herrn Freudenheim, wo er doch wußte, daß zwischen mir und Helldorf . . .«

»Halt!« rief der Reporter und fuhr mit dem Bleistift in die Luft. »Wer ist Freudenheim? Vermutlich der andere Kombattant?«

»Ja, ich denke, das wissen Sie alles?« sagte Liane.

»Natürlich – aber! Sehen Sie!« – und er hielt ihr sein Notizbuch hin – »da steht es ja!« – er hatte es in diesem Augenblick hingeschrieben – »nur, um es von Ihnen bestätigt zu erhalten. Wir können nämlich gar nicht gewissenhaft genug sein . . . also Ihretwegen . . . wie interessant . . . Und wo kam es zu dem Zusammenstoß?«

»Gestern nacht bei Hiller.«

»Hiller«, wiederholte er und sah nicht mehr von seinem Notizbuche auf. »Bitte, fahren Sie fort.«

Und Liane erzählte von dem Renkontre.

»Leider mußte es dies traurige Nachspiel haben«, sagte sie.

»Gott sei Dank!« rief der Reporter. »Die Chose ist bildschön – und wird fein aufgemacht. – Nur über den Ausgang wüßte ich gern noch Genaueres.«

»Aber ich sagte Ihnen doch: Arme Lu.«

»Hat wer gesagt?«

»Sein Freund.« – Sie seufzte und führte das Taschentuch vors Gesicht.

»Wessen Freund?«

»Helldorfs natürlich«, sagte sie schluchzend. »Dem andern würde ich keine Träne nachweinen.«

Er stand auf und klopfte ihr wenig zart auf die Schulter.

»Nur noch einen Augenblick, Frau Baronin, halten Sie sich, bitte, aufrecht! Sie müssen mir unbedingt noch etwas über den Ausgang des Duelles sagen.«

»Aber genügt Ihnen denn das nicht?«

»Nein! Nein!« erklärte er bestimmt.

»Wenn ich Ihnen doch sage, daß sein Freund arme Lu . . .«

»Ach so, daraus schließen Sie . . . natürlich . . . zum mindesten kann ein gewissenhafter Reporter daraus entnehmen, daß die Verletzungen schwerer Natur sind und an seinem Aufkommen gezweifelt wird.« Er suchte im Telephonbuch. »Ich würde mich ja gern noch an Ort und Stelle erkundigen . . . aber im Telephonbuch, da steht weder der eine noch der andere . . . und dann« – er sah nach der Uhr – »in einer halben Stunde muß es im Satz sein . . . also« – er steckte Bleistift und Notizbuch in die Tasche – »vielen Dank.«

Liane stand auf.

»Und wenn Sie mich erwähnen,« sagte sie mit Tränen in der Stimme, »nicht wahr – ich weiß: häßlich bin ich nicht; auch nicht ohne Geschmack; aber ich möchte doch nicht gern, daß Sie mich als die erste beste hinstellen. – Sehen Sie, wenn Sie da etwa von mir sprechen,« – und sie hielt ihm den Anatole France unter die Nase – »wenn Sie Zeit hätten, ich studiere gerade die Jeanne d’Arc; nach diesem und jenem, was mir nicht ganz verständlich ist bei France, hätte ich Sie gern gefragt . . . vielleicht kommen Sie einmal zum Tee.«

»France kenne ich nicht«, erwiderte der Reporter. »Aber zum Tee komme ich gern einmal.«

»Vielleicht sehen Sie sich hier noch ein bißchen um; da« – und sie wies auf den Tisch – ». . . die neuesten französischen Romane . . .«

»Danke, danke!« sagte er. »Es ist die höchste Zeit, daß ich in die Druckerei komme. – Ein anderes Mal.« Und er verbeugte sich und ging.

Kaum war er draußen, da kam er schon wieder herein:

»Noch eins: es hat doch kein anderes Blatt die Nachricht außer uns?«

»Von mir nicht«, beteuerte Liane.

»Versprechen Sie mir, wenn es einer meiner aufdringlichen Kollegen etwa wagen sollte, Sie zu belästigen, daß Sie ihn dann nicht empfangen?«

»Mein Ehrenwort!« Und als er sich wieder zum Gehen wandte, da sagte sie unfreundlich: »Aber so sehen Sie mich doch wenigstens einmal genau an, damit Sie wissen, wie ich aussehe.«

»Total überflüssig«, rief er ihr zu. »Das alles habe ich im Handgelenk.«

»Wo?« rief Liane entsetzt; aber als sie aufsah, war er schon längst zur Tür hinaus.

Sie überlegte, welche Blätter außerdem in Berlin noch in Frage kamen, telephonierte noch an mehrere Redaktionen und empfing dann die Besuche einer Reihe anderer Reporter, bei denen sich alle Vorgänge fast unverändert wiederholten. Und abends las man in den Blättern:

»Ein sensationelles Duell
Helldorf jun. schwer verwundet

Kurz vor Schluß der Redaktion geht uns die Nachricht zu, daß in der Frühe des heutigen Morgens im Grunewald ein Pistolenduell zwischen Fritz Helldorf, dem in der Berliner Gesellschaft allgemein bekannten Sohn des rheinischen Großindustriellen Eugen Helldorf, und dem Leutnant der Reserve Max Freudenheim stattgefunden hat, bei dem Fritz Helldorf, wie verlautet, durch einen Schuß, der vermutlich die Lunge verletzte, so schwer verwundet wurde, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.

Wir sind in der Lage, unsern Lesern über die Vorgeschichte dieses Duells folgendes zu berichten. Der Sohn eines bekannten Großindustriellen H. gab gestern zu Ehren der wegen ihrer Schönheit gefeierten Pariser Schauspielerin Lu Courcelles, die sich bekanntlich seit einigen Tagen in Berlin aufhält und im Hotel Esplanade abgestiegen ist, ein Fest bei Hiller, an dem unter anderen auch die Herren Freudenheim und Helldorf teilnahmen.

Im Laufe des Abends gerieten die beiden Herren Lu Courcelles’ wegen in Streit, der bald in Tätlichkeiten überging und das heutige Duell zur Folge hatte, über das übrigens bei Drucklegung dieser Zeilen auf dem Kgl. Polizeipräsidium, das fieberhaft recherchiert, noch nichts bekannt war.

Mademoiselle Lu Courcelles hatte trotz eines Nervenchoks, den sie infolge der Aufregung des heutigen Tages erlitten hat, die Liebenswürdigkeit, einen unserer Mitarbeiter im Hotel Esplanade zu empfangen.

Mademoiselle Courcelles, die unter dem Namen ›La belle Lu‹ in Pariser Theater- und Lebekreisen allgemein beliebt und bekannt ist, äußerte sich wie folgt: ›Ich bin von dem unglückseligen Ausgang des Duells auf das tiefste erschüttert. Ich suche durch die Lektüre von Anatole France meine Gedanken abzulenken; aber es gelingt mir nicht!« – Sie beklagte sich dann bitter, in einen öffentlichen Skandal verwickelt zu werden, wird aber trotzdem nicht eher nach Paris zurückkehren, als bis sich das Schicksal Helldorfs entschieden hat. Eine Konventionalstrafe von 5000 Francs an eine Pariser Bühne, auf der sie morgen auftreten sollte, verfällt heute.

Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
30 ноября 2019
Объем:
320 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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