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Bevor ich ihn verrate, schlage ich vor, du legst dieses Buch ein paar Minuten beiseite und betrachtest die Frage für dich. Wenn es etwas gibt, das höchst erfüllte, energiegeladene, motivierte und glückliche Menschen gemein haben, was, denkst du, könnte das sein? Was trägt am meisten zu einem erfüllten Leben bei?

Mach dir bitte einige Notizen und dann werden wir vergleichen, was du denkst und was diese Menschen mir erzählt haben.


Das Ergebnis meiner Forschung war ziemlich eindeutig. Nicht alle der Befragten sind glücklich verheiratet. Einige sind alleinstehend und viele leben in Beziehungen, die Höhen und Tiefen haben. Nicht alle sind vollkommen gesund. Einige sind sehr reich, viele jedoch nicht, Geld scheint für die Erfüllung keine Rolle zu spielen. Nicht jeder meditiert oder betet oder praktiziert Yoga. Nicht alle sind Vegetarier oder Veganer und nicht jeder treibt Sport.

Hier einige Antworten, die ich über die Jahre auf die Frage erhielt: „Was trägt am meisten zu einem (sinn-)erfüllten, energiegeladenen Leben bei?“

Ein Sendungsbewusstsein zu haben. Für etwas zu brennen.

Deine Leidenschaft auszuleben.

Zu wissen, wozu ich hier bin, und es jeden Tag zu tun.

Authentisch zu leben.

Mich etwas Größerem als ich selbst hinzugeben.

Das Gefühl, von einer schöpferischen Kraft erfasst zu werden, gegen die ich mich entweder wehren kann – und Leiden verursachen – oder mit der ich fließen kann.

So begeistert darüber zu sein, was ich zu bieten habe, dass ich aufhöre, über mich nachzudenken.

Das Gefühl, von etwas Größerem bewegt zu werden als der Beschäftigung mit meinem Ego.

Das nenne ich „Brillanz“ und es ist das Geheimnis wahrer Größe. Was ich damit meine ist die unwiderrufliche, tiefe, bleibende Erkenntnis, dass wir nicht hier auf der Erde sind, um irgendetwas für uns zu bekommen. Wir sind nicht in erster Linie hier, um Geld anzuhäufen, Liebe zu erfahren oder Sex oder Vergnügen oder Ruhm oder Macht. Die auf Erwerb ausgerichtete Beziehung zum Leben ist tatsächlich ein großes Missverständnis. Wir sind in Wahrheit hier, um etwas zu verschenken, das einzig und allein durch jeden Einzelnen von uns fließt. Wenn wir diese Gabe entdecken und zum Mittelpunkt unseres Lebens machen, fügt sich alles.

Stell dir vor, die Erde wäre eine riesige Zusammenkunft, zu der jeder etwas zu essen mitbringt. Jedem von uns ist ein bestimmtes Gericht zugeteilt worden. Und wenn sich jeder danach richtet und mit seiner Gabe erscheint, wird es das absolut großartigste Fest aller Zeiten.

Aber hier liegt der Hase im Pfeffer. Obwohl ich jetzt nicht mehr den geringsten Zweifel habe, dass jeder eine einzigartige, glänzende, außerordentliche Gabe hat, gelingt es nur sehr wenigen Menschen, so zu leben, dass diese Gabe wirklich leuchten kann. Nur wenige Menschen wie Albert Einstein, Steve Jobs und die Sängerin Maggie Rogers (die ich gerade entdeckt habe …) landen einen Volltreffer und setzen uns in Erstaunen. Viele andere leben ein Leben stummer Wiederholung und Nachahmung. Warum?

Es wird allgemein angenommen, dass die Art von Brillanz, um die es hier geht, auf genetischem Zufall oder purem Glück beruht: Wenige Menschen seien dazu bestimmt, besonders herauszuragen, dem Rest von uns bliebe nur, am Spielfeldrand zu stehen und höflich zu applaudieren. Ich wage zu widersprechen. Ich habe viele Jahre damit verbracht, Menschen zu vermitteln, wie es gelingen kann, radikal brillant zu sein und wahre Meisterschaft zu leben. Aus dieser Erfahrung habe ich einiges gelernt: Ich habe festgestellt, dass es zweier ganz bestimmter Komponenten bedarf, die zusammenkommen müssen, damit das Leben entflammt und brillant wird. Jede dieser Komponenten kann durch bewusste und gezielte Übungen aktiviert werden.

Jedes großartige Buch, jeder neue Film, jedes Album, jede neue App, jede Erfindung und Neuerung beginnt mit einem Ereignis im Bewusstsein, einem Gedanken im Kopf von jemandem. Damit wollen wir beginnen.

KAPITEL 3

Nicht alle Gedanken sind gleich

Großartiges, Inspirierendes und Wahres, alles, was die Entwicklung der Menschheit vorangebracht hat, begann mit einem Ereignis im Bewusstsein – einem Gedanken. Der Eiffelturm, Beethovens Neunte, das iPhone – allem, was wir in jeder Hinsicht als großartig betrachten, musste ein solches Ereignis im Kopf von jemandem vorausgehen.

Jeder kennt den Eiffelturm. Er war zu seiner Zeit ein Wunder der Technik, beispiellos in Architektur und Design. Seitdem wurde er unzählige Male kopiert. Aber das Original in Paris war keine Kopie von etwas: Es war ein Beispiel radikaler Brillanz. Bevor die Arbeit am Turm beginnen konnte, mussten natürlich genaue Baupläne angefertigt werden. Diese Pläne zeichneten Gustave Eiffel und seine Kollegen. Vorher erstellte Monsieur Eiffel grobe Skizzen in seinem Notizbuch. Davor hatte er eine Vorstellung davon im Kopf. Da es sich nicht um eine Kopie von etwas anderem handelte, beruhte diese Vorstellung nicht auf Nachahmung, sondern kam aus ihm selbst.

Dasselbe gilt für Beethovens Neunte, die er komponierte, als er schon taub war. Fast jeder kennt den Refrain. Und so wie oben beschrieben ist es auch hier: Bevor ein Orchester die Musik spielen konnte, wurde eine Partitur geschrieben. Bevor die Noten 1823 in Wien auf Papier gebracht wurden, musste der Maestro den Refrain im Kopf haben. Aber es war nichts, was er schon einmal gehört hatte. Es entstand als Ereignis in seinem Bewusstsein und hatte kein Vorbild.

Nicht jedes Ereignis im Bewusstsein führt zum Eiffelturm, einer großen Symphonie oder dem iconbasierten System des Macintosh Computers. Forscher am Labor für Neuroimaging der University of Southern California schätzen, dass jeder von uns ungefähr 48 Gedanken pro Minute hat. Das sind ungefähr 2880 Gedanken in der Stunde und in etwa 70.000 Gedanken an einem Tag, wenn man annimmt, dass diese Ereignisse sich auch im Schlaf fortsetzen – was der Fall ist. Bei sieben Milliarden Menschen auf der Erde bedeutet das, dass jeden Tag 483.840.000.000.000 Gedanken entstehen. 176.601.600.000.000.000 Ereignisse im menschlichen Bewusstsein pro Jahr. Was meinst du, wie viele dieser Gedanken werden zu radikal brillanten lebensverändernden Ideen? Aus wie vielen wird großartige Musik, Spitzentechnologie, große Kunst oder Architektur? Wie viele dieser Ereignisse im Bewusstsein beenden für immer Leiden oder tragen zur Weiterentwicklung menschlichen Lebens bei? Offensichtlich sehr, sehr wenige.

Nun behaupte ich, dass es zweierlei Arten von Gedanken gibt. Oberflächlich betrachtet ähneln sie sich, insofern sich beide in Sprache, Schrift, Handlung und sichtbare materielle Ergebnisse verwandeln. Die Quelle der beiden Arten von Gedanken ist jedoch ganz unterschiedlich.

Eine Art von Gedanken, die mit Abstand häufigsten, nennen wir „recycelte Gedanken“. Das sind nachahmende Gedanken, die wiederholen, was man gehört oder gelesen hat und woran man sich erinnert. Ein Beispiel: Du öffnest Facebook, scrollst beiläufig durch deine Chronik und stößt auf eines dieser inspirierenden Zitate: „Bevor du dich über etwas beklagst, denk an all das Gute in deinem Leben.“ Häufig kombiniert mit einem Sonnenuntergang oder der Hand eines alten Menschen, die die Hand eines Babys hält, oder einem Mann im Businessanzug, der unerklärlicherweise mit ausgebreiteten Armen von einem Felsen in der Wüste springt. Etwas später kommt dein Partner oder deine Partnerin nach Hause. „Wie war dein Tag?“, fragst du. „Schrecklich! Heute Morgen stand ich auf dem Weg zur Arbeit im Stau. Ich kam zu spät zum Meeting und alle starrten mich an, als ich eintrat. Ich konnte meinen Bericht nicht rechtzeitig abgeben und mein Chef sagte zu mir, dass mein Job auf der Kippe steht. Ich hatte schreckliche Kopf- und Rückenschmerzen und auf dem Weg nach Hause auch noch einen platten Reifen.“ In dem Moment erinnerst du dich an den Spruch, den du bei Facebook gelesen hast. Lächelnd sagst du: „Ach, Schatz, bevor du dich beklagst, denk an all das Gute in deinem Leben.“ Aber das ist keine frische, lebendige Reaktion. Es ist lediglich neu verpackt, secondhand, geborgt. Du hast etwas wiederholt, was du vorher gehört hast. Das ist recycelte Brillanz und wird nicht unbedingt die Stimmung deines Partners oder deiner Partnerin aufhellen.

Die meisten Gedanken sind Wiederholungen von etwas, das wir zuvor gehört haben. Jede große Weltreligion besteht aus den recycelten Gedanken und Aussagen ihres Gründers. Erziehung besteht zum größten Teil aus der Weitergabe von recycelten Gedanken. Das gilt auch für einen Großteil der Philosophie, der Kunst und der Art, wie Menschen Geschäfte machen und neue Technologien entwickeln. Die Art, wie wir Beziehungen führen, wie wir unsere Kinder erziehen, wie wir unser Geld ausgeben und wie wir es verdienen, das alles beruht darauf, dass wir recycelte Gedanken akzeptieren und danach handeln: Überzeugungen, die wir von anderen übernehmen und gehorsam in ein vorhersehbares Leben einfließen lassen.

Irgendwann jedoch war auch jeder recycelte Gedanke original, frisch, neu und brillant. Zu irgendeinem Zeitpunkt muss er zum ersten Mal gedacht worden sein, ohne Vorläufer. Wenn du zum Beispiel mit dem Christentum als Religion in deiner Familie aufgewachsen bist, hast du wahrscheinlich den Spruch gehört: „Seht euch die Lilien an: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.“ Diese Worte sind aus der Bergpredigt. Wie viele Male, glaubst du, sind sie wiederholt und zitiert worden, seitdem die King-James-Bibel 1611 gedruckt wurde? An einem Tag ungefähr im Jahr 30 n. Chr., als Jesus mit seinen Jüngern auf einem Berg saß, begann er völlig unerwartet: „Selig sind die, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.“

„Das gefällt mir, Jesus“, erwiderte Simon. „Sprich weiter …“

Da machte Jesus eine weitere kostbare Bemerkung übers Trauern.

„Ausgezeichnet!“, sagte Andreas.

„Fantastisch!“, rief Jakobus.

„Glücklich zu preisen sind die Sanftmütigen“, fuhr Jesus fort und fühlte sich ermutigt. Jetzt wurden auch Johannes und Philippus munter.

„Ja. Das ist gut. Sprich weiter.“

„Denn sie werden die Erde als Besitz erhalten.“

„Ganz richtig!“, stimmten alle gleichzeitig zu.

Auf diese Weise fuhr Jesus fort, Sanftmut, Barmherzigkeit und Reinheit des Herzens anders zu betrachten als üblich, während alle zwölf Jünger und andere Freunde begeistert reagierten. Du kannst dir vorstellen, dass die Menge außer Rand und Band war, als er zu der Stelle mit den Lilien kam. Alle jubelten, klatschten und pfiffen. Das muss ein vollkommen unvergleichlicher, brillanter Moment gewesen sein. Atemberaubend. Aber wenn man es hunderttausendmal gehört hat, ist es schon etwas angestaubt. Die bloße Wiederholung nimmt den Worten ihre Brillanz. Dasselbe gilt für die Worte, die Buddha am Ende seines Lebens zu seinem Freund und Schüler Ananda sprach: „Sei dir selbst ein Licht.“ Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass Ananda sich in dem Moment vollkommen verwandelt fühlte. Aber sobald die Worte oft genug recycelt wurden, haben sie ihre Kraft verloren.

Es gibt aber diesen einen Moment, wenn ein Ereignis im Bewusstsein zum ersten Mal stattfindet, ohne Vorgänger. Woher kommt ein Gedanke, der nichts wiederholt oder recycelt? Ein Schaubild kann das verdeutlichen: Du kannst dir recycelte Gedanken horizontal vorstellen, wie kleine Blasen, die auf der Oberfläche eines Sees treiben. Ein Gedanke führt zu einem anderen, der zu einem anderen führt, der zu einem anderen führt. Jedem Gedanken geht einer voraus.

Ein originaler Gedanke entsteht nicht an der Oberfläche des Sees, sondern in der Tiefe. Wir können das einen vertikalen Gedanken nennen. Er entsteht auf dem Grund des Sees und steigt in größer werdenden Bläschen an die Oberfläche. Gedanken, die so entstehen, beginnen als äußerst subtile, feine Impulse, aber wenn sie an die Oberfläche steigen, werden sie lebendiger und deutlicher.

Sobald wir beginnen, den Unterschied dieser zwei Arten von Gedanken zu akzeptieren, kann es sein, dass wir uns fragen, warum so viele Menschen das Nachahmen und Wiederholen wählen, wenn es doch die Möglichkeit der Innovation gibt.

Dazu führte ich ein inspirierendes Gespräch mit Barnet Bain, er ist Filmproduzent und Autor und unterrichtet in Columbia Kunst und Spiritualität. Er sagt: „Die Möglichkeit, sich zu entfalten, sodass wir etwas wahrnehmen und konzipieren können und unsere Kreativität entwickeln können, ist in uns allen angelegt. Es ist in das eingebrannt, was ein menschliches Wesen ausmacht. Auf die Art jedoch, wie wir insbesondere in jungen Jahren aufgewachsen und konditioniert worden sind, werden wir durch andere Menschen „kodiert“ – mit deren Gedanken und Gefühlen, Wahlen, Mustern und Glaubenssätzen, mit ihrer Musik und Kunst und Urteilen darüber, was Kreativität ist. Eine Konsequenz daraus ist, dass unsere unermessliche Beziehung zu Wahrnehmungsvermögen und Vorstellungsgabe in eine winzige Perspektive gepresst worden ist, die wir „kreativ“ nennen und die noch dazu nur für eine bestimmte Sorte Menschen reserviert ist. Wir wurden dahin geführt zu glauben, dass Kreativität einen begrenzten Umfang an Ausdrucksweisen kennt, der sich lediglich auf die sieben schönen Künste bezieht.“

Bain fährt fort: „Aber Kreativität ist Bewusstseinsarbeit: Es gibt nichts, was unkreativ ist – keine Handlung, keinen Gedanken, kein Gefühl, keine Wahl, keine Entscheidung, keine Einstellung – nichts von alledem ist in irgendeiner Weise unkreativ. Durch die Wirksamkeit unserer eingeprägten Konditionierungen, entziehen wir uns selbst einfach den wahren innovativen Erkundungen. Wir jagen denen nach, die ‚an erster Stelle stehen’, um zweiter zu sein und imitieren andere. Wir begrenzen sowohl unsere Wahrnehmung als auch unser Empfangen auf die Art und Weise wie wir es bei anderen sehen. Es ist ein gewaltiger Bewusstseinssprung, überhaupt zu verstehen, dass das, was wir für freien Willen und Möglichkeit halten, in Wirklichkeit die Produkte von Konditionierungen und Inputs außerhalb unseres Selbstes sind. Erst dann können wir beginnen zu erforschen, was wirkliche Erkenntnis und wahres Empfangen ist. Und wir können uns fragen: ‚Was kann ich empfangen, was jenseits meiner Glaubenssätze, jenseits meiner Muster und konditionierten Ideen liegt – jenseits dessen, was ich von anderen übernommen habe?’“

Woher stammen die Blubberbläschen?

Wo also entstehen Gedanken, die nicht einem anderen Gedanken entspringen? Wenn wir diese Frage zusammen durchdringen können, werden wir besser verstehen, wie radikale Brillanz und Meisterschaft funktionieren.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Siebenjähriger in der Schule einen Preis für das Vorlesen eines Gedichtes gewann – es war ein Buch, das noch heute in meinem Regal steht. Meine Mutter war so stolz auf mich, dass sie mich nach der Preisverleihung ins „Dionysos“, ein griechisches Restaurant bei uns am Ort, zu Baklava und Coca Cola einlud. In den frühen 1960ern war Coca Cola in England noch nicht so verbreitet – nicht so wie in Amerika –, ich hatte es jedenfalls noch nie getrunken. Das war eine große Sache. Der Kellner brachte die Cola und stellte sie vor mich auf den Tisch. Ich blickte fasziniert auf mein Glas und die aufsteigenden Blubberbläschen, die an der Oberfläche zerplatzten. Sie fingen am Boden des Glases ganz klein an und wurden beim Aufsteigen größer. Mir schmeckte das Getränk nicht besonders und am Abend wurde mir sogar übel – ich habe seitdem keine Cola mehr getrunken! Fasziniert hatte mich jedoch, woher die Bläschen stammten. Sie schienen vom Boden des Glases zu kommen und ich sah unter dem Glastisch nach, an dem wir saßen. Da war jedoch nichts – keine Möglichkeit, wie die Blasen von unterhalb des Tisches ins Glas gelangen konnten. Woher kamen sie dann?

Den Ursprung eines originalen brillanten lebensverändernden Gedankens zu untersuchen ist ganz ähnlich. An der Oberfläche sind Worte, Bilder, Musik und neue Erfindungen, die ins Leben „platzen“. Unter der Oberfläche sind Gedanken – Ereignisse im Bewusstsein – ziemlich klar formuliert. Tiefer unten sind feinere, subtilere Gedanken. Noch tiefer sind feinste Impulse, kaum wahrnehmbar. Noch tiefer liegt die Quelle, von der diese Impulse ausgehen.

Genau wie bei meiner Cola im Restaurant bleibt die Quelle dieser feinsten Impulse geheimnisvoll und faszinierend. Wenn wir herausfinden, wie wir für die Vorgänge auf diesen feinsten Ebenen der Aktivität bewusster und sensibler werden, werden wir meisterlich darin, die Kraft authentischer Kreativität an ihrer Quelle zu nutzen. Wir gewinnen ein tieferes Verständnis vom Ursprung radikaler Brillanz und haben leichter Zugang dazu.

Hierzu eine nützliche Parallele aus der Physik: Die erste Art Gedanken, die wir hier als recycelte, imitierende beschrieben haben, ist in etwa vergleichbar mit der Art, wie Isaac Newton das Universum als berechenbar erkannte und grundlegende Gesetze formulierte. Newton saß unter einem Baum, als er einen Apfel auf den Boden fallen sah. Ihm wurde klar, dass es eine unsichtbare Kraft gab, die bewirkte, dass der Apfel fiel. Seine Erkenntnis war die Basis physikalischer Berechenbarkeit. Wenn man das Gewicht des Apfels kennt, den Windwiderstand, die Entfernung des Apfels vom Boden, kann man genau die Stärke des Aufpralls berechnen, mit der der Apfel den Boden trifft. Genauso wird bei einem Autounfall ein Versicherungsgutachter die Fahrzeuge untersuchen. Du könntest sagen: „Ich bin sehr langsam gefahren, weniger als 50 km/h.“ Aber der Gut achter könnte dir antworten: „Auf der Grundlage des Verbiegungsgrades des Metalls können wir berechnen, dass das Auto 80 km/h gefahren ist.“ Erwischt! Wir nehmen das Universum so wahr, dass es mit unseren Erwartungen von Berechenbarkeit übereinstimmt.

Mit unseren Gedanken und den Gedanken unserer Nächsten ist es meistens genauso. Sobald du jemanden ziemlich gut kennst, kannst du mehr oder weniger vorhersehen, wie diese Person reagieren wird und was sie als Nächstes sagen wird, weil unsere Gedanken ebenfalls auf berechenbare Art ablaufen. Du kannst vorhersehen, dass ein Gedanke einen anderen hervorrufen wird und dass ein bestimmter Reiz eine bestimmte Reaktion erzeugen wird. Das ist die Wissenschaft der Vorhersagbarkeit, die Isaac Newton begründet hat.

In den letzten 80 Jahren haben wir die Entwicklung einer anderen Art von Physik beobachtet: die Quantenphysik. Sie beschäftigt sich mit den kleinsten Bausteinen der Materie, den subatomaren Teilchen, aus denen sich Atome zusammensetzen, und dann Moleküle und dann all die Dinge, die wir kennen. Subatomare Teilchen verhalten sich nicht so wie die physikalische Welt, an deren Berechnung wir gewohnt sind. Unter den Alpen, in einem Vorort von Genf in der Schweiz, unterhält das Europäische Kernforschungszentrum CERN den großen Hadronen-Speicherring (LHC), den größten Teilchenbeschleuniger der Welt. Er besteht aus einem 27 Kilometer langen Ring supraleitender Magneten mit einer Anzahl von Beschleunigungsstrukturen, um die Energie der Teilchen unterwegs zu erhöhen. In einem Experiment schossen die Forscher ein subatomares Teilchen durch den Teilchenbeschleuniger, in dem Vakuum herrscht. In der Mitte des langen Tunnels befand sich eine Bleiwand mit zwei Schlitzen. Man würde annehmen, dass das subatomare Teilchen einen der beiden Schlitze passiert, bevor es an seinem Ziel am anderen Ende des Tunnels ankommt. Tatsächlich ergaben die Messungen jedoch (die seitdem viele Male wiederholt wurden), dass das Teilchen beide Schlitze gleichzeitig passiert hat. Das bedeutet, dass es sich in der Mitte des Tunnels wie eine Welle verhalten hat, während es sich am Anfang und am Ende wie ein Teilchen verhalten hat. Der deutsche Physiker Werner Heisenberg sagte diese Ergebnisse bereits in den 1930er-Jahren in seiner „Unschärferelation“ voraus.

Subatomare Physik zeigt uns, dass die kleinsten Elemente, aus denen Materie besteht, zugleich Teilchen und Wellen sind. Das bedeutet, dass ein subatomares Teilchen einen Ort in Zeit und Raum hat, wenn es gemessen werden soll, aber eigentlich eine Welle ist, die überall zugleich ist. Heisenberg sagte voraus, dass die Erscheinung als Teilchen zum Teil dem Bedürfnis des Wissenschaftlers nach Messbarkeit entspringt. Ohne dieses Bedürfnis nach einem Ort in Zeit und Raum werden die Teilchen wellenartig. Man nennt das den „Observer-Effekt“.

Bruno Sciolla ist einer unserer geprüften Awakening Coachs und zugleich außerordentlicher Professor, der an der Universität von Lyon in Frankreich Quantenphysik lehrt. Nach dem Ende eines unserer Kurse in Deutschland blieben Bruno und ich noch im Seminarzentrum. Wir trafen uns in der Sauna und sprachen fast fünf Stunden über Quantenphysik. Am Ende waren wir sehr runzelig. Ich fragte Bruno, was sich am Verständnis des Teilchen-/Wellencharakters subatomarer Teilchen verändert hatte, seitdem Heisenberg in den 1930er-Jahren zum ersten Mal seine Erkenntnis formuliert hatte. Brunos Antwort war: „Wir dachten immer, dass diese Welleneigenschaft nur auf subatomare Teilchen zutrifft. Jetzt wissen wir, dass sie für alles gilt. Alle Elektronen, Protonen, Quarks und Gluonen verhalten sich wie Teilchen, wenn wir versuchen, sie zu berechnen, aber sonst haben sie die Eigenschaften von Wellen. Das bedeutet, dass alles überall ist und alles immer existiert. Die Dinge werden nur fest an einem Ort in Raum und Zeit aufgrund unseres Bedürfnisses, sie so zu betrachten.“

Newtonsche Physik und die Quantenphysik untersuchen genau diesel be physische Welt. Die eine betrachtet die Dinge als berechenbar und körperlich, mit einem festen Ort in Zeit und Raum. Die andere erkennt, dass alles aus einem einheitlichen Feld entsteht, nur kurz als etwas Festes erscheint und sich dann wieder in das einheitliche Feld auflöst. Es ist genau dasselbe physikalische Universum, das auf beide Arten berechnet wird, nur auf verschiedene Weise betrachtet.

Wie lässt sich das auf unser Modell horizontaler und vertikaler Gedanken anwenden? Horizontale Gedanken verhalten sich auf newtonsche Weise. Sie sind vorhersagbar, wiederkehrend, größtenteils, weil unsere Sehgewohnheiten es verlangen. Vertikale Gedanken kommen als kleinste

Impulse aus dem Nichts, wo vorher nichts war, nur ein einheitliches Feld der Leere und Formlosigkeit. Vertikale Gedanken erscheinen, ohne durch etwas Vorhergehendes angestoßen worden zu sein. Sie sind „von selbst entstanden“. Sie erscheinen und steigen in Bläschen an die Oberfläche, Gedanken, die noch nie zuvor gedacht worden sind. Sie werden zu Worten, die nie zuvor gesprochen wurden, zu Handlungen, die nie zuvor getätigt wurden. Sie werden Lieder, die nie zuvor gesungen wurden. Sie sind die Saat radikaler Brillanz und Meisterschaft.

Durch Üben können wir lernen und trainieren, sensibler für diese subtilen Ereignisse im Bewusstsein zu sein, die die Saat originaler Brillanz sind. Genauso wie Quantenphysik die newtonsche Physik verändert hat, bedarf es Neugier und der Bereitschaft, auf die kleinsten Bauteile des Bewusstseins zu achten, um radikal brillant zu werden.

Im nächsten Kapitel werden wir erfahren, wie diese Art Wachsamkeit in unser Leben integriert werden kann, sodass Brillanz kein Zufall ist, sondern der Grund, warum wir leben. Später werden wir ganz praktische Instrumente kennenlernen, um die ungeheure Kraft auf den subtilen Ebenen geistiger Aktivität zu nutzen.

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