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Folge 03

Schottland

Zwei Tage vorher ...

Der zwanzig Jahre alte Single Malt ging runter wie Öl. Der volle, rauchige Geschmack entfaltete sich auf Mansons Zunge wie eine Symphonie aus Rauch, Torf, bitterer Schokolade und Nüssen. Es war ein Geschmacksorgasmus sondergleichen.

«Heilige Scheiße, was für ein kraftvoller Tropfen!», meinte Manson. Er nahm einen weiteren Schluck und hielt ihn einige Sekunden im Mund, sodass seine Geschmacksknospen ihn vollkommen erfassen konnten. Die Sinneszellen auf der Zunge nahmen jede einzelne feine Nuance war und das Gehirn setzte die Informationen zu einem Gesamtbild eines unglaublichen Geschmackserlebnisses zusammen. Vergleichbar mit unterschiedlichen Grundfarben aus denen ein Maler durch die Vermischung untereinander neue Farben entstehen lässt und schließlich ein Gemälde schafft. Ein nachhaltiger Abgang rundete den Schluck ab. Alle Merkmale schienen perfekt aufeinander abgestimmt zu sein.

Er hatte schon viele Whiskys getrunken. Richard Pope, sein Arbeitgeber, hatte immer die besten Flaschen auf Lager. Anders als bei Johnson, der ihm so viel voraushatte und deutlich mehr in der Gunst des Milliardärs stand, hatte Pope in Manson jemand, der seine Leidenschaft für guten Whisky teilte. Johnson, der direkte Vertraute des ehemaligen Pornoproduzenten hingegen, war noch nie in der Lage gewesen einen guten von einem schlechten Whisky zu unterscheiden. Er schüttete alles in sich hinein.

«Es freut mich, dass Ihnen der Whisky schmeckt!», meinte der Schotte mit den roten Haaren. McGordon witterte das Geschäft seines Lebens. Seiner kleinen privaten Destillerie ging es nicht allzu gut. Vor gut zehn Jahren hatte er Fehlinvestitionen getätigt. Seine Frau hatte ihn verlassen und ihn sowie die beiden Kinder zurückgelassen. Nach seiner Scheidung hatte er fast alles verkaufen müssen. Hartnäckig hatte er den aus seiner Sicht größten Schatz bewahrt. Insgesamt fünf Fässer, in denen seit der Geburt seiner Kinder Whisky reifte. In teuren Sherryfässern, die sein Vater ihm zur Hochzeit geschenkt hatte.

Mittlerweile waren 18 Jahre vergangen ...

«Er wird definitiv Mr. Pope gefallen!», meinte Manson und schaute sich die noch etikettierte Flasche an: «Wie viele davon haben Sie?»

«Insgesamt habe ich gut etwas über 1000 Flaschen aus den fünf Fässern abfüllen können!», meinte McGordon: «Das ist alles, was ich noch habe. Alles was von meiner Existenz übriggeblieben ist. Das Haus gehört längst der Bank und die Destillerie ist schon an eine größere Brennerei überschrieben.»

«Und dieser Whisky soll Ihnen den Arsch retten?», fragte Manson. So leidenschaftlich und gefühlvoll er Whisky trank, so grob und derb klangen seine Worte. Beides passte irgendwie nicht richtig zusammen und war ein Widerspruch an sich.

McGordon schaute gequält: «Im Endeffekt ja. Meine beiden Kinder sind genauso alt wie der Whisky. Ich möchte Ihnen wenigstens keine Schulden hinterlassen!»

«Beide sind 18 Jahre alt?», fragte der Angestellte von Mr. Pope.

Der Schotte nickte: «Zwillinge. James und Lucy!»

«Sind die auch so rothaarig wie Sie?», grinste Manson breit. Seine Narbe über der linken Wange war deutlicher zu sehen als noch vor eine Stunde. Der Alkohol erhöhte den Blutdruck und das rötliche vernarbte Gewebe erschien dunkler als gewöhnlich. Der gorillaähnliche Mann mit der Baseballkappe schaute in die Leere.

«Ja, sind Sie!»

«Wussten Sie, dass im alten Rom rothaarige Sklaven als am robustesten angesehen wurden und deshalb besonders teuer waren?», fragte Manson und blickte McGordon nun direkt in die Augen.

Der Schotte schüttelte skeptisch den Kopf: «Nein, das wusste ich nicht.»

«Hab ich nachgelesen!», meinte der ehemalige Fremdenlegionär und trank sein Glas vollends leer. Ein letztes Mal genoss er das Feuerwerk des Geschmacks auf seiner Zunge ...

... dann stellte er es auf dem Tisch ab.

«Was ist nun, kommen wir ins Geschäft?», fragte McGordon nervös. Seine ganze Existenz hing von diesem Deal ab. Kaum ein Anderer war in der Lage ihm gleich 1000 Flaschen abzukaufen. Für gut 300 Euro pro Flasche.

«Ich mache Ihnen ein Angebot, das sie nicht ausschlagen können!», erwiderte Manson und rückte seine Baseballkappe zurecht: «Kommen Sie mit zu Mr. Pope auf seine private Insel im Indischen Ozean. Sie haben hier doch nichts mehr. Liefern Sie ihm die Flaschen selbst. Und Sie gehen danach definitiv mit mehr nach Hause als mit den 300.000 Euro, die er insgesamt für ihre Flaschen bezahlt.»

«Nun, mein Sohn und Tochter ...»

«Nehmen Sie die mit!»

«Mein Sohn macht eine Ausbildung und meine Tochter geht noch zur Schule! Ich ...»

Manson schaute auf sein Handy: «Wir könnten in ein bis zwei Tagen dort sein. Verbringen Sie ein paar Tage dort und reisen Sie dann zurück.»

«Aber was soll ich dort? Ich meine ...»

Manson seufzte: «Mein Arbeitgeber ist ein alter Mann, der im Rollstuhl sitzt. Er hat in seinen Beinen kaum mehr Gefühl. Aber sein Gehirn funktioniert exzellent. Whisky ist sein Ein und Alles. Wenn Sie, als der Erschaffer dieses Wunderwerks schottischer Brennkunst direkt das, nennen wir es mal, Kunstgemälde, präsentieren. Dann rundet das die ganze Sache ab. Und Whisky zu trinken ist eine Kunst. Sie wissen mehr darüber. Was für ein Glas, welche Temperatur, wie viel Tropfen Wasser um das Aroma zu entfalten und vor allem was für ein Wasser. Sie sind der Whiskykenner!»

«Weil ich Pleite gemacht habe?», meinte McGordon ironisch.

«Weil Sie sich mit der Materie auskennen. Dass sie kein guter Geschäftsmann sind, mag sein, trübt aber nicht ihre Urteilsfähigkeit im Bezug auf dieses Meisterwerk. Und herrje... auch Mr. Pope ist in jungen Jahren schon tief gefallen. Sein erster Film "Planet Erotica" ging vollkommen in die Miese ...»

«Ich hatte ganz vergessen, dass er Pornoproduzent ist!», murmelte der Schotte.

«War!», korrigierte Manson: «Es gibt keine Filme mehr ...»

«Sie wollen also sagen, er hat mit Erotik nichts mehr am Hut?», meinte McGordon skeptisch und stellte die Whiskyflasche beiseite.

«Das meine ich nicht. Im Gegenteil. Erotik ist ein wesentlicher Bestandteil seines Konzeptes. Er hat ein Projekt mit dem Namen "Hunting Prey". Aber das sollte sie nicht stören ...»

«Nun, ich muss das mit meinen Kindern besprechen!»

«Tun Sie das. Aber lassen Sie sich nicht zu viel Zeit. Meine ist nämlich knapp bemessen.»

Hotel Resort

Die unglaubliche Vielfalt an Speisen im Hotelrestaurant hatte Florian schon am ersten Tag überzeugt. Hier im Indischen Ozean auf der einsamen Insel nahe den Seychellen brachten die Köche, die der Milliardär Richard Pope eingestellt hatte, eine interessante Mischung aus afrikanischer, indischer, asiatischer und europäischer Küche auf den Tisch. Regional bedingt stand vor allem Fisch auf den Speisekarten. Doch Pope hatte den Wunsch, dass seine internationalen Gäste eine möglichst große Bandbreite und Vielfalt vorfanden. Und das gelang.

Florian hatte sich Eier mit Speck an der Theke geholt und trank dazu ein Glas Sojamilch. Er blätterte nebenbei in einer deutschen Tageszeitung. Erst nach einer Weile bemerkte er, dass sie gut eine Woche alt war und er legte sie wieder zur Seite. Bei all dem Luxus, der Genauigkeit und präzisen Gästebetreuung, wirkte die veraltete Zeitung wie ein einsamer fehlplatzierter Floh in einem kuscheligen Fell vor dem Kamin.

«Ist der Platz noch frei?»

Florian schaute von seinem Teller auf und betrachtete die Frau. Sie war so zwischen 35 und 40 Jahren, schätzte er. Sie hatte pinke Haare, trug eine lederne schwarze Hose und ein leichtes, dünnes Hemd unter dem man große Brüste erahnen konnte.

«Sicher doch!», meinte Florian und zeigte auf einen freien Stuhl.

«Sie sind also der neue Jäger?», frage die Frau neugierig: «Florian, oder?»

«Ja!», meinte Florian.

Ich bin Gipsy ... Gipsy Payne!», meinte die Frau. Sie lächelte und setzte sich. Ein leichter fesselnder Duft eines teuren Parfüms wehte ganz leicht zu Florian hinüber. Er schaute Gipsy an. Sie war durchaus attraktiv, wirkte aber etwas müde. Vielleicht war sie heute morgen mit dem Helikopter gekommen.

Florian grinste: «Pain! Hört sich schmerzvoll an!»

Gipsy ging nicht darauf ein: «Ich schreibe auch Erotikbücher.»

«Tatsächlich? Eine Erotikautorin?»

«Ich würde mich nicht unbedingt als Autorin bezeichnen!», meinte sie: «Ich bin eher so etwas wie eine schreibende Sub, die auf Befehl Ihres Herrn und Meisters Geschichten verfasst.»

«Eine Sub?», Florian schaute sie irritierend an.

«Eine submissive Frau!», erklärte Gipsy: «Kennen Sie das nicht? Eine passiv-unterwürfige Frau im BDSM!»

«Okay, verstehe!» meinte Florian, war sich allerdings selbst nicht so ganz bewusst, ob er es tatsächlich verstand. Er hatte mit der BDSM-Szene nichts zu tun.

Er schmierte sich Honig auf sein Brot: «Sie sind auch von Mr. Pope eingeladen worden?»

«Sie meinen, weil ich vermutlich nicht das Geld habe mir hier ein Zimmer zu mieten ...», sagte sie.

«Oh!», Florian wehrte ab: «Ich wollte Ihnen nicht zu nahetreten. Keineswegs. Tut mir leid!»

«Sie haben schon Recht. Dass was Mr. Pope für eine Übernachtung hier verlangt, dass will ich gar nicht wissen. Und nein, ich kann es mir ganz bestimmt nicht leisten.»

«Warum sind Sie dann hier?», fragte Florian.

«Ich habe ein Buch geschrieben!», meinte Gipsy. Sie nahm die Kanne, die auf dem Tisch stand und schenkte sich Kaffee ein.

«Okay, was für eine Autorin oder vielmehr für eine schreibende Sub, wie Sie es nennen, schon mal nichts Ungewöhnliches ist!», meinte Florian: «Und Sie wollen mir sagen, dass Mr. Pope ein ..., wie war doch gleich Ihr Name?»

«Gipsy Payne!»

«... ein Fan von Gipsy Payne ist und Sie deshalb eingeladen hat?»

«Keine Ahnung, ob er mein Buch überhaupt gelesen hat. Aber es basiert nun mal auf den Erzählungen von drei Personen, die hier auf Pope Island waren.»

«Tatsächlich? Ich dachte, ich wäre der erste Jäger», meinte Florian überrascht. Er schaute in die wachen Augen von Frau Payne. Irgendwie erinnerte sie ihn an Pamela Anderson.

«Sie haben den Italiener vergessen!», korrigierte Gipsy.

«Na ja, den kann man ja wohl kaum als Jäger bezeichnen, oder?»

Die schreibende Sub lächelte süffisant: «Ihr Erfolg bei dieser Jagd hält sich auch in Grenzen. Aber nein, davor gab es tatsächlich so eine Art, wie sollen wir sagen? Generalprobe. Ich denke, das ist das richtige Wort.»

«Wie soll ich das verstehen?», meinte Florian: «Eine Generalprobe?»

«Vor gut einer Woche hat Richard Pope abenteuerlustige BDSMler auf die Insel geschickt. Leute, die aus der Szene kamen. Und das war sozusagen die Generalprobe bevor er den reichen ...», sie stockte einen Moment lang und suchte nach dem richtigen Wort: «... Gästen das jetzige Hunting Prey präsentierte!»

«Und Sie waren da dabei?»

Gipsy schüttelte den Kopf: «Nein! Leider nicht. Aber ich habe mit drei Teilnehmern gesprochen. Und daraus eine kleine Geschichte gemacht.»

«Okay, verstehe!», meinte Florian. Für einen Moment lang erwischte er sich dabei, wie er der Autorin auf die Brüste starrte. Zu gerne hätte er sie mal im Bikini gesehen.

«Es verkauft sich als eBook ganz gut!», meinte Gipsy Payne. Sie war durchaus Stolz auf ihren Erfolg, ließ es sich aber kaum anmerken.

Aus dem Augenwinkel heraus sah Florian Johnson, der auf ihn zukam. Er sah ein wenig missmutig aus. Aber vielleicht täuschte das auch. Johnson war nicht gerade der geborene Entertainer. Er wirkte immer irgendwie mies gelaunt.

«Ich störe ja Ihre Unterhaltung nur ungern!», sagte Johnson und man hörte deutlich heraus, dass es ihm völlig egal war, wen oder was er störte: «Aber Sie sollen zu Mr. Pope kommen!»

Florian nickte, trank seinen Kaffee leer, stand dann auf und gab Gipsy Payne die Hand: «Hat mich in jedem Fall gefreut! Vielleicht komme ich ja dazu und lese ihr Buch irgendwann!»

«Hat mich auch gefreut!», meinte sie lächelnd.

Glades of Prey

Gut achthundert Meter entfernt vom Hotel auf dem von der Bucht abgeschotteten, jedoch deutlich größeren Teil der Insel, schüttelte die junge Chilenin Mariá die Decken aus, auf denen sie gemeinsam mit der Afrikanerin Zuri geschlafen hatte. Sie blickte ein wenig mit Sorge Richtung Wald. Warum ihre Freundin aus dem Senegal dort hineingegangen war, konnte Mariá nicht verstehen. Die Kommunikation untereinander war bescheiden. Mariá sprach nur spanisch und die Afrikanerin konnte lediglich die Sprache ihres Volkes, den Wolof, sowie ein paar Brocken französisch.

Mariá faltete gerade die zweite Decke zusammen, als es geschah. Ein lauter Schrei hallte durch den Wald. Er fuhr der jungen blonden Chilenin durch Mark und Bein. Sie bekam eine Gänsehaut.

Was war passiert?

Zuri ...

... der Jäger?

Mariá rannte so schnell sie konnte. Sie hoffte, dass es nicht Schlimmes war. Adrenalin strömte durch ihren Körper und Panik erfasste sie. Der Schrei war längst verstummt und die Chilenin stand mitten im Wald. Sie lauschte. Nichts war zu hören.

«Zuri?»

«Mariá?», kam als Antwort. Die Stimme klang ein wenig gequält.

Schritt für Schritt ging die nackte junge Frau vorwärts. Ein Tag zuvor war sie von der Afrikanerin befreit worden. In einer mutigen Aktion. Sie konnte und wollte sie nun nicht im Stich lassen. Das gab ihr Mut.

Die junge Chilenin erreichte die Afrikanerin. Vollkommen außer Atem blieb sie stehen, holte tief Luft ...

Dann fing sie an zu lachen.

Es war ein groteskes Bild, das sich ihr bot. Die Afrikanerin stand vor ihr über und über mit Schlamm bedeckt. Sie war gestolpert und in ein schlammiges Loch gefallen. Bis zu den Knien steckte sie noch mittendrin.

«Ist das dein Ernst?», meinte Mariá: «Ich dachte schon, es ist was passiert.»

Zuri verstand ihre Worte nicht, wusste aber natürlich, dass ihre neue Freundin sich über sie lustig machte. Sie schaute sie böse an. Der braune Schlamm war witziger Weise ein wenig heller als die Hautfarbe der Afrikanerin. Es war ein äußerst amüsantes Bild.

Mariá streckte ihr die Hand entgegen, um ihr herauszuhelfen. Ein Grinsen huschte über das Gesicht der Afrikanerin. Sie packte den Arm und zog die junge Chilenin zu sich. Mariá verlor das Gleichgewicht und landete, nackt wie sie war, ebenfalls im Schlamm.

«Ahhh!», rief sie aus, rappelte sich auf und schaute Zuri vollkommen perplex an. Dann lachten die beiden laut.

Hotel Resort

Mr. Richard Pope wirkte an diesem Morgen erstaunlich frisch. Seine gestern noch recht fahle Haut hatte an Farbe gewonnen und es schien ihm gut zu gehen. Florian kam nicht umher dies zu erwähnen: «Sie sehen gut aus, Mr. Pope!»

Der Milliardär schaute kritisch von seinem Rollstuhl auf. Er überlegte einen Moment, was er antworten sollte, zog ein wenig die Augenbrauen hoch und meinte dann spöttisch: «Ich bin heute mal mit dem richtigen Bein aufgestanden!»

Der Scherz lag in der Luft wie eine explosive Gasmischung. Nur Johnson lachte laut. Der hünenhafte Riese scherte sich nicht drum, was sein Arbeitgeber dachte. Das war noch nie der Fall gewesen.

Florian war ein wenig unsicher. Er entschuldigte sich, obwohl es keinen Grund dafür gab: «Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten ...»

«Tun Sie nicht!», sagte Pope und zeigte dann auf einen jungen rothaarigen Mann: «Darf ich Ihnen jemand vorstellen?»

Erst jetzt registrierte Florian, dass eine weitere Person im Raum war: «Ja?»

«Das ist James. Er ist heute früh auf Pope Island angekommen. Zusammen mit seinem Vater und seiner Schwester!», erklärte Pope: «Und der junge Herr würde gerne in die Jagdzone ...»

«Jagdzone?», fragte Florian überrascht. Er verstand nicht so richtig.

«So nennen wir den anderen Teil der Insel!», erklärte Johnson ein wenig genervt: «Da wo sich das Freiwild befindet!»

«Und er möchte jagen gehen?», Florian verstand noch immer nicht ganz, was das hier sollte.

Johnson grinste: «Nein. Im Gegenteil ...»

«Ich verstehe nicht ...»

«Er möchte gejagt werden!», sagte Pope: «Er wird unser erstes männliches Freiwild!»

Florian fasste sich an die Stirn. Er schaute skeptisch drein, blickte abwechselnd zu Pope und dann zu Johnson. Anschließend schaute er den rothaarigen jungen Mann an: «Aber Sie wollen nicht ernsthaft, dass ich ihn ...»

«Das Sie ihn jagen und vögeln?», höhnte Johnson: «Herrje, wenn Sie Spaß daran haben. Tun Sie es. Aber das war eigentlich nicht unser Plan.»

«Sondern?» Auf Florians Stirn bildeten sich Schweißperlen.

«Wir werden diese Woche irgendwann einen schwulen Jäger losschicken!», erklärte Pope und schaute Johnson böse an: «Wir wollten nur, dass Sie Bescheid wissen.»

«Gut, jetzt weiß ich Bescheid!», sagte Florian. Sein Blick traf noch einmal den rothaarigen jungen Mann. Er sah schüchtern aus und nervös. So richtig wusste Florian nicht, wie er das alles einordnen sollte.

«Sie können gehen!», meinte Pope zu dem jungen Schotten: «In etwa einer Stunde bringt Johnson sie in unsere Jagdzone ...»

James nickte dankend: «Okay ...!» Dann verließ er den Raum.

«Und er ist auch wirklich schwul?», fragte Thomas unsicher.

Johnson grinste: «Sie doch auch, oder? So wie Sie sich manchmal kleiden.»

Pope blickte auf das lässige Hawaiihemd, dass Florian trug. Er schüttelte den Kopf und musterte Johnson, seinen Arbeitnehmer, von oben bis unten: «Nicht jeder, der den ganzen Tag in Militärklamotten herumläuft ist schwul!»

«Ich bin definitiv nicht schwul!», verteidigte sich Florian, obwohl er wusste, dass das unsinnig war.

«Ich meine ja nur!», grinste Johnson: «Nicht, dass sie irgendwann mal das falsche Opfer in ihrem Fadenkreuz haben und dann zum Arschf...»

«Halten Sie die Schnauze!», meinte Pope und wand sich dann an Florian: «Noch irgendwelche Fragen?»

«Sie bringen also im Laufe der Tage irgendeinen schwulen Jäger hier auf die Insel?»

Pope grinste: «Haben Sie ein Problem damit? Wenn ja, vielleicht werden sie und Johnson noch richtig gute Freunde!»

«Nein, im Gegenteil!», wehrte Florian ab.

«Gut!», meinte Pope.

Pleasure Beach

Lucy verstand die Welt nicht mehr. Sie hatte sofort zugesagt, als ihr Vater von den Seychellen gesprochen hatte. Ein paar Tage irgendwo auf einer Südseeinsel ... das hatte sich gut angehört. In der Zwischenzeit kamen Zweifel auf. Die Insel war keine einfache Urlaubsinsel, sondern eher ein Domizil für reiche Sextouristen. Und das Schlimmste: ihr Vater hatte es gewusst.

Lucy war mehr als sauer ...

Sie hatte mit ihrem Vater und ihrem Bruder seit dem Frühstück nicht mehr geredet. Sie war in ihr Hotelzimmer gegangen, hatte sich ihr Zeug gepackt und war dann an den Strand. Sie musste erst einmal wieder runterkommen.

Was lief vor allem mit ihrem Bruder schief?

Es störte sie keineswegs, dass er schwul war. Daran hatte sie sich über die Jahre seit seinem Outing gewöhnt. Nun ja, zumindest überwiegend. Aber nun ließ er sich auf dieses Spiel ein. ... dieser Johnson hatte es beim Frühstück vorgestellt.

Ein verrücktes Spiel ... eine Menschenjagd ...

Viel zu schnell hatte ihr Bruder «ja» gesagt. Und dieser Johnson hatte abfällig gegrinst.

Der schöne Morgen entschädigte Lucy. Hier am recht ruhigen Strand konnte sie vielleicht ein wenig entspannen. Ohnehin musste die rothaarige junge Schottin zugeben, dass es hier wunderschön war. Vielleicht musste sie es einfach annehmen, an sich heranlassen und genießen ... sie hatte sich ein Bikini angezogen und lag nun auf einem Handtuch.

Ihre Gedanken schweiften ab ...

November 2014, Schottland

Lucy war unsterblich in ihn verliebt. Jack! Der attraktive 19-jährige Holzfäller war ein Traum von einem Mann. Er war groß, kräftig und hatte männlich markante Gesichtszüge. Sein blondes Haar hatte er stets zu einem Scheitel gekämmt. Allerdings nicht zu streng, sondern eher modern, aufreizend. Alle ihre Freundinnen im College waren neidisch auf sie. Fast jede schwärmte von dem jungen attraktiven Fußballer.

«Triffst du dich heute noch mit Jack?», fragte Lucys Freundin.

Die rothaarige Schülerin grinste: «Ich denke schon, ja. Ich wollte ihn heute überraschen!»

«Oh ...!», ihre Freundin lächelte süffisant: «Dann hast du heute ein paar romantische Stunden vor dir. Wie läuft es eigentlich im Fußball? Hat sich einer der größeren Vereine gemeldet.»

Lucy wurde nachdenklich. Das Thema gefiel ihr nicht. Klar wünschte sie sich für ihren Freund nur das Beste und sie unterstützte ihn auch bei seinen sportlichen Wünschen. Aber die Angebote der großen Fußballklubs bedeuteten auch Veränderung: «Ja, die Glasgow Rangers hätten ihn gerne diese Saison beim Probetraining.»

«Oh ... das sind gut 200 km von hier!», meinte ihre Freundin.

Lucy nickte: «Ja, das ist das Problem.»

«Ihr werdet das schon hinbekommen!»

So richtig überzeugt war Lucy davon nicht. Es kriselte seit gut einer Woche zwischen Jack und ihr. Und sie wusste nicht wirklich warum. Vielleicht würde der heutige Abend ihrer Beziehung guttun.

Sie wollte ihn heißmachen. Ein erotisches Feuerwerk entfachen. Sie hatte sich aufreizende schwarze Dessous gekauft, dazu halterlose Strümpfe. Ihre roten Haare hatte sie zu süßen, kleinen Zöpfchen gebunden. Über ihren Dessous trug sie nun einen schwarzen kurzen Minirock und eine fast durchsichtige Bluse. Ja, sie war bereit ihn anzumachen.

Der Schlüssel zu seinem Elternhaus lag unter einem Stein neben einem Blumentopf. Sie wusste, dass seine Eltern nicht Zuhause waren. Zwei Wochen waren sie nun in London. Sturmfreie Bude - das kam im Moment nur gelegen.

Lucy war gut gelaunt. Er war nicht ihm Wohnzimmer, also schaute sie in seinem Zimmer nach.

Schockschwere Not ...

Da war ihr Freund ... auf dem Bett ... nackt ....

Sein Schwanz steckte tief in .... oh Gott. Das Blut in Lucys Herz schien zu gefrieren und den Herzmuskel komplett lahmzulegen. Sie schnappte nach Luft. Lucy wollte schreien, wollte auf ihn losgehen und ihn am liebsten verprügeln.

Ihn und ... warum?

Ihr Freund hatte Sex. Aber nicht mit ihr. Nicht einmal mit einer anderen Frau ... sondern mit einem Menschen, der ihr besonders am Herzen lag. Mit dem sie mehr teilte als mit allen anderen Menschen. Es war ihr Bruder, der dort auf dem Bauch lag und sich vögeln ließ. Es war ihr Bruder!!!

«Es ist nicht so, wie es aussieht ...» kamen die unüberlegten Worte aus dem Mund von Jack.

Es war mehr als nur das. Es war nicht nur genau das, nachdem es aussah ... es war die Hölle für sie. Eine emotionale Gewitterfront brach über sie hinein. Sie fühlte sich leer und ausgebrannt. Die Bilder würden ihr nie wieder aus dem Kopf gehen. Völlig entsetzt starrte sie auf den nackten Leib ihres Freundes dann auf ihren Bruder, der diesem den Arsch zugewandt hatte. Sie starrte für einen kurzen Augenblick auf den langsam erschlaffenden Schwanz, der ein paar Sekunden zuvor noch tief in ihrem Bruder gesteckt hatte ...

... dann rannte sie aus dem Haus!

Lager der Amazonen

Irina fluchte innerlich. Immer wieder warf Olga ihr vor, dass sie die Inderin hatte laufen lassen. Dabei hatte sie keine Chance gehabt. Sie war auf dem Weg zu der kleinen Hütte auf der Lichtung gewesen um Decken zu holen, da war er erschienen: der Jäger.

Entweder sie oder ich ...

Für die brünette Russin war die Entscheidung klar gewesen. Sie war geflohen und hatte die Inderin zurückgelassen. Der Jäger hatte sie sich dann geschnappt.

Die Inderin hatte es doch genau darauf angelegt ... lieber vom Jäger gefangen zu werden als zurück zu den Amazonen zu müssen ...

Irina versuchte die Gedanken an den vorherigen Tag zu verdrängen. Sie ging aus der Höhle und blieb auf dem Felsvorsprung stehen. Ein optimales Versteck. Lediglich ein kleiner Fußweg führte von hier den Felsen hinab bis zum Wald. Durch Zufall hatte Olga diese Höhle entdeckt. Sie war den Berg hinauf gestiegen um eine bessere Sicht zu haben. Seitdem hatten die drei Amazonen die Höhle für sich als Versteck beansprucht. Ihr Amazonenlager!

«Wenn der Jäger kommt, dann haben wir keine Chance!», meinte Olga: «Wir müssen uns hier oben einen Fluchtweg überlegen!»

Die schwarzhaarige Jana schüttelte den Kopf: «Weiter hoch geht es nicht mehr. Das weißt du. Und runter gibt es eben nur diesen einen Weg!»

«Wenn er hier hochkommt, dann sitzen wir in der Falle!», bestätigte die blonde Russin. Olga war die informelle Anführerin der Amazonen.

«Also, was tun wir?»

«Keine Ahnung. Vielleicht sollten wir uns ein anderes Lager suchen. Vielleicht gibt es irgendwo eine bessere Höhle. Mit Fluchtmöglichkeit!»

Jana schaute zu Irina, die gut zwei Meter weit weg stand und schmollte: «Herrje, es ist nicht mehr zu ändern. Vergiss die Sache von gestern!»

«Sie soll ruhig weiter ein schlechtes Gewissen haben!», sagte Olga: «Wir hätten die Inderin gut gebrauchen können!»

«Und für was?», Jana hatte am Tag davor schon nicht verstanden, was Olga mit der Inderin vorgehabt hatte.

«Sie hätte für uns Arbeiten können. Oder aber wir hätten sie opfern können, wenn der Jäger es auf uns abgesehen hätte ...»

«Im Endeffekt war es ja so ...», sagte Jana: «Irina konnte fliehen, weil sie die Inderin zurückließ!»

Olga ging auf diese Schlussfolgerung nicht ein. Sie war noch immer sauer. Wenn sie sich auch langsam wieder beruhigte. Sie musste vorwärtsschauen. Ihr Ziel war es möglichst lange auf dieser Insel zu sein. Ihr Ziel war es möglichst viel Bonus zu bekommen. Für jeden Tag in Freiheit bekamen sie Geld. Und es gab eine weitere Prämie. Die Zuschauer an den Bildschirmen konnten direkte Geldzuwendungen an Teilnehmerinnen überweisen, wenn ihnen diese besonders gefiel. Sei es, weil sie sich besonders bemühte oder hervortat. Olga glaubte fest daran, dass es den Zuschauern gefiel, wenn sie die Vormachtstellung auf der Insel hatte ...

Eine weiße Drohne flog über die Köpfe der drei nackten Frauen und filmte die Russinnen ...

Hotel Resort

Keiner wusste besser, dass sich Olga täuschte, als IT-Experte Mayer. Er saß im gleichen Augenblick an den Bildschirmen in der Kommandozentrale im Hotel. Die Beliebtheitsskala sprach nicht für Olga. Im Gegenteil. Sie war einer der unbeliebtesten Frauen in der Jagdzone. Zumindest in den Augen der Zuschauer. Ihre Taktik ging nicht auf und Mayer war darüber durchaus verwundert. Er hatte gedacht, dass die Russinnen mehr Spannung reinbrachten. Taten sie im Endeffekt auch, trotzdem entpuppte sich Olga als Schlusslicht in der Beliebtheitsskala. Aktuell führte die Inderin.

«Alles in Ordnung?», fragte Johnson mit Blick auf den Bildschirm.

Mayer nickte: «Ja, wieso fragen Sie?!»

Johnson nahm seinen Rucksack, überprüfte den Akku des Funkgerätes und grinste: «Ich betreibe nur Smalltalk. Sie haben doch hier sonst niemandem mit dem Sie reden können. In ihrer Nerd-Welt.»

«Danke, aber nicht nötig!», meinte der IT-Spezialist etwas beleidigt. Der Computer war seine Welt. Johnsons Welt war da draußen. Und das war auch gut so.

«Ich bringe jetzt die Schwuchtel auf die Insel!», grinste Johnson, setzte seinen Tropenhut auf und ging aus der Tür hinaus.

«Arschloch!», murmelte Mayer.

Pleasure Beach

Sie hatte ihrem Bruder verziehen. Aber es hatte lange gedauert. Und komplett überwunden hatte sie es immer noch nicht. Ihr Bruder war schwul, das war die eine Sache. Aber ihr Freund hatte mit ihm ...

Verdränge diese Gedanken ...

Sie schaute sich um. Allzu viele Leute waren nicht am Strand. Sie beobachtete ein Paar, vermutlich waren sie verheiratet, wie sie wild knutschend auf einer Decke lagen. Es fehlte nicht allzu viel und dieses intime Spiel würde zu weit gehen ... nun ja, vielleicht für diesen Ort nicht. Für Pope Island.

Ein Mann setzte sich in etwa fünf Metern entfernt in den Sand. Er zog sich sein Hemd aus und lehnte sich ein wenig zurück. Er war muskulös, ging vielleicht auf die vierzig zu. Sie ertappte sich dabei, wie sie ihn anstarrte.

Er schaute sie an ...

Lucy schaute verlegen weg.

«Schönes Wetter, oder?», fragte er plötzlich.

Sie schaute wieder zu ihm und nickte: «Ja!»

«Eine junge Frau, so alleine hier!», er grinste, stand auf und kam näher: «Ist ihr Freund ein Langschläfer?»

«Ich bin nicht mit einem ... Freund ... hier!», meinte sie ehrlich und seufzte: «Mit meinem Vater und meinem Bruder. Mein Vater verkauft an diesen Milliardär Whisky!»

«Sie sind die Schwester von James?», fragte Florian überrascht.

«Ja!», meinte sie: «Sogar Zwillingsschwester! Sie kennen Ihn?»

«Tatsächlich?! Zwillinge ...», grinste er und setzte sich neben sie in den Sand: «Ja, ich habe ihn gerade kennengelernt. Er macht bei Hunting Prey mit. Er wird so in einer halben Stunde aufbrechen ...»

Sie richtete sich auf, nahm die Sonnenbrille etwas herunter: «Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich akzeptiere, dass er schwul ist. Aber dass er sich jagen lässt. Von irgendwelchen ...»

«Schwuchteln!», ergänzte Florian.

«Das wollte ich nicht sagen!», wehrte sie ab.

«Sie haben sehr wohl etwas dagegen, dass ihr Bruder schwul ist. Zumindest fällt es Ihnen schwer, es wirklich vollkommen zu akzeptieren!»

«Er ist mein Bruder. Ich akzeptiere es schon. Aber ich verstehe es nicht!»

«Das müssen Sie auch gar nicht!», lachte Florian: «Ich habe nichts gegen Homosexuelle. Aber verstehen tu ich es auch nicht.»

«Müssen wir auch nicht!», grinste sie, setzte sich die Sonnenbrille wieder komplett auf und legte sich zurück.

«Ich bin übrigens Florian!», meinte der Hamburger.

Die Schottin richtete sich erneut auf: «Sie sind aber nicht der Jäger, oder?»

«Doch, der bin ich!», er grinste süffisant.

«Na toll!», schimpfte sie: «Hat dieser Mr. Pope Sie geschickt? Mich zu überreden?»

«Nein, hat er nicht. Ehrlich gesagt ist es absoluter Zufall, dass ich Sie hier getroffen habe ...»

Sie gab ihm die Hand: «Ich bin Lucy!»

«Freut mich, Lucy!» lächelte er: «Und ich schwöre. Ich habe Sie hier gesehen und ... na ja ... gedacht, das ist sicherlich seine Schwester.»

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810 стр. 1 иллюстрация
ISBN:
9783742780508
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