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1.2 Jugendverbände in der Weimarer Republik

In der Weimarer Republik hielt der Jugendmythos Einzug in die Gesellschaft. Durch ihren neuen sozialen Status nach dem Krieg erhielt die junge Generation die „rechtlichen und materiellen Möglichkeiten, ihre Interessen und Bedürfnisse öffentlich zu definieren und Organisationsformen dafür zu suchen“16. Der Jugendpflege-Erlass des Jahres 1919 anerkannte alle Jugendverbände gleichwertig und rief sie zur Zusammenarbeit auf.17 „Niemals zuvor (und auch später nie wieder, wenn man von der Zwangsmitgliedschaft der Hitler-Jugend absieht) konnten Jugendverbände einen so hohen Organisationsgrad der Jugendlichen verbuchen wie in der Weimarer Zeit: Fast die Hälfte aller Jugendlichen (ca. 40 %) waren Mitglieder einer Jugendorganisation.“18

Zeitgleich prägte aber gerade in jenen Jahren zunehmend eine große Unsicherheit und Aussichtslosigkeit die heranwachsende Generation, was auf eine rapide Zunahme der Arbeitslosigkeit zurückzuführen war.19

Infolge der politischen Polarisierung dieser Zeit zerbrach um 1923 der Freideutsche Bund. Er hatte sich vor dem ersten Weltkrieg gegründet und bestand aus ehemaligen Mitgliedern der Wandervogelbewegung und anderer Jugendbünde.20 Auch der Wandervogel hatte in seiner ursprünglichen Form keinen weiteren Bestand. Es etablierten sich in der Folgezeit vermehrt bündische Jugendgruppen, die sich an bestimmten völkischen Werten und Normen orientierten. Wie schon zu Beginn der Jugendbewegung waren ihre Mitglieder größtenteils Gymnasiasten und Studenten. Die Mitgliederzahlen schwankten zwischen 12 bis 60.000 Jugendlichen.21 Bünde, die schon vor dem ersten Weltkrieg bestanden, hatten meistens jugendliche Führer oder kamen ohne Führungsposition aus. Die in der Weimarer Republik neu etablierten Bünde standen hingegen oftmals unter der Führung ehemaliger Wandervogelmitglieder, wodurch sich schnell ein Führer-Gefolgschafts-Gefälle ergab. Viele hatten eine antidemokratische Grundhaltung, basierend auf dem Wunsch nach einer „ständig organisierten Volksgemeinschaft“22. Auch eine als rechtsradikal zuzuordnende Einstellung war bei vielen der Bünde zu finden, so bei den 1924 gegründeten Artamanen, „[…] eine Bewegung junger Männer und Frauen, die sich entschlossen, eine vaterländische Pflicht zu erfüllen […] nach den Grundsätzen von 'Blut und Boden'.“23 Ihnen war später das Interesse der Nationalsozialisten sicher.

Neben den vielen bestehenden Jugendverbänden, die bereits seit dem Kaiserreich existierten, entstanden in der Weimarer Republik erstmals auch innerhalb der Parteien Jugendgruppen. Dabei ging es vorrangig um eine Rekrutierung des Nachwuchses, zugleich aber auch um den frühestmöglichen Aufbau einer festen Wählerschaft. Zu den neu gegründeten Gruppierungen zählten unter anderem „die Hindenburgjugend der BVP […], Bismarckbund der DNVP […], kommunistischer Jugendverband […], Hitlerjugend […], Windhorstbünde des Zentrums […]“24 sowie die Jungsozialisten. Gerade gegen Ende der Weimarer Republik kam es zu einer „massenhaften Politisierung“25 der Jugend, mit einer starken Polarisierung nach 'rechts' oder 'links'. Viele der Jugendvereine der Weimarer Republik befanden sich im 'Reichsausschuss der deutschen Jugendverbände', der 1926 ins Leben gerufen wurde.

Die Etablierung einer neuen nationalistisch geprägten Ideologie im 'Dritten Reich', gekoppelt an totalitäre staatliche Strukturen, bereitete der pluralistischen Entwicklung der Jugendverbände ein abruptes Ende. Das Menschenbild der Nationalsozialisten samt deren Bildungsideologie und ihr absoluter Herrschaftsanspruch ließen sich nicht mit den vielfältigen Anschauungen innerhalb der Jugendbewegung vereinbaren. Fortan wurde Konformität propagiert und die bloße Erfüllung ideologischer Vorgaben eingefordert.

2. Abriss über die historische Entwicklung der Gesamt-Hitlerjugend - im Zeitstrahl

1922/​1923

Ein erster Vorläufer der Gesamt-Hitlerjugend wird 1922 in München unter dem Namen Jugendbund der NSDAP ins Leben gerufen. Bereits im folgenden Jahr steigt die Zahl der Ortsgruppen stark an, sodass Adolf Hitler (1889 - 1945), Adolf Lenk (1903 - 1987) mit dem Aufbau einer Reichsorganisation beauftragt.26 Der missglückte Hitler-Ludendorff-Putsch vom 08./​09. November des Jahres 1923 und die nachfolgende Auflösung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) beenden zunächst diesen Prozess. Der Vorläufer der Gesamt-Hitlerjugend kommt in seiner Entwicklung nicht über das Anfangsstadium hinaus.27

1925

Nach der erneuten Gründung der NSDAP, infolge der Entlassung Hitlers aus der Festungshaft am 27. Februar, formieren sich die Jugendgruppen neu. Die Initiative dazu geht von einzelnen Parteimitgliedern wie Kurt Gruber (1904 - 1943) aus. Gruber führte nach dem Verbot eine kleine Ortsgruppe des Jugendbunds illegal in Plauen/​Vogtland weiter,28 Gerhard Roßbach (1893 - 1967) leitet den Wehrjugendverband Schill. Es folgen interne Machtkämpfe.

1926

Gruber setzt sich durch und vereinigt einige Gruppen zur Großdeutschen Jugendbewegung.29 Auf dem Parteitag der NSDAP im Juni in Weimar erfolgt deren offizielle Anerkennung als Jugendgruppe der NSDAP und die offizielle Umbenennung in Hitlerjugend, Bund deutscher Arbeiterjugend (HJ). Das parteiamtliche Gründungsdatum wird auf den 04. Juli festgelegt. Gruber wird zum Reichsführer der Organisation ernannt und als Referent für Jugendfragen in die Reichsleitung der Partei berufen.30

Offiziell wird die HJ der obersten SA-Führung unterstellt. Die Mitgliedschaft der männlichen Jugend in der HJ erstreckt sich vom 14. - 18. Lebensjahr. Der daran anschließende Übertritt in die NSDAP, ab 1927 in die SA, wird obligatorisch.

Die Mitgliederzahl der HJ bleibt in diesem wie auch in den kommenden Jahren noch relativ gering gegenüber den ca. 3,6 Millionen Jugendlichen in den politischen, religiösen, bündischen und anderen, im Reichsauschuss der deutschen Jugendverbände zusammengefassten Jugendgruppen.31

1927

Beginn des innerorganisatorischen Aufbaus der HJ, Gründung erster Schülergruppen der NSDAP.

1928/​1929

Neben bereits existierenden Jungmädelgruppen des Deutschen Frauenordens entstehen erste Schwesternschaften der HJ als Organisationsform für Mädchen.32

1929

Zusammenfassung der Schülergruppen zum NS-Schülerbund unter der Reichsleitung von Theodor Adrian von Renteln (1897 - 1946).33 4. Reichsparteitag vom 01. - 04. August 1929 in Nürnberg. Vorbeimarsch zahlreicher Hitlerjungen an Adolf Hitler.

1930

Im Juni 1930 gründet sich der Bund Deutscher Mädchen (BDM), gefolgt vom Deutschen Jungvolk (JV) im August.

1931

Im März wird das Jungvolk als Unterorganisation in die Gesamt-HJ eingegliedert.34

Kurt Gruber tritt, wohl gezwungenermaßen, von seinem Posten als Reichsführer der Gesamt-HJ zurück. Er wird in den Jugendausschuss der Reichsleitung der NSDAP berufen. Für kurze Zeit übernimmt Theodor Adrian von Renteln die Position des Reichsführers der Gesamt-HJ.35

Am 30. Oktober wird Baldur von Schirach (1907 - 1974) auf den neu geschaffenen Posten des Reichsjugendführers der NDSAP berufen.36 In seinen Zuständigkeitsbereich fallen fortan die Gesamt-Hitlerjugend, der NS-Schülerbund sowie der NS-Studentenbund.

Der Sitz der Gesamt-HJ wird von Plauen nach München verlegt.37 Neue Richtlinien unterstellen den BDM auf der Ebene der Gaugliederung der HJ, gewähren jedoch auf den Gliederungsebenen der Bezirks- und Ortsgruppen relative Selbstständigkeit.38

1932

Elisabeth Greiff-Walden wird am 15. März 1932 Referentin für Mädelfragen in der Reichsleitung der HJ.39

Verbot der SA, SS und der Gesamt-Hitlerjugend am 13. April. Trotzdem arbeiten alle Organisationsformen illegal weiter und es entsteht die „Nationalsozialistische Jugendbewegung, die NAJB. Ohne Uniform, ohne Abzeichen“40.

Laut Schirach steigt in der Verbotszeit die Mitgliederzahl auf 35.000 an. Mit Aufhebung des Verbotes der SA im Juni 1932 wird Baldur von Schirach durch Hitler zum Reichsleiter der NSDAP ernannt und erhält nach dem Rücktritt von Rentelns die Gesamtleitung der NS-Jugendarbeit übertragen.41 Im Juli wird der BDM zur offiziellen Mädchenorganisation der NSDAP erklärt, infolge dessen deren andere Mädchenorganisationen aufgelöst oder vom BDM übernommen werden. Referentin für Mädelfragen in der NS-Jugendbewegung in München wird Lydia Gottschewski (1906 - 1989).42 Es kommt zur Gründung von NS-Jugendbetriebszellen unter der Leitung von Artur Axmann (1913 - 1996).

Das Jahr prägen intensive Zentralisierungsarbeiten und politische Propagandaaktionen der Gesamt-HJ. Es gibt „zahllose Kundgebungen, Märsche, […] Straßendemonstrationen, Versammlungskampagnen usw.“43

1933

Als Adolf Hitler am 30. Januar zum Reichskanzler ernannt wird und die NSDAP die Macht übernimmt, hat die Gesamt-Hitlerjugend ca. eine Million Mitglieder.

Am 28. Februar erlässt Paul von Hindenburg (1847 - 1934) die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat. Damit ist u. a. die juristische Grundlage für eine zentralisierte Gleichschaltung sowie Auflösung aller politischen, kirchlichen und bündischen Jugendorganisationen gelegt.44 Die Gesamt-Hitlerjugend ist zu jenem Zeitpunkt noch nicht die größte und einflussreichste Jugendorganisation, gewinnt aber durch die neuen innerstaatlichen Machtstrukturen an enormen Einfluss.45 „Wie die NSDAP nunmehr die einzige Partei ist, so muß die HJ die einzige Jugendorganisation sein.“46 Im April des Jahres 1933 okkupiert Schirach die Geschäftsstelle des Reichsausschusses der deutschen Jugendverbände47 und übernimmt deren Vorsitz. Kurz nach der Übernahme beginnt er, die jüdischen und die parteigebundenen Jugendorganisationen aus dem Verband auszuschließen bzw. wie im Falle der rechtsorientierten Jugendorganisationen in die Gesamt-Hitlerjugend zu integrieren. Die NS-Jugendbetriebszellen und der Reichsverband der deutschen Jugendherbergen werden der HJ eingegliedert.48

Am 8. April Zusammenschluss der bündischen Jugendorganisationen zum Großdeutschen Jugendbund, zwecks Abwehr der zunehmenden Macht der Gesamt-HJ. Nach der Ernennung Schirachs am 17. Juni zum Jugendführer des Deutschen Reiches, beginnt er sofort mit der Zerschlagung des Großdeutschen Jugendbunds. Viele der Bünde lösen sich in den folgenden Tagen und Wochen selbst auf, integrieren sich in die Gesamt-HJ oder werden durch die Gesamt-HJ verboten.49

Die Eingliederungskampagne in die HJ betrifft auch die konfessionellen Jugendgruppen. Trotz des Reichskonkordats vom 20. Juli mit dem Vatikan, das den katholischen Verbänden eine eingeschränkte Jugendarbeit zugesteht, wird noch im gleichen Monat die parallele Mitgliedschaft in der Gesamt-HJ und in einer kirchlichen Jugendorganisation verboten.50

Die evangelischen Jugendorganisationen werden durch ein Abkommen zwischen Schirach und dem Reichsbischof Ludwig Müller (1883 - 1945) Ende 1933 in die Gesamt-HJ eingegliedert.

Es folgt die Ausgliederung von HJ und BDM aus dem Verantwortungsbereich der SA.

Die gesamte Jugendorganisation wird Mitte des Jahres, veranlasst auch durch die vielen neuen Mitglieder, neu strukturiert. Ab jetzt sind innerhalb der Gesamt-Hitlerjugend die 10- bis 14-jährigen Jungen dem Deutschen Jungvolk, die 14- bis 18-jährigen Jungen der Hitlerjugend, die 10- bis 14-jährigen Mädchen dem Jungmädelbund (JM) und die 14- bis 18-jährigen Mädchen dem Bund deutscher Mädel zugeordnet.51

Der BDM wird in seiner Arbeit unabhängiger, richtet sich nicht mehr alleinig an den Bedürfnissen der HJ aus. Er wird nun als „Kampf-, Arbeits- und Lebensgemeinschaft“52 beschrieben, die ihren Beitrag innerhalb der Gesellschaft zu leisten hat.

Im Sommer übernimmt Lydia Gottschewski als Bundesführerin die Leitung des BDM. Durch das Verbot der anderen Organisationen steigen die Mitgliedszahlen deutlich an.

1934 ('Jahr der Schulung und inneren Ausrichtung'53)

Am 15. Juni Ernennung der Gauverbandsführerin Trude Mohr (Bürkner) (1902 - 1989) zur Reichsreferentin des BDM.54 Sie untersteht direkt der Reichsjugendführung (RJF).

Im selben Monat wird der Sonnabend als 'Staatsjugendtag' ausgerufen. Er ist ausschließlich dem HJ- und BDM-Dienst vorbehalten und stellt die Mitglieder der Jugendorganisation von der Schule frei.

Im Juli beginnt der HJ-Streifendienst seine Arbeit. Er übernimmt Polizeiaufgaben innerhalb der HJ und versucht oppositionelle Jugendgruppen auszumachen.55

Durch die Übernahme der 'Artamanen' wird auch der landwirtschaftliche Bereich in die Gesamt-HJ integriert und es entsteht der 'Landdienst'. Einführung eines 'Hauswirtschaftlichen Jahres' für BDM-Mädchen als Beitrag zum Aufbau des 'Dritten Reiches'.56

Artur Axmann ruft den Reichsberufswettkampf ins Leben, der zu einer bestehenden, faktisch verpflichtenden Instanz für Jungen und Mädchen wird.57 Die letzte bedeutende Maßnahme der HJ im Jahr 1934 ist ihre Abkopplung und Distanzierung von der SA, der sie laut Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat vom 1. Dezember 1933 noch immer unterstellt ist. Fortan werden die 18-jährigen Jungen nach ihrer Entlassung aus der HJ nicht mehr in die SA, sondern direkt in die NSDAP übernommen.58

1935 ('Jahr der Ertüchtigung')

Der Reichssportwettkampf findet zum ersten Mal statt. Seine Teilnehmerzahl steigt in den kommenden Jahren stark an.

Wiedereinführung der allgemeine Wehrpflicht und der Arbeitsdienstpflicht im Juni. Die vormilitärische Ausbildung in der HJ rückt in den Vordergrund.59 Es entstehen verschiedene Sondereinheiten der Hitlerjugend, wie beispielsweise die Marine-HJ, die Motor-HJ, die Fliegereinheiten und die Nachrichten-HJ.

1936 ('Jahr des deutschen Jungvolkes')

Ab diesem Jahr erfolgt die Aufnahme der Jungen und Mädchen in das Jungvolk und den Jungmädelbund mit wenigen Ausnahmen in geschlossenen Jahrgängen jeweils zum 20. April eines Jahres, dem Datum des Führergeburtstages.60

Im April Vereidigung von 190.000 Führern und Führerinnen der HJ und des BDM.


Abb. 1: Das Gesetz über die Hitlerjugend

Es folgt eine Neugliederung der Gesamt-HJ „nach Jahrgängen und Wohnbezirken“61. Zu dieser Zeit waren bereits sechs Millionen Jungen und Mädchen Mitglied der Hitlerjugend.62

Baldur von Schirach wird zum Staatssekretär berufen.

Ende des Jahres erlässt Adolf Hitler das Gesetz über die Hitler-Jugend. Die darin enthaltene 1. und 2. Durchführungsverordnung schreibt die Mitgliedschaft alle Kinder und Jugendlichen in der Gesamt-Hitlerjugend als Dienstpflicht fest. Mit diesem Gesetz endet die Entwicklung der Gesamt-Hitlerjugend, die „von einer 'Kampfjugend' über die 'Volksjugend' zu einer 'Staatsjugend' geworden war.“63

1937 ('Jahr der Heimbeschaffung')

Das Jahr 1937 ist gekennzeichnet durch den Aufbau von HJ- und BDM-Heimen und Adolf-Hitler-Schulen, die als Vorschulen der NS-Ordensburgen dienen. Der Aufbau der Reichsführerschule in Potsdam und der Akademie der Jugendführung dienen dazu, die Ausbildung und Karriere zukünftiger Führer und Vorsitzenden der Hitlerjugend zu verbessern.64

In diesem und im folgenden Jahr werden die letzten, oft illegal bestehenden Jugendverbände ausgeschaltet.

Dr. Jutta Rüdiger (1910 - 2001) übernimmt im November das Amt von Trude Mohr. Sie trägt fortan die Bezeichnung Reichsreferentin für den BDM beim Reichsjugendführer.65

Verstärkte hauswirtschaftliche und kulturelle Tätigkeiten sollen den Vermännlichungstendenzen im BDM entgegenwirken.

1938 ('Jahr der Verständigung')

Die Organisation Glaube und Schönheit für die 17- bis 21-jährigen Mädchen sowie BDM-Haushaltsschulen werden gegründet. Für die jungen Frauen wird ein 'Pflichtjahr' eingeführt.

Im April wird das Gesetz über Kinderarbeit und die Arbeitszeit der Jugendlichen verabschiedet, welches die Situation der Kinder und Jugendlichen stark verbessert.66

Bedeutendes Ereignis dieses Jahres ist das Zusammentreffen aller HJ- und BDM-Führer/​innen am 24. Mai zum Reichsführerlager. Im Hinblick auf einen möglichen Krieg finden folgende Bereiche Einzug in die HJ- und BDM-Arbeit: „steigende Gesundheitsvorsorge, die Anstrengung um den Erhalt der jugendlichen Leistungsfähigkeit sowie die Luftschutzausbildung – und natürlich die seit 1938 forcierte militärische Ertüchtigung der Jugend“67.

Der HJ-Streifendienst wird eine Sonderformation für den SS- und Polizeinachwuchs.68

Nach der Besetzung des Sudetenlandes und dem Anschluss Österreichs an das 'Dritte Reich' werden deren Jugendorganisationen in die Hitlerjugend integriert.69

1939 ('Jahr der Gesundheitspflicht')

Die körperliche Gesundheit wird propagiertes Ziel dieses Jahres. Um in der Zukunft gesunde Nachkommen zu zeugen, wird besonders die Jugend angehalten, durch Sport, Körperpflege und Lebenshaltung den eigenen Körper gesund und kräftig zu halten.70

Im September Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Polen. Beginn des 2. Weltkriegs.

Im November Erlass der 3. Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Hitlerjugend vom 01. 12. 1936, der die praktische Umsetzung regelt. Fortan werden alle Kinder und Jugendlichen per Gesetz automatisch in die HJ integriert. Der Jugendführer darf fortan die Staatsorgane für die Durchsetzung seiner Ziele zu Hilfe nehmen.71

Die Hitlerjugend wird in diesem Jahr in eine 'Stamm-HJ' und in eine 'Allgemeine HJ' aufgeteilt. Mitglieder der 'Stamm-HJ' sind alle vor 1939 aufgenommenen Mitglieder der Jugendorganisation oder ehemalige Mitglieder der 'Allgemeinen HJ', die sich nach einem Jahr bewährt hatten.72


Abb. 2: Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Hitler-Jugend

Mit Kriegsbeginn erhält die Staatsjugendorganisation neue Aufgaben. Die HJ übernimmt fortan „Partei-Einsätze (Kurier-, Wach-, Propaganda-Dienst); Einsatz für Staat und Kommunen (Meldedienst, Luftschutz, Feuerwehrdienst; sogenannte Technische Nothilfe; Hilfsdienst bei der Post, der Bahn, Einsatz bei der Wehrmacht (Kurier- und Verladedienst, Verpflegungsausgabe, Telefondienst u. a.m.); Einsatz in Wirtschaftsbetrieben und Arbeitskommandos; Sammlungen von Altmaterial, Kleidungsstücken u. ä.; Land- und Ernteeinsätze, NSV-Dienst und 'kulturelle Betreuung'“73

Der BDM übernimmt fortan auch Aufgabenbereiche, in denen die Männer aufgrund des Krieges fehlen. Ihm obliegt auch die Versorgung Verwundeter und Kranker.

Ab 1940 ('Jahr der Bewährung')

1940 tritt Baldur von Schirach als Reichsjugendführer und Jugendführer des deutschen Reiches74 zurück und übergibt seine Position an Artur Axmann. Neben seiner Tätigkeit als Reichsleiter für die Jugendführung der NSDAP erfolgt seine Ernennung zum Reichsstatthalter und Gauleiter von Wien.75

Um die Dienstpflichtverordnung nicht zu gefährden, wird die „Disziplinarordnung der HJ in eine Dienststrafordnung umgewandelt, die ein Verfahren bei Nichterfüllung der Dienstpflicht […][vorsah] und Verstöße gegen die HJ-Disziplin, 'Gefährdung des öffentlichen Ansehens der HJ' und ähnliches mehr verfolgt[…].“76

Im März Einberufung des vollständigen Jahrgangs 1923 zur Jugenddienstpflicht.

Beginn der 'Kinderlandverschickung' mit der Evakuierung von Schulkindern aus kriegsgefährdeten Regionen.77

1941 ('Unser Leben, ein Weg zum Führer')

Die Mitgliedszahlen der Gesamt-HJ steigen während des Krieges weiter an, da die Jugendorganisationen der eroberten Gebiete häufig in die Gesamt-Hitlerjugend integriert werden.78


Abb. 3: Dienststrafordnung der HJ.

1942 ('Osteinsatz und Landdienst')

Schirach und Axmann gründen den Europäischen Jugendverband. Er schließt sich aus faschistischen Jugendorganisationen Österreichs, Italiens und einiger anderer Länder, die mit dem Deutschen Reich sympathisieren, zusammen.79

1943 ('Kriegseinsatz der deutschen Jugend')

Die Kriegseinsätze der HJ werden intensiviert, ab Januar werden selbst Schüler als HJ-Luftwaffenhelfer eingezogen.

Der Widerstand vieler Jugendlicher gegen die Gesamt-HJ, vor allem gegen die HJ-Dienstpflicht, wächst. Dem begegnet die Staatsjugendorganisation mit „stärkeren Disziplinarmitteln, Ausweitung des Jugend-Arrests, Verschärfung der Kontrollen des Streifendienstes, Forcierung des militärähnlichen Drills und Zuhilfenahme der Staatsorgane und ihrer Mittel“80.

Die gesamte Hitlerjugend entwickelte sich während des Krieges zu einer „Kriegshilfsdienstorganisation“81. Kriegsbedingte Themen bestimmen in zunehmenden Maß den Inhalt der Arbeit. Der BDM beteiligt sich z. B. an der Gesundheitsversorgung in den Lazaretten, bereitetet Essen für Bedürftige zu, fertigt und flickt Soldatenkleidung, stellt Spielzeug für die Kinder her, hilft in Betrieben, Fabriken und Bauernhöfen.

Im Sommer 1943 zeigen sich erste Zerfallserscheinungen der Gesamt-HJ.

1944 („Jahr der Kriegsfreiwilligen“)

Die Jugend wird zu einem „sinnlosen Widerstand“82 aufgerufen. Der männliche Jahrgang 1929 wird zum Wehrdienst einberufen und auch Mädchen werden jetzt in den Wehrdienst integriert.

1945

Die gesamte Hitlerjugend zerfällt bei Kriegsende gemeinsam mit dem 'Dritten Reich'.83


Abb. 4: Mitgliederbewegung

399
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22 декабря 2023
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9783954885916
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