Читать книгу: «Das Mysterium der Wölfe», страница 3

Шрифт:

Wir begeben uns also in den mittleren Gang, der nun in rotem Licht erstrahlt. Unwohlsein steigt in mir hoch und wenn ich mir die anderen so ansehe, geht es ihnen genauso. Wir sind in Alarmbereitschaft. Christopher und Rachel, die direkt vor mir gehen, blicken hektisch durch die Gegend und auch Logan ist aufmerksamer als sonst. Irgendwas ist hier faul.

„Achtung, Jess!“ Was zum? Ich kann nicht mal richtig auf Jakes Schrei reagieren, als er mich schon mit voller Wucht anspringt und nach vorne schleudert. Ich höre einen lauten Knall hinter mir, bevor ich auf dem Boden aufkomme. Jake landet ebenso unsanft neben mir. Steine bröckeln von der Decke und eine dicke Staubwolke versperrt mir die Sicht. Ich rappele mich langsam hoch. Was, um Himmels Willen, ist gerade passiert?

Plötzlich höre ich hinter mir jemanden husten. Klingt nach Rachel. Kein Wunder bei dem vielen Staub, der in der Luft liegt. „Jessica!“ Wieder folgt angestrengtes Husten. Ich ziehe mir schnell mein T-Shirt über Mund und Nase und folge Rachels Stimme. Endlich kann ich die anderen erkennen, zumindest ein paar von ihnen.

„Wo ist Jake?“ Der Staub hat sich etwas gelegt. „Und was ist überhaupt passiert?“

Chris klopft Rachel, die noch immer hustet, auf den Rücken: „Ich vermute mal, dass er noch weiter hinten in der Staubwolke ist. Wir müssen warten, bis sie sich gelegt hat. Dann sehen wir ihn bestimmt.“ Endlich hat Rachel aufgehört zu husten und atmet ein paarmal tief durch.

Logan übernimmt inzwischen die zweite Antwort: „Ich habe keine Ahnung, was gerade los war. Das Letzte, das ich gehört habe, war Jakes Schrei und der darauffolgende Krach. Bevor ich nachsehen konnte, war der Staub überall.“

Ich schüttle besorgt den Kopf: „Die ganze Sache ist mir nicht geheuer. Das war kein Zufall. Vielleicht hat die erste Prüfung bereits begonnen.“ Keiner sagt mehr etwas. Wir tauschen verunsicherte Blicke aus und warten. Der Staub müsste sich bald vollständig gelegt haben. Hoffentlich ist Jake nichts passiert.

„Da drüben! Ist er das?“ Chris deutet auf etwas. Ganz klar, da liegt jemand am Boden! Ohne lange nachzudenken, laufe ich zu ihm und werfe mich neben ihm auf die Knie. Er liegt auf dem Rücken und ist voller Staub. Als er sich langsam aufrichtet, bemerke ich die blutige Wunde auf seiner Stirn.

Endlich öffnet er die Augen: „Was ist geschehen? Ist irgendjemand verletzt?“

Ich schüttle den Kopf: „Nein, uns geht es gut. Ich hatte gehofft, dass du mir sagen kannst, was gerade los war. Immerhin warst du derjenige, der mich weggeschleudert hat.“ Das sollte jetzt zwar nicht wie ein Vorwurf klingen, aber ich würde gerne einen Grund für diese unsanfte Aktion wissen.

Jake blickt zu den anderen, die bereits neben mir stehen: „Schaut doch mal in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Dann seht ihr, was passiert ist.“

Rachel ist schockiert: „Wie ist das möglich?“ Wir alle starren auf die riesige Felswand, die nun dort ist, wo zuvor noch der Eingang war. Die Wand muss genau in dem Moment aus dem Boden gefahren sein, als wir den mittleren Gang betreten haben. Jake hat mich wohl gerade noch rechtzeitig weggestoßen, sonst wäre ich zerquetscht worden.

Logan schüttelt den Kopf mit düsterer Miene: „Jetzt gibt es wohl kein Zurück mehr. Wir müssen tiefer in die Höhle hinein und hoffen, dass es dort einen Ausgang gibt.“ Ich will so schnell wie möglich wieder hier raus. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass uns das Schlimmste noch bevorsteht.

Die Blicke haften nun wieder auf Jake, der gerade den restlichen Staub aus seinen Haaren schüttelt. Chris fragt nach: „Sollen wir eine Pause einlegen?“

Jakes Antwort folgt sofort: „Auf keinen Fall. Ich bin okay. Mir ist nichts passiert. Wir sollten uns beeilen. Keiner von uns sollte länger hierbleiben als nötig.“ Da sind wir einer Meinung. „Geht schon mal vor, ich komme gleich nach.“ So gehen die anderen voraus. Ich bleibe jedoch bei Jake.

Besorgt schaue ich auf seine aufgeschundenen Knie: „Bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist?“ Er nickt kurz. Ich beiße mir auf die Unterlippe.

Jake scheint das zu bemerken: „Ist was?“

Nach kurzem Zögern antworte ich ihm: „Danke. Ohne dich würde ich jetzt vermutlich an der Decke kleben.“ Ich grinse ihn dankbar an.

Doch plötzlich folgt eine Reaktion, mit der ich nicht gerechnet habe: „Pass das nächste Mal einfach besser auf.“ Mit diesen Worten steht er auf und folgt den anderen. Er würdigt mich keines Blickes. Was sollte das denn eben? Gibt er mir jetzt etwa die Schuld? Was ist bloß los mit ihm? Seit wir hier sind, verhält er sich einfach nur daneben!

Wütend stehe ich auf und folge den anderen. Ich stampfe an Jake vorbei, bis ich bei den anderen bin. Den Rest des Weges werde ich wohl schweigend verbringen.

„Wie lange wir wohl noch unterwegs sind?“ Christophers Worte brechen die Stille, die nun schon eine Weile andauert. Ich denke noch immer nicht daran, auch nur ein Wort mit Jake zu wechseln. Ihm scheint es ähnlich zu gehen.

Die Antworten auf Christophers Frage fallen übrigens bescheiden aus. Auch Rachel und Logan scheinen nicht in Gesprächslaune zu sein. Sie spüren bestimmt die Anspannung im Rudel.

„Irre ich mich, oder wird es dort vorne heller?“ Auf Christophers Bemerkung hin bleiben wir stehen und richten unsere Blicke nach vorn. Tatsächlich, dort scheint etwas zu sein.

Auch Rachel stimmt dem zu: „Ja, da vorne ist irgendeine Lichtquelle. Sieht mir aber nicht nach Tageslicht aus.“ Stimmt. Das Licht hat eine ähnlich rote Farbe wie das, welches von den Kristallen an der Höhlendecke ausgeht.

„Das sollten wir uns ansehen.“ Mit diesen Worten geht Jake voraus. Ich beschließe, die Situation von vorhin beiseite zu schieben und mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wir sind schließlich hier, um das Amulett der Zweifel zu finden.

Je näher wir dem seltsamen Licht kommen, desto heller wird es. Es ist am Ende des Höhlenganges, aber ich kann nichts Genaues erkennen. Das Licht blendet. Mit zusammengekniffenen Augen gehen wir trotzdem weiter. Als wir schließlich noch näher an die Lichtquelle kommen, erlischt diese plötzlich.

„Das ist wohl eine Sackgasse.“ Chris starrt mit verschränkten Armen auf die riesige, rote Kristallwand, die sich vor uns befindet. So, wie es aussieht, kommen wir hier nicht mehr weiter.

Rachel wendet sich an Jake: „Und was machen wir jetzt? Auf dem Weg hierher gab es keinerlei Weggabelungen. Wir sind immer nur geradeaus gelaufen und falls ihr es vergessen habt, auf der anderen Seite der Höhle befindet sich eine Felswand. Hier führt kein Weg mehr raus!“ Sie scheint in Panik zu geraten.

Also versuche ich, sie zu beruhigen: „Keine Sorge, wir finden einen Weg. Ich bin mir sicher, dass wir irgendwie weiterkommen müssen. Vielleicht gibt es noch einen Hinweis.“

Logan geht auf die Kristallwand zu und klopft ein paarmal dagegen. „Es ist unmöglich, da durchzukommen.“ Rachel sieht mich besorgt an. Ich bin leider auch ratlos.

„Seht mal dort drüben!“ Ich deute auf eine Felswand. Dort sind schwach leuchtende Buchstaben zu erkennen.

Chris liest laut vor: „Zwingen dich die feurigen Augen in die Knie, so erreichst du das Amulett der Zweifel nie.“ Plötzlich beginnt die Erde zu beben und ich verliere fast das Gleichgewicht.

„Was ist denn jetzt wieder los?“ Rachel fällt vor mir auf den Boden. Auch ich habe Probleme, mich auf den Beinen zu halten. Das Beben scheint immer stärker zu werden. Einzelne Felsbrocken fallen von der Decke.

Einer landet nur knapp neben Logan, der schnell zur Seite springt: „Was hast du nun schon wieder angestellt?“

Chris hüpft von einem Bein auf das andere, um das Gleichgewicht zu halten: „Ich habe gar nichts gemacht! Woher soll ich denn wissen, dass das Vorlesen der Inschrift das bewirkt?“

„Weg von der Kristallwand!“ Ohne nachzudenken folge ich Jakes Befehl und springe zurück. Auch Chris und Logan entfernen sich von der Wand, während Jake Rachel wegzerrt. Erst jetzt erkenne ich, worauf Jake hinauswill. Die Kristallwand bewegt sich. Sie versinkt im Boden. Als schließlich auch das letzte Stück völlig verschwunden ist, hört das Beben auf. Wir sind wieder in Sicherheit.

Rachel rappelt sich auf und blickt nach vorne: „Zumindest hat sich das mit der Sackgasse nun erledigt.“ Scheint wohl so. Was sich dahinter befindet, löst bei mir allerdings Gänsehaut aus. Die steinerne Oberfläche der Höhle geht in eine Welt aus Kristall über. Staunend trete ich ein.

Der Anblick ist atemberaubend schön. Wir befinden uns in einem riesigen Hohlraum, der durch und durch aus rotem Kristall besteht. Der Boden, die Wände und sogar die Decke, welche meterhoch über dem Boden ragt, alles ist in roten Glanz gehüllt. Ich hätte nie gedacht, dass es so etwas gibt. Man fühlt sich, als sei man in einer Glaskuppel eingesperrt. Kristallgebilde verschiedenster Formen und Größen lassen diese kleine Welt in einem mysteriösen Licht erstrahlen.

Auch Logan scheinen die Worte zu fehlen: „Unfassbar.“ Chris schüttelt den Kopf und sieht sich überwältigt um.

„So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen. Einfach magisch.“ Rachel hat ein breites Lächeln im Gesicht.

Jake hingegen ist in höchster Alarmbereitschaft: „Lasst euch davon bloß nicht ablenken! Da ist doch was faul!“ Also bin ich nicht die Einzige, die vermutet, dass etwas nicht stimmt. So wenig ich Jake im Moment leiden kann, an seinen Instinkten werde ich niemals zweifeln.

Also unterstütze ich ihn in seiner Meinung: „Jake hat vollkommen recht. Mag schon sein, dass es wunderschön ist, aber wir dürfen nicht vergessen, warum wir hier sind.“

Chris begreift allmählich und senkt nachdenklich den Kopf: „Die Prüfungen. Darauf willst du also hinaus.“ Ich nicke.

Jake ergreift wieder das Wort: „Habt ihr die Inschrift bereits vergessen? Ich erinnere euch nur ungern daran, was sie besagt.“

Rachel wiederholt die Worte: „Zwingen dich die feurigen Augen in die Knie, so erreichst du das Amulett der Zweifel nie.“

Ich nicke: „Seht euch um. Es ist kein Ausgang in Sicht. Ich vermute mal, dass die erste Prüfung gerade erst begonnen hat.“

„Bleibt also nur noch eine Frage.“ Wir alle drehen uns zu Logan, der mit verschränkten Armen auf den Boden starrt. „Welche Prüfung erwartet uns? Was ist unsere Aufgabe?“ Ich wünschte darauf hätte ich eine Antwort.

Dann übernimmt Jake: „Wir müssen zusammen einen Ausweg aus dieser Höhle finden und schließlich zum Kristallwald gelangen.“

Chris nickt: „Klingt logisch. Erinnert ihr euch noch an die erste Inschrift? Laut dieser sollen Rubin, Saphir und Smaragd unsere Prüfer sein.“

Ich stimme zu: „Wir müssen vorsichtig sein. Keine unüberlegten Handlungen. Sollte einem von uns irgendetwas Merkwürdiges auffallen, dann erfahren das alle anderen auch sofort, klar?“

Jake unterstreicht das nochmal mit einem Nicken: „Zeit für unsere wahre Gestalt. Wir werden bei Gefahr schnell reagieren müssen.“ Auf diesen Vorschlag hin verwandeln wir uns alle. Ein gutes Gefühl, wieder auf vier Pfoten zu stehen. Wenngleich ich mein bisheriges Leben stets auf zwei Beinen verbracht habe, fühle ich mich in dieser Form sicherer. Mit diesem starken Körper bin ich gewappnet. Ich vermute, dass der erste Prüfer nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt.

„Sackgasse. Hier geht es auch nicht weiter.“ Christopher starrt enttäuscht auf die Kristallwand vor uns. Noch immer kein Ausgang in Sicht. So langsam bezweifle ich, dass es überhaupt einen Weg aus dieser Höhle gibt. Wir befinden uns immer noch in der Kuppel und suchen schon seit geraumer Zeit nach einem Ausweg, den es leider nicht zu geben scheint. Bei längerer Suche kommt es einem so vor, als sähe hier alles gleich aus. Das macht die Sache wiederum nicht einfacher.

Logan wendet sich an Jake: „Was nun? Sollen wir in einer anderen Richtung suchen?“

Gerade will Jake antworten, aber ich komme ihm zuvor: „Was soll das bringen? Wenn wir so weitermachen, finden wir nie einen Ausgang!“ Enttäuscht und sich dieser Tatsache durchaus bewusst blickt Jake zu Boden. Er weiß also auch nicht weiter. Ich sehe mich um und suche nach einer höher gelegenen Stelle. Als ich ein stabil aussehendes Kristallgebilde entdecke, laufe ich dorthin.

Rachel ruft mir nach: „Was machst du denn, Jess?“

„Mir einen Überblick verschaffen!“ Mit diesen Worten springe ich auf das stufenartige Gebilde. Dann suche ich mir die nächstgelegene Plattform. So arbeite ich mich Stück für Stück immer weiter nach oben, bis ich schließlich an der Spitze ankomme. Wer sagt's denn! Von hier aus habe ich einen guten Überblick und kann so nach einem Ausgang suchen.

„Pass auf, dass du nicht runterfällst!“ Christophers Bemerkung hat mir klar gemacht, in welcher Höhe ich mich befinde. Von unten hat das Ganze etwas niedriger gewirkt. Zumindest kann ich so alles überblicken. Ich kralle meine Pfoten im Kristall fest und fange an zu suchen.

Nach einer Weile fragt Logan nach: „Wie sieht es aus? Kannst du etwas erkennen?“

Ich schüttle den Kopf: „Fehlanzeige. Hier führt kein Weg raus. Wir sind eingeschlossen!“ Plötzlich beginnen meine Beine zu zittern.

Unsicher schaut auch Rachel auf den Kristallboden unter sich: „Bin ich diejenige, die so zittert, oder ist das ein...“ Plötzlich wird das Beben stärker und unterbricht Rachel, die sich kaum auf den Beinen halten kann.

„Wir haben doch gar nichts angefasst!“ Chris blickt hilflos um sich, als er plötzlich mit aufgerissenen Augen in die Ferne starrt. „Das sieht gar nicht gut aus! Wir müssen hier weg! Schnell!“ Was meint er bloß? Vorsichtig drehe ich mich um und bemühe mich, mein Gleichgewicht zu halten. Ich ramme meine Klauen noch tiefer in das Kristallgebilde, als ich sehe, was hinter mir auf uns zukommt.

Am anderen Ende der Kuppel, scheint sich die ganze Höhle umzuformen! Mit lautem Krachen wachsen neue Kristalle aus der Oberfläche und kollidieren mit den bereits vorhandenen. Kristallspeere schießen aus dem Boden und den Wänden, während riesige Brocken aus der Decke brechen und alles unter sich begraben. Wenn wir uns nicht beeilen, sind wir in wenigen Augenblicken mittendrin!

„Schnell, Jess! Weg von hier!“ Jakes Schrei löst meine Körperstarre. Nur leider etwas zu spät. Ich spüre einen heftigen Ruck, als ein weiteres Kristallgebilde aus dem Boden schießt und mit der Plattform zusammenstößt. Ich verliere den Halt, als der Kristall unter mir in tausende Teile zerspringt. Im letzten Moment springe ich meinen Freunden entgegen.

Ich höre Rachel rufen: „Nein, Jessica! Das ist viel zu hoch!“ Der Boden kommt näher. Ich kneife die Augen zu und warte auf mein Schicksal. Als ich spüre, wie mich etwas in der Luft abfängt, reiße ich sie sofort wieder auf. Bevor ich aber realisieren kann, was gerade passiert ist, folgt eine unsanfte Landung. Der Aufprall ist hart. Erst als ich gegen eine der Wände geschleudert werde, komme ich zum Stillstand. Dennoch bin ich weitestgehend unverletzt.

„Jess! Jess! Kannst du mich hören?“ Rachels stimme hallt noch lange nach. Ich kann nicht klar sehen. Konzentration. Ich darf nicht bewusstlos werden!

Endlich wird meine Sicht klarer und ich erkenne die Umrisse einer braunen Wölfin: „Rachel, was ist passiert? Wer hat mich gerettet?“

Voller Panik versucht sie, mir auf die Beine zu helfen: „Es war Logan! Er hat dich gerade noch abgefangen! Hätte er nicht so schnell reagiert, wäre es übel ausgegangen.“

„Das tut es immer noch, wenn wir uns nicht beeilen!“ Jake kommt auf uns zugelaufen und packt mich mit dem Maul unsanft im Nacken. Mit einem Ruck zieht er mich hoch. „Los jetzt! Hier bricht alles zusammen!“ Dann läuft er los.

Rachel und ich haben keine Zeit mehr, um noch länger nachzudenken und folgen ihm. Erst jetzt bemerke ich die Gefahr um uns. Wir befinden uns inmitten einer Katastrophe. Alles bricht zusammen. Immer mehr rote Kristalle schießen aus dem Boden hervor und versperren uns den Weg. Kaum befindet sich ein neues Hindernis vor uns, reagiert Jake blitzschnell. In Windeseile manövriert er an der Gefahr vorbei und führt uns mit enormer Geschwindigkeit durch die einstürzende Kuppel. Als ich einen Blick hinter mich werfe, sehe ich Chris und Logan, die uns ebenfalls folgen. Was für ein Glück, ich hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet.

Christopher springt über einen Kristall hinweg: „Wo laufen wir denn hin? Es gibt keinen Ausgang! Wir können nicht raus!“

„Zurück zur Höhle! Lauft!“ Das ist also Jakes Plan. Er will umkehren. Nur noch ein paar Meter und wir haben es geschafft! Gleich sind wir draußen!

„Nein, bitte nicht!“ Rachels entsetzter Schrei ist das Letzte, das ich höre. Als wir schon fast draußen sind, schießt die Kristallwand, die uns zuvor schon einmal den Weg versperrt hat, wieder aus dem Boden heraus. Jake reagiert blitzschnell und will noch bremsen, doch er hat ein viel zu hohes Tempo drauf. Ohne etwas dagegen tun zu können, knallt er gegen die Wand. Dem Rest unseres Rudels geht es genauso.

Chris, der auf mir liegt, stammelt: „Wieso nur?“

Unter mir bewegt sich jemand. Es ist Jake, der versucht, sich unter mir hervorzuziehen: „Wir müssen hier weg.“ Er bricht zusammen und rührt sich nicht mehr.

Mein Blick fällt auf Rachel, die unter Logan liegt. Sie sieht sich verwirrt um: „Fällt euch nichts auf?“ Keiner antwortet ihr. „Das Beben hat aufgehört!“ Wie war das? Sofort rolle ich mich zur Seite. Logan und Chris machen keine Anstalten, sich zu bewegen.

Nur Jake ist ähnlich überrascht und kämpft sich hoch: „Du hast recht. Es hat tatsächlich aufgehört.“ Wir hatten riesiges Glück. Die gesamte Kuppel sieht völlig anders aus. Überall liegen riesige Kristalle herum. Scherben sind am ganzen Boden verteilt. Dieses Beben hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Es grenzt an ein Wunder, dass wir das überlebt haben. Jetzt stellt sich also nur noch eine Frage: was, um Himmels Willen, sollte das Ganze?

Ich schaue kopfschüttelnd zu Rachel rüber: „Also eines steht fest: dieses Beben hatte keine natürliche Ursache.“

Sie kommt zu mir: „Wie kommst du darauf?“

Ich starre nachdenklich auf den Boden: „Bei einem natürlichen Beben kommen keine Kristalle aus den Wänden. Das ist Teil der Prüfung. Irgendjemand scheint nicht zu wollen, dass wir weiterkommen.“

„Schlaues Mädchen!“ Was war das? Ein tiefes, bedrohliches Lachen hallt über uns hinweg.

„Wo kam das her?“ Unsicher schweifen Christophers Augen über die Kristalllandschaft. Hier ist niemand außer uns. Mir schwant Übles.

Jake übernimmt augenblicklich das Kommando: „Christopher, kümmere dich um Logan! Bring ihn wieder auf die Beine und kommt dann her zu uns! Schnell!“ Jake, Rachel und ich behalten in der Zwischenzeit die Umgebung im Auge. Die beiden sind ähnlich angespannt wie ich.

Plötzlich ertönt die unheilvolle Stimme erneut: „Ihr Narren! Glaubt ihr tatsächlich, dass ihr diesen Ort lebend verlassen werdet? Ihr hättet gar nicht erst herkommen sollen! Das ist mein Reich! Ich kontrolliere alles und jeden hier!“

Nun erhebt Jake seine Stimme: „Wer bist du? Was willst du von uns?“ Endlich stoßen auch Chris und Logan zu uns. Wir fünf rücken näher zusammen und halten uns bereit.

Die Stimme antwortet: „Wie ich bereits sagte, ich bin der Gebieter über alles und jeden hier! Mein Name ist Rubin!“ Plötzlich donnert wenige Meter vor uns eine gewaltige Kristallplattform aus dem Boden. „Verneigt euch vor eurem Schicksal!“ Was ist das? Auf der Plattform ist jemand!

Chris senkt seine Stimme und wendet sich unsicher an die Gruppe: „Ist das etwa unser erster Prüfer?“ Er soll also entscheiden, ob wir würdig sind. Leider ist seine Erscheinung alles andere als normal. Jetzt verstehe ich auch, warum sich die gesamte Umgebung verändert hat. Rubin kontrolliert diese Höhle. Er besteht durch und durch aus Kristall! Wie ist das bloß möglich?

Jake fixiert den rot schimmernden Wolf und schüttelt den Kopf: „Das könnte sich als Problem darstellen. Wir müssen äußerst vorsichtig sein.“ Mit hämischem Grinsen und erhobenem Haupt kommt Rubin nun auf uns zu. Er nähert sich dem Rand der Plattform. Ohne den Abgrund, der sich vor ihm auftut, zu beachten, geht er weiter. Als er schließlich den ersten Schritt über die Plattform wagt, fährt plötzlich ein weiterer Kristall aus dem Boden und kommt genau unter Rubins Pfote zum Stillstand. Er macht einen weiteren Schritt und das Gleiche geschieht noch einmal. Majestätisch schreitet er zu Boden.

Dann mustert er unsere erstaunten Gesichter: „Beeindruckt?“ Er stampft fest auf den Boden, woraufhin alle soeben entstandenen Kristalle hinter ihm wieder im Boden versinken. Das ist in der Tat beeindruckend. Was mich aber noch mehr fasziniert, sind die Augen dieses Wolfs. Sie leuchten in einem feurigen Rot und wirken dennoch so leblos. Unheimlich.

Ich bemühe mich, nicht zu stottern und frage nach seinen Absichten: „Was willst du von uns?“ Als er mir daraufhin direkt in die Augen sieht, muss ich mich abwenden. Ich habe keine Chance, seinem Blick standzuhalten.

„Das Gleiche könnte ich euch fragen.“ Er setzt sich in Bewegung und umkreist uns, den Blick immer noch auf mich gerichtet. „Ihr wollt doch etwas von mir, oder etwa nicht? Sonst wärt ihr nicht hier.“ Er fixiert einen nach dem anderen mit prüfendem Blick.

Plötzlich tritt Rachel nach vorne und gibt ihm eine Antwort: „Wir müssen zum Kristallwald.“ Sie wirkt entschlossen und bietet dieser bedrohlichen Gestalt die Stirn.

Der Wolf reagiert sofort darauf und stellt sich direkt vor sie: „Was du nicht sagst?“ Der ironische Unterton in seiner Stimme gefällt mir gar nicht. „Bleibt nur eine Frage: was wollt ihr im Kristallwald?“ Gerade will Rachel antworten, als er ihr das Wort abschneidet. „Warte. Ich habe da eine Vermutung. Ihr wisst doch nicht etwa über das Mysterium der Wölfe Bescheid, oder etwa doch?“

Jake reißt der Geduldsfaden: „Ja, wir wissen alles darüber. Ohne die Sache weiter hinauszuzögern, will ich dir von unseren Absichten erzählen.“ Rubin sieht aufmerksam zu Jake, bleibt aber bedrohlich nahe vor Rachel stehen. „Wir wurden von einem guten Freund hierhergeschickt. Sein Name war Kyrion. Er hat uns eine Aufgabe gegeben. Wir müssen das Amulett der Zweifel finden. Die Welt, wie wir sie kennen, ist in Gefahr. Bitte lass uns passieren! Wir versprechen dir...“

„Genug!“ Ich zucke zusammen, als die donnernde Stimme über uns hinweg hallt. Auf einmal liegt eine bedrohliche Spannung in der Luft. Alle Augen sind auf Rubin gerichtet, dessen Blick sich verfinstert hat. „Ihr glaubt allen Ernstes, dass ich euch zum Kristallwald gehen lasse? Glaubt ihr, dass ich nicht bemerkt habe, wer sich in eurem kleinen Rudel aufhält?“ Plötzlich fixieren seine feuerroten Augen nur mich und ich drücke mich näher an Chris, der neben mir steht. „Ihr wagt es, eine Schattenwölfin in diese heiligen Hallen zu führen?“ Seine Stimme wird immer lauter. „Diesem unreinen Wesen soll ich freien Zutritt zum Kristallwald gewähren? Ihr müsst verrückt sein, so etwas zu glauben!“ Ich zucke zusammen, als er sich in meine Richtung dreht. Gerade will er auf mich zugehen, als etwas passiert, mit dem ich nicht rechne. Rachel stellt sich vor ihn. Die sonst so unsichere und bedachte Rachel, die jede Gefahr so gut es geht vermeidet, versperrt Rubin den Weg.

Ohne zu zögern sieht sie ihm tief in die bedrohlichen Augen: „Hör auf, so über meine Freundin zu sprechen!“ Schockiert starren wir vier auf Rachel, die kein Bisschen zurückweicht. „Du kennst sie doch gar nicht! Wenn du nur wüsstest, was sie alles durchgemacht hat! Sie ist eine der aufrichtigsten und fürsorglichsten Personen, die ich je kennenlernen durfte!“ Stille. Es ist völlig ruhig.

Doch plötzlich ertönt Rubins bösartiges Lachen. Ihn scheint Rachels Reaktion zu amüsieren: „Was für eine Freundschaft! Du stehst für deine Kameradin ein. Du glaubst an sie. Wie rührend.“ Was ist das für ein merkwürdiges Gefühl? Hier braut sich doch irgendwas zusammen! Er hat seinen Blick noch immer starr auf Rachel gerichtet. Was hat er bloß vor? „Plagen dich etwa gar keine Zweifel?“

Was ist das? Seine Augen beginnen plötzlich zu leuchten. Rachel kann ihren Blick nicht mehr abwenden. Wie gebannt starrt sie ihm in die feuerroten Augen und bewegt sich nicht. Rubin hebt seine Pfote. Er wird doch nicht etwa?

„Rachel, pass auf!“ Im allerletzten Moment wirft sich Logan gegen Rubin, der mit der plötzlichen Attacke nicht gerechnet hat. Rubin wird weggeschleudert, landet aber ohne Mühe auf seinen Pfoten, während Logan zusammenbricht. „Verdammt! Sein Körper ist hart wie Stein!“

Chris sucht nach einem Ausweg: „Wir müssen schleunigst weg von hier, Leute!“

Wieder beginnt Rubin zu lachen: „Zwecklos! Ihr seid in meinem Territorium! Es gibt keinen Ausweg, solange ich keinen erschaffe!“ Ich gebe ihm zwar nur ungern recht, aber Rubin weiß, wovon er spricht. Jetzt lässt sich ein Kampf wohl nicht mehr vermeiden.

„Was ist gerade passiert?“ Rachel!

Ich stütze sie etwas: „Alles in Ordnung? Du warst völlig weggetreten. Keine Ahnung, was der Kerl mit dir gemacht hat.“

Bevor sie antworten kann, übernimmt Jake das Wort: „Kommt näher zusammen!“ Sofort folgen wir seiner Anweisung und stellen uns in einer dichten Reihe vor Rubin auf, der gerade wieder auf uns zukommt.

Diesmal hat er aber nicht mich, sondern Rachel im Visier: „Mal sehen, wie sehr du wirklich von dir und deinen Freunden überzeugt bist! Bisher hat noch jeder, der hierhergekommen ist, an sich gezweifelt! Du bist keine Ausnahme!“ Was meint er damit?

Jake drückt Rachel zurück: „Bleib hinter uns, Rachel.“ Instinktiv stellen wir vier uns vor sie.

Rachel wehrt sich aber: „Hört auf, mich in Schutz zu nehmen! Wenn er nur mich will, dann haltet euch da raus!“ Sie versucht, sich wieder nach vorne zu drängen, aber keine Chance. Ich bleibe stur stehen und versperre ihr den Weg. Sie hat sich vorhin so sehr für mich eingesetzt und ist nun wegen mir in Gefahr. Jetzt bin ich dran, sie zu schützen.

Ich blicke ihr flehend in die Augen: „Mit diesem Gegner ist nicht zu spaßen. Jetzt ist nicht die Zeit für große Heldentaten, sondern für logische Entscheidungen. Wenn er dich will, musst du im Hintergrund bleiben.“ Sie schüttelt enttäuscht den Kopf und wendet sich ab. „Bitte versteh das.“ Nun nickt sie. Auch wenn Rachel der Gedanke nicht zu gefallen scheint, sie sieht es ein.

Logan steht mittlerweile auch wieder fest auf den Beinen und fixiert unseren Gegner, der näherkommt: „Dann wäre das auch geklärt.“ Er blickt Rubin tief in die Augen. „Nun zu dir!“ Mit diesen Worten drückt er sich vom Boden ab und springt ihm entgegen. Das ist der Startschuss für Jake, Chris und mich. Während Jake nach links läuft, übernimmt Chris die rechte Seite. Ich laufe an Rubin vorbei und bereite mich auf einen Angriff von hinten vor. Dann geht alles blitzschnell. Ohne große Mühe schleudert Rubin Logan weg. Der Frontalangriff ist gescheitert. Also übernehmen Jake und Chris, die sich gleichzeitig von links und rechts auf unseren Gegner stürzen. Leider weicht Rubin mit Leichtigkeit aus. Jake und Chris stoßen frontal mit den Köpfen zusammen. Ohne lange zu zögern will sich Rubin nun Rachel widmen, aber da hat er die Rechnung ohne mich gemacht! Ich springe ihm von hinten auf den Rücken. Als er versuchen will, mich abzuschütteln, reagiere ich schnell und ramme meine Klauen in ihn hinein. Zumindest versuche ich das.

„Was zum Teufel?“ Meine Krallen hinterlassen nicht einmal einen Kratzer auf Rubins kristallenem Körper. Ich verliere den Halt und verbeiße mich in seinem steinharten Nacken.

Wütend schlägt er nun seinen Kopf nach hinten und erwischt mich am linken Vorderbein. Ich reagiere zu spät, woraufhin Rubin seine Chance nutzt. Geschickt beißt er in mein Bein und reißt mich mit einem Ruck von sich. Ich lande unsanft vor ihm auf dem Boden.

„Verschwinde von da, Jess!“ Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich Jake wieder auf Rubin stürzt und diesen zur Seite wirft. Sofort eilen ihm auch Chris und Logan zur Hilfe. Sie drücken den mächtigen Kristallwolf mit vereinten Kräften zu Boden. Rubin schlägt knurrend und zähnefletschend um sich.

Rachel hilft mir auf die Beine: „Wie soll das bloß ausgehen? Wir können Rubin nicht verletzen. Sein Körper hält alles aus.“

„Es reicht!“ Ich zucke zusammen, als Rubins wütende Stimme über mich hinweg donnert. Seine Augen erstrahlen in einem bedrohlichen Licht. Der Boden bebt.

„Nein, Jess! Was machst du denn da?“ Ich ignoriere Rachels verzweifelte Schreie und laufe einfach weiter. Die anderen müssen schnell von Rubin runter! Ich muss sie warnen!

So laut ich nur kann, schreie ich in ihre Richtung: „Weg von ihm! Ihr müsst schnell runter von Rubin! Beeilt euch!“ Zu spät. Ohne Vorwarnung schießen Kristallspeere rund um Rubin aus dem Boden. Jake und Logan können sich noch rechtzeitig von dessen Körper drücken, aber Chris reagiert zu spät. Ein Speer durchbohrt seine rechte Schulter.

„Chris!“ Rachel stürmt auf ihn zu, aber ich stelle mich vor sie. „Was machst du denn da? Wir müssen ihm helfen!“

Ich schüttle den Kopf: „Das ist zu riskant!“ Gebannt starren wir beide nun auf Rubin, der sich langsam wieder erhebt. Stolz blickt er auf Chris herab, der winselnd vor ihm auf dem Boden liegt. Der Kristallspeer steckt noch immer in seiner Schulter. Jake und Logan liegen abseits von ihm. Der Boden hat aufgehört zu beben, aber die Gefahr ist noch lange nicht vorbei.

Rubin hat ein schadenfrohes Grinsen im Gesicht: „Ich habe euch gewarnt.“ Er beugt sich zu Chris. „Mit einem Ruck reißt er den Speer aus dessen Schulter. Sein schmerzverzerrtes Jaulen hallt durch die Kuppel. Blut tritt aus der tiefen Wunde aus und färbt Christophers Fell rot. Mit abwertendem Kopfschütteln fährt Rubin mit der Schnauze unter seinen Körper und schleudert ihn weg. Er kommt hart neben Jake und Logan auf, die sofort zu ihm eilen. Chris rührt sich nicht mehr.

„Verdammt!“ Mit diesen Worten laufe ich zu ihnen. Rachel folgt mir. Wie sollen wir hier nur jemals lebend rauskommen?

382,18 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
400 стр.
ISBN:
9783754949955
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают