Читать книгу: «Endlich schwanger», страница 3

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Für Anfang Januar hatten wir unseren Umzug geplant. Meine Eltern freuten sich total, dass ich mit meinem tollen neuen Freund zusammenzog, von dem ich ihnen schon so viel vorgeschwärmt hatte, und den sie natürlich jetzt endlich auch mal persönlich kennenlernen wollten. Und Weihnachten war es dann endlich soweit. Mama hatte Chris ausdrücklich miteingeladen.

"Du darfst dich geehrt fühlen, Mäuschen", sagte ich, als ich ihm die frohe Botschaft überbrachte. "Das hat sie vorher noch nie gemacht. Wirklich noch nie."

Weihnachten fuhren wir dann nach Hause zu meinen Eltern. Es wurde rundum ein voller Erfolg. Meine Eltern mochten Chris auf Anhieb, vor allem meine Mutter, und Chris fand meine Eltern auch sehr sympathisch. Als ich ihn meiner Mutter vorstellte, lächelte er sie strahlend an, echt so total unwiderstehlich.

"Hallo, ich bin Christoph."

Mama schloss Chris sofort in ihr Herz. Und sogar in die Arme! Chris war der erste Mann, den ich ihr vorstellte, den sie als meinen Zukünftigen akzeptieren konnte. Mit meinen Freunden davor war Mama immer nicht einverstanden gewesen. Hinnerk fand sie zu alt, er war zwar Dozent an der CAU, aber er war auch 15 Jahre älter als ich, außerdem geschieden und obendrein mit zwei Kindern, die damals schon halb so alt waren wie ich, zehn und zwölf. Daniel wiederum fand sie viel zu jung, sagte sie, aber vor allem fand sie ihn viel zu ausgeflippt, glaube ich. Er machte Musik in verschiedenen Bands, Goregrind, Punk und so, und danach sah er auch aus.

"Völlig ungepflegt", befand Mama, nachdem sie ihn das erste Mal gesehen hatte, "völlig ungepflegt!"

In den knapp zwei Jahren, die wir zusammen waren, ich und Daniel, bekam sie ihn dann vielleicht noch dreimal zu Gesicht, aber das erste Mal hatte ihr im Grunde schon gereicht. So einer kam für sie nicht in Frage als Schwiegersohn. Papa äußerte sich zu sowas nie, aber ich denke, dass er da mit Mama einer Meinung war. Doch von Chris waren sie begeistert, beide.

Natürlich hatte ich Chris vorher eine kleine Einweisung für unser Familienweihnachten gegeben.

"Weihnachten ist bei uns zuhause eine ziemlich große Sache. Wir haben so richtige Weihnachtsrituale. Heiligabend zuerst großes Adventskaffeetrinken."

"Adventskaffeetrinken, okay."

"Dann mit Papa ins Altersheim zu Nazi-Oma."

"Nazi-Oma?! Nicht okay!"

"Ja nee. Nazi-Oma ist Papas Mutter, aber wir Kinder sagen immer Nazi-Oma, weil sie wirklich ziemlich extreme Ansichten hat. Danach geht's dann zum Gottes..."

"Zum Julklap ins Führerhauptquartier."

"Nein, so ein Quatsch!" Ich musste natürlich lachen. "Also, immer schön ernst bleiben, Herr Ernst! Weihnachten ist eine ernste Angelegenheit bei uns. Und für mich dieses Jahr ganz besonders." Ich gab ihm einen dicken feuchten Kuss. "Nach dem Altersheim gehen wir zum Gottesdienst in die Kirche, wo Mama im Kirchenvorstand ist. Danach ist Bescherung. Und dann Abendessen."

"Die volle Dröhnung."

"Die volle Dröhnung, allerdings. Und dabei kannst Du froh sein, dass Mama das Programm schon ein wenig abgespeckt hat in den letzten Jahren. Natürlich ist alles immer noch sehr festlich, aber die Atmosphäre ist mittlerweile echt schon fast gechillt."

"Früher war mehr Lametta."

"Definitiv! Aber heute ist auch immer noch ziemlich viel Lametta. Das ganze Haus erstrahlt im Glanz der Lichter. Es gibt einen riesigen Weihnachtsbaum, der bis an die Decke reicht. Und eine Weihnachtskrippe. Und ein Orchester von Engelchen mit grünen Flügeln und nackten Popos. Die ganze Familie kommt zu Weihnachten in Vellmar zusammen."

"Bis auf Nazi-Oma. Die hält im Heim die Stellung", sagte Chris lachend.

"Quatschkopf! Also, mein kleiner Bruder, Tobi, wohnt ja sowieso noch zuhause. Er macht nächstes Jahr erst Abi. Und Todder, also mein großer Bruder, kommt mit seiner Freundin aus Frankfurt rüber. Sie heißt Agnieszka. Sie ist Polin."

"Agnieszka, okay. Und Todder."

"Ja. Also eigentlich Thorsten. Die beiden sind schon fast fünf Jahre zusammen. Und für meine Mutter ist Agnieszka schon längst die zukünftige Schwiegertochter. Und dann wir beide natürlich. Wir sind dieses Jahr natürlich die Hauptattraktion."

"Hauptattraktion? Du machst mir ein wenig Angst, Prinzessin. Wieso Hauptattraktion?"

"Spinner! Hauptattraktion einfach weil es das allererste Mal ist, dass ich zu Weihnachten meinen Freund nach Hause mitbringe."

In meiner Familie lieben wir wirklich alle Weihnachten, aber Mama ist fast schon ein bisschen verrückt damit. Doch Chris schien das nichts auszumachen. Er machte alles brav mit, war höchst charmant und angemessen ergriffen, sang inbrünstig Weihnachtslieder und freute sich über jede kleine Kleinigkeit. Den Besuch bei Nazi-Oma ersparte ich ihm, stattdessen leistete er Mama bei den Vorbereitungen für das Abendessen Gesellschaft. Und danach waren die beiden dann ein Herz und eine Seele, Mama duzte ihn sogar. Ich fand, er machte so ein bisschen auf armes Waisenkind, das zum ersten Mal den Zauber von Weihnachten erlebt, und damit konnte er Mama natürlich um den Finger wickeln. Sie war richtig hin und weg. Als wir vom Gottesdienst nach Hause gingen, hakte sie sich bei mir unter und flüsterte mir verstohlen zu:

"Dein Chris ist ja wirklich ein ganz toller. Den halte dir mal schön fest, Mäuschen!"

"Ja, Mama, das finde ich auch. Das mach ich."

Auch Papa und Todder mochten Chris sofort. Für Papa war einfach nur wichtig, dass Chris mich wirklich liebte und dass er mir offenbar sehr guttat. Und mein großer Bruder verstand sich auf Anhieb mit Chris. Todder hat ja selbst auch eine kleine Berater-Firma, von daher hatten sich die beiden sofort ganz viel zu erzählen. Nur Tobi fand Chris offenbar eher doof.

"Der kriegt ja schon Glatze." Das war wenig charmant ausgedrückt, aber für einen Mann knapp über 30 hatte Chris tatsächlich schon ziemlich Geheimratsecken, sein einziges Schönheitsproblem.

Später, als wir allein waren in meinem alten Zimmer, erzählte ich Chris, wie begeistert meine Familie von ihm war, und zwar alle. Bis auf Tobi. Und dass ich mich natürlich wahnsinnig darüber freute. Klar zog ich ihn auch ein bisschen damit auf, dass meine Mutter ihn so klasse fand.

"Ich glaub, sie ist ein bisschen in dich verknallt. Das kann ich sehr gut verstehen. Wie machst du das bloß, dass alle Frauen dir verfallen?"

"Ich bin ein Zauberer", flüsterte er mir ins Ohr. "Magische Kräfte geben mir Macht über alle Frauen in dieser Familie."

"Und sind Sie ein guter oder ein böser Zauberer, Herr Zauberer?", fragte ich und schmiss mich ein bisschen an ihn ran.

"Es gibt keine guten Zauberer, kleine Prinzessin. Es ist alles schwarze Magie. Böser Lust-Zauber." Er steckte mir seine Zunge ins Ohr. "Sehr sehr böser Lust-Zauber."

"Mhm, Lust-Zauber", schnurrte ich. "Und wie geht das, so schwarze Magie? Benutzen Sie dafür diesen süßen kleinen Zauberstab hier?" Ich fasste ihm in den Schritt und küsste ihn. "Also zeigen Sie mir jetzt vielleicht mal, wie das geht, schwarze Magie?", fragte ich frech. "Oder soll ich hier noch die ganze Nacht weiterquasseln?"

Solche Frechheiten ließ sich der böse Zauberer natürlich nicht lange gefallen. Er packte mich und warf mich aufs Bett, schneller als ich Zauberstab sagen konnte, und zeigte mir seinen bösen Lust-Zauber. Ohne Umschweife, einfach so whoosh! Mir blieb echt fast die Luft weg. Ich quasselte also nicht die ganze Nacht weiter. Und bestimmt hatte in meinem Elternhaus noch nie jemand so dermaßen vulgären und wollüstigen Sex wie Chris und ich an diesem Weihnachtsabend. Und auf’ne Art war ich ganz froh, dass meine Eltern nichts davon ahnten, wie schamlos es die brave Tochter und der nette Schwiegersohn in spe unter ihrem Dach miteinander trieben.

Weihnachten war also ein voller Erfolg. Wir blieben noch bis zum 27., waren total faul, ließen uns bedienen, Hotel Mama, aßen und tranken sehr gut und viel zu viel, machten Spaziergänge runter zur Fulda. Und hatten natürlich noch ganz oft Wundersex in meinem Jugendbett. Ganz bösen Lust-Zauber!

Am 28. Dezember waren wir dann wieder zurück in Hamburg. Ich musste ja arbeiten. Und unseren Umzug mussten wir natürlich auch noch vorbereiten, Sachen packen, ein paar Kleinigkeiten renovieren, Umzugshelfer organisieren undsoweiter.

Und dann waren wir bereit für unser großes Abenteuer!

3

Wir sind genau an unserem ersten Jahrestag zusammengezogen. Das war ein gutes Vorzeichen, fand ich. Es waren nur zwei ganz kleine Umzüge, der Bulli von meinem Mitbewohner Adrian und unser Auto reichten dazu völlig. Unsere meisten Sachen befanden sich ja noch in diversen Zwischenlagern in Kiel, Marburg, Hannover, Kassel und Braunschweig.

Kaum waren wir nach dem Umzug allein in der Wohnung, schubste Chris mich aufs Bett und nahm mich, von hinten, wirklich sehr sehr stürmisch! Wow! Wahnsinn! Supersahnegeil! Ich kam praktisch sofort. Kein Wunder bei dieser aufgekratzten Stimmung, in der ich war. Diese super Nummer fand ich dann natürlich das zweite gute Vorzeichen für unser zukünftiges Zusammenleben.

Das sollte sich später auch bewahrheiten. Unser Sexleben war ja vorher schon der Wahnsinn, aber nach unserem Zusammenziehen steigerte sich das alles nochmal um 1000 Prozent. Vielleicht sagen das alle, aber bei uns war es wirklich so. Ich mein jetzt gar nicht mal so sehr quantitativ, klar, da musst du im Alltag natürlich auch Kompromisse machen. Aber qualitativ auf jeden Fall! Vielleicht machten wir es etwas weniger häufig als am Anfang, aber dafür immer superintensiv. Mit Chris war es wirklich der beste Sex meines Lebens bis heute. Er hatte immer ein unglaubliches Gespür für mich, dafür, was ich wollte, was ich brauchte, wonach ich verlangte, auch ohne es jemals auszusprechen, ja vielleicht auch ohne es überhaupt selber zu wissen. Chris war mein Seelenfreund. Auch und insbesondere was Sex anging.

Am Tag nach dem Umzug gingen wir abends ins Kino und guckten das erste Mal Avatar. Mir wurde zwar ein bisschen schwindelig von dem 3D, aber trotzdem war Avatar danach irgendwie unser Film. Die Wohnung war unser Waldplanet, ich war das süße blaue Tier und Chris der Computer-Nerd, der unsterblich in mich verliebt war.

"Und auch ein bisschen behindert."

Wir haben Avatar später noch öfter geguckt, auf DVD. Es ist wirklich ein toller Film, so wie vielleicht außerdem nur noch Titanic, den ich geliebt habe damals, als ich ein Teenager war.

"Ich vertraue Ihnen", sagt Rose in dieser berühmten Szene, wo sie zusammen am Bug stehen. Schön wär's gewesen! Aber sie konnte natürlich auch nicht ahnen, dass sie geradewegs auf den Untergang zurasen.

Es dauerte dann natürlich noch etwas, bis wir mit dem Einrichten der Wohnung halbwegs fertig waren. Ganz fertig wird man ja nie. Aber wir fingen zum Beispiel an, all die Sachen zusammenzutragen, die wir früher mal irgendwo zurückgelassen hatten, bei Freunden oder in alten WGs, Sachen, die einem was bedeuten, und die man aber nicht mitnehmen kann, weil es in der neuen Wohnung keinen Platz dafür gibt. Man lässt ja immer was zurück, wenn man geht. Dass wir das machten, fand ich das dritte gute Vorzeichen. Offenbar hatten wir beide vor, uns hier zusammen einzurichten und endgültig sesshaft zu werden. Ich holte sogar meinen schönen alten Bauernschrank von zuhause ab, der seit meinem Auszug vor zehn Jahren in meinem alten Zimmer gestanden und auf mich gewartet hatte, meinen allerliebsten Lieblingsschrank, den ich mit 18 zum Geburtstag gekriegt hatte.

Wir hatten ein tolles erstes Jahr auf dem Waldplaneten. Das überraschte nicht wirklich nach dem tollen Start und den vielen guten Vorzeichen. Aber ob man wirklich miteinander leben kann, ob es wirklich passt, das kannst du ja vorher überhaupt nicht wissen. Vor dem Zusammenziehen. Und vielleicht gerade dann nicht, weil du da frisch verliebt bist und sowieso alles klasse findest am Partner.

Der vielleicht wichtigste Punkt: Unser Zusammenleben stellte sich als äußerst harmonisch heraus. Damit hatte ich zwar gerechnet, aber man kann ja nie wissen. Vorher waren wir in Wirklichkeit ja immer auf Besuch, wenn wir beim andern waren. Und richtig zusammen zu wohnen, ist dann ja oft noch mal was ganz anderes. Und es außerdem für uns beide ja auch das erste Mal war, mit einem Partner zusammenzuwohnen.

Aber offenbar verbanden wir beide mit unserer Wohnung die gleiche Sehnsucht. Wir wollten ein richtiges Zuhause. Und das schufen wir uns, Stück für Stück. Wir machten es uns schön. In unserer Wohnung, vor allem aber auch miteinander. Wir waren so oft zuhause, wie es ging. Wir wollten am liebsten jeden Abend zusammen verbringen, zusammen essen, zusammen abhängen. Und zusammen zu Bett gehen. Das klappte allerdings ganz oft nicht, wegen der Arbeit. Ich hatte oft Dienste im Krankenhaus, dann kam ich gar nicht nach Hause. Oder Chris war unterwegs auf Geschäftsreise und konnte dann auch nicht immer nach Hause kommen. Aber die Sehnsucht danach war bei uns beiden da. Zusammensein. Zweisamkeit. Manchmal musste Chris abends noch dringend was fertig machen, für seine Arbeit, und machte das dann aber lieber bei mir zuhause, als dafür extra nochmal ins Büro zu fahren. Natürlich gingen wir abends auch manchmal aus, aber alles längst nicht mehr so ausdauernd wie in unserem ersten Jahr. Jetzt machten wir es uns lieber auf dem Waldplaneten gemütlich, lümmelten auf unserem tollen Sofa rum und guckten DVD. Oder lasen. Oder ich guckte fernsehen, während Chris neben mir saß und noch was arbeitete und dabei meine Füße streichelte. Das Sofa hatten wir uns zum Einzug geschenkt. Es war unser erstes gemeinsames Möbelstück, und das bedeutete uns natürlich unendlich viel. Natürlich gingen wir auch manchmal allein aus, trafen uns mit Freunden, das war aber auch weniger als vorher. Und meistens verabredete ich mich dann mit Leuten, wenn Chris eh nicht da war, weil er auswärts arbeiten musste. Und er ebenso.

Und dann gab es natürlich auch noch Wundersex. Das ist ja nun mal einfach der Moment, wo du es am intensivsten spürst, dass du zusammengehörst. Und der Waldplanet war für uns wie ein riesiger Abenteuerspielplatz für heiße Experimente. Wir probierten alles zumindest mal aus. Also fast alles. Am Ende landeten wir natürlich doch meistens im Bett. Oder auf dem Sofa, das dafür wie gemacht zu sein schien. Und vielleicht war es ja wirklich dafür gemacht, kam mir im Laden schon so vor.

Ich war glücklich!

Dieses Jahr auf dem Waldplaneten war unsere schönste Zeit zusammen. Der Waldplanet war unser Zuhause. Unsere kleine Welt. In der es nur uns beide gab, und unsere Liebe und unser großes Glück.

Haupthindernis für das schöne Leben in unserem wunderbaren neuen Zuhause war natürlich die Arbeit. Zu Jahresbeginn wechselte ich planmäßig auf eine andere Station, und das war natürlich erstmal wieder wahnsinnig viel Arbeit, da reinzukommen. Auf der neuen Station lernte ich dann Sonia kennen, meine neue Kollegin und bald darauf auch meine beste Freundin in Hamburg. Wir beide arbeiteten echt super zusammen. Wir halfen uns aus, wo wir konnten, hatten immer ein Auge auf die Arbeit der anderen, damit wir keine Fehler machten. Das ist wirklich supergut, wenn du so eine Kollegin und Freundin hast.

Chris musste in dem Jahr auch ganz viel arbeiten. Network Solutions entwickelte sich hervorragend, weil er gute Arbeit leistete, es kamen viele neue Aufträge. Aber da er alles allein machte, blieb die ganze Arbeit an ihm hängen. Im Büro hatte er die Unterstützung von Clarissa, die das auch hervorragend machte, aber draußen beim Kunden war alles Chris. Alles hing von ihm ab. Weil es so gut lief, gab es paradoxerweise ein paar bange Momente, wo die Firma knapp an der Insolvenz vorbeischlitterte, denn die Zahlungsmoral der Kunden war superschlecht. Das machte uns zeitweise ziemliche Sorgen. Aber auch das standen wir miteinander durch.

Und natürlich gab es daneben auch immer die schönen Dinge. Es war ein richtiges Party-Jahr, vollgepackt mit Terminen. Ein gesellschaftlicher Höhepunkt jagte den anderen. Es ging los mit meinem Geburtstag. Ende Mai wurde ich 30. Schreck! Ich hatte mir natürlich schon lange vorgenommen, dass ich die große Drei auf jeden Fall richtig groß feiern wollte. Und außerdem wollten Chris und ich natürlich auch eine Einweihungsparty machen. Also verbanden wir diese beiden Anlässe kurzerhand miteinander.

Es wurde eine riesen Party, mit allen Freunden. Meine Mädels und andere Freunde aus Kiel. Clara, Lexa, Tessa, Kolleginnen und Kollegen aus dem Krankenhaus. Freunde und Kollegen von Chris aus Hamburg und aus Hannover. Und meine Familie wollte ich natürlich auch dabei haben. Im Endeffekt hatten wir natürlich viel zu viele Leute eingeladen. Zeitweise war es auf dem Waldplaneten so rappelvoll, dass man ewig brauchte, um aus dem Wohnzimmer in die Küche zu kommen oder auf die Toilette.

Ich musste natürlich den ganzen Tag immer wieder fleißig fegen. Wenn du an deinem 30. Geburtstag noch nicht verheiratet bist, dann musst du fegen, völlig klar! Die meisten unserer Gäste machten sich einen riesen Spaß daraus und luden säckeweise Dreck vor unserer Haustür ab. Meine Eltern hatten für diesen Zweck sogar eine volle Mülltüte von zuhause mitgebracht.

"Es ist aber alles extra sauberer Dreck", meinte Mama lachend, als sie die Tüte auf dem Fußweg vor unserer Haustür ausschüttete.

"Wir mussten das Zeug ja schließlich im Auto transportieren", meinte Papa.

Aber ganz egal, ob es nun dreckiger Dreck oder sauberer Dreck ist, fegen musst du halt trotzdem, und kannst nur hoffen, dass du verheiratet bist, bevor du 40 wirst.

"Sonst holt dich endgültig der Teufel, mein Herzblatt", meinte Clara lachend.

"Selber" sagte ich, während ich den Besen schwang. "Wenn Satan dann bei mir vor der Tür steht, geb ich ihm einfach deine Adresse."

"Dein Freund hier hätte es natürlich in der Hand, seine Prinzessin vor diesem schlimmen Schicksal zu bewahren", sagte Gini mit breitem Grinsen. Chris sagte allerdings in der Situation lieber nichts dazu. Und ich machte gute Miene zum bösen Spiel. Was sollst du auch sonst machen? Ich stand also stundenlang auf der Straße, ein kleines goldenes Krönchen auf dem Kopf, das Gini extra für mich gebastelt hatte, und fegte und fegte und fegte, während meine Freundinnen sich einen riesen Spass daraus machten, feixend danebenzustehen und zu fotografieren.

"Ach Mäuschen, war das nicht eine supergeile Party?", sagte ich zu Chris, als wir morgens um fünf halb sechs endlich im Bett lagen. Die Wohnung sah zwar aus wie ein Schlachtfeld, wir hatten nur eben schnell das Gröbste aufgeräumt, nachdem die letzten Gäste weg waren. Aber wir hatten den Waldplaneten wieder für uns, weitgehend unbeschädigt, und waren dann einfach nur noch ins Bett gekrochen, völlig KO.

"Und?", fragte ich, so mit Kleinmädchenstimme, und kuschelte mich in seinen Arm. "Willst du mich jetzt eigentlich wirklich noch vernaschen?"

"Nee, ich glaub nicht", sagte er schläfrig. "Willst du?"

"Weil heute morgen hattest du das noch ganz groß ankündigt, als Überraschungsgeschenk."

"Mhm, meine kleine Prinzessin!" Er küsste mich zärtlich auf den Hals. "Ich fürchte, ich bin einfach viel zu erledigt."

"Ach, Schatz, ich bin viel zu müde!" Ich schlang meine Beine um ihn und ließ meine Hand zwischen seine Beine gleiten. "Mhmmm. Vorhin auf der Party war da so'n scharfer Typ, der die ganze Zeit versucht hat, mich zu verführen. Und dass er mich heute Nacht auf jeden Fall noch vernaschen will. Vielleicht hätte ich mit dem mitgehen sollen."

"Was für ein Typ?", fragte Chris schläfrig.

"Weiß nicht. Kannt ich nicht. So'n großer, ziemlich gutaussehender dunkelhaariger Typ. Mit blauen Augen." Ich küsste ihn wieder und wieder, während ich sprach. "So wirklich wahnsinnig, wahnsinnig, wahnsinnig heiß war der. Mhmmm, total heiß."

"Ach, der wollte bestimmt nur ein bisschen angeben", murmelte Chris und zog mich fest an sich.

"Scheint fast so", sagte ich und machte ein bisschen auf eingeschnappt. "Alter Angeber. Aber vielleicht findest du mich ja jetzt auch einfach gar nicht mehr so heiß." Ich küsste ihn auf den Hals und ließ meine Zungenspitze schnell mal in sein Ohr gleiten. "Jetzt, wo ich 30 bin."

"Hör auf, das kitzelt", sagte er lachend und drehte den Kopf weg.

"Buhuhu", heulte ich, "kaum bin ich 30, will mein Freund nichts mehr von mir wissen." Ich küsste ihn und befummelte ihn ein bisschen. "Und? Was ist jetzt mit deinem Überraschungsgeschenk?" In Wirklichkeit war ich nach dieser rauschenden Party natürlich selber auch schon viel zu erledigt für Sex. Und viel zu blau vor allem auch!

"Komm her, kleine Prinzessin", sagte er und zog mich fest an sich heran. "Jetzt wird erstmal geschlafen. Ich mein, es ist schon fast sechs." Er küsste mich. Ich sah in seine Augen. "Ich liebe dich, kleine Prinzessin."

"Mhmmm, na so ein Glück", hauchte ich ihm ins Ohr. "Das wäre also auch geklärt. Dann kann ich ja jetzt vielleicht endlich mal schlafen. Wir älteren Damen brauchen schließlich unseren Nachtschlaf. Aber morgen früh, Kleiner, morgen früh, da bist du fällig!" Mit diesen Worten schmiss ich mich wohlig seufzend an ihn ran und schupperte mich an seiner Hüfte. "Schlaf gut, Mäuschen. Knallkuss!"

"Du auch, Prinzessin."

Ich gab ihm einen dicken fetten Gutenachtkuss. Dann drehte ich mich um, presste meinen Po ganz fest an ihn und schlief praktisch sofort ein.

Alles war gut!

Meine Mädels traf ich dann schon vier Wochen später auf der Fusion wieder. Es war wieder mal einfach nur so schön, wie jedes Jahr eigentlich, auch wenn wir es diesmal insgesamt doch etwas ruhiger angehen ließen. Vor allem was das Flirten anging. Ich persönlich vermisste Chris sowieso viel zu sehr, als dass mich andere Männer interessiert hätten. Aber bei den anderen Mädels war es genauso. Man wird halt älter, dachte ich, und musste dann auch ein bisschen schmunzeln bei diesem Gedanken.

Ende August flogen wir zu Chris' Geburtstag für vier Tage nach Rom, was wunderschön war. Rom ist eine wunderbare Stadt, allerdings ist das Wetter wirklich mörderisch im Sommer. Eigentlich kann man nur im Schatten überleben, wegen der Hitze. Aber meistens blieben wir tagsüber sowieso einfach im Hotel, amore amore!, und gingen immer erst nach Einbruch der Dämmerung nach draußen. Echt so richtig dolce vita!

Mitte September waren wir dann in Kiel auf der Garten-Party von Gini und Tobias. Sie hatten gleich einen ganzen Haufen von Anlässen zu feiern. Ginis Geburtstag. Sieben Jahre Beziehung. Zusammenziehen. Die beiden wohnten jetzt als Paar in unserer alten WG-Wohnung. Und, tata tataa! Verlobung!

"Ich hab zu Tobi gesagt, sorry, also entweder krieg ich eine richtige spießige Verlobung, mit Ring und allem, was dazu gehört, oder er kann das vornherein vergessen!", sagte Gini lachend. "Und er hat sich doch ziemlich ins Zeug gelegt, oder? Bei diesem Klunker." Sie hielt mir ihre linke Hand vor die Nase und wackelte mit den Fingern, und ihr Smaragdring funkelte in der Sonne. "Und eine richtige Verlobungsparty wollt ich natürlich auch haben. Ich mein sorry, aber wenn ich schon heirate, dann soll das auch die ganze Welt erfahren."

Anfang Oktober wurde es dann ernst für Todder und Agnieszka. Die beiden heirateten. Die Hochzeit fand in Frankfurt statt. Mama hätte es natürlich lieber gesehen, dass Todder zuhause in Kassel heiratet. Die beiden waren wunderschön, mein großer Bruder im schwarzen Anzug und die Braut in einem traumhaften Brautkleid, ganz in weiß natürlich. Ich war Todders Trauzeugin. Die beiden konnten ihr Ja nur ganz leise hauchen, weil sie so gerührt waren. Und als der Pastor dann sagte "Sie dürfen die Braut jetzt küssen", und mein großer Bruder ganz leise "Jetzt wirklich?" flüsterte, musste ich ein bisschen weinen.

Es war eine riesen Hochzeit. Die ganze Familie war da, auch die Familie von Agnieszka, mit allen Verwandten, die extra aus Polen angereist waren. Und Chris war natürlich wieder der Star bei Mama. Sie hatte ihn schon richtig fest eingebaut in unsere Familienbande und betrachtete ihn praktisch schon als Schwiegersohn.

"Als nächstes seid bestimmt ihr beide dran, Mäuschen", sagte sie mit Tränen in den Augen. "Vielleicht ja schon nächstes Jahr. Wer weiß?"

Für richtig Urlaub blieb bei dieser ganzen Feierei irgendwie keine Zeit. Chris hatte wahnsinnig viel Arbeit, und als Selbständiger konnte er sich sowieso nicht so viel frei nehmen wie ich als Angestellte. Selbst und ständig, meinte er immer. Ich fuhr dann im Herbst mit Clara für zwei Wochen nach Marokko. Chris fand es völlig in Ordnung, dass ich ohne ihn in Urlaub fuhr, und wahrscheinlich machte mir die Trennung mehr aus als ihm. Die Reise war wirklich sehr schön, aber er fehlte mir so sehr. Ich vermisste ihn wahnsinnig, ganz körperlich. Und mir wurde dadurch nochmal richtig klar, wie sehr ich ihn liebe.

Anfang November war dann Tag X, zehn Castoren aus La Hague waren im Anrollen, und wir fuhren zusammen für fünf Tage ins Wendland, den Castor blockieren. Wir wohnten bei Freunden von Chris aus Hannover, Thore und Nora, die sich dort einen Resthof gekauft hatten. Die beiden hatten zwei kleine Kinder, zwei Mädchen, drei und vier. Und Karlsson, eine Golden Retriever-Hündin, schon ganz alt und völlig verschmust, total süß.

"Sowas will ich auch", schwärmte ich, "so ein total schönes altes Haus mit zwei riesigen Linden davor, einen Hund und einen Haufen Kinder. Und dann sitzen wir zusammen im Garten in der Sonne und freuen uns einfach nur noch."

"Nur dass es am Arsch der Welt ist", meinte Chris.

"Na und. Du kannst doch in Wirklichkeit von überall arbeiten mit deinem Job. Thore fährt auch jeden Tag nach Hamburg rein. Und ich such mir einfach was hier in der Nähe, in Lüneburg oder so. Oder ich werde hier die Landärztin. Und für Kinder ist es natürlich besonders toll, viel besser als in der Großstadt."

Dann kam die Adventszeit, und das finde ich ja auf'ne Art immer die schönste Jahreszeit. Ich dekorierte unsere ganze Wohnung, nach dem Motto Der Weihnachtsplanet. Ein paar Sachen hatte ich von zuhause mitgebracht, aber ich kaufte dann für uns noch extra einiges dazu. Leider stellte sich heraus, dass Chris sich nicht so viel daraus machte wie ich.

"Findest du das zu viel? Soll ich es wieder wegmachen?" Ich war ein bisschen enttäuscht von seiner Reaktion.

"Ja nee, lass das ruhig dran. Das ist wirklich völlig in Ordnung. Wenn's dir Spaß macht."

"Aber es muss dir doch auch gefallen! Dafür mache ich das ja überhaupt nur." Ich fühlte mich den Tränen nahe. Ich hatte mir so wahnsinnig viel Arbeit damit gemacht, und natürlich auch, weil ich ihm damit eine Freude machen wollte.

"Sorry, Prinzessin", sagte er grinsend und nahm mich in seine Arme. "Ich hab's halt nun mal nicht so mit Weihnachten."

Im Prinzip wusste ich das natürlich schon. Ich hatte nur trotzdem gehofft, dass er sich darüber freut. Aber Chris bummelte auch nicht gern über Weihnachtsmärkte, da musste ich dann immer mit Tessa oder Sonia hingehen, die beide zum Glück mindestens genauso verrückt waren mit Weihnachten wie ich.

Wegen Weihnachten hatten wir dann auch unseren ersten kleinen Streit, in Anführungszeichen, also das war jetzt kein richtiger Streit, wir haben uns nicht angeschrien oder so. Aber ein bisschen verstimmt war ich schon. Ich musste die Nacht auf Heiligabend arbeiten und konnte deshalb erst morgens nach Kassel fahren. Und ich musste am 25. schon wieder zurückfahren, weil ich am 26. Dienst hatte. Chris fand das alles viel zu stressig und meinte, wir könnten doch stattdessen auch einfach zuhause bleiben.

"Aber du kannst ja länger in Vellmar bleiben", schlug ich vor, "die ganzen Feiertage. Meine Eltern würden sich bestimmt freuen. Und wenn ich dann Heiligabend komme, können wir wieder zusammen in meinem alten Zimmer schlafen, so wie letztes Jahr. Und dann tun wir wieder so, dass ich die blutjunge und ziemliche versaute Lena bin, die einen Jungen auf ihr Zimmer gelockt hat, um ihn zu verführen."

Aber die Aussicht auf schweinischen Teenager-Sex fand er offenbar nicht so verlockend, jedenfalls meinte er dann, er hätte nicht so viel Zeit. Also kein gemeinsames Weihnachten dieses Jahr! Damit musste ich mich dann wohl abfinden.

Den Tag darauf kam er dann allerdings damit, dass seine Schwester ihn angerufen hätte, ob er nach Braunschweig kommt über Weihnachten, wegen seiner Mutter, und er meinte dann, dass er das wohl machen würde. Und das habe ich dann allerdings gar nicht verstanden!

Im Endeffekt war es dann so, dass Chris vom 23. bis zum 26. für vier Tage in Braunschweig bei seiner Schwester und ihrer Familie war. Und ich fuhr für knappe 24 Stunden nach Hause. Meine Eltern waren zuerst schon ein bisschen enttäuscht, dass er nicht mitgekommen war, aber sie konnten auch verstehen, dass er das zu stressig fand. Und falls Mama sauer war deswegen, zeigte sie es nicht.

"Er muss sich zu Weihnachten natürlich auch um seine Mutter kümmern", meinte Mama. "Das ist doch auch was sehr Schönes. Versuch's doch einfach mal so zu sehen, Mäuschen!"

"Ja, vielleicht hast du ja recht", meinte ich nur. Aber so richtig überzeugt war ich nicht davon.

In dem Jahr waren natürlich Todder und seine Frau die Sensation zu Weihnachten. Das junge Ehepaar! Und Mama machte auf ihre typische Art klar, was sie von mir und Chris erwartete.

"Ich wünsche mir endlich Enkelkinder von euch", sagte sie mehr oder weniger beiläufig, als wir nach dem Abendessen den Abwasch machten. "Das wäre für mich einfach das allerschönste Geschenk. Und im Moment haben Thorsten und Agnieszka, was Nachwuchs angeht, ziemlich die Nase vorn. Dabei hab ich immer gedacht, du machst mich als erstes zur Großmutter." Sie warf mir einen gestrengen Blick zu. "Ihr beide arbeitet auch einfach zu viel. Ist jedenfalls meine Meinung. Falls das überhaupt jemand interessiert."

Wegen dieser kleinen Missstimmung fand ich es ein ganz doofes Weihnachten, in dem Jahr. Aber so richtig Streit war es dann irgendwie auch wieder nicht, und als ich aus Kassel wieder zurück war und er aus Braunschweig, war auch schon alles wieder gut.

399
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9783738050141
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