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„So sei es!“ erwiderte ihr Gegenüber und küsste sie kurz, aber leidenschaftlich. Danach half er ihr in die Sitzschale hinter ihm. Dabei sah er, dass auch Umuras Anstalten machte, auf den zweiten Elay zu klettern, zu dem er in den letzten Stunden offensichtlich ebenfalls entsprechendes Vertrauen hatte aufbauen können, dass er ihn reiten durfte.

Als der Alte Kabus Blick wahrnahm, lächelte er etwas verlegen. „Sie ist eine Frau!“ Er deutete auf den Elay. „Sie könnte etwas launisch werden. Da ist es vielleicht besser, wenn ich mitkomme!“ Er verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen.

Doch Kabus nickte nur mit einem Lächeln. „Klar doch!“

Dann nahm er die Zügel fest in seine Hände, erinnerte sich daran, wie es war, ein Pferd zu reiten und zog die Zügel zu sich. Sofort erhob sich der Elay, breitete seine Flügel aus und kreischte lautstark und ungeduldig.

Kabus hieb seine Hacken in den Leib des Tieres, daraufhin drehte es sich in die Höhle hinein, schwang seine Flügel kräftiger, machte ein paar kurze, schnelle Schritte und erhob sich schließlich kraftvoll in die Luft. Umuras folgte ihm mit dem zweiten Tier dichtauf. Zunächst ging ihr Flug steil nach oben, dass alle schon Angst hatten, sie würden gegen das Höhlendach krachen, doch die Elay beendeten rechtzeitig ihren Steigflug und flogen mit ausgebreiteten Flügeln eine ausgedehnte Schleife, bevor sie wieder ziemlich steil zu Boden rasten, wo sie knapp über den Köpfen der Menschen in Richtung Trichter flogen, über den sie direkt an die Oberfläche Santaras gelangen würden.

V

Lobos hatte die Führung übernommen und Mavis und die anderen waren ihm gefolgt, gespannt auf das, was er ihnen zeigen würde.

Der Gedanke, die Vorstellung, dass die Kamarulu an jenem unheilvollen Tag, als die ihnen allen bekannte Welt mit der Invasion der Fremden buchstäblich im Chaos versunken war, nicht zerstört worden sein sollte, war einfach…unglaublich – und deshalb so schwer vorstellbar, dass Mavis beinahe Angst verspürte, wenn er es versuchte.

Denn natürlich konnte er nicht verhindern, dass seine Gedanken bereits einen Schritt weiter hetzten: Wenn die Kamarulu nicht zerstört worden war, könnte sie dann womöglich sogar noch so intakt sein, dass man sie…?

Stopp! Mavis musste sich mit aller Macht zwingen, seine Gedanken nicht weiter zu formulieren.

Mittlerweile hatten sie die Höhle verlassen und waren noch tiefer in das Labyrinth aus Stollen vorgedrungen. Dabei schwoll das Brummen, dass anfangs nur unterschwellig zu vernehmen war, sehr schnell weiter an. Außerdem spürte er immer deutlicher eine Erschütterung des Bodens. Auch wurde die Luft zunehmend kälter.

Damit war klar, wo sie sich befanden. „Wir nähern uns den Wasserfällen!?“ sagte Mavis dann auch und schaute Lobos direkt an.

Der Admiral nickte mit einem Lächeln. „Und es wird gleich noch sehr viel lauter werden!“ Er blickte auch die anderen an, die ihm ebenfalls zuhörten. „Folgen sie mir einfach, bis wir auf der anderen Seite sind! Dort können wir dann reden! Okay?“ Er wartete, bis alle ihm zunickten, dann wandte er sich an zwei seiner Männer im Hintergrund und nickte ihnen zu. „Okay!“

Eigentlich war Mavis davon ausgegangen, dass sie jetzt durch einen weiteren Durchgang an der rechten Seite gehen würden, der sie zur Kamarulu führte.

Er war daher überrascht, dass die beiden Männer an die linke Wandseite traten und einer von ihnen mit der rechten Hand in eine kleine, unscheinbare Felsnische langte, in der sich ein natürlicher Griff aus Felsgestein befand, um den er jetzt seine Finger legte und daran zog. Er brauchte einiges an Kraft und stemmte seinen linken Arm gegen die Felswand, dann aber löste sich ein kreisrundes Stück Felsen mit einem Durchmesser von rund dreißig Zentimetern aus der Wand. Der Mann zog es etwa einen halben Meter heraus, dann ließ er davon ab. Während der andere Mann ihm einen von zwei Holzstäben in Unterarmlänge reichte – den anderen behielt er selbst -, konnte Mavis die Apparatur jetzt besser erkennen. Es handelte sich um zwei kreisrunde Steinplatten gleicher Größe. Die eine war die, in der der Griff eingearbeitet und die unscheinbar in der Felswand versenkt gewesen war, die andere befand sich in gleicher Position parallel dazu etwa zehn Zentimeter hinter ihr. Verbunden waren beide durch ein armdickes, vierkantiges Eisenrohr, das waagerecht aus der Wand ragte und jeweils durch ihre Mitte verlief. Zusätzlich gab es gut ein Dutzend daumendicke Holzpflöcke, die beide Felsplatten in Abständen verteilt an den Rändern zusammenhielten und – wie Mavis jetzt sehen konnte - den Holzstäben, die die beiden Männer nun in die Zwischenräume einführten, als Befestigung dienten. Am Ende gelang es den Männern damit, die Steinplatten und somit das Eisenrohr zu drehen, woraufhin ein dumpfer Mechanismus in Gang gesetzt wurde, der letztlich dazu führte, dass eine Felsplatte, von der rechteckigen Form einer großen Tür aus er Stirnwand zur Seite gezogen wurde.

Daraufhin erschien dahinter ein weiterer schmaler Gang aus Felsgestein und von der ersten Sekunde an, da die Verbindung zu ihm hergestellt worden war, wurde das Rauschen von Wasser immer lauter. Innerhalb von zwei Sekunden war es zu einem mächtigen Dröhnen angeschwollen, wie es nur die gewaltigen Massen eines riesigen Wasserfalls zu erzeugen im Stande sind.

Dann war der Durchgang komplett geöffnet und die beiden Männer hielten inne. Lobos nickte ihnen zu, setzte sich in Richtung Gang in Bewegung und deutete Mavis und den anderen an, ihm zu folgen.

Sie hatten kaum ihren ersten Schritt in den Gang hineingemacht, da schlug ihnen kalte, feuchte Luft entgegen, die beständig in Böen in Bewegung war und sich wie ein klammes Leichentuch auf ihre Haut und ihre Kleidung legte. Decke, Wände und auch der Boden waren feucht und etwas rutschig, sodass sie ihre Schritte sorgsam wählten, zumal die Feuchtigkeit Dunstschleier bildete, die die Sicht beeinträchtigten. Zusätzlich verstärkte sich das Dröhnen des rauschenden Wassers in dem engen Gang noch und wurde zu einem Brüllen in ziemlich hoher Tonlage.

Mavis konzentrierte sich darauf, dicht hinter Lobos zu bleiben und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass er Melia nicht verlor. Er hatte zu diesem Zweck ihre Hand genommen, doch spürte er keinen Gegendruck, als wäre es ihr egal, ob er sie hielt oder nicht, was ihn weiter verunsicherte, da er ja bereits zuvor das Gefühl gehabt hatte, dass etwas mit ihr nicht stimmte.

Nach etwa zehn Metern weitete sich der Gang, das Brüllen ließ nach und wurde wieder zu dem mächtigen Rauschen von sehr viel Wasser, das alle weiteren Geräusche einfach verschluckte.

Plötzlich drehte sich Lobos zu ihnen um und deutete mit der rechten Hand zu Boden, wo Mavis einen kleinen Absatz im Boden erkennen konnte. Irgendetwas Metallisches lag auf dem Felsen und überdeckte ihn vollständig. Als er den ersten Schritt darauf gemacht hatte, spürte er wie die Erschütterungen durch das Wasser deutlicher wurden.

Nur wenige Schritte später hatten sie das Ende des Ganges erreicht und ein Schwall dichterer Dunst umfing sie. Lobos ging weiter, die anderen folgten ihm. Nach wie vor bewegten sie sich auf dem metallischen Untergrund. Dann hatten sie den Dunstschleier durchbrochen und die Umgebung wurde heller. Mavis erkannte schnell, warum, denn sie befanden sich jetzt in einer Art Tunnel, deren Wände und Decke teilweise aus Plexiglas, teilweise aus Stahlplatten bestanden. Sie waren auf verschiedene Weise miteinander verbunden – genietet, einige sogar geschweißt, andere einfach nur überlappend zusammengestellt – konnten aber keinen in sich geschlossenen Raum bilden. Überall gab es Spalten und Risse, durch die beständig Wasser rann und Wände und den Boden nässte. Hier und da waren sogar Lücken in der Tunnelhaut. Dort klang das Rauschen heller und es war deutlich das Wasser zu sehen, dass mit hoher Geschwindigkeit herabschoss und eine weißgraue, undurchdringliche Wand bildete.

Je weiter sie gingen, desto dumpfer klang das Dröhnen. Dort, wo sich an der halbrunden Decke Plexiglas befand, konnte man sehen, wie das Wasser auftraf und die enorme Wucht, die es besaß, erahnen.

Nachdem sie rund dreißig Meter zurückgelegt hatten, wurde das Trommeln auf dem Dach allmählich leiser und hörte sich mehr wie ein starker Regenguss an. Als sie wieder an einer Lücke in der Tunnelwand vorbeikamen, bildete das Wasser keine undurchdringliche Wand mehr, sondern sie konnten hindurch in ein grauschwarzes Nichts blicken, in dem sich bei genauerem Hinsehen einige regelmäßige Konturen erkennen ließen, die metallisch glänzten.

Sie gingen weiter und aus dem starken Regenguss wurde nur noch ein leichter Sommerregen. Jetzt konnten sie auch durch die Plexiglasplatten in der Decke hinaus nach oben sehen und dort so etwas wie eine gewaltige Fassade erkennen, die metallisch glänzte, jedoch noch immer nur unscharfe Konturen offenbarte. Bei ihrem Anblick jedoch schlug Mavis Herz höher, da er wusste, was diese Fassade darstellte. Ein kurzer Blick zurück zeigte ihm, dass auch Vilo, Cosco und Tibak so dachten. Er schaute auch Melia an, doch die schien aufmerksam nach draußen zu sehen und reagierte nicht auf ihn. Am Ende ihrer Gruppe konnte er dafür Leira erkennen. Das monströse, aber unglaublich gutherzige Bärenwesen füllte den kompletten Gang aus und wirkte nicht sonderlich erfreut über die enge Umgebung, was Mavis zu einem kurzen Lächeln veranlasste, welches sie jedoch eher säuerlich erwiderte.

Als Mavis sich dann wieder nach vorn wandte, konnte er am Ende des Tunnels ein wenig Helligkeit erkennen, die mit weiteren Schritten noch etwas stärker wurde.

Dann endlich hatten sie das Ende erreicht.

Die Lichtverhältnisse waren eher dürftig. Einige wenige Lichtquellen sorgten für eine diffuse, indirekte Beleuchtung, die jedoch kaum mehr als ein dämmriges Zwielicht erzeugten. Hier und da waren verschiedene Gegenstände unterschiedlicher Größe zu erkennen, die wie Regale aussahen, Podeste, Container und Wände. Die meisten hatten einen sandfarbenen Anstrich und glänzten matt. Aufgrund der Geräusche, die ihre Schritte verursachten, war zu vermuten, dass sie sich in einem ziemlich großen Raum, vielleicht einer Halle, befanden.

Mavis und die anderen wurden langsamer und schauten sich zunächst um, versuchten noch mehr Einzelheiten zu erkennen, doch Lobos setzte seinen Weg ins Dunkel unbeirrt fort, sodass sie ihm letztlich hinterherhasten mussten, um wieder aufschließen zu können.

Nach etwa dreißig Metern hatten sie eine Wand erreicht, in der sich der offene Schacht eines Lastenaufzugs befand. Lobos trat auf die Plattform und alle folgten ihm. Der Admiral trat an ein kleines Bedienpult an der linken Seite und drückte ein paar Knöpfe.

Daraufhin war das Anspringen einer Hydraulik in der Wand hinter ihnen zu hören, dann ertönte ein heiseres Hupen und zwei orangefarbene Signalleuchten an den vorderen Ecken der Plattform begannen zu leuchten und sich zu drehen. Einen Augenblick später ruckte es und während die Plattform in die Höhe fuhr, offenbarten die Leuchten ein unwirtliches, gespenstisches, fast bizarres Bild vor ihnen, dass ihnen unwillkürlich eine Gänsehaut über den Rücken trieb.

Ja, sie befanden sich tatsächlich in einer Halle und zwar – Mavis, Vilo und Cosco hatten es bereits vermutet – im Haupthangar der Kamarulu. Er durchzog sie auf der kompletten Länge und war wie ein riesiger Quader mit einer Breite von rund einhundert Metern und einer Höhe von fünfzig Metern konstruiert. Hier wurden alle Flugzeuge gewartet, repariert und betankt. Hier waren die gewaltigen Maschinenblöcke der acht Antriebsreaktoren im Heck installiert. Hier befanden sich der Zentralrechner, die Lüftungssysteme und die Kühleinheiten. In ihm schlug quasi das Herz des Schiffes – zumindest hatte es das früher einmal getan. Doch jetzt waren für alle deutlich sichtbar die katastrophalen Schäden innerhalb des Hangars zu erkennen, sowie etliche schwere und einige furchtbare und daher tödliche Beschädigungen der Außenhülle.

Es war ein absolut gespenstisches Bild, das alle in seinen Bann zog und sprachlos machte.

Da gab es riesige Trümmerhaufen, in denen hier und da noch die Umrisse von Jägern zu erkennen waren und die teilweise bis unter die Decke emporragten. Überall wiesen die Zwischenwände Löcher auf, teilweise starke Verformungen, die die gewaltige Kraft, denen sie ausgesetzt gewesen waren, nur erahnen ließ. Vielfach waren die Wände aber auch einfach nur weggesprengt worden und bildeten bizarre Umrisse. An einigen Stellen gab es Löcher im Boden des Hangars, als wären mächtige Felsbrocken hindurch geschossen. Container, Maschinenteile und andere Gegenstände waren teilweise nur halb hindurch gestürzt und ragten jetzt mahnend empor. Am allerschlimmsten aber war der Anblick der geborstenen Außenhülle. Da gab es kleinere, kreisrunde Löcher, von wenigen Metern Durchmesser, durch die eindeutig Geschosse eingedrungen waren. Ihr Weg ins Innere war begleitet von immenser Zerstörung. An anderen Stellen war die Hülle in langen Rissen aufgebrochen worden, als hätte man dem Schiff zunächst mit einem Messer eine Schnittwunde verpasst und dann monströse Klauen versucht, sie auseinander zu ziehen. Und schließlich gab es riesige Zerstörungen, als wäre ein gewaltiges Monstrum durch den Stahl gebrochen und wie ein Komet in das Innere gerauscht. An einer Stelle klaffte ein riesiges, längliches Loch im Boden und hatte ihn auf mehr als einhundert Metern zusammengedrückt und zu einer mächtigen, bizarren Wand aufgetürmt.

Dort, wo die Außenhülle Löcher hatte, drang das Wasser von oben herein und durch das orangefarbene, rotierende Licht aus den Lampen des Fahrstuhls schimmerte alles feucht und wirkte, als würde das Schiff selbst jetzt noch aus unzähligen offene Wunden bluten.

„Großer Gott!“ stieß Kaleena leise und ziemlich geschockt hervor. Das, was sie sah, gepaart mit der Vorstellung, dass zum Zeitpunkt der Zerstörung etliche Menschen anwesend gewesen sein mussten und hierbei ihr Leben gelassen hatten, erzeugten bei ihr eine widerlich eisige Gänsehaut, die über ihren Rücken kroch. Lobos Ausführungen in der Höhle brachten ihr erst jetzt furchtbare Bilder von schreienden und sterbenden Menschen, die sie förmlich hören konnte.

„Verdammt!“ zischte Captain Cosco und man konnte sehen, wie seine Kiefer aufeinander malten.

Der Admiral selbst blieb noch immer stumm. Er wartete, bis der Aufzug wenig später in rund fünfzig Metern Höhe abstoppte, dann deutete er der Gruppe an, ihm zu folgen. Er führte sie nach links um einen dicken Pfeiler herum, dann hielt er vor der Brüstung inne. Von hier aus hatten sie den ultimativen Blick über den Haupthangar, konnten ihn noch einmal in all seiner Pracht, aber auch in all seiner Zerstörung betrachten.

Nach einem weiteren Augenblick der Stille, begann Lobos wieder zu erzählen. „Die Kamarulu hatte eine Besatzungsstärke von 7.680 Personen. In Alarmbereitschaft – wie an jenem Tag – waren es 9.340! Gut sechshundert von ihnen saßen in den Kampfjets und den anderen Flugzeugen. Verbleiben rund 8.700 Menschen, die sich zum Zeitpunkt des Absturzes an Bord befanden. Heute leben davon noch…!“ Sein Gesicht wurde zu einer versteinerten Maske. „…63!“ Er atmete einmal tief durch. „Allein hier im Haupthangar starben über 4.000 Seelen!“ Lobos begann plötzlich zu lächeln und lachte sogar heiser auf. „Doch was ist diese Zahl im Vergleich zu all den anderen Toten allein an diesem einen Tag vor sieben Jahren weltweit?“ Er wurde sehr traurig und schüttelte den Kopf. „Vielleicht hätten wir alle hier sterben sollen!“ hob er dann wieder an und schaute in die Runde. „Mit unseren Kameraden, mit unseren Freunden. Menschen, die wir kannten, achteten…liebten und ohne die jedem von uns seither etwas fehlt!“ Er verzog die Mundwinkel. „Vielleicht hätten wir die Kamarulu ihrem doch schon so klaren Schicksal übergeben und sie hier ihr Grab finden lassen sollen. Und unseres!“ Er hielt inne und schüttelte den Kopf. „Doch in jener einen Sekunde, da wir das feindliche Schiff überflogen und mit wüsten Treffern eingedeckt hatten, sahen, dass es verwundbar war, wie verwundbar es war, welche Schäden unsere Waffen anzurichten vermochten, in jenem einen Moment, da mir das bewusstwurde und wir die Nebelwand des Wasserfalls durchstießen und auf der anderen Seite den gewaltigen dreistufigen Wasserfall des Mioli-Flusses vor uns hatten…!“ Wieder stoppte er, lächelte, schüttelte den Kopf. „…da kam mir plötzlich ein…vollkommen wahnwitziger Gedanke!“ Er hob seinen Kopf und schaute die anderen an. „Die Kamarulu war so schwer beschädigt, dass sie sich nicht mehr verteidigen konnte. Sobald das feindliche Schiff aus dem Nebel auftauchen würde, würde es uns in die Unendlichkeit pusten. Wir hatten einen grandiosen Angriff geflogen, aber wir hatten schlicht zu spät reagiert und nicht mehr die Munition für auch nur noch eine weitere Attacke. Und doch blieb die Tatsache, dass wir dem Gegner hatten Paroli bieten können und…vielleicht hätten wir an einem anderen Tag, an einem anderen Ort unsere Chancen weitaus besser nutzen und dieses gewaltige Schlachtschiff zerstören können. Wenn wir aber nichts taten und uns unserem Schicksal hingaben, würden wir es sein, die hier zu Staub verglühten. Doch gab es überhaupt noch eine Chance, die Kamarulu zu retten? Wenn ja, dann mussten wir es nicht nur schaffen, dass Schiff vor den Augen des Feindes zu verbergen, sondern ihm gleichzeitig auch noch weismachen, es wäre zwar nicht durch einen weiteren Angriff durch ihn, so doch aber durch die Schäden seiner früheren Attacken zerstört worden!“

„Verdammt!“ rief Mavis mit ernster Miene, ein wenig überrascht, aber mehr noch erkennend. „Sie haben…!“

Lobos nickte und musste lächeln. „Es war eine reine Bauchentscheidung, nicht mehr und nicht weniger, innerhalb eines Lidschlages das Schicksal zu ändern!“ Das Gesicht des Admirals war eine einzige gequälte Maske, fast schien es, als würde er Tränen in den Augen haben. „Da wir keine Munition mehr hatten, blieb uns nur eine Wahl!“

„Die Triebwerke!“ rief Vilo mit großen Augen. Auch er hatte mittlerweile erkannt, was geschehen sein musste.

Wieder nickte Lobos. „Die Triebwerke. Die mächtigsten je von Hand gebauten Maschinen mit einer Kraft, die ihresgleichen suchte. Allein ihre Zerstörung hätte eine Energie freigesetzt, die alles zu Staub verbrannt hätte!“ Wieder hielt Lobos inne und musste leise auflachen. „Also genau das, was wir brauchten!“ Er schaute in die Runde. „Als ich den Befehl gab, zwei von ihnen abzusprengen, muss meine Mannschaft wohl gedacht haben, ich sei verrückt geworden, doch ich bin froh, dass sie letztlich noch an mein Urteilsvermögen geglaubt und ihn ausgeführt hat!“ Er verzog die Mundwinkel und sagte fast mehr zu sich selbst. „Zumindest mehr als ich in diesem Moment!“ Dann atmete er tief durch. „Sie wurden abgeworfen, als wir den ersten Wasserfall überflogen. Ich befahl daraufhin, alle Maschinen sofort zu stoppen, auf Umkehrschub zu gehen und das Schiff in den zweiten Wasserfall abtauchen zu lassen! Schon eine Sekunde später war ich mir sicher, tatsächlich verrückt geworden zu sein, von einem Schiff ein Manöver zu verlangen, dass es selbst im intakten Zustand kaum schadlos hätte ausführen können. Doch was spielte es schon noch für eine Rolle?“ Er schniefte einmal durch die Nase. „Die Kamarulu ächzte und stöhnte, als wollte sie ihren Unmut zum Ausdruck bringen. Die Hülle wurde an einigen Stellen derart beansprucht, dass sie Risse bekam. Aber dennoch gelang uns mit diesem Sechzigtausend-Tonnen-Schiff eine abrupte, fast punktgenaue Vollbremsung auf einer Fläche, die kaum größer war, als es selbst!“ Er grinste. „Dann ging alles ganz schnell! In dem Moment, da das feindliche Schiff aus dem Nebel hervortrat, waren wir noch zur Hälfte über Wasser, sodass wir alle Maschinen abschalteten und die Kamarulu wie ein Stein zu Boden sackte. Die Außenhülle wurde an vielen Stellen noch weiter zerstört und ich habe noch niemals zuvor Stahl solche Geräusche machen hören, wie in diesen Sekunden, als es sich zwischen die Felswände quetschte. Dann explodierten die beiden Triebwerke im ersten Wasserfall und erneut war ich mir sicher, alles falsch gemacht zu haben, denn die Erschütterungen waren unfassbar gewaltig, schüttelten uns und das Schiff durch wie ein Barmixer seinen Drink. Die Explosionen zerstörten den ersten Wasserfall, lösten Tausende und Abertausende Tonnen Felsgestein, spülten es auf das Deck der Kamarulu und begruben es unter sich!“

Ruhe trat ein, in der alle stumm die Worte des Admirals verarbeiteten. Dann fuhr Lobos fort: „Ich habe keine Ahnung, wie der Anblick für das feindliche Schiff gewesen war, als es uns überflogen hat, aber…ganz offensichtlich…schöpfte dort niemand Verdacht, denn es verschwand auf Nimmerwiedersehen!“

Vilo nickte. „Sie haben im richtigen Moment die richtige Entscheidung getroffen. Ich habe die Satellitenbilder gesehen und war mir vollkommen sicher, ich sehe die Explosion der Kamarulu!“

„Sie haben das gesehen, was sie erwartet haben zu sehen!“ meinte Captain Tibak und alle stimmten nickend zu.

„Wer hätte denn auch so etwas ahnen können…?“ Cosco schüttelte lächelnd den Kopf.

„Bleibt noch eine Frage!“ meinte Mavis und schaute den Admiral direkt an.

Der nickte bereits wissend. „Ja, aber…!“ Er verzog die Mundwinkel. „…ich muss sie enttäuschen. Das Schiff ist nicht mehr flugfähig! Der Kampf, die Kräfte, die hier bei dieser irrwitzigen Aktion gewirkt haben – das alles war zu viel für sie!“ Er versuchte ein Lächeln, doch es gelang nicht wirklich. „Sorry!“ Sein Gesicht wurde zunehmend dunkler. „Außerdem haben wir noch ein ganz anderes Problem!“

„Und welches?“ fragte Melia.

Lobos sah in die Runde. „Kommen sie. Ich zeige es ihnen!“

399
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9783753195742
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