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Charismatisch, dachte Mavis mit einem inneren Lächeln, ja, das war Lobos schon immer gewesen.

„Als man seinerzeit an mich herangetreten war und mir von dem Plan, ein mächtiges Schlachtschiff zu bauen, erzählte und mich bat, bei der Entwicklung mitzuhelfen, zögerte ich zunächst, da jede militärische Errungenschaft in erster Linie die Gefahr einer Angriffswaffe in sich birgt und erst dann der Aspekt der Verteidigung zum Tragen kommt. Da mir die ungeheure Kraft der Kamarulu jedoch bereits damals bewusst war, beschloss ich, mich dem Team anzuschließen, um genau das zu verhindern. Am Ende war ich sicher, eine starke Waffe gegen den Krieg mitentwickelt zu haben. Das man mir schließlich das Kommando über sie anbot, kam für mich tatsächlich überraschend. Es war eine besondere Ehre für mich, diesen Posten annehmen zu dürfen…und das ist es stets geblieben!“ Lobos blickte wehmütig, bevor er sich mit einem tiefen Atemzug wieder zusammenriss. „Dann kam der Einsatzbefehl für den Luftkampf über Ara Bandiks!“ Seine Gesichtszüge verhärteten sich mit jedem Wort immer mehr. „Wir wussten, mit der Kamarulu hatten wir die ultimative Schlagwaffe gegen die Invasoren. Im Luftkampf waren wir überlegen, unsere Piloten hervorragend ausgebildet. Keiner dieser…Bastarde hätte eine Chance gegen sie gehabt, doch die zahlenmäßige Übermacht war einfach unfassbar groß. Wir mussten unsere kompletten Staffeln in Einsatz bringen. Zwei Divisionen mit je vier Bataillonen, bestehend aus je sechs Kompanien mit je vier Staffeln. Das waren 447 Kampfjäger, 81 Kampfbomber, 24 Truppentransporter, 14 Aufklärungsflugzeuge und 10 Schwerlasttransporter. Insgesamt 576 Flugzeuge im Dauereinsatz!“ Wieder hielt Lobos inne und hing für einen Augenblick seinen Erinnerungen nach. „Viele gute, aufrechte Männer sind an diesem Tag in den Wolken über Ara Bandiks gestorben. Doch hätten wir es geschafft…!“ Erneut atmete er tief durch, sein Blick aber blieb ernst und traurig. „Aber dann...!“ Er hielt inne, schüttelte den Kopf und schien fast ein wenig verzweifelt. „…quoll aus dem Schlauch der Anomalie jenes gewaltige Schlachtschiff und brachte dieses Meer aus furchtbaren Kreaturen mit sich, die sich wie brennendes Öl über die Stadt ergossen!“ Lobos Gesicht war eine einzige angewiderte Maske und Mavis hätte sich wirklich nicht gewundert, wenn er ausgespien oder gar gekotzt hätte. Doch ihm ging es ähnlich, denn mit seinen Worten hatte der Admiral – und nicht nur bei ihm, sondern auch bei Vilo, Cosco und seinen eigenen Männern – furchtbare Bilder aus der Erinnerung einer der dunkelsten Stunden dieses Planeten hervorgerufen, denen sie sich kaum entziehen konnten und ihnen eine ekelhafte, eiskalte Gänsehaut über den Körper trieb.

„Und urplötzlich hatten sich die Kräfte verschoben!“ fuhr Lobos fort. „Die Kamarulu war nicht mehr die mächtigste Waffe am Himmel, hatte jetzt einen absolut gleichwertigen Gegner bekommen!“ Seine Züge nahmen einen angewiderten Ausdruck an. „Der einen entscheidenden Vorteil besaß: Er konnte trotz aktiviertem Schutzschild feuern!“ Emotionen kamen sichtlich in ihm hoch, die er nur mit Mühe unterdrücken konnte. „Und damit war der Schwachpunkt…der einzige Schwachpunkt…der Kamarulu bloßgelegt. Sie war ein Trägerschiff!“ Seine Worte klangen fast entschuldigend. „Nicht auf die direkte Konfrontation mit dem Gegner ausgelegt. Der Schutzschild diente dazu, die Jäger zu schützen, wenn sie auftankten und Munition nachluden. Um angreifen zu können, musste sie ihr Schutzschild deaktivieren!“ Er blickte ehrlich betroffen in die Runde und erkannte den nickenden Vilo. Plötzlich fiel ihm ein, dass er es – damals noch in seiner Funktion als Nuri – gewesen war, der den Befehl dazu gab. Ein guter Befehl, weil absolut alternativlos, den Lobos auch nie angezweifelt hatte „Oh, die Bewaffnung der Kamarulu war gewaltig, hätte sicherlich jeden anderen Gegner daran gehindert, sie anzugreifen, doch hatte bei ihrer Entwicklung natürlich niemand je damit gerechnet, dass sie sich einmal einem ebenbürtigen Gegner gegenübersehen würde!“ Sein Blick wurde wieder finster. „Doch genauso war es. Ihre Jäger konnten unsere Kampfjets attackieren, das feindliche Schiff die Kamarulu und unsere Jäger. Wir hatten somit gar keine andere Wahl, als ihnen zu helfen. Doch kaum hatten wir unseren Schutzschild deaktiviert, zogen wir allen Beschuss auf uns. Die Durchschlagskraft ihrer Waffen war absolut mörderisch und etwas, dem wir nichts Vergleichbares entgegenzusetzen hatten. Innerhalb kürzester Zeit mussten wir schwere Treffer hinnehmen und den Schild schließlich wieder hochfahren. Jetzt aber hatte sich das feindliche Schlachtschiff auf uns eingeschossen und es war absolut klar, dass es alles daransetzen würde, die Kamarulu zu zerstören!“ Lobos hielt inne und atmete einmal tief durch. „Ich habe das gesehen und eine Entscheidung getroffen!“ Seine Züge verhärteten sich. „Einem weiteren Beschuss durch das Schlachtschiff und die feindlichen Jäger hätten wir trotz Schutzschild nicht viel länger standhalten können. Die Kamarulu wäre zu einem Feuerball am Himmel über Ara Bandiks geworden und hätte am Boden alles Leben ausgelöscht. Also befahl ich abzudrehen und nach Nordosten zu fliegen, zum Piritak-Massiv. Wenn es uns gelänge, das gewaltige Schiff wegzulocken, hätten es unsere Piloten nur mit den feindlichen Jägern zu tun und damit noch eine Siegchance! Und wir gegen das Schlachtschiff in den Schluchten des Bergmassivs vielleicht auch!“ Er nickte mehrmals, als würde er in Gedanken seine Entscheidung nochmals durchdenken und zu demselben Schluss kommen. „Tatsächlich ging der Feind auf unser Manöver ein und folgte uns, doch der Flug wurde mehr und mehr ein Spießroutenlauf, bei dem wir weitere schwere Treffer hinnehmen mussten, bis schließlich der Schutzschild ausfiel! Damit war klar, dass die Schluchten des Bergmassivs unsere einzige und letzte Rettung waren! Bevor wie sie aber erreicht hatten, gelang es dem Feind, noch eine letzte, gewaltige Breitseite auf uns abzusetzen! Die Zerstörungen an und in der Kamarulu waren unvorstellbar und uns allen klar, dass wir das Schiff nicht mehr retten konnten! Alles was uns noch blieb, war, zu versuchen, das feindliche Schlachtschiff mit uns in den Tod zu ziehen! Also bereiteten wir alles für die letzte Fahrt der Kamarulu vor!“ Er stockte wieder und atmete nochmals ein, bevor er fortfuhr. „Ich gab den Befehl, vollen Schub zu leisten, obwohl nur noch vier der sechs Triebwerke intakt waren. Doch mir war klar, dass wir alles daransetzen mussten, den Bergeinschnitt, dem wir gerade folgten, hinter uns zu bringen, bevor ihn das feindliche Schlachtschiff erreicht hatte. Das hätte die Kamarulu zwar nicht mehr gerettet, uns aber vielleicht noch in die Lage versetzt, einen hohen Blutzoll für unseren Tod zu fordern.

Und es gelang tatsächlich!

Wir hatten die erste Biegung durchlaufen, bevor der Feind den Taleinschnitt erreicht hatte.

Und es wurde sogar noch besser:

Das Tal, in dem wir uns befanden, fiel stark ab. Aus dem Felsmassiv zu unserer Rechten stürzten die gewaltigen Wassermassen des bis dahin unterirdisch verlaufenden Mioli-Flusses herab. Die tosende Gischt spannte eine dichte Nebelwand vor uns auf.

Ich erinnerte mich an diese Stelle, da ich in meiner Kindheit schon einmal hier gewesen war und wusste daher, dass sich schon nach weniger als einer Meile zwei weitere, dicht aufeinanderfolgende Wasserfälle von absolut beachtlicher Größe anschlossen. Hiernach verschwindet der Mioli nach einigen Meilen wieder im Planeteninneren, bevor er am Fuße der Schluchten von Kindagi erneut austritt und sich mit dem Kindagi-Strom vereint.

Hier sah ich eine Chance, mit letzter Kraft den Jäger zum Gejagten zu machen und ihn in einen Hinterhalt zu locken.

Ich verlangte der Kamarulu so viel mehr ab, als sie eigentlich noch zu Geben im Stande war, doch zeigte sich, welch fantastisches Schiff wir gebaut hatten. Es gelang uns, einen schier unglaublichen Looping zu fliegen, bei dem wir das Schiff am höchsten Punkt nach rechts abkippen ließen. So konnten wir der Bergflanke folgen und dann quasi um den Gipfel herumfliegen. Es war Millimeterarbeit, überall ächzte und stöhnte es, der Stahl, die gesamte Konstruktion brüllte wütend auf, doch brach sie nicht auseinander. Unser Pilot…!“ Lobos deutete auf einen noch recht jungen Mann mit kurzen, schlohweißen Haaren, dunkel leuchtenden Augen und einer kurzen, spitzen Nase, die seinem Blick etwas Schelmisches verlieh. „…vollbrachte in diesen und den darauffolgenden Momenten nicht weniger als ein waschechtes Wunder!“ Der Angesprochene lächelte. Lobos wandte sich zu ihm um und sah ihn direkt an. „Ich habe noch niemals zuvor einen besseren Mann auf diesem Posten gehabt. Unser aller Leben…!“ Er deutete auf die anderen Personen aus seiner Mannschaft. „…ist dein Verdienst! Solltest du jemals wieder fliegen können und eine Besatzung brauchen, kannst du auf mich…auf uns alle… zählen!“ Überall wurde genickt und der Pilot war jetzt sichtlich bewegt.

Und als Lobos dieses Mal fortfuhr, klang seine Stimme sehr emotional und aufgekratzt, hallte beinahe geheimnisvoll und unheilschwanger in der Höhle wieder, als würden die Ereignisse von damals jetzt tatsächlich noch einmal vor seinem inneren Auge ablaufen und zogen damit innerhalb weniger Sekunden ausnahmslos jeden in seinen Bann

Es gelang dem Piloten, das Schiff aus dem Radarbereich des Feindes zu bringen. Die Kamarulu gab ihr Letztes. Ein weiteres Triebwerk fiel aus. Nur mit Mühe konnte sie den nötigen Schub erzeugen, um sich überhaupt noch an der Flanke des Berges in die Höhe zu schrauben. Kurz vor dem Gipfel hatte sich die Geschwindigkeit derart verringert, dass ich befürchtete, sie würde auf den letzten Metern versagen. Immer wieder wurde der Rumpf des Schiffes zusätzlich durch wuchtige Explosionen erschüttert, die ihm quasi die Eingeweide herausrissen und für eine bedrohliche Schlagseite sorgten.

Allen an Bord, dessen bin ich sicher, war klar, dass dies die letzte Reise der Kamarulu sein und dass es keine Überlebenden geben würde. Der endgültige Absturz eines derart gewaltigen Schiffes würde solch immense Energien freisetzen, dass alles innerhalb weniger Momente zu Staub verbrennen würde.

Komm schon, rief ich mit schweißnasser Stirn mehr zu mir selbst und betrachtete besorgt den Geschwindigkeitsmesser, der weiterhin gnadenlos abfiel. Nur noch dieses eine Mal, Kleine! Der Gipfel war noch zweihundert Meter von uns entfernt. Sie musste doch nur noch wenige Sekunden durchhalten. Das Brüllen der verbliebenen Triebwerke hatte sich mittlerweile zu einem erbärmlichen Heulen gewandelt und der gesamte Rumpf des Schiffes begann zu erzittern. Nun komm schon, brüllte ich und meine Männer starrten mich entsetzt an.

Dann hatte der Bug den Gipfel erreicht und schob sich darüber hinaus.

Wo ist unser Zielobjekt? rief ich.

Es hat den Eingang in das Tal fast erreicht!

Lassen sie das Schiff über den Bug kippen und gehen sie auf Frontalkurs! Behalten sie volle Leistung auf den Triebwerken bei.

Der Pilot nickte und wenige Momente später legte sich die Kamarulu in eine scharfe Rechtskurve, indem er den gesamten Rumpf kippte und dabei den Bug in die Tiefe drückte. Eben noch mit dem Blick in den Himmel, erschienen jetzt wieder massive Felsformationen vor uns und rasten in einer wilden Geschwindigkeit dicht an uns vorbei.

Kaum war der Bug soweit gesunken, dass wir den Einschnitt, in dem wir selbst noch vor nicht einmal einer Minute gewesen waren, sehen konnten, konnten wir auch den gewaltigen Rumpf unseres Verfolgers ausmachen, wie er sich langsam in das angrenzende Tal hineinschob.

Wieder erzitterte die Kamarulu und fast gleichzeitig erschütterte eine gewaltige Explosion den Rumpf, als das hintere der beiden Flugdecks an der Steuerbordseite in einem gleißenden Feuerball zerfetzt und abgesprengt wurde.

Die riesige Stahlkonstruktion raste in die Tiefe und krachte mit unbändiger Wucht auf den Bergrücken, wo sie noch einmal in einer irrsinnig wuchtigen Detonation vollständig zerrissen wurde.

Triebwerke aus! brüllte ich. Gehen sie auf Parallelkurs über das feindliche Schiff! Zielerfassung für alle Waffensysteme!

Der Offizier tippte seine Befehle ein, dann nickte er mir zu. Ziel ist erfasst!

Also dann meine Herren, rief ich, um den gewaltigen Lärm des Schiffes zu übertönen. Es war mir eine Ehre, mit ihnen fliegen zu dürfen! Und jetzt…Feuer!

Es war ein unglaubliches Schauspiel:

Die Kamarulu donnerte beinahe im Sturzflug auf das feindliche Schiff hinab, bevor sich ihr Bug wieder hob. Zu diesem Zeitpunkt befand sie sich etwa eine halbe Meile hinter ihm. Kaum hatte sich der Rumpf ausgerichtet, wurde der Feuerbefehl ausgeführt.

Innerhalb weniger Augenblicke zuckten annähernd achtzig Projektile aller Größen und Sprengkraft aus den Mündungsrohren unseres Schiffes und jagten auf den Feind zu, wo sie einen Wimpernschlag später beinahe zeitgleich einschlugen und ihre gewaltige Energien freisetzten.

Der Schutzschild des feindlichen Schiffes konnte einige der Angriffe abwehren, doch die meisten fanden ihr Ziel und trieben ihre tödliche Wucht durch die Außenhaut in das Innere hinein. Überall flammten grelle Blitze auf, schossen Feuer und Trümmerteile in alle Richtungen, vermischten sich mit dunklem Qualm zu gigantischen Flammenfäusten.

Immer wieder zuckte der Rumpf erbärmlich unter den Einschlägen der Projektile und der Wucht der Detonationen. Fast augenblicklich stoppten die Maschinen des Schiffes, während die Kamarulu mit hoher Geschwindigkeit nur einhundert Meter über seinem Rumpf hinwegdonnerte und Sekunden später mit schwerer Schlagseite und unzähligen eigenen Flammenherden in der Nebelwand aus Wolken und Gischt, hervorgerufen durch den gewaltigen Wasserfall aus dem Bergmassiv zur Rechten, verschwand.

Stille erfasste die Höhle, als Lobos geendet hatte, denn seine Worte hallten noch deutlich in den Köpfen der Anwesenden nach. Diejenigen, wie Vilo, Mavis, Cosco, Tibak, aber auch Pater Matu, die wussten, wovon der Admiral gesprochen hatte, waren gefangen von den Bildern, die seine Worte erzeugten, doch auch die anderen, wie Kaleena, Melia und Chalek, die die Kamarulu nie gesehen hatten und von militärischer Kampfführung nicht viel verstanden, waren beeindruckt und sprachlos.

Überraschenderweise war es Lobos selbst, der wieder seine Stimme erhob. „Unser Feind muss mächtig geschockt von unserer Attacke gewesen sein, denn er feuerte nicht mehr auf uns. Außerdem stoppte er seine Maschinen. Wenige Augenblicke später muss er dann hinter dem Nebel die gewaltigen Explosionen gesehen haben, die unser Ende zeigten. Als das feindliche Schiff schließlich über die Wasserfälle hinweg flog, war zu sehen, dass es schwere Schäden hatte hinnehmen müssen. Es drehte dann nach Süden ab. Wir haben es seither nicht wiedergesehen!“

Wieder trat Stille ein, denn Mavis und die anderen wussten nicht, wie sie Lobos überraschende Worte deuten sollten.

Vilo musste dann wohl der Meinung gewesen sein, zumindest irgendetwas zum Besten zu geben. „Verdammt Admiral. Sie und ihre Männer sind aber auch ein verwegener Haufen!“ Er grinste und nickte beeindruckt.

„Ja!“ Das war Melia und alle schauten sie ziemlich überrascht an, weil ausgerechnet sie das Wort ergriff. „Aber es erklärt nicht wirklich…!“ Sie wurde, ob der vielen Blicke auf sich, etwas unsicher. „…warum…ähm…sie noch leben!“ Sie blickte hilfesuchend zu Mavis. „Oder?“

Mavis schaute Melia zunächst ebenso überrascht an, wie alle anderen, doch dann erkannte er, dass sie einfach nur Recht hatte und lächelte ihr zu. Sie erwiderte diese Geste jedoch nur sehr kurz, dann wurde sie wieder ernst…nein, nicht ernst…traurig. „Melia hat Recht!“ sagte er dann aber und wandte sich an Lobos. „Wie zum Teufel sind sie noch rechtzeitig von Bord gekommen?“

Alle Blicke waren jetzt auf den Admiral gerichtet, doch der antwortete nicht sofort, sondern schaute zunächst jeden Einzelnen an, bis sein Blick auf Mavis haften blieb, der in den Augen seines Gegenübers ein Funkeln und auf seinen Lippen sogar ein leichtes Lächeln zu erkennen glaubte. Als Lobos dann den Mund öffnete, sagte er nur ein einziges Wort: „Gar nicht!“

„Wie bitte?“ Mavis glaubte sich verhört zu haben.

„Was soll das heißen?“ fragte Cosco. „Dass sie den Absturz an Bord des Schiffes überlebt haben?“

Der Admiral antwortete nicht, sondern nickte nur.

„Was?“ platzte Vilo hervor. „Aber das ist doch Bullshit!“ Seine Miene verdunkelte sich zusehends. „Niemand kann den Absturz der Kamarulu überleben!“

„Stimmt!“ Lobos nickte erneut. „Allein die sechs Triebwerksreaktoren haben so viel Energie in sich, um alles zu Staub zu verbrennen!“

„Eben!“ Vilo fühlte sich bestätigt. „Meine Rede!“

Mavis schaute den Admiral direkt an. „Und dennoch sitzen sie alle hier!?“ Sein rechtes Auge verengte sich dabei zu einem schmalen Schlitz. „Wie passt das zusammen? Gab es noch einen intakten Jet an Bord. Oder eine Rettungskapsel?“ Er schaute zu Vilo. „Hatte sie Rettungskapseln?“

„Nein!“ erwiderte sein Freund. „Sie hatte keine!“

Lobos nickte erneut. „Richtig! Und einen intakten Jet gab es auch nicht!“ Wieder hatte Mavis das Gefühl, dass der Admiral leicht amüsiert wirkte.

„Ich glaube…!“ hob Melia an und erneut blickten alle zu ihr. Für eine Sekunde befiel sie Unsicherheit, doch dann straffte sich ihr Oberkörper. „…der Admiral meint nicht, dass er beim Absturz an Bord war…!“ Sie erkannte, dass Mavis sie ansah und warf ihm einen kurzen, ernsten Seitenblick zu. „sondern, dass…ähm…es keinen Absturz… gegeben hat!“ Sie schaute Lobos mit großen Augen an, dessen Lächeln daraufhin etwas stärker wurde.

„Was?“ platzte Vilo ziemlich gereizt hervor. „Aber das ist doch noch größerer Blödsinn!“ Er warf Melia einen abschätzigen Blick zu. „Ich habe das Satellitenbild gesehen. Alles hier war eine einzige, gewaltige Flammenwolke!“

„Das stimmt!“ pflichtete Lobos ihm mit ernster Miene bei, dann wandte er sich an Melia, schaute sie direkt an und lächelte milde. „Aber ich würde dennoch nicht mit ihr schimpfen!“

„Klar!“ zischte Vilo genervt. „Weil sie keine Ahnung hat!“

„Vilo!“ Das war Mavis, für dessen Geschmack sein Freund jetzt zu hart agierte. Er wollte nicht, dass er Melia so anfuhr. „Hör auf!“

„Was?“ protestierte sein Freund jedoch.

Bevor er aber noch etwas sagen konnte, hob Lobos seine Stimme soweit an, dass alle seine nächsten Worte sehr gut hören konnten und er auch die Aufmerksamkeit der beiden Männer hatte. „Nein, weil sie...!“ Er grinste. „…Recht hat!“

Für einen Moment war es mucksmäuschenstill in der Höhle.

Dann platzte Mavis hervor. „Was?“

„Sie wollen uns verarschen, oder was?“ rief Vilo.

„Nein!“ erwiderte Lobos ruhig und gelassen. „Und ich kann es auch beweisen!“

II

„Halt still!“ mahnte Niuri und ihr Blick zeigte deutlich, dass sie nicht zu Scherzen aufgelegt war.

Sie befand sich im Behandlungszimmer und stand vor einer Liege, auf der Kabus saß. Sein Oberkörper war entblößt. Niuri hatte den Verband entfernt und war gerade dabei, die Wunde zu säubern. Sie war sehr konzentriert bei der Sache, denn die Verletzung war, obwohl sie bereits deutliche Heilungsspuren zeigte, nach wie vor ernst zu nehmen.

Kabus, der entspannt auf der Liege saß und seine Beine locker baumeln ließ, sah das aber offensichtlich ganz anders, denn mit einem breiten Grinsen und leuchtenden Augen fuchtelte er mit seinen Armen um ihren Kopf herum, versuchte sie zu streicheln und sie an sich zu ziehen, um sie zu küssen. Dabei stöhnte er ziemlich wollüstig.

Niuri aber hatte sichtlich keinen Nerv für sein Gebaren. „Lass das!“ Sie schob seine Hände, die im Begriff waren, sich auf ihren Brüsten niederzulassen, beiseite und wollte mit ihrer Arbeit fortfahren.

Kabus jedoch interessierte sich herzlich wenig für ihre ablehnende Haltung, sondern intensivierte seine Bemühungen im Gegenteil sogar noch. Sein Pech allerdings war, dass Niuri eine Art Pinzette in der Hand hatte, mit der sie abgestorbene Hautpartikel aus der Wunde entfernen wollte und als er sie an sich zog, um sie zu küssen, spürte er plötzlich einen höllischen Schmerz, der ihm sofort die Hitze durch den Körper trieb. „Aua!“ brüllte er, ließ sie los und schaute auf seine Wunde, während er versuchte den Schmerz zu ertragen.

Niuri trat einen halben Schritt zurück. Als Kabus sie vorwurfsvoll ansah, hatte sie die Pinzette erhoben und ein sanftes Grinsen auf den Lippen. „Ich hatte dich gewarnt!“

Kabus rechtes Auge verengte sich zu einem Schlitz. „Du bist ein Biest!“

Niuri grinste breiter. „Auch!“

„Und eine Schwindlerin!“

Niuris Lächeln erstarb und ihr Blick wurde ernst. „Wieso?“

„Du hast gesagt, du…!“ Kabus stoppte abrupt ab und wurde etwas verlegen. „…magst mich!“ fuhr er fort, doch war ihm klar, dass Niuri wusste, was er eigentlich hatte sagen wollen.

Die junge Frau lächelte auch nur einen Augenblick offen, dann wurde es ernster und ihre Augen leuchteten. „Mehr als das!“ erwiderte sie, hob ihre rechte Hand und streichelte sanft seine Wange.

Kabus lächelte zufrieden. „Und warum darf ich dich dann nicht küssen?“

„Weil du…!?“ Niuri blickte irritiert. „…noch immer verletzt bist und ich mich um deine Wunde kümmern muss!?“

„Geht das nicht auch später?“

Doch Niuri schüttelte mit ernster Miene den Kopf. „Jetzt!“

„Okay!“ Kabus gab sich mit einem tiefen Atemzug und verzogenen Mundwinkeln geschlagen. „Aber ich…brauche…wenigstens einen Kuss, sonst…!“ Er wartete, bis sie ihn ansah. „…werde ich wahnsinnig vor Verlangen nach dir und dann nützt mir auch ein intakter Körper nichts!“ Er grinste schief.

Jetzt verengten sich Niuris Augen und sie wollte schon zu etwas ansetzen, doch dann brummte sie nur. „Also gut! Einen Kuss!“ Sie wartete, bis Kabus nickte. „Dann kümmere ich mich um deine Wunde!“ Wieder nickte ihr Gegenüber und sie trat direkt vor ihn. Einen Augenblick später hatte er schon seine beiden Hände an ihre Wangen gelegt und sie befand sich in einem absolut leidenschaftlichen Zungenkuss. Was immer sie auch für Vorsätze gehabt haben mochte, sie brachen vollständig auseinander und tiefes Verlangen erfasste sie. Im nächsten Moment stöhnte sie wollüstig, genoss das Gefühl, das ihr Kabus gab, in vollen Zügen und vergas ihre Umgebung.

Plötzlich aber bemerkten sie Tumult außerhalb der Krankenstation. Zuerst waren es nur lautere Stimmen, doch schon einen Moment später wurden sie auch hektisch, aufgeregt und besorgt. Das reichte aus, um ihren Kuss zu beenden.

Im selben Augenblick ertönte von draußen der Schrei eines Elay. Laut und dröhnend hallte er in der Halle nach.

War eines der Tiere ausgebrochen, bevor Umuras sich mit ihm beschäftigen konnte? War der Fluch, der diese wundervollen Wesen einst befallen hatte, am Ende doch noch nicht gänzlich vergangen?

Niuri und Kabus schauten sich an und trennten sich dann. „Was mag da los sein?“ fragte Kabus.

Niuri zuckte in den Schultern. Gemeinsam gingen sie zur Tür. Sie erkannten sofort, dass sie sich nicht geirrt hatten. Mitten in der großen Halle stand, umringt von mehreren Personen – unter ihnen auch Umuras – ein Elay. Nein, nicht ein Elay, der Elay, der Jorik und die anderen vor Stunden hinauf zur Oberfläche bringen sollte!

Als Niuri und Kabus diesen Umstand realisierten, zeigte sich augenblicklich Sorge in ihren Gesichtern Sie traten ins Freie und näherten sich dem Flugwesen.

„Vorsicht!“ brüllte Umuras und schon im nächsten Moment wirbelte der Elay herum und sein ausgetreckter Schwanz schoss in Hüfthöhe waagerecht durch die Luft. Niuri und Kabus waren gerade noch weit genug entfernt, dass sie davon nicht erwischt wurden, ein Mann im mittleren Alter aber hatte kein Glück, wurde aus dem Stand nach hinten gerissen und einige Meter brüllend durch die Luft geschleudert. Allerdings landete er in einer Gruppe Zuschauer, die ihn unfreiwillig auffingen, sodass er keinen nennenswerten Schaden davontrug.

Erneut war ein wildes Brüllen des Elay zu hören und Kabus rechnete fest damit, dass das Tier komplett ausrasten würde, doch zu seiner Überraschung begann der Körper des Flugwesens plötzlich zu zittern, aus dem Brüllen wurde ein schmerzhaftes, qualvolles Stöhnen und schon im nächsten Moment sackten die Beine unter dem massigen Körper weg und der Elay krachte mit einem kläglichen Aufschrei zu Boden.

„Sie ist verletzt!“ rief Umuras und näherte sich dem Tier, obwohl es seinen Kopf drohend in seine Richtung drehte. Umuras aber ließ sich davon nicht abhalten, legte seine Hand beschwichtigend auf den Körper des Flugwesens und tatsächlich beruhigte es sich zusehends. Während es nochmals schmerzhaft aufstöhnte, konnte er die Wunden betrachten und war sichtlich besorgt. „Sehr sogar!“

„Was…?“ Kabus war mit Niuri nähergekommen. Seine Wunde war längst vergessen, einzig tiefe Besorgnis erfüllte ihn. „Was ist passiert?“

Umuras schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung!“ Er sah die beiden direkt an. „Aber um einem Elay solche Wunden zuzufügen, bedarf es schon erheblicher Gewalteinwirkung!“

„Ist sie allein?“ fragte Kabus. „Ich meine, war denn keiner bei ihr?“

Umuras wusste darauf keine Antwort, doch quasi im selben Moment kamen die beiden Männer angerannt, die in der Höhle Wache gehalten hatten, hinter der sich der gewaltige Trichter befand, der letztlich bis an die Oberfläche des Planeten führte. Als sie den Elay sahen, stoppten sie ab.

„Was ist passiert?“ fragte Umuras.

„Er war urplötzlich da! Ohne Vorwarnung!“ antwortete der ältere der beiden. „Kam aus dem Trichter in die Höhle geschossen, durchflog sie und verschwand in diese Richtung!“

„War Jemand bei ihm?“ Kabus trat einen Schritt auf den Mann zu.

Doch der schüttelte den Kopf. „Nein! Der Elay war allein!“

„Seid ihr sicher?“ hakte Niuri nach.

Jetzt nickte der Mann. „Wir haben den Trichter und den Höhleneingang abgesucht, bevor wir hierherkamen!“

„Aber…!“ Kabus Blick drückte pure Hilflosigkeit aus. „Was ist passiert?“

Niuri schaute ihn voller Mitleid an. „Das weiß niemand!“ Sie trat zu ihm und schloss ihn in die Arme.

„Das ist so nicht ganz richtig!“ erwiderte Umuras und als die beiden ihn ansahen, fügte er mit einem Nicken auf den Elay hinzu. „Sie weiß es!“

„Aber…!“ Kabus befiel Verzweiflung. „Dann soll sie uns dorthin fliegen, wo sie…!“ Er stoppte ab.

Umuras schüttelte den Kopf. „Sie ist ernsthaft verletzt. Wir müssen sie erst behandeln!“

„Wie lange wird das dauern?“ setzte Kabus nach.

Umuras schaute ihn an, dann auf die Wunde an seiner linken Seite. „Nicht länger, als bei dir!“

Kabus schaute an sich herab und musste erkennen, dass seine Wunde wieder aufgebrochen war. Frisches Blut sickerte in einem dünnen Strich in seine Taille. Mit einem Mal spürte er dort auch ein sehr unangenehmes Ziehen, das sich zu einem Brennen entwickelte. Mit großen Augen schaute er Umuras an.

„Wenn du bereit bist, ist sie…!“ Er deutete auf den Elay. „…es auch!“

„Vorausgesetzt, du tust dieses Mal, was ich dir sage!“ mahnte Niuri, doch zeigte ihr Blick, dass sie mit ihm fühlte.

„Natürlich!“ erwiderte Kabus sofort. „Lasst uns keine Zeit verlieren!“ Er schaute Umuras bittend an.

Der Alte nickte, wandte sich ab und gab einigen Umstehenden Anweisungen, Platz zu schaffen, Verbandszeug und Medikamente, sowie heißes Wasser zu holen.

Niuri zog Kabus mit sich und lächelte ihm aufmunternd zu, doch wusste er nicht, ob er ihren Optimismus wirklich teilen sollte.

399
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ISBN:
9783753195742
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