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Читать книгу: «Kleine Romane und Novellen», страница 13

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II

Ein Nachtmarsch ist etwas Trauriges für eine Armee. Der Krieg ist schön an einem schönen Tage, wenn der Himmel auf das Handgemenge herabblickt, wenn die Völker sich um das Schlachtfeld, wie um die Einfassung eines Circus drängen, und den Siegern mit den Händen zu klatschen; wenn die zitternden Töne der Blechinstrumente die mutigen Fiebern des Herzens in Wallung bringen; wenn der Rauch von tausend Kanonen sie mit einem Leichentuchs bedeckt, wenn Freunde und Feinde da sind, um zu sehen, wie gut ihr sterben werdet: das ist erhaben! Allein bei Nacht, bei Nacht! Nicht zu wissen, wie man angegriffen wird, oder wie man sich verteidigt, zu fallen, ohne zu sehen, wer den Streich versetzt, oder wo der Schuss herkommt, fühlen, wie Die, welche noch aufrecht stehen, mit den Füßen an euch anstoßen, und auf euch herumtreten, ohne zu wissen, wer ihr seid! Dann nimmt man nicht die Stellung des Fechters ein, man wälzt, man krümmt sich, man beißt die Erde, man reißt sie mir den Nägeln auf: grässlich!

Darum auch marschierte diese Armee traurig und schweigend; denn sie wusste, dass auf jeder Seite ihres Weges sich hohe Hecken, ganze Felder von Ginster und Stechpfriemen hinzogen, dass am Ende des Weges ein Gefecht, ein Nachtgefecht ihrer warte.

Sie marschierten seit einer halben Stunde; von Zeit zu Zeit brach, wie ich schon gesagt, ein Strahl des Mondes aus den Wolken hervor, und ließ an der Spitze dieser Kolonne den Bauern, der als Führer diente, gewahr werden; er lieh dem geringsten Geräusch ein aufmerksames Ohr und war immer von den beiden Soldaten, die ihm zur Seite gingen, bewacht. Zuweilen hörte man auf den Flanken ein Rauschen der Blätter: die Spitze der Kolonne stand plötzlich still; mehrere Stimmen riefen: »Wer da?. . . Nichts antwortete und der Bauer sagte lachend: Es ist ein Hase, der aus seinem Lager springt. Manchmal glaubten die beiden Soldaten irgend Etwas, das sie nicht unterscheiden konnten, vor ihnen sich bewegen zu sehen, sie sprachen unter einander: Sieh doch hin!. . . und der Vendeer erwiderte: »Es ist euer Schatten, gehen wir immer zu. Plötzlich sahen sie bei der Wendung des Wegs zwei Menschen sich aufrichten: sie wollten schreien: einer der Soldaten fiel, ehe er die Zeit hatte, ein Wort zu sprechen; der andere wankte eine Sekunde und vermochte nur noch zu sagen: »Zu mir her!«

Zwanzig Flintenschüsse gingen zu gleicher Zeit los; bei der Helle dieses Blitzes konnte man drei entfliehende Männer erkennen, der eine von ihnen wankte, schleppte sich einen Augenblick längs der Böschung hin, indem er hoffte, die andere Seite der Hecke zu erreichen. Man lief auf ihn zu, es war nicht der Führer; man befragte ihn, er antwortete nicht: ein Soldat durchstieß ihm den Arm mit seinem Bajonet, um zu sehen, ob er wirklich tot sei: er war es.

Jetzt wurde Marceau der Führer. Der Eifer, mit welcher er die Örtlichkeiten studiert hatte, gab ihm Hoffnung, sich nicht zu verirren. In der Tat erblickte man nach einem Marsch von einer Viertelstunde die schwarze Masse des Waldes. Hier war es, der Nachricht zufolge, welche die Republikaner erhalten hatten, dass sich die Einwohner einiger Dörfer, die Trümmer mehrerer Armeen, ungefähr achtzehn hundert Menschen versammeln sollten, um eine Messe zu hören.

Die beiden Generale teilten ihre kleine Truppenmasse in mehrere Kolonnen, mit dem Befehl, den Wald einzuschließen und ihre Richtung auf alle Straßen zu nehmen, die nach dem Mittelpunkt führten; man berechnete, dass eine halbe Stunde hinreichend sei, um die gegenseitigen Stellungen einzunehmen. Eine Abteilung hielt an der Straße, die sich demselben gegenüber befand; die andern dehnten sich im Kreise auf ihren Flügeln aus; man hörte noch einen Augenblick das Geräusch ihrer Taktmäßigen Schritte, das immer schwächer wurde; endlich hörte es ganz auf, und die Stille war wieder hergestellt. Die halbe Stunde, die einem Treffen vorangeht, ist schnell vorüber. Kaum hat der Soldat Zeit, zu sehen, ob sein Gewehr mit Zündkraut versehen ist, und seinem Kameraden zu sagen: ich habe fünfundzwanzig oder dreißig Franken unten in der Ecke meines Tornisters; wenn ich falle, so schicke sie an meine Mutter.

Das Wort Vorwärts erschallt und Jeder bebt, als wenn er es nicht erwartet hätte.

Je weiter sie vorrückten, desto mehr schien es ihnen, dass der Kreuzweg, der den Mittelpunkt des Waldes bildete, stärker erleuchtet sei; sich demselben nähernd, unterschieden sie brennende Fackeln; bald traten die Gegenstände deutlicher hervor, und ein Schauspiels von welchem keiner von ihnen eine Vorstellung hatte, bot sich ihrem Blicke dar.

Auf einem aus mehreren auf einander geschichteten Steinen plump zusammengefügten Altar las der Geistliche von Saint-Marie de Rhé eine Messe, Greise mit einer Fackel in der Hand umgaben den Altar, und rings «m sie beteten Frauen und Kinder auf den Knien liegend. Zwischen den Republikanern und dieser Gruppe war eine Mauer von Männern aufgestellt und bot, mir in einer engeren Linie, den gleichen Schlachtplan zur Verteidigung dar, wie der des Angriffs war: auch wenn man in der ersten Linie den entflohenen Führer nicht erkannt hätte, wäre es ganz augenfällig gewesen, dass sie zum voraus benachrichtigt waren; jetzt war er ein vendéeischer Soldat, in seinem vollständigen Anzug, auf der linken Seite der Brust das Herz von rotem Zeug tragend, das als Erkennungszeichen diente, und am Hut das weiße Tuch, das den Federbusch ersetzte.

Die Vendeer erwarteten nicht, dass man sie angreife; sie hatten in dem Gehölze Plänkler zerstreut, die das Gewehrfeuer begannen; die Republikaner rückten mit dem Gewehr im Arm vor, ohne einen Schuss abzufeuern, ohne auf das ununterbrochene Feuer ihrer Feinde zu antworten, ohne nach jedem Schuss ein weiteres Wort entschlüpfen zu lassen, als: Aufgerückt! Aufgerückt!

Der Priester war mit seiner Messe noch nicht zu Ende, und fuhr fort, sie zu lesen; seine Zuhörer schienen dem, was vorging, fremd zu sein, und blieben auf den Knien. Die republikanischen Soldaten rückten immer vor. Als sie noch dreißig Schritte von ihren Feinden entfernt waren, ließ sich das erste Glied auf ein Knie nieder; drei Reihen Flinten senkten sich wie Ähren, welche der Wind beugt. Das Gewehrfeuer brach los: man sah die vendéeischen Reihen sich lichten, und einige Kugeln, die über dieselben hinübergingen, töteten Frauen und Kinder am Fuße des Altars. Einen Augenblick gab es Geschrei und Tumult unter der Menge. Der Priester hob das Allerheiligste in die Höhe, die Köpfe beugten sich bis auf den Boden nieder, und Alles versank wieder in Schweigen.

Die Republikaner machten ihr zweites Pelotonfeuer auf zehn Schritte mit derselben Ruhe, wie bei einer Musterung, mit derselben Genauigkeit, wie vor einer Zielscheibe. Die Vendeer feuerten gleichfalls, dann hatten weder die Einen noch die Andern mehr Zeit, ihre Waffen wieder zu laden: die Bajonette kamen nun an die Reihe und hier war aller Vorteil auf Seiten der regelmäßig bewaffneten Republikaner. Der Priester las fortwährend die Messe.

Die Vendeer wichen zurück, ganze Reihen fielen ohne ein anderes Geräusch als Verwünschungen. Der Priester nahm es wahr; er gab ein Zeichen: die Fackeln erloschen und der Kampf fiel in völliges Dunkel zurück. Jetzt war es nur noch eine Szene der Verwirrung und des Würgens, wo Jeder, ohne zu sehen, mit Wut den Andern niederhieb und starb, ohne um Gnade zu bitten, welche man auch selten gewährt, wenn man um sie in derselben Sprache steht.

Indessen wurden diese Worte: Gnade! Gnade! mit einer herzzerreißenden Stimme zu den Füßen Marceaus ausgesprochen, der gerade zustoßen wollte.

Es war ein junger Vendeer, ein Kind ohne Waffen, das aus diesem schrecklichen Handgemenge herauszukommen suchte. – Gnade, Gnade, sagte es, retten Sie mich, im Namen des Himmels, im Namen Ihrer Mutter!

Der General riss den Vendeer einige Schritte vom Schlachtfelde hinweg, um ihn den Blicken seiner Soldaten zu entziehen, aber er war bald genötigt, anzuhalten, denn der junge Mensch war in Ohnmacht gesunken. Dieses Übermaß von Schrecken verwunderte ihn von Seiten eines Soldaten, doch beeiferte er sich Nichts desto weniger, ihm beizustehen, er machte seine Kleidung auf, um ihm Luft zu verschaffen: es war ein Frauenzimmer.

Es war kein Augenblick zu verlieren: die Befehle des Konvents waren gemessen: jeder Vendeer, der mit den Waffen in der Hand, oder bei einer Zusammenrottung ergriffen wurde, sollte, was auch sein Alter oder Geschlecht sei, auf dem Schafott sterben. Er setzte das Mädchen an dem Fuß eines Baumes nieder und lief dem Schlachtfelde zu. Unter den Toten erblickte er einen jungen republikanischen Offizier, der ihm von gleichem Wuchs mit der Unbekannten zu sein schien, er nahm ihm schnell seine Uniform und seinen Hut ab, und kam zu ihr zurück. Die Kühle der Nacht zog sie bald aus ihrer Ohnmacht. – Mein Vater, mein Vater, waren ihre ersten Worte; dann richtete sie sich auf und lehnte ihre Stirne auf beide Hände, wie um ihre Gedanken zu ordnen. – O! es ist grässlich: ich war bei ihm, ich habe ihn verlassen; mein Vater, mein Vater: er wird tot sein. Fräulein! Fräulein Blanca! sprach ein Kopf, der plötzlich hinter einem Baum erschien, der Marquis von Beaulieu lebt, er ist gerettet. Es lebe der König und die gute Sache!

Der diese Worte gesprochen, verschwand wie ein Schatten, indessen doch nicht so schnell, dass Marceau nicht Zeit gehabt hätte, den Bauern von Saint-Crepin zu erkennen.

– »Tinguy, Tinguy!« rief das junge Mädchen aus, ihre Arme nach dem Meier ausstreckend.

– »Stille! ein Wort verrät Sie, ich konnte Sie nicht retten und ich will Sie retten! Legen Sie dieses Kleid und diesen Hut an, und erwarten Sie mich hier.«

Er ging wieder aus das Schlachtfeld, gab den Soldaten Befehl, sich auf Chollet zurückzuziehen, überließ seinem Kollegen das Kommando und kam zu der jungen Vendeerin zurück.

Er fand sie bereit, ihm zu folgen. Beide nahmen ihre Richtung nach einer Art Hauptstraße, welche die Romagne durchzieht, wo der Bediente Marceaus ihn mit Handpferden erwartete, die nicht ins Innere des Landes, in welchem die Wege nur Schluchten und Sümpfe sind, hatten durchdringen können. Hier vermehrte sich seine Verlegenheit: er fürchtete, seine junge Gefährtin möchte nicht zu reiten verstehen und nicht stark genug sein, zu Fuß zu gehen; allein sie hatte ihn bald beruhigt, indem sie sich auf ihrem Pferde zwar mit weniger Kraft, aber mit eben soviel Anmut bewegte als der beste Reiter.16 Sie sah die Verwunderung Marceaus und lächelte – Sie werden weniger erstaunt sein, sagte sie zu ihm, wenn Sie mich kennen werden. Sie werden sehen, durch weiche Folge von Begebenheiten mir die Übungen der Männer eigentümlich geworden sind; Sie haben ein so gutmütiges Äußere, dass ich Ihnen alle Vorfälle meines so jungen und an Kummer schon so reichen Lebens erzählen werde.

»Ja, ja, aber später, sagte Marceau; wir haben Zeit dazu, denn Sie sind meine Gefangene und zu Ihrem eigenen Besten mag ich Sie nicht in Freiheit setzen. Was wir jetzt zu tun haben, ist, Chollet aufs Schnellste zu erreichen. Setzen Sie sich daher auf Ihren Sattel fest, und vorwärts im Galopp, mein Ritter.«

– »Im Galopp, « versetzte die Vendeerin, und drei Viertelstunden darauf ritten sie in Chollet ein. Der Obergeneral war auf dem Rathaus. Marceau ging hinauf, indem er vor der Tür seinen Bedienten und seine Gefangene zurückließ. Er legte in wenigen Worten Rechenschaft von seiner Sendung ab und ging mit seinem kleinen Gefolge ein Unterkommen im Gasthof der Sans-Sulotten zu suchen, eine Inschrift, welche an die Stelle der früheren »zum großen heiligen Nicolaus« getreten war.

Marceau nahm zwei Zimmer in Beschlag; er führte das Mädchen in eines derselben, forderte sie auf, sich ganz angekleidet auf ihr Bett zu werfen, um einige Augenblicke einer Ruhe zu genießen, der sie nach der gräuelvollen Nacht sehr bedürftig war, und ging, sich in dem seinigen einzuschließen; denn jetzt hatte er die Verantwortlichkeit für ein Leben, und er musste darauf denken, dasselbe zu bewahren.

Blanca ihrerseits hätte ebenfalls zu träumen, zuerst von ihrem Vater, dann von jenem jungen republikanischen General mit freundlichem Gesicht und sanfter Stimme. Alles dies kam ihr wie ein Traum vor. Sie ging umher, um sich zu überzeugen, dass sie wirklich wache, stand vor einem Spiegel stille, um sich zu versichern, dass sie es selbst sei, dann weinte sie, wenn sie die Verlassenheit bedachte, worin sie sich befand; der Gedanke ihres Todes, des Todes auf dem Schaffst kam ihr keineswegs; hatte ja Marceau mit seiner sanften Stimme gesagt: Ich werde Sie retten.

Und dann, warum hätte man sie, der gestern ein neues Leben aufgegangen war, sterben lassen sollen? Warum hätten von ihr, die so schön war, und Niemanden ein Leid zugefügt, die Menschen Kopf und Blut gefordert? Kaum konnte sie selbst nur glauben, dass sie Gefahr laufe. Ihr Vater freilich, Häuptling der Vendeer, tötete und konnte getötet werden; allein sie, sie, ein armes, junges Mädchen, das noch der Kindheit die Hand reichte— O! weit entfernt, an traurige Vorbedeutungen zu glauben, war das Leben schön und anmutsvoll, die Zukunft unendlich; dieser Krieg wird zu Ende gehen, das öde Schloss wird seine Herren zurückkehren sehen. Eines Tags wird ein junger, ermüdeter Mann hier Gastfreundschaft ansprechen, er wird vierundzwanzig oder fünfundzwanzig Jahre alt sein, eine sanfte Stimme, blonde Haare und Generalsuniform haben, und lange verweilen: träume, träume, arme Blanca.

Es gibt ein Jugendalter, worin das Unglück dem Dasein so fremd ist, dass es scheint, es könne nie darin einheimisch werden; wie traurig auch ein Gedanke sein möge, er endigt immer mit einem Lächeln. Dies kommt daher, dass man das Leben nur von einer Seite des Horizontes sieht, dass die Vergangenheit noch nicht die Zeit hatte, auf die Zukunft schließen zu lassen.

Marceau träumte auch, allein er sah schon in das Leben hinein; er kannte den politischen Hass des Augenblicks; er wusste, was eine Revolution erheischte; er suchte ein Mittel auf, die jetzt schlafende Blanca zu retten. Ein einziges bot sich seinem Geiste dar! dies war, sie selbst nach Nantes zu führen, wo seine Familie wohnte. Seit drei Jahren hatte er weder Mutter noch Schwester gesehen, und da er sich nur noch einige Meilen von dieser Stadt befand, schien es ihm ganz natürlich, den Obergeneral um einen Urlaub zu bitten. Bei diesem Gedanken blieb er stehen. Der Tag brach an, er begab sich daher zum General Westermann; was er erbat, wurde ihm ohne Schwierigkeit gewährt. Er wünschte, der Erlaubnisschein möchte ihm im Augenblick ausgehändigt werden, indem er dachte, Blanca könne nicht bald genug abreisen; allein dieser Pass musste noch eine zweite Unterschrift haben, die des Volksrepräsentanten Delmar. Erst seit einer Stunde war dieser mit der Expeditionstruppe angelangt; er genoss im nächsten Zimmer einige Augenblicke Ruhe, und der Obergeneral versprach Marceau gleich nach seinem Erwachen ihm die Erlaubnis zuzusenden.

In den Gasthof heimkommend, traf er auf den General Dumas, der ihn suchte. Die beiden Freunde hatten keine Geheimnisse für einander; bald kannte er das ganze Abenteuer der letzten Nacht. Während er das Frühstück bereiten ließ, ging Marceau zu seiner Gefangenen hinauf, welche schon nach ihm hatte fragen lassen; er kündigte ihr den Besuch seines Kollegen an, der nicht säumte, sich ihr vorzustellen: seine ersten Worte beruhigten Blanca, und nach einem Augenblick der Unterhaltung empfand sie keine Schüchternheit mehr, als die, die unzertrennlich von der Lage eines jungen Mädchens ist, das sich mitten unter zwei Männer gestellt sieht, die sie kaum kennt.

Sie waren im Begriff, sich zur Tafel zu setzen, als die Tür aufging. Der Volksrepräsentant Delmar erschien auf der Schwelle.

Es war einer von jenen Männern, welche Robespierre wie einen Arm an das Ende des Seinigen gesetzt hatte, um in die Provinzen zu reichen, von denen, welche glaubten, sein System der Wiedergeburt verstanden zu haben, weil er ihnen gesagt hatte: man muss wiedergebären, und unter deren Händen die Guillotine mehr tätig als verständig war.

Diese unheimliche Erscheinung brachte Blanca sogar noch vorher zum Beben, ehe sie wusste, wer es war.

– »Ah! ah! sagte er zu Marceau, du willst uns schon verladen, allein du hast dich diese Nacht so brav gezeigt, dass ich dir Nichts abschlagen kann; indessen bin ich dir ein wenig böse, dass du den Marquis von Beaulieu entkommen ließest; ich hatte dem Konvent seinen Kopf zu übersenden versprochen.«

Blanca stand aufrecht, blaß und kalt vor Schrecken, wie eine Bildsäule. Marceau stellte sich ganz unbezwungen vor sie hin.

– »Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, fuhr er fort, die republikanischen Spürhunde haben eine gute Nase und gute Zähne, und wir folgen seiner Spur. Hier ist der Erlaubnisschein, setzte er hinzu, er ist in Ordnung, du kannst reisen, wann du willst; aber ich komme, um vorher noch mit dir zu frühstücken; ich habe einen Tapferen wie du nicht verlassen wollen, ohne mit ihm aufs Wohl der Republik und die Ausrottung der Räuber zu trinken.«

In der Lage, in welcher sich die beiden Generale befanden, war ihnen dieses Zeichen von Achtung Nichts weniger als angenehm; Blanca hatte sich gesetzt, und wieder einigen Mut gefasst. Man setzte sich zu Tische, und das junge Mädchen war genötigt, um sich nicht Delmar gegenüber zu befinden, an seiner Seite Platz zu nehmen. Sie setzte sich weit genug von ihm weg, um ihn nicht zu berühren, und beruhigte sich nach und nach wieder, als sie bemerkte, dass sich der Volksrepräsentant mehr mit dem Mahle als mit den Mitgästen beschäftigte. Indessen fielen von Zeit zu Zeit ein oder zwei blutige Worte von seinen Lippen, und brachen Schauder in die Adern des jungen Mädchens; übrigens aber schien keine wirkliche Gefahr für sie vorhanden zu sein, die Generale hofften, er werde sie verlassen, ohne nur das Wort direkt an Blanca zu richten. Der Wunsch abzureisen, war für Marceau ein Vorwand, das Mahl abzukürzen; es war seinem Ende nahe. Jeder begann freier zu atmen, als sich ein Musketenfeuer auf dem Marktplatz der Stadt hören ließ, der dem Gasthaus gegenüber lag; die Generale sprangen nach ihren Waffen, die sie neben sich niedergelegt hatten. Delmar hielt sie zurück:

»Gut, meine Tapferen, sagte er lächelnd, und sich auf seinem Sessel schaukelnd; gut, ich sehe gerne, dass ihr auf eurer Hut seid; allein, setzt euch nur wieder zu Tische, es gibt da Nichts für euch zu tun.«

»Was ist es denn für ein Lärm? sagte Marceau

– »Nichts, fuhr Delmar fort, man erschießt die Gefangenen von der letzten Nacht.«

Blanca stieß einen Schreckensruf aus:

– »O! die Unglücklichen! rief sie.«

Delmar setzte sein Glas nieder, das er an seine Lippen zu bringen im Begriff war, und wendete sich langsam nach ihr ihn.

– »Ah! es geht gut, sagte er; wenn jetzt die Soldaten wie Weiber zittern, sollte man die Weiber als Soldaten kleiden; es ist wahr, dass du noch sehr jung bist, setzte er hinzu, ihre beiden Hände ergreifend, und ihr gerade in s Gesicht sehend, allein du wirst dich daran gewöhnen.«

– »O! nie, nie! rief Blanca aus, ohne zu bedenken, wie gefährlich es für sie sei, ihre Gefühle vor einem solchen Zeugen an den Tag zu legen. Nie werde ich mich an solche Abscheulichkeiten gewöhnen.«

– »Kind, versetzte Delmar, ihre Hände loslassend, glaubst du, man könne eine Nation wiedergebären, ohne ihr Blut abzuzapfen, die Verschwörungen unterdrücken, ohne Schafotte aufzurichten? Hast du je ein Volk durch eine Revolution auf den Gipfel der Gleichheit bringen sehen, ohne einige Köpfe abzuschlagen? Wehe jetzt, wehe den Großen, denn die Rute des Tarqminus hat sie bezeichnet.«

Er schwieg einen Augenblick, dann fuhr er fort: – Überdies, was ist der Tod? ein Schlaf ohne Traum, ohne Erwachen; was ist das Blut? eine rote Flüssigkeit, der, ähnlich, welche die Flasche enthält, und die auf unsern Geist nur durch die Idee, welche man daran knüpft, eine Wirkung hervorbringt: Sombreuil hat davon getrunken. Nun gut! du schweigst: lass sehen, hast du nicht irgend ein philanthropisches Argument im Mund? an deiner Stelle würde ein Girondist nicht so kurz sein.

Blanca war also gezwungen, dieses Gespräch fortzusetzen.

– »O! sagte sie zitternd, sind Sie ganz sicher, dass Ihnen Gott das Recht gegeben hat, so zuzuschlagen?«

– »Schlägt mich Gott nicht?«

»Ja, aber er sieht über das Leben hinaus, wahrend der Mensch, wenn er tötet, weder weiß, was er gibt, noch was er nimmt.«

– »Es sei; nun gut, die Seele ist unsterblich, oder sie ist es nicht; wenn der Körper nur Materie ist, ist es dann ein Verbrechen, der Materie etwas bälder wiederzugeben, was Gott bei ihr entlehnt hatte? Wenn ihn eine Seele unsterblich ist, so kann ich sie nicht töten, der Körper ist nur eine Kleidung, die ich ihr nehme, oder vielmehr ein Gefängnis, aus dem ich sie befreie. Jetzt höre einen Rat, denn ich will dir einen solchen geben: behalte deine philosophischen Reflexionen und deine Schulargumente, um dein eigenes Leben zu verteidigen, wenn du je in die Hände des Charette oder des Bernhard von Marigny fällst, denn sie würden dir ebenso wenig Gnade gewähren, als ich ihren Soldaten gewährt habe. Was Mich betrifft, so würdest du vielleicht bereuen, sie ein zweites mal in meiner Gegenwart zu wiederholen; denke daran!« Er entfernte sich.

Einen Augenblick herrschte Stille. Marceau legte seine Pistolen auf die Seite, die er während dieses Gesprächs geladen hatte.

– O! sprach er, ihm mit dem Finger nach deutend, nie ist ein Mensch, ohne daran zu denken, dem Tod näher gestanden, als du so eben. Wissen Sie, Blanca, dass, wenn eine Gebärde, ein Wort ihm entschlüpft wäre, welche bewiesen, dass er Sie erkannt habe, wissen Sie, dass ich ihm dann eine Kugel durch den Kopf gejagt hätte?«

Sie hörte nicht. Ein einziger Gedanke hatte sie ergriffen: der Gedanke, dass dieser Mensch beauftragt sei, die Trümmer der Armee zu verfolgen, welche der Marquis von Beaulieu befehligte.

– »O, mein Gott! sagte sie, den Kopf in ihren Händen bergend. . . o mein Gott, wenn ich denke, mein Vater könnte in die Hände dieses Tigers fallen; wenn er heute Nacht gefangengenommen worden wäre, so wäre es möglich, dass hier vorne . . . Es ist verrucht, es ist grässlich; ist denn kein Mitleiden mehr in dieser Welt? O! Verzeihung, Verzeihung, sprach sie zu Marceau, wer könnte mehr als ich das Gegenteil wissen? Mein Gott, mein Gott!. . .«

In diesem Augenblicke trat der Diener in’s Zimmer, und zeigte an, dass die Pferde bereit seien.

»Reisen wir ab, im Namen des Himmels reisen wir ab! Es ist Blut in der Luft, welche man hier einatmet.«

– »Reisen wir ab, erwiderte Marceau, und alle drei gingen im Augenblick die Treppe hinab.

16.Wenn selbst das, was folgt, diese bei uns seltene Geschicklichkeit für eine Frau nicht erklärte, so wurde sie durch die Sitte des Landes gerechtfertigt Die Damen der Schlösser reiten selbst, wörtlich gesprochen, wie ein Fashionable von Longchemps; nur tragen sie unter ihren Kleidern, welche der Sattel herauf streift, Beinkleider, die denen ähnlich sind, welche man den Kindern anzieht. Die Weiber vom Volke gebrauchen nicht einmal diese Vorsicht.
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Дата выхода на Литрес:
04 декабря 2019
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535 стр. 10 иллюстраций
Правообладатель:
Public Domain

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