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Читать книгу: «Kleine Romane und Novellen», страница 12

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»Sie gingen in das Zimmer des Herrn Eugéne. Als ich mit dem Fiaker zurückkam, erwarteten sie mich schon unten. Der Kapitän hatte Pistolen in den Taschen und Herr Eugéne den Degen unter dem Mantel.«

– »Kutscher, ins Boulogner Wäldchen.«

– »Wenn ich getötet werde, mein Freund, sagte der Kapitän, so überliefern sie diesen Ring meiner armen Marie: es ist der Verlobungsring ihrer Mutter; eine würdevolle Frau, junger Mann, die jetzt bei Gott ruht, oder es gäbe da oben nicht mehr Gerechtigkeit als auf dieser Welt. Ordnen Sie ferner an, dass ich mit meinem Kreuz und meinem Degen begraben werde. Ich habe keinen andern Freund als Sie, keinen andern Verwandten als meine Tochter: also Sie und meine Tochter hinter meinem Sarg und das sei Alles.«

– »Warum diese Gedanken, Kapitän? sie sind ziemlich düster für einen alten Militär.«

»Der Kapitän lächelte traurige«

– »Seit 1813 hat Alles eine schlimme Wendung für mich genommen, Herr Eugéne. Weil Sie versprochen haben, über meine Tochter zu wachen, so ist es besser, sie hat einen jungen und reichen Beschützer, als einen armen alten Vater.«

Er schwieg; Herr Eugéne wagte nicht mehr mit ihr zu sprechen, und der Greis blieb stille bis zum Ort des Zusammentreffens.

»Ein Kabriolett folgte uns auf einige Schritte.

Herr Alfred stieg mit seinen zwei Zeugen aus.«

Einer der Zeugen trat zu uns.

– »Was ist die Waffe des Kapitäns?«

– »Die Pistole, antwortete dieser.«

– »Bleib im Fiaker und hüte die Degen, sagte mein Herr; und sie verloren sich alle fünf im Gehölz.«

»Kaum waren zehn Minuten vergangen, als ich zwei Pistolenschüsse hörte. Ich prallte zurück, als wenn ich, mich nicht darauf versehen hätte: für einen der Beiden war es aus, denn es verstoßen zehn weitere Minuten, ohne dass sich dasselbe wiederholte.«

»Ich hatte mich ganz in den Hintergrund des Fiakers geworfen, und wagte nicht aufzublicken. Plötzlich ging der Kutschenschlag auf. – Cantillon, die Degen! sagte mein Herr. Ich überreichte sie ihm. Er streckte die Hand aus, sie zu nehmen; der Ring des Kapitäns war an seinem Finger.«

– »Und . . . und. . . . der Vater der Fräulein Marie? fragte ich.«

– »Todt!«

– »Also diese Degen?. . .«

– »Sind für mich.«

– »Um des Himmels Willen lassen Sie mich Ihnen folgen.«

– »Komm, wenn du willst.«

»Ich sprang aus dem Fiaker. Mein Herz war so klein wie ein Senfkorn, und ich zitterte an allen Gliedern. Mein Herr trat in das Gehölz, ich folgte ihm.«

»Wir hatten noch keine zehn Schritte gemacht, als ich Herrn Alfred, wohlgemut dastehend und von seinen Zeugen umgeben, lachen sah. – Nimm dich in Acht, sagte mir mein Herr, mich auf die Seite schiebend. Ich machte einen Satz rückwärts. Beinahe wäre ich über den Körper des Kapitäns gestrauchelt.«

»Herr Eugéne warf einen Blick auf den Leichnam, trat dann vor gegen die Gruppe, ließ die Degen zu Boden fallen und sprach: Meine Herrn, sehen Sie, ob sie von gleicher Länge sind.«

– »Sie wollen also die Sache nicht bis morgen verschieben? fragte einer der Zeugen.«

– »Unmöglich!«

– »Sein Sie doch ruhig, meine Freunde, sagte Herr Alfred; der erste Kampf hat mich nicht ermüdet; nur würde ich gerne ein Glas Wasser trinken.«

– »Cantillon, hole ein Glas Wasser für Herrn Alfred, sagte mein Herr«

»Ich hatte eben so viel, Lust zu gehorchen, als fortzugehen und mich zu hängen. Herr Eugéne machte ein zweites Zeichen mit der Hand, und ich schlug den Weg zu dem Restaurateur ein, der am Eingang ins Gehölz wohnt; wir befanden uns kaum hundert Schritte davon. Mit zwei Sprüngen war ich zurück. Ich hielt ihm das Glas hin und sagte so bei mir selbst: nimm und möge dir das Glas Wasser zu Gift werden! Er nahm es: seine Hand zitterte nicht; nur bemerke ich, als er es mir zurückgab, dass er es dergestalt zwischen die Zähne gebissen hatte, dass ein Stück ausgebrochen war.«

»Ich wandte mich um und warf das Glas Kopfüber von mir, und bemerkte, dass mein Herr sich während meiner Abwesenheit gerüstet hatte. Er hatte Nichts am Leibe behalten, als seine Beinkleider und sein Hemd; auch waren die Ärmel des letzteren bis oben an den Arm hinauf gestülpt. Ich näherte mich ihm und fragte ihn: Haben Sie mir Nichts zu befehlen. – Nein, erwiderte er. Ich habe weder Vater noch Mutter; wenn ich falle . . . Er schrieb einige Worte mit Bleistift übergibst du dieses Papier Fräulein Marie. . . «

»Er warf noch einen Blick auf den Leichnam des Kapitäns und trat auf feinen Gegner mit de» Worten zu:

– »Vorwärts, meine Herrn.«

– »Aber Sie haben keine Zeugen, antwortete Herr Alfred.«

– »Einer der Ihrigen wird mir dazu dienen.«

– »Ernst, gehe auf die Seite des Herrn.«

»Einer der beiden Zeugen trat auf meines Herrn Seite, der andere nahm den Degen, stellte die beiden Gegner vier Schritte auseinander, gab jedem einen Degengriff in die Hand, kreuzte die Klingen und entfernte sich mit den Worten: Vorwärts, meine Herren.«

»Im nämlichen Augenblick machte jeder von ihnen einen Schritt vorwärts und ihre Klingen waren verwickelt bis an das Gefäß.«

– »Zurück! sagte mein Herr.«

– »Ich bin nicht gewohnt, mich loszumachen, erwiderte Herr Alfred

– »Gut!«

»Herr Eugéne wich einen Schritt zurück und stellte sich wieder in Parade.«

»Er hatte zehn schreckliche Minuten zuzubringen. Die Degen schwirrten um einander her, wie spielende Schlangen. Herr Alfred allein führte Stöße; mein Herr, dem Degen mit den Augen folgend, parierte nur, aber weder mit mehr noch mit weniger Ruhe als auf einem Fechtboden. Ich war in einer Wut! Wenn der Bediente des Andern da gewesen wäre, hätte ich ihn erwürgt.«

»Der Kampf dauerte immer fort. Herr Alfred lächelte bitter; mein Herr war ruhig und kalt.«

– »Ah! sagte Herr Alfred

»Seine Degen hatten meinen Herrn am Arm gestreift, das Blut floß.«

– »Es ist Nichts, erwiderte dieser, fahren wir fort. »Ich schwitzte große Tropfen.«

»Die Zeugen traten näher. Herr Eugéne gab ihnen mit dem Arm einen Wink, sich zu entfernen. Sein Gegner benützte diese Bewegung, er fiel aus; mein Herr kam zu spät, eine Seconde zu parieren und das Blut floss aus seinem Schenkel. Ich setze mich auf den Rasen; ich vermochte mich nicht mehr auf den Beinen zu erhalten.«

»Indessen war Herr Eugéne gleich ruhig und gleich kalt; nur ließen seine auseinander stehende Lippen zusammengebissene Zähne sehen. Das Wasser floss von seinem Gegner herab; er ließ nach.«

»Mein Herr machte einen Schritt vorwärts; Herr Alfred wich.«

– »Ich glaubte, Sie wichen nie, sagte er.«

»Herr Alfred machte eine Finte; Eugéne parierte mit solcher Kraft, dass der Degen seines Gegners sich ganz herabsenkte, wie bei m Gruß, so war seine Brust einen Augenblick ungedeckt, und der Degen meines Herrn tauchte sich darein bis an den Griff.«

Seine Brust blieb einen Augenblick ungedeckt, und der Degen meines Herrn tauchte sich darein bis an den Griff


»Herr Alfred streckte die Arme aus, ließ das Eisen los und blieb nur aufrecht, weil der Degen, der ihn durchstach, ihn hielt.«

»Herr Eugéne zog seinen Degen zurück, und er fiel.«

– »Habe ich als Ehrenmann gehandelt? fragte er die Zeugen. Sie machten eine bejahende Gebärde und gingen auf Herrn Alfred zu.«

»Mein Herr kam an mich heran.«

– »Geh nach Paris zurück und bringe einen Notar zu mir, dass ich ihn bei m Heimkommen finde.«

– »Wenn es wegen des Testaments Herrn Alfreds ist, sagte ich zu ihm, so lohnt es sich nicht der Mühe, da er sich windet wie ein Aal, und Blut speit, was ein böses Zeichen ist.«

– »Nicht deshalb, sagte er.«

»Warum war es denn? sagte ich jetzt meinerseits, indem ich den Kutscher unterbrach.«

– »Um das Mädchen zu heiraten, erwiderte mir Cantillon, und ihr Kind anzuerkennen . . .«

– »Er hat dies getan?«

– »Ja, mein Herr, und es war brav. Er sagte dann zu mir: Cantillon, wir werden auf Reisen gehen, ich und meine Frau: ich möchte dich wohl bei mir behalten; aber du verstehst wohl, es würde ihr lästig sein, dich zu sehen. Hier sind tausend Franken; ich gebe dir mein Kabriolett und mein Pferd, tue, was du willst; und wenn du mich nötig hast, so wende dich nicht an Andere.«

Da ich nun die Mittel hatte, wurde ich Kutscher.

– »Dies ist meine Geschichte, wo soll ich Sie hinführen?«

– »Nach Hause; ich werde meine Besuche an einem andern Tage vollenden.«

Ich kehrte nach Haus zurück und schrieb die Geschichte Cantillons nieder, so wie er sie mir erzählt hatte.


Blanca von Beaulieu

aus dem Französischen
Antonys Erinnerungen
Stuttgart
Druck und Verlag Imle u. Krauß
1835

I

Wer am Abende des 15. Dezembers 1793, um sich in das Dorf Saint-Crepin zu begeben, das Städtchen Clisson verlassen, und auf dem Rücken des Bergs angehalten hätte, an dessen Fuße die Moine fließt, würde auf der andern Seite des Thales ein sonderbares Schauspiel gesehen haben.

Zuerst hätte er an dem Orte, wo sein Blick das zwischen den Bäumen verlorene Dorf gesucht, inmitten eines durch die Dämmerung schon verdunkelten Horizonts, drei oder vier Rauchsäulen wahrgenommen, die, auf ihrer Grundfläche vereinzelt und in der Höhe sich ausbreitend, in einander flossen, sich einen Augenblick wie eine gebräunte Kuppel hin- und her wiegten, und dann, träge einem feuchten Westwinde nachgebend, in dieser Richtung mit den niedrig stehenden Wolken eines nebligen Himmels verschmolzen. Er hätte diese Grundlage langsam rot werden, dann allen Rauch aufhören und aus den Dächern der Häuser an ihrer Stelle spitzige Feuerzungen mit dumpfem Geprassel hervorbrechen sehen, bald spiralförmig sich windend, bald sich niedersenkend und sich erhebend gleich dem Mast eines Schiffes. Bald darauf wäre es ihm vorgekommen, als öffneten sich alle Fenster, um Feuer zu speien. Von Zeit zu Zeit hätte er, wenn ein Dach einstürzte, ein dumpfes Geräusch gehört; er hätte eine lebhaftere Flamme mit taufenden von Funken vermischt, und an dem blutigen Schein der um sich greifenden Feuersbrunst Waffen glänzen, und einen Kreis von Soldaten, fern hin sich ausdehnend, unterscheiden können. Er hätte Geschrei und Gelächter gehört und hätte schreckensvoll ausgerufen: Gott verzeih’ mirs, es ist eine Armee, die sich an einem Dorfe wärmt.

Wirklich hatte auch eine republikanische Brigade von zwölf- bis fünfzehnhundert Mann das Dorf Saint-Crepin verlassen gefunden und Feuer daran gelegt.

Es war dies keine Grausamkeit, sondern eine Kriegsmaßregel, ein Feldzugsplan, wie ein anderer auch; die Erfahrung bewies, dass dies das einzige Zweckmäßige war.

Eine einzeln stehende Hütte brannte jedoch nicht; man schien sogar alle nötigen Vorsichtsmaßregeln ergriffen zu haben, damit das Feuer sie nicht erreichen könnte. Zwei Schildwachen stunden vor der Thüre und jede Minute traten Ordonnanz-Offiziere und Adjuvanten ein und gingen dann wieder heraus, um Befehle mitzunehmen.

Derjenige, der diese Befehle gab, war ein junger Mann, welcher zwanzig bis zweiundzwanzig Jahre alt zu sein schien; lange blonde Haare, auf der Stirne gescheitelt, fielen wellenförmig auf beiden Seiten seiner bleichen und mageren Wangen herab; sein ganzes Gesicht trug den Abdruck jener unheimlichen Traurigkeit, die auf der Stirne Derjenigen haftet, welche jung zu sterben bestimmt sind. Sein blauer Mantel, der ihn einhüllte, verbarg ihn nicht so sehr, dass er nicht die Zeichen seines Grades, zwei Generals-Epauletten, hätte erblicken lassen; nur waren diese Epauletten von Wolle, da die republikanischen Offiziere dem Konvent das patriotische Opfer alles Goldes auf ihren Kleidern dargebracht hatten. Er war über einen Tisch gebeugt, eine Landkarte lag vor seinen Augen aufgerollt, und er zeichnete bei dem Scheine einer Lampe, welcher selbst vor dem Leuchten der Feuersbrunst verschwand, mit Bleistift die Straße, die seine Soldaten zogen.

Es war der General Marceau, der drei Jahre später bei Altenkirchen fallen sollte.

– »Alexander! rief er, sich halb aufrichtend. . . Alexander! ewiger Schläfer, träumst du von St. Domingo, dass du so lange schläfst?«

– »Was gibt es?« sagte, sich ganz aufrecht stellend und aufgeschreckt, Derjenige, an den er sich wendete und dessen Kopf beinahe die obere Bodendecke der Hütte berührte; »was gibt es? kommt der Feind?« und diese Worte wurden mit einem leichten kreolischen Akzent gesprochen, der ihnen selbst mitten in der Drohung noch etwas Sanftheit beließ.

– »Nein, aber ein Befehl vom Obergeneral Westermann ist angelangt.«

Und während sein College diesen Befehl las, denn der, welchen er aufgerufen hatte, war sein College, betrachtete Marceau mit kindischer Neugierde die muskulösen Formen des Mulattischen Herkules, den er vor den Augen hatte.

Dieser war ein Mann von achtundzwanzig Jahren, mit kurzen krausen Haaren, brauner Gesichtsfarbe, seiner Stirne und weißen Zähnen, dessen fast übernatürliche Stärke der ganzen Armee bekannt war, welche ihn an einem Schlachttage einen Helm bis auf den Brustharnisch hatte durchhauen, und an einem Paradetage ein unbändiges Pferd, das mit ihm durchging, zwischen den Beinen hatte erdrücken sehen. Auch dieser hatte nicht lange zu leben; aber weniger glücklich als Marceau, sollte er, ferne vom Schlachtfelde, vergiftet auf Befehl eines Königs sterben. Es war der General Alexander Dumas; es war mein Vater.

– »Wer hat dir diesen Befehl gebracht? Fragte er?«

– »Der Volks-Repräsentant Delmar

– »Gut.

Und wo sollen sich diese armen Teufel sammeln?«

– »In einem Gehölz anderthalb Meilen von hier; sieh auf die Karte: hier ist es.«

– »Ja; allein auf der Karte sind die Schluchten, die Berge, die abgehauenen Bäume, die tausend Nebenpfade, welche den wahren Weg verwirren, und wo man Mühe hat, sich selbst bei Tage zurecht zu finden, nicht angegeben. . . Höllisches Land!. . . Zudem ist es hier immer kalt.«

– »Sieh, sagte Marceau, mit dem Fuß die Tür aufstoßend und ihm das Dorf im Brande zeigend, gehe hinaus, und du kannst dich wärmen. . . He! was ist dies da, Bürger?«

Diese Worte waren an eine Gruppe Soldaten gerichtet, welche, Lebensmittel suchend, in einer Art Hundestall, der an die Hütte angebaut war, worin die beiden Generale sich befanden, einen vendéeischen Bauer gefunden hatten, der so betrunken zu sein schien, dass es wahrscheinlich war, er habe den Einwohnern des Dorfs nicht folgen können, als sie dasselbe verlassen hatten.

Der Leser stelle sich einen Meier mit dummem Gesicht, großem Hut, langen Haaren, grauer Jacke vor; ein nach dem Bilde des Menschen flüchtig zusammengestoppeltes Wesen, von einer Stufenklasse, noch unter dem Tier; denn es war augenfällig, dass der Instinkt dieser Masse fehlte. Marceau ließ einige Fragen an ihn machen; der Patois und der Wein machten seine Antworten unverständlich. Er wollte ihn gerade als ein Spielzeug den Soldaten überlassen, als der General Dumas barsch den Befehl gab, die Hütte zu verlassen und den Gefangenen dort einzuschließen. Er war noch an der Tür: ein Soldat stieß ihn in s Innere; er ging strauchelnd, stützte sich an die Wand, wankte einen Augenblick, sich auf seinen halb gebogenen Beinen schaukelnd; dann fiel er ausgestreckt und schwerfällig nieder und blieb regungslos liegen. Eine Wache blieb vor der Tür und man gab sich nicht einmal die Mühe, das Fenster zu verschließen.

– »In einer Stunde werden wir aufbrechen können, sagte der General Dumas zu Marceau; wir haben einen Führer.«

– »Welchen?«

– »Diesen Mann.«

– »Ja, wenn wir uns morgen auf den Weg begeben wollen, mag es sein. Dieser Kerl hat für vierundzwanzig Stunden Schlaf getrunken.«

Dumas lächelte: komm, sagte er zu ihm; und er führte ihn unter den Schoppen, worin der Bauer aufgefunden worden war; eine einfache Bretterwand trennte ihn von dem Innern der Hütte, zudem war diese noch durch Einschnitte durchlöchert, die Alles, was darin vorging, unterscheiden ließen, und die erlaubt haben mussten, welche Alles bis auf das unbedeutendste Wort der beiden Generale zu hören, sich eine Weile vorher darin befanden: und jetzt, setzte er mit leiserer Stimme hinzu, sieh hierher.

Marceau gehorchte, der Gewalt weichend, die sein Freund selbst in den gewöhnlichen Vorfällen des Lebens über ihn ausübte. Er hatte einige Mühe, den Gefangenen zu unterscheiden, der zufällig in dem hintersten Winkel des Häuschens gefallen war. Er lag noch unbeweglich an derselben Stelle; Marceau drehte sich nach seinem Kollegen um; dieser war verschwunden.

Als er seine Blicke wieder in die Hütte zurückwandte, schien es ihm, als habe ihr Bewohner eine leichte Bewegung gemacht; sein Kopf war in eine Richtung zurückgelegt, die ihm erlaubte, mit einem Blick das ganze Innere zu überschauen. Bald öffnete er die Augen mit dem lange währenden Gähnen eines Menschen, der erwacht, und er sah, dass er allein war.

Ein sonderbarer Strahl von Freude und Geisteskraft zeigte sich auf seinem Gesicht.

Von jetzt an war es Marceau augenfällig, dass er von diesem Menschen betrogen worden wäre, wenn nicht ein heller sehender Blick Alles erraten hätte. Er betrachtete ihn daher mit erneuerter Aufmerksamkeit; sein Gesicht hatte den früheren Ausdruck wieder angenommen, seine Augen hatten sich wieder geschlossen, seine Bewegungen waren die eines Mannes, der in Schlaf zurückfällt; in einer derselben stemmte er den Fuß an den leichten Tisch, welcher die Karte und den Befehl des General Westermann trug, den Marceau wieder dahingeworfen hatte: Alles fiel durcheinander; der wachestehende Soldat machte die Tür halb auf, streckte den Kopf nach dem Geräusche hin, sah, was dasselbe verursacht hatte, und sagte lachend zu seinem Kameraden: »Es ist der Bürger, welcher träumt.«

Indessen hatte dieser die Worte gehört, seine Augen hatten sich wieder geöffnet, ein drohender Blick verfolgte einen Augenblick den Soldaten; hierauf ergriff er mit einer schnellen Bewegung das Papier, auf welches der Befehl geschrieben war, und barg es in seiner Brust.

Marceau hielt seinen Atem an sich; seine rechte Hand schien an den Griff seines Säbels festgeklebt, seine Linke trug mit seiner Stirne das ganze Gleichgewicht seines an die Bretterwand angelehnten Körpers.

Der Gegenstand seiner Aufmerksamkeit war gerade auf die Seite gekehrt; bald rückte er, sich auf Ellbogen und Knie stützend, aber immer liegend, gegen den Eingang der Hütte langsam vor; der Zwischenraum, der sich zwischen der Schwelle und der Tür befand, erlaubte ihm, die Füße einer Gruppe Soldaten zu sehen, welche sich vor derselben aufhielten. Jetzt fing er mit Geduld und Langsamkeit an, gegen das halboffene Fenster zurückzukriechen; drei Fuß von demselben angelangt, suchte er alsdann in seiner Brust eine Waffe, die darin verborgen war, richtete seinen Körper auf, und schwang sich mit einem einzigen Satz, dem Satz eines Jaguars, zur Hütte hinaus. Marceau stieß einen Schrei aus; er hatte weder Zeit gehabt, diese Flucht vorher zu sehen, noch sie zu verhindern. Ein anderer Schrei antwortete dem seinigen: dieser letztere war ein Fluch.

Der Vendeer hatte sich, aus dem Fenster stürzend, gerade dem General Dumas gegenüber gefunden; er hatte ihn mit seinem Messer erstechen wollen, aber dieser hatte ihn an der Faust gefasst, sie gegen dessen eigene Brust gekehrt, und brauchte so nur noch zu drücken, damit sich der Vendeer selbst erdolche.

– »Ich hatte dir einen Führer versprochen. Marceau: hier ist einer, und ein kluger, hoffe ich. – Ich könnte dich erschießen lassen, Schlingel, sagte er zum Bauer, es ist mir bequemer, dich leben zu lassen. Du hast unsere Unterredung mitangehört, allein du wirst sie denen nicht zutragen, die dich abgeschickt haben. – Bürger, – er wendete sich an die Soldaten, welche dieser sonderbare Auftritt herbeigelockt hatte, – zwei von euch nehmen jeder eine Hand dieses Mannes, und stellen sich mit ihm an die Spitze der Kolonne: er wird unser Führer sein; wenn ihr wahrnehmt, dass er euch täuscht, wenn er eine Bewegung zur Flucht macht, so schießt ihr ihn über den Haufen, und werft ihn über die Hecke.«

Hierauf setzten einige mit leiser Stimme gegebenen Befehle diese aufgelöste Linie von Soldaten in Bewegung, welche sich um die Schutthaufen herum erstreckte, die ein Dorf gewesen waren. Diese Gruppen dehnten sich aus, jeder Peloton schien sich an den andern anzuschmieden. Eine schwarze Linie bildete sich, zog sich längs des Hohlwegs, welcher Saint-Crepin von Montfaucon trennt, hinab, schachtete sich darin ein, wie ein Rad in einem Fahrgeleise, und als einige Minuten später der Mond aus zwei Wolken hervortrat, und sich einen Augenblick in diesem Band von Bajonetten, welche ohne Geräusch dahinglitten, spiegelte, hätte man glauben können, eine ungeheure, schwarze Schlange mit Stahlschuppen, im Schatten hin kriechen zu sehen.

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Дата выхода на Литрес:
04 декабря 2019
Объем:
535 стр. 10 иллюстраций
Правообладатель:
Public Domain

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