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Читать книгу: «Der Bastard von Mauléon», страница 44

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Nach einer Verbeugung zog er sich zurück.

Als er sich entfernt hatte, fragte der König:

»Seid Ihr überzeugt, junger Hartnäckiger, armer Liebhaber?«

»Ueberzeugt, daß Don Pedro in Montiel ist, ja, Sire, und daß Ihr ihn in acht Tagen in Euren Händen haben werdet.«

»Ah!« rief der König, »das nenne ich Halsstarrigkeit.«

»Und er ist doch kein Bretagner,« sagte Bertrand lachend.

»Meine edlen Herren, Don Pedro spielt dasselbe Spiel, das wir spielen wollen. Sicher, uns nicht durch Gewalt entgehen zu können, versucht er die List. Ihr seid nun seiner Ansicht nach überzeugt, er befinde sich auswärts; Ihr bewilligt einen Waffenstillstand, Ihr haltet nachlässig Wache, nun! er wird herauskommen, oh! er wird herauskommen, sage ich Euch, und fliehen; doch wir werden da sein, hoffe ich. Was Euch beweist, daß er außerhalb Montiel ist, beweist mir, daß er innen ist.«

Agenor verließ das Zelt des Königs und des Connetable mit einem leicht begreiflichen Eifer.

»Musaron,« sagte er, »suche das höchste Zelt des Heeres aus und befestige mein Banner so darauf, daß man es vollkommen vom Schloß aus sieht. Aissa kennt es, sie wird es wahrnehmen, sie wird mich in ihrer Nähe wissen und ihren Muth behalten. Was unsere Feinde betrifft, so werden sie, wenn sie meine Ritterfahne aus der Verschanzung erblicken, mich hier glauben und nicht ahnen, wir schlüpfen abermals in die Grotte der Quelle; auf, mein braver Musaron, auf! noch diese letzte Mühseligkeit, und wir stehen am Ziel.«

Musaron gehorchte, das Banner von Mauléon flatterte stolz über den andern.

Zweiundsiebzigstes Kapitel.
Die List des Besiegten

König Enrique zog mit dem Connetable und dem Heer von Montiel ab.

Es blieben nur noch zweitausend Bretagner und der Stammler von Villaines um die Erdverschanzungen.

Die Liebe hatte Mauléon inspirirt. Jede von seinen Betrachtungen traf eine Wahrheit.

Er sprach in der Thal, als ob er Alles gehört hätte, was im Schloß vorging.

Kaum war Don Pedro hier nach der Schlacht athemlos, keuchend, schäumend vor Wuth angekommen, als er sich aus einen Teppich im Zimmer von Mothril warf, wo er unbeweglich, stumm, unzugänglich blieb und sich übermenschlich anstrengte, um in der Tiefe seines Herzens die wahnsinnige Verzweiflung, die in ihm tobte, zusammenzudrängen.

Alle seine Freunde todt! sein schönes Heer erschlagen! so viele Hoffnungen auf Rache und Ruhm in dem Zeitraum vernichtet, den die Sonne braucht, um ihren lauf am Horizont zu machen! Fortan nichts mehr! Die Flucht, die Verbannung, das Elend! Kämpfe von Parteigängern, schmählich und fruchtlos! Ein unwürdiger Tod, auf einem unwürdigen Schlachtfeld.

Keine Freunde mehr! Dieser Fürst, der nie geliebt hatte, fühlte die grausamsten Schmerzen, da er an der Zuneigung der Andern zweifeln mußte.

Die Könige vermengen meistens die Ehrfurcht, die man ihnen schuldig ist, mit der Zuneigung, die sie einflößen sollten. Wenn sie die eine haben, kümmern sie sich nichts um die andere.

Don Pedro sah in sein Zimmer Mothril, mit röthlichen Flecken besprengt, eintreten. Seine Rüstung war voll Löcher; durch einige derselben drang ein Blut, welches nicht das seiner Feinde war.

Der Maure war leichenbleich. Es brütete in seinen Augen ein wilder Entschluß, Er war nicht mehr der unterwürfige, kriechende Saracene, sondern ein stolzer, unlenksamer Mann, der sich an seines Gleichen wandte.

»König Don Pedro,« sagte er, »Du bist also besiegt?«

Don Pedro schaute empor und las n den kalten Augen des Mauren die ganze Umwandlung seines Charakters.

»Ja, und um mich nicht mehr zu erheben.«

»Du verzweifelst?« sagte Mothril; »Dein Gott hat also nicht den Werth des unsrigen! Ich, der ich auch besiegt und verwundet bin, ich verzweifle nicht; ich habe gebetet, und darum bin ich stark.«

Don Pedro neigte das Haupt voll Resignation und sprach:

»Es ist wahr, ich hatte Gott vergessen.«

»Unglücklicher König! Das Aergste, was Dich trifft, weißt Du noch nicht. Mit der Krone sollst Du das Leben verlieren.«

Don Pedro bebte und schleuderte Mothril einen furchtbaren Blick zu.

»Du willst mich ermorden?« sagte er.

»Ich! Dein bester Freund! Du wirst wahnsinnig, König Don Pedro. Du hast Feinde genug ohne mich, und wenn ich Deinen Tod wollte, brauchte ich meine Hände nicht in Dein Blut zu tauchen. Erhebe Dich und schau mit mir die Ebene an.«

Die Ebene bedeckte sich wirklich mit Lanzen und Panzern, welche, sich in den Strahlen der untergehenden Sonne entflammend, allmälig um Montiel einen immer engeren Feuerkreis bildeten.

«Eingeschlossen! wir sind verloren! siehst Du wohl, Don Pedro?« sagte Mothril. »Denn diese Feste, welche uneinnehmbar wäre, wenn man Lebensmittel hätte, kann weder die Garnison, noch Dich ernähren. Man umschließt Dich aber, man hat Dich gesehen. . . Du bist verloren.«

Don Pedro antwortete nicht sogleich.

»Man hat mich gesehen? . . . wer hat mich gesehen?«

»Glaubst Du, um Montiel, dieses unnütze Nest, zu nehmen, pflanze der Stammler von Villaines sein Banner hier auf? Und siehe, dort kommen die Fahnen des Connetable; braucht der Connetable Montiel? Nein, Dich sucht man; ja, Dich will man haben.«

»Man wird mich nicht lebendig bekommen,« sprach Don Pedro.

Mothril antwortete ebenfalls nichts. Don Pedro fuhr spöttisch fort:

»Der getreue Freund, der Mann voll Hoffnung, der nicht einmal genug hat, um seinem König zusagen: Lebet und hoffet!«

»Ich suche das Mittel, Dich von hier weggehen zu machen,« sagte Mothril.«

»Du ächtest mich?«

»Ich will mein Leben retten; ich will nicht genöthigt sein, Dona Aissa zu tödten, aus Furcht, sie könnte in die Gewalt der Christen fallen.«

Beim Namen von Aissa stieg Don Pedro das Blut gegen die Stirne.

»Für sie habe ich mich in der Falle gefangen,« murmelte er.

»Ohne den Wunsch, sie wiederzusehen, jagte ich nach Toledo, Toledo kann sich vertheidigen, man stirbt dort nicht Hungers. Die Toledaner lieben mich und lassen sich für mich tödten. Ich könnte unter den Mauern von Toledo eine letzte Schlacht schlagen und einen glorreichen Tod finden; wer weiß? den von meinem Feind, dem Bastard von Alsonso, den von Enrique von Transtamare! Eine Frau hat mich zu meinem Untergang geführt.«

»Ich hätte Dich lieber in Toledo gesehen,« sprach der Maure kalt, »denn ich würde in Deiner Abwesenheit Deine Angelegenheiten . . . und die meinigen geordnet haben.«

»Statt daß Du hier nichts für mich thun wirst!« rief Don Pedro, dessen Wuth ihren freien Lauf zu nehmen anfing. »Wohl, Elender, ich will meine Tage hier beschließen, doch ich werde Dich für Deine Verbrechen und Deine Unredlichkeit bestraft haben; ich werde ein letztes Glück genießen. Aissa, die Du mir als einen Köder geboten Hast, wird mir gehören.«

»Du täuschest Dich,« erwiderte der Maure gelassen, »Aissa wird nicht Dir gehören.«

»Vergissest Du, daß ich hier dreihundert Kriegern befehle?«

»Vergissest Du, daß Du dieses Zimmer nicht verlassen kannst ohne meinen Willen, daß ich Dich todt zu meinen Füßen niederstrecke, wenn Du Dich rührst, und Deinen Leichnam den Soldaten des Connetable zuwerfe, die mein Geschenk mit freudigem Entzücken aufnehmen werden?«

»Ein Verräther!« murmelte Don Pedro.

»Wahnsinniger! Blinder! Undankbarer!« rief Mothril, »sage doch: ein Retter. Du kannst fliehen. Du kannst Alles mit der Freiheit wiedergewinnen: Vermögen, Krone, Ruhm; fliehe also, und zwar ohne Zeit zu verlieren; reize nicht abermals Gott durch Deine Ausschweifungen, durch Deine Erpressungen, und beleidige nicht den einzigen Freund, der Dir bleibt.«

»Ein Freund, der so mit mir spricht!«

»Wäre es Dir lieber, wenn ich Dir schmeichelte, um Dich auszuliefern?«

»Ich füge mich . . . Was willst Du thun?«

»Ich will einen Herold an die Bretagner schicken, die auf Dich lauern . . . Sie glauben, Du seist hier, belehren wir sie eines Bessern. Wenn wir sie die Hoffnung auf einen so reichen Fang verlieren sehen, benützen wir den Augenblick; entweiche bei der ersten Gelegenheit, die Dir ihre Nachlässigkeit bieten wird. Sprich, hast Du hier einen ergebenen, verständigen Mann, den Du an sie abschicken kannst?«

»Ich habe Rodrigo Sanatrias, einen Kapitän, der mir Alles verdankt.«

»Das ist kein Grund. Hofft er noch auf etwas von Dir?«

Don Pedro lächelte voll Bitterkeit und erwiderte:

»Es ist wahr, man hat nur diejenigen zu Freunden, die etwas hoffen . . . Wohl, ich werde ihn hoffen lassen.«

»Gut, dann ruft ihn!«

Mothril ließ, während der König Sanatrias rief, einige Mauren heraufkommen, die er zur Bewachung um das Zimmer von Aissa aufstellte.

Don Pedro brachte einen Theil der Nacht damit hin, daß er sich mit dem Spanier über die Mittel, eine Unterredung mit dem Feind zu erlangen, besprach. Rodrigo war ebenso verständig als treu; er begriff dabei, daß von dem Heil von Don Pedro das Heil Aller abhänge, und daß, um den besiegten König zu bekommen, die Sieger zehntausend Mann opfern, den Felsen zerstören, Alles durch das Schwert und den Hunger umkommen lassen, aber ihr Ziel erreichen würden.

Am Tage sah Don Pedro zu seiner Verzweiflung die Banner von Enrique von Transtamare.

Um einen König von seinem Weg und einen Connetable von seinen Plänen abzubringen, mußte man also sicher sein, man würde in Montiel etwas Anderes gefangen nehmen, als eine Garnison, Don Pedro sandte alsbald Rodrigo Sanatrias ab, der seinen Auftrag mit der Gewandtheit und dem Erfolg, wie wir es gesehen, ausführte.

Er brachte in das Schloß Nachrichten zurück, welche alle Gefangene mit Freude erfüllten.

Don Pedro hörte nicht auf, ihn nach den einzelnen Umständen zu fragen; er zog aus jedem derselben günstige Schlüsse; der Abmarsch der Truppen des Königs und des Connetable bewies ihm vollends, wie sehr der Rath des Mauren klug und wirksam gewesen war.

»Nun haben wir nichts mehr zu befürchten, als einen gewöhnlichen Feind,« sagte Mothril, »Es komme eine finstere Nacht, und wir sind gerettet.«

Don Pedro war außer sich vor Freude; er wurde wieder freundlich, mittheilsam gegen Mothril.

»Höre,« sagte er zu ihm, »ich sehe, daß ich Dich mißhandelt habe, Du verdienst etwas Besseres, als der Minister eines gefallenen Königs zu sein. Ich werde Aissa heirathen und mich mit ihr durch festere Bande vereinigen. Gott hat mich verlassen, ich verlasse Gott. Ich werde ein Anbeter Mahomets, da er es ist, der mich durch Deine Stimme rettet. Die Saracenen haben mich bei der Arbeit gesehen, sie wissen, ob ich ein guter Feldherr und muthiger Soldat bin; ich werde ihnen Spanien wiedererobern helfen, und wenn sie mich für würdig erachten, sie zu befehligen, so setze ich wieder auf den Thron Castiliens einen mahometanischen König, um der Christenheit Schande zu machen, die sich mit inneren Streitigkeiten beschäftigt, statt das Interesse der Religion ernstlich zu wahren.«

Mothril hörte mit düsterem Mißtrauen die durch die Furcht oder die Begeisterung eingegebenen Versprechungen an.

»Rette Dich immerhin, dann werden wir sehen,« sagte er.

»Du sollst für meine Versprechungen ein sichereres Pfand haben, als das einfache Wort,« erwiderte Don Pedro.

»Laß Aissa kommen, in Deiner Gegenwart gebe ich ihr meinen Treuschwur, Du schreibst meine Versprechungen nieder und ich unterzeichne sie.

Wir schließen mit einander ein Bündniß, statt eine Uebereinkunft zu treffen.«

Don Pedro, indem er sich so anheischig machte, fand wieder seine ganze Schlauheit, seine ganze Kraft von früher. Er fühlte wohl, daß er Mothril, wenn er ihm die Hoffnung auf eine Zukunft gab, abhielt, gänzlich seine Sache zu verlassen, und daß Mothril ohne diese Hoffnung ganz der Mann war, ihn den Feinden auszuliefern.

Mothril hatte seinerseits denselben Gedanken; er ersah aber die Gelegenheit, Don Pedro zu retten, das heißt, einen Krieg zu entzünden, dessen ganze Frucht seiner Sache zufallen würde, während, wenn Don Pedro gefangen genommen oder todt wäre, die Saracenen keinen Vorwand hätten, einen zu Grunde richtenden Krieg gegen fortan unüberwindliche Feinde zu unterhalten.

Don Pedro war ein gewandter Feldherr, Mothril wußte es wohl. Don Pedro kannte die Mittel und Quellen der Mauren: er konnte ihnen, wenn er sich mit den Christen aussöhnte, einen unberechenbaren Schaden zufügen.

Mothril hatte überdies mit ihm die Solidarität des Verbrechens und der Herrschgier, gemeinschaftliche, mächtige Bande, deren Ausdehnung und Stärke sich nicht ermessen läßt.

Er hörte daher Don Pedro mit günstigem Ohr an und sagte zu ihm:

»Mit Dank nehme ich Eure Anerbietungen an, mein König, und ich werde Euch in den Stand setzen, sie zu verwirklichen.

Ihr wollt Aissa sehen, ich werde sie Euch zeigen, nur macht ihr keine Angst in ihrer Bescheidenheit durch allzu leidenschaftliche Reden, bedenkt, daß sie in der Wiedergenesung von einer grausamen Krankheit begriffen ist.«

»Ich werde Alles bedenken,« erwiderte Don Pedro.

Mothril begab sich zu Aissa, welche sehr in Unruhe war, da sie keine Nachrichten von Mauléon hatte. Das Geräusch der Waffen, die Tritte der Diener und der Soldaten verkündigten ihr eine nahe Gefahr; was sie aber vor Allem befürchtete, war die Ankunft von Don Pedro, und sie wußte nichts von dieser Ankunft.

Mothril, der ihr so viele Versprechungen gemacht hatte, mußte sie abermals belügen. Er hatte zu befürchten, sie würde vor dem König die Scene des Todes von Maria Padilla verrathen. Diese Zusammenkunft war furchtbar; aber er konnte sie dem König nicht verweigern. Bis dahin hatte er jede Erklärung vermieden; doch diesmal würde Don Pedro fragen, Aissa würde sprechen . . . «

»Aissa,« sagte er zu dem Mädchen, »ich komme, um Euch mitzutheilen, daß Don Pedro besiegt, in diesem Schlosse verborgen ist.«

Aissa erbleichte.

»Er will Euch sehen und sprechen; verweigert es ihm nicht, denn er befiehlt hier . . . überdies wird er schon diesen Abend abreisen; es ist besser, mit ihm in gutem Einvernehmen zu bleiben,«

Aissa schien die Worte des Mauren zu glauben. Eine schmerzliche Bewegung in ihrem Innern verkündigte ihr jedoch, es harre ihrer ein neues Unglück.

»Nein,« sagte sie, »ich will den König weder sehen, noch sprechen, ehe ich den Sire von Mauléon wieder gesehen, den Ihr als Sieger oder als Besiegten hier herzubringen mir gelobt habt.«

»Aber Don Pedro wartet. . . «

»Was ist mir daran gelegen!«

»Er befiehlt, sage ich Euch.«

»Ich habe ein Mittel, mich seiner Macht zu entziehen; Ihr kennt es wohl . . . Was habt Ihr mir versprochen? . . . «

»Ich werde mein Versprechen halten, Aissa, doch helft mir.«

»Ich werde Niemand täuschen helfen,«

»Es ist gut; überliefert also meinen Kopf. . . ich bin zum Tod bereit.«

Diese Drohung brachte immer ihre Wirkung auf Aissa hervor. An die hurtigen Manieren der arabischen Justiz gewöhnt, wußte sie, daß eine Geberde des Gebieters einen Kopf fallen macht. Sie konnte den von Mothril für sehr gefährdet halten.

»Was wird mir der König sagen?« fragte sie, »und wie wird er mich sprechen?«

»In meiner Gegenwart.«

»Das ist noch nicht genug; es sollen Leute bei der Unterredung anwesend sein.«

»Ich verspreche es Euch.«

»Ich will hierüber sicher sein.«

»Wie?«

»Das Zimmer, in welchem wir sind, geht auf die Plattform des Schlosses. Besetzt diese Plattform mit Mannschaft; meine Frauen sollen mich begleiten, meine Sänfte soll dahin gebracht werden, und ich werde hören, was mir der König zu sagen hat.«

»Es soll nach Euren Wünschen geschehen, Dona Aissa.«

»Was wird mir nun Don Pedro sagen?«

»Er wird Euch den Antrag machen, Euch zu heirathen.«

Aissa machte eine heftige Geberde der Verneinung.

»Ich weiß es wohl,« unterbrach sie Mothril; »doch laßt ihn reden und bedenkt, daß er heute Abend abreist.«

»Aber ich werde nicht antworten.«

»Ihr werdet im Gegentheil mit Höflichkeit antworten, Aissa. Seht alle die spanischen und bretagnischen Krieger, die das Schloß umgeben; diese Leute müssen uns durch Gewalt in ihre Hände bringen und werden uns dem Tod überantworten, wenn sie Don Pedro bei uns finden. Laßt also den König ziehen, um uns zu retten.«

»Doch der Sire von Mauléon?«

»Er vermöchte uns nicht zu retten, wenn Don Pedro hier wäre . . . «

Aissa unterbrach Mothril:

»Ihr lügt, und Ihr könnt mir nicht einmal mit der Hoffnung schmeicheln, ihn mit mir zu vereinigen.

Wo ist er? . . . was macht er? lebt er?« In diesem Augenblick hob Musaron auf den Befehl seines Herrn das Aissa wohlbekannte Banner in die Luft.

Das Mädchen erblickte dieses geliebte Signal, faltete voll Begeisterung die Hände und rief:

»Er sieht mich! er hört mich! . . Verzeiht mir, Mothril, ich hatte Euch mit Unrecht im Verdacht . . . Geht also zum König und sagt ihm, ich folge Euch.«

Mothril wandte die Augen nach der Ebene, sah die Fahne, erkannte sie, erbleichte und stammelte:

»Ich gehe.«

Dann rief er voll Wuth, so bald es Aissa nicht mehr hören konnte:

»Verfluchter Christ! Du wirst mich also immer verfolgen? Oh! ich werde Dir entkommen!«

Dreiundsiebzigstes Kapitel.
Entweichung

Don Pedro empfing Aissa auf der Plattform mitten unter den Zeugen, die sie gewünscht hatte.

Seine Liebe drückte sich ohne flammende Worte aus, sein Verlangen war schon sehr abgekühlt durch den beunruhigenden Gedanken an seine Entweichung, die er in kürzester Zeit zu bewerkstelligen hatte.

Aissa hatte also unter diesen Umständen Mothril nichts vorzuwerfen, und überdies schaute sie unablässig während der ganzen Unterredung nach dem befeligenden Banner von Mauléon, das glänzend in der Sonne am äußersten Ende der Verschanzungen flatterte.

Aissa sah unter diesem Banner einen Gewappneten, den sie aus der Ferne für Mauléon halten konnte; so hatte es unser Ritter berechnet. Er fand so ein Mittel, Aissa zu beruhigen, indem er ihr seine Gegenwart offenbarte, und Mothril, indem er seinen Verdacht in Beziehung auf irgend ein geheimes Unternehmen beseitigte.

Don Pedro beschloß, drei von seinen ergebensten Freunden sollten sich bereit halten, in der Nacht die Erdwälle zu recognosciren.

Es gab wohl einen Punkt des Walles, der nachlässiger bewacht wurde, als die anderen, dies war diejenige Seite des Felsens, welche abschüssig in eine Schlucht hinabfiel. Von verschiedenen Seiten rieth man dem König, hier sich an einem Seil hinabzulassen, das man an einem Fenster von Aissa anbinden würde: doch wäre der König einmal unten, so hätte er kein Pferd, um sich rasch zu entfernen.

Man beschloß also, die Wälle an der schwächsten Stelle zu sondiren und sich hier einen Weg zu bahnen, aus welchem der König, nachdem die Wachen beseitigt oder erdolcht wären, auf einem guten Roß entfliehen könnte.

Doch die Sonne des Tags versprach eine helle Nacht, was der Ausführung des Plans Eintrag that.

Plötzlich, als hätte sich das Glück entschlossen, jeden Wunsch von Don Pedro zu begünstigen, trieb der Westwind brennende Sandwirbel von der Ebene empor, und kupferfarbige, in langen Bandstreifen ausgestreckte Wolken erschienen vom Hintergrund des Horizonts wie der Vortrab eines furchtbaren Heers.

Indeß die Sonne hinter den Thürmen von Toledo erlosch, schwärzten und verhüllten diese dicht gewordenen Wolken den Himmel wie in einem dunkeln Mantel.

Ein starker Regen fiel gegen neun Uhr Abends.

Agenor und Musaron hatten sich sogleich nach Sonnenuntergang neben einander in ihrer Grotte bei der Quelle verborgen.

Die vom Stammler von Villaines ausgewählten Leute hatten sich unter der äußeren Wand des Walles ein Obdach in der durch die Sonne des Tages ausgetrockneten Erde gegraben, so daß rings um Montiel ein ununterbrochener Cordon von diesen verborgenen Leuten gezogen war.

Zum Anschein und nach dem Befehl von Agenor, der seit dem Abgange des Connetable in Allem die Initiative genommen hatte, waren in gleicher Entfernung von einander Schildwachen aufgestellt, welche die Umschanzungslinie bewachten. Der Regen nöthigte die Schildwachen, sich in ihre Mäntel zu hüllen; einige legten sich in diesen Mänteln nieder.

Um zehn Uhr hörten Agenor und Musaron den Felsen unter den Tritten von Männern beben.

Sie horchten aufmerksamer und sahen am Ende drei Officiere von Don Pedro vorübergehen, welche mit der ängstlichsten Vorsicht und mehr kriechend als gehend den Wall an einem zum Voraus bezeichneten Ort untersuchten. Man hatte absichtlich von dieser Stelle die Schildwache entfernt. Es war hier nur der Officier unter der äußeren Erdverkleidung verborgen.

Die Officiere sahen, daß diese Seite nicht bewacht war. Sie«heilten sich diese Entdeckung voll Freude mit, und Agenor hörte, wie sie sich dazu Glück wünschten, als sie die steile Treppe hinaufstiegen.

Der Eine von ihnen sagte mit halber Stimme:

»Es ist schlüpfrig, und die Pferde werden Mühe haben, wenn sie herabsteigen, die Füße sicher aufzusetzen.«

»Ja, aber sie werden desto besser in der Ebene laufen,« erwiderte ein Anderer.

Diese Worte erfüllten das Herz von Agenor mit Freude.

Er schickte Musaron zu den Verschanzungen, um dem nächsten bretagnischen Officier zu melden, es würde etwas Neues vorgehen.

Der auf dem Boden liegende Officier theilte die Kunde seinem Nachbar mit, welcher dasselbe that, und so lief die von Agenor gegebene Nachricht rings um Montiel.

Es war keine halbe Stunde vorüber, als Agenor oben auf der Plattform das Hufeisen eines Rosses auf den Felsen schlagen hörte.

Es war ihm, als ob dieses Geräusch sein Herz aufrisse, so tief und schmerzlich war der Eindruck.

Das Geräusch kam näher, andere Tritte von Pferden ließen sich hören, doch nur für Agenor und Musaron allein bemerkbar.

Der König hatte wirklich Befehl gegeben, die Hufe der Rosse mit Werg zu umwickeln, damit sie weniger stark schallten.

Der König kam zuletzt; ein schwacher trockener Husten, den er nicht zurückzuhalten vermochte, verrieth seine Gegenwart.

Er ging nur mit großer Mühe, indem er sein Pferd durch den Zaum festhielt, denn es glischte auf dem jähen Abhang mit den Hinterfüßen aus.

Während die Flüchtlinge nach und nach an der Grotte vorüberzogen, erkannten Musaron und Agenor dieselben. Als die Reihe an Don Pedro kam, sahen sie vollkommen sein bleiches, aber ruhiges Gesicht.

Sobald sie die Verschanzungen erreichten, stiegen die zwei ersten Flüchtlinge zu Pferd und setzten über die Brustwehr; doch sie hatten kaum zehn Schritte gemacht, als sie in einen bereiteten Graben fielen, wo sie zwanzig Bewaffnete knebelten und geräuschlos wegführten.

Don Pedro, der nichts vermuthete, schwang sich ebenfalls in den Sattel; doch plötzlich wurde er von Agenor gepackt, der ihn mit zwei nervigen Armen umfing, während ihm Musaron den Mund mit einem Gürtel schloß.

Nachdem dies geschehen, gab Musaron dem Pferde einen Dolchstoß, dieses sprang über die Verschanzung und entfloh mit einem schallenden Galopp auf dem felsigen Boden.

Don Pedro sträubte sich mit der Stärke der Verzweiflung.

»Seid ruhig,« sagte ihm Agenor ins Ohr, »ich werde genöthigt sein, Euch zu tödten, wenn Ihr Lärmen macht.«

Es gelang Don Pedro, die halb erstickten Worte hören zu lassen:

»Ich bin der König, behandelt mich als Ritter!«

»Ich weiß wohl, daß Ihr der König seid, und ich erwartete Euch hier,« sprach Agenor. »Bei meinem Ritterwort, Ihr sollt nicht mißhandelt werden.«

Und er nahm den Prinzen auf seine starken Schultern und zog so durch die Linien der Verschanzungen mitten unter den Officieren, welche vor Freude sprangen.

»Stille, stille!« sagte Agenor, »keinen Lärmen, meine Herren, kein Geschrei! Ich habe die Angelegenheiten des Connetable besorgt, macht nicht, daß die meinigen scheitern.«

Er trug seinen Gefangenen in das Zelt des Stammlers von Villaines, der ihm um den Hals fiel und ihn zärtlich umarmte.

»Geschwinde! geschwinde!« rief dieser Kapitän, »Eilboten an den König, der vor Toledo ist; Eilboten an den Connetable, der das Feld behauptet, um ihm zu melden, der Krieg sei beendigt.«

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Дата выхода на Литрес:
04 декабря 2019
Объем:
800 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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