Читать книгу: «"Und ihr wollt das Land besitzen?" (Ez 33,25)», страница 3

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3. b) Synchronie als solche.

Die synchrone Analyse bedarf nicht zwingend der Hypothese eines einheitlichen Verfassers, auch wenn sie oft im Verbund damit auftritt. Verknüpfende Bezüge können nämlich auch die Frucht eines allmählichen Entwicklungsprozesses sein. Nach Fechter stellt eine der literarischen Funktion der Zitate gewidmete Untersuchung nach wie vor ein uneingelöstes Desiderat dar.40 Gegenwärtige Untersuchung möchte dazu mit ihrem kompositionskritischen Ansatz wenigstens eine nützliche Vorarbeit leisten, um spätere Vertiefungen zu erleichtern.

Während Clark bei seiner im wesentlichen formkritischen Vorgehensweise sich mit der genauen sprachlichen Analyse nur einiger weniger ausgewählter Zitate begnügen konnte, die für die von ihm ausgemachten Zitatgattungen beispielhaft waren, führt hier an einer sprachlichen Analyse aller infrage kommenden Redensarten kein Weg vorbei. Nur so können die Bezüge der Redensarten untereinander sowohl als mit anderen Kontexten nach Gebühr aufgedeckt werden. Aufgrund dieser Bezüge ist dann zu entscheiden, ob die Redensarten eine gemeinsame Funktion besitzen, die sie für den Aufbau des Buches und seine theologische Botschaft erfüllen. Dazu sind Einzelheiten bezüglich der Sprecher, ihrer Rolle im Buchganzen und der jeweiligen Sprechersituation zu ermitteln. Auf der Grundlage der Ergebnisse können die Inhalte der Redensarten ausgewertet und gewichtet werden. Auch bei den Inhalten der Redensarten ist dann zu prüfen, ob sich thematische Schwerpunkte erkennen lassen, die sich in unterschiedlichen Variationen wiederholen.

3. c) Diachronie reflektierende Synchronie.

Die vom Inhalt der Redensarten ausgehende Reflexion auf die in der Einleitung vorgestellten oder aufgegriffenen Sprecher und deren Lebenssituation führt allmählich zur Frage nach der historischen Einordnung. Diese muß mit größter Behutsamkeit gestellt werden, weil meist nur sehr ungefähre Rückschlüsse zu erwarten sind, die auch mehr über die allgemeine Situation als über bestimmte Ereignisse Aufschluß geben. Auch ist damit zu rechnen, daß die Texte nicht gleichzeitig mit den beschriebenen Ereignissen entstanden sind, sondern aus einer bewußten literarischen Absicht heraus den Eindruck einer konsequenten Chronologie beim Leser erwecken wollen.41

Eine andere Frage ist, ob die gesammelte Analyse aller unterscheidbaren Redensarten zur Entdeckung neuer Autor- oder Redaktionsschichten, oder zur besseren Beschreibung der bereits entdeckten hinführt. Bisher ist noch kein Versuch unternommen worden, anhand der Redensarten eine solche aufzuspüren. Dabei bietet schon die Verteilung einen Hinweis. Je zufälliger und spontaner deren Einblendung ist, um so größer muß der Verdacht sein, daß ihre Verteilung mit der Arbeit und den Ausmaßen einer bestimmten Redaktionsschicht in eins fällt. Je planmäßiger und strukturgebender sie dagegen ausfällt, um so mehr läßt sie an das bewußte Vorgehen eines Autors denken, und zeugt von seinem charakteristischen Stil.42

Insgesamt möchte man fragen, ob bei Vergleichen mit anderen biblischen Werken der eigentümlich dramatische Charakter des Ezechielbuches nicht stärker berücksichtigt werden müßte,43 bevor Werke anderen Charakters und anderer Zielsetzung zur Vergleichung herangezogen werden. So setzt Pohlmann den Entstehungsprozeß des Ezechielbuches in Parallele zu dem viel späteren der synoptischen Evangelien.44 Die historische Verifizierbarkeit der Person Ezechiels wiederum vergleicht er mit derjenigen des viel älteren Mose.45 Jeremia ist mit Ezechiel wenigstens zeitverwandt und gehört wie er in den Bereich der Prophetie und dennoch kann man in dieser Hinsicht Becker nur zustimmen, wenn er warnt, an Jeremia gewonnene Methoden unbesehen auf Ez zu übertragen.46 Doch macht er es besser, so könnte man fragen, wenn er Vergleiche mit den Apokalyptikern47 und den Autoren der Königs- und Chronikbücher anstellt?48 - Eine Methode, die Ezechiel weder als einen Jesaja oder Jeremia, noch auch als einen Apokalyptiker oder Historiker interpretiert, sondern eben Ezechiel wirklich nur als Ezechiel und niemand anderen, müßte erst noch entwickelt werden. Aber Stichworte wie Propheteninterpretation (Becker), sofern richtig verstanden, oder Wechselspiel zwischen Zweiphasigkeit und Zweigleisigkeit (Hossfeld) weisen schon in eine solche Richtung, weil sie individuelle Eigentümlichkeiten der Prophetie Ezechiels bezeichnen.

Nicht nur die Gruppierung um das Ereignis der Zerstörung Jerusalems verleiht den Texten des Ezechielbuches ihre Dramatik, sondern ebenso die durch die Einflechtung von Zitaten geschaffene allgemeine Dialogsituation. Diese kennt etwa fünf Protagonisten: Gott selber; den Propheten als Sprachrohr Gottes, sowie als Bittsteller für das Volk; die Gruppe der Exilierten; die im Land Gebliebenen; die Fremdvölker. In heftigem Miteinander-Ringen versuchen diese Dialogträger eine Antwort auf die Frage zu geben oder zu erhalten, wie nach allem Gewesenen die Geschichte Gottes mit seinem Volk noch weitergehen kann.

22 U. Berges, Das Buch Jesaja, 46: „Was not tut, ist eine ‘diachron reflektierte Synchronie’, die das gewordene Textgewebe an seinen Nahtstellen behutsam öffnet, ohne dabei das Gewordene zu zerstören.“ Er bezeichnet seinen Ansatz auch als kompositionskritisch (47).

23 Walter Zimmerli, Ezechiel. Siehe Literaturverzeichnis.

24 Vergleichend mit anderen Schriftpropheten stellt W. Zimmerli, „Ezechiel, ein Zeuge der Gerechtigkeit Gottes“, 39-40, fest: „Ist der jesajanische Kreis dadurch gekennzeichnet, daß er zwei besonders ragende Gipfel aufweist - neben Jesaja selber noch jenen Unbekannten der Exilszeit, den wir Deuterojesaja nennen -, der jeremianische Kreis dagegen durch seine Nähe zum deuteronomischen Kreis, so daß eine ganze Schicht der Jeremiaüberlieferung wie durch ein deuteronomisches Farbglas gesehen zu sein scheint, so der ezechielische Traditionskreis durch seine Nähe zu den exilischen Kreisen, denen das priesterschriftliche Material des Pentateuch entstammt […] Ich möchte allerdings glauben, daß der ezechielische Schülerkreis im ganzen ungleich näher beim Propheten selber steht und in seinen eigenen Bahnen weiterdenkt und formuliert, als etwa die deuteronomischen Schüler von Jeremia.“ Wenn K.-F. Pohlmann, „Forschung (II)“, 165, Zimmerlis Ansatz mit den Worten kommentiert: „Man wird unterstellen dürfen, daß nur so die Absicherung der Authentizität und Autorität der Texte gewährleistet erschien und man so der Gefahr zu entgehen suchte, die Textfolgen mehrheitlich bzw. die Endversion ‘Ezechielbuch’ als im Grunde gar nicht vom Propheten ‘autorisiert’ ansehen und ausgeben zu müssen.“, dann wird eine solche Behauptung durch den Umstand, daß Zimmerli den einheitlichen Charakter des Jeremiabuches jeweils so ganz anders bewerten konnte als den des Ezechielbuches, als wirkliche, d.h. unbegründete, Unterstellung überwiesen. Nicht um die Untermauerung eines allgemeinen biblischen Vorurteils ging es Zimmerli, sondern um die richtige Beschreibung der individuellen Eigenheit jedes einzelnen Prophetenbuches.

25 J. Garscha, Studien zum Ezechielbuch, 1, faßt die Grundsätze der auf Zimmerli und andere (wie Eichrodt, Wevers, May) zurückgehenden Methode wie folgt zusammen: „Bei vielen Modifikationen im Einzelnen betrachtet man das Buch in seiner vorliegenden Fassung als Ergebnis eines Ergänzungs- und Bearbeitungsprozesses durch Redaktoren oder eine Prophetenschule, wobei die Grundlage des Buches vom Propheten Ezechiel selbst hergeleitet wird. In der Regel schreibt man dem Propheten den Hauptteil des Buches zu, den man mit Hilfe der historisch-kritischen Methode von Ergänzungen zu befreien sucht. Bei diesen Textanalysen geht man davon aus, zunächst den Selbstaussagen des Buches über Zeit und Ort der Wirksamkeit des Propheten zu trauen und so lange an der ‘Echtheit’ der Texte festzuhalten, bis ihre ‘Unechtheit’ bewiesen werden kann.“

26 Moshe Greenberg, Ezekiel 1-20. Ezekiel 21-37. Siehe Literaturverzeichnis.

27 Nach Darstellung anderer Positionen sagt J. Becker, Der priesterliche Prophet, 8: „Oder soll man der Redaktion den Löwenanteil zuerkennen und die Botschaft des Propheten ganz in ihr aufgehen lassen? Sie wäre dann wie durch einen Schmelzofen hindurchgegangen und in chemisch reiner Form nicht mehr zu ermitteln. Das Buch wäre dann nach Form und Inhalt einheitlich von der Redaktion geprägt. Vielleicht verdient diese Auffassung den Vorzug.“ Doch äußert er noch daselbst einen starken Vorbehalt gegen die Annahme reiner Pseudoepigraphie: „Diese Auffassung ist deshalb schwierig, weil das Ezechielbuch die geschichtliche Situation um 586 gut trifft.“ Diesen Vorbehalt scheint er später zunehmend aufgegeben zu haben, doch kann man noch einen kleinen Rest heraushören, wenn J. Becker, „Ez 8-11 als einheitliche Komposition“, 138, sagt: „Eine vierte Position schließlich, die wir vertreten, erhöht den Anteil der Redaktion bis zum Grenzwert der totalen Redaktionalität.“ In: J. Becker, „Erwägungen“, 145, versucht er sich mit der Überlegung zu helfen: „Man unterschätze […] nicht die Geschichtskenntnis biblischer Verfasser.“ Diese lasse es zu, daß auch aus einem zeitlichen Abstand heraus Ereignisse richtig wiedergegeben wurden.

28 J. Becker, „Ez 8-11“, 136, versucht einen Beitrag zu leisten zur Konkretisierung aller Aspekte, „die das Ezechielbuch als einheitliche und pseudoepigrapische Propheteninterpretation erscheinen lassen.“ Was aber wird aus dem Interpretationselement, wenn die zu interpretierende Prophetengestalt selbst ausschließlich ins Land der Fiktion verwiesen wird? Würde nicht auch hier die nachreflektierende Schule eines wirklichen Propheten den natürlichsten Nährboden für eine solche Interpretationsarbeit bieten?

29 J. Becker, „Erwägungen“, 138: „Wir rechnen schlicht mit einem Prophetenbuch aus der Retorte, das von vornherein und ausschließlich den Exilspropheten Ezechiel zeichnen will. Als Entstehungszeit kommt das fünfte Jahrhundert in Betracht.“

30 K. Schöpflin, Theologie als Biographie im Ezechielbuch, 349: „Zum einen, um Hypothesen zu vermeiden, zum anderen wegen der Gestaltung des Buches und der darin erkennbaren theologischen Aussageabsicht empfiehlt es sich, von einer autobiographischen Fiktion auszugehen, mithin also von ‘Pseudoepigraphie’ in dem Sinn, daß nicht die Person, die innerhalb des Textes als Sprecher/Verfasser in Erscheinung tritt, für das Buch verantwortlich zeichnet, sondern ein anonymer Autor.“ Schon die Wortwahl weckt den Verdacht, daß die Zuflucht zu einem anonymen Autor eine Art Flucht darstellt, um Probleme, wie die lästige Verfasserfrage, zu „vermeiden“, statt zu diskutieren. Dabei ist nicht die autobiographische Fiktion als solche problematisch, sondern der Umstand, daß mit ihr ausschließlich eine für den Autor vergangene Epoche dargestellt werden sollte. Zu einer ebenbürtigen Alternative wird der pseudoepigraphische Ansatz m.E. erst, wenn der Autor aus einer völlligen Anonymität heraustritt und sein Reflektieren der eigenen Gegenwart so deutlich erkennen läßt, wie es etwa im Danielbuch der Fall ist.

31 Nach J. Garscha, Studien zu Ezechielbuch, 16 „kommt es darauf an, mit der gleichen Intensität, mit der nach der Theologie und der Wirksamkeit eines Propheten ‘Ezechiel’ gefragt wird, auch die Intentionen der ‘Redaktoren’ zu untersuchen. Als ideales Ergebnis ist eine Theorie zu fordern, die für jeden einzelnen Text angeben kann, warum er in dieser Form an seiner Stelle im Buchganzen steht.“

32 K.-F. Pohlmann, Ezechielstudien, 254: „So hat das Ezechielbuch nach mehrfach aufeinander folgenden ‘Auflagen’ erst im weiten zeitlichen Abstand von den historischen Ereignissen, die sich auf den ersten Blick darin widerzuspiegeln scheinen, seine jetzige Endgestalt erhalten. Dieses Buch ist somit Zeugnis einer Jahrhunderte währenden Glaubensgeschichte: es ist der Beleg einer theologischen Denkarbeit, die sich immer wieder neu gegen den Verdacht richtet, daß das Volk wie der Einzelne total den wirren Entwicklungen und Konstellationen lediglich weltlicher Gegebenheiten, also dem Chaos, ausgeliefert sein könnte.“

33 Als richtungweisend für einen solchen Ansatz dürfte Christoph Barth, „Ezechiel 37 als Einheit“, gelten. Auf Zimmerli aufbauend und ihm zu Ehren gelangt er, 51-52, zu dem Schluß: „Mit allen Abwandlungen seiner Botschaft von der Erneuerung Israels, die ein ganzes Stück exilischer Theologiegeschichte widerspiegeln, bildet Ez 37 doch eine große Einheit. Befreiung und Einigung, Präsenz des messianischen Königs, Reinigung von Schuld und neuer Gehorsam, neuer Bund und neue Gegenwart Gottes - wie immer die Erneuerung verstanden sein mag: sie ist in jeder Hinsicht Geschenk neuen Lebens aus dem Tode.“ Thematische Einheitlichkeit und Kontinuität müssen also nicht zwingend im Gegensatz zur sukzessiven Abfolge theologischer Fragestellungen gesehen werden.

34 F.-L. Hossfeld, Untersuchungen, 14-15: „ … hier ist eine präzisere Differenzierung der einzelnen Redaktionsstufen erwünscht, gerade wegen der fließenden Übergänge zwischen den einzelnen Stufen oder Schichten und wegen der Unsicherheit zu entscheiden, wo wir Ezechiel als Propheten in actu oder Ezechiel den theologischen Literaten oder einen seiner Schüler vor uns haben.“ Er weiß dabei die üblichen Arbeitshypothesen (prophetischer Prediger, Literat, Schüler etc.) geschickt zu karikieren, wie sie oft wenig Anhaltspunkte in der dokumentierbaren Geschichte haben, aber doch zuweilen subjektiv helfen, die unterschiedlichen Textcharaktere für die hermeneutische Wahrnehmung in eine gewisse Ordnung zu bringen.

35 Für die Unterscheidung der Schichten vgl. bes. F.-L. Hossfeld, Untersuchungen, 524-529. Die Unterscheidung orientiert sich an der Thematik des Neuen Exodus, an deuteronomistischen bzw. priesterschriftlichen Einschlägen, sowie an Verbindungen zu Deuterojesaja, Jeremia (in nachdeuteronomistischen Partien) und den Psalmen. Vgl. jedoch W. Zimmerli, Ezechiel, 69*: „Die Feststellung einer Bekanntschaft Ezechiels mit Worten Jeremias muß aber sofort mit der Feststellung der tiefen Verschiedenheit der beiden Gestalten verbunden werden, die sich an manchen Punkten erkennen läßt bis hinaus ins Sprachliche.“ Noch strenger urteilt er, 70*, über Beziehungen zum Dtn: „Im Gesamtbild fällt bei Ez gerade die geringe Berührung mit der sprachlich und sachlich so ausgeprägten Welt des Dt auf.“

36 Vgl. F.-L. Hossfeld, Untersuchungen, 512-514.

37 Die Verfahrensweise ist daher ähnlich wie bei V. Premstaller, Fremdvölkersprüche, 9, der vermerkt: „So wird man zwar für Ez an der Tatsache eines vom historischen Propheten ausgehenden und von Späteren beendeten Entstehungsprozesses einerseits nicht abrücken, auf eine allseits befriedigende genaue literar- und redaktionskritische Zuordnung der einzelnen Texte aber verzichten müssen.“

38 L. Boadt, „Mythological Themes“, weiß für seine Annahme, daß das Buch in seinem wesentlichen Bestandteil nicht später als 562 v. Chr. abgeschlossen wurde, drei gewichtige Gründe anzuführen:

1. Das Fehlen eines FVS gegen Babylon läßt jedes Bewußtsein seiner zu Ende gehenden Macht vermissen.

2. Das späteste Datum das ausdrücklich angegeben wird, ist 571 und das letzte Ereignis, auf das angespielt wird, die drohende Invasion Nebuchadnezzars in Ägypten.

3. Nicht eingetroffene Prophezeiungen, wie die Drohungen gegen Tyrus (26-28) und Ägypten (30,20-26) oder die Ankündigung einer Wiederherstellung Sodoms (16,53-55) werden stehen gelassen.

So schließt er, 214-215: „Taken together, these all suggest that the authors in the editorial process did not know anything conrete about the end of the Babylonian empire, as dramatic as it was, and as crucial as ist turned out to be for Israel’s changed state of existence afterwards.“

39 Als umfassenden Forschungsüberblick vgl. K.-F. Pohlmann, Ezechiel. Der Stand der theologischen Diskussion. Das Werk fußt auf K.-F. Pohlmann, „Forschung (I-III)“. Vgl. auch die Besprechung von Fr. Sedlmeier, Rezension Pohlmann, Ezechiel. Der Stand der theologischen Diskussion.

40 Gegenüber der mehr formkritisch orientierten Arbeitsweise Clarks kann Fechter, Bewältigung, 45, Amn. 129, feststellen: „Infolgedessen unterbleibt auch weitgehend die Frage nach der literarischen Funktion der Zitate. Insofern ist Wolffs Studie längst nicht überholt.“

41 Vgl. J. Garscha, Studien zum Ezechielbuch, 13, wo er mit kritischem Seitenblick auf Zimmerlis Fortschreibungsmodell bemerkt: „Ob freilich die historischen Angaben von Texten mit ihrer tatsächlichen historischen Situation übereinstimmen, ob also nicht einige Worte vorgeben, in einer bestimmten Zeit entstanden zu sein, während sie in Wirklichkeit Produkte einer anderen Epoche sind, diese Frage läßt sich mit dem methodischen Ansatz der neueren Ezechiel-Forschung nicht überprüfen.“ Daß eine solche Zeitverschiebung jedoch auch über die Grenze des Exils hinausgehen könnte, ist m.E. unwahrscheinlich. Schwierig bleibt dagegen innerhalb der Exilszeit z.B. die Unterscheidung zwischen Texten, die vor, und solchen, die nach der Zerstörung des Tempels verfaßt wurden.

42 Damit wäre noch nichts darüber entschieden, ob der „Autor“ nicht vielleicht eher ein Redaktor im Sinne Beckers ist, der nur wie ein Autor verfährt.

43 Auch J. Becker, „Erwägungen“, 140, stellt fest: „Dem Ez-Buch eignet eine gewisse innere Dramatik. Es ist regelrecht inszeniert, und die Szenen gruppieren sich um das zentrale Ereignis der Zerstörung Jerusalems.“

44 K.-F. Pohlmann, Hesekiel, 36: „Ein solcher Versuch, für bereits lediglich rekonstruierte literarische Vorstufen des Ezechielbuches (golaorientierte Version, Prophetenbuch) eine weitere Vorstufe erfassen zu wollen, provoziert auf den ersten Blick wahrscheinlich den Vorwurf damit die literar- und redaktionskritische Forschungsmethode zwanghaft zu überspitzen. Daß das nicht zutreffen muß, kann man sich mit Verweis auf die Erforschung der synoptischen Evangelien klar machen.“

45 Vgl. K.-F. Pohlmann, Hesekiel, 40: „Die bisherigen Beobachtungen und Einsichten führen zu dem Schluß, daß uns Ezechiels Gestalt immer weniger greifbar wird. Das mag man bedauern, aber Ezechiel teilt hier das Geschick eines Mose und anderer, über deren historisches Wirken uns kaum etwas bekannt ist, obwohl oder gerade weil sich sukzessive das Interesse der Nachgeborenen immer mehr auf sie konzentrierte.“

46 J. Becker, „Ez 8-11“, 139: „In immer neuen Varianten fällt man auf ein sich verabsolutierendes literarkritisches Modell herein, das an Büchern wie Jesaja und Jeremia gewonnen ist und um jeden Preis die prophetische Gestalt und ihre authentische Verkündigung aus dem Gestrüpp der Redaktion herausheben will.“ Diesen gegen literarkritische Modelle gerichteten Vorwurf gibt Hossfeld, der literarkritisch arbeitet, an die Vertreter von redaktionskritischen Modellen weiter. Vgl. F.-L. Hossfeld, „Ezechiel und die deuteronomisch-deuteronomistische Bewegung“, 277: „In bezug auf Pohlmann gibt es Anfragen zur Methode (Verzicht auf Literarkritik als Basis aller weiteren Redaktionskritik) und Anfragen in bezug auf seinen spezifischen Einsatz bei der Golaorientierung von Texten des Ezechielbuches. Hier überträgt Pohlmann gewonnene Einsichten aus der Jeremiaexegese wiederum zu schnell auf die Ezechielexegese.“

47 J. Becker, „Erwägungen“, 143: „In der älteren Forschung war es üblich, von apokalyptischen Zügen der Prophetenbücher zu sprechen, wobei besonders Ezechiel formal und inhaltlich als Vorläufer der Apokalyptik galt. Eine Rehabilitierung dieser Sicht ist angezeigt. Ja, als Pseudepigraphon ist das Ez-Buch bereits dem apokalyptischen Genus zuzuweisen, dessen hervorstechendstes Merkmal die totale Verfasserfiktion ist.“

48 Vgl. Becker, „Erwägungen“, 145: „Die Königsbücher, im beträchtlichem Abstand von den Ereignissen geschrieben, wissen mit Quellen umzugehen. Auch der Verfasser des Ez-Buches ist ein wirklicher Gelehrter und auf den verschiedensten Gebieten bewandert.“ In der Tat, auf so vielen Gebieten, daß dazu das Exil in Babylonien, mit dessen charakteristischen Hochkultur sowie verzweigten Handelsbeziehungen, noch immer den besten Nährboden liefert. Wann sollte in späterer Zeit dazu eine gleiche Gelegenheit vorgelegen haben, zumal Ezechiel nicht primär den Ehrgeiz eines Historikers an den Tag legt? Zu Ezechiels erstaunlichen Kenntnissen der babylonischen wie ägyptischen Ikonographie vgl. O. Keel, „Zeichensysteme“, 45: „Die Dominanz des Visuellen im Ezechielbuch bezeugen […] drei der vier im Ezechielbuch dominierenden Testsorten: die Visionen, die Zeichenhandlungen und Bildreden. Sie zeigen, wie ich an wenigen Beispielen zu zeigen versuchte, eine große Vertrautheit mit zeitgenössischen Ritualen und zeitgenössischer Ikonographie, seien sie vorderasiatischer oder ägyptischer Provenienz. Einzig von den Disputationsworten gilt das nicht.“

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