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Deine Großmutter?

Jeden Sommer verbrachten wir einige Wochen bei meiner Großmutter, die weit weg in den Bergen lebte. Wir nahmen zuerst für eine kurze Strecke einen Zug und stiegen dann um in einen anderen, mit dem wir stundenlang fuhren. Es dauerte fast den ganzen Tag, um dorthin zu gelangen.

Der zweite Teil der Reise gefiel mir am besten. Wir waren normalerweise allein im Abteil und ich saß am offenen Fenster und blickte in die Richtung, in die wir reisten, die hereinströmende Luft drückte wie ein kaltes Kissen fest gegen mein Gesicht, was mir das Atmen schwer machte. Sie war mit Rauch vermischt, der aus der Lokomotive austrat, und roch nach hartgekochten Eiern, wie die, die wir mit den belegten Broten gegessen hatten, die Mutter zubereitet und in einem großen Korb mitgebracht hatte, was ich mochte.

Mehr noch mochte ich es, meinen Kopf aus dem Fenster zu stecken und dann wirklich von der Luft erstickt zu werden, so dass ich nach Luft schnappte, aber man sagte mir, ich solle es nicht tun, weil ein Funke im Rauch in mein Auge geraten und mich blenden könnte. Obgleich ich davor Angst hatte, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, mich immer wieder erneut aus dem Fenster zu lehnen, besonders in den Kurven, denn dann konnte ich den gesamten Zug von der Lokomotive vorne bis zum letzten Wagon am Ende sehen. Sie sahen beide überraschend klein aus, fast wie Spielzeug, und der Zug war kürzer als ich gedacht hatte, was ich schön fand.

Manchmal hatte Vater jedoch genug von meinem Benehmen und schloss wütend das Fenster. Er zog es mit einem Lederriemen hoch, der aus einem Spalt im Fenstersims herausragte.

Die Luft wurde, je höher wir in die Berge kamen, zunehmend kühler und frischer. Das gefiel allen, das Fenster wurde, wenn es hochgeschoben worden war, wieder heruntergelassen, und ich verhielt mich so, dass es nicht wieder geschlossen wurde.

Es gab einen Tunnel, den wir passieren mussten, bevor wir unser Ziel erreichten. Das Abteil wurde ganz dunkel, als wir hineinfuhren, die Luft stank nach Rauch und der Lärm, den der Zug machte, der nun von den Steinmauern widerhallte, wurde so laut, dass man nichts anderes hören konnte.

Dies dauerte lange, so dass es so schien, als würde es nie enden, aber plötzlich war alles wieder hell, die Luft roch frisch, der Lärm war verschwunden, und man hörte das rhythmische Rattern der Räder des Zuges beim Rollen auf den Schienen. Die Stadt lag unter dem hohen Viadukt ausgebreitet vor uns und der Zug fuhr langsam weiter, bis er auf der anderen Seite den Bahnhof erreichte.

Er hatte verputzte Wände und ein rotes Ziegeldach, an dessen Dachtraufen Blumentöpfe mit roten Blumen aufgehängt waren, die wie Flammen aussahen.

Der peron – der Bahnsteig – war mit in kleine Quadrate unterteilten Fliesen belegt, wodurch er wie eine Schokoladentafel aussah. Wenn man ihn entlang ging, machten die Füße scharfe Klackgeräusche wie eine Schokoladentafel, die bricht. Als wir ankamen, um meine Großmutter zu besuchen, hatte ich immer das Gefühl, als würde ich eine riesige Schokoladentafel entlanggehen, von der das Silberpapier abgezogen war, und freute mich besonders darauf.

Sie erwartete Euch?

Vor dem Bahnhof erwartete uns Großmutter immer in einem Fiaker, das Verdeck hinterrücks heruntergeklappt, sie ganz in Schwarz, den Kopf in ein Tuch gehüllt und ein bodenlanges Kleid tragend, ihre Hände auf dem elfenbeinernen Griff eines Stocks, den sie draußen trug.

Sie küsste mich, wenn ich neben sie in den Fiaker kam und drückte mir eine Schokoladentafel in die Hand, wie ich es mir vorstellte, als ich den Peron hinunterging, die sie irgendwo zwischen den Falten ihres Kleides hervorbrachte und von der sie wusste, dass ich sie erwartet hatte. Unser Gepäck wurde in den Kofferraum im Fond gesteckt, meine Eltern und Nora zwängten sich auf die Vorder- und Rücksitze, die einander gegenüber lagen, der Fahrer stieg auf seinen hohen Sitz, seine Peitsche knallte und der Fiaker rollte los in die Stadt.

Die Straße war mit Pflastersteinen gepflastert und das Geräusch, das die Hufe des Pferdes auf ihm machten, ließ mich wieder an den Laut einer Schokoladentafel denken, wenn man sie bricht, und ich freute mich darauf, den Laut von derjenigen zu hören, die Großmutter mir gab, wenn ich sie brechen würde, sobald wir endlich bei ihr daheim waren und gegessen hatten, was sie für uns zubereitet hatte. Du durftest keine Süßigkeiten vor einer Mahlzeit nehmen und nicht zulassen, dass dein Magen dein Leben lenkt.

Was hast Du gegessen?

Selbstgebackenes Sauerteig-Roggenbrot, glänzend und mit dem Abdruck eines Kohlblattes oben auf dem Laib, mit frisch geschlagener Butter und Quark mit Sauerrahm und Radieschen und Frühlingszwiebeln und Dill, dazu frische Buttermilch und Sauerampfer-Suppe mit Reis und Sauerrahm und in Hälften geschnittene hartgekochte Eier, so wie Mutter es machte, und gedünstetes Kaninchen in Sauerrahmsauce mit Kartoffelpüree und pürierter roter Bete und in Butter sautierten Weißkäsepastetchen, serviert mit Kirsch-Johannisbeer-Konfitüren und Honigbrot und wilden Erdbeeren und Himbeeren und Blaubeeren, serviert mit Zucker und Sahne, Minztee mit Honig und örtlichem Mineralwasser mit Himbeersirup oder ohne zum Abschluss.

Du gingst schlafen?

Das leicht gestärkte und sorgfältig gebügelte Leinen streichelte sanft meine Haut, als ich zwischen die Laken kroch und sofort in den Schlaf glitt, als ginge es kopfüber entlang eines rutschigen, steil geneigten Brettes, begleitet von dem süßen Duft von Äpfeln, die verwendet wurden, um das Bettzeug in der Truhe, in der es aufbewahrt wurde, zu parfümieren.

Eine singende Pforte?

Vor dem Haus gab es einen Blumengarten, der durch einen Eisenzaun von der Straße getrennt war. Diese Pforte darin machte, wenn man sie öffnete oder schloss, ein Geräusch wie ein Vogel, der dezent einige Male zwitscherte und dann verstummte.

Blumen im Garten?

Entlang des Zauns wuchsen rote Kletterrosen. Ein breiter gelber Ziegelsteinweg, der vom Tor zur Eingangstür führte, schnitt den Garten in zwei Hälften und ging um jedes der beiden Rechtecke herum, die den Rest des Gartens einnahmen und mit denselben Ziegelsteinen, die senkrecht auf einer Seite standen, eingefasst waren. In der Mitte von jedem befand sich ein großer Kreis mit weißen Pfingstrosen am Rand in einem von ihnen und rosafarbenen im anderen, und hohen, flammenroten Dahlien in der Mitte. Ein dicker Teppich von Levkojen füllte den Rest jedes Rechtecks. Wenn es dunkel wurde, strahlten sie einen süßen, berauschenden Duft aus, der bis zum Morgengrauen anhielt. Er war so stark, dass er mich manchmal mitten in der Nacht weckte.

Eine singende Wasserpumpe?

Im Gemüsegarten auf der Rückseite des Hauses befand sich eine Wasserpumpe. Sie gab, sobald man sie betätigte, ein Geräusch von sich wie ein Vogel, der sang, immer weiter und weiter, nie bereit, aufzuhören. Ich musste manchmal, wenn wir den Eimer füllten, darum kämpfen, den Griff zu bewegen, weil ich gerne derjenige sein wollte, der sie zum Singen brachte.

Das Wasser?

Das Wasser, das aus dem Kran in den Eimer floss, fühlte sich an wie der muskulöse Arm eines Mannes. Das im Eimer roch wie ein Strauß kalter Blumen.

Der Garten auf der Rückseite?

In einer Ecke des Gartens auf der Rückseite, den das Sonnenlicht kaum durchdrang, wuchs ein riesiger Apfelbaum. Es war immer halb dunkel zwischen seinen Ästen wie in einer Mondnacht. Die Äpfel waren klein und rot und schienen, wenn man sie pflücken wollte, wie Vögel auf den Ästen zu hüpfen. Nachts konnte man sie wie Flöten, die lange traurige Laute machten, in das Gras fallen hören, was mir ebenfalls gefiel.

Es wuchsen darin auch rote und gelbe Johannisbeersträucher, deren Beeren wie winzige Sonnen, rot oder gelb, in engen Fruchtständen gebündelt waren, Stachelbeeren, deren gelbgrünes Innere trübe wie stehende Gewässer war, Erdbeeren in ordentlichen Reihen, die beim Hineinbeißen in deinem Mund voller Aromen explodierten und Deinen Gaumen zu durchstechen drohten, in noch saubereren Reihen wachsende Möhren, süß, als wären sie in Zucker getaucht, wenn Du sie nach dem Abwaschen unter der Pumpe kautest, ebenso Kohl, Kohlrabi und süße Erbsen, die behände an hohen Spalieren entlangkletterten, die Erbsen in den Schoten wie Tropfen grünen Zuckerwassers und die Schoten, wenn du die klare Membran von ihnen abgezogen hattest, ebenfalls süß.

Du gingst schwimmen?

Manchmal bereitete Mutter Essen für den ganzen Tag vor, das sie in einen Korb stellte, den sie im Zug mitgebracht hatte, und wir heuerten einen Fiaker an, der uns einige Kilometer außerhalb der Stadt zu einem großen Fluss brachte und später abholte. Dort waren kaum Leute, aber zwischen hohen Büschen lagen breite, flache Kieselstrände, so legten wir unsere Decke und Handtücher auf denjenigen, den wir mochten, und ließen uns sonnen oder badeten. Der Fluss war flach mit nur gelegentlich tiefen Stellen, Mutter schwamm dort, während Nora und ich nahe am Ufer plantschten. Ihre Bewegungen waren sanft und ruhig, als wäre auf der Wasseroberfläche eine Ölpfütze, die ständig ihre Form veränderte.

Vater blieb normalerweise auf der Decke, las Zeitung oder spielte Schach gegen sich selbst.

Und Picknicks?

Mutter bereitete erneut Essen zu, und wir gingen in die Hügel außerhalb der Stadt und machten Picknick auf einem Hügel in der Mitte eines Feldes oder am Waldrand im hohen Gras, wo es kurz war. Normalerweise waren wir nur zu viert, aber gelegentlich kamen einige Freunde meiner Eltern mit. Sie hatten zwei Mädchen in Noras Alter, und sie spielte mit ihnen, während ich alleine spielte oder meinen Eltern und den beiden anderen Erwachsenen beim Gespräch zuhörte. Vater spielte manchmal Schach mit dem Mann, wenn dieser da war, ansonsten spielte er mit sich alleine, während ich ihn beobachtete, wie er die Züge machte und Fragen stellte.

Pilze- und Beerensammeln?

Die Wälder waren kühl und rochen nach Harz. Der Boden in ihnen war von Kiefernadeln, die ihn wie kurz geschorenes Haar bedeckten, glitschig, so dass Du darauf ausrutschen und hinfallen konntest, wenn Du nicht vorsichtig warst. Die Pilze sprangen aus dem Boden hervor wie schüchterne kleine Tiere, die Angst haben oder nicht durchbrechen können, oder sie standen stark und stolz da, ob wohl jemand es wagen würde, sie zu pflücken. Diejenigen mit kleinen Kappen auf einem großen fetten Stiehl, der wie ein Fass geformt war, und die Bili – die Weißen – also Steinpilze, hießen, waren die besten, vor allem, wenn sie in einer Sauerrahmsauce serviert wurden, aber ich mochte auch die kleinen gelben Lysyčky – kleine Füchse – also Pfifferlinge, und die blauen oder violetten, die Holubinky genannt werden – Taubenpilze – oder alle andern, die wir sammelten.

Es war heiß im starken Sonnenlicht auf den Lichtungen, Insekten summten auf ihnen wie eine Harfe, die gezupft und in das Gras geworfen worden war und nicht aufhören würde zu erklingen, wilde Erdbeeren wuchsen auf ihnen im Gras wie süße Tropfen duftenden Blutes und du suchtest mit den Fingern unter den Blättern der langen Kletterranken, in denen sie sich versteckten, nach Himbeeren und Brombeeren und fandst sie weich und willig, von dir sich pflücken lassend und nicht zu entkommen versuchend. Blaubeeren wuchsen auf kurzen lockigen Büschen, du pflücktest sie mit einem besonders breiten Holzkamm, der wie durch Haare durch die Blätter strich.

Ein Zirkus?

Es gab ein paar Zirkusse, die ich beim Besuch meiner Großmutter sah, aber ich erinnere mich besonders an einen mit einer Akrobatenfamilie, die alle möglichen Dinge ausführte und mit einer stillstehenden Figur endete, die aus allen bestand. Da gab es Vater, Mutter, zwei Jungen, ein Mädchen und einen kleinen schwarzweißen Hund mit einem zusammengerollten Schwanz.

Mit Ausnahme des Hundes trugen sie alle schwarz-weiß gestreifte einteilige Badeanzüge mit kurzen Ärmeln. Der Vater stand mit gebeugten Beinen auf einem großen weißen Brett, balancierte auf einer riesigen schwarzen Eisenkugel und streckte die Arme zur Seite aus, während die Mutter mit ihren Beinen auf seinen Schultern saß, ihre Beine um seine Brust und unter seine Achsel geschlungen, ihre Arme ausgebreitet wie die ihres Mannes. Die Jungen, die größer waren als das Mädchen, standen auf den Schenkeln des Vaters und lehnten sich nach außen, während sie sich an den Händen festhielten. Das Mädchen saß auf den Schultern ihrer Mutter, so wie diese auf dem Ehemann saß. Ihre Arme waren auf ähnliche Weise ausgestreckt. Der Hund rollte sich adrett auf ihrem Kopf zusammen. Er kam dort hin, indem er wie ein Affe schnell und geschickt an den Körpern der Menschen entlangkletterte.

Die Figur blieb lange stehen, alle Familienmitglieder mit Ausnahme des Vaters sowie des Hundes lächelten. Der Gesichtsausdruck des ersteren war von unglaublicher Anspannung – es war dunkelrot geschwollen, fast schwarz von Blut, seine Lippen waren fest geschlossen, seine Wangen und Augen waren gewölbt und die Muskeln und Venen unter seiner Haut kräuselten sich wie Schlangen, die versuchen, zu entschwinden. Man konnte sehen, dass es ihm immer schwerer wurde, weiterzumachen, und als es so aussah, als würde er zusammenbrechen, ertönte irgendwo ein Schuss, und die ganze Figur zerfiel in einem Moment und jeder sprang zu Boden und verbeugte sich, einschließlich des Hundes.

Sie wurden mit einem lauten Gebrüll von Zustimmung und Beifall vom Publikum belohnt und standen lange Zeit aufrecht, verneigten sich, der Vater schwer atmend und wieder zu Luft kommen versuchend.

Ein Zwergelefant?

Eine andere Attraktion in diesem Zirkus war ein kleiner weißer Zwergelefant von der Größe eines Bernhardinerhundes. Sein Herrchen war ein kahlköpfiger älterer Herr mit einer goldgeränderten Brille. Der Elefant erledigte für ihn alle möglichen Dinge, wie beispielsweise zählen, indem er seinen Fuß tippte, und Namen buchstabieren, indem er mit seinem Rüssel auf eine Tafel mit dem Alphabet zeigte.

Ich war so aufgeregt, dass ich die ganze Nacht nicht einschlafen konnte und wollte ihn am nächsten Tag wieder sehen. Es war Montag, und der Zirkus brach an diesem Tag auf. Ich hatte also keine Chance, wieder an der Aufführung teilzunehmen, aber da sie sah, wie aufgeregt ich war, brachte mich meine Mutter dorthin, wo der Zirkus kampierte und wir durften zum Wagen des Besitzers.

Er war kleiner als einige andere, aber sehr schön, aus gelb lackiertem Holz mit Messing und einer runden, grünen Metalloberseite mit Messingrinnen. Mutter klopfte an die Tür, und als der Besitzer hörte, warum wir dort waren, durften wir hineingehen. Der Elefant befand sich in einem kleinen abgeschlossenen Bereich im hinteren Teil des Wagens mit zwei blauen Sesseln und einem passenden Sofa. Seine Haut war eigentlich eher ein blasses Grau als reines Weiß, nur wo sie knitterte, war sie blau wie Markierungen, wenn du über eine Durchschlagkopie scharf hinüberstreichst.

Wir saßen auf dem Sofa und der Besitzer und der Elefant in den Sesseln, letzterer etwas unbeholfen, mich mit seinen kleinen, glänzenden roten Augen eines weisen alten Mannes interessiert anblickend, während er sich mit einem der Vorderbeine abstützte. Er zählte mein Alter, als ich sagte, wie alt ich sei, indem er sanft mit dem Fuß auf die Bühne klopfte und buchstabierte meinen Namen, indem er auf die Tabelle zeigte. Dann wurde uns Tee in kleinen weißen und blauen Porzellantassen serviert, die der Elefant aus einer passenden weiß-blauen Teekanne einschenkte, die er mit seinem Rüssel hielt.

Er drückte, als wir uns verabschiedeten, mit dem Rüssel erneut leicht meine Hand, so als wäre er gelangweilt, und folgte uns mit seinen Augen, als wir durch die Tür hinaustraten.

Mehr Geschichten?

Außer dem Zwergelefanten mochte ich keine Elefanten – wegen ihrer nackten schlaffen Hintern und weil sie gehorsam im Kreis liefen, während sie den Schwanz des Vorgängers in ihren Rüsseln hielten, und erfand Geschichten darüber, wie sie wie Wolken im Himmel schwebten, nachdem sie sich wie Luftballons aufgeblasen hatten, indem sie ihre Rüssel sich in den Hintern steckten. Diejenigen, die es nicht selbst tun konnten, mussten ihre Freunde bitten, es für sie zu tun. Und wenn sie keine Freunde hatten, blieben sie auf dem Boden und verwandelten sich in weiche Felsen.

Giraffen waren eine andere Sache. Ich sah sie in einem Zoo in einer Stadt nicht weit von dort, wo wir lebten, sowie auf Bildern und war beeindruckt von ihren unglaublich langen, anmutigen Hälsen. Ich erzählte Geschichten über einige von ihnen, die so groß waren, dass ihre Köpfe über die Wolken reichten, und die von Regen- und Schneeblüten lebten, die auf letzteren wuchsen. Wenn das Wetter sonnig war, wurden sie hungrig und mussten einen hohen glatten Berg finden, um an seiner Flanke zu grasen.

Ihre Köpfe waren so hoch im Himmel, dass sie Brillen brauchten, um zu sehen, was auf dem Boden geschah. Um sie ihnen anzupassen, brauchten die Ärzte sehr hohe Leitern, um an sie heranzukommen, und nur sehr mutige machten das.

8

Die Küste?

Wie ich bereits erwähnte, begab sich Vater jeden Sommer für ein paar Wochen zur Militärübung, so wurde in einem Jahr beschlossen, dass wir Urlaub an der nahe gelegenen Küste machen sollten.

An dem Tag, an dem er fertig war, fuhren Mutter, Nora und ich mit der Bahn los, und er sollte uns treffen, als wir durch die Stadt fuhren, in der er war. Wir nahmen den gleichen ersten Zug wie zu meiner Großmutter, stiegen aber danach in einen anderen, der Wagons hatte, dessen Sitze gepolstert und Abteilwände mit Plüschmaterial bedeckt waren; die Sitze in dem Zug, den wir zu Großmutter nahmen, hatten Holzbänke, die ähnlich wie die vor unserem Haus gebaut waren, abgesehen von dem lackierten gelben Holz und Wänden aus demselben Material.

Die Fahrt dauerte noch länger als die zu meiner Großmutter, es war spät am Nachmittag, als wir in der Stadt ankamen, in der uns Vater treffen sollte. Ich rannte in den Gang und suchte durch das offene Fenster nach ihm. Ich suchte immer wieder nach ihm unter den Leuten, die auf dem Bahnsteig drängten, aber er war nirgendwo zu sehen. Die Menge wurde immer dünner und ich begann zu befürchten, dass er nicht kommen würde, aber dann bemerkte ich, dass er in der Ferne stand und mit Panna Adela sprach. Ich war drauf und dran ihn zu rufen, obwohl er mich wahrscheinlich nicht hören würde, aber dann verabschiedeten sie sich voneinander, Panna Adela ging in eine Richtung davon und er in die andere auf mich zu. Ich wollte meiner Mutter schon erzählen, was ich gesehen hatte, entschied mich aber dagegen. Ich war mir sicher, dass sie es nicht gemocht hätte. Sie stand neben mir und obwohl sie ihre Brille trug, vermutete ich, dass sie sie nicht gesehen hatte. Sie sah schlecht, selbst wenn sie ihre Brille trug. Nora war bei uns, hatte aber in die andere Richtung geschaut.

Er trug Zivilkleidung, hielt einen großen Koffer in der Hand und suchte mit den Augen mit ernstem Gesichtsausdruck nach den Wagonnummern. Jetzt rief ich ihm zu, er sah mich, sein Gesicht hellte sich auf, er beschleunigte und ging auf den Wagon zu, in dem wir uns befanden.

Schnell war er auf dem Gang, umarmte und küsste uns alle, wir gingen in das Abteil zurück und setzten unsere Fahrt fort.

Ein Haus am Ufer?

Wir hatten ein Zimmer in einem Haus am Rande der Stadt zwischen Dünen nahe am Wasser gemietet. Es war fast dunkel, als wir an unserem Bahnhof ankamen, und wir fuhren mit einer Kutsche dorthin, wo wir bleiben sollten.

Unser Zimmer war im zweiten Stock und man konnte einen Streifen von etwas Hellem schimmern sehen, das sich in der Ferne über den dunklen Gipfeln der Dünen bewegte. Es war das Meer.

Eine starke Brise, die nach Jod roch, der Art, wie du auf eine Wunde streichst, wenn du dich schneidest, blies von ihm her, drückte den Vorhang am Fenster in mein Gesicht, als ich ihn immer wieder beiseite strich und versuchte, herauszusehen.

Ich wollte sofort zum Meer rennen, um es zu sehen, aber man sagte mir, es sei zu spät. Wir würden es morgen früh gemeinsam sehen.

Nach einer kleinen Mahlzeit im Esszimmer im Erdgeschoss gingen wir zurück in unser Zimmer und dann ins Bett. Ich lag da und lauschte dem Geräusch, das das Meer machte, wie ein Baum, der für einen kurzen Moment im Wind raschelt, dann innehält, raschelt und dann erneut innehält, bis ich, wie immer ohne es mitzubekommen, einschlief.

Wie war das Meer?

Am nächsten Morgen war es ruhig und flach, es gab nicht das Geräusch von sich, das es bei unserer Ankunft machte. Die Wellen waren klein und sie schienen geistesabwesend auf dem Sand zu brechen, wie Bewegungen, die Menschen, ohne sich dessen bewusst zu sein, mit ihren Fingern machen, wenn sie nervös sind.

Es war jedoch riesig, die Sonne spiegelte sich auf seiner Oberfläche wie auf einem riesigen, silbergrau gestrichenen Brett, ich konnte nicht aufhören, es anzusehen.

Dein Bruder?

Ich hatte schon lange nicht mehr davon geträumt, einen Bruder zu haben, aber als ich das Meer sah, brachte es mir die Erinnerung zurück.

Ich sah die gerade Linie des Horizonts und sagte mir, mein Bruder stehe am anderen Ufer und denke an mich, wie ich an ihn dachte. Aber die Richtung, in die ich schaute, war eine andere als die, wo ich ihn mir zuvor vorgestellt hatte, die Idee erregte mich also nicht mehr so sehr wie damals, und so hörte ich auf, an ihn zu denken und tat es nie mehr wieder.

Du bist geschwommen und hast andere Dinge getan?

Ich ging in der Nähe des Ufers schwimmen und hielt mich an Vaters Hand, allerdings nur wenige Augenblicke, weil das Wasser kalt war. Vater schwamm jedoch sehr oft und Nora ein bisschen mehr als ich. Für Mutter aber war es zu kalt und sie ging nie ins Wasser.

Wir legten unsere Decken weit weg von anderen Leuten, in der Nähe der Dünen, wo es wärmer war, und sonnten uns und picknickten dort.

Vater las stundenlang Zeitungen und spielte gegen sich selbst Schach, und ich beobachtete ihn und stellte Fragen, was er tat.

Männer mit einem Kleiderschrank?

Eines Tages kamen zwei Männer mit einem großen Kleiderschrank aus den Dünen. Sie waren schäbig gekleidet und ungepflegt und sahen aus wie Hobos.

Sie gingen ins Wasser, ließen den Kleiderschrank hinein und schwammen neben ihm, während sie ihn vom Ufer wegstupsten. Alle standen auf und beobachteten sie lange, bis man sie nicht mehr sehen konnte.

Die Leute sprachen tagelang darüber, und in den Zeitungen gab es Berichte darüber, aber niemand wusste, wer die Männer waren, warum sie das getan hatten und was mit ihnen geschah.

Mutter dachte, sie wollten das Land am anderen Ufer erreichen, aber Vater meinte, es wäre verrückt gewesen, das zu versuchen, weil es zu weit war. Sie hätten es niemals geschafft. Er sagte, es sei wahrscheinlich nur ein Trick, um alle zu verwirren. Sie wurden vermutlich später von einem Boot abgeholt.

Aber ich wusste, dass beide falsch lagen. Die Männer wollten nur den Kleiderschrank mit aufs Meer nehmen. Warum war das so schwer zu verstehen?

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Возрастное ограничение:
18+
Дата выхода на Литрес:
25 мая 2021
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190 стр. 1 иллюстрация
ISBN:
9783838275109
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