Читать книгу: «Parzival», страница 3

Шрифт:

Ihre Minne kostet' ihm das Leben;

Die Rache hat mein Kuss verschworen.

Ich habe Herrn und Freund verloren.

5Will nun eurer Muhme Kind

Thun was Ritterpflichten sind,

Daß er uns will entschädgen sein,

So falt ich ihm die Hände mein.

So hat er Reichtum und Preis

10Und was sich nur von Tankaneis

Auf Eisenhart vererbet hat,

Der gebalsamt steht an jener Statt.

Seine Wunden sah ich jeden Tag,

Seit dieser Sper sein Herz zerbrach.«

15Den zog er aus dem Busen sein

Hervor an seidner Schnur so fein,

Und wieder sahen ihn die Degen

Ihn an bloße Brust sich legen.

»Es ist jetzt frühe noch am Tag:

20Will mein Herr Killirjakag

Im Heere meine Botschaft melden,

So folgen ihm hieher die Helden.«

Ein Ringlein schickt' er seinen Scharen,

Die nach der Hölle farbig waren:

25Die Fürsten kamen allzumal

Durch die Stadt in den Saal.

Da lieh mit Fahnen seine Hand

Den Fürsten Aßagog das Land.

Jeglichen freute wohl sein Stück;

Der beste Theil blieb doch zurück

[52]Ihrem Herren, Gachmureten.

Die Ersten waren abgetreten:

Nun kamen die von Zaßamank

Mit Gepränge zum Empfang:

5Sie erhielten nach der Frau Beschluß

Von ihm ihr Land und des Genuß,

Ein Jeglicher sein Gebiet.

Die Armut ihren Herren mied.

Nun hatte Prothißilas,

10Der auch einst Fürstenrang besaß,

Hinterlaßen ein Herzogtum:

Das lieh er dem, der hohen Ruhm

Oft mit seiner Hand erjagt

(Nie war er vor dem Streit verzagt):

15Lachfilirost Schachtelakunt

Nahm es mit Fahnen gleich zur Stund.

Von Aßagog die Fürsten hehr

Nahmen den Schotten Heuteger

Und Gaschiern den Normann

20Und traten vor den Herrn heran:

Der gab sie frei wie sie gebeten;

Das dankten alle Gachmureten.

Heutegern, den Schotten,

Baten sie sonder Spotten:

25»Laßt unserm Herrn das Prachtgezelt

Seiner Kühnheit zum Vergelt.

Es raubt uns Eisenhartens Leben,

Daß unsres Landes Zier gegeben,

Sein Harnisch, wurde Friedebrand.

Seine Freude stand zu Pfand;

[53]Er selber leider liegt hier todt;

Unvergoltner Dienst schuf ihm die Noth.«

Die Welt nicht beßre Wehr besaß:

Der Helm war von Adamas,

5Dicht und großer Härte,

Der beste Streitgefährte.

Da gelobte Heuteger,

Wenn er daheim in Schottland war,

Wollt ers erbitten von dem Herrn

10Und wiedersenden dann von fern.16

Das verhieß er frei und ohne Zwang.

Zum König Urlaub bittend drang

Nun der edeln Fürsten Zahl:

Also räumten sie den Saal.

15Wie verwüstet war sein Land,

Doch konnte Gachmuretens Hand

Schwenken solcher Gabe Sold,

Als trügen alle Bäume Gold.

Große Gabe ward vertheilt.

20Freund' und Mannen unverweilt

Nahmen hin des Helden Gut;

Da war der Köngin wohl zu Muth.

Zu Stande kam die Hochzeit

Nun nach manchem harten Streit.

25Doch ward er so geschlichtet,

Ich hab es nicht erdichtet:

Man sagte mir, daß Eisenhart

Königlich bestattet ward

Von Freund und Mannen insgemein.

Der Zins, den sein Land ihm ein

[54]Trug in einem Jahre,

Ward erlegt bei seiner Bahre;

Das thaten sie aus freiem Muth.

Gachmuret das große Gut

5Seine Holden ließ behalten;

Sie mochten drüber schalten.

Am Morgen vor der Veste

Schieden aus dem Land die Gäste.

Sich trennten, die da waren,

10Und führten viel der Bahren.

Der Herbergen stand das Feld

Entblößt bis auf des Königs Zelt;

Das hieß er auch zu Schiffe tragen.

Seinem Volke ließ er sagen,

15Er brächt es nur gen Aßagog:

Mit der Red er sie betrog.

Diesen kühnen stolzen Mann

Fiel nun bald das Heimweh an.

Seine Freude war der Sorgen Pfand,

20Als er nicht mehr zu kämpfen fand.

Jedoch war ihm das schwarze Weib

Lieber als sein eigner Leib.

Nie war ein Weib so rein wie sie:

Vergeßen mocht ihr Herz es nie:

25Keuschheit und zarte Weiblichkeit

War ihr das wertheste Geleit.

Aus Sevilla der Stadt

War geboren, den er bat,

Daß er mit ihm enteile.

Er hatt ihn manche Meile

[55]Gefahren schon, ihn auch zuvor

Hieher gebracht; er war kein Mohr.

Der Steurer sprach, der weise:

»Hehlt es vor ihnen leise,

5Die so schwarze Haut hier tragen.

Meine Schiffe können jagen:

Nimmer holen sie uns ein,

Wir wollen bald von dannen sein.«

Er ließ sein Gold zu Schiffe tragen.

10Nun muß ich euch von Scheiden sagen.

Bei Nacht fuhr ab der werthe Mann;

Das ward verstohlen gethan.

Als er entrann vom Weibe,

Trug sie schon im Mutterleibe

15Ein zwölf Wochen altes Kind.

Ihn entführte rasch der Wind.

Die Frau in ihrem Beutel fand

Einen Brief von ihres Mannes Hand.

Auf Französisch, das sie konnte,

20Zu sagen ihr die Schrift begonnte:

»Hier entbeut ein Lieb dem andern Lieb:

Wohl bin ich dieser Fahrt ein Dieb;

Ich muß sie Jammer fürchtend stehlen.

Ich kann dir, Frau, nicht verhehlen,

25Wär dein Glaube gleich dem meinen,

Immer müst' ich um dich weinen;

Und hab schon immer nach dir Pein.

Wird unser beider Kindelein

Von Anblick einem Manne gleich,

Fürwahr, so wird er tugendreich.

[56]Er ist von Anschau geboren;

Minn ist ihm zur Frau erkoren.

Er wird ein Blitz in Streit und Fahr,

Dem Feind ein übler Nachbar.

5Wißen soll der Sohn mein,

Sein Ahnherr war genannt Gandein

Und fand im Ritterstreit den Tod.

Des Vater litt die gleiche Noth;

Er war geheißen Addanz;

10Sein Schild verblieb gar selten ganz.

Addanz war ein Breton;

Er und Utepandragon

Waren zweier Brüder Kind,

Die beide hier geschrieben sind:

15Der Eine war Laßaließ;

Brikus der Andre hieß,

Und beider Vater Maßadan.

Ihn führt' eine Fee gen Fehmorgan,17

Die Terre de la joie hieß,

20Und ganz ihr Herz ihm überließ.

Mein Geschlecht entsprang von diesen zwein,

Und immer giebt es lichten Schein.

Jeglicher noch die Krone trug

Und hatte Würdigkeit genug.

25Herrin, läßt du taufen dich,

Wohl noch erwerben magst du mich.«

Seinem Glauben trug sie keinen Haß:

»O wie bald geschähe das!

Käm er gleich zurückgeeilt,

Ich vollbrächt' es unverweilt.

[57]Wem hat hier seine edle Zucht

Gelaßen seiner Minne Frucht?

Weh liebliche Genoßenschaft!

Soll mir nun der Trauer Kraft

5Immer zwingen Seel und Leib?

Seinem Gott zu Ehren,« sprach das Weib,

»Ich gern mich taufen wollte

Und leben wie ich sollte.«

Ihr gab dieß Leid manch harten Streich;

10Ihre Treue fand den dürren Zweig,

Wie noch die Turteltaube thut;

Die hatte stäts den gleichen Muth:

Trug sie um Minne Kummers Last,

Ihre Treue kor den dürren Ast.

15Die Frau zu rechter Zeit gebar

Einen Sohn, der zweier Farben war.

Ein Wunder legte Gott an ihn;

Weiß und schwarzer Farb er schien.

Die Königin küsst ihn tausend Male

20Alsbald auf seine blanken Male.

Die Mutter hieß ihr Kindelein

Feirefiss Anschewein.

Der ward ein Waldschwende,18

Da die Tjoste seiner Hände

25Manches Speres Schaft zerbrachen,

Der Schilde viel durchstachen.

Wie die Elster ganz und gar19

Trug ihm Farbe Haut und Haar.

Nun war es über Jahres Ziel,

Seit Gahmureten man so viel

[58]Gepriesen dort in Zaßamank,

Wo seine Hand den Sieg errang.

Noch immer schwebt' er auf der See:

Ihm thaten schnelle Winde weh.

5Ein seiden Segel sah er fern:

Das trug ein Schiff und auch die Herrn,

Die als Boten Friedebrand

Frau Belakanen zugesandt.

Er bat sie, daß sie ihm verzeihe,

10Wie auch sein Freund erschlagen seie,

Daß sein Heer je ihre Stadt umsaß.

Da brachten sie den Adamas,

Halsberg, Schwert und Hosenpaar.

Ein großes Wunder wars fürwahr,

15Daß ihm das Schiff entgegenfuhr,

Wie mir die Aventüre schwur.

Sie gabens ihm: er gab sein Wort,

Daß er ihre Botschaft dort

Vermelde, kam er heim zu ihr.

20Sie schieden sich; man sagte mir,

Daß ihm das Meer den Hafen gab;

In Sevilla stieg er ab.

Mit Gold der Degen wohlgethan

Lohnte seinem Steuermann

25Reichlich seine Arbeit.

Sie schieden sich; das war dem leid.

II.
Herzeleide.

Inhalt

Da sein Vetter, König Kailet, den er zu Sevilla vergebens aufsucht, gen Kanvoleis zum Turnier gezogen ist, so macht auch er mit hundert neuen Speren sich dahin auf. Dieß Turnier hatte die Königin Herzeleide, die jungfräuliche Wittwe, ausgeschrieben, und dem Sieger ihre Hand und beide Königreiche, Waleis und Norgals mit den Hauptstädten Kanvoleis und Kingrivalis, verheißen. Gachmuret läßt sein vor Patelamund erworbenes Prachtgezelt aufschlagen und hält einen glänzenden Einzug in Kanvoleis: durch beides erregt er die Bewunderung der Königin, deren stralende Schönheit auch ihn durchzuckt. Hier findet er Kailet, Killirjakag und Gaschier wieder. Kailet bittet ihn, ihm im Turnier gegen Hardeiß, König von Gaskon, beizustehen, der ihn haßt, weil er seine Schwester Aleiß verschmäht hat, welche jetzt dem gleichfalls gegenwärtigen Herzog Lämbekein von Brabant vermählt ist. Die zum Turnier anwesenden Ritter haben sich in ein inneres und äußeres Heer getheilt, je nachdem sie in der Stadt oder draußen auf dem Felde liegen. Zum inneren Heere, dem sich Gachmuret beigesellt, halten sich, außer dessen schon genannten Freunden, der alte Britenkönig Utepandragon, dessen Sohn Artus schon drei Jahre seiner von dem Zauberer Klinschor entführten Mutter nachzieht, ferner König Lot von Norwegen, mit seinem unmündigen, hier zuerst erwähnten Sohne Gawan, die Könige von Patrigalt und Portugall, die Provenzalen und Waleisen u. s. w. Zum äußern gehören, außer König Hardeiß von Gaskon und seinem Schwager, dem Herzog Lämbekein von Brabant, noch die Könige Brandelidelein von Punturtois und Schaffilor von Arragon, dann König Lähelein und der König von Askalon, ferner Morhold von Irland, Cidegast von Logrois, Poitewin von Prienlaskros u. s. w. Als Theilnehmer am Turnier werden ferner erwähnt Schiolarz de Poitou, Gurnemans de Graharz und Riwalin, König von Lohneis, der Vater Tristans. Schon am Vorabend beginnt der Kampf mit einem Vesperspiel (Vorturnier). Gachmuret, in Eisenharts Rüstung, besiegt und fängt unter Andern die Könige Hardeiß von Gaskon, Brandelidelein von Punturtois, Schaffilor von Arragon und Lähelein; Kailet sticht den Herzog von Brabant nieder, wird aber selbst von den Punturteisen gefangen, wie Killirjakag, der zuvor den König Lach niedergerannt hat, von Morholden. Doch bleibt der Sieg den Innern, vornämlich durch Gachmurets Tapferkeit. Traurig empfängt er gleichwohl die Königin Herzeleide, die ihn am Abend in seinem Zelte besucht. Ihn foltern die widersprechendsten Gefühle; denn während des Kampfs hatte ihm seine Jugendgeliebte, die Königin Anflise von Frankreich, deren Gemahl gestorben ist, ihre Hand antragen laßen; auch verdüstert seinen Sinn die Ahnung von dem Tode seines Bruders Galoes; denn ein Fürst des Landes Anschau hatte dessen Wappenschild umgekehrt, mit emporgerichteter Spitze, getragen. Dazu peinigen ihn Gewißensbiße über seine treulose Flucht von Zaßamank, dessen schwarze Königin er immer noch liebt, da ihn doch auch Herzeleidens Schönheit nicht unempfindlich läßt. Kailet und Killirjakag, von den Aeußern zur Auswechselung gegen König Brandelidelein hereingeschickt, kommen hinzu und erklären Gachmuret für Sieger im Turnier, da die Aeußern, deren Stärke Gachmuret gefangen genommen hat, es bei dem Vesperspiel bewenden laßen wollen. Da hienach Herzeleide, dem Gesetze des Turniers gemäß, seine Hand anspricht, und zugleich Anflisens Boten deren Rechte verwahren, gelobt Gachmuret, Kanvoleis nicht zu verlaßen, bis über Herzeleidens Sache entschieden sei. Als sie sich entfernt, erfährt Gachmuret durch Kailet die Bestätigung seiner Ahnung von dem Tode seines Bruders und zugleich die Nachricht, daß auch seine Mutter Schoiette gestorben ist. Er zieht sich in sein Zelt zurück und bringt die Nacht mit Jammer hin. Am andern Morgen finden Schiedsrichter, seiner Einrede, daß gar kein Turnier Statt gefunden, ungeachtet, das Urtheil, Gachmuret, als Sieger im Ritterspiel, dürfe Herzeleidens Hand nicht ausschlagen. Er unterwirft sich dem Spruch, worauf Anflisens Boten unwillig hinwegreiten. Da ihm nun mit der Hand Herzeleidens zwei Königreiche und als Erben seines Bruders auch die Krone von Anschau zugefallen, entschließt er sich als Volksherrscher zur Freude, vertauscht den Anker mit seines Vaters Wappen, dem Panther, und begeht, nachdem er Hardeißen mit Kailet versöhnt hat, eine glänzende Hochzeit. Von Herzeleiden hatte er sich monatlich ein Turnier ausbedungen: darin trägt er das seidene Hemde seiner Frauen über dem Harnische, welches sie dann, durchstochen und zerhauen, wieder anlegt. Dieß war achtzehnmal geschehen, als er wieder über Meer fährt, um dem Baruch, der von jenen babylonischen Brüdern abermals überfallen ist, beizustehen. Herzeleide, die schwanger zurückgeblieben ist, wird eines Tages von einem Traume geängstigt, der ihr den Tod des Gemahls und zugleich ihres Kindes Schicksale vorbedeutet. Als sie erwacht, bringt Tampaneis, Gachmurets Meisterknappe, die Trauerbotschaft von dessen Tod durch den Verrath Ipomidons. Vierzehn Tage später gebiert sie die Blüte aller Ritterschaft: Parzival.

Dort zu Spanien in dem Land

War ihm der König wohlbekannt;

Das war sein Vetter Kailet;

Zu diesem eilt er gen Toled.

[59]Der war nach Ritterschaft gefahren,

Wo es galt den Schild nicht sparen.

Da läßt auch er bereiten sich

(So lehrt die Aventüre mich)

5Mit Speren, die von Buntheit stralen

Und mit grünen Zindalen:

Denn jeder hatte sein Panier,

Härmeline Anker drauf so zier,

Daß man sie köstlich pries und reich;

10Sie waren lang und breit zugleich

Und reichten nieder auf die Hand.

Wenn man sie zur Spitze band

Oder tiefer eine Spanne.

Deren ward dem kühnen Manne

15Einhundert da zurecht gemacht

Und durch die Lande nachgebracht

Von seines Vetters Hausgetreuen.

Ehren und mit Dienst erfreuen

Konnten sie ihn nach Würdigkeit;

20Das war auch ihrem Herrn nicht leid.

Er strich ihm nach wer weiß wie lang,

Bis er Herberg sich errang

In dem Lande Waleis.

Geschlagen war vor Kanvoleis

25Mancher Pavillon auf einen Plan.

Ich sag es nicht nach eitelm Wahn;

Gebietet ihr, so ist es wahr.

Halten ließ da seine Schar

Der Herr und sandte vor ihm ein

Den klugen Meisterknappen sein:

[60]Er sollte, wie sein Herr ihn bat,

Herberge nehmen in der Stadt.

Der eilte sich, er war kein Träumer;

Man zog ihm hinterdrein die Säumer.

5Kein Haus mocht er gewahren,

Des Dach nicht Schilde waren;

Auch die Wände sah er all behangen

Und mit Speren rings umfangen.

Die Königin von Waleis

10Hat angesagt zu Kanvoleis

Ein Turnier von solcher Strenge,

Manchem Zagen wird es enge

Ums Herz, wo er dergleichen sieht;

Auf sein Gebot es nicht geschieht.

15Eine Jungfrau war sie, nicht ein Weib,

Zwei Länder und den eignen Leib

Bot sie dem, der Sieger wäre.

Manchen fällte diese Märe

Hinters Ross auf den Sand.

20Wer ein solch Gefalle fand,

Viel Glück ward dem nicht nachgesagt.

Des pflagen Helden unverzagt,

Sie zeigten Muth zur Ritterschaft:

Mit hurtiglicher Schenkel Kraft

25Ward da manches Ross ersprengt

Und der Schwerter viel erklängt.

Ueber einen Fluß geschlagen

Eine Brücke sah man ragen,

Mit einem Thor beschloßen,

Das ein Knappe unverdroßen

[61]Aufthat, wenn man ihm befahl.

Darüber stand der Königssaal.

Auch saß des Landes Königin

In den Fenstern darin

5Mit Mägdelein und Frauen,

Die sah man spähn und schauen,

Was die Knappen drüben thaten.

Sie hatten sich berathen

Und schlugen ein Gezelt hier auf.

10Zu ungewährter Minne Kauf

Ward des einst ein König ledig,

Dem Belakane war ungnädig.

Mit Mühen ward aufgeschlagen,

Das dreißig Säumer musten tragen,

15Ein Zelt von höchster Kostbarkeit.

Auch war der Plan wohl so breit,

Daß sich die Schnüre streckten dran.

Gachmuret der werthe Mann

Nahm im Freien erst den Imbiß,

20Darauf mit Fleiß er sich befliß,

Wie er höfisch käm geritten.

Verzug ward nicht gelitten;

Die Knappen hatten ihm zumal

Gebunden seiner Spere Zahl,

25Jedweder fünf mit Einem Band;

Den sechsten führt' er in der Hand

Mit dem Anker im Paniere:

So zog heran der Ziere.

Vor der Königin ward vernommen,

Daß ein Fremdling kommen

[62]Sollt aus einem fernen Land,

Der hier Niemand wär bekannt.

»Höfisch ist sein Volk, aus beiden

Gemischt, Franzosen und Heiden;

5Mancher mag ein Anschewein

Wohl nach seiner Sprache sein.

Ihr Muth ist stolz, ihr Gewand ist klar,

Wohl geschnitten auch fürwahr.

Seiner Knappen sprach ich einen;

10Die werden nicht um Mangel weinen.

Sie sagen, wer um Habe flehe,

Wenn er zu ihrem Herren gehe,

So scheid er ihn von Kummers Schwere.

Bei ihnen fragt' ich nach der Märe:

15Da sagten sie mir sonder Wank,

Der König wärs von Zaßamank.«

Die Kunde bracht ihr ein Garzon.

»Avoi! welch ein Pavillon!20

Eure Krone stünd und euer Land

20Wohl nicht halb dafür zu Pfand.«

»So sehr zu loben brauchst du's nicht.

Mein Mund dir das nicht widerspricht,

Es gehört wohl einem reichen Mann,

Der wenig Armut je gewann.«

25Also sprach die Königin hehr.

»Weh, was kommt er selbst nicht her?«

Das zu erfragen bat sie ihn.

Durch die Stadt höfisch ziehn

Sah man nun diesen Kecken

Und die Schlafenden wecken.

[63]Viel Schilde fand er hangen.

Posaunen schmetternd klangen

Voraus auf seinen Wegen:

Mit Wurf, mit mächtgen Schlägen

5Zwei Trommeln gaben lauten Schall:

Ueber all die Stadt erscholl der Hall.

Es war jedoch der Ton gemischt,

Mit Flötenstimmen süß erfrischt.

Es war ein Marsch, den sie bliesen.

10Vergeßen wir nicht über diesen,

Wie ihr Herr gekommen sei;

Dem ritten Fiedelspieler bei.

Da legte der Degen werth

Ein Bein vor sich übers Pferd,

15Zwei Stiefel an den bloßen Beinen.

Den Mund sah man ihm röthlich scheinen

Wie ein glühender Rubin;

Die Lippen dick und nicht zu dünn.

Sein Leib war allenthalben klar,

20Schön gelockt das lichte Haar

So weit es sehen ließ der Hut;

Köstlich war auch der und gut.

Grün samten war der Mantel sein;

Der Pelz davor gab schwarzen Schein

25Auf einem Hemde fein und blank.

Von Gaffern war da großer Drang.

Die Frage viel vernommen ward,

Wer der Ritter wäre sonder Bart,

Der solchen Reichtum möge zeigen?

Sie brauchtens Niemand zu verschweigen:

[64]Man sagt' es ihnen ohne Trug.

Nach der Brücke nahm den Zug

Ander Volk und auch das seine.

Von dem lichten Scheine,

5Der ausging von der Königin,

Bis in das Bein durchzuckt' es ihn.

Aus richtet sich der Degen werth

Wie ein Federspiel, das gehrt.

Die Herberge daucht ihn gut;

10Also stand des Helden Muth.

Sie empfand auch wohl, die Wirthin,

Von Waleis die Königin.

Der König Spaniens erfuhr,

Es stünd auf der Löwenflur

15Ein Gezelt, das Gachmureten

Von Raßalig erbeten

Einst wurde vor Patelamunt:

Das that ihm ein Ritter kund.

Auf sprang er hurtig wie der Wind;

20Er war der Freuden Ingesind.

Noch sprach derselbe Ritter da:

»Eurer Muhme Sohn ich sah

Kommen in alter Ziere:

Es sind hundert Paniere

25Bei einem Schild ins grüne Feld

Gestoßen vor sein Prachtgezelt;

Die Fähnlein alle grüne.

Endlich hat der Kühne

Von Harm drei Anker licht und schön

Auf jeglichem Zindal stehn.«

[65]»Ist er unterm Helme hie?

Avoi! so soll man schauen, wie

Er die Scharen weiß zu mengen

Und im Sturm einher zu sprengen!

5Der stolze König Hardeiß

Hat mit Zorn seinen Fleiß

Nun lang genug auf mich gewandt;

Den soll hier Gachmuretens Hand

Mit seinen Tjosten neigen.

10Nun will mein Glück sich zeigen!«

Seine Boten sandt er gleich hindann,

Wo Gaschier der Normann

Mit großem Ingesinde lag,

Und der lichte Killirjakag:

15Die waren da, von ihm erbeten.

Zum Pavillone mit Kaileten

Gingen die zwei Helden gut.

Da empfingen sie mit frohem Muth

Den werthen König von Zaßamank.

20Die Weile dauchte sie zu lang,

Bis sie ihn wiedersahen:

Das gestanden sie beim Nahen.

Da fragte sie der Held um Märe,

Wer zum Turnier zugegen wäre.

25Da sprach seiner Muhme Kind:

»Aus fernem Land gekommen sind

Ritter, die die Minne jagt,

Viel kühner Helden unverzagt.

Hier hat manchen Breton21

Roi Utepandragon.

[66]Diesen sticht es wie ein Dorn,

Daß er sein Weib hat verlorn,

Die Artusen ihm gebar.

Ein Pfaffe, der ein Zaubrer war,

5Hat die Frau ihm entwandt;

Dem ist Artus nachgerannt.

Es geht ins dritte Jahr nun schon,

Daß er Weib vermisst und Sohn.

Hier ist auch seiner Tochter Mann,

10Der Waffenspiel wohl spielen kann,

Lot von Norwäge,

Zu falscher That der träge,

Geschwind jedoch zum Preise,

Der kühne Degen weise.

15Hier ist auch sein Sohn Gawan,

So schwach noch, daß er nie gethan

Ritterschaft im Ehrenfeld.

Er war bei mir, der kleine Held:

Er sagte, könnt er einen Schaft

20Zerbrechen, fehlt' ihm nicht die Kraft,

So thät' er gerne Rittersthat.

Wie es früh sein Muth begonnen hat!

Auch der König hat von Patrigalt

Von Speren einen ganzen Wald;

25Doch heißt noch nichts ihr Wesen all

Gegen die von Portugal.

Die nennen wir die Frechen,

Die durch Schilde wollen stechen.

Hier laßen Provenzalen

Schilde von Helle stralen.

[67]Hier sind endlich die Waleise,

Die da reiten ihre Kreise

Durch die Haufen nach Gelüsten,

Mit ihres Landes Kraft sich brüsten.

5Noch Viel sind hier um Weibesgruß,

Deren Namen ich verschweigen muß.

Von denen ich sie kund gethan,

Wir alle liegen sonder Wahn

Mit großem Aufwand in der Stadt,

10Wie die Königin geboten hat.

»Nun hör auch, wer im Felde liegt

Und unsre Stärke leicht besiegt.

Der werthe König Askalons

Und der stolze König Arragons,

15Cidegast von Logrois

Und der König auch von Punturtois;

Der heißt Brandelidelein;

Da ist auch der kühne Lähelein;

Da ist Morhold von Irland:

20Der raubt uns hier gar manches Pfand.

Drüben liegen auf dem Plane

Auch die stolzen Allemane:

Der Herzog von Brabant

Kam gefahren in dieß Land

25Für den König Hardeiß.

Seine Schwester Aleiß

Gab ihm der König von Gaskon:

Sein Dienst empfing voraus den Lohn.

»Die stehn mit Zorn entgegen mir;

Jedoch vertrauen will ich dir.

[68]Gedenke nun der Sippe dein;

Bei Lieb und Treue, warte mein.«

Da sprach der Held von Zaßamank:

»Von dir begehr ich keinen Dank,

5Was dir mein Dienst zu Ehren thut:

Wir haben billig Einen Muth.

Steht dein Strauß noch sonder Nest?

Du sollst dein Sarapandratest

Wider seinen halben Greifen tragen.

10Mein Anker wird in Grund geschlagen

Bei seines Antritts schnellstem Hurt:

Er selber suche die Furt

Hinterm Ross auf dem Grieße.

Wenn man uns zusammen ließe,

15Ich fällt' ihn, oder er mich,

Bei meiner Treu versichr ich dich.«

Heim ritt da Kailet erfreut;

Bei seiner Freude war kein Leid.

Jetzt erhob sich Kampfgeschrei

20Von erlauchter Helden zwei:

Von Poitou Schiolarz

Und Gurnemans de Graharz,

Die tiostierten auf dem Plan.

Da hob das Vesperspiel sich an:

25Hier ritten sechse, dorten drei;

Da gesellten leicht sich Haufen bei.

Sie begannen rechte Rittersthat;

Es gab nun auch nicht andern Rath.

Noch war es um den mitten Tag;

Der Held in seinem Zelte lag:

[69]Da erfuhr der König von Zaßamank,

Die Ritte wären weit und lang

Auf dem Feld geworden

Nach rechtem Rittersorden.

5Da fuhr auch hin der Kühne

Mit manchem Banner grüne.

Noch sollte nichts von ihm geschehn:

Er wollte nur in Muße sehn,

Wie es stünd auf beiden Seiten.

10Seinen Teppich ließ er spreiten,

Wo die Haufen sich verwirrten,

Und gestochne Rosse kirrten.

Von Knappen war umher ein Ring,

Dazu von Schwertern Klinge Kling.

15Wie nach Preis die Helden rangen,

Deren Klingen also klangen!

Die Spere krachten auch wohl so,

Man brauchte nicht zu fragen wo?

Geschwader waren statt der Wände;

20Da wirkten Wunder Rittershände.

Dieses Kampfspiel war so nah,

Von dem Saal hernieder sah

Manche Frau der Helden Streit.

Doch wars der Königin leid,

25Daß von Zaßamank der König hehr

Sich nicht drängte mit der Andern Heer.

»Weh, wohin ist er gekommen,

Von dem ich Wunder viel vernommen?«

Nun war auch Roi de Franze todt,

Des Weib ihn oft in große Noth

[70]Gebracht mit minniglichem Sinn.

Die erlauchte Königin

Hatte Boten ausgesandt,

Ob er nicht wieder wär ins Land

5Gekommen aus der Heidenschaft:

Sie zwang dazu der Liebe Kraft.

Da ward im Streite viel gethan

Von manchem kühnen armen Mann;

Doch jagten die dem Ziel nicht nach,

10Das die Königin versprach:

Ihre Hand und beide Länder;

Sie begehrten andrer Pfänder.

Nun war auch Gachmuretens Leib

In jener Rüstung, die sein Weib

15Einst der Sühne hatt ermahnt,

Der sie der Schotte Friedebrand

Zur Gabe schickte für den Schaden,

Womit sein Streit sie überladen.

Die Erde Beßres nicht besaß.

20Da schaut' er nun den Adamas,

Den Helm. Darüber man ihm band

Einen Anker, der bestand

Aus verbundnen Edelsteinen,

Großen, nicht zu kleinen;

25Das war doch eine schwere Last:

So gehelmziert war der Gast.

Wie der Schild geschmückt ihm war?

Aus arabschem Golde klar,

Eine theure Buckel drauf geschlagen,

Schwer von Gewicht, die must er tragen.

[71]Sie gab von Röthe solchen Glanz,

Drin spiegeln mochte man sich ganz.

Ein Anker stand von Zobel drauf.

Ich lüde gern mir selber auf,

5Womit der Held sich hat beschwert,

Denn manche Mark war es werth.

Sein Wappenrock war räumig weit,

Ich wette, daß man in den Streit

So guten selten führte,

10Der lang den Teppich rührte.

Er glänzte, wenn ichs kenne,

Wohl so, als ob da brenne

Bei der Nacht ein queckes Feuer;

Verblichne Farbe war da theuer.

15Sein Schimmer mied die Blicke nicht,

Doch mied ihn gern ein schwach Gesicht.

Er war von Gold gebildet, das

Am Gebirge Kaukasas

Greifenklauen aus dem harten

20Felsen zerrten und bewahrten,

Und noch bewahren heute.

Aus Arabien kommen Leute,

Die erwerben es mit List

(Beßres nicht zu finden ist)

25Und bringens heim gen Arabie,

Wo man die guten Achmardi22

Wirket und die Pfellel reich:

Kein Gewand kommt diesem gleich.

Den Schild der Held zu Halse nahm.

Da stand ein Ross gar lobesam,

[72]Gewappnet schier bis an den Huf;

Dabei von Knappen Ruf auf Ruf.

Er sprang hinauf, als er es fand.

Da verschwendete des Helden Hand

5Manch starken Schaft im Lanzenspiel,

Der Haufen auch zertrennt' er viel,

Immer durch, und jenseits wieder aus;

Dem Anker folgte nach der Strauß.

Gachmuret stach hinters Ross

10Poitewin de Prienlaskros

Und sonst noch manchen werthen Mann,

Von dem er Sicherheit gewann.

Wenn er bekreuzte Ritter sah,

Die genoßen seiner Stärke da:23

15Die erkämpften Rosse gab er ihnen;

Sie mochten viel an ihm verdienen.

Gleicher Paniere

Ihm entgegen fuhren viere

(Darunter sah man Rotten reiten;

20Auch wuste wohl ihr Herr zu streiten):

Auf jedem eines Greifen Schweif.

Zahllosen Rittern war vom Greif

Dieser Schwanz ein Wappenbild;

Den vordern Theil auf seinem Schild

25Der König von Gaskone trug,

Den halben Greif, ein Ritter klug.

Gerüstet war der Held zu schauen,

Daß er wohl gefiel den Frauen.

Er hob sich vor den Andern aus,

Als er auf dem Helm ersah den Strauß;

[73]Doch kam der Anker erst an ihn.

Da stach ihn hinters Ross dahin

Der werthe Fürst von Zaßamank

Und fing ihn. Groß war da der Drang:

5Furchen wurden glatt getrennt,

Mit Schwertern wirres Haar gekämmt;

Da ward verschwendet der Wald,

Daß zur Erde Mancher niederprallt.

Die wandten sich (so hört ich sagen)

10Nach hinten, wo da stehn die Zagen.

Das Kampfgetümmel war so nah,

Die Frauen sahen wohl, wer da

Sich erwarb des Ruhms Gewinn.

Vom Sper des minnenden Riwalin

15Von Splittern schneit' ein neues Gleis;

Das war der König von Lohneis;24

Laut krachte seiner Stöße Schall.

Einen Ritter ihnen Morhold stahl,

Den er aus dem Sattel zu sich hub:

20Das war ein ungefüger Schub.

Der Ritter hieß Killirjakag.

Von dem hatte König Lach

Zuvor empfangen solchen Sold,

Den man fallend an der Erde holt;

25Auch hatt er sonst noch viel gethan.

Da gelüstete den starken Mann,

Ihn zu bezwingen ohne Schwert:

Also fing er den Degen werth.

Zu Boden stach Kailetens Hand

Den Herzogen von Brabant,

[74]Der hieß mit Namen Lämbekein.

Was thaten da die Degen sein?

Sie beschirmten ihn mit Schwerten,

Die eitel Kampf begehrten.

5Der König stach von Arragon

Den alten Utepandragon

Hinters Ross auf den Plan,

Diesen König von Bretan.

Es stunden Blumen viel um ihn.

10Seht, wie höflich ich doch bin,

Daß ich den werthen Britaneis

Bette so schön vor Kanvoleis,

Wohin nie eines Bauern Fuß25

(Wie ich in Wahrheit sagen muß)

15Noch trat, vielleicht auch nimmer tritt –

Da er doch einmal niederglitt

Von dem Ross, drauf er geseßen.

Doch ward sein länger nicht vergeßen:

399 ₽
207,72 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
690 стр.
ISBN:
9783754175200
Редактор:
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:

С этой книгой читают

Другие книги автора