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Der Komponist und Regisseur

Ein früherer Deutsch- und Musiklehrer aus Wien. Er hatte schon ein paar Musicals geschrieben, die aber mehr oder weniger in der Versenkung verschwanden. Eines wurde in einem Puff in Wien aufgeführt, noch ein Weihnachtsstück und eines, das aber erstmal zurückgestellt wurde, da der Namenspartner „Space Dream“ in Berlin gefloppt war.

Ja, er hatte mit „Herr der Ringe“ auch wirklich ein paar nette Melodien zustande gebracht, die allerdings in unseren Augen schließlich durch ein fatales Arrangement das letzte bisschen Besonderheit und jeglichen Drive einbüßten. Schmissige Shownummern – ja, es gab wirklich eine – wurden so zu belanglosen Fiddel-Songs.

Er hatte die Choreographin damals in Wien kennengelernt und für sein Projekt erwärmt. Er wollte sie als Choreographin und Regisseurin. Darum bat er sie jedenfalls und erläuterte ihr sehr bildhaft seine Vision. Das hat er wohl ziemlich gut gemacht, denn sie erwiederte, wenn er so genaue Vorstellungen habe, solle er doch selbst die Regie übernehmen. Sie meinte allerdings wohl mit ihrer Hilfe. Das hatte ihm anscheinend so gut getan, dass er sofort auch der Meinung war, allein die Regie übernehmen zu können.

Die einzelnen szenischen Proben waren von Beginn an sehr langsam, ungenau und nicht besonders vertrauenerweckend. Und eines war sehr deutlich. Er hatte keine blasse Ahnung von Regie, Schauspiel, oder Theater. Auch eine „Vision“ konnte das nicht wettmachen. Er sprach „Vision“ im Englischen immer wie „Wision“ aus. Auf Deutsch: „Uischn“. Das Englisch des österreichischen Deutsch- und Musiklehrers war eher vermeidenswert. Kundige zuckten zusammen. Jede Rolle wurde einem mit kindlichen Grimassen und enormen körperlichen Verrenkungen „vorgespielt“, wie man sie sich vorzustellen hat. Und natürlich auch, wie man sie spielen soll. Für unsere Englisch sprachigen Kollegen: „You have to makin' it like siss way!“

Aber wir dachten trotzdem, das wird hoffentlich noch. Er war wirklich interessiert. Allerdings eher an den Darstellerinnen, vor allem den Akrobatinnen, als an den Szenen. Einige stellten deswegen nach diversen Telefonanrufen vorsorglich ihre Mailbox an.

Immerhin bekamen wir einen Zettel mit den Eigenschaften der Rollen. Das Wissen über den „Herr der Ringe“ hatte er und mit ein wenig Neid muss ich ihm auch zugestehen, dass es eine ganz schöne Leistung ist, so ein Projekt auf die Beine zu stellen. Mit welchen Mitteln, sei dahin gestellt.

Er hatte eine sehr prägnante Eigenheit fremde Ideen, nach einer Zeit von ein paar Wochen bis einem Monat, voller Stolz und Überzeugung als die seinen zu präsentieren, die ihm gerade eingefallen waren: Beispielsweise das Stück in einem Zelt spielen zu lassen.

So eine Eigenheit verlässt einen wohl ein Lebtag lang nicht.

Der Enthusiasmus der Darsteller nahm inzwischen ständig ab, da jeder früher oder später feststellte, mit was für einem Dilettanten wir es zu tun hatten. Aber er war immerhin ein guter Blender. Und je länger es dauerte, um so größer wurde seine Leidenschaft für die Macht, die er sich mit Hilfe der Geschäftsleitung selbst gab. Ein Wiener Bekannter, der Licht Designer der Produktion, erhielt in der Probenzeit für ein paar Tage tagsüber sogar Zeltverbot. Widerspruch wird eben nicht geduldet. Ich denke, schließlich glaubte er wirklich Gott zu sein. Ob Gott wohl eine Brille trägt und nie zum Friseur geht?

Man hörte oft Äußerungen wie: „… Wenn sie nicht tut was ich sage, dann feuere ich sie eben …“

Es schien ihm Spaß zu machen. Und so hatte er auch keinen Sinn für Objektivität. Er glaubte allen Ernstes, es werde ein großer Erfolg werden. Wurde es leider nicht.

Aber eigentlich, so er selbst später, war er ja gar nicht daran schuld. Wir haben aufrichtiges Mitleid und erteilen keine Absolution, denn es war natürlich die Mafia! Ganz klar!

Ein sehr erfahrener Darsteller aus dem Ensemble übernahm zu Anfang Improvisationen zu den einzelnen Figurengruppen. Wie verhalten sich Orks, wenn sie auf Zwerge treffen. Das war sehr interessant und nützlich, aber es wurde vom Regisseur weder gewürdigt noch bewusst eingesetzt. Und so wand man sich durch Szenen, an denen überhaupt nicht gearbeitet wurde, die schlecht gestellt waren und dramaturgisch lieber nicht kommentiert werden sollten.

Mehr und mehr wurde er zu Gollum.

Die Choreographin

Eine tolle Frau aus New York und als Gillian Lynne‘s Assistentin und frühere Ballettmeisterin und Choreographin am Theater des Westens für das Staging aller „Phantom der Oper“-Produktionen in den USA zuständig. Sie erhoffte sich sicherlich den Durchbruch mit dieser Produktion.

Die Choreographien, unorganisch und altertümlich – über Geschmack kann man streiten – waren gesetzt und relativ genau. Die Assistenten gaben sich die größte Mühe alles auf einen Nenner zu bringen. Details würden dann schließlich im Zelt gearbeitet.

Sie hatte in den ersten Wochen noch versucht bei den szenischen Arbeiten des Regisseurs einzugreifen, gab dann aber leider wohl aus persönlichen Differenzen klein bei und ließ ihn gewähren. Man kann sagen: Konfliktscheu. Obwohl es später ziemlich „gekracht“ haben muss, denn er verbot ihr für ein paar Tage die Teilnahme an den Proben. So hatte man dann nicht einmal mehr jemanden, der etwas von Theater verstand und Szenen ändern konnte. Sie hatte verständlicherweise aber wahrscheinlich auch nicht mehr den Willen, wirklich Verantwortung zu übernehmen. Sie verließ uns nach der Premiere und war bestimmt froh, endlich fort zu sein.

Die Probenzeit

Der erste Probentag Tag war der 31. August 1998. Wir wurden mit einem T-Shirt auf unserem Stuhl – damals durfte sich jeder noch einen aussuchen – einer Mappe mit Info-Material und einem Notizblock mit dem Logo bedacht. Das Logo war zweifellos sehr schön und hatte wahrscheinlich auch eine Stange Geld gekostet. Es wurde angeblich von einem der Top-Airbrushkünstler Englands entworfen. Bei so vielen Superlativen stumpft man irgendwann ab.

Ein T-Shirt von einer Produktion ist eine schöne Sache. Schön war auch, dass auf der Rückseite ein Aufdruck mit der Tickethotline zu sehen war. Damals war der Premierentermin laut Vertrag noch für den 5. November vorgesehen. „Bitte tragt es bei dem Fototermin morgen.“ Ich hätte mir bereits etwas denken können, dass es damals schon mit einer besonders „persönlichen“ Behandlung anfing. „Jeder muss morgen sein T-Shirt tragen …, dass es keiner vergisst!“

Begrüßung mit gegenseitigem Kennenlernen in der Freien Volksbühne und damit war der Tag fast wieder gelaufen. Aber schon gab es die erste Überraschung: Die musikalische Leitung lag nicht mehr in den Händen von Cameron Macintoshs Assistentin, sondern in bisher unbekannten neuen.

Ein wenig gesungen haben wir dann auch. Eine Stimmenaufteilung wurde gemacht; wobei der neue Musikalische Leiter plötzlich feststellte, dass es bei den Herren eigentlich nur Tenöre gab. So bat er einige Herren sich zu opfern und die Baritonstimmen zu übernehmen, die für einen Tenor ziemlich tief waren. Bei den Damen war das nicht viel anders.

Die erste Woche verbrachten wir damit, die musikalischen Nummern zu proben. Danach fing jeder Tag mit einem Tanz- und Vokal-Aufwärmen an; in den ersten Wochen übten wir sogar besondere Gangarten der verschiedenen Wesen. Wie gehen Orks, Zwerge, Elben und Hobbits? Die Hobbits waren auf jeden Fall am bequemsten. Ein wenig den Hintern herausgeschoben, die Brust raus und leicht getrippelt, das war‘s. So ähnlich wie ein Entengang. Solche Einzelheiten machten uns Glauben, dass alles gut vorbereitet war. Sie wurden nur nicht fortgeführt.

Das Bizarre war, dass in den ersten Wochen jeder zum täglichen Aufwärmen kommen musste, egal ob man direkt darauf eine Probe hatte, oder erst später am Tag. Es wurde nach hitzigen Auseinandersetzungen mit einer eigentlich recht plausiblen Erklärung begründet: „Wir wollen ein Gemeinschaftsgefühl und damit ein Ensemble schaffen“.

Witzig daran ist, dass also anfangs mit allen Mitteln versucht wurde ein „Gemeinschaftsgefühl“ durchzusetzen. Auch mit Verwarnungen, für die der Stage Manager verantwortlich zeichnete. Später allerdings wurde es entweder völlig über Bord geworfen, oder im genauen Gegensatz dazu gehandelt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich alle Innovativität nach der ersten Woche erschöpfte. Das wurde schlagartig klar, als es an die ersten szenischen Proben ging.

„Everything will be different in the tent!“ und das ist die „Italian Version“, oder die „German Version“, hieß es von der Choreographin alle Nase lang und so wurde auch gearbeitet. Keiner wusste, was das genau hieß. Erst wurde alles im Ballettsaal ausprobiert und dafür gesetzt (the English Version), dann wurde es für die Bühne der freien Volksbühne geändert (the Italian Version) und schließlich musste es noch einmal geändert werden, da ja das Zelt völlig anders sein wird, aber wie genau weiß eigentlich auch keiner (the German Version). Ohne richtige Requisiten, Kostüme, … probten wir insgesamt bis Mitte November. Eine imaginäre Arbeit ohne gleichen!

Imaginär war dann auch das September-Gehalt, das einfach nicht eintraf. Große Diskussion, Gerüchte. Wir hatten ja auch ein paar gebrannte Kinder von „Space Dream“ dabei und die stellten sich, was wir anderen Frischlinge anfangs nicht verstanden, bei jeder Ungereimtheit und derartigen Ereignissen quer. So wurde uns sogar nach einiger Zeit und Diskussion gestattet, ungeahndet, weil das Geld immer noch nicht da war, einen Tag mit den Proben auszusetzen. Was wir auch taten. Die Choreographin, der Regisseur und der musikalische Leiter verfassten damals sogar einen Brief an den Produzenten uns doch bitte zu bezahlen, damit wir weiter arbeiten könnten. Sie wurden auch nicht bezahlt. Beim Regisseur bin ich mir allerdings nicht so sicher.

Das Gehalt kam doch noch. Jedoch verspätet. Extrem verspätet! Am 8. Oktober. Und schließlich auch der Grund weshalb: Erst wurde versichert, das Geld sei schon auf dem Weg: „… Hier sind die Belege …“ Am nächsten Tag sagte man uns dann endlich die Wahrheit: „… Das Geld konnte doch nicht überwiesen werden, da die Konten eingefroren sind … (Hust!)“ Schön, nicht?

Aber warum waren plötzlich Konten eingefroren? Hier der Grund:

Das Zelt sollte in Berlin in der Oranienburger Straße auf einer freien Fläche neben dem Tacheles aufgebaut werden. Und man sollte meinen, dass bei 1 1/2 jähriger Planung, dem Probenbeginn im September und der Premiere im November alles Bürokratische bereits abgehandelt sei. Doch weit gefehlt. Aus der Zeitung erfuhren wir, dass die Bauge-nehmigung für das Zelt nicht erteilt wurde. 3 Wochen nach Probenbeginn.

„… Ach, es ist wirklich blöd, naja, die mündliche Zusage hatten wir doch schon … aber wegen des Regierungswechsels … und da haben wir eigentlich den Senat hinter uns …, der uns übrigens eine extra Frist gegeben hat und auch für uns besonders schnell reagieren will …“.

Nun leben Banken ja auch nicht hinter dem Mond, vor allem nicht in politisch-finanziellen Dingen. Und so hatte diese Bank davon gehört, dass ihre Investition keine Baugenehmigung hat. Und daraufhin wurden erstmal ein paar Konten bis zur Klärung der Umstände eingefroren.


Das Zelt von der Oranienburger Strasse

Im Zelt

Ja, das Zelt wurde noch gebaut. Die Baugenehmigung gab es dann doch. Und zwar mit den Auflagen einer Begrenzung der Zuschauerzahl von 1800 auf 1500, einer Lautstärkenbegrenzung und einem definitiven Ende um 22.00 Uhr. Das musste wegen der Anwohner eingehalten werden. Verwarnungen gab es nach Spielbeginn schon ziemlich bald. Und zwar eben wegen Nichteinhaltung der Schlusszeit. An Tagen mit Doppel-Shows, also einer Matinee und einer Abendvorstellung, badeten wir, die Darsteller, das natürlich aus.

Weil einmal der Computer für den Ticketverkauf abgestürzt war, musste die erste Vorstellung später anfangen. Und das kam nicht nur einmal vor. Wie kriegt man dann das Einhalten des knapp kalkulierten 22.00 Uhr Schluss-Termins hin? Man beginnt die zweite Show einfach früher. Und das heißt, die Pause zwischen den Shows wird auf ein Minimum reduziert. Im Klartext für die Darsteller: Weil man sich nach einer Show Ab- und für die folgende wieder aufschminken muss, hat man dann eventuell gerade noch Zeit für eine Zigarette. Schon muss man wieder auf die Bühne. Eine minimale Pause wird zu einer nicht existenten.

Die weiteren Verzögerungen waren darauf zurückzuführen, dass die italienische Firma, die das Zelt konstruiert und gebaut hatte, nicht oder nicht ganz bezahlt wurde. Und die haben sich natürlich gesagt:

Kein Geld, kein Zelt!

Das reimt sich! Nicht, dass alles was sich reimt, gut ist.

Aber, wie gesagt, es kam ja doch noch und unser erster Probentag im Zelt war Samstag, der 14. November. In vorherigen Absprachen wurde versprochen, dass die Heizung ab dem 12. November installiert sei, es Verpflegung und Garderoben gäbe.

Am 5. November hätte eigentlich Premiere sein sollen und der 14. November war schon eine Katastrophe:

Im offenen Zelt ohne Heizung, ohne fließendes Wasser, geheizte Toiletten. Es gab einen Toilettenwagen, der draußen für alle offen stand, dessen Tür übrigens auch. Von „Catering“, oder Kantine ganz zu schweigen. Man konnte den eigenen Atem sehen, was über die Temperatur und diverse Körperfunktionen enormen Aufschluss gibt. Auf einer eiskalten Baustelle ohne Helm zu arbeiten, den allerdings jeder Techniker trägt, während über allen Köpfen versucht wird, schwere Stahlgerüste für Scheinwerfer unter dem Zeltdach zu verankern ist ein Erlebnis, das man sich wirklich entgehen lassen sollte, wenn man nicht dazu gezwungen wird.

Eine Probe konnte nicht wirklich stattfinden, und so wurden wir bald wieder nach Hause geschickt. Aber immerhin war der Schein gewahrt. Zwei Tage darauf bot sich dasselbe Bild mit derselben Reaktion. Der erste richtige Probentag war schließlich Dienstag, der 17. November. Nicht, dass sich viel an den Bedingungen geändert hatte. Nein, die waren ungefähr dieselben, aber wir mussten proben, da uns die Zeit davonlief. Und das wurde von der Geschäftsführung auch effektvoll als Druckmittel eingesetzt. Ob die Bedingungen legal oder illegal waren, war ihnen nicht wichtig. Beschwichtigung und „Versprechen der Besserung“ als Hinhaltetaktik.

In medias res:

Es gab einen Tisch auf der Bühne, der eigentlich nur ein einziges Mal benutzt wurde. Stimmt nicht; na gut, doch zweimal. Das zweite Mal war im Finale, dessen Daseinsberechtigung wohl niemand außer dem Regisseur verstand und selbst da war sich keiner wirklich sicher.

Dieser Tisch war eigentlich eine Hebebühne, die sehr langsam und mit viel Getöse ca. 2 Meter hochfahren konnte und sonst mit dem Boden abschloss, so dass nur noch ein kleiner Spalt zu sehen war, der allerdings ausreichte, um unauf-merksame Tänzer zum Stolpern zu bringen.

So probten wir dann. Auch mit dem Tisch. Vor allem eine Nummer: Das Finale. Den „Ring der Macht“, der das Aus-hängeschild der Produktion darstellen sollte. Verhandlungen wegen einer CD-Aufnahme mit Michael Bolton … Krach … und schließlich sollte Angelo Branduardi der Sänger sein, von dem man aber dann nichts mehr hörte – von der CD-Aufnahme allerdings lange auch nicht.

Gegen Ende der Produktion liefen aber plötzlich Mitschnitte aus der Show im Foyer. Niemand wusste zuerst davon, da zur Pause und nach der Show alle beim Umziehen waren. Es war wieder einmal unangekündigt. Welche Überraschung. Noch ein wenig später erfuhren wir dann, dass davon auch eine CD gepresst wurde. Aber natürlich „nur zu Promotionszwecken“.

Zurück zum „Ring der Macht“: In diesem recht erfrischenden Staging sollten drei Zauberer aus verschiedenen Richtun-gen „höchst dramatisch“ auf den Tisch hinzu schreiten und mit ihm die zwei Meter in die Höhe fahren. Es ergab eine sehr eigene Klangkulisse, zusätzlich zur Musik. So ein beunruhigendes Brummen und Zischen. Aber es wurde ja auch mit „spektakulären Spezialeffekten“ geworben.

Wir probten natürlich auch eine zweite Version des Finales, da am 21. November, also 4 Tage später, ein Promotion-Auftritt beim „Gesicht ’98“ einer Model-Casting Veranstaltung, in unserem Zelt anstand. Die eigentliche Änderung bestand darin, dass statt der drei Zauberer, Rosie Hüttinger, die Hauptdarstellerin, während sie sang, auf diesem Tisch gen Fantasy-Himmel gefahren werden sollte, was zugegebenermaßen sogar ein wenig spektakulär wirkte.

Nun wurde uns allerdings am Samstag, dem 21. November gesagt, wir dürften den Tisch nicht benutzen, da er bei der TÜV-Abnahme am Vortag leider vergessen worden sei. Der aufmerksame Leser sollte hier schon stutzen. Es wurde also auf einem Gerät geprobt, das noch nicht vom TÜV abgenommen war. Das wäre ja eigentlich nicht so schlimm gewesen, wenn wir am nächsten Tag, einem Sonntag, nicht schon wieder lustig auf dem Tisch weiter geprobt hätten. Meine Frage an das Stage Management und die Company Managerin ob inzwischen der Tisch abgenommen sei, wurde relativ hektisch mit einem „natürlich“ quittiert. Das sei alles erledigt, keine Sorge!

Hmmm … keine Sorge?

Der TÜV ist eine deutsche Organisation. Wie kommt es dann, dass an einem Samstagabend bei einer Veranstaltung nicht darauf gespielt werden durfte, allerdings am Morgen darauf gegen 10 Uhr, an einem Sonntag, im deutschen Berlin, der Tisch plötzlich abgenommen war? Die Wege des TÜV sind wohl unergründlich. Sehr fleißige Leute arbeiten da. Überstunden, wo es nur geht.

Aber es gab auch positive Ereignisse während der Proben. Nicht viele, aber das Highlight war ein unglaublich großer, mit viel Liebe ausgestatteter „Care-Korb“ komplett mit Tee- und Kaffeekannen, Schokolade, Vitamintabletten und Bonbons, Obst, Keksen und allem, was das müde, durchfrorene Herz eines „Zelt-Sklaven“ brauchte. Und natürlich kam es nicht von der Produktion, sondern von der Freundin eines unserer Hauptdarsteller. Marion rettete uns an diesem Tag das Leben.

Ensemble-Uneinigkeiten

Ein Ensemble von 30 Künstlern kann sehr viel Einfluss haben. Im positiven Sinne. Aber nur unter einer Voraussetzung: Es muss zusammenhalten. Wir haben das natürlich nicht getan. Oder nur sehr begrenzt.

Es kamen nicht alle zu Ensembletreffen, um wichtige Entscheidungen zu fällen und es gab ein verbreitetes, scheinbares Desinteresse an solchen Entscheidungen. Man will sich damit nicht herumschlagen, es ist nervig, kostet Zeit, die man viel besser im Café verbringen kann und es kommt ja sowieso nichts dabei heraus. Jedoch mehrten sich die Stimmen, die den Regisseur und die Produktionsleitung immer weniger ertragen konnten.

Selbstverständlich gab es Leute, die Angst davor hatten, zusammen und geschlossen positiven Druck auszuüben. Genauso gab es einzelne, die ihre eigenen Interessen verfolgten, anstatt die der anderen wahrzunehmen. Macht ist ein sehr gefährliches Instrument. Und viele, die lernen es zu spielen, legen es schließlich sehr ungern aus der Hand.

An alle Darsteller:

Zu Euerem Schutz und dem Eures Arbeitgebers. Haltet zusammen, wählt vertrauenswürdige, diplomatisch begabte Ensemblesprecher. Und vor allem: Besorgt Euch einen rechtlichen Berater! Am besten einen Rechtsanwalt. Ja, ich weiß, das klingt hart, aber wenn man seine Rechte kennt, auch seine Pflichten und die besonderen Bedingungen und Umstände, die nur ein Rechtsanwalt kennen kann, lebt man um einiges sicherer und, vor allem anderen, bewusster und sorgenfreier.

Künstler wollen mit so etwas natürlich nichts zu tun haben. Aber auf diese Weise kann man Probleme im Voraus sehen und vermeiden. Und natürlich: Entscheidungen treffen, die auf den ersten Blick unmöglich scheinen, aber doch rechtens sind. Kurz um:

Informiert Euch. Auch wenn es unangenehm ist, bevor Ihr impulsive Entscheidungen trefft, oder Zustände ertragt, die Euch auf Dauer zerstören. Das ist es nicht wert.

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