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4.

Was siehst du, Walt Whitman?

Wer sind die, die du grüßest, und die einer nach dem andern dich grüßen?

Ein großes rundes Wunder seh' ich sich durch den Raum wälzen;

Ich sehe kleine Güter, Dörfer, Ruinen, Friedhöfe, Gefängnisse, Fabriken, Paläste, Spelunken, Hütten der Wilden, Nomadenzelte auf der Oberfläche;

Ich sehe den beschatteten Teil auf der einen Seite, wo man schläft, und den von der Sonne beleuchteten auf der andern Seite;

Ich sehe den seltsamen raschen Wechsel von Licht und Schatten;

Ich sehe ferne Länder, ihren Bewohnern nicht sicherer und näher als mir mein Land.

Ich sehe gewaltige Wassermassen.

Ich sehe Bergspitzen, ich sehe die Sierren der Anden sich aneinander reihen;

Deutlich gewahre ich den Himalaja, den Tschian-Schan, den Altai und die Ghats;

Ich sehe die mächtigen Zinnen von Elbrus, Kasbek und Basardjusi;

Ich sehe die steirischen Alpen und die karnischen Alpen;

Ich sehe die Pyrenäen, den Balkan, die Karpathen und nach Norden die Dovrefjields und fern im Meer den Hekla;

Ich sehe den Vesuv und Ätna, das Mondgebirge und die roten Berge von Madagaskar;

Ich sehe die libyschen, arabischen und asiatischen Wüsten;

Ich sehe die ungeheuren, furchtbaren arktischen und antarktischen Eisberge;

Ich sehe die größeren Ozeane und die kleineren, den atlantischen und den stillen Ozean, das Meer von Mexiko, das brasilianische und das Meer von Peru;

Die Gewässer von Hindostan, das chinesische Meer und den Busen von Guinea;

Die japanischen Gewässer, die liebliche Bucht von Nagasaki, eingeschlossen in ihren Bergen;

Die Breiten des Baltischen, Kaspischen und Bottnischen Gestades und den Golf von Biskaja;

Das mittelländische Meer im klaren Sonnenschein, und eine seiner Inseln nach der andern;

Das Weiße Meer und das Meer von Grönland.

Ich erblicke die Seefahrer der Welt.

Einige ringen mit dem Sturm, andre treiben in der Nacht mit ausgestellter Wache;

Hilflos andre, andre wieder mit ansteckenden Krankheiten.

Ich erblicke die Segel und Dampfschiffe der Welt; einige in Geschwadern liegen im Hafen, andre sind auf der Fahrt;

Einige fahren um das Kap der Stürme, andre um das Kap Verde, andre um das Kap Guardafui, Bon oder Bajador;

Andre um das Dundra-Vorgebirge, andre passieren die Sundastraße, andre um Kap Lopatka, andre durch die Behringstraße;

Andre um Kap Horn; andre segeln im mexikanischen Busen oder bei Kuba oder Haiti; andre in der Hudson-Bai oder Baffins-Bai;

Andre passieren die Straße von Dover; andre fahren in den Wash ein, andre in den Solvey-Fjord, andre um Kap Klear, andre um Lands End;

Andre durchkreuzen die Zuidersee oder die Schelde;

Andre kommen und gehen bei Gibraltar oder in den Dardanellen;

Andre brechen entschlossen ihre Bahn durch das nördliche Packeis;

Andre fahren den Ob und die Lena hinauf und hinab;

Andre den Niger oder den Kongo; andre den Indus, den Brahmaputra und durch Kombodja;

Andre warten mit vollem Dampf fertig zum Aufbruch in die australischen Häfen;

Warten in Liverpool, Glasgow, Dublin, Marseille, Lissabon, Neapel, Hamburg, Bremen, Bordeaux, im Haag, in Kopenhagen;

Warten in Valparaiso, Rio Janeiro, Panama.

5.

Ich sehe die Geleise der Eisenbahnen der Erde.

Ich sehe sie in Großbritannien, sehe sie in Europa;

Sehe sie in Asien und Afrika.

Ich sehe die elektrischen Telegraphen der Erde.

Ich sehe die Fäden der Neuigkeiten von Kriegen, Todesfällen, Verlusten, Gewinn, Leidenschaften meines Geschlechtes.

Ich sehe die langen Flußstreifen der Erde.

Ich sehe den Amazonenstrom und Paraguay.

Ich sehe die vier großen Flüsse von China, den Amur, den Gelben Fluß, den Jangtsekiang und die Perle;

Ich sehe, wo die Seine fließt; wo die Donau, die Loire, die Rhône und wo der Guadalquivir fließt:

Ich sehe die Windungen der Wolga, des Dnjepr, der Oder;

Ich sehe den Toskaner den Arno hinabfahren und den Venezianer auf dem Po;

Ich sehe die griechischen Matrosen aus der ägäischen Bai heraussegeln.

6.

Ich sehe den Sitz des alten assyrischen Reiches und den des persischen und des indischen;

Ich sehe den Sturz des Ganges über den hohen Rand von Saukara.

Ich sehe den Ort, wo man sich die Gottheit dachte als durch Awatâra in menschlichen Formen verkörpert;

Ich sehe die Stätten der Priester, die auf der Erde einander folgten; Orakel, Opferer, Brahmanen, Sabianer, Lamas, Mönche, Mufti, Beschwörer;

Ich sehe, wo die Druiden in den Hainen von Mona wandelten, ich sehe Mistel und Eisenkraut;

Ich sehe den Tempel, wo die Leiber von Göttern starben, sehe die alten Symbole.

Ich sehe Christus das Brot seines letzten Abendmahles inmitten der Jünglinge und Greise essen;

Ich sehe, wo der starke göttliche Jüngling, der Herkules, treu und lange diente und dann starb;

Ich sehe die Stätte des unschuldigen und üppigen Lebens und jammervollen Todes des schönen Nachtsohnes, des blühenden Bacchus;

Ich sehe den blühenden Kneph, im blauen Gewand, mit dem Federkranz auf dem Haupte;

Ich sehe Hermes, den wohlgeliebten, unerkannt sterben – er spricht zu dem Volk: »Weinet nicht über mich;

Dies ist nicht mein wahres Vaterland; ich habe in der Verbannung fern von meinem wahren Vaterland gelebt, jetzt kehre ich dahin zurück;

Kehre zurück nach der himmlischen Sphäre, wo ein jeder in der Reihe geht.«

7.

Ich sehe die Schlachtfelder der Erde – Gras wächst drauf, Blumen und Korn;

Ich sehe die Pfade der alten und neuen Forschungsreisen.

Ich sehe namenloses Mauerwerk, feierliche Botschaften von dunklen Ereignissen, Helden, Chroniken der Erde.

Ich sehe die Stätten der Sagen.

Ich sehe Fichten und Kiefern von nördlichen Stürmen zerrissen;

Ich sehe Granitblöcke und Klippen, sehe grüne Wiesen und Seen;

Ich sehe die Grabhügel der skandinavischen Krieger;

Ich sehe sie am Rande des ruhelosen Ozeans hoch aufgeschüttet, damit die Geister der Toten, wenn sie ihrer Grabesruhe müde, durch den Wald steigen und auf die springenden Wogen blicken können und an den tobenden Stürmen, der Weite, der Freiheit, der Bewegung sich erquicken können.

Ich sehe die Steppen von Asien.

Ich sehe die Hügelwohnungen der Mongolen, sehe die Zelte der Kalmücken und der Baschkiren;

Ich sehe die Stämme der Nomaden und Rinderherden;

Ich sehe die von Schluchten durchschnittenen Inselländer, die Dschungeln und Einöden.

Sehe das Kamel, das wilde Pferd, die Trappe, das Fettschwanzschaf, die Antilope und den Minirwolf.

Ich sehe die Hochländer von Abessinien.

Ich sehe die Ziegenherden weiden und sehe den Feigenbaum, die Tamarinde und Dattel;

Sehe die Felder von Taffweizen, grüne und goldige Gelände.

Ich sehe den brasilianischen Vaquero;

Sehe den Bolivier den Sorateberg ersteigen;

Sehe den Vacho die Ebenen durchkreuzen, sehe den unvergleichlichen Reiter mit dem Lasso um den Arm;

Sehe die Jagd über die Pampas nach dem wilden Getier seiner Häute wegen.

8.

Ich sehe die Schnee- und Eisregionen.

Ich sehe den scharfsichtigen Samojeden und den Finnen;

Sehe den Seehundjäger in seinem Boot, die Lanze in der Hand wägend;

Sehe den Sibirier in seinem leichten, von Hunden gezogenen Schlitten;

Sehe den Meerschweinjäger, die Walfischfänger im südlichen Stillen oder im nördlichen Atlantischen Ozean;

Sehe die Klippen, Gletscher, reißenden Gießbäche und Täler der Schweiz – empfinde die langen Winter und die Abgeschlossenheit.

9.

Ich sehe die Städte der Erde und mache mich ohne Unterschied zu einem Angehörigen von ihnen;

Ich bin ein echter Pariser;

Ich bin Einwohner von Wien, St. Petersburg, Berlin, Konstantinopel,

Ich bin aus Adelaide, Sidney, Melbourne,

Aus London, Manchester, Bristol, Edinburgh, Limerick,

Aus Madrid, Cadix, Barcelona, Oporto, Lyon, Brüssel, Bern, Frankfurt, Stuttgart, Turin, Florenz;

Gehöre nach Moskau, Krakau, Warschau, oder nordwärts nach Christiania oder Stockholm, oder in das sibirische Irkutsk, oder wohin auf irgendeine Straße in Island,

Ich lasse mich herab auf alle diese Städte und steige wieder von ihnen auf.

10.

Ich sehe die Dünste aufsteigen aus unerforschten Ländern,

Sehe die Symbole der Wilden, Bogen und Pfeil, den vergifteten Splitter, den Fetisch und den Obi.

Ich sehe afrikanische und asiatische Städte,

Sehe Algier, Tripolis, Derna, Mogadore, Timbuktu, Monrowia;

Sehe das Menschengewühl von Peking, Kanton, Benares, Delhi, Kalkutta, Tokio;

Sehe den Krumann in seiner Hütte, und den Dahomeyer und den Aschanti in ihren Hütten;

Ich sehe den Türken in Haleb Opium rauchen;

Ich sehe die malerische Menge auf den großen Messen in Khiwa und Herat;

Ich sehe Teheran, sehe Maskat und die Sandwüste dazwischen; ich sehe die Karawanen sich mühsam vorwärts schleppen;

Ich sehe Ägypten und die Ägypter, die Pyramiden und Obelisken;

Ich betrachte die eingemeißelten Historien, Chroniken von siegreichen Königen und Dynastien, in Sandsteinplatten eingegraben oder in Granitblöcke;

In Mumiengräbern von Memphis sehe ich einbalsamierte Mumien, in leinene Bänder gewickelt, die viele Jahrhunderte dort gelegen haben;

Ich betrachte den gefallenen Thebaner; die großen Augäpfel, den auf die Seite geneigten Hals, die über die Brust gefalteten Hände.

Ich sehe alle Sklaven der Erde sich mühen;

Alle Gefangenen in den Gefängnissen;

Ich sehe alle gebresthaften menschlichen Leiber der Erde;

Die Blinden, die Taubstummen, Dummen, Idioten, Verwachsenen, Irrsinnigen;

Piraten, Diebe, Verräter, Mörder, Sklavenhalter der Erde;

Hilflosen Kinder, hilflosen alten Männer und Weiber.

Ich sehe Männliches und Weibliches überall.

Sehe die heitere Brüderschaft der Philosophen;

Den Formsinn meines Geschlechtes;

Die Ergebnisse der Beharrlichkeit und des Fleißes meines Geschlechtes,

Stände, Farben, Barbarei, Zivilisation; ich gehe unter sie, mische mich darunter ohne Unterschied;

Und ich grüße alle Bewohner der Erde.

11.

Du, wer immer du seist!

Du Tochter oder Sohn Englands!

Du, aus den mächtigen Sklavenstämmen und – Reichen! Du Russe in Rußland!

Du schwarzer Afrikaner mit göttlicher Seele, von dunkler Abstammung, groß, mit edel gestaltetem Kopf und Leib, bestimmt zu herrlichen Dingen, durchaus mir gleichwertig!

Du Norweger! Schwede! Däne! Isländer! Du Preuße!

Du Spanier aus Spanien! Du Portugiese!

Du Französin und du Franzose aus Frankreich!

Du Belgier! Du Freiheitsfreund aus den Niederlanden! (Stamm, aus dem ich selber kam!)

Du rüstiger Österreicher! Du Lombarde! Magyar! Tscheche! Bauer aus Steiermark!

Du Nachbar an der Donau!

Du Arbeiter am Rhein und an der Elbe oder an der Weser! Du Arbeiterin auch!

Du Sardinier! Du Bayer! Du Schwabe! Sachse, Wallache! Bulgare!

Du Römer! Neapolitaner! Du Grieche!

Du behender Matador in der Arena zu Sevilla!

Du Bergbewohner, der du gesetzlos auf dem Taurus oder Kaukasus lebst!

Du Roßhirt von Buchara, der du deine weidenden Stuten und Hengste bewachst!

Du schöngebauter Perser, der du aus dem Sattel in voller Karriere deine Pfeile ins Ziel schießest!

Du Chinese und Chinesin in China! Du Tartar aus der Tartarei!

Ihr Weiber auf der Erde, euren Arbeiten unterworfen!

Du Jude, der du im hohen Alter, durch jedes Fährnis hindurch, reisest, um ein einziges Mal auf syrischem Grund zu stehen!

Ihr andern Juden, die ihr in allen Ländern auf den Messias harret!

Du nachdenksamer Armenier, in Gedanken vertieft an irgendeinem Arm des Euphrat! Forschend in den Ruinen von Ninive! Der du den Ararat besteigst!

Ihr Pilger mit wunden Füßen, die ihr das ferne Funkeln der Minaretts von Mekka begrüßet!

Ihr Scheiks, die ihr die Strecke von Suez bis Bab-el-Mandeb entlang eure Familien und Stämme regiert!

Ihr Olivenbauern, die ihr eure Früchte auf den Feldern von Nazareth, Damaskus oder am See Tiberias pflegt!

Ihr Händler aus Tibet, die ihr im weiten Binnenlande reiset, oder in den Läden von Lhassa feilschet!

Du Japaner und du Japanerin! Du, der du in Madagaskar, auf Ceylon, Sumatra oder in Borneo lebst!

All ihr Festlandbewohner von Asien, Afrika, Europa, Australien, gleich an welchem Ort!

All ihr Bewohner der zahllosen Inseln der Meer-Archipele!

Und ihr, die ihr in künftigen Jahrhunderten mir lauschet!

Und ihr, alle und jeder überall, die ich nicht bezeichne, doch einbegreife wie alle andern!

Heil euch! Wohlwollen euch allen, von mir und Amerika gesandt!

Ein jeder von uns unvermeidlich!

Ein jeder von uns unermeßlich! Ein jeder von uns, sei's Mann, sei's Weib, mit seinem Recht auf der Erde!

Ein jeder von uns mit seinem Teil an dem ewigen Zweck der Erde!

Ein jeder von uns hier ebenso göttlich wie irgendeiner!

12.

Du Hottentot mit schnalzendem Gaumen! Ihr wollhaarigen Horden!

Ihr Leibeigenen, die ihr von Schweiß oder Blut trieft!

Ihr menschlichen Gestalten mit unergründlichem, immer eindrucksvollem Tierantlitz!

Ihr elenden Tiermenschen, verachtet selbst von den niedrigsten der anderen, trotz all eurer glimmenden Sprache und Seele!

Du zwerghafter Kamtschatka, Grönländer, Lappe!

Du Australneger, der du nackt, roh, schmutzig, mit vorragender Lippe, schleichend deine Nahrung suchst!

Du Kaffer, Berber, Sudanese!

Du hagerer, ungeschlachter, unwissender Beduine!

Du seuchenbehaftetes Gewimmel in Madras, Nanking, Kabul, Kairo!

Du umnachteter Nomade von Amazonien! Du Patagonier! Du Fidschi-Insulaner!

Ich ziehe keinen dem andern vor.

Ich sage kein Wort gegen euch dort hinten, wo ihr steht.

(Ihr werdet zur richtigen Zeit vorwärts und an meine Seite kommen.)

13.

Mitleidsvoll und entschlossen ist mein Geist rings um die ganze Erde gereist.

Ich habe nach meinesgleichen und nach Liebenden gesucht und habe sie für mich in allen Ländern bereit gefunden;

Ich glaube, irgendein göttlicher Einfluß hat mich ihnen gleichgestellt.

Ihr Nebel! Ich glaube, ich bin mit euch aufgestiegen, habe mich mit euch zu fernen Festländern hinbewegt und dort mit euch mich niedergelassen, mit Absicht;

Ich habe meinen Stand genommen auf dem Fuße der Halbinsel und auf dem hohen festgegründeten Felsen, um von dort aus zu rufen:

Salut au monde!

In welche Städte auch Licht und Wärme eindringen mögen, in die Städte dringe ich selbst ein;

Nach allen Inseln, wohin Vögel fliegen, dorthin fliege ich selber.

Zu euch allen in Amerikas Namen.

Senkrecht heb' ich die Hand empor, gebe das Signal,

Um hinter mir ewig in Sicht zu bleiben,

Für alle Orte und Wohnungen der Menschen.

Hervor aus der Masse des rollenden Ozeans

Hervor aus der Masse des rollenden Ozeans gelangte heimlich zu mir ein Tropfen

Und flüsterte: »Ich liebe dich, bevor ich für lange sterbe.

Einen langen Weg hab' ich zurückgelegt, einzig um dich anzublicken und dich zu berühren;

Denn ich konnte nicht sterben, bevor ich dich nicht ein einziges Mal gesehen;

Denn ich fürchtete, ich könnte dich nachher verlieren.«

Nun, wir sind uns begegnet, wir haben uns gesehen, wir sind wohlbehalten;

Kehre in Frieden zum Ozean zurück, mein Geliebtes!

Auch ich bin ein Teil dieses Ozean, mein Geliebtes; wir sind nicht so sehr voneinander getrennt.

Sieh sein erhabenes Rund, den Allzusammenhang, wie vollkommen!

Aber wie für mich, ist für dich, und unwiderstehlich, die See bestimmt uns voneinander zu scheiden;

Wie sie für eine Stunde uns als Verschiedene trägt, kann sie uns doch nicht für immer als Verschiedene tragen.

Habe Geduld – eine kleine Spanne – ich weiß nun von dir, und so grüße ich Luft, Ozean und Land,

Jeden Tag bei Sonnenuntergang für deine teure Sache, mein Geliebtes!

Ein Sang der Freuden

Oh, das höchste Jubellied anzustimmen!

Strotzend von Melodien! – Strotzend von Mannheit, Weibhaftigkeit, Kindlichkeit!

Strotzend von gemeinsamen Dingen! Von Bäumen und Korn!

Oh die Stimmen der Tiere! Oh die Hurtigkeit und das Gleichgewicht der Fische!

Oh das Fallen der Regentropfen! Alles in einem Lied!

Oh Sonnenschein! Fluten und Wogen! Alles, alles in einem Lied!

Oh die Wonne meiner Seele – schrankenlos wie der Blitz schießt sie dahin!

Der Besitz dieses Erdballs oder einer begrenzten Zeit genügt nicht,

Tausend Erdbälle sollen mein sein und alle Zeit!

Oh die Lust für einen Ingenieur, mit der Lokomotive zu fahren!

Das Zischen des Dampfes zu hören, das fröhliche Schrillen der Dampfpfeife; das Lachen der Lokomotive.

Auf glatter Bahn hurtig loszustürmen in die Ferne!

Oh das wundersame Schlendern durch Felder und über Hügelhänge!

Die Blätter und Blüten der gewöhnlichsten Kräuter, die feuchte, frische Stille der Wälder,

Der köstliche Duft des Erdbodens bei Tagesanbruch und den ganzen Vormittag hindurch!

Oh die Freuden des Reiters und der Reiterin!

Der Sattel, der Galopp, der Druck auf den Sitz, das frische Sausen der Luft um die Ohren, durch das Haar!

Oh des Feuerwehrmannes Freuden!

Ich höre den Alarm in der totstillen Nacht.

Glocken! Rufe! Ich dringe durch die Menge. Ich renne.

Der Anblick der Flammen macht mich rasend vor Vergnügen!

Oh die Freude des muskelstarken Fechters; hochaufgereckt steht er in tadelloser Verfassung in der Arena, seiner Kräfte sich bewußt, darauf brennend, seinem Gegner zu begegnen.

Oh die Wonne der mächtigen, elementarischen Sympathie, die allein die menschliche Seele fähig ist zu erzeugen und aus sich hervorfluten zu lassen in steten, unaufhörlichen Strömen.

Oh die Freuden der Mutter!

Die Abwartung, die Geduld, die köstliche Liebe, die Pein, die geduldige Hingabe des Lebens.

Oh die Freuden des zunehmenden Wachstums und der Erneuerung,

Die Freude des Tröstens und Beruhigens, die Freude der Übereinstimmung und des Einklangs.

Oh, mich zurück zu begeben an die Stätte meiner Geburt!

Noch einmal die Vögel singen zu hören;

Noch einmal um das Haus, um die Scheunen, und noch einmal durch die Felder zu schweifen;

Durch den Obstgarten und die lieben alten Wege entlang!

Oh, auferzogen zu sein an Meerbuchten, Lagunen, Schluchten oder am Küstenrand;

Dort beständigen Aufenthalt zu haben, das ganze Leben dort zu verbringen;

Der feuchte Salzgeruch, das Gestade, der Tang, der zur Zeit der Ebbe bloßgelegt wird;

Die Arbeit der Fischer, der Aal- und Muschelfischer;

Ich komme mit Muschelharke und Spaten; komme mit meinem Aalstecher;

Ist schon Ebbezeit? Ich begebe mich mit den andern Muschelgräbern auf die Sandbänke;

Ich lache und arbeite mit ihnen und bin unter meiner Arbeit lustig wie ein übermütiger junger Mann.

Im Winter nehm' ich meinen Aalkorb und -speer und marschiere auf das Eis hinaus – ich habe eine kleine Axt, um Löcher in das Eis zu hauen;

Sieh mich, warm angezogen, guter Dinge hinauswandern und am Nachmittag unter Begleitung einer Rotte strammer Jungen wieder zurückkommen;

Meine Rotte erwachsener oder halbwüchsiger Jungen, die bei niemand so gern sein mögen wie bei mir,

Die am Tage mit mir arbeiten und bei Nacht gemeinsam mit mir schlafen.

Zu andrer Zeit wieder bei warmem Wetter hinaus, im Boot, um die Hummerkörbe zu holen, wo sie mit schweren Steinen belastet versenkt sind (ich kenne alle Bojen);

Oh die Morgenfrische des fünften Monats auf dem Wasser, wenn ich kurz vor Sonnenaufgang nach den Bojen hinausrudere!

Schräg zieh ich die Körbe herauf, verzweifelt wehren sich die dunkelgrünen Hummer, wenn ich sie heraufhole, Holzkeile schieb' ich in die Gelenke ihrer Kneifzangen;

Ich rudere nach allen Stellen hin, einer nach der andern und kehre dann zum Ufer zurück;

Dort in einem großen Kessel mit kochendem Wasser sollen die Hummern kochen, bis sie scharlachrot werden.

Ein andermal bin ich beim Makrelenfang.

Gefräßig, wild schnappen sie nach dem Haken, dicht unter der Oberfläche; meilenweit scheinen sie das Wasser zu füllen;

Ein andermal beim Klippenfischfang in der Chesapeake-Bai, und ich einer von der sonnengebräunten Schar;

Ein andermal beim Blaufischfang mit Schleppnetzen vor Paumanok; ich stehe mit straffem Leib;

Mein linker Fuß auf dem Außenbord, mein rechter Arm wirft die aufgerollten dünnen Stricke weit hinaus;

Rings um mich herum das hurtige Halsen und Wenden von fünfzig Schaluppen, meinen Begleitern.

Oh das Bootfahren auf den Flüssen!

Die Fahrt den St. Lorenzstrom hinab; die herrliche Szenerie, die Dampfer;

Die Segelschiffe, die tausend Inseln, ab und zu Holzflöße, und die Floßlenker mit ihren langen Schwungrudern;

Die kleinen Hütten auf den Flößen; die Rauchstreifen, wenn das Abendessen gekocht wird.

(Oh auch etwas Verderbliches und Furchtbares!

Etwas weitab vom kleinen und frommen Leben!

Etwas Unerprobtes! Etwas in der Verzückung!

Etwas vom Anker Losgerissenes und Freitreibendes!)

Oh, in Minen zu arbeiten oder das Eisen zu schmieden.

Eisen zu gießen; die Gießerei selbst; das grobe hohe Dach; der weite schattige Raum;

Der Hochofen; die heiße Flüssigkeit, wie sie ausgegossen dahinläuft.

Oh, noch einmal die Freuden des Soldaten durchleben!

Das Gefühl der Gegenwart eines tapferen Kommandanten und seiner Sympathie.

Seine kaltblütige Ruhe zu gewahren – sich erwärmt zu fühlen von dem Strahl seines Lächelns.

In die Schlacht zu rücken – das Spiel der Hörner zu hören und das Rasseln der Trommeln!

Das Krachen der Artillerie zu hören! – das Glitzern der Bajonette und der Gewehrläufe in der Sonne!

Männer fallen und sterben zu sehen ohne Klage!

Den wilden Blutgeschmack zu schmecken – so teuflisch sein zu können!

So über den Tod und die Wunden der Feinde zu triumphieren!

Oh die Freuden des Walfischfängers! – Oh, ich kreuze noch einmal meine alte Kreuzerfahrt!

Unter mir fühl' ich das Schaukeln des Schiffes; fühle das Fächeln der atlantischen Brise.

Noch einmal hör' ich den Ruf vom Mastkorb herab: »Da – blasen sie!«

Noch einmal springe ich mit den andern das Takelwerk hinauf, um Auslug zu halten – und wieder hinunter, toll vor Aufregung.

Ich springe in das niedergelassene Boot; wir rudern auf unsere stilliegende Beute zu;

Vorsichtig, still pirschen wir uns an sie heran; ich gewahre die bergähnliche Masse, die schläfrig sich sonnt;

Ich sehe, wie der Harpunier aufrecht steht – sehe, wie die Waffe seinem kräftigen Arm entsaust;

Oh eilig weit hinaus der verwundete Wal in den Ozean; er taucht unter, flieht windwärts, schleppt mich hinter sich her;

Und dann seh' ich ihn auftauchen, um Luft zu holen; wir rudern näher heran;

Ich sehe, wie eine Lanze ihm in die Seite getrieben, tief eingebohrt und in der Wunde herumgedreht wird;

Wir wieder rückwärts von ihm ab; ich sehe ihn nochmals untertauchen; schnell schwindet ihm das Leben;

Wie er auftaucht, stößt er Blut aus; mit engeren und immer engeren Kreisen seh' ich ihn rund herum schwimmen und das Wasser scharf durchschneiden – ich sehe ihn sterben;

Er macht einen krampfhaften Sprung im Zentrum des Kreises und fällt dann flach auf die Seite, regungslos im blutigen Schaum.

Oh mein Greisenalter! Die edelste aller meiner Freuden!

Meine Kinder und Enkel, mein weißes Haar und mein weißer Bart;

Meine Reife, meine Ruhe und Würde, der Abschluß meiner langen Lebensstrecke!

Oh Freude gereifter Weiblichkeit! Oh Endglück!

Ich bin über 80 Jahre alt; ich bin die ehrwürdigste Mutter.

Wie klar ist mein Geist. – Wie alle sich zu mir hingezogen fühlen!

Was für Anziehungskräfte sind denn das, die stärker sind als alle früheren? Was doch für ein Blühen, mehr als das Blühen der Jugend?

Was für eine Schönheit senkt sich auf mich herab und steigt aus mir empor?

Oh die Freuden des Redners!

Die Brust zu dehnen; aus Hals und Brustkasten den vollen Donner der Stimme hervorrollen zu lassen!

Die Menge mit mir rasen, weinen, hassen, begehren zu machen!

Amerika zu leiten! – Amerika mit gewaltiger Zunge zu bezwingen!

Oh die Freude meiner Seele, die mit sich selbst im Gleichgewicht ruht; das wahre Sein aus der Materie hervorholt und es liebt; Charakter wahrnimmt und in sich

aufnimmt!

Meine Seele, die zu mir zurückgestrahlt wird aus allem, aus Gesicht, Gehör, Gefühl, Verstand, Lautbildung, Gedächtnis und dergleichen!

Das wirkliche Leben meiner Sinne und meines Fleisches, das über mein Fleisch und meine Sinne hinausgeht;

Mein materieller Leib und meine leiblichen Augen;

Jetzt steht es mir über jeden Zweifel fest, daß es nicht meine leiblichen Augen sind, die in letzter Hinsicht sehen,

Noch mein materieller Leib, der in letzter Hinsicht liebt, geht, lacht, ruft, umarmt und zeugt.

Oh des Farmers Freuden!

Des Mannes von Ohio, Illinois, Wisconsin, Kanada, Jowa, Kansas, Missouri, Oregon!

Bei Tagesanbruch sich zu erheben und sogleich zur Arbeit zu eilen!

Im Herbst das Land für die Wintersaat zu pflügen;

Obstgärten zu pflegen, Bäume zu pfropfen und im Herbst die Äpfel zu ernten.

Oh, im Schwimmbad zu baden oder an einer schönen Stelle am Ufer;

Im Wasser zu platschen! Bis über die Knöchel drin zu waten! Oder nackt am Gestade entlang zu rennen!

Oh die Raumvorstellung!

Die Vorstellung vom Überfluß aller Dinge, und daß es keine Grenzen gibt!

Aufzutauchen und eins zu sein mit Firmament, Sonne, Mond und eilenden Wolken!

Oh die Wonne des männlichen Selbstbewußtseins!

Niemandem Untertan zu sein! Niemandem, weder einem bekannten noch unbekannten Tyrannen, willfährig zu sein!

In aufrechter Haltung einherzuschreiten, mit leichtem, elastischem Schritt!

Mit voller sonorer Stimme aus breiter Brust zu sprechen,

Und die eigene Persönlichkeit allen andern Persönlichkeiten der Erde entgegenzustellen.

Kennst du die herrlichen Freuden der Jugend?

Freuden an lieben Gefährten, Scherzwort und lachenden Gesichtern?

Freude am frohen, lichtstrahlenden Tag? Freude am hochatmenden Kampfspiel?

Freude an holder Musik? Freude am hellstrahlenden Ballsaal und an Tänzern?

Freude an reichlicher Mahlzeit, kräftigem Trinkgelage und am Trinken?

Doch, oh meine erhabene Seele!

Kennst du die Wonnen des stillen Denkens?

Die Wonnen des freien, einsamen Herzens; des zärtlichen, trauernden Herzens?

Die Wonnen des einsamen Ganges mit niedergedrücktem und doch stolzem Gemüt, das Leiden und Mitsichringen?

Die geistigen Wehen, die Ekstasen, die Wonnen feierlicher Selbstvertiefung bei Tag und bei Nacht?

Die Wonnen des Todgedankens; an die großen Sphären: Zeit und Raum?

Die ahnungsvollen Wonnen besserer, höherer Liebesideale; am göttlichen Weibe, dem süßen, ewigen, vollkommenen Gefährten?

Dies alles sind deine eigenen unsterblichen, die deiner würdigen Freuden, oh Seele!

Oh, Zeit seines Lebens ein Herrscher und nicht ein Sklave des Lebens zu sein!

Dem Leben zu begegnen als ein Eroberer!

Keine Dünste, keine Langeweile, keine Klagen mehr noch höhnische Kritiken;

Nur diese stolzen Gesetze von Luft, Wasser und Erde, die mir beweisen, daß meine innerste Seele unerschütterlich ist!

Und daß nichts außer mir jemals über mich Gewalt bekommen soll!

Doch nicht einzig die Freuden des Lebens seien besungen – ich denke auch wieder an die des Todes:

Die schöne Berührung des Todes, die besänftigt und betäubt für einen Augenblick, wie's in der Natur liegt;

Ich lege meinen unreinen Leib ab, damit er verbrannt, zu Asche gemacht und beerdigt werde;

Mein wirklicher Leib aber bleibt mir sonder Zweifel für andre Sphären;

Mein verlassener Leib ist mir nichts mehr; er kehrt zurück zur Reinigung, zu weiterer Verwertung und zu ewiger Nützung der Erde.

Oh, anzuziehen mit mehr als gewöhnlicher Anziehungskraft!

Wie das ist, weiß ich nicht – doch sieh! etwas, das keinem andern sonst gehorcht,

Das immer angreift, nie sich zu verteidigen hat – wie magnetisch doch zieht es an!

Oh, gegen eine große Übermacht zu kämpfen; Feinden unerschrocken zu begegnen!

Ganz allein ihnen gegenüberzustehen; zu erproben, was einer allein imstande ist!

Streit, Pein, Gefängnis, öffentlicher Ächtung fest ins Gesicht zu blicken!

Das Schafott zu besteigen oder mit vollkommenem Gleichmut den Mündungen der Kanonen entgegenzugehen!

In Wahrheit ein Gott zu sein!

Auf einem Schiff zu segeln auf See!

Das langweilige, ewige Festland zu verlassen!

Zu verlassen die ermüdende Gleichmäßigkeit der Straßen, Bürgersteige und Häuser;

Dich, du unbewegliches festes Land zu verlassen und ein Schiff zu besteigen,

Und segeln, segeln, segeln!

Oh, das Leben hinfort zu besitzen wie ein Gedicht immer neuer Freuden!

Tanzen, händeklatschen, jauchzen, hüpfen, springen, weiter rollen, weiter schwimmen!

Ein Seefahrer der Welt zu sein, nach allen Häfen bestimmt!

Selber ein Schiff (sieh, wie ich wirklich meine Segel der Sonne und der Luft entgegenschwelle!)

Ein hurtiges, schaukelndes Schiff voll reicher Worte und Freuden!

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