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Читать книгу: «John Jagos Geist», страница 5

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»Ich kann es nicht sagen.«

Ich wandte mich an Ambrosius

»Haben Sie uns sonst noch etwas mitzutheilen?« fragte ich.

»Nein, ich habe Ihnen alles erzählt, was ich weiß.«

Ich stand auf, um mit dem Advokaten zusprechen., den ich für unsere Sache gewonnen hatte. Er hatte uns geholfen, den Zulassungsbefehl zum Gefängnis auszuwirken, und uns dorthin begleitet. Während Ambrosius seine Geschichte vortrug, hatte er bei Seite sitzend stumm zugehört und die Wirkung beobachtet, welche dieselbe auf den Gefängnisbeamten und auf mich hervorbrachte.

»Glauben Sie, daß dies zur Verteidigung dienen kann?« fragte ich ihn leise.

»Dies und nichts anderes, Mr. Lefrank. Unter uns, was halten Sie davon?«

»Unter uns, ich glaube, daß sie vor die Geschworenen kommen werden.«

»Auf Anklage wegen Mord.«

»Ja, auf Anklage wegen Mord.«

Achtes Capitel.
Das Bekenntnis

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Meine Antworten auf die Fragen des Advokaten stimmten vollkommen mit meinen Überzeugungen überein. Die Geschichte, welche uns Ambrosius erzählt, hatte in meinen Augen ganz den Anschein einer erdichteten und zwar einer plump erdichteten, mit der er den einfachen Tatbestand, wie er aus den Zeugenaussagen hervorging, in Verwirrung zu bringen hoffte. Ich kam mit Widerstreben und Bedauern zu diesem Schluß um Naomis Willen und suchte so viel als möglich ihr absolutes Vertrauen auf die Entlassung der Gefangenen beim nächsten Verhör zu erschüttern.

Der Tag desselben rückte heran.

Naomi und ich begaben uns wieder zusammen nach dem Gerichtssaal, Mr. Meadowcroft war heut nicht im Stande das Haus zu verlassen, aber seine Tochter war anwesend, und wie sie allein hingekommen war, so hatte sie auch einen Platz für sich allein.

Bei seinem zweiten Erscheinen vor den Schranken zeigte sich Silas gefasster und mehr wie sein Bruder. Die Anklage rief keine weiteren Zeugen auf. Die Sitzung wurde mit dem medizinischen Gutachten über die verbrannten Knochen eröffnet und wir trugen bis zu einem gewissen Grade den Sieg davon; in andern Worten wir zwangen die Ärzte zu dem Bekenntnis, daß sie in ihren Ansichten weit auseinander gingen. Drei gestanden, daß sie ihrer Sache nicht sicher wären. Zwei gingen noch weiter und erklärten, daß die Knochen von einem Tiere und nicht von einem Menschen herrührten. Wir zogen so viel Vorteil daraus, als wir konnten, und gingen dann auf Ambrosius Meadowcrofts Erzählung gestützt, zur Verteidigung über.

Natürlich konnten von unserer Seite keine Zeugen beigebracht werden. Ob dieser Umstand ihn entmutigte oder ob er meine Ansicht über die Behauptungen seines Klienten innerlich teilte, genug, der Verteidiger brachte keine Wirkung mit seiner Rede hervor. Er tat sein Bestes ohne Zweifel, aber ohne innere Überzeugung und Ernst. Naomi warf einen ängstlichen Blick auf mich, als er sich setzte. Des Mädchens Hand war eiskalt., als ich sie ergriff.Sie sah in dem Gesicht und dem Benehmendes öffentlichen Anklägers deutlich., daß die Verteidigung fehlgeschlagen war, aber sie wartete entschlossen, bis der Präsident seinen Entscheid abgab. Ich hatte nur zu richtig dasjenige vorausgesehen, was er für seine Pflicht halten würde. Naomis Kopf sank auf meine Schulter, als er die schrecklichen Worte aussprach, welche Ambrosius und Silas Meadowcroft wegen Mordes vor die Geschworenen verwies.

Ich führte sie aus dem Gerichtssaal an die frische Luft. Als wir an der Anklagebank vorüber kamen, sah ich Ambrosius totenblass uns nachsehen; die Entscheidung des Präsidenten hatte ihn offenbar unerwartet getroffen. Sein Bruder Silas war vor Schrecken auf den Stuhl des Gefängniswärters gesunken und der elende Mensch zitterte und bebte wie ein geschlagener Hund.

Miß Meadowcroft kehrte mit uns heim, ohne auf dem ganzen Wege das Schweigen zu brechen. Ich konnte in ihrem Benehmen nichts entdecken, was auf ein Gefühl des Mitleids mit den Gefangenen in dieser harten, verschlossenen Natur gedeutet hätte. Nachdem sich Naomi auf ihr Zimmer zurückgezogen hatte, blieben wir einige Augenblicke mit einander allein und da zeigte es sich zu meinem Erstaunen, daß die äußerlich herzlose Frau doch auch eine Tochter Evas war und wie Andere empfinden und leiden konnte, wenn auch in ihrer eigenen harten Weise. Sie trat plötzlich ganz dicht an mich heran und fragte, indem sie mir die Hand auf den Arm legte:

»Sie sind ein Jurist, nicht wahr?«

»Ja.«

»Haben Sie schon Erfahrungen in Ihrem Berufe?«

»Die Erfahrungen einer zehnjährigen Praxis.»

»Glauben Sie also —« sie brach plötzlich ab, ihre harten Züge nahmen einen mildern.Ausdruck an, ihre Blicke senkten sich zu Boden. »Aber nein,« sagte sie verwirrt, »ich bin von all’ dem Elend ganz außer mir, obwohl man mirs nicht ansieht. Geben Sie nicht Acht auf mich.«

Sie wandte sich weg. Ich wartete in der festen Überzeugung, daß die unausgesprochene Frage sich dennoch binnen Kurzem über ihre Lippen drängen würde. Ich hatte Recht. Sie kam, obgleich widerstrebend, zu mir zurück, wie von einem Impulse beherrscht und getrieben, dem zu widerstreben all ihre Willenskraft nicht fähig war..

»Glauben Sie, daß John Jago noch unter den Lebenden weilt?«

Sie tat die Frage mit einer Hast, als ob ihr die Worte wider ihren Willen entschlüpftem «

»Ich glaube es nicht,« erwiderte ich.

»Bedenken Sie, was John Jago von meinen Brüdern zu erdulden gehabt hat. Könnte er nicht den plötzlichen Entschluss gefasst haben, die Farm zu verlassen? Ist Ihnen dergleichen nicht schon vorgekommen?«

Ich antwortete so offen wie vorher, daß mir dergleichen nicht vorgekommen wäre. Sie stand eine Weile da und sah mich mit einer Miene heller Verzweiflung an, dann neigte sie schweigend ihr graues Haupt und verließ mich. Im Hinausgehen sah ich sie noch aufwärts blicken und hörte sie die leisen Worte murmeln: »Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr.«

Das war die Totenmesse John Jagos, gehalten von der Frau, die ihn liebte.

Als ich sie wiedersah, trugen ihre Züge den alten steinernen Ausdruck, Miß Meadowcroft war wieder sie selbst. Sie konnte mit unerschütterlicher Ruhe dabei sitzen, während die Rechtsgelehrten über die schreckliche Lage ihrer Brüder diskutierten – mit dem Schafott als einem der möglichen Ausgänge des Prozesses vor Augen.

Mir selbst überlassen.. fing ich an, mich wegen Naomi zu beunruhigen. Ich ging hinauf, klopfte sachte an ihre Tür und fragte von draußen, wie es ihr ginge.

»Ich suche mich an den Gedanken zu gewöhnen, ich möchte Sie nicht betrüben, wenn wir uns wieder begegnen,« sagte ihre klare jugendliche Stimme.

Ich stieg wieder hinunter, zum ersten Male argwöhnisch über die wahre Natur meines Interesses für die junge Amerikanerin. Warum hatte ihre Antwort mir Tränen ins Auge gelockt? Ich ging allein spazieren, um ungestört meinen Gedanken nachhängen zu können.Warum tönte mir ihre Stimme auf dem ganzen Wege im Ohr? Warum fühlte ich noch den letzten leisen Druck ihrer Hand, mit dem sie mir gedankt, als ich sie aus dem Gerichtssaal hinausgeführt hatte?

Ich fasste plötzlich den Entschluss, nach England zurückzukehren.

Als ich nach der Farm heimkam, war es Abend. Die Lampe in der Halle war noch nicht angezündet, und wie ich stehen blieb, um meine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, hörte ich die Stimme des Advokaten, den wir zum Verteidiger genommen hatten, sehr ernst mit Jemand sprechen.

»Ich habe keine Schuld,« sagte die Stimme.

»Sie nahm mir das Papier aus der Hand, noch ehe ich es gewahr wurde.«

»Wollen Sie es zurück haben?« fragte die Stimme Miß Meadowcrofts.

»Nein, es ist nur eine Kopie. Wenn der Besitz desselben zu ihrer Beruhigung beiträgt, so mag sie es jedenfalls behalten. Guten Abend.«

Bei diesen letzten Worten näherte sich mir der Advokat, um zum Hause hinaus zu gehen.Ich hielt ihn sofort fest. Ich empfand eine unbesiegbare Neugierde mehr zu erfahren.

»Wer nahm Ihnen das Papier aus der Hand?« fragte ich ohne Umschweife.

Der Advokat fuhr überrascht zurück., denn er hatte mich dort nicht vermutet, und die Gewohnheit seines Berufs, erst zu überlegen, ehe er sprach, machte, daß er auch jetzt nicht sofort antwortete

In der kurzen Pause, welche entstand, bemächtigte sich Miß Meadowcroft des Wortes und rief mir vom andern Ende der Halle zu:

»Naomi Colebrook wars, die ihm das Papier aus der Hand nahm.«

»Welches Papier?« fragte ich.

Hinter mir wurde eine Tür leise geöffnet, und Naomi selbst erschien auf der Schwelle.

»Ich will es Ihnen sagen,« flüsterte sie. »Kommen Sie hier herein.«

Nur ein einziges Licht brannte in dem Zimmer und beleuchtete schwach die Züge des Mädchens, aber ich sah sie dennoch deutlich genug., um augenblicklich meinen Entschluss nach England zurückzukehren, zu den übrigen aus.gegebenen Entschlüssen meines Lebens zu werfen.

»Mein Gott, was ist wieder geschehen?« rief ich.

Sie reichte mir das Papier, welches sie dem Advokaten fortgenommen hatte.

Die Kopie, von welcher dieser gesprochen, war die eines schriftlichen Bekenntnisses von Silas Meadowcroft, welches dieser nach seiner Rückkehr ins Gefängnis aufgesetzt hatte. Er beschuldigte darin seinen Bruder, den Mord an John Jago verübt zu haben und erklärte sich bereit einen Schwur darauf abzulegen, daß er Ambrosius die Tat hätte vollbringen sehen.

Ich konnte kaum meinen Augen trauen und las die letzten Worte des Schriftstücks zum zweiten Male.

»– — – Ich vernahm ihre Stimmen beim Kalkofen. Sie hatten Streit über unsere Cousine Naomi. Ich rannte sofort hin, um sie zu trennen, kam aber zu spät. Ich sah wie Ambrosius mit seinem schweren Knüttel dem Verstorbenen einen furchtbaren Schlag über den Kopf versetzte, so daß dieser lautlos zu Boden stürzte. Ich legte ihm die Hand auf das Herz: es schlug nicht mehr! Meine Angst kann ich nicht beschreiben. Ambrosius drohte mir, daß er mich auch umbringen würde, falls ich eine Silbe zu irgend einer lebenden Seele verlauten ließe. Er hob den Leichnam auf und warf ihn in den brennenden Kalk und den Stock hinterdrein. Darauf gingen wir zusammen ins Gehölz und setzten uns am Rande desselben auf einen gefällten Baumstamm. Hier erfand Ambrosius die Geschichte, die wir erzählen;wollten, im Fall die Sache ruchbar würde, und ich mußte sie ihm wie eine Lektion mehrmals hersagen. Wir waren noch damit beschäftigt, als Cousine Naomi und Mr. Lefrank auf uns zu kamen. Sie wissen das Übrige. Dies ist bei meinem Eid ein wahres Bekenntnis. Ich lege es aus freiem Willen ab und bereue es aufrichtig, es nicht schon früher getan zu haben. Silas Meadowcroft.«

Ich legte das Papier nieder und sah Naomi an. Sie war wunderbar gefasst und aus ihren Zügen sprach eine unerschütterliche Entschlossenheit. Ebenso klang ihre Stimme fest und entschlossen, als sie sagte:

»Silas hat seinen Bruder geopfert, um sich zu retten. Ich lese Feigheit und Grausamkeit in jeder Zeile feines Bekenntnisses Ambrosius ist unschuldig und die Zeit ist da, es zu beweisen.«

»Sie vergessen,« sagte ich, »daß uns dieser Beweis eben missglückt ist.«

»John Jago lebt und verbirgt sich, vor uns und allen seinen Bekannten,« fuhr sie fort. »Helfen Sie mir, Freund Lefrank, ihn durch die Zeitungen aufzufinden.«

Ich wandte mich in sprachlosem Schmerz von ihr ab, denn ich gestehe, daß ich glaubte, das neue Elend, welches sie getroffen., hätte ihr Gehirn afficirt.

»Sie glauben es nicht,« sagte sie. »Verschließen Sie die Tür.«

Ich gehorchte. Sie setzte sich und deutete auf einen Stuhl neben sich. «

»Nehmen Sie Platz,« sagte sie. »Ich bin im Begriff etwas Unrechtes zu tun, aber ich kann nicht anders, ich muß mein Wort brechen. Sie erinnern sich jenes Mondschein-Abends, an welchem ich auf dem Kiespfade im Garten mit ihm zusammen traf?«

»Mit John Jago?«

»Ja. Nun hören Sie zu. Ich werde Ihnen erzählen, was dort zwischen uns beiden vorging.«

Neuntes Capitel.
Die öffentliche Aufforderung

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Ich wartete schweigend auf die Enthüllung, welche jetzt kommen sollte. Naomi begann dieselbe mit einer Frage.

»Sie erinnern sich unseres neulichen Besuchs im Gefängnis?«

»Vollkommen.«

»Ambrosius erzählte uns etwas, was sein nichtswürdiger Bruder über mich und John Jago gesagt hätte. Erinnern Sie sich, was das war?«

»Ich erinnere mich vollkommen. Silas hatte gesagt: John Jago ist zu verliebt in Naomi, um nicht zurückzukehren.«

»Das war es,« sagte Naomi, als ich ihr die Worte wiederholte. »Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als ich hörte, was Silas geäußert hatte, und ich glaube, Sie bemerkten es.«

»Freilich bemerkte ich es.«

»Fragten Sie sich nicht, was es bedeute?«

»Das tat ich allerdings.«

»Ich will es Ihnen sagen. Was Silas Meadowcroft zu seinem Bruder über John Jago geäußert, war genau dasselbe, was ich in dem Augenblick über ihn dachte. Es erschreckte mich, meine innersten Gedanken von einem Mann laut aussprechen zu hören. Ich bin es, die John Jago von Morwick Farm fort getrieben hat – ich bin es, die ihn zurückbringen kann und will.«

In ihrer ganzen Art und Weise lag mehr noch als in ihren Worten ein Etwas, welches mich plötzlich aufklärte.

»Sie haben mir das Geheimnis bereits verraten,« sagte ich. »John Jago liebt Sie.«

»Wahnsinnig,« setzte sie, die Stimme bis zum Geflüster senkend, hinzu. »Ganz toll – das ist der einzige Ausdruck dafür. Nachdem wir einige Male aus dem Kiesweg auf- und abgegangen waren, brach er plötzlich las, als ob er nicht bei Sinnen gewesen wäre. Er kniete nieder und küsste meine Kleider, meine Füße und weinte und schluchzte vor Liebe zu mir. Für eine Frau fehlt es mir nicht gerade an Mut, Sir, und ich kann mich nicht besinnen, daß ich mich bis dahin ernstlich vor einem Mann gefürchtet hätte. Aber ich bekenne, John Jago flößte mir Furcht ein. Unbeschreibliche Furcht! Das Herz schlug mir bis in den Hals und die Knie bebten mir. Ich bat und flehte, daß er aufstehen und seiner Wege gehen mögte. Aber nein, er lag aus den Knien und hielt meine Kleider umklammert Die Worte entströmten ihm wie – wie, ich weiß kein anderes Bild als wie Wasser aus einer Pumpe. Sein Glück und sein Leben und seine Hoffnungen hier und in jener Welt und Gott allein weiß, was sonst noch alles hinge, wie er sagte, an einem Wort von mir. Ich nahm endlich meinen Mut zusammen und erinnerte ihn daran, daß ich mit Ambrosius versprochen sei. ›Sie sollten sich schämen,‹ sagte ich, ›zu bekennen, daß Sie schlecht genug sind mich zu lieben, während Sie wissen, daß ich mit einem Andern verlobt bin.‹ Daraus fing er auf einer andern Tonart an und versuchte Ambrosius schlecht zu machen. Das brachte mich wieder zu mir selbst. Ich machte meine Kleider von ihm los und sprach mit ihm, wie es mir ums Herz war. ›Ich hasse Sie,‹ sagte ich ›und selbst wenn ich nicht mit Ambrosius versprochen wäre, würde ich Sie nicht heiraten, nein, und wenn mich Niemand anderes in der Welt wollte. Ich hasse Sie, Mr. Jago – ich hasse Sie!‹ Er sah endlich, daß ich im Ernst sprach. Er stand von seinen Knien auf und wurde plötzlich ganz ruhig. ›Genug, genug,‹ sagte er, ›Sie haben mir das Leben vergiftet; ich hoffe und erwarte nichts mehr von ihm. Ich setzte meinen Stolz in die Farm und in meine Arbeit, ich ertrug die Brutalitäten Ihrer Cousins, ich nahm die Interessen Mr. Meadowcrofts wahr – alles um Ihretwillen! Das ist jetzt zu Ende. Auch ist meines Bleibens hier nicht länger. Sie werden durch mich nicht mehr belästigt worden. Ich werde es machen wie die stummen Geschöpfe, wenn sie krank sind, und mich in einem Winkel verbergen um zu sterben. Gewähren sie mir eine letzte Gunst.. Machen Sie mich nicht zum Gelächter der Umgegend. Das könnte ich nicht ertragen, schon der Gedanke daran macht mich wahnsinnig. Geben Sie mir Ihr Versprechen, niemals einer lebenden Seele zu erzählen, was ich heut zu Ihnen gesagt habe – Ihr heiliges Versprechen, dem Manne, dessen Leben Sie gebrochen haben!‹ Ich tat was er von mir forderte;. ich gab ihm mein heiliges Versprechen mit Tränen in den Augen. Sonderbar! Nachdem ich ihm gesagt, daß ich ihn hasse, – und ich hasste ihn wirklich – weinte ich über sein Unglück. Himmel, was sind wir Frauen für törichte Geschöpfe! Ist es nicht eine schreckliche Verderbtheit, Sir, daß wir stets bereit sind, die Männer zu bemitleiden? Er gab mir die Hand und sagte:, ›Leben Sie wohlauf ewig‹ und ich fühlte inniges Mitleid mit ihm. ›Ich will Ihnen die Hand geben,‹ sagte ich, ›wenn Sie mir auch etwas versprechen wollen. Ich bitte Sie, nicht die Farm zu verlassen. Was würde mein Oheim ohne Sie anfangen? Bleiben Sie hier und seien wir gute Freunde und vergessen und vergeben Sie, Mr. John.‹ Er versprach es mir – er konnte mir nichts abschlagen – und er wiederholtes ein Versprechen auch noch am folgenden Morgen. Ja, ich will gerecht gegen ihn sein, wenn gleich ich ihn hasse. Ich glaube, er hatte die ehrliche Absicht sein Versprechen zu halten, so lange er sich unter meinen Augen befand, aber sobald er allein war, versuchte ihn der Teufel, sein Wort zu brechen und die Farm zu verlassen. Ich bin im Glauben an den Teufel erzogen, Mr. Lefrank, und finde, daß sich Vieles recht gut durch ihn erklärt. Auch John Jago wird durch ihn erklärlich. Lassen Sie mich nur ausfindig machen, wohin er gegangen ist und ich stehe dafür, daß er zurückkommen und Ambrosius von dem Verdacht reinigen soll, den sein schändlicher Bruder auf ihn geworfen. Hier ist Feder und Tinte. Schreiben Sie die Aufforderung, Freund Lefrank, und zwar gleich um meinetwillen.«

Ich hatte sie fort reden lassen, ohne sie zu unterbrechen, um ihre Schlußfolgerungen einer nähern Prüfung zu unterziehen. Als sie mir die Feder in die Hand drückte, begann ich das Avertissement so gehorsam aufzusetzen, als ob ich den Glauben teilte, daß John Jago noch am Leben wäre.

Jedem Andern gegenüber hätte ich offen bekannt, daß meine Überzeugung in nichts erschüttert worden sei. Wenn kein Streit am Kalkofen stattgefunden hätte, wäre ich allenfalls bereit gewesen zu glauben, daß John Jagos verschwinden mit der schrecklichen Enttäuschung, welche er durch Naomi erfahren, zusammenhing. Dieselbe krankhafte Furcht sich lächerlich zumachen, welche ihn in dem Streit mit Silas unter meinem Fenster zu der Behauptung verführt hatte, daß Naomi ihm völlig gleichgültig sei, konnte ihn ebenso gut dazu bestimmt haben, sich sofort von dem Schauplatz seiner Niederlage heimlich zu entfernen. Aber von mir zu verlangen, daß ich nach dem, was am Kalkofen vorgegangen war, glauben sollte, daß er noch am Leben sei, war dasselbe, als hätte man mir zugemutet, Ambrosius Erzählung für verbürgte Wahrheit zu halten.

Ich hatte derselben von Anfang an misstraut und konnte nicht umhin, in diesem Misstrauen zu verharren. Wenn man mich aufgerufen hätte zu entscheiden, wo nach meiner Ansicht die größere Wahrscheinlichkeit läge, ob in der Geschichte, wie sie Ambrosius bei seiner Verteidigung erzählt, oder in der, wie sie Silas in seinem Bekenntnis dargestellt, so hätte ich bekennen müssen, ganz gleich mit welchem Widerstreben, daß mir die des Bekenntnisses die glaubwürdigere von beiden schiene.

Konnte ich das aber Naomi sagen? Ich hätte lieber fünfzig Aufforderungen zur Auffindung von John Jago in die Zeitungen geschrieben, als ihr einen solchen Kummer bereitet. Und Keiner hätte das vermocht., dem sie so teuer wie mir gewesen wäre.

Ich entwarf den Aufruf, welcher in den »Morwicker Merkur« eingerückt werden sollte, etwa folgendermaßen:

»Mord.«

»Die Zeitungen der Vereinigten Staaten werden gebeten zu veröffentlichen, daß Ambrosius Meadowcroft und Silas Meadowcroft von Morwick Farm in Morwick County in Untersuchung sich befinden, unter der Anklage John Jago, welcher von der Farm und aus der Nachbarschaft verschwunden ist, ermordet zu haben. Wer im Stande ist, über die Existenz des besagten Jago Auskunft zu geben, wird durch unverzügliche Mitteilung derselben das Leben zweier fälschlich angeklagten Männer retten. Jago ist etwa fünf Fuß vier Zoll groß und von hagerer Gestalt; seine Gesichtsfarbe ist außerordentlich bleich; seine Augen sind dunkel, sehr glänzend und ruhelos; sein dicker schwarzer Backen- und Schnurrbart bedeckt den unteren Teil seines Gesichts. Die ganze Erscheinung des Mannes ist wild und phantastisch.«

Ich fügte das Datum und die Adresse hinzu und noch denselben Abend ward ein reitender.Bote nach Narrabee geschickt, um den Aufruf in die nächste Nummer des Blattes einrücken zu lassen.

Als wir uns an diesem Abend trennten, sah Naomi schon fast so heiter und glücklich wie sonst aus. Da sie den Aufruf auf seinem Wege zur Druckerei wußte, war sie voll sanguinischer Hoffnung – sie war des Erfolges ganz gewiss.

»Sie wissen nicht, wie sehr sie mich getröstet haben,« sagte sie in ihrer offenen, warmherzigen Weise, als wir uns gute Nacht sagten. »Alle Blätter werden es abdrucken und noch ehe die Woche herum ist, werden wir von John Jago hören.« Sie hatte sich schon einige Schritte entfernt, kehrte aber wieder um und flüsterte mir ins Ohr: »Silas werde ich dies Bekenntnis nie und nimmer vergeben.. Wenn er wieder mit Ambrosius unter einem Dache leben sollte – ich glaube, ich wäre im Stande Ambrosius nicht zu heiraten.«

Damit verließ sie mich. Ihre letzten Worte verfolgten mich in den schlaflosen Stunden der Nacht. Daß sie überhaupt den Gedanken an die Möglichkeit, Ambrosius nicht zu heiraten, fassen konnte, war, ich muß es beschämt gestehen, eine direkte Ermutigung gewisser Hoffnungen, welche ich bereits im Stillen zu hegen begonnen hatte.

Der folgende Tag brachte mir einen Geschäftsbrief. Mein Clerk fragte an, ob irgendeine Aussicht wäre, daß ich zur Eröffnung der nächsten Gerichtsperiode zurückkehrte. Ich antwortete unbedenklich: »Es ist mir vorläufig unmöglich., die Zeit meiner Rückkehr zu bestimmen.« Naomi war im Zimmer während ich schrieb. Was würde sie geantwortet haben, wenn ich zu ihr gesagt hätte, wie es, sich der Wahrheit gemäß verhielt, daß sie für diesen Brief verantwortlich wäre?

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0+
Дата выхода на Литрес:
06 декабря 2019
Объем:
90 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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