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Читать книгу: «Der Mondstein», страница 42

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»Und was denken Sie davon, Sergeant?«

»Ich halte die Sache für ernst. Nach dem zu urtheilen, was der Junge gesehen hat, sind für’s Erste ein mal die Indier im Spiel.«

»Ja wohl, und der Matrose ist offenbar der Mann, welchem Herr Luker den Diamanten übergeben hat. Es ist sonderbar, aber Herr Bruff und ich und der von Herrn Bruff angestellte Mann scheinen uns alle Drei in der betreffenden Person geirrt zu haben.«

»Durchaus nicht sonderbar, Herr Blake Es ist nur zu wahrscheinlich, daß Herr Luker, in Betracht der Gefahr, welcher diese Person sich aussetzt, Sie Alle nach einer vorher mit der Person getroffenen Verabredung absichtlich irre geleitet hat.«

»Verstehen Sie denn die Vorgänge in dem Wirthshaus?« fragte ich. »Der wie ein Handwerker gekleidete Mann handelte natürlich im Dienst der Indier, aber warum er sich plötzlich betrunken stellte, vermag ich mir sowenig zu erklären, wie Stachelbeere.«

»Ich glaube, ich kann Ihnen darüber einen aufklärenden Wink geben,« sagte der Sergeant. »Wenn Sie sich die Sache überlegen, so werden Sie finden, daß der Mann ziemlich genaue Instructionen von den Indiern gehabt haben muß. Sie selbst sind von viel zu auffallender Erscheinung, als daß sie es hätten riskiren können, sich in der Bank oder in dem Wirthshause blicken zu lassen. Sie mußten sich ganz auf ihren Bevollmächtigten verlassen. Nun wohl. Der Bevollmächtigte hörte im Wirthshause eine gewisse Nummer als die Nummer des Zimmers nennen, in welchem der Matrose und folgeweise auch, wenn Sie nicht ganz auf dem Irrwege sind, der Diamant übernachten sollte. Unter diesen Umständen würden die Indier, darauf können Sie sich verlassen, eine genaue Beschreibung des Zimmers, seiner Lage im Hause, der Möglichkeit, von außen in dasselbe zu gelangen u. s. w. verlangt haben. Was konnte der Mann mit solchen Instructionen anders thun, als eben das, was er gethan hat? Er lief hinauf, sich das Zimmer anzusehen, bevor der Matrose hinaufgeführt worden war. Dort wurde er bei seinem Auskundschaften ertappt und nahm seine Zuflucht zu einer simulirten Betrunkenheit, als dem besten Mittel, sich aus der Affaire zu ziehen. So löse ich mir das Räthsel. Aus dem Hause geworfen, überbrachte er vermuthlich seinen Bericht dahin, wo seine Vollmachtgeber auf ihn warteten, und diese schickten ihn ohne Zweifel wieder nach dem Wirthshause zurück, um sich zu vergewissern, daß der Matrose daselbst bis zum nächsten Morgen definitiv sein Quartier aufgeschlagen habe. Was sich in dem »Glücksrad« weiter begeben hat, nachdem der Junge fortgegangen war, das hätten wir gestern Abend zu erfahren suchen müssen. Es ist jetzt elf Uhr. Wir müssen sehen, was wir noch thun können, und das Beste hoffen.«

Eine Viertelstunde später hielt unser Wagen in Shore Lane und öffnete Stachelbeere den Wagenschlag für uns.

»Sind wir da?« fragte der Sergeant.

»Ja wohl, Herr!« antwortete der Junge.

In dem Moment, wo wir die Schwelle des »Glücksrades« betraten, war es selbst für meine unerfahrenen Augen klar, daß hier im Hause Etwas nicht in Ordnung sei.

Die einzige hinter dem Schenktische stehende Person war ein des Geschäfts völlig unkundiges, confuses Dienstmädchen. Einige wenige Habitués, die auf ihren Morgentrunk warteten, klopften ungeduldig mit ihrem Gelde auf den Schenktisch. Das Schenkmädchen trat aufgeregt und preoccupirt aus den inneren Räumen des Hauses herein. Auf Sergeant Cuff’s Frage nach dem Wirth erklärte sie patzig, ihr Herr sei oben und wolle von Niemandem incommodirt sein.

»Folgen Sie mir,« sagte Sergeant Cuff, indem er ganz ruhig uns voran die Treppen hinaufging und dem Jungen winkte, mitzukommen.

Das Schenkmädchen rief ihrem Herrn hinauf, daß Fremde in das Haus dringen wollten.

Auf dem Vorplatze des ersten Stocks begegnete uns der Wirth, der in einem höchst aufgeregten Zustande heruntergelaufen kam, zu sehen, was es gebe.

»Wer zum Teufel sind Sie, und was wollen Sie hier?« fragte er.

»Ruhig Blut!« sagte der Sergeant kühl. »Ich will Ihnen zuerst sagen, wer ich bin; ich bin Sergeant Cuff.«

Der berühmte Name that auf der Stelle seine Wirkung. Der zornige Wirth riß die Thür eines Wohnzimmers auf und bat den Sergeanten um Verzeihung.

»Ich bin höchst verdrießlich und ungehalten, das ist wahr, Herr,« sagte er. »Es ist etwas sehr Unangenehmes diesen Morgen hier im Hause vorgefallen. Unsereins hat es schwer, guter Laune zu bleiben, Sergeant Cuff.«

»Ganz gewiß,« antwortete der Sergeant. »Ich will Ihnen, mit Ihrer Erlaubniß, ohne Weiteres sagen, was uns herführt. Dieser Herr und ich möchten Sie mit einigen Fragen über eine uns Beide interessirende Angelegenheit behelligen.«

»Was für eine Angelegenheit, Herr?« fragte der Wirth.

»Sie steht in Verbindung mit einem dunkelfarbigen Manne in Matrosenkleidung der hier übernachtet hat.«

»Guter Gott! Gerade dieser Mann versetzt unser Haus in diesem Augenblick in die höchste Verwirrung!« rief der Wirth aus. »Wissen Sie oder weiß dieser Herr irgend etwas über ihn?«

»Darauf werden wir Ihnen erst bestimmt antworten können, wenn wir ihn sehen,« antwortete der Sergeant.

»Gesehen?« wiederholte der Wirth. »Das ist seit heute Morgen um sieben Uhr gerade nicht möglich. Um diese Zeit wollte er heute Morgen geweckt werden. Man wollte ihn wecken, er gab aber trotz allen Klopfens an seine Thür keine Antwort und war auch nicht zu bewegen, dieselbe zu öffnen. Vergebens haben wir es um acht Uhr und um neun Uhr wieder versucht. Die Thür war fest verschlossen und kein Laut im Zimmer zu hören. Ich mußte diesen Morgen ausgehen und bin erst vor einer Viertelstunde wieder nach Hause gekommen. Da habe ich selbst vor seiner Thür Lärm gemacht, aber Alles vergebens. Jetzt habe ich den Kellner nach dem Schlosser geschickt. Wenn Sie einige Minuten verweilen können, meine Herren, so wollen wir die Thür öffnen lassen und sehen, was die Sache zu bedeuten hat.«

»War der Mann gestern Abend betrunken?« fragte Sergeant Cuff.

»Vollkommen nüchtern, Herr, sonst hätte ich ihn gar nicht in meinem Hause schlafen lassen.«

»Hat er sein Zimmer im Voraus bezahlt?«

»Nein.«

»Ist es möglich, daß er sein Zimmer auf einem anderen Wege als durch die Thür verlassen hat?«

»Das Zimmer ist eine Bodenkammer,« sagte der Wirth. »Aber in der Decke desselben befindet sich eine Fallthür, die nach dem Dache hinausführt, und in einer kleinen Entfernung von meinem Hause steht ein etwas niedrigeres Haus, in dem eben gebaut wird. Meinen Sie, Sergeant, der Lump könnte sich so, ohne zu bezahlen, davon gemacht haben?«

»Das würde einem Matrosen nicht unähnlich sehen,« sagte Sergeant Cuff, »so in der Frühe des Morgens, wo noch kein Mensch aus den Straßen ist. So ein Kerl ist das Klettern gewohnt und ihn würden auch Dächer nicht schwindlig machen.«

In diesem Augenblick wurde die Ankunft des Schlossers gemeldet. Wir gingen sofort Alle nach dem höchsten Stock hinauf. An dem Sergeanten fiel mir ein selbst für ihn ungewöhnlich feierlicher Ernst auf. Auch frappirte es mich, daß er den Jungen, den er bis dahin immer aufgefordert hatte, uns zu folgen, unten im Zimmer warten hieß, bis wir wieder hinunter kommen würden. Der Schlosser hatte die Thür bald genug geöffnet; dieselbe schien aber von innen durch ein Möbel verrammelt zu sein. Durch das Aufstoßen der Thür schoben wir jedoch dieses Möbel bei Seite und gelangten so in das Zimmer. Der Erste, welcher eintrat, war der Wirth, der Zweite der Sergeant und ich der Dritte, die andern anwesenden Personen folgten uns.

Wir sahen Alle zuerst nach dem Bett und fuhren Alle zusammen.

Der Mann hatte das Zimmer nicht verlassen. Er lag angekleidet auf dem Bett, das Gesicht völlig mit einem weißen Kissen bedeckt.

»Was ist daß?« sagte der Wirth, aus das Kissen deutend.

Sergeant Cuff trat, ohne zu antworten, an das Bett und hob das Kissen auf.

Das dunkle Gesicht des Mannes sah ruhig und unentstellt aus, sein schwarzes Haar und sein Bart waren ein wenig, aber sehr wenig in Unordnung. Seine Augen starrten weit geöffnet, gläsern und leer, nach der Decke. Der starre, verschleierte Blick dieser Augen entsetzte mich. Ich wandte mich ab und trat an’s offene Fenster. Die Andern traten zu Sergeant Cuff an’s Bett.

»Er ist ohnmächtig!« hörte ich den Wirth sagen.

»Er ist todt!« antwortete der Sergeant. »Schicken Sie nach dem nächsten Arzt und nach der Polizei.«

Der Kellner wurde sofort abgeschickt Sergeant Cuff blieb, wie von einem seltsamen Zauber gebannt, vor dem Bett stehen. Die Andern schienen in gespannter Erwartung dessen, was der Sergeant nun thun werde, dazustehen.

Ich stand noch immer am Fenster. Einen Augenblick später fühlte ich, wie leise an meinen Rockschoß gezupft wurde und hörte eine Knabenstimme flüstern: »Sehen Sie einmal her Herr!«

Stachelbeere war doch hinaufgekommen. Seine losen Augen rollten fürchterlich, nicht vor Schreck, sondern vor Aufregung. Er hatte auf seine eigene Hand als geheimer Polizei-Agent fungirt und eine Entdeckung gemacht: »Sehen Sie einmal her Herr,« wiederholte er und führte mich an einen in der Ecke des Zimmers stehenden Tisch.

Auf dem Tisch stand offen und leer ein kleiner hölzerner Kasten. Neben demselben lag auf der einen Seite etwas Watte, aus der andern ein zerrissenes Blatt weißes Papier, mit einem zerbrochenen Siegel und einer noch vollkommen leserlichen Aufschrift. Dieselbe lautete wie folgt:

»Deponirt bei H.H. Bushe, Lysaught & Bushe von Herrn Septimus Luker, Middleser Place, Lambeth, ein kleiner hölzerner in diesen Umschlag eingesiegelter Kasten, enthaltend einen sehr kostbaren Werthgegenstand. Der Kasten ist von den Herren Bushe & Co. nur auf Anhalten des Herrn Luker und nur demselben persönlich wieder einzuhändigen.«

Diese Zeilen beseitigen jeden weiteren Zweifel wenigstens in einer Beziehung: Der Matrose hatte Tags zuvor, als er die Bank verließ, den Diamanten bei sich gehabt.

Ich fühlte ein abermaliges Zupfen an meinem Rockschoß. Stachelbeere war noch nicht mit mir fertig.

»Gestohlen«, flüsterte der Junge, höchst vergnügt auf den leeren Kasten deutend.

»Du solltest ja unten warten,« sagte ich, »geh’ Deiner Wege.«

»Und ermordet,« fügte Stachelbeere noch vergnügter auf den Mann im Bett deutend hinzu.

Die Freude des Jungen über die greuliche Scene war mir so widerwärtig, daß ich ihn beim Arm nahm und hinaussetzte.

In dem Moment, wo ich die Thürschwelle über schritt, hörte ich Sergeant Cuff’s Stimme nach mir fragen. Er kam» mir entgegen, als ich wieder hineintrat und zog mich mit sich an’s Bett.

»Herr Blake,« sagte er, »sehen Sie sich das Gesicht des Mannes genau an. Es ist verstellt und hier ist der Beweis dafür.« Er wies mit den Finger auf einen schmalen Streifen von fahlem Weiß, der sich zwischen der dunklen Hautfarbe und dem etwas in Unordnung gerathenen Kopfhaar an der Stirn hinzog. »Wir wollen doch einmal sehen, was darunter steckt,« sagte der Sergeant, indem er plötzlich mit fester Hand in das schwarze Haar griff.

Meine Nerven waren nicht stark genug den Anblick zu ertragen. Ich wandte mich wieder von dem Bett weg.

Das Erste was ich ansah, als ich mich umdrehte, war der unausrottbare Stachelbeere, der auf einen Stuhl stehend, über die Schultern der Erwachsenen weg in athemloser Spannung mit ansah, was der Sergeant vornahm.

»Er reißt ihm die Perrücke ab,« flüsterte Stachelbeere mir als der einzigen Person im Zimmer, die nichts sehen konnte, mitleidig zu.

Nach einer athemlosen Pause ertönte ein Aufschrei des Erstaunens unter den um das Bett versammelten Leuten.

»Er hat ihm den Bart abgerissen,« rief Stachelbeere.

Wieder entstand eine Pause. Sergeant Cuff verlangte etwas. Der Wirth ging nach dem Waschtisch und kehrte mit einem mit Wasser gefüllten Becken und einem Handtuch nach dem Bett zurück.

Stachelbeere sprang vor Aufregung auf dem Stuhl herum. »Kommen Sie doch hierher, Herr. Er wäscht ihm jetzt die Farbe vom Gesicht.«

Plötzlich bahnte sich der Sergeant einen Weg durch die ihn umstehenden Leute und trat mit einem Ausdruck des Entsetzens im Gesicht gerade auf mich zu.

»Kommen Sie wieder mit uns an’s Bett,« fing er an. Dann sah er mich schärfer an und hielt inne. »Nein,« verbesserte er sich, öffnen Sie erst das versiegelte Couvert das ich Ihnen diesen Morgen gegeben habe.«

Ich that das.

»Lesen Sie den. Namen, den ich da hineingeschrieben habe. Herr Blake.«

Ich las: »Godfrey Ablewhite.«

»Nun,« sagte der Sergeant, »kommen Sie und sehen Sie den Mann auf dem Bett an.«

Ich trat mit ihm hinan. Da lag
Godfrey Ablewhite

Sechste Erzählung

von Sergeant Cuff

I

Dorking, Grafschaft Surrey, 30. Juli 1849

An Herrn Franklin Blake.

Geehrter Herr. Ich bitte Sie die verspätete Einsendung meines Berichts, welchen ich Ihnen zu liefern versprochen habe, zu entschuldigen. Ich wünschte denselben ganz vollständig zu liefern und bin dabei hier und da auf Schwierigkeiten gestoßen, welche nur mit einem kleinen Aufwand von Geduld und Zeit zu überwinden waren.

Jetzt darf ich hoffen den mir vorgesetzten Zweck erreicht zu haben. Sie werden in diesen Blättern Antworten auf die meisten, wenn nicht auf alle die Fragen in Betreff des verstorbenen Herrn Godfrey Ablewhite finden, welche Sie beschäftigte, als ich zuletzt die Ehre hatte, Sie zu sehen.

Ich will Ihnen erstens das mittheilen, was ich über die Art, wie Ihr Vetter seinen Tod gefunden hat, in Erfahrung gebracht habe und dann diesem thatsächlichen Bericht die Schlüsse hinzufügen, die sich mir aus jenen Thatsachen zu ergeben scheinen.

Darauf werde ich zweitens versuchen, Ihnen die Entdeckungen vorzulegen, welche ich in Betreff des Benehmens des Herrn Ablewhite vor, während und nach der Zeit, wo er und Sie sich zusammen als Gäste in Lady Verinder’s Landhaus befanden, gemacht habe.

II

Also erstens, die Todesart Ihres Vetters. Es scheint mir völlig zweifellos festzustehen, daß er im Schlaf oder unmittelbar nach seinem Erwachen durch Erstickung mittelst eines Bettkissens getödtet wurde, daß die seines Mordes schuldigen Personen die drei Indier sind und daß der durch das Verbrechen beabsichtigte und erreichte Zweck darin bestand, sich in den Besitz des »Mondstein« genannten Diamanten zu setzen.

Die Thatsachen, aus welchen dieser Schluß gezogen ist, ergeben sich theilweise aus einer Untersuchung des Zimmers in dem Wirthshause und theilweise aus den bei der Untersuchung des Todtenbeschauers gesammelten Aussagen.

Bei dem Erbrechen der Thür wurde der Verstorbene, das Gesicht mit dem Kopfkissen bedeckt, todt im Bette gefunden. Der Arzt, welcher die Leiche untersuchte, erklärte, nachdem ihm diese Umstände mitgetheilt waren, das Aussehen der Leiche vollkommen vereinbar mit einem Tode durch Erstickung d. h. einem dadurch bewirkten Tode, daß eine oder mehrere Personen das Kissen so lange auf Nase und Mund drückten, bis der Tod durch eine Lähmung der Lungen erfolgte.

Was demnächst die Motive des Verbrechens anlangt:

Auf dem Tisch im Zimmer fand sich ein kleiner offener leerer Kasten mit einem von demselben abgerissenen gesiegelten, mit einer Aufschrift versehenen Stück Papier. Der Kasten, das Siegel und die Aufschrift sind von Herrn Luker identificirt worden. Er hat erklärt, daß der Kasten wirklich den »»Mondstein« genannten Diamanten enthalten habe und hat sich dazu bekannt, daß er den so versiegelten Kasten am Nachmittage des 26. Juni d. J. dem verkleideten Herrn Godfrey Ablewhite übergeben habe. Hieraus ergiebt sich einfach der Schluß, daß der Diebstahl des Mondsteins das Motiv des Verbrechens war.

Was sodann die Art betrifft, wie das Verbrechen ausgeführt wurde:

Bei der Untersuchung des Zimmers, welches nur 7 Fuß hoch ist, ward eine an der Decke befindliche, auf das Dach führende Fallthür offen gefunden.

Die zum Zweck des Hinaufsteigens auf der Fallthür dienende und unter das Bett gehörige kurze Leiter stand an die Oeffnung gelehnt, so daß jede im Zimmer befindliche Person mit Leichtigkeit hinaussteigen konnte: in der Fallthür selbst fand sich grade neben der Stelle, wo von innen der Riegel befestigt war, ein mit einem sehr scharfen Instrument in das Holz geschnittenes viereckiges Loch. Auf diese Weise konnte jeder Mensch den Riegel von Außen zurückschieben, die Fallthür heben und sich allein oder mit Hilfe eines Complicen geräuschlos hinunterlassen, da das Zimmer, wie gesagt, nur 7 Fuß hoch war. Dieses Loch ist also ein unzweideutiger Beweis dafür, das eine oder mehrere Personen auf diese Weise in das Zimmer gelangt ist oder sind. Was die Art betrifft, in welcher diese Person oder Personen auf das Dach des Wirthshauses gelangte oder gelangten, so ist zu bemerken, daß das drittnächste Haus leer stand, weil daran gebaut wurde, daß die Bauarbeiter vor demselben eine lange, von der Straße bis zur Spitze des Hauses führende Leiter hatten stehen lassen, und daß diese Arbeiter, als sie am nächsten Morgen, dem 27., an die Arbeit gehen wollten, das Brett, welches sie vor die Leiter gebunden hatten, um deren Benutzung in ihrer Abwesenheit zu verhindern, von der Stelle genommen und auf der Erde liegend fanden. Was die Möglichkeit betrifft, unbemerkt diese Leiter hinauf, über die Dächer der Häuser hin und her und die Leiter wieder herabzusteigen, so ist es durch die eigene Aussage des Nachtpolizeiwächters erbracht, daß er Shore-Lane auf seiner nächtlichen Runde nur zweimal in der Stunde passirt. Auch bezeugen die Bewohner der Straße, daß Shore-Lane nach Mitternacht eine der verödetsten Straßen in London ist. Auch hier also scheint der Schluß gerechtfertigt, daß Leute mit gewöhnlicher Vorsicht und Geistesgegenwart unbemerkt die Leiter hinauf und wieder herabsteigen konnten. Daß, einmal auf dem Dache angekommen, ein Mann, der, auf der Fallthür liegend, ein Loch in dieselbe schnitt, in dieser Lage den Augen der Vorübergehenden durch die Brustwehr des Hauses völlig entzogen sein würde, ist durch einen Versuch außer Zweifel gestellt.

Was endlich die Person des- oder derjenigen betrifft, welcher oder welche das Verbrechen begangen haben:

1. Es ist bekannt, daß die Indier ein Interesse daran hatten, sich in den Besitz des Diamanten zu setzen.

2. Es ist wenigstens wahrscheinlich, daß der wie ein Indier aussehende Mann, welchen Octavius Guy am Wagenfenster mit dem wie ein Handwerker gekleideten Manne sprechen sah, einer der drei indischen Verschwörer war.

3. Es ist gewiß, daß derselbe wie ein Handwerker gekleidete Mann während des ganzen Abends des 26. gesehen worden ist, wie er Herrn Godfrey Ablewhite aus Schritt und Tritt folgte, und daß er unter Umständen, welche aus den Verdacht leiten, das er das Zimmer untersuchte, in dem Schlafzimmer gefunden wurde, als man Herrn Godfrey Ablewhite in dasselbe führte.

4. Es wurde ein Stück zerrissenen Goldfadens in dem Schlafzimmer aufgelesen welches Sachverständige für ein indisches, in England nicht bekanntes Fabrikat erklären.

5. Am Morgen des 27. wurden drei Männer, welche der Beschreibung der Indier entsprachen, in der unteren Themsestraße beobachtet und bis zur Tower-Werfte verfolgt, wo man sie mit dem nach Rotterdam gehenden Dampfboote abfahren sah.

Hier liegt ein, wenn nicht juristischer, doch moralischer Beweis vor, daß der Mord von den Indiern begangen wurde.

Ob der als Handwerker gekleidete Mann ein Mitschuldiger des Verbrechens war oder nicht, ist unmöglich zu sagen. Daß er den Mord allein begangen haben sollte, erscheint im höchsten Grade unwahrscheinlich. Allein würde er schwerlich im Stande gewesen sein, Herrn Ablewhite, der größer und stärker als er war, zu ersticken, ohne daß ein Kampf stattgefunden hätte oder ein Schrei gehört worden wäre. Ein im anstoßenden Zimmer schlafendes Dienstmädchen hörte nichts. Der unmittelbar unter dem Zimmer des Ermordeten schlafende Wirth eben so wenig. Alle Indicien drängen zu dem Schlusse, daß das Verbrechen von mehr als einer Person begangen wurde, und die Umstände, ich wiederhole es, rechtfertigen moralisch die Behauptung, daß es die Indier waren, welche das Verbrechen begingen.

Ich habe nur noch hinzuzufügen, daß das Verdict des Leichenbeschauers aus Ermordung durch eine oder mehrere unbekannte Personen lautete. Die Familie des Herrn Ablewhite hat eine Belohnung ausgesetzt und nichts ist unversucht geblieben, um die schuldigen Personen zu entdecken. Der wie ein Handwerker gekleidete Mann hat alle an ihn gerichteten Fragen ausweichend zu beantworten gewußt. Man hat die Spur der Indier verfolgt. Ueber die Möglichkeit, dieser Letzteren noch einmal habhaft zu werden, werde ich noch am Schlusse dieses Berichts ein Wort zu sagen haben.

Inzwischen kann ich nun, nachdem ich betreffs des Todes des Herrn Godfrey Ablewhite alles Nothwendige beigebracht habe, zu der Erzählung Dessen übergehen, was mir über seine Handlungen vor, während und nach der Zeit, wo er sich mit Ihnen zusammen in Lady Verinder’s Hause befand, bekannt geworden ist.

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0+
Дата выхода на Литрес:
04 декабря 2019
Объем:
780 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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