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Читать книгу: «Timon von Athen», страница 2

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Fünfte Scene

(Ein grosser Saal in Timons Hause.)

(Eine Musik mit Hautbois; Es wird ein grosses Banquet aufgetragen;

Timon, Lucius, Lucullus, Sempronius und andre Atheniensische Senatoren, treten mit Ventidius auf. Wenn alle herein gekommen sind, schlendert auch Apemanthus, mit mißvergnügtem Gesicht, hinter ihnen drein.)

Ventidius. Höchstgeehrter Timon! es hat den Göttern gefallen, meinen alten Vater in seine Ruhe eingehen zu lassen. Er ist glüklich vom Schauplaz gegangen, und hat mich reich hinterlassen. Ich gebe euch also, wie die Dankbarkeit gegen euer großmüthiges Herz mich verpflichtet, diese Talente, durch deren Hülf ich meine Freyheit wieder erlangt, mit verdoppeltem Dank und Erbietung meiner Gegendienste zurük.

Timon. O, das kan nicht seyn, mein rechtschaffner Ventidius; ihr mißkennet meine Freundschaft: Ich gab sie mit willigem Herzen hin; und wer kan mit Wahrheit sagen, daß er gebe, wenn er wieder empfängt? Wenn höhere als wir sind es thun, so steht es doch uns nicht an.

Apemanthus.

Ahme ihnen kühnlich nach; nüzliche Laster sind schön.

Ventidius.

Welch eine edle Denkungsart!

Timon,

(indem er sieht, daß seine Gäste viele Complimente und Umstände machen, eh sie sich sezen.)

Ceremonien sind nur erfunden worden, um falschen Thaten, holen Bewillkommungen, und erzwungner Gutthätigkeit eine Glasur zu geben; aber, wo wahre Freundschaft ist, bedarf es nichts dergleichen. Ich bitte euch, nehmet Plaz; ihr seyd mir willkommner zu meinem Wohlstand, als er mir selbst ist.

(Sie sezen sich.)

Lucius.

Wir sind immer davon überzeugt gewesen.

Apemanthus.

Ho, ho, überzeugt gewesen? Daß ihr gehangen wär't!

Timon.

Ha, Apemanthus! Ihr seyd willkommen.

Apemanthus. Ich will es aber nicht seyn; ich komme nur, daß du mich zur Thüre hinausstossest.

Timon. Pfui, wie grob du bist! Ihr habt da einen Humor angenommen, der einem Mann nicht gut läßt; es ist gar nicht hübsch. Man sagt sonst, meine Herren, (ira furor brevis est), aber dieser Mann dort ist immer entrüstet.

Apemanthus.

Laß mich auf deine Gefahr da bleiben, Timon; ich komme, Beobachtungen zu machen, ich will dich gewarnt haben.

Timon. Und ich gebe dir keine Acht; du bist ein Athenienser, und also willkommen; ich möchte für mich selbst kein Vermögen haben – Ich bitte dich, laß meine Schüsseln dich zum Stillschweigen bringen.

Apemanthus. Ich verschmähe deine Schüsseln; ich wollt' eher dran erworgen, eh ich dir jemals schmeicheln wollte. O ihr Götter, wieviel Leute essen den Timon, und er sieht sie nicht! Es schmerzt mich, ihrer so viele zu sehen, die ihren Bissen in eines einzigen Mannes Blut tauchen; und das unsinnigste ist, daß er sie noch dazu aufmuntert. Mich wundert nur, daß es Menschen giebt, die sich bey andern Menschen sicher halten. Sie sollten einander ohne Messer einladen, es wäre gut für ihre Schüsseln, und sichrer für ihr Leben. An Beyspielen fehlt es nicht; der Bursche, zum Exempel, der hier zu nächst an ihm sizt, das Brodt mit ihm theilt, und thut als ob er auch den Athem mit ihm theilen wollte, ist alle Augenblike bereitwillig, ihm einen Dolch in das Herz zu stossen. Es sind Beweise davon da. Wär' ich ein grosser Herr, ich hätte das Herz nicht zu trinken, aus Furcht, sie möchten ausspähen, wo sie meiner Luftröhre am besten beykommen könnten; grosse Herren sollten nicht anders trinken, als mit einem Harnisch um ihre Gurgel.

Timon (indem er dem Lucullus zutrinkt.)

Milord, von Herzen; laßt die Gesundheit herumgehen.

Lucullus.

Laßt sie diesen Weg gehen, mein werthester Lord.

Apemanthus.

Diesen Weg gehen – Ein braver Kerl; er weiß die Zeit wol in Acht zu nehmen; diese Gesundheiten werden noch machen, daß du und dein Vermögen die Schwindsucht kriegen werden, Timon.

(Er langt ein Stük Brodt und einen Krug mit Wasser aus seiner

Tasche.)

Hier ist etwas, das zu schwach ist, ein Sünder zu seyn, ehrliches Wasser, das noch niemand in den Schuld-Thurm gebracht hat. Mein Essen schikt sich zu meinem Trank —

(Er stellt sich hin, das Tisch-Gebett zu sprechen.)

Gastmähler sind zu stolz, den Göttern Dank zu sagen.

Apemanthus (betet:) (Ihr Götter, ich spreche euch um keine Reichthümer an, denn ich achte sie für Quark; ich bitte für niemand, als mich selbst. Verleihet, daß ich niemals so ein guter Narr werde, einem Mann auf seinen Eyd zu trauen, oder einer Hure auf ihre Thränen, oder einem Hund, der zu schlafen scheint, oder meinen Freunden, wenn ich ihrer nöthig habe; Amen, Amen.) Izt zugegriffen! Reiche Leute sündigen, und ich esse Wurzeln.

Timon.

General Alcibiades, mich däucht, euer Herz ist diesen Augenblik im Felde.

Alcibiades.

Mein Herz ist allenthalben zu euern Diensten, Milord.

Timon.

Ihr wäret lieber bey einem Frühstük von Feinden, als bey einem Mittag-Essen von Freunden gewesen.

Alcibiades. Wenn sie so frisch bluten, so ist kein besseres Gericht als sie; ich wollte meinen Freund zu einem solchen Schmaus wünschen.*

Apemanthus. Ich wollte also, daß alle diese Schmarozer deine Feinde wären, damit du sie umbrächtest, und mich darauf zu Gaste bätest.

Lucullus. Möchten wir nur das Glük haben, Milord, daß ihr uns einmal durch etwas auf die Probe sezen wolltet, wobey wir euch unsre Ergebenheit in etwas zeigen könnten; es würde uns nichts mehr zu wünschen übrig bleiben.

Timon. O, meine guten Freunde, ich zweifle keinen Augenblik, daß die Götter für Gelegenheiten gesorgt haben, wo ich eben so viel Hülfe von euch erhalten werde; wie wäret ihr sonst meine Freunde gewesen? Warum trüget ihr diesen herzrührenden Namen, vor tausenden, wenn ihr mein Herz nicht näher angienget? Ich habe über diesen Punct mehr von euch zu mir selbst gesagt, als ihr mit Bescheidenheit zu euerm eignen Behuf sagen könntet. Ihr Götter, denke ich, wozu brauchten wir Freunde zu haben, wenn wir sie niemals nöthig hätten; sie würden wie liebliche Instrumente seyn, die in Futteralen aufgehangen sind, und ihre Töne für sich selbst behalten. Mein Vertrauen zu euch geht so weit, daß ich mich oft ärmer gewünscht habe, damit ich euch näher kommen möchte; wir sind dazu gebohren, Gutes zu thun. Und was können wir gewisser und eigentlicher unser eigen nennen, als die Reichthümer unsrer Freunde? O! was für ein unschäzbarer Trost ist das, so viele zu haben, die, wie Brüder, einer über des andern Glük und Vermögen schalten können! O Freude, die schon eine Freude ist, eh sie gebohren werden kan! Meine Augen können nicht Wasser halten, däucht mich; ihren Fehler zu verbessern, trink ich euch zu!

Apemanthus.

Du weinst nur, um zu machen, daß sie dich trinken.

Lucullus. Das Vergnügen ward auf die nemliche Art in unsern Augen empfangen, und kam in demselben Augenblik wie ein neugebohrnes Kind hervor.

Apemanthus. Ho, ho! ich muß lachen, wenn ich denke, daß dieses Kind ein Bastard ist.

Ein andrer von den Gästen.

Ich versichre euch, ihr habt mich ausserordentlich gerührt.

Apemanthus.

Ausserordentlich!

(Man hört einen Trompeten-Stoß.)

Timon.

Was will diese Trompete? was giebt's? (Ein Bedienter kommt herein.)

Bedienter. Gnädiger Herr, es sind etliche Frauenzimmer draussen, welche gerne vorgelassen werden möchten.

Timon.

Frauenzimmer? Was wollen sie?

Bedienter. Sie bringen einen Vorredner mit, der das Amt trägt, ihr Gewerb anzubringen.

Timon. Ich bitte, laßt sie hereinkommen. * Diese Scytische Art zu reden, ist nicht im Character eines Atheniensers, noch des Alcibiades. Der Alcibiades unsere Autors in diesem Stük gleicht dem Alcibiades, den Plutarch schildert, wie ein Affe einem Menschen; er ist ein Held in Ostadens Geschmak gemahlt, oder wie – (Dieu le Pere dans sa gloire éternelle, peint galamment dans le gout de Wateau.)

Sechste Scene

(Cupido mit etlichen Weibspersonen, die als Amazonen gekleidet sind, und ein Balletformiren.)

Cupido. Heil dir, würdiger Timon, und euch allen, die seine Gütigkeiten schmeken! Die fünf vorzüglichsten Sinnen erkennen dich für ihren Gutthäter, und kommen, deiner überfliessenden Großmuth Dank zu erstatten. Das Ohr, der Geschmak, der Geruch und das Gefühl stehen befriedigt von deiner Tafel auf, diese hier kommen nun, deinen Augen einen Schmaus zu geben.

Timon. Sie sind alle willkommen; laßt ihnen freundlich begegnet werden; laßt Musik ihren Willkomm machen.

Lucius.

Ihr sehet, Milord, wie ausserordentlich ihr geliebt werdet.

Apemanthus. Heyda! Was für ein Geschweif von Eitelkeit zieht daher! Sie tanzen, sie sind dem Tollhaus entloffen, glaub' ich.2

(Nach geendigtem Tanz stehen die Gäste von der Tafel auf, und machen dem Timon eine Menge feyrlicher Ehrenbezeugungen: Ein jeder ließt sich sodann eine Amazonin aus, und so tanzen sie paarweise einen oder Zween muntre Tänze, und hören auf.)

Timon. Meine schönen Damen, ihr habt unserer Lustbarkeit einen Reiz gegeben, ohne den sie nicht halb so schön und anmuthig war. Eure Gegenwart hat ihr erst einen Werth und lebhaften Glanz gegeben, und das Vergnügen vollkommen gemacht, das ich meinen Gästen zu verschaffen gewünscht habe. Ich bin euch sehr dafür verbunden.

Lucius.

Milord, ihr nehmt sie uns gerade wie es am besten gegangen wäre.

Timon. Mesdames, es ist hier in dem Nebenzimmer eine kleine Tafel für euch gedekt. Nehmet einige Erfrischungen, wenn es euch beliebt.

Alle Frauenzimmer.

Mit vielem Dank, Milord.

(Sie gehen ab.)

Timon.

Flavius —

Flavius.

Gnädiger Herr —

Timon.

Bringt mir das kleine Kästchen her.

Flavius.

Ja, Gnädiger Herr.

(Bey Seite.)

Noch mehr Juweelen? Man darf ihm nicht einreden, wenn er in einer Laune ist, sonst sollt ich ihm sagen – Gut! – In der That ich sollte; wenn es zu späte seyn wird, wird er selbst wünschen, daß man ihm eingeredet hätte. Es ist zu bedauren, daß die Freygebigkeit hinten am Kopf keine Augen hat, damit ein ehrlicher Mann nicht durch ein allzu gutes Herz unglüklich werden könnte.

Lucullus.

Wo sind unsre Leute?

Bedienter.

Hier, Gnädiger Herr.

Lucullus.

Unsre Pferde!

Timon.

O meine guten Freunde!

(zu Lucullus.)

Ich hab' euch nur ein Wort zu sagen: Sehet hier Mylord; ich bitte euch, erweißt mir die Ehre, dieses Kleinod anzunehmen und zu tragen, mein gütiger Lord!

Lucullus.

Ich bin schon so sehr euer Schuldner —

Alle.

Das sind wir alle.

(Lucius, Lucullus, und die übrigen gehen ab.)

Siebende Scene

(Ein Bedienter zu Timon.)

Bedienter. Gnädiger Herr, etliche Edelleute, die kürzlich in den Senat befördert worden, wollen euch ihren Besuch machen.

Timon.

Sie sind höchstens willkommen. (Flavius kommt wieder zurük.)

Flavius. Ich bitte Euer Gnaden, erlaubet mir ein Wort; es geht euch sehr nah an.

Timon. Mich? Nun, so will ich dich ein andermal anhören. Ich bitte, sorge davor, daß wir ihnen mit etwas aufwarten können.

Flavius (vor sich.)

Ich weiß kaum womit. (Ein andrer Bedienter.)

2. Bedienter.

Mit Euer Gnaden Erlaubniß, Lord Lucius macht euch aus Freundschaft und Erkenntlichkeit ein Geschenk von vier milchweissen Pferden, mit Silber angeschirrt.

Timon.

Ich werde sie auf eine edle Art annehmen;

(zu Flavius.)

Sorget davor, daß ihnen wohl gewartet werde. (Ein dritter Bedienter.) Was giebt's? was neues?

3. Bedienter.

Mit Euer Gnaden Erlaubniß, der hochgebohrne Lord Lucullus bittet sich Euere Gesellschaft morgen auf eine Jagd aus, und hat Euer Gnaden zwo Kuppeln Windhunde hergeschikt.

Timon. Ich will mit ihm jagen; ich will sie annehmen, und nicht vergessen, ihm einen schönen Ersaz zu thun.

Flavius (vor sich.) Wo will das hinkommen? Er befiehlt uns immer Provisionen zu machen, und macht grosse Präsente, und alles aus einer leeren Kiste. Und doch will er nicht leiden, daß ich ihm zeige, was für ein Bettler seine Freygebigkeit ist; seine Versprechungen fliegen soweit über sein Vermögen hinaus, daß er für alles was er spricht, für jedes Wort, schuldig werden müßte. Er ist so gut, daß er Intressen bezahlt, um Andern Freygebigkeiten zu erzeigen. Alle seine Güter stehen in den Schuldbüchern seiner Gläubiger. Gut! ich wollte ich würde mit einer guten Art meines Diensts entsezt, eh ich gezwungen werde ihn zu verlassen. Glüklicher ist wer gar keine Freunde zu füttern hat, als solche, die noch schlimmer sind als seine erklärten Feinde selbst. Mein Herz blutet mir vor meinen Herren.

(Er geht ab.)

Timon. Ihr thut euch selbst unrecht, ihr verringert eure Verdienste zu sehr. Hier, Milord, ein kleines Merkmal unsrer Freundschaft.

1. Lord. Ich nehm' es mit höchstem Dank an.

2. Lord. Er hat das großmüthigste Herz von der Welt.

Timon.

Ah, ich erinnere mich erst izt, Milord, daß euch neulich das Castanien-braune Pferd, worauf ich ritt, wohl zu gefallen schien:

Es ist euer, weil es euch gefällt.

3. Lord. O ich bitte euch um Verzeihung, Milord, was das betrift.

Timon.

Nehmt mein Wort dafür, Milord; ich weiß, niemand kan etwas nach Verdienst loben, als was er liebt. Ich schäze meines Freundes Geschmak nach meinem eignen! ich spreche in vollem Ernst – Meine Herren, ich werde mich bey euch melden lassen.

Alle Lords.

O! niemand wird uns so willkommen seyn.

Timon. Alle Besuche, und besonders die eurigen, sind mir so werth und angenehm, daß es nicht genug ist, wenn ich euch davor danke; ich könnte Königreiche unter meine Freunde austheilen, und es nie müde werden. Alcibiades, du bist ein Soldat, und also selten reich; deine Einkünfte sind unter den Todten, und deine Ländereyen ligen in einem Schlachtfeld —

Alcibiades.

Es ist noch Land's genug einzunehmen, Milord.

1. Lord. Wir sind euch so gänzlich verpflichtet —

Timon.

Das bin ich euch.

2. Lord. So unendlich verbunden —

Timon.

Alles auf meiner Seite. Lichter, mehr Lichter!

3. Lord.

Wir wünschen euch eine beständige Dauer der vollkommensten Glükseligkeit, Lord Timon.

Timon.

Zum Dienst meiner Freunde.

(Die Lords gehen ab.)

Achte Scene

Apemanthus. Was das für ein Gelerm ist, für ein Geschnäbel, und für Scharr- Füsse! Ich zweifle, ob ihre Beine das Geld werth sind, das man für sie ausgegeben hat. Freundschaft ist voller Hefen; mich däucht, falsche Herzen sollten niemals gesunde Beine haben. So tauschen ehrliche Narren ihr Geld an Complimente.3

Timon. Nun, Apemanthus, wenn du nicht mürrisch wärest, so wollt' ich gut gegen dich seyn.

Apemanthus. Nein, ich will nichts; denn wenn ich auch noch bestochen würde, so bliebe niemand übrig, der dich durch die Hechel ziehen würde, und denn würdest du noch mehr sündigen. Du verschenkst so lange, Timon, besorg' ich, daß du in kurzem dich selbst weggeben wirst. Wozu sollen alle diese Gastmähler, dieser Prunk und dieser eitle Aufwand?

Timon. O wenn du anfängst über alle Geselligkeit loszuziehen, so schwör ich, ich will dir keinen Blik mehr gönnen. Lebe wohl, und komme mit einer bessern Musik wieder.

Apemanthus. So – du willt mich izt nicht hören, du sollst auch nicht! Ich will dir das einzige Mittel entziehen, was dich noch retten könnte. O, daß die Ohren der Leute nur für guten Rath taub sind, und nicht für Schmeicheley.

(Geht ab.)

Zweyter Aufzug

Erste Scene

(Ein öffentlicher Plaz in der Stadt.)

(Ein Senator tritt auf.)

Senator. Und unlängst, fünf tausend; dem Varro und dem Isidorus ist er neuntausend schuldig, und dann meine vorhergehende Schuld; das macht zusammen fünf und zwanzig – Nimmt denn die Wuth der Verschwendung kein Ende bey ihm? Es kan nicht dauern, es kan nicht. Wenn ich Geld brauche, so darf ich nur einen Bettler-Hund stehlen, und ihn dem Timon geben; der Hund münzt mir Geld. Wenn ich gern mein Pferd verkaufte, um zehen bessere dafür zu kauffen, gut, so geb ich mein Pferd dem Timon; ich verlange nichts, ich schenk es ihm, gleich wirft es mir zehen tüchtige Pferde. Er hat keinen Thürhüter an seiner Pforte, sondern einen Kerl der immer lächelt und alles einlädt, was vorbey geht. Das kan nicht dauern; es ist vernünftigerweise unmöglich, daß eine solche Wirthschaft dauern könnte. Caphis, he! Caphis, sag ich. (Caphis tritt auf.)

Caphis.

Hier, mein Herr, was habt ihr zu befehlen?

Senator. Zieh deinen Rok an, und geh in Eile zu dem Lord Timon; treib ihn für die Bezahlung der Gelder, die er mir schuldig ist; laß dich durch keine schlechte Weigerung abweisen, oder durch ein: Mein Compliment an euern Herrn, zum Schweigen bringen, und dir mit der Müze in der rechten Hand die Thüre weisen, so – sondern sag ihm, ich hab es unumgänglich nöthig; der Termin sey verstrichen, und die Frist die ich ihm gegeben, habe schon meinen Credit geschwächt; Ich liebe und ehre ihn, aber es sey mir nicht zuzumuthen, daß ich den Hals breche, um seinen Finger zu heilen; Meine Bedürfnisse seyen dringend, und können durch Vertröstungen nicht befriediget werden, sondern erheischen unmittelbare Hülfe. Geh; nimm eine ungestüme Mine an, mach' ein Anforderungs-Gesicht; denn ich besorge, wenn jede Feder in ihrem eignen Flügel steken wird, so wird Lord Timon, der izt wie ein Phönix schimmert, nur eine nakte Möwe übrig bleiben – Geh, sag ich.

Caphis.

Ich gehe, Herr.

Senator. Ich gehe, Herr? – Nehmt die Verschreibungen mit euch, und gebt wohl auf die Datums Acht.

Caphis.

Ich will, Herr.

Senator.

Geh.

(Sie gehen ab.)

Zweyte Scene

(Verwandelt sich in Timons Halle.)

(Flavius tritt mit verschiednen Obligationen in der Hand auf.)

Flavius. Keine Sorge, kein Maaß noch Ziel! Er bekümmert sich so wenig um seine Ausgaben, daß er weder darauf denkt wie er sie bestreiten, noch wie er diesem Strom von Verschwendung Einhalt thun wolle. Niemals ist so viel Güte mit so viel Thorheit in einem Menschen beysammen gewesen – Was ist zu thun? – Er wird nicht hören, bis er fühlt; ich muß freymüthig mit ihm sprechen, wenn er von der Jagd heimkommt! O! weh! weh! weh! (Caphis, Isidor und Varro treten auf.)

Caphis.

Guten Abend, Varro; wie, kommt ihr auch um Geld zu fordern?

Varro.

Das wird vermuthlich euer Geschäft auch seyn?

Caphis.

Es ist nicht anders, und euers auch, Isidor?

Isidor.

So ist es.

Caphis.

Ich wollte, wir wären alle bezahlt.

Varro.

Mir ist nicht wohl bey der Sache.

Caphis.

Hier kommt der Lord. (Timon und sein Gefolge treten auf.)

Timon.

Sobald wir zu Mittag gegessen haben, wollen wir wieder fort. Mein Alcibiades – Nun, was ist euer Begehren.

(Sie bieten ihm ihre Handschriften hin.)

Caphis.

Gnädiger Herr, hier ist eine Rechnung von gewissen Schulden —

Timon.

Schulden? Woher seyd ihr?

Caphis.

Von Athen, hier, Gnädiger Herr.

Timon.

Geht zu meinem Verwalter.

Caphis. Euer Gnaden wollen mir's zu gut halten, er hat mich diesen ganzen Monat durch von einem Tag auf den andern vertröstet; mein Herr wird durch eine dringende Veranlassung genöthiget, das Seinige einzufordern, und bittet demüthig, Euer Gnaden möchte, nach dero bekannten Großmuth ihm sein Recht angedeyhen lassen.

Timon.

Mein ehrlicher Freund, komm den nächsten Morgen wieder.

Caphis.

Nein, Gnädiger Herr —

Timon.

Mäßige dich, guter Freund.

Varro.

Eines gewissen Varro's Bedienter, gnädiger Herr.

Isidor.

Von Isidor, er bittet um schleunige Bezahlung.

Caphis.

Wenn Euer Gnaden die Noth wüßte, worinn mein Herr stekt. —

Varro. Die Verschreibung, gnädiger Herr, ist schon vor sechs Wochen verfallen —

Isidor.

Euer Haushofmeister weißt mich ab, und ich bin ausdrüklich zu Euer Gnaden geschikt worden.

Timon.

Laßt mich nur zu Athem kommen, —

(zu seinen Begleitern)

Ich bitte euch, meine werthesten Herren, gehet hinein, ich werde euch in einem Augenblik aufwarten —

(Die Lords gehen ab.)

Kommt hieher;

(zu Flavius)

Wie geht das zu, daß ich auf eine so schimpfliche Art mit ungestümen Anfordrungen wegen Schulden, verfallnen Handschriften, und Vorenthaltung längst richtig zumachender Zahlungen angefallen werde?

Flavius. Mit eurer Erlaubniß, meine Herren; es ist izt keine gelegne Zeit für euer Geschäfte; wartet bis nach Mittag, damit ich Seiner Gnaden inzwischen begreiflich machen kan, warum ihr noch nicht bezahlt seyd.

Timon.

Thut das, meine Freunde.

(zu Flavius.)

Seht, daß ihnen wohl begegnet werde.

(Timon geht ab.)

Flavius.

Ich bitte euch, kommt herein.

(Flavius geht ab.)

2.Apemanthus fährt hier im Original in etlichen Zeilen fort, über die Weltfreuden und die Schmeichler loszuziehen; es ist aber, ungeachtet der Bemühung des Hrn. Warbürton, so wenig Zusammenhang in dieser corrupten Rede, daß man sie lieber gar weggelassen; da es ohnehin weiter nichts als eine ganz alltägliche Capucinade ist, an der man wenig verliehrt.
3.Wenn in dieser Rede wenig Sinn und Zusammenhang ist, so muß man wissen, daß sie im Original in Reimen geschrieben ist, wie viele andre in diesem Stüke. Die Reime scheinen dem Shakespear viel zu schaffen gemacht zu haben; sein freyer und feuriger Genie geht darinn wie ein Läuffer in Courier-Stiefeln.
Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
30 сентября 2017
Объем:
90 стр. 1 иллюстрация
Переводчик:
Правообладатель:
Public Domain

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