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Читать книгу: «Romeo und Juliette», страница 6

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Zweyte Scene

(Verwandelt sich in Capulets Haus.)

(Capulet, Lady Capulet, Amme, und zween oder drey Bediente treten auf.)

Capulet. Lade alle Gäste ein, deren Namen auf diesem Papier sind – Du, geh und bestelle mir zwanzig gute Köche.

Bedienter. Ihr sollt keinen schlechten kriegen, Gnädiger Herr, denn ich will probieren, ob sie ihre Finger leken können.

Capulet.

Wie willst du das probieren?

Bedienter. Sapperment, Gnädiger Herr, das muß ein schlechter Koch seyn, der seine eigne Finger nicht leken kan; wenn also einer seine Finger nicht leken kan, so soll er daheim bleiben.

Capulet. Geh, geh – Wir werden schlecht genug auf einen solchen Anlaß versehen seyn – He? ist meine Tochter zu Bruder Lorenzen gegangen?

Amme.

Ja, wahrlich.

Capulet. Gut; vielleicht kan er etwas gutes bey ihr ausrichten: die unartige, eigensinnige Beze, die sie ist! (Juliette zu den Vorigen.)

Amme.

Seht, da kommt sie von der Beichte; sie sieht ganz frölich aus —

Capulet.

Was giebts, Starr-Kopf? Wo seyd ihr herumgeschwärmt?

Juliette. Ich war an einem Ort, wo ich die Sünde des Ungehorsams gegen euch und eure Befehle bereuen lernte, und wo mir auferlegt wurde, auf meine Knie zu fallen und euch um Vergebung zu bitten – Vergebet mir also, ich bitte euch; von nun an soll euer Wille allezeit meine Richtschnur seyn.

Capulet. Schikt nach dem Grafen, geht, sagt ihm das; ich will diesen Knoten gleich morgen zusammengeknüpft haben.

Juliette. Ich traf ihn in Bruder Lorenzens Celle an, und begegnete ihm so freundlich als ich konnte, ohne die Grenzen der Anständigkeit zu überschreiten.

Capulet. Gut, das hör' ich gerne, es ist gut, steh auf; es ist wie es seyn soll; ich muß den Grafen sehen – He, zum Henker, geht, sag' ich, und holt ihn her – Nun, bey Gott, dieser Pater ist in der That ein ehrwürdiger heiliger Mann, und ein Mann, dem unsre ganze Stadt viel zu danken hat.

Juliette. Amme, wollt ihr mit mir in mein Zimmer gehen, und mir den Puz aussuchen helfen, den ihr auf den morgenden Tag schiklich findet?

Lady Capulet.

Es ist noch Zeit genug bis Donnerstag.

Capulet.

Geh, Amme, geh mit ihr; morgen soll die Ceremonie vor sich gehen.

(Juliette und Amme gehen ab.)

Lady Capulet. Aber wo sollen wir auf diese Weise Zeit zu den Vorbereitungen hernehmen? Es ist schon beynahe Nacht.

Capulet. Still, ich will selbst ausgehen, und es soll für alles gesorgt werden, Frau, ich stehe dir davor. Geh du zu Julietten, hilf sie aufpuzen; ich will heute nicht zu Bette gehen, laß mich allein: Ich will einmal in meinem Leben die Hausmutter vorstellen – he! holla! – Sie sind alle fort; gut, ich will selbst zu Graf Paris gehen, damit er sich auf morgen gefaßt mache. Es ist mir recht leicht um's Herz, seitdem sich das Hexen-Mädchen so zum Ziel gelegt hat.

(Sie gehen ab.)

Dritte Scene

(Juliettens Zimmer.)

(Juliette und die Amme treten auf.)

Juliette. Ja, dieser Anzug ist der beste; aber, liebe Amme, ich bitte, laß mich heute Nacht allein; ich werde einen guten Theil davon mit beten zubringen, um den Himmel zu bewegen, daß er mein Vorhaben begünstige – Du kennst meine sündhaften Umstände, und weißst also wol, daß ichs nöthig habe. (Lady Capulet zu den Vorigen.)

Lady.

Wie, so geschäftig? Kan ich euch was helfen?

Juliette. Nein, Gnädige Mamma, wir haben alles zusammengesucht, was wir auf unsern morgenden Umstand nöthig haben können; wenn ihr's erlauben wolltet, so wünscht' ich izt allein gelassen zu werden, und daß ihr die Amme bey euch aufbleiben liesset; denn ich bin gewiß, daß ihr bey diesem unverhoften Vorfall alle Hände voll zu thun haben werdet.

Lady Capulet.

Gute Nacht, geh du zu Bette und schlafe; du hast es vonnöthen.

(Lady Capulet und Amme gehen ab.)

Juliette. Gute Nacht – Gott weiß, wenn wir uns wieder sehen werden! – Ich weiß nicht was für ein kalter schrekhafter Schauer durch meine Adern fährt – Ich will sie zurükruffen, daß sie mir einen Muth einsprechen – Amme! – Aber was soll sie hier? Ich muß meine schrekenvolle Scene nothwendig allein spielen – Komm, Phiole – Wie wenn diese Tinctur keine Würkung thäte? Soll ich mich dann mit Gewalt an den Grafen verheurathen lassen? Nein, nein, diß soll es verwehren – Lig' du hier —

(Sie weißt auf einen Dolch.)

Wie, wenn es ein Gift wäre, das mir der Pater auf eine feine Art beybringen will, um mich aus dem Wege zu schaffen, aus Furcht seine Ehre möchte unter dieser Heurath leiden, da er mich schon vorher mit dem Romeo getrauet hat? Ich fürcht', es ist so, und doch, däucht mich, kan es nicht seyn, denn er ist immer als ein heiliger Mann befunden worden. Wie, wenn ich, nachdem man mich in die Gruft geleget, eher erwache als Romeo gekommen ist, mich abzuholen? Das ist ein fürchterlicher Umstand: Werd ich nicht in diesem Gewölbe, dessen fauler Mund keine gesunde Luft einathmet, von dem verpesteten Schwall erstikt werden, eh mein Romeo kommt? Und wenn ich auch lebe, ist es nicht ganz natürlich, daß die grauenvolle Scene von Tod und Nacht, die Vorstellung des Orts, wo ich bin – in diesem uralten Gewölbe, wo seit so vielen hundert Jahren die Gebeine aller meiner Vorfahren zusammengehäuft ligen – wo der blutige Tybalt in gähnender Verwesung in seinen Grabtüchern ligt – wo, wie man sagt, zu gewissen Stunden in der Nacht Geister gehen – O! Himmel, ist es nicht wahrscheinlich, daß die scheuslichen Ausdünstungen, das gräßliche Geheul der Gespenster, (gleich den Alraunen, wenn sie aus der Erde gerissen werden,) Töne, von deren Anhören lebende Menschen den Verstand verliehren – mich vor der Zeit erweken werden; oder wenn ich erwache, werd' ich von allen diesen Schreknissen umringt, von Sinnen kommen, wahnwiziger Weise mit meiner Voreltern Gebeinen spielen, den halbverfaulten Tybalt aus seinen Tüchern reissen, und in dieser Raserey, mit den Knochen irgend eines grossen Ahnherrn, wie mit einer Keule, mir mein verzweifelndes Gehirn ausschlagen? – O! Sieh, mich däucht ich sehe meines Vetters Geist, der diesen Romeo bey mir sucht, seinen Mörder! und meinen Gemahl! – Halt, Tybalt, halt! Romeo, ich komme! Diß trink ich dir zu.

(Sie trinkt die Phiole aus, und wirft sich auf ihr Bette.)

Vierte Scene

(Ein Vorsaal in Capulets Hause.)

(Lady Capulet und die Amme treten auf.)

Lady Capulet.

Warte, nimm diese Schlüssel, und hole mehr Gewürz, Amme.

Amme.

Sie ruffen um Datteln und Quitten in die Tarte? (Capulet zu den Vorigen.)

Capulet.

Auf, munter, hurtig, regt euch, der Hahn hat schon zum andern mal gekräht, die Morgen-Gloke ist schon geläutet worden, es ist drey Uhr – Sieh zu dem Bakwerk, gute Angelica – Spar't nur nichts an den Sachen —

Amme.

Geht, geht, und mengt euch nicht in Weiber-Sachen – geht in euer Bett, ihr werdet morgen krank dafür seyn, daß ihr diese Nacht nicht geschlaffen habt.

Capulet.

Nein, nichts weniger – was? Ich denke wol der Zeit, da ich ganze Nächte durch um einer schlechtern Ursache willen gewacht habe, und bin nie krank geworden.

Lady. Ja, ja, ihr seyd ein feiner Mäuse-Jäger in eurer Jugend gewesen – aber heutigs Tags will ich euch schon bewachen, daß ihr nicht so wachen sollt.

(Lady Capulet und Amme gehen ab.)

Capulet. Eifersucht, pure Eifersucht! Nun, Bursche, was giebt's hier zu thun? (Drey oder viere mit Bratspiessen, Körben, Holz, u. s. w. treten auf.)

Bedienter.

Sachen für den Koch, Gnädiger Herr, aber ich weiß nicht was.

Capulet.

Macht hurtig, macht hurtig; Schurke, hole trokneres Holz, ruf dem Peter, er wird dir weisen wo es ligt.

Bedienter. Gnädiger Herr, um Klöze zu finden, hab' ich selber Kopfs genug, ich brauche keinen Peter dazu.

Capulet. Sakerlot! wol gegeben, – du hast Wiz, Bursche, ha, ha – Aber bey meiner Treue, es ist schon Tag —

(Man hört Musik von Ferne.)

Der Graf wird bald mit Musicanten hier seyn – er hat es versprochen – Ich hör ihn schon kommen. Amme – Frau – wie, holla, he! Amme, sag ich! (Die Amme kommt.) Geh, weke Julietten, geh und puze sie auf, ich will gehn und indeß mit Paris schwazen: Fort, mach hurtig, mach hurtig, der Bräutigam ist schon da – Mach hurtig, sag ich —

(Sie gehen ab.)

Fünfte Scene

(Verwandelt sich in Juliettens Schlaf-Zimmer; Juliette ligt auf dem Bette.)

(Die Amme tritt wieder auf.)

Amme. Gnädiges Fräulein he! Fräulein! Juliette Das heißt geschlaffen, das gesteh ich – he, Däubchen – he, Fräulein – fy, ihr Sieben-Schläferin – he! Liebchen, sag ich – Fräulein – Herzchen – Braut – wie? nicht ein Wort? Ich seh, ihr nehmt für eure drey Pfenninge zum Voraus; ihr schlaft vor die ganze Woche; gut, in der nächsten Nacht, da bin ich gut dafür, wird Graf Paris Mann dafür seyn, daß ihr wenig genug schlafen sollt – Gott verzeih mir's – heilige Marie! und Amen! – was für einen gesunden Schlaf sie hat! Ich muß sie aufschreyen – Fräulein, Fräulein, Fräulein – Nun, wahrlich, laßt nur den Grafen euch in sein Bette kriegen, er wird euch aufrütteln, mein Treu – Kan's denn nicht seyn? Wie, angezogen, in euern Kleidern – und wieder zurük! – Ich muß Ernst brauchen – Fräulein, Fräulein, Fräulein – O Gott! o Gott! helft, helft, helft! Mein Fräulein ist todt! O Herzenleid! O! warum mußt ich gebohren werden! – O, einen Schluk Aquavit – he! – Gnädiger Herr! Gnädige Frau! (Lady Capulet.)

Lady Capulet.

Was ist hier für ein Geschrey?

Amme.

O unglükseliger Tag!

Lady Capulet.

Was ist's, was ist's?

Amme.

Da seht – O unglüklicher Tag!

Lady Capulet. O Gott, o Gott! mein Kind, mein einziges Leben! leb wieder auf, sieh mich an, oder laß mich mit dir sterben. Hülfe, Hülfe! schrey um Hülfe! (Capulet zu den Vorigen.)

Capulet.

Schämt euch doch, warum bringt ihr Julietten so lange nicht; ihr Gemahl ist gekommen.

Amme. Sie ist todt, gestorben ist sie, sie ist todt: O! daß es Gott erbarme!

Capulet. Ha! laßt mich sehen – O Himmel! es ist aus, sie ist kalt, ihr Blut ist gestockt und ihre Gelenke sind starr – ihre Lippen sind ohne Leben, der Tod ligt auf ihr, wie ein frühzeitiger Frost auf der angenehmsten Blume des ganzen Gefildes. Verfluchter Unfall! Unglükseliger alter Mann!

Amme.

O des kläglichen Hochzeit-Tags!

Lady Capulet.

Arme trostlose Mutter!

Capulet.

Der Tod, der mir die Freude meines Alters geraubt hat, bindet meine Zunge, und will mich nicht reden lassen. (Bruder Lorenz und Paris mit Musicanten.)

Bruder Lorenz.

Kommt, ist die Braut fertig zum Kirchgang?

Capulet. Zum Kirchgang, aber nicht zur Heimholung. O Sohn, in der Nacht vor deinem Hochzeit-Tag ist der Tod bey deinem Weibe gelegen. Sieh, hier ligt sie, die holde Blume die sie war, nun von ihm ihres Schmuks beraubt: Der Tod ist mein Tochter-Mann.

Paris. Hab ich so lange mich gesehnt, diesen Morgen zu sehen, und giebt er mir nun einen solchen Anblik?

Lady Capulet. Verfluchter, elender, unseliger, verhaßter Tag! Jammervolleste Stunde, die jemals die Zeit auf ihrer immerwährenden Pilgrimschaft erblikte! Nur ein einziges, ein armes, einziges, liebes, zärtliches Kind; nur ein einziges, das mir zur Freude und zum Trost war, und der unbarmherzige Tod hat es mir weggenommen.16

Capulet. Unseliger Zufall! – Mußte unsre Freude auf eine so meuchelmördrische Art ermordet werden! O mein Kind, mein Kind! Meine Seele, nicht mein Kind, sollst du todt seyn? O Gott, todt! – Mein Kind ist todt – alle meine Hoffnungen sinken mit ihm ins Grab.

Bruder Lorenz. Nun, so hemmt doch endlich diesen Ausbruch der Ungeduld und Verzweiflung! Alle diese trostlosen Klagen können euer Weh nicht heilen: Der Himmel und ihr hattet Antheil an diesem liebenswürdigen Mädchen; nun hat der Himmel Alles, und desto besser ist es für sie. Euern Antheil an ihr konntet ihr nicht vor dem Tode bewahren: Aber der Himmel erhält den seinen bey ewigem Leben. Alles was ihr suchtet, war ihre Erhebung – und ihr weint nun, sie über die Wolken, so hoch als der Himmel selber ist, erhoben zu sehen? Was für eine verkehrte Liebe zu euerm Kind ist das, daß ihr von Sinnen kommen wollt, da ihr seht daß sie glüklich ist! Troknet eure Thränen, umstekt diese schöne Leiche mit Rosmarin, und traget sie, wie es der Gebrauch ist, in ihrem besten Anzug in die Kirche.

Capulet.

Alle Zurüstungen, die wir zu unserm Fest gemacht haben, verwandeln sich nun in ein trauervolles Leichen-Gepränge. Unsre musicalischen Instrumente in melancholische Todten-Gloken, unser hochzeitliches Gastmahl in ein schwermüthiges Leichen-Mahl, unsre festlichen Lobgesänge in bange Klaglieder, und unsre hochzeitlichen Blumen-

Kränze dienen nun eine Todten-Baare zu schmüken – O der kläglichen Verwandlung!

Bruder Lorenz.

Gnädiger Herr, geht hinein, und ihr, Madam, geht mit ihm, und ihr, Signor Paris; ein jedes bereite sich, diese schöne Leiche zu ihrem Grabe zu begleiten; und hütet euch, durch murrende Ungeduld den über euch schwebenden Zorn des Himmels noch mehr zu reizen.

(Sie gehen ab.)

Sechste Scene. (Die Amme und die Musicanten bleiben, wie natürlich, zurük. Die leztern sind so fein, es von sich selbst zu merken, daß sie hier zu nichts mehr nuzen, und die weise Amme sagt es ihnen noch zum Überfluß; sie steken also ihre Pfeiffen ein, und wollen gehen. Aber zu grossem Vergnügen der Zuschauer in den obersten Gegenden kommt Peter, und verlangt, daß sie ihm ein lustiges Stükchen aufspielen sollen; dieses giebt dann den Anlaß zu einem kleinen) Divertissement (von Wortspielen und Spässen im Geschmak des Wiener- Harlequins; einer Abwechslung, die freylich, (wie der sinnreiche Herr von Voltaire weislich bemerkt,) dem Geschmak unsers Autors und seiner Zeitgenossen wenig Ehre macht, aber doch den Vortheil mit sich führt, daß die Zuschauer, (welche ans Ende doch in die Comödie gegangen sind, um sich einen Spaß zu machen,) durch die kläglichen Scenen nicht gar zu sehr gerührt werden.)

Fünfter Aufzug

Erste Scene

(Mantua.)

(Romeo tritt auf.)

Romeo. Wenn ich den schmeichelnden Eingebungen des Schlafs trauen dürfte, so würden mir meine Träume angenehme Neuigkeiten vorbedeuten. Ein ungewöhnlicher Geist der Frölichkeit erfüllt meinen Busen, und hebt mich mit angenehmen Gedanken über den Boden empor: Ich träumte, meine Geliebte käme und fände mich todt – (Was für ein seltsames Ding ein Traum ist, daß er todten Leuten doch noch die Erlaubniß giebt zu denken!) – und hauchte durch ihre Küsse ein solches Leben in meine Lippen, daß ich wieder von den Todten auferstand und ein Kayser wurde. O Himmel! wie süß ist der würkliche Genuß der Liebe, da ihre Schatten schon so reich an Wonne sind! (Balthasar tritt auf.) Neue Zeitungen von Verona – Wie steht's Balthasar? Bringst du mir Briefe vom Pater? Was macht meine Geliebte? Ist mein Vater wohl? Was macht meine Juliette? Das muß ich noch einmal fragen; denn wenn sie wohl ist, so ist nichts übel.

Balthasar. So ist sie denn wohl und nichts ist übel. Ihr Leichnam schläft in dem Begräbniß der Capulets, und ihr unsterblicher Theil lebt mit Engeln. Ich sah sie in das Gewölb ihrer Familie legen, und nahm sogleich die Post es euch zu berichten. Vergebung, Gnädiger Herr, daß mein Dienst mich nöthigt, euch eine so böse Zeitung zu bringen!

Romeo.

Ist es würklich so? – So biet' ich euch Troz, ihr Sterne! – Du kennst meine Wohnung, geh, hole mir Dinte und Papier, und bestelle Post-

Pferde – Ich will diese Nacht noch fort.

Balthasar.

Um Vergebung, Gnädiger Herr, ich darf euch nicht so verlassen. Eure Blike sind düster und wild, und bedeuten nichts Gutes.

Romeo.

Stille! du betrügst dich. Verlaß mich und thu was ich dir sage:

Hast du keine Briefe vom Pater an mich?

Balthasar.

Nein, gnädiger Herr.

Romeo. Das hat nichts zu bedeuten: geh, und bestelle die Pferde; ich will gleich bey dir seyn.

(Balthasar geht ab.)

Gut, Juliette, heute Nacht will ich bey dir ligen – Laß sehen, wie machen wir das? Wie schnell findet Unheil den Eingang in ein verzweifelndes Gemüth! – Ich erinnre mich eines Apothekers, der hier irgend wohnt, und den ich lezthin in einem zerlumpten Kittel, mit überhangenden Augbrauen, Kräuter suchend fand. Ich faßte den Mann ins Auge; seine Blike sahen mager und verhungert aus, Kummer und Elend schien ihn bis auf die Knochen abgenuzt zu haben; in seiner armseligen Bude hieng eine Schildkröte, ein ausgestopfter Alligator, und ein paar andre Häute von mißgeschaffnen Fischen; und rings um auf dem Gestelle stuhnd ein bettelhaftes Gepränge von leeren Büchsen, grünen irdnen Töpfen, Blasen, muffigen Saamen, Resten von Pakfaden, und alte Rosen-Kuchen dünn genug zerstreut, damit es doch etwas gleich sehen sollte. In dem Augenblik da mir dieser armselige Zustand in die Augen fiel, dacht' ich bey mir selbst, wenn izt einer Gift brauchte, dessen Verkauff in Mantua ohne Gnad' am Leben gestraft wird, so lebt hier ein armseliger Tropf, der ihm's zu kauffen gäbe. O! dieser Gedanke war eine Ahnung, daß ich diesen Mann bald selber nöthig haben würde. So viel ich mich erinnere, sollte diß das Haus seyn; weil heut ein Feyertag ist, so ist des Bettlers Bude geschlossen. Holla! he! Apotheker. (Der Apotheker kommt heraus.)

Apotheker.

Wer ruft so laut?

Romeo. Komm hervor, Mann! Ich sehe, du bist arm; sieh, da sind vierzig Ducaten, gieb mir eine Drachme Gift davor, von so schneller Würkung, daß es sich in einem Augenblik durch alle Adern verbreite, und der Lebens-überdrüssige, der es einnimmt, so plözlich und mit solcher Gewalt des Athemholens entladen werde, als das unaufhaltsame Pulver, sobald es sich entzündet, aus dem fatalen Bauch einer Canone losbricht.

Apotheker. Dergleichen tödtliche Präparata hab' ich; aber das Gesez ist Tod für den, welcher sie hergiebt.

Romeo. Bist du so nakend und mit Elend beladen, und fürchtest den Tod? Hunger sizt auf deinen Wangen, Mangel und Kummer schauen aus deinen holen Augen hervor, Verachtung und Betteley hangen auf deinem Rüken, und du fürchtest den Tod? Die Welt ist nicht dein Freund, und ihr Gesez auch nicht; die Welt giebt kein Gesez dich reich zu machen; sey also klüger, brich es, und nimm mein Gold.

Apotheker.

Meine Dürftigkeit williget ein, nicht mein Wille.

Romeo.

Auch bezahl' ich nicht deinen Willen, sondern deine Dürftigkeit.

Apotheker. Gießt dieses in was für einen Liquor ihr wollt, und trinkt es aus; und wenn ihr die Stärke von zwanzig Männern hättet, so wird es euch in die andre Welt schiken.

Romeo. Hier ist dein Gold; ein schädlichers Gift für die Seelen der Menschen, und welches mehr Mordthaten in dieser heillosen Welt verursacht, als diese arme Quaksalbereyen, die du nicht verkauffen kanst: Ich habe dir Gift verkauft, nicht du mir – fahre wohl, kauf dir zu essen, und mach, daß du zu Fleisch kommst – Komm, Herz- Stärkung, nicht Gift; komm mit mir, wo ich dich brauche, zu Juliettens Grab.

(Sie gehen ab.)

Zweyte Scene

(Verwandelt sich in das Kloster zu Verona.)

(Bruder Johann tritt auf.)

Johann.

Ehrwürdiger Sohn des heiligen Franciscus, Bruder! he! (Bruder Lorenz kommt heraus.)

Lorenz. Das sollte Bruder Johanns Stimme seyn – Willkommen von Mantua; was sagt Romeo? Oder habt ihr mir einen Brief von ihm?

Johann. Da ich abreisen wollte, gieng ich, einen Baarfusser-Bruder von unserm Orden zum Reise-Gefährten zu suchen, der hier in der Stadt war, um Kranken beyzustehen. Ich fand ihn; aber wie wir aus dem Hause gehen wollten, kamen die Visitatoren der Stadt, und weil sie einen Argwohn hatten, daß in dem Hause worinn sie uns fanden, eine anstekende Krankheit grassiere, versiegelten sie die Thüren und liessen uns nicht fort; so daß also meine Reise nach Mantua unterbleiben mußte.

Lorenz.

Wer brachte dann dem Romeo meinen Brief?

Johann. Ich konnt' ihn nicht fortschiken, hier ist er wieder; ich konnte nicht einmal jemand finden, der ihn dir wiedergebracht hätte, so groß war ihre Furcht, sie möchten angestekt werden.

Lorenz.

Das ist ein unglüklicher Zufall! Bey meinem Ordens-Gelübd, der Brief enthielt Sachen von der grössesten Wichtigkeit, und diese Versäumung kan böse Folgen haben. Bruder Johann, geh, schaff mir ein Brech-Eisen und bring mirs in meine Celle.

Lorenz. Nun muß ich allein in die Gruft; in den nächsten drey Stunden wird die schöne Juliette erwachen – Wie wird sie über mich schmählen, daß ihr Romeo von allen diesen Vorfällen keine Nachricht bekommen hat! Aber ich will noch einmal nach Mantua schreiben, und sie indeß in meiner Celle verbergen, bis Romeo kommt. Arme lebende Leiche, ich eile, dich aus deiner Todten-Gruft zu ziehen! —

(Er geht ab.)

16.Paris hat hier im Original eine Rede, die vollkommner (Non- Sense) ist, und durch die er die Amme ablößt, die sich mit unaufhörlichen Ausruffungen "O weh, o weh; o Tag, o Tag," heiser geschrien. Man hat beyde dem Genius des Shakespears aufgeopfert.
Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
30 сентября 2017
Объем:
110 стр. 1 иллюстрация
Переводчик:
Правообладатель:
Public Domain

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