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Читать книгу: «Leben und Tod Königs Richard des zweyten», страница 2

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Fünfte Scene

König Richard (Zu Gaunt.)

Oheim, ich sehe den Gram deines Herzens in den Spiegeln deiner Augen; dein kummervolles Aussehen hat von der Zahl seiner verbannten Jahre viere abgerissen; wenn sechs Winter verflossen sind, Bolingbrok, so kehre, mir willkommen, von deiner Verbannung heim.

Bolingbroke.

Welch eine lange Zeit ligt in einem einzigen kleinen Wort! Vier langsame Winter und vier muntre Frühlinge verliehren sich in einem Wort, so mächtig ist der Athem der Könige.

Gaunt.

Ich danke meinem gebietenden Herrn, daß er, in Ansehung meiner, meines Sohnes Verbannung um vier Jahre abkürzt; aber was wird diese Mildigkeit mir helfen, da eh die sechs, die er verliehren muß, verflossen sind, meine vom Alter aufgezehrte Lampe verloschen seyn kan?

König Richard.

Wie, Oheim, du hast noch viele Jahre zu leben.

Gaunt.

Aber keine Minute, König, die du geben kanst; du kanst meine Tage durch Gram abkürzen, du kanst Nächte von meinem Leben abreissen, aber du kanst mir keinen Morgen leihen; du, du kanst der Zeit helfen mich früher alt zu machen, aber keine einzige Falte von meiner Stirne nehmen; du kanst durch ein Wort meinen Tod gebieten, aber wenn ich todt bin, ist dein Königreich zu wenig, mir nur einen Athemzug zu kauffen.

König Richard.

Dein Sohn ist auf Einrathen unsers Staats-Rathes verbannt, und du selbst hast deine Stimme dazu gegeben; warum rümpfest du izt die Stirne über unsre Gerechtigkeit?

Gaunt.

Dinge, die im Münde süß sind, werden in der Verdauung sauer; ihr dranget in mich, daß ich als ein Richter reden sollte; aber ich wollte lieber ihr hättet mir befohlen als ein Vater zu reden. O! wär' es ein Fremder gewesen, und nicht mein Sohn, ich würde ein gelinderes Urtheil ausgesprochen haben. Weh mir! ich besorgte, man möchte mir eine übertriebne Nachsicht gegen die meinigen Schuld geben, und den Vorwurf der Partheylichkeit zu vermeiden, hab' ich durch meine Stimme mir selbst das Leben abgesprochen.

König Richard.

Vetter, lebe wohl; und ihr, Oheim, nehmt euern Abschied von ihm; wir verbannen ihn auf sechs Jahre, und er soll gehen.

(Geht ab.)

Sechste Scene

Aumerle.

Vetter, leb wohl! Was wir uns gegenwärtig nicht sagen können, das laßt aus dem Ort eures Aufenthalts, eure Briefe sagen.

Marschall.

Milord, ich beurlaube mich nicht von euch; denn ich will an eurer Seite reiten, so weit mich das Land tragen wird.

Gaunt.

Warum bist du so sparsam mit deinen Worten, daß du die verbindliche Reden deiner Freunde nicht beantwortest?

Bolingbroke.

Ich habe ihrer zu wenige, zum Abschied nehmen, da meine Zunge verschwendrisch seyn sollte, den überströmenden Schmerz meines Herzens auszuathmen.

Gaunt.

Du hast keinen andern Schmerz als deine Abwesenheit; was sind sechs Winter? sie sind schnell vorüber.

Bolingbroke.

Für die Glüklichen; der Kummer macht aus einer Stunde zehen.

Gaunt.

Nenn es eine Reise, die du für dein Vergnügen machst.

Bolingbroke.

Mein seufzendes Herz würde mich lügen heissen, wenn ich eine Lustreise nennen wollte, was ihm eine gezwungne Pilgrimschaft ist.

Gaunt.

Alle Örter die des Himmels Auge besucht, sind für den weisen Mann sichre Porte, und Himmel voll Wonne. Lehre die Nothwendigkeit so denken, es ist keine Tugend über die Nothwendigkeit. Denke nicht, der König habe dich verbannt, sondern du den König. Ein Ungemach drükt uns nur heftig, wenn wir es unmännlich tragen. Geh, sage, ich habe dich weggeschikt, Ruhm zu erwerben; nicht, der König habe dich verbannt. Oder bilde dir ein, es hange fressende Pestilenz in unsrer Luft, und du fliehest unter einen reinen Himmel. Sieh, alles was deiner Seele theuer ist, davon bilde dir ein, es lig' in dem Weg den du gehst, nicht in dem, so du verlässest; bilde dir ein, die Vögel seyen Musicanten; das Gras worauf du trittst, der Fußboden eines grossen Saals; die Blumen, schöne Damen; und deine Schritte, ein frölicher Tanz. Der Kummer beißt nur schwach, sobald man einen Scherz daraus macht.

Bolingbroke.

O, wer kan Feuer in seiner Hand tragen, und an den befrornen Caucasus denken? Wer kan den nagenden Hunger durch die blosse Erinnrung an ein Gastmahl stillen; oder, wenn er nakend im December Schnee gienge, sich durch die Vorstellung eines phantastischen Sommers erwärmen? O nein, die Vorstellungen des Guten schärfen nur das schmerzhafte Gefühl des Bösen, und der Zahn des giftigen Kummers —

Gaunt.

Komm, komm, mein Sohn, ich will dich ein Stük Weges begleiten; hätt' ich deine Jugend und deine Sache, ich wollte keinen Augenblik zögern.

Bolingbroke. So gehabe dich dann wohl, Engländischer Boden! Gehabe dich wohl, mein mütterliches Land, meine Säugerin, die noch diese kurzen Augenblike mich trägt. Wohin ich auch wandre, kan ich doch, obgleich verbannt, mich rühmen, daß ich ein echter Engländer bin.

(Sie gehen ab.)

Siebende Scene

(Der Hof.)

(König Richard, Bagott, Green, u.s.w. treten zu einer, und Lord Aumerle zu der andern Thür herein.)

König Richard (zu Bagott.)

In der That, wir bemerkten es auch – Vetter Aumerle, wie weit habt ihr den hohen Hereford begleitet?

Aumerle.

Ich begleitete den hohen Hereford, wenn ihr ihn so nennen wollt, nicht weiter als bis an die nächste Landstrasse, und dort verließ ich ihn.

König Richard.

Und saget, sind viele Thränen beym Abschied vergossen worden?

Aumerle.

Meiner Treue, von mir keine, ausser daß der Nord-Ostwind, der uns sehr scharf ins Gesicht blies, mir ein wenig Wasser aus den Augen preßte, und dadurch von ungefehr unsern kalten Abschied mit einer Thräne zierte.

König Richard.

Was sagte euer Vetter, wie ihr Abschied nahmt?

Aumerle.

Leb wohl! – und weil sich mein Herz nicht überwinden konnte, meine Zunge dieses Wort so entheiligen zu lassen, so stellte ich mich, als ob ich so betrübt sey, daß ich vor Schmerz nicht reden könne. Auf meine Ehre, wenn das Wort Lebwohl die Stunden hätte verlängern und Jahre zu seiner Verbannungs-Zeit hinzu thun können, er sollte eine ganze Last Lebewohl bekommen haben; aber weil das nicht war, so kriegte er keines von mir.

König Richard.

Er ist unser Anverwandter, Vetter, aber es ist zweifelhaft, ob er, wenn ihn die Zeit aus seiner Verbannung einst zurük beruft, als unser Freund wieder kommen wird. Wir selbst, und Bagot hier, und Buschy, und Green, haben beobachtet, wie er dem gemeinen Volke den Hof machte; wie er mit demüthiger und vertraulicher Höflichkeit sich in ihren Herzen unterzutauchen schien; was für Reverenze er auf der Strasse vor Sclaven hinwarf; wie er das Mitleiden der ärmsten Handwerksleute durch die Zauberey seines Lächelns und die scheinbare Geduld, womit er sich seinem Unglük unterzog, zu erschleichen suchte. Als ob er verlangte, daß sie ihre Liebe und ihre Wünsche mit ihm verbannen sollten. Er zog seinen Hut vor einem Austern-Mensch ab, und ein paar Karrenzieher, die ihm zurieffen: Gott geleit ihn! empfiengen den Tribut seiner biegsamen Knie mit – grossen Dank, meine Landsleute, meine lieben Freunde; gleich als wäre England sein künftiges Erbtheil, und er die nächste Hoffnung unsrer Unterthanen.

Green.

Gut, er ist nun fort, und diese Gedanken mögen mit ihm gehen; eine wichtigere Sorge ist izt, Gnädigster Herr, wie den Aufrührern in Irland zu begegnen sey, eh ein längerer Aufschub ihnen mehr Mittel zu ihrem Vortheil und Eurer Majestät Schaden darbietet.

König Richard.

Wir wollen diesem Krieg in Person beywohnen; und weil unsre Kisten durch den Aufwand eines zu grossen Hofes, und durch unsparsame Freygebigkeit in etwas leicht worden sind, so sehen wir uns genöthiget, unsre Cron-Einkünfte zu verpachten; die Summen die uns dadurch eingehen, werden für die gegenwärtigen Angelegenheiten zureichen; und wenn sie auch ausgehen, so wollen wir unsern Substituten in England Vollmachten geben, alle reichen Leute, die ihnen bekannt werden, nach Proportion um beträchtliche Summen Gelds zu taxieren, und uns selbige nachzuschiken; denn wir wollen uns ungesäumt nach Irland erheben. (Buschy zu den Vorigen.)

König Richard.

Buschy, was giebt's?

Buschy.

Der alte Johann von Gaunt ist krank, Gnädigster Herr, hat einen plötzlichen Anstoß bekommen, und sendet einen Boten in gröster Eil hieher, Euer Majestät zu bitten, ihn mit einem Besuch zu begnadigen.

König Richard.

Wo ligt er?

Buschy.

Zu Ely-House.

König Richard.

Nun gieb doch, gütiger Himmel, seinen Ärzten in den Sinn, ihm ungesäumt in sein Grab zu helfen; das Futter von seinen Kisten schikt sich vortreflich, unsern Soldaten für diesen Irländischen Krieg Röke daraus zu machen. Kommt, meine Herren, wir wollen ihn besuchen; Gott gebe, daß wir eilen und zu späte kommen!

(Sie gehen ab.)

Zweyter Aufzug

Erste Scene

(Ely-House.)

(Gaunt, der krank herein getragen wird; mit dem Herzog von York.)

Gaunt.

Will der König kommen, daß ich meinen lezten Athem in heilsamem Rath für seine noch verbesserliche Jugend aushauchen kan?

York.

Plaget euch selbst nicht, und verschwendet nicht so die wenige Kräfte, die ihr noch übrig habt; sein Ohr ist vor allem guten Rath verschlossen.

Gaunt.

Aber man sagt doch, daß die Zungen sterbender Menschen, gleich der zauberischen Harmonie zur Aufmerksamkeit nöthigen; sparsame Worte werden selten vergebens aufgewandt, denn diejenigen sagen die Wahrheit, die ihre Worte mit Schmerzen athmen müssen. Einer, der bald aufhören wird zu reden, wird eher gehört, als diejenigen, denen Jugend und Wohlaufseyn erlauben, sich in Worte zu ergiessen. Man giebt mehr auf der Menschen Ende acht, als auf ihr Leben; wie die Sonne nie mit mehr Vergnügen beschaut wird, als wenn sie untergeht, und an einer Musik nichts aufmerksamer macht als der Schluß. Ob Richard gleich die Räthe nicht hören wollte, die ich ihm in meinem Leben gab, so mag vielleicht der ernste Ton des Todes sein taubes Ohr durchdringen.

York.

Sein Ohr wird noch von andern Zaubertönen verstopft, als von dem schmeichelnden Lobe seiner Regierung; überdas giebt es ausschweiffende Gesellschafter, deren vergiftete Reden das ungewahrsame Ohr der Jugend immer offen finden; Erzählungen von Moden in dem stolzen Italien, dessen Sitten unsre blöde, affenmäßige Nation, beständig auf eine plumpe Art nachahmet. Wo treibt die Welt irgend eine Eitelkeit hervor, (wenn sie nur neu ist, sie mag so nichtswürdig seyn als sie will,) die nicht augenbliklich in seine Ohren gesumset wird? Wo der Wille, vom Wiz unterstüzt, sich wider die Vernunft empört, da kommt guter Rath allezeit zu spät; versuch' es nicht, denjenigen leiten zu wollen, der sein eigner Wegweiser seyn will; du würdest deinen Athem verliehren, und das ist gerade was dir mangelt.

Gaunt.

Mich däucht, ich bin ein neubegeisterter Prophet, und sterbend weissage ich so von ihm. Seine rasche, ausgelassene, unbezähmte Jugendhize, kan nicht von langer Dauer seyn; ein heftiges Feuer brennt sich bald selbst aus. Sanfte Regen dauren lange, plözliche Stürme gehen bald vorüber; der wird bald müde, der anfangs die Sporren zu stark gebraucht; und wer allzugierig ißt, hat am bäldesten genug. Leichtsinnige Eitelkeit, nachdem sie wie ein unersättlicher Vielfraß alle ihre Mittel verzehrt hat, wird bald gezwungen, sich selbst aufzuzehren. Dieser glorreiche Königs-Thron, diese bezepterte Insel, dieses majestätische Land, dieser Siz des Kriegs-Gottes, dieses andre Eden, dieses feste Castell, das die Natur für sich selbst aufgeworfen hat, um sich vor fremder Anstekung und feindseligem Anfall zu sichern, dieser edle Stamm von Menschen, dieser in die Silber-See eingefaßte Edelstein, dieser kleine Inbegriff der Welt, dem der umgebende Ocean für eine Mauer, oder für einen beschüzenden Graben gegen den Neid nicht so glükseliger Länder dient; diese Mutter und Sängerin königlicher Helden, welche ihr Vaterland furchtbar, ihre Geburt erlaucht, und ihre Thaten ruhmwürdig machen, wegen ihres christlichen Eifers und ihrer ritterlichen Tapferkeit so weit berühmt, als das Grab des Welt-Erlösers, in dem verstokten Judenlande von uns entfernt ist; dieses edle, würdige, theure Land, von dem glänzenden Ruhm seiner Söhne über alle andre emporgehoben, ist nun ausgemiethet, (ich sterbe, da ich es ausspreche) wie ein Pachthof oder Baurengut ausgepachtet! England, von der triumphierenden See umwunden, deren felsichtes Ufer den neidischen Siz des wäßrichten Neptuns zurükschlägt, ist auf eine schändliche Art in Fesseln von Pergament geworfen, und die Besiegerin andrer Völker hat eine schaamvolle Eroberung von sich selbst gemacht.4 O! möchte diese Schmach mit meinem Leben sich enden, wie glüklich wäre mein Tod!

Zweyte Scene

(König Richard, die Königin, Aumerle, Buschy, Green, Bagot, Roß und Willoughby zu den Vorigen.)

York.

Der König ist gekommen; gehet sanft mit seiner Jugend zu Werke; junge feurige Füllen, wenn sie aufgebracht werden, rasen nur desto mehr.

Königin.

Wie steht es um unsern edeln Oheim Lancaster?

König Richard.

Wie steht's Mann? Was macht der alte Gaunt?

Gaunt.

O dieser Name schikt sich für meinen Zustand!5 Ja wohl der alte Gaunt, und nichts als Haut und Knochen (Gaunt) vor Alter! Der Kummer in mir, hat eine verdrießliche Fasten gehalten, und wer wird nicht mager, der sich des Fleisches enthalten muß? Lange hab' ich für das schlafende England gewacht, und Wachen zehrt ab und macht mager. Das Vergnügen wovon einige Väter sich nähren, der Anblik meiner Kinder ist mir gänzlich untersagt; und die Fasten, die du mir hierinn auferlegt hast, hat mich ganz mager gemacht, mager für das Grab, mager wie ein Grab, dessen holer Leib nichts als Knochen enthält.

König Richard.

Können kranke Leute so spizfündig mit Worten spielen?

Gaunt.

Nein, aber Elend hat keine andre Kurzweile, als über sich selbst zu spotten. [Weil du meinen Namen in mir zu tödten suchst, so spotte ich meines Namens, Grosser König, um dir zu schmeicheln.6

König Richard.

Sollen sterbende Leute den lebenden schmeicheln?

Gaunt.

Nein, nein, die lebenden Leute schmeicheln den Sterbenden.

König Richard.

Du, ein Sterbender, sagst ja, du schmeichelst mir.

Gaunt.

O nein, du stirbst, ob ich gleich kränker bin.

König Richard.

Ich bin gesund, ich athme, und sehe daß du übel bist.

Gaunt.

O! der, der mich erschuf, weiß es, daß ich Dich übel sehe.] Mir ist für mich selbst übel, aber gar zu übel, indem ich dich ansehe. Dein Todbette ist nichts geringers als dein Land, worinn du an deinem Ruhm krank ligst; und du, allzunachläßiger Patient, übergiebst deine gesalbte Person den nemlichen Ärzten zu heilen, die dich krank gemacht haben. Tausend Schmeichler sizen um den Cirkel deiner Crone herum, und ob dieser Cirkel gleich nicht grösser ist als dein Haupt, so verliehrst du doch mit ihm dein ganzes Land, welches er umspannt. O hätte dein Großvater mit dem Aug' eines Propheten vorhersehen können, daß seines Sohns Sohn seine Söhne zu Grund richten würde, er würde dir's unmöglich gemacht haben, dich selbst so zu entehren, indem er dich vor deiner Einsezung entsezt hätte, dich, der izt eingesezt ist, um sich selbst zu entsezen. Wie? Vetter! wärest du Herr der ganzen Welt, so wär' es dir doch schimpflich dein Land zu verpachten; aber da deine ganze Welt in diesem einzigen Lande besteht, ist es nicht mehr als Schande, es so zu entehren? Landsaß von England bist du, nicht König. Deine gesezmäßige Oberherrlichkeit ist eine Leibeigne des Gesezes, und du —

König Richard.

Und du, ein mondsüchtiger aberwiziger Narr, der auf das Privilegium eines Fiebers hin, sich erfrecht, mit deinen kalten Erinnerungen unsre Wange blaß zu machen, und das königliche Blut mit Ungestüm von seinem natürlichen Siz zu treiben. Nun, bey der Majestät meines angestammten Throns, wärst du nicht ein Bruder von dem Sohne des grossen Eduard, die Zunge, die so frey in deinem Kopf herum rennt, sollte deinen Kopf von deinen unehrwürdigen Schultern herunter rennen.

Gaunt.

O schone meiner nicht, meines Bruder Edward's Sohn, weil ich seines Vater Edwards Sohn war. Das Blut das ich von ihm habe, hast du längst wie ein Pelican, ausgezapft, und in trunknem Muth verschmaußt. Mein Bruder Glocester, eine aufrichtige, wohlgesinnte Seele, (glüklich möge sie unter des Himmels seligen Geistern seyn!) hat schon zum Beyspiel dienen müssen, wie wenig du Bedenken trägst, Edwards Blut zu vergiessen. Vereinige dich immerhin mit meiner Krankheit, und brich durch deine Hartherzigkeit eine vorhin schon welke Blume ab! Leb' in deiner Schande, aber deine Schande sterbe nicht mit dir! Und mögen diese meine lezten Worte künftig deine Peiniger seyn! Tragt mich in mein Bette, und dann in mein Grab. Die mögen leben, die Liebe und Ehre haben!

(Er wird hinweg getragen.)

König Richard.

Und laßt die sterben, die Alter und Launen haben; du hast beydes, und beydes gehört in ein Grab.

York.

Ich bitte euer Majestät, seine Reden der verdrießlichmachenden Krankheit und dem hohen Alter zu gut zu halten; er liebt euch, bey meinem Leben, so sehr als Heinrich von Hereford, wenn er hier wäre.

König Richard.

Recht, ihr sagt die Wahrheit, wie Herefords Liebe, so ist seine, und wie die ihrige so ist meine; und alles mag seyn wie es ist.

Dritte Scene

(Northumberland zu den Vorigen.)

Northumberland.

Gnädigster Herr, der alte Gaunt empfiehlt sich Eurer Majestät.

König Richard.

Was sagt der alte Gaunt?

Northumberland.

Nichts mehr; er hat alles gesagt, was er zu sagen hatte; seine Zunge ist nun ein Instrument ohne Saiten; Sprache, Leben und alles hat den alten Lancaster verlassen.

York.

Möge York der nächste seyn, den dieses Schiksal trift. So arm der Tod ist, so endet er doch alles sterbliche Weh.

König Richard.

Die reiffeste Frucht fällt zuerst; seine Zeit ist abgelauffen, und die unsrige lauft noch; so viel hievon! – Nun müssen wir unsre Aufmerksamkeit auf die Irländischen Unruhen richten; wir müssen diese rohen zottelköpfichten Kernen7 unterdrüken, eh die anstekende Empörung weiter um sich frißt; und da diese grossen Geschäfte einen ziemlichen Aufwand erfordern, so bemächtigen wir uns hiemit, zu unsrer Unterstüzung alles baaren Gelds, Gold- und Silbergeschirrs, aller Einkünfte, und aller beweglichen und unbeweglichen Güter, die der alte Gaunt verlassen hat.

York.

Wie lange werd' ich noch Geduld behalten? O wie lange wird noch eine, vielleicht zu schüchterne Empfindung meiner Pflicht, mich jede Ungerechtigkeit geduldig leiden machen? Nicht Glosters Tod, noch Herefords Verbannung, nicht Gaunts erlidtne Kränkungen, noch Englands einheimische Wunden, noch meine eigne Verachtung, haben mich jemals meine geduldige Stirne gegen meinen König rümpfen gemacht. Ich bin der lezte von des grossen Edwards Söhnen, von denen der Prinz von Wales, dein Vater der erste war. Im Krieg war kein Löwe kühner, im Frieden kein Lamm sanftmüthiger, als dieser edle junge Prinz. Du hast seine Gesichtsbildung, so sah er aus; aber wenn er die Stirne runzelte, so war es gegen die Franzosen, nicht gegen seine Freunde: Seine edle Hand gewann erst das was sie ausgab, und verthat nicht, was sein siegreicher Vater gewonnen hatte. Seine Hand wurde oft mit dem Blut der Feinde seines Hauses, niemals mit dem Blut der Seinigen besudelt. O Richard! York muß noch mehr sagen, oder er hat schon zu viel gesagt.

König Richard.

Wie, mein Oheim, was wollt ihr dann sagen?

York.

O mein Gnädigster Herr, vergebet mir, wenn es euch gefällt; wo nicht, so laß ich mir auch gefallen, daß ihr mir nicht vergebt. Ihr sucht euch der Ländereyen, Güter und Rechte des verbannten Hereford zu bemächtigen? Wenn Gaunt todt ist, lebt nicht Hereford? War Gaunt nicht redlich, und ist Heinrich nicht getreu? Verdiente jener nicht, einen Erben zu haben? Ist nicht sein Erbe ein verdienstvoller Sohn? Kanst du Herefords Rechte, kanst du seine Titel, Urkunden und wohlhergebrachte Gerechtsame aufheben, und gewiß seyn, ob du morgen noch seyn wirst, was du bist? Denn woher bist du ein König, als durch das Recht der Erbfolge? Wenn ihr gewaltthätiger Weise die Erbschaft Herefords an euch reissen, die Vollmacht seines General-Procurators, in seinem Namen davon Besiz zu nehmen, vernichten, und ihm die angebotne Huldigung versagen wollt; so häuft ihr tausend Gefahren über euer Haupt, verliehrt tausend wohlgesinnte Herzen, und reizet selbst meine sanftmüthige Geduld zu Gedanken, welche Pflicht und Ehre nicht denken können.

König Richard.

Denkt was ihr wollt; wir nehmen alle seine Güter, Mobilien, Baarschaften und Ländereyen, zu unsern Händen.

York.

Wenigstens will ich kein Augenzeuge davon seyn; lebet wohl, mein gebietender Herr; was hieraus entstehen wird, kan niemand sagen. Aber aus schlimmen Handlungen läßt sich ohne Mühe weissagen, daß ihre Folgen nicht gut seyn können.

(Er geht ab.)

König Richard.

Geh, Buschy, ungesäumt zu dem Grafen von Wiltschire, und ersuch ihn zu uns nach Ely-House zu kommen, und der Vollziehung dieses Geschäftes vorzustehen. Morgen wollen wir nach Irland, es ist Zeit. Indessen ernennen wir, während unsrer Abwesenheit, unsern Oheim York zum Lord-Statthalter von England, denn er ist rechtschaffen, und war uns jederzeit zugethan. Kommet, meine Königin; morgen müssen wir uns scheiden; beruhigt euch, wir werden nicht lange abwesend seyn.

(König Richard, Königin und Gefolge gehen ab.)

4.Was für eine Rede in dem Mund eines alten sterbenden Prinzen, der sich über Engbrüstigkeit und kurzen Athem beklagt! Indessen war dieses schülerhafte rhetorische Gewäsche, diese auf einander gehäuften, übel zusammenpassenden Metaphern, und diese abmattenden Tautologien, die allgemeine Mode in unsere Autors Zeit.
5.Alle diese Wortspiele, die in dem Mund eines Tertianers kindisch wären, und in dem Mund eines Sterbenden unerträglich sind, gründen sich auf die Bedeutung des Namens Gaunt, der im Englischen so viel heißt als mager, abgezehrt, der nur noch Haut und Knochen hat.
6.Die Zeilen, die hier und in der Folge in [] eingeschlossen sind, sind im Original in Reimen.
7.Nahme einer Art von leichtbewaffnetem Irländischem Fußvolk.
Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
30 сентября 2017
Объем:
100 стр. 1 иллюстрация
Переводчик:
Правообладатель:
Public Domain

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