Читать книгу: «Ra und seine Freunde», страница 2
“Meine Herren”, fuhr der Verteidigungsminister fort, “die Lage ist seit heute Morgen unverändert. Da drüben, keine 100 Meter entfernt schwebt das Objekt über dem Boden und nichts geschieht. Wir haben gemäß einer Verordnung, die 1985 von Experten ausgearbeitet wurde, alle notwendigen Maßnahmen ergriffen. “
Der stellvertretende Polizeipräsident kam in das Zelt hinein und rief “Der Kaffee ist fertig.”
“Stellen Sie ihn dort auf den Tisch und reihen Sie sich bei den Leuten ein” sagte der Minister zu ihm. Willi Wutke verschlug es fast die Sprache. Kein Dankeschön, dieser Kerl war wirklich unmöglich, dem musste man dringendst Anstand beibringen. Sein Kopf lief schon wieder rot an und er musste mit seinem Zeigefinger den Krawattenknoten lockern damit er nicht auf der Stelle erstickte.
“Unsere Partner von der Nato wollen Fachleute hierher schicken” fuhr der Minister fort. “Ebenso unsere Freunde aus der EU. Wir rechnen jederzeit mit deren Eintreffen hier vor Ort. Desweiteren haben wir von der Kanzlerin die Anweisung, alles zu unterlassen, was die Insassen des Ufos als Aggression verstehen könnten. Hiermit ergehen folgende Befehle: Die Panzerwagen bleiben in Position, die Polizeiketten vorne beim Terminalgebäude und draußen bei den Parkplätzen bleiben bestehen, einem jeden wird der Zugang auf das Gelände untersagt, Ausnahmen gelten nur für Angehörige der Presse. Sie meine Herren, die hier sind um das Ufo zu untersuchen, dürfen mit ihrer Arbeit anfangen. Jedoch darf keiner zum Ufo und es dürfen keine Arbeiten ausgeführt werden, die die Insassen verschrecken könnten, vorausgesetzt es ist überhaupt jemand in der Büchse drin”.
Der Minister schaute in die Runde ob jemand auf seinen Witz reagierte, aber mehr als ein müdes Lächeln brachte kaum einer zustande.
Dann nicht, dachte der Minister bei sich. Was sind das für humorlose Menschen hier im Krisenstab. “Irgendwelche Fragen? “ fragte der Minister. Jetzt fingen fast alle gleichzeitig mit reden an. “Stopp,” rief der Minister, “wenden Sie sich bitte mit Ihren Fragen an General Springbock.” “Er ist instruiert und wird alle ihre Fragen beantworten”. Damit ging der Minister zum Tisch wo der Kaffee und Willi Wutke wartete.
Die Bundeskanzlerin saß in ihrem riesigen Drehsessel und dachte nach. Sie hatte heute mit dem französischen und dem amerikanischen Präsidenten telefoniert. Sie wurde vom EU-Ratspräsidenten kontaktiert, und der russische und chinesische Botschafter hatte sie nacheinander hier im Bundeskanzleramt aufgesucht. Alle wollten mehr oder weniger dasselbe von ihr. Indirekt, so wie es in der Diplomatie üblich war, verlangte ein jeder das Recht auf Zugang zum Ufo sofern es denn auch eines sein sollte. Ausnahmslos alle ließen Sie wissen, dass Deutschland nicht das alleinige Recht auf Kontakt mit den Außerirdischen hätte sondern dieses Recht der gesamten Menschheit zustände. Der amerikanische Präsident ging sogar so weit zu sagen, dass es für Deutschland besser sei, die Untersuchungen und den ersten Kontakt den Amerikanern zu überlassen. Zumal es zum Einsatz von amerikanischen Atomwaffen käme wenn die Aliens den Menschen feindlich gesinnt wären und so ein Atomschlag die einzige Alternative fürs Überleben sei. Ihr schauderte wenn Sie daran dachte, dass mitten in Berlin ein Atomsprengsatz gezündet werden sollte. Die Bundeskanzlerin war von den Verbündeten vieles gewohnt, ja Sie war wirklich viel gewohnt.
Ihre Gedanken schweiften aus.
- Was, wenn die Aliens nicht friedlich sind?
- Was wenn da draußen noch mehr Raumschiff sind?
- Was wenn irgendetwas schief läuft und Berlin zerstört würde, oder gar die ganze Welt?
Der Außenminister war gleich heute Morgen abgereist. Er musste als stellvertretender Bundeskanzler in den Atombombensicheren Bunker. Dort wartete er mit dutzenden Beamten von den verschiedenen Ministerien auf das weitere Geschehen. Eigentlich hätte Sie selbst in den Bunker gemusst aber Sie weigerte sich. Ihr Platz sei hier im Kanzleramt und nicht irgendwo in einem Bunker hatte Sie dem Amtschef entgegnet, was sollte die Bevölkerung denken wenn Sie weggehen würde. Vielleicht würde sowas die Panik schüren und das konnte keiner gebrauchen.
Die Kanzlerin nippte an ihrem Kaffee und sah sich die Fotos auf ihrem Schreibtisch an. Sie betrachtete das Bild von ihrem Mann, sie sah die Fotos ihrer Kinder und ihrer Eltern vor sich. Sie dachte an ihre Freunde und Freundinnen in der Regierung und daran, dass Sie in der bis jetzt schwersten Stunde ihres Lebens alleine war. Keiner konnte ihr die Verantwortung abnehmen, keiner konnte für Sie die Entscheidungen treffen. Sie wusste, dass heute die ganze Welt mit gemischten Gefühlen auf Deutschland und auf das Ufo schaute. Sie wusste auch, dass in vielen Ländern die Menschen vor Angst vor einem Weltuntergang auf die Straßen gingen und ihre Ohnmacht und Wut raus brüllten. Die Menschen wussten, dass es irgendwann einen Kontakt mit Außerirdischen geben würde, vorausgesetzt dass die Menschheit nicht alleine im Weltraum war, doch jetzt wo es passierte brachen weltweit die Ängste vor den Fremden auf. Wie sollte man denn auch den Fremden begegnen, die mussten doch viel intelligenter sein und vermutlich auch unschlagbare Waffen haben. In hunderten Städten weltweit demonstrierten die Menschen gegen das Ufo, in Mexiko City brannten ganze Armenviertel ab, die von Irren angezündet worden waren. In der Welt regierte jetzt die Furcht. Die Decke, auf der Sicherheit und Ordnung in der Welt ruhten, war hauchdünn. Sie begann zu bröckeln und darunter wartete die Anarchie. Anerkennung zollte sie den Berlinern, die nahmen bisher alles gelassen.
Der Kanzlerin war klar, dass sich bei einem Angriff der Aliens keine großen Chancen für die Menschen ergeben würden. Die Berater für Verteidigung hatten ihr ganz deutlich bestätigt, dass sofort, wenn kriegerische Absichten der Aliens festgestellt würden, der Einsatz einer Atombombe notwendig sein würde. Das erwarteten auch die Partner in der Welt, damit die Menschheit eine Chance zum Überleben hatte. In keinem Fall dürften die Aliens die Kontrolle über einen Konflikt haben, weshalb über die NATO der Atomwaffeneinsatz bereits beantragt worden sei. Auf 3 Luftwaffenstützpunkten ständen Kampfflieger mit Atombomben bereit. Trotz der Gefahr dachte die Kanzlerin nicht daran, ihr Amt zu verlassen oder die vorhandenen Evakuierungspläne für Berlin in Kraft zu setzen. Bisher gab es in Deutschland erstaunlicherweise kaum Demonstrationen wegen dem Ufo, die Bevölkerung blieb ruhig und eine Evakuierung hätte sicherlich Panik ausgelöst. Die Bundeskanzlerin trank wieder von ihrem Kaffe, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie dachte daran, dass die Menschen genug Probleme hatten, dass deutsche Soldaten in vielen Ländern im Einsatz standen und starben, dass die Welt seit dem Mauerfall immer unsicherer wurde, dass religiöse Fanatiker an Atomwaffen bastelten, das in der arabischen Welt vermehrt Islamisten in die Regierungen gewählt wurden, dass Amerika wegen seiner riesigen Schuldenlast wahrscheinlich schon bald nicht mehr die Aufgaben der Weltpolizei durchführen könne, das die Schuldenlast der Europäischen Länder zu Zwist unter den Europäern sorgte und dass der Reichtum Deutschlands zu einer unglaublichen Gier bei anderen Völkern und der EU entfachte. Und auch im eigenen geliebten Land gab es ausreichend Probleme. Arbeitnehmer, die dank des Koalitionspartners, der kaum mehr Wähler hatte, für einen Menschenverachtenden Lohn arbeiten mussten, die Macht der Kapitalisten, die nur an ihre Gewinne dachten und das hart verdiente Geld anderer verspekulierten, die hohen Energiepreise, und vieles mehr. Die Liste war ellenlang. Wollte man alles aufschreiben würde ein dickes Buch entstehen. Und jetzt auch noch das! Was wollen die Aliens? Wieso sind Sie hier inmitten von Berlin gelandet? Was sind ihre Ziele und wie mächtig sind die Fremden?
Die Kanzlerin fasste einen Entschluss und griff zum Telefon.
Esther genoss den Nachmittag. Sie telefonierte ständig mit ihren Freundinnen und erzählte Ihnen, dass ihr Vater draußen bei dem Ufo sei und Sie deshalb keine neuen Klamotten einkaufen gehen künne. Sie lag auf ihrem Bett, streckte ihre Füße in die Höhe und redete ununterbrochen. Dabei hörte sie Musik aus ihrer alten Stereoanlage und schaute Fernsehen. Esther konnte alles gleichzeitig machen, sie war ‚Multitaskingfähig‘.
Max hatte unterdessen wieder schlechte Laune. Er konnte wegen Esther, die die Leitung blockierte, nicht mit seinen Freunden telefonieren. Beide Kinder hatten sich mehrmals Handys zu Weihnachten oder zum Geburtstag gewünscht doch ihr Vater hielt nicht viel davon. Die Handys, so hatte er es seinen Kinder erklärt, verursachten Strahlung und wenn ihr die Dinger ständig ans Ohr haltet werdet ihr noch krank. Doch mit dieser Argumentation kam er bei seinen Kindern nicht weit. Ihr Vater konnte so ein Spießer sein. Alle ihre Freunde hatten ein Handy und keiner war erkrankt. Außerdem war ein Handy ein Statussymbol und wer nicht das modernste hatte war für immer out.
Max konnte auch nicht im Internet spielen weil sein PC aus unerfindlichen Gründen keine Leitung zum Internet aufbauen konnte. Dabei waren Online Rollenspiele für ihn das absolut größte. Also war er, wie er es nannte, zum Nichtstun verdammt und grollte deswegen. Er hätte ein Buch lesen können aber das war seiner Meinung nach nur Zeitverschwendung.
Max ging zu seiner Schwester ins Zimmer. Er klopfte nicht an, das tat er nie. Er setzte sich neben Esther auf das Bett und fing an ihre Telefonhand zu schütteln. Esther ließ sich nicht stören, Sie nahm das Telefon in ihre andere Hand und redete an einer Tour weiter. Das passte Max gar nicht. Nun fing er an ihr das Kissen unter dem Kopf wegzuziehen. Esther lachte nur und erzählte ihrer Freundin, dass Locke wiedermal hier sei und sich selbst nerve. Ihre Freundin sagte etwas und Esther lachte noch viel mehr. Jetzt hatte Max genug. Er riss ihr das Telefon aus der Hand und drückte den Ausschalt-Knopf.
“Du bist doch ein Riesendepp” schrie Esther. “Gib mir sofort mein Telefon wieder zurück. ”
Max dachte nicht daran ihr das Telefon wieder zu geben. “Ich brauche das Telefon”, sagte Max. “Ich muss Papa anrufen.”
“Ok, ruf ihn an und sag ihm das Neueste” sagte Esther etwas ruhiger.
“Was ist das Neueste? “ fragte Max interessiert.
“Dass du ein Riesendepp bist” schrie Esther.
Max lachte nur und drückte den Knopf für Papas Kurzwahlnummer. Es klingelte ein paar Mal, dann meldete sich sein Vater.
“Hallo Papa, ich bin’s” sagte Max. “Wann kommst du nach Hause? “
“Ich habe noch keine Ahnung. Wenn keine Änderung Eintritt muss ich bis morgen früh hier bleiben”, sagte Paul. “Kommt ihr alleine klar? “
“Ja Papa, du weißt doch dass du dich auf mich verlassen kannst”, sagte Max.
“Das ist gut, ich hab dich lieb mein Junge” sagte Paul. “Gib mir deine Schwester bitte”.
“OK, tschüss Papa”. Max sagte seinem Vater nie, dass er ihn lieb hatte. Seiner Meinung nach sagten richtige Jungs so etwas nicht.
Er gab Esther das Telefon.
“Hallo Papa, ich hab dich auch lieb” begann Esther das Gespräch, die bisher mithören konnte.
Dann erzählte Paul ihr, was er auch Max erzählt hatte und wies sie darauf hin, dass sie alles zum Abendbrot nötige in der Küche finden würden. Zusätzlich hätte er einen Topfkuchen mit Rosinen besorgt den Sie im Küchenschrank finden können. Zuletzt sagte er seiner Tochter auch, dass er sie lieb hatte.
Esther legte auf. “Komm lass uns Kuchen essen gehen”, sagte Sie zu Max. “Papa hat extra einen für uns eingekauft.”
Gemeinsam gingen sie in die Küche und machten sich über den Kuchen her. Max schmatzte mit vollen Backen und sagte “Mit Rosinen habe ich ihn am liebsten.”
Den Abend verbrachten die Kinder zusammen vor dem Fernseher. Max sagte zu Esther, “Wenn Papa bis morgen früh nicht zu Hause ist gehen wir ihn besuchen. Esther stimmte zu. Mit der Straßenbahn hatten Sie nur ein paar Minuten zum alten Flughafen.
Und als klar wurde, dass ihr Papa heute nicht mehr heimkommen würde, gingen sie schlafen.
Markus hatte sich längst beruhigt. Die Aufregung vom Vormittag hatte sich gelegt. Es war für ihn immer noch unglaublich dass da vor ihm ein Ufo schwebte, aber die Anspannung hatte sich in Langeweile verwandelt. Peter Maurer, sein Chef und Freund hatte ihm am Mittag persönlich Essen und Trinken vorbeigebracht. Außer einem Kasten verschiedener Getränke und Brötchen belegt mit Schnitzel und Schinken, Tomaten und Gurken hatte er Markus auch einen zusammenklappbaren Sitz und 2 Decken mitgebracht. Dazu noch eine Thermokanne mit heißem Kaffee so wie Markus ihn gerne trank. Peter ließ sich von Markus erzählen, was den Tag über passiert war und erzählte ihm wiederum von den internationalen Nachrichten, die er in seinem Büro verfolgt hatte. So erfuhr Markus, dass heute die ganze Welt das Geschehen in Berlin verfolgte, was Markus nicht verwunderte, und was die Reaktionen der verschiedenen Regierungen auf die Landung des Ufos war. Markus berichtete ihm auch, dass es mittlerweile langweilig war weil sich absolut nichts tat. “Ich wette”, sagte er zu Peter, “das Ufo ist leer. Vielleicht hat ein Autopilot die Scheibe hergeflogen und wir stehen uns die Füße in den Bauch. Und wenn unsere Spezialisten keine Türe finden wird das Ding noch in hundert Jahren hier schweben.”
Peter meinte, «mal abwarten, da ginge noch etwas.» Zum Schluss tauschten sie die SD Speicherkarten, damit Markus wieder eine leere Karte für neue Fotos hatte.
Privatleute waren längst keine mehr auf dem Areal, draußen vor dem Hauptgebäude hingegen standen tausende. In dichten Gruppen standen sie dort zusammen um gemeinsam über das Ufo zu sprechen. Einige wollten sich wichtigmachen doch die meisten bauten mit den Gesprächen ihre Ängste ab. Vor der Absperrung waren ungefähr 40 Fernsehteams und noch ein gutes Dutzend Reporter, hinter der Absperrung das schwebende Ufo umgeben von den Panzerspähwagen. Auf der anderen Seite vom Ufo war das Zelt hell beleuchtet, im Bus war es dagegen absolut dunkel.
Markus genoss seinen Kaffee und beobachtete das Ufo. Ich sollte zum Ufo rüber können, das wäre viel interessanter. Wenn es ganz dunkel ist bietet sich vielleicht eine Chance dazu, dachte Markus. Dann lies er sich zum wiederholten Mal mit den Reportern vom deutschen TV auf eine Diskussion über das Ufo ein.
Ra hatte die Sprache der Wesen entschlüsselt. Er beherrschte sie noch nicht perfekt, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis er alles verstand. Neben dem lernen beobachtete er den ganzen Tag aufmerksam das Geschehen um sein Raumschiff herum. Er wusste jetzt, dass die Maschinen, die die Wesen um ihn herum aufgestellt hatten, Waffen waren, die ihn bedrohten. Es war also ratsam, sich weiterhin nicht blicken zu lassen. Hier drin konnte ihm nichts passieren, die Außenhülle war fast unzerstörbar. Ra wusste nicht genau, wie er sich weiterhin verhalten sollte. Seine Anweisungen waren klar. Seine Erbauer hatten ihm Regeln mit auf den Weg gegeben gegen die er niemals verstoßen durfte. Den Wesen hier, sie nannten sich selber ‚Menschen‘, war nicht zu trauen. Ra hatte heute Filme gesehen, worin die ‚Menschen‘ von Krieg und anderen schrecklichen Dingen berichteten. Ra wusste jetzt, dass die Bewohner äußerst aggressiv waren und sich gerne gegenseitig umbrachten.
Die ‚Menschen‘ sahen seinen Erbauern, den ‚Tezar‘ ähnlich. Einen Körper, zwei Arme und zwei Beine, einen Kopf, Sie waren viel grösser als er selbst oder seine Erbauer. Aber diese Wesen standen auf einer sehr niedrigen Entwicklungsstufe. Die meisten hatten sogar noch ein Fell auf dem Kopf und manche schienen sich deshalb zu schämen, sie trugen eine Bedeckung darüber. Ra beschloss weiterhin vorsichtig zu sein und kein Risiko mit diesen Wilden einzugehen, er hatte genug Zeit.
“General Springbock”, rief der Außenminister dem General zu. “Bitte einen Moment zu mir”.
General Springbock legte seine Notizen weg, stand auf und ging zum Außenminister rüber.
“Herr General”, sprach der Minister und legte das Telefon beiseite, “wir haben neue Anweisungen bekommen. Die Frau Bundeskanzlerin möchte, dass Sie sofort die Panzer abziehen”. Der General setzte zu einer Erwiderung an aber der Minister hob die Hand und sprach weiter. “Ihre Soldaten verlassen dieses Gelände und werden sich in der nahegelegenen Oderstraße bis auf weiteres bereithalten”.
“Herr Außenminister” konnte sich jetzt der General nicht mehr zurückhalten, “das bedeutet, dass wir vor Ort schutzlos sind und wertvolle Zeit verlieren, sollten die Aliens angreifen “.
“So lassen Sie mich doch ausreden” sagte der Minister nicht mehr ganz so freundlich. “Erstens ist das ein Befehl und darüber wird nicht diskutiert, zweitens bleiben die Scharfschützen auf ihren Posten und werden nach wie vor alle 2 Stunden ausgewechselt. Sorgen Sie dafür, dass die Auswechslung jeweils so vonstattengeht dass die Soldaten unsichtbar bleiben”.
“Herr Wutke, kommen sie zu mir” rief der Minister dem Vertreter der Polizei zu und zum General sagte er “Sie dürfen wegtreten, danke.”
“Brauchen Sie mehr Kaffee? “ fragte der Stellvertretende Polizeipräsident vorsichtig den Minister.
Der Minister grinste und antwortete. “Ich möchte, dass alle Zivilisten das Areal verlassen. Bieten Sie den Reportern an, sich auf dem Dach des Terminals zu versammeln und lassen Sie dann alle Türen verriegeln damit kein Unbefugter mehr hierher auf das Gelände kann”.
“Sagen Sie den Fernsehteams, dass es ab sofort untersagt ist die Leuchtscheinwerfer einzuschalten. Am besten sammeln Sie solche Scheinwerfer ein damit die erst gar nicht auf das Dach gelangen”.
“Danach”, so der Minister, “müssen ihre Beamte das Gelände verlassen und sie sollen sich vor dem Gebäude bei den Parkplätzen sammeln und sich dort mit den anderen Einheiten zur Verfügung halten”.
Herr Wutke lief rot an. Seine Halsschlagadern schwollen an und die Stirnadern traten deutlich hervor. Was glaubte dieser Herr schon wieder? Er, Willi Wutke, sammelte doch keine Scheinwerfer ein.
Erst Kaffee kochen und dann auch noch das. Das war zu viel.
Hr. Wutke wollte schon seine Wut rausschreien, als der Minister sagte: “Wenn Sie keine Fragen mehr haben können Sie gehen”, dann drehte sich der Minister um und ging zu den Gelehrten, die immer noch in Gruppen zusammenstanden, süßes Gebäck aßen und diskutierten.
“Meine Herren”, unterbrach der Minister die Forscher, “ich bitte kurz um ihre Aufmerksamkeit”.
“ich bitte Sie, mir ihre Ideen vorzutragen, wie Sie mit den Untersuchungen beginnen wollen. Wer möchte beginnen?”
Ein großgewachsener Mann hob die Hand und sagte, “Hallo, ich bin Professor Weber vom Max-Planck Institut für Physik. Wir haben uns lange beratschlagt und uns zu folgenden Vorgehen verständigt. Zuerst fangen wir mit den sogenannten kontaktlosen Untersuchungen an. Dazu gehören die exakten Vermessungen mit Laser sowie das scannen des Ufos mit verschiedenen Messinstrumenten. Wir wollen so viele Daten sammeln wie irgend möglich. Vor allem interessiert uns alle wieso dieses ‚Ding‘ schwebt und keinerlei Geräusche von einem Antrieb zu hören sind. Wir sind uns alle einig dass wir auf Untersuchungen, bei denen wir direkten Kontakt mit dem Ufo hätten, vorerst verzichten, wir wollen auf keinen Fall jemanden provozieren. Sobald sich die Chance ergibt dass wir ohne Gefahr näher ran können wollen wir die Chance auch nutzen. Das günstigste wäre wenn wir in das Flugobjekt hinein könnten.”
“OK” sprach der Minister, “diesem Vorgehen kann ich zustimmen”.
“Sie können jetzt mit den Untersuchungen beginnen und benutzen Sie keine Scheinwerfer”. “Sind Sie um Himmels Willen vorsichtig”. Dann drehte sich der Minister um und ging wieder zum Telefon.
Bei den Reporterteams herrschte Missmut. Soeben hatte Ihnen ein Polizist, der sich Ihnen als Hr. Wutke vorstellte, erklärt, dass Sie alle den Platz verlassen müssen. Sie sollen, so der Polizist, auf das Dach und von dort berichten. Das ärgerliche an der Sache war, dass Sie keine Scheinwerfer mitnehmen durften und es bereits dunkelte. Sie wären später in der Dunkelheit auf das ungenügende Licht vom Mondschein angewiesen. Sollten Wolken am Himmel erscheinen war mit fast absoluter Dunkelheit zu rechnen, so dass keine Filmaufnahmen und Fotos mehr gemacht werden konnten.
Der Wiederspruch nütze nichts. Unter dem Geleit der Polizeibeamten hatten ausnahmslos alle den Platz verlassen. Auf dem Dach angelangt bauten Sie so schnell wie möglich ihre Ausrüstung auf. Das einzig wirklich Gute an diesem neuen Platz war dass Sie jederzeit nach draußen konnten wo mittlerweile mehrere Imbissbuden standen. “Mal ehrlich”, sagte Markus zu einem vom ZDF-Team, “mit einer heißen Currywurst und Pommes und einem kühlen frischen Getränk lässt es sich leben. Wer spricht da noch von einer Gefahr durch die Außerirdischen, wenn der Gaumen so verwöhnt wird”. Der Kameramann grinste und antwortete “Vielleicht sollte jemand den Aliens Currywürste mit Pommes vor das Raumschiff stellen, dann gehen die Luken schneller auf als dass wir das filmen können”. Die Umstehenden, die alles mitgehört hatten, lachten und vertieften das Thema noch.
Unten auf dem Platz baute die Polizei die Sperre ab. Dann verriegelten Sie von innen die großen Türen und begaben sich vor das Gebäude zu ihren Kollegen.
Im Gegensatz zum Vor- und Nachmittag wirkte der Platz gespenstisch. Das Ufo schwebte absolut still in der Luft und war wegen seiner dunklen Farbe immer schwerer zu erkennen, der gesamte Platz war menschenleer und nur beim Zelt waren vereinzelt Leute zu sehen.
Die Vorgänge auf dem Platz wurden von Ra genauestens beobachtet. Er freute sich, als er sah, dass die großen Maschinen, die die Menschen ‚Panzer‘ nannten, wegfuhren. Noch mehr freute er sich, als alle Menschen den Platz verließen. Ra konnte keine uniformierten mehr um ihn herum erkennen. Sein Verstand sagte ihm, dass von den Menschen beim Zelt und im Bus weiterhin Gefahr drohte. Aber zumindest waren sie nicht bewaffnet. Auf seiner Bildfolie wurden ihm exakt die Positionen der einzelnen Menschen angezeigt. Da
drauf konnte er auch die Soldaten sehen, die mit Gewehren bewaffnet waren und sich auf dem Dach versteckt hielten. Er konnte jede Bewegung sehen. Ra hatte überlegt, ob er woanders hin fliegen sollte, aber er fand, dass es falsch wäre weil es nirgends besser sei. Er wusste dass die Menschen überall kriegerisch sind. Nein, er wollte nicht weg. Vielleicht, so dachte sich Ra, kommt bald ein vertrauenswürdiger zu ihm. Das wäre der richtige Moment zur Kontaktaufnahme.
Gegen Mitternacht kam Paul nach Hause. Wie immer, wenn er so spät heimkam schaute er zuerst in die Küche, ob die Kinder ihm eine Nachricht hinterlassen hatten. Es hatte sich bei den Hoffmanns so eingebürgert, dass ein jeder dort auf dem Küchentisch neben der Schale mit den Äpfeln einen Zettel hinterließ, wenn es was mitzuteilen gab. Dort fand Paul auch immer seine Post, die Esther ihm regelmäßig vom Briefkasten mit hochbrachte, wenn Sie von der Schule heimkam. In der Küche lag keine Nachricht. Also schaute Paul vorsichtig zu Max ins Zimmer. Max lag auf der Seite zusammengerollt und atmete fast unhörbar. Paul schaute sich im Zimmer um. Viel konnte er im halbdunkeln nicht sehen. Das Zimmer war nicht sehr groß. An der einen Wand stand Max sein Bett und sein Schreibtisch. Rechts an der Wand stand der Kleiderschrank und daneben hing ein Riesenfoto von Bayern München, Max’es Lieblingsfußballclub, an der Wand. Vor Paul lagen wie üblich die Kleider von Max am Boden. Wie oft hatte er ihm gesagt, dass Ordnung wichtig sei aber Max wollte nicht hören. Es war schwer, zwei Kinder ohne ihre Mutter großzuziehen. Paul wusste das und er gab sich alle Mühe, er liebte seine Kinder über alles und wollte, dass sie eines Tages pflichtbewusste, intelligente und gesunde Erwachsene würden. Dazu gehört für Paul auch die Ordnung. Er nahm sich vor, beim kommenden Frühstück dieses Thema wiedermal zur Sprache zu bringen.
Paul ging auch zu Esther ins Zimmer. Seine Tochter lag auf dem Rücken und schlief mit etwas geöffneten Augen. Das tat sie immer so. Esther hielt ihr Zimmer sauber und ordentlich. Bei ihr gab es nie Probleme wegen Unordnung oder Sauberkeit. Paul wusste, dass Esther ihre Mutter sehr vermisste, auf ihrem Schreibtisch standen 4 Fotos von ihrer Mutter. Esther war 10 Jahre alt als Lilli, seine Frau an Krebs starb. Sie litt an Leukämie und kämpfte 3 Jahre lang gegen die Krankheit, ehe der Krebs sie besiegte. In den ersten Monaten nach ihrem Tod weinte Esther sich immer in den Schlaf. Sie konnte nicht verstehen warum ihre Mama sterben musste. Sie war in dem Alter, wo ein Kind schon sehr genau begriff was da passierte. Und obwohl Paul ihr erklärt hatte, dass es Mama jetzt besser ging und sie keine Schmerzen mehr hätte, konnte und wollte Esther nicht verstehen wieso ausgerechnet ihre Mutter sterben musste. Sie liebte ihre Mutter über alles, Paul war ihr damals nicht ‚so wichtig‘ wie heute. Seine Frau und Esther unternahmen alles zusammen, sie waren, so schien es manchmal, wie Freundinnen. Und dann kam der Tag, an dem Sie starb. Esther lag halb auf Mamas Bett im Krankenhaus und hielt sie fest. Sie wollte sie nicht gehen lassen. Sie dachte, wenn Sie es sich nur fest genug wünschte, wenn Sie es nur fest genug wollte, wenn Sie ihre Mama nur fest genug festhalten würde, dann würde Mama bei ihr bleiben. Aber ihre Mama starb und Esther weinte vor Schmerz.
Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden. So war es auch bei Esther. Sie würde ihre Mama nie vergessen und oft genug, wenn Sie alleine war und an ihre Mama dachte, kamen ihr noch die Tränen. Der Schmerz war nicht mehr so zerreißend wie damals aber er ging auch nicht ganz weg, er würde Sie ein Leben lang begleiten.
Paul duschte kurz und ging schlafen, wohlwissend dass er um 12 Uhr wieder beim Krisenstab sein musste.
Markus wurde endlich abgelöst. Peter kam kurz vor Mitternacht und übernahm den Job. Sie besprachen die Details und verabredeten dass Markus gegen Mittag zurück sein sollte. Bis dahin wolle Peter die ‚Stellung‘ halten.
Ra schlief nicht. Er musste nicht schlafen. Manchmal ruhte er, wenn er die Aufzeichnungen ergänzen wollte die für seine Erbauer gedacht waren, aber schlafen wie ein Lebewesen kannte er nicht. Er beobachtete seine Umgebung und sah auf seiner Empfangseinheit die TV-Sendungen der Menschen. Ra wusste jetzt dass nicht alle Menschen deutsch sprachen, auf anderen Sendern sprachen sie französisch und englisch und er wollte so schnell wie möglich diese Sprachen entschlüsseln. Außerdem hatte Ra eine Verbindung zum Internet aufbauen können und besorgte sich die für ihn interessanten Daten von der Erde.
Die Forscher um Professor Weber waren niedergeschlagen. Es war ihnen bisher nicht gelungen irgendetwas über das Ufo zu erfahren. Sie kannten die genauen Außenmaße, mehr aber auch nicht. Sie wussten nicht, aus was für einem Material das Ufo bestand, Sie wussten nicht über was für einen Antrieb es verfügte, Sie wussten gar nichts. Sie hatten einen Fragekatalog zusammengestellt dessen Antworten Sie zu finden hofften.
- Aus was für einem Material bestand das Ufo?
- Wie wurde das Flugobjekt angetrieben?
- Wieso schwebte es lautlos?
- Wie schnell kann es fliegen?
- Wie viele Außerirdische sind an Bord?
- Wie ist es bewaffnet?
- Hat es Kontakt mit anderen Schiffen?
- Wo ist der Eingang
- Wie hält es Kontakt nach draußen?
- Gehen irgendwelche Strahlen von ihm aus?
- Fließt Energie?
- Gibt es ein Magnetfeld?
Sie hatten auf ihre Fragen keine Antworten gefunden. Sie beschlossen die Arbeiten ruhen zu lassen und auf den kommenden Morgen zu warten. Vielleicht, so hofften Sie, dürften Sie dann das Ufo mit Messgeräten berühren können. Dann, so waren sie sich sicher, würden Sie Antworten auf einige Ihrer Fragen finden.
“Guten Morgen Papa” rief Esther in Pauls Zimmer. “Ich habe Frühstück gemacht”.
Paul richtete sich auf und konnte Kaffee riechen. Wenn Paul aufwachte war er immer schlagartig wach. Er brauchte nicht, wie andere Leute, noch fünf oder zehn Minuten bis er die Augen auf bekam. Paul ging ins Bad, wusch und richtete sich und kam in die Küche. Als Esther ihn sah schenkte Sie ihm Kaffee ein.
“Wo ist Max?” fragte Paul seine Tochter, “schläft er noch?”
“Nein”, antwortete Max der just in diesem Moment in die Küche kam. Max sah sehr verschlafen aus, die Locke hing ihm in sein Gesicht und seine Augen waren gerötet.
“Bin schon da” sagte Max und setzte sich auf seinen Platz.
Die Kinder erzählten ihrem Papa, was Sie gestern alles gemacht hatten. Anschließend erzählte Paul vom Ufo. Die Kinder hörten mit großen Ohren zu, Max konnte nicht glauben dass es ein echtes Ufo sein sollte. Als Paul ihre Kinder fragte ob sie denn keine Angst hätten sagten sie nur ‚nö‘. Das Ufo sei so klein, dass es schon wieder niedlich sei. Außerdem sei das mit Sicherheit kein richtiges Ufo, weil ein richtiges Ufo groß und bedrohlich sei und die Menschen beschossen hätte. “Papa”, sagte Max, “wenn das ein Ufo ist wären wir längst alle tot”.
Paul lachte über die Logik seines Sohnes. “Vielleicht hast du recht und es ist nur so eine Art Satellit von irgendwo her”, sagte Paul.
“Und die Kanzlerin und der Verteidigungsminister wissen das, sonst wären Sie längst im Bunker verschwunden”, ergänzte Paul seine Gedanken. Dann wurde Paul nachdenklich und ging zum Telefon. Er rief die Notfallnummer bei Krisenstab draußen am ehemaligen Flughafen an und bekam Oberst Lücke ans Telefon. Paul meldete sich mit Dienstgrad und Namen und fragte, ob sich was verändert habe. Der Oberst verneinte und Paul erzählte ihm von seiner Idee, dass es vielleicht nur ein hochentwickelter Satellit von einer fremden Zivilisation sei. Das sei deswegen naheliegend weil das Objekt klein sei und keine Öffnung habe. Außerdem sei es doch möglich dass es eventuell unbemannt sei.
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