Читать книгу: «Veyron Swift und der Orden der Medusa», страница 7

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Jane blickte dem hochgewachsenen, gutaussehenden elbischen Jäger hinterher, bis er von der Nacht vollkommen verschluckt wurde. Eher widerwillig drehte die sich zu den anderen um, aber nur allein Veyron wartete noch auf sie. Tom war bereits nach drinnen verschwunden. Sie schenkte Veyron ein dankbares Lächeln und schlang sich die Arme um die Schultern. Die spätherbstlichen Nächte waren frisch, auch hier in Fabrillian.

»Ich muss Ihnen echt danken«, seufzte sie mit einem breiten Lächeln, das noch einmal breiter wurde, als sie seinen verdutzten Gesichtsausdruck bemerkte. »Das ist der wundervollste Urlaub, den ich jemals hatte. Danke, Veyron. Vielen, vielen, lieben Dank.«

Sie glaubte, dass er für einen Moment leicht rot im Gesicht wurde – aber eben nur für einen Moment.

»Werden Sie nicht sentimental, Willkins. Das war sehr wahrscheinlich unsere letzte sorglose Nacht hier in Elderwelt. Ab Morgen haben wir es mit Consilian und seinen Machenschaften zu tun.«

Sie verabschiedeten sich und jeder ging auf sein Zimmer. Veyron schlief gleich ein, doch Willkins konnte noch lange kein Auge zu tun.

Gleich nachdem die ersten Sonnenstrahlen im Osten aufflammten, weckte Veyron Tom. Verschlafen rieb der sich die Augen und blickte zu seinem Paten auf. Veyron war schon komplett angezogen, gewaschen und rasiert.

»Was ist denn? Oh Mann, die Sonne ist ja noch nicht mal voll aufgegangen. Können Sie mich nicht einmal ausschlafen lassen?«, beschwerte er sich.

Veyron warf ihm ein Knäuel Kleidung zu. »Aufstehen, waschen und anziehen. Großmeister Taracil ist eingetroffen, ebenso Faeringel mit Prinzessin Iulia. Die Königin hat das Treffen in einer Viertelstunde anberaumt, um uns etwas Zeit zu geben. Taracil scheint es sehr eilig zu haben, diese Sache hinter sich zu bringen.«

»Was ist mit Jane? Ist sie schon wach? Wir müssen sie wecken.«

Veyron schüttelte den Kopf. »Nein, wir lassen sie schlafen. Sie hat gestern Abend wohl ein paar Gläser Elbenwein zu viel erwischt. Sie schläft wie ein Murmeltier. Es wird reichen, wenn wir ihr später alles berichten.«

Im Nu war Tom auf den Beinen, verschwand im Badezimmer, machte sich frisch und schlüpfte in seine Kleider. Sofort eilte er wieder nach draußen, wo Veyron ungeduldig wartete. Gemeinsam verließen sie den Gästepalast und marschierten ohne Umwege zum vereinbarten Treffpunkt.

Das Treffen fand auf der Klippenterrasse statt. Inmitten des Statuenrings hatten die Elben vier Sessel aufgestellt. Girian, die jetzt ein silbern schimmerndes Kleid und einen dunkelblauen Umhangmantel trug, erwartete sie bereits, ebenso Faeringel mit Prinzessin Iulia. Jeans und Bluse aus Fernwelt hatte sie nun gegen eine ihr sehr viel gewohntere Kleidung getauscht. Sie trug eine zitronengelbe Wolltunika, eine sogenannte Stola, und darüber eine violette Palla, den Damenmantel des Imperiums, dessen Saum mit Pelz besetzt war und den Iulia kunstvoll über den Kopf drapiert hatte, so dass Stirn und Haaransatz frei blieben. Ein silberner Gürtel band die Stola an der Hüfte zusammen und die Füße schützten schneeweiße Lederslipper. Tom wusste nicht, wo die Elben so edle und dem gesellschaftlichen Stand der Prinzessin angemessene, maresische Kleidung aufgetrieben hatten, aber Girian bewies stets aufs Neue, dass sie auf jede Art von Besuch bestens vorbereitet war. Vielleicht hatten die elbischen Schneiderinnen es auch binnen kurzer Zeit einfach angefertigt. Die Gewänder passten der jungen Prinzessin nämlich wie angegossen.

Neben der schönen Elbenkönigin stand ein älterer, kahlköpfiger Mann, unter dem Kinn ein langer, spitzzulaufender, weißer Bart, unterbrochen von einigen schwarzen Strähnen. Er trug eine dunkelblaue Tunika, darüber einen schneeweißen Kapuzenmantel, am Kragen von einer imposanten, goldenen Brosche zusammengehalten. Ein breiter, goldener Gürtel, mit Edelsteinen besetzt, saß um seine Hüfte. Eine schneeweiße Schwertscheide hing auf der rechten Seite daran, festgemacht mit silbernen Kettchen. Der Griff der langen Waffe war mit Gold beschlagen und veranschaulichte den hohen Status des alten Mannes. Seine hochgewachsene Gestalt, die breiten Schultern und der strenge Blick unter den schwarzen Augenbrauen, ließen einen sofort respektvoll zusammenzucken.

Taracil, der Großmeister des Zaubererordens der Simanui.

»Habt Dank für Euer Kommen«, begrüßte Girian alle Anwesenden und bat sie Platz zu nehmen. Veyron und Tom setzten sich links und rechts neben die Prinzessin. So hatte es ihm Veyron erklärt, um deutlich zu machen, auf welcher Seite sie standen. Auch Girian ließ sich in einen Sessel gleiten, nur Taracil blieb stehen.

»Das also ist Veyron Swift aus Harrow in Fernwelt. Ich habe schon einiges von Euren Abenteuern vernommen. Der Fall mit den Kobolden in Notting Hill, der Troll in Woking und Euer Kampf gegen Vampire von Surrey. Euch ist Elderwelt demnach nicht fremd. Doch weder seid Ihr ein Simanui noch besitzt Ihr die Gabe der Simarell«, sagte Taracil. Er musterte die Besucher mit durchbohrenden Blicken.

Tom glaubte eine Spur von Abfälligkeit in den dunklen Augen des Zauberers zu erkennen. Er mochte Taracil nicht, ohne genau zu wissen warum.

»Vielleicht wollen wir uns jetzt anhören, was Prinzessin Iulia zu berichten hat«, schlug Girian mit diplomatischer Freundlichkeit vor.

Taracil grunzte nur verächtlich.

»Ich kenne die Geschichte der Nobilissima bereits. Vielleicht erinnert Ihr Euch, dass es zu den Fähigkeiten der Simanui gehört, Gedanken zu erspüren. Ich weiß von den Versteinerungen in Gloria Maresia und dem Aberglauben, die Gorgone Medusa stecke dahinter. Aber ich sage Euch Folgendes: Medusa wurde getötet, der Held Perseus hat ihr den Kopf abgeschlagen, vor weit über dreitausend Jahren! Wir Simanui wissen über solche Dinge bestens Bescheid. Es besteht wahrlich kein Anlass zur Sorge, dieses Monster könnte zurückgekehrt sein, um Rache an der Menschheit zu nehmen. Die Medusa ist tot, ihr kopfloser Leichnam schon längst verrottet. Selbst ihre beiden furchtbaren Schwestern wurden schon seit tausend Jahren nicht mehr gesehen. Die Gorgonen sind Vergangenheit«, ließ er die Anwesenden mit gebieterischer, dunkler Stimme wissen. Mit strengen Blicken wandte er sich an Iulia.

»Die Furcht Eurer Großmutter, Servilia Ennia, ist unbegründet. Der Glaube, die Gorgone suche die kaiserliche Familie heim, ist haltloser Unsinn, ein Aberglaube, weiter nichts! Ich vermag nicht zu begreifen wie gebildete Frauen, aus allerbestem Haus und höchster Abstammung, nur auf so abstruse Ideen kommen.«

Tom wollte aufspringen und protestieren. Ein scharfer Blick von Veyron verbot es ihm jedoch.

»Vielleicht habt Ihr recht, Großmeister Taracil. Sicherlich könnt Ihr mir – in Eurer Allwissenheit – erklären, wie es dann zu diesen Versteinerungsmorden gekommen ist, und warum Schrate und Fenriswölfe die Prinzessin bis fast nach Fernwelt verfolgten. Bestimmt habt Ihr auch eine Antwort darauf wie Consilian in den Besitz eines Gorgonenabbildes kommt, dass dem Orden der Medusa zugeschrieben wird. Wie kann es sein, dass binnen weniger Jahre alle aussichtsreichen Erben auf den Kaiserthron unglücklich versterben oder in den Kerker wandern«, erhob nun Veyron die Stimme. Er klang sachlich und ruhig, doch das hinterlistige Lächeln in seinen Mundwinkeln triefte vor Sarkasmus.

Taracil fühlte sich offenkundig herausgefordert, denn sofort verfinsterten sich seine Augen.

»Ich bin es nicht gewohnt, mich rechtfertigen zu müssen, junger Mann! Aber Eure Leistungen im Nemesis-Fall sprechen für sich. Ihr habt dem Orden der Simanui da eine kleine Peinlichkeit erspart. Darum, und nur allein darum, will ich Euch Eure unbedachten Äußerungen nicht krummnehmen und sogar auf Eure Fragen antworten.

Es gibt eintausend und mehr Methoden eine Versteinerung herbei zu führen. Aber da Ihr kein Simanui seid und die Wissenschaft der Simarell unmöglich studieren könnt, wisst Ihr das womöglich nicht. Ihr wisst dagegen sicherlich, dass die Schrate ein Volk von Räubern und Plünderern sind. Die Grenzen nach Darchorad und anderen Verstecken dieses Volkes, werden nur unzureichend bewacht. Ganze Banden der Schrate ziehen plündernd und brandschatzend durch Allerherrenländer – selbst durch die dünn besiedelten und wenig bewachten Gegenden des Imperium Maresium. Drei einsame Reiter auf verstohlenen Pfaden sind genau die Art von Opfer, denen die Schrate auflauern.

Was Consilian und den Orden der Medusa betrifft, so kümmert es mich schlichtweg nicht. Der Orden der Medusa scheint mir nur ein Zusammenschluss gemeiner Auftragsmörder zu sein, die sich eines alten Zaubers bedienen, den sie irgendwo aufgeschnappt haben. Consilian könnte mit dem Orden der Medusa unter einer Decke stecken. Aber vielleicht wurde ihm dieses besagte Gorgonensymbol auch nur als Warnung geschickt, oder er hat es als Beweisgegenstand seiner Ermittler erhalten. Warum fragt Ihr ihn nicht einfach selbst, anstatt den Orden der Simanui damit zu behelligen? Wir sind die Wächter des Friedens, nicht die Polizei der Welt! Die internen Scherereien eines Volkes gehen uns nichts an, erst recht nicht eine Familienfehde. Zudem solltet Ihr bedenken, dass bislang nur Freunde und Unterstützer Consilians, Opfer des Ordens der Medusa wurden. Wie wahrscheinlich ist es daher, dass er mit diesem Orden unter einer Decke steckt? Ich sehe hier nichts anderes am Werk, als familiäre Streitigkeiten in der kaiserlichen Familie. Das ist wahrlich keine Aufgabe für die Simanui.

Vielleicht wollt Ihr Euch darum kümmern, Meister Veyron Swift? Der Orden der Simanui wird es jedenfalls bestimmt nicht tun!«

Veyron und Taracil starrten sich an, keiner von beiden war geneigt, nachzugeben. Tom konnte die Anspannung förmlich fühlen, die in der Luft lag. Iulia schaute nur in den Boden, das Gesicht voller Scham und Ärger. Tom vermochte nicht zu sagen, auf was oder wen sie zornig war. Sicherlich gefiel es ihr nicht, dass ihr gefährliches Abenteuer als vollkommen sinnloses Unterfangen abqualifiziert wurde.

»Ich schlage eine andere Theorie vor, Meister Taracil. Consilian betreibt ein dunkles Geschäft im Herzen Maresias. Er steckt mit dem Orden der Medusa unter einer Decke, er hat Iulia und ihre Begleiter von einer Spionin verfolgen lassen und ihr die Schrate auf den Hals gehetzt, um eine Einmischung der Simanui zu verhindern. Es sind dunkle Mächte am Werk, Großmeister, vielleicht sogar im Namen des Dunklen Meisters. Ich kenne einen anderen Simanui, der an Eurer Stelle jetzt durchaus sehr besorgt wäre«, konterte Veyron nach einer Weile.

Er klang noch immer ganz gelassen, aber Tom kannte seinen Paten inzwischen gut genug um zu wissen, wie sehr es in dessen Innerem tobte. Wenn Veyron etwas richtig verärgerte, dann war es Ignoranz.

»Ihr braucht mich nicht über die Mitglieder meines eigenen Ordens zu belehren, Swift! Weder Meister Nagamoto noch irgendein anderer Simanui, trifft in dieser Sache die Entscheidung, sondern allein ich! Was den Dunklen Meister angeht: Der wurde vor eintausend Jahren vernichtet. Seine Macht ist gebrochen, die Schrate seither ohne einen Anführer. Seine Zauberbücher sind zerstört, seine Anhänger und Nacheiferer allesamt erschlagen. Nur allein die Erinnerung an ihn, ist hier und da noch lebendig, sowie zahlreiche Aberglauben«, erwiderte Taracil genervt. Seine dunklen Augen trafen dabei Iulia, die nun noch intensiver irgendetwas auf dem Boden suchte. Ihre Finger hatten sich die Lehnen des Sessels gekrallt.

»Schön, dann ist es beschlossene Sache. Wenn Ihr mir nicht helfen wollt, Großmeister, dann muss ich allein nach Maresia gehen und dort nach dem Rechten sehen. Ich versichere Euch, ich werde die Machenschaften des Ordens der Medusa aufdecken. Die Wahrheit wird ans Licht kommen … und danach werde ich Eure Entschuldigung entgegennehmen«, entschied Veyron. Er lehnte sich in den Sessel zurück, presste die Fingerspitzen aneinander und versank für einen Moment in seine unergründliche Gedankenwelt.

Taracil dagegen bekam ein hochrotes Gesicht. Tom konnte sich bildhaft vorstellen, wie der alte Zauberer jeden Moment grelle Blitze aus den Fingern schießen würde, um den unverfrorenen Fernweltler zu bestrafen.

»Es ist ein Fehler, sich über mich lustig zu machen, Swift! Es steht nicht in meiner Macht, Euch am Weg nach Maresia zu hindern oder an dem, was Ihr dort zu tun gedenkt. Aber ich warne Euch! Ganz gleich wie es für Euch ausgeht: rechnet zu keiner Zeit mit der Unterstützung oder Hilfe der Simanui! Wir halten uns aus diesen Angelegenheiten heraus«, polterte Taracil. Im Nu hatte er seine Fassung zurückgewonnen und ließ sich die Verärgerung nicht mehr länger anmerken.

Veyron brauchte einen Moment, ehe er aus seiner Gedankenversunkenheit aufwachte. Er lächelte geschäftsmäßig.

»Niemand macht sich über Euch lustig, Großmeister. Ich danke Euch auf jeden Fall für die kostbare Zeit, die Ihr uns gewidmet habt. Ich hätte allerdings noch eine letzte Bitte.«

Taracil atmete tief durch, sichtlich darum bemüht, nicht die Augen zu verdrehen.

»Ich höre.«

»Prinzessin Iulia muss wieder nach Maresia zurückkehren. Es ist sicher auch im Interesse der Simanui, sie wohlbehütet dort abzuliefern. Soweit ich informiert bin, herrscht seit dem Amtsantritt von Kaiser Tirvinius kein allzu gutes Verhältnis zwischen dem Orden und dem Imperium. Möglicherweise ist diese kleine Gefälligkeit dazu geeignet, dieses Verhältnis wieder zu verbessern.«

Taracil lachte finster. Er funkelte Veyron zornig an.

»Ich nehme an, Euer Freund im Orden, von dem ich übrigens nicht viel halte, hat Euch über diese Angelegenheit informiert. Nagamoto Tatsuya war schon seit jeher viel zu sehr darauf bedacht, den eigenen Neigungen nachzugeben, anstatt die Interessen des Ordens im Fokus zu behalten, genau wie sein Meister und Ausbilder, Lewis Daring. Aber ich muss Euer Anliegen ablehnen, denn es war keine höhere Macht, welche die Nobilissima nach Fernwelt brachte, sondern ihre eigenen Kräfte und ihre eigene törichte Entschlossenheit, dieses nutzlose Unterfangen zu wagen. Von daher überlasse ich es gerne Euch, diese Aufgabe zu übernehmen, da Ihr Euch eh auf den Weg nach Maresia begebt. Wir Simanui halten uns aus maresischen Angelegenheiten heraus, aus allen

Nun sprang Tom doch noch auf, den Kopf rot vor Zorn.

»Das ist auch besser so, denn bei uns wir ihr nichts passieren und wir wissen, wie wir uns einer Prinzessin in Not gegenüber zu verhalten haben! Nirgendwo ist sie sicherer als in der Obhut von Veyron Swift! Wir haben das Daring-Schwert, wir haben ganz ohne Simanui gegen Schrate, Trolle und dunkle Hexenmeister gekämpft«, rief er.

Taracil wandte sich mit einem Ausdruck der Verblüffung an Tom. Die kalten Augen des Zauberers schienen ihn förmlich zu durchleuchten. Trotzdem wollte Tom nicht klein beigeben, sondern ballte trotzig die Fäuste. Er hatte keine Furcht vor diesem Widerling.

»Tom Packard! Setz dich wieder hin und sei still«, schimpfte Veyron, nun erstmals richtig wütend. Tom verstand gar nicht, was er falsch gemacht hatte, aber die Strenge im Gesicht seines Paten ließ ihn ohne weiteres Widerwort gehorchen. Taracil verzog das Gesicht zu einem verächtlichen Lächeln. Verärgert starrte Tom in den Boden. Veyron hatte ihn ausgerechnet vor Taracil, diesem schmierigen, arroganten und gemeinen Angeber, bloßgestellt.

»Ich nehme an, dieses Gespräch ist damit beendet«, stellte der alte Simanui einen Moment später fest. Er wandte sich an die Königin und verkündete seinen baldigen Aufbruch. Ohne Glückwünsche, oder ein Wort der Verabschiedung, wirbelte er herum und stolzierte in Richtung Palast davon.

Niemand wagte ein Wort zu sprechen, solange sich der Großmeister in Sicht- und Hörweite befand. Sobald er jedoch den Palast betreten hatte und die Torflügel hinter ihm zufielen, klatschte Veyron in die Hände. Er sprang vom Sessel auf.

»Na schön, dann muss es eben ohne die Simanui funktionieren«, rief er, dabei seine offenbar in aller Stille bereits ausformulierten Pläne meinend. Er wirbelte zu Iulia herum. Die junge Prinzessin wagte erst jetzt wieder vom Boden aufzublicken.

»Verzeiht, Meister Swift, aber ich bin eine Närrin! Ich hätte zu Hause bleiben sollen, in Gloria Maresia, im kaiserlichen Palast. Dieses ganze Wagnis war eine einzige Dummheit. Meister Taracil hat recht: Ennia bildet sich da was ein, und meine Begleiter sind sinnlos gestorben. Wie konnten wir nur so dumm sein, ins Niemandsland zu reiten, wo die Schrate jedem Reisenden auflauern?«, schluchzte sie.

Tom bemerkte, wie ihr Tränen über die Wangen liefen. Veyrons Gesicht war für niemanden zu deuten, so unbewegt und unmenschlich kühl blieb er. Er schien die Tränen und die Verzweiflung der Prinzessin nicht einmal zu bemerken.

»Ich fürchte, meine Autorität kann es nicht mit der eines Großmeisters der Simanui aufnehmen. Nichtsdestotrotz gibt es den Orden der Medusa und die versteinerten Mordopfer. Das klingt auf jeden Fall nach einer lohnenden, kleinen Ablenkung für mich. Ich werde nach Gloria Maresia gehen, Prinzessin Iulia. Vielleicht mache ich noch einen kleinen Umweg nach Loca Inferna und sehe dort einmal nach dem Rechten.«

Iulia blickte überrascht auf. Sie wischte sich – wenig königlich – die Tränen mit dem Ärmel aus dem Gesicht. Ihre Augen begannen kurz zu leuchten, als sie neue Hoffnung schöpfte.

»Das würdet Ihr tatsächlich für mich tun? Oh, der arme Nero. Ich hoffe, es ist ihm dort nicht allzu schlecht ergangen. Loca Inferna gilt als eines der schlimmsten Gefängnisse im ganzen Reich. Wen man dorthin schickt, den schickt man zum Sterben hin. Ach, das ist alles meine Schuld. Von Anfang an habe ich alles immer nur schlimmer gemacht.«

Sie schlug die Hände vors Gesicht. Tom schluckte schwer, er hatte Mitleid mit der jungen Prinzessin. Königin Girian erhob sich, kniete sich vor Iulia hin, nahm deren Hände in die Ihren.

»Verzweifelt nicht, Iulia. Im Angesicht dunkler Machenschaften mögen uns viele unserer Entscheidungen im Nachhinein als wenig weise reuen. Eure Fehler erscheinen mir jedoch als die Geringsten in diesem Drama. Ich bin sicher, Veyron Swift und Tom Packard werden eine Lösung für Eure Sorgen finden, Ihr müsst ihnen nur vertrauen. Ich kenne keine Menschen, denen ich bereitwilliger mein Schicksal und selbst mein Leben anvertrauen würde«, sagte sie aufmunternd und voller Anerkennung. Tom fühlte sich unglaublich gerührt, vor Verlegenheit lief er knallrot an. Veyrons Augenbrauen zuckten ein wenig. Ein kurzes, dankbares Lächeln huschte über seine dünnen Lippen.

»Ich werde aufbrechen, sobald Taracil den Palast verlassen hat. Ich nehme an, Ihr könnt uns Proviant und Ausrüstung für ein paar Reisetage zusammenstellen«, fragte er.

Girian nickte mit einem gütigen Lächeln. Sie half Iulia beim Aufstehen. Die Prinzessin schniefte noch ein wenig, hatte sich aber wieder weitgehend gefangen.

»Noch mehr als das, Meister Veyron. Ich werde Euch einen Führer mit auf den Weg geben. Faeringel wird vielleicht nicht ganz erfreut darüber sein, denn er verlässt die Grenzen unseres Landes nur ungern. Es gibt jedoch niemanden in den Reihen meiner Jäger, der erfahrener ist. Des Öfteren schickte ich ihn schon nach Gloria Maresia, und auch in andere menschliche Lande. Auf ihn könnt Ihr Euch verlassen, ganz egal in welche Schwierigkeiten Ihr geratet.«

Tom war nicht sicher, ob er Girians Meinung im Moment teilen wollte. Er dachte immer noch daran, wie Veyron ihn angefaucht hatte – vollkommen grundlos, wie er fand. Und das Schlimmste: Veyron hielt es nicht einmal für notwendig, sich dafür zu entschuldigen, oder seinen Ausbruch wenigstens zu erklären. Er tat einfach so, als wäre nichts gewesen, während Tom an nichts anderes denken konnte. Lag es daran, dass Veyron nicht in der Lage gewesen war, Taracil umzustimmen? Er wusste wie sehr es seinen Paten verärgerte, wenn sich andere partout nicht überzeugen lassen wollten. Ein Glück, dass Iulia und Faeringel sie auf dieser Reise begleiten würden. Wenigstens wären Jane und er Veyrons Launen dann nicht allein ausgesetzt.

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9783847665731
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