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Читать книгу: «Römische Geschichte», страница 41

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Achtes Buch

Inhalt

Die Latiner fallen zugleich mit den Campanern ab und lassen durch Gesandte an den Senat die Beibehaltung des Friedens nur unter der Bedingung versprechen, dass der eine Konsul aus den Latinern genommen würde. Ihr Prätor Annius erleidet, nachdem er sich seines Auftrages als Gesandter entledigt hat, einen so schweren Fall am Kapitol, dass er tot bleibt. Der Konsul Titus Manlius lässt seinen Sohn, weil er dem Befehl zuwider gegen die Latiner, obgleich mit Glück, gefochten hatte, enthaupten. Weil die Römer in der Schlacht im Nachteil sind, weiht sich Publius Decius, damals mit Manlius Konsul, für das Heer dem Tod, sprengt zu Pferd mitten unter die Feinde, fällt und schafft durch seinen Tod den Sieg den Römern wieder. Die Latiner ergeben sich. Dem Titus Manlius geht bei seiner Rückkehr in die Stadt von allen Dienstfähigen keiner entgegen. Die Vestalin Minucia wird wegen Unkeuschheit verurteilt. Nach Besiegung der Ausonen wird in die ihnen abgenommene Stadt Tales eine Kolonie ausgeführt, Auch Fregellae wird Kolonie. Man entdeckt die Giftmischereien mehrerer Frauen, von denen die meisten sogleich ihre Gifte austrinken und sterben. Damals wurde das erste Gesetz über Giftmischerei gegeben. Den nach erneuertem Krieg besiegten Privernaten wird das Bürgerrecht erteilt. Die Palaepolitaner ergeben sich nach einer Schlacht und Belagerung. Publius Publilius, der sie belagert hatte, war der Erste, dem man sein Feldherrnamt verlängerte und ihm als Prokonsul einen Triumph zuerkannte. Die Unzucht eines Gläubigers, Lucius Papirius, der seinen Schuldner Cajus Publilius hatte schänden wollen, veranlasst zum Besten der Bürgerlichen die Aufhebung der persönlichen Haft. Während der Diktator Lucius Papirius vom Heer wegen der zu erneuernden Götterleitung in die Stadt zurückgekehrt war, liefert der Magister Equitum Quintus Fabius, um eine sich darbietende Gelegenheit zu benutzen, gegen seinen Befehl den Samniten eine Schlacht und siegt. Als der Diktator Miene macht, den Magister Equitum deshalb mit der Todesstrafe zu belegen, entflieht Fabius nach Rom, und da ihn der Rechtsgang nicht begünstigt, wird seine Bestrafung der Fürbitte des Volkes geschenkt. Außerdem erzählt dies Buch Siege über die Samniten.

(1) Schon waren Caius Plautius (dieser zum zweiten Mal) und Lucius Aemilius Mamercus Konsuln, als von Setia und Norba Boten nach Rom kamen, den Abfall der Privernaten und ihren eigenen erlittenen Verlust anzuzeigen. 2 Auch lief die Nachricht ein, dass sich ein Heer der Volsker, von den Einwohnern Antiums geführt, bei Satricum gelagert habe. Beide Kriege fielen durch das Los dem Plautius zu. 3 Zuerst zog er gegen Privernum und lieferte sogleich eine Schlacht. Die Feinde wurden ohne große Anstrengung besiegt, die Stadt erobert und nach eingelegter starker Besatzung den Privernaten zurückgegeben, sie verloren zwei Drittel ihres Gebietes.

4 Von da wurde das siegreiche Heer nach Satricum gegen die Antiaten geführt. Hier wurde eine mörderische Schlacht mit großem Verlust auf beiden Seiten geschlagen; und da ein Ungewitter die Kämpfenden bei gleichen Hoffnungen schied, stellten sich am folgenden Tag die Römer, die der zweifelhafte Kampf nicht ermüdet hatte, wieder zur Schlacht. 5 Die Volsker, welche beim Nachzählen fanden, welche Männer sie die Schlacht gekostet habe, fühlten sich zur Wiederholung des Versuches bei Weitem nicht von gleichem Mut beseelt. Besiegten gleich, traten sie in der Nacht ihren Rückzug nach Antium so schleunigst an, dass sie ihre Verwundeten und einen Teil des Gepäcks zurückließen. 6 Sowohl zwischen den Leichen des Schlachtfeldes als im Lager der Feinde fand man eine große Menge Waffen. Der Konsul erklärte, er weihe sie der Mutter Lua,92 und verheerte das feindliche Gebiet bis an die Seeküste.

7 Dem andern Konsul, Aemilius, stellten die Samniten, in deren Land er gerückt war, nirgends ein Lager oder ein Heer entgegen. Als er ihr Gebiet mit Feuer und Schwert verwüstete, erschienen samnitische Gesandte mit der Bitte um Frieden. 8 Von ihm wurden sie an den Senat verwiesen und baten nach erhaltener Erlaubnis zu reden, von ihrem früheren Trotz völlig geheilt, das römische Volk um Frieden und zugleich um die Erlaubnis, die Sidiciner bekriegen zu dürfen. 9 Zu diesen Bitten hielten sie sich um so mehr berechtigt, teils weil sie in ihren glücklichen Zeiten und nicht, wie die Campaner, in ihrer Not Freunde des römischen Volkes geworden wären, teils weil ihr Krieg nur den Sidicinern gelten solle, ihren ewigen Feinden, und zu keiner Zeit Freunden Roms, 10 die weder wie die Samniten im Frieden die Freundschaft, noch wie die Campaner Hilfe im Krieg gesucht hätten, und weder Schutzverwandte des römischen Volkes noch dessen Untertanen wären.

(2) Als der Prätor Tiberius Aemilius den Senat über die Forderungen der Samniten befragte und die Väter erklärt hatten, sie wieder in das Bündnis aufzunehmen, bekamen sie vom Prätor die Antwort, 2 es habe weder am römischen Volk gelegen, dass die Freundschaft mit ihnen nicht ununterbrochen fortgedauert habe, noch hätten sie jetzt etwas dagegen, dass, weil sie des durch eigene Schuld sich zugezogenen Krieges überdrüssig wären, die Freundschaft aufs Neue wiederhergestellt werde. 3 Was die Sidiciner betreffe, so habe man nichts dagegen, dass das samnitische Volk über Krieg und Frieden mit ihnen nach Gutbefinden verfügen könne.

4 Kaum waren die Gesandten nach geschlossenem Bündnis zu Hause eingetroffen, da wurde das römische Heer von dort abgeführt, nachdem es von ihnen einen jährigen Sold und Getreide auf drei Monate erhalten hatte, denn dies war die Bedingung gewesen, unter welcher ihnen der Konsul bis zur Rückkehr der Gesandten einen Waffenstillstand bewilligt hatte. 5 Nun brachen die Samniten mit denselben Truppen, welche sie im römischen Krieg verwendet hatten, gegen die Sidiciner auf, 6 mit der nicht zweifelhaften Hoffnung, sich der feindlichen Stadt sehr bald zu bemächtigen. Da boten sich die Sidiciner zuerst den Römern zur Übergabe an, und da die Väter diese als zu spät und nur durch die höchste Not erzwungen verwarfen, wendeten sie sich an die Latiner, welche schon aus eigener Bewegung die Waffen ergriffen hatten. 7 Ja selbst die Campaner enthielten sich nicht – so viel lebendiger war ihnen die Erinnerung an die Beleidigungen von Seiten der Samniten als an die Wohltat der Römer –, an diesem Kriege teilzunehmen. 8 Ein großes, aus so vielen Völkern zusammengesetztes Heer, das unter Anführung der Latiner in das Gebiet der Samniten einrückte, tat ihnen mehr Abbruch durch Verheerungen als durch Schlachten. Und waren gleich die Latiner in den Schlachten Sieger, so zogen sie sich doch nicht ungern, um nicht noch öfter zu kämpfen, aus dem feindlichen Gebiet zurück. 9 Diese Zwischenzeit benutzten die Samniten, Gesandte nach Rom zu schicken. Als sie vor dem Senat erschienen, baten sie ihn nach vorgebrachter Klage, dass sie im Bündnis mit Rom dasselbe leiden müssten, was sie als seine Feinde gelitten hätten, 10 in den demütigsten Ausdrücken: Die Römer möchten sich damit begnügen, den Samniten den Sieg über ihre Feinde, die Campaner und Sidiciner, entrissen zu haben, sie möchten sie aber nicht durch diese so feigen Völker auch besiegen lassen. 11 Stünden die Latiner und Campaner unter römischer Hoheit, so möchten sie dieselben vermittels ihrer Oberherrschaft aus dem samnitischen Gebiet entfernen, und wenn sie die Oberherrschaft nicht anerkennen wollten, durch die Waffen im Zaum halten. 12 Man gab hierauf eine Antwort, welche zwei Seiten hatte, weil man nicht gern gestehen wollte, dass die Latiner schon nicht mehr von den Römern abhingen, und sich scheute, durch geforderte Verantwortung den völligen Bruch zu veranlassen. 13 Ganz anders stehe es mit den Campanern, die nicht durch ein Bündnis, sondern durch Übergabe Roms Schutzverwandte geworden seien; folglich müssten die Campaner ruhig sein, sie möchten wollen oder nicht. Das Bündnis mit den Latinern aber enthalte nichts, was ihnen wehren könne, Krieg zu führen, mit wem sie wollten.

(3) Entließ eine solche Antwort die Samniten in Ungewissheit, welchen Schritt sie von den Römern erwarten sollten, so bewog sie die bedrohten Campaner zum Abfall von Rom; und die Latiner erfüllte sie, gleich als müssten ihnen die Römer nun schon alles erlauben, mit um so keckerem Trotz. 2 Ihre Häupter also, die unter dem Schein des gegen die Samniten zu veranstaltenden Krieges häufig Versammlungen veranstalteten, beschäftigten sich bei allen Beratungen insgeheim mit einem Krieg gegen Rom. Und auch die Campaner traten diesem Krieg gegen ihre Retter bei. 3 So geflissentlich indessen alles verheimlicht wurde, und so sehr man die Absicht hatte, mit dem Feind im Rücken, mit den Samniten fertig zu sein, ehe die Römer losbrächen, so fanden dessen ungeachtet Winke über die Verschwörung durch gastfreundschaftliche Verbindungen und Verwandtschaften mancher Häuser den Weg nach Rom. 4 Da nun die Konsuln auf Befehl ihr Amt vor der Zeit niederlegten, damit man gegen einen so drohenden Krieg die neuen Konsuln um so eher wählen könne, fand man es bedenklich, den Wahltag von Männern abhalten zu lassen, deren Amtsgewalt verkürzt worden sei. 5 Man schritt also zu einer Zwischenregierung und hatte zweimal einen Zwischenkönig, den Marcus Valerius und Marcus Fabius. Die gewählten Konsuln waren Titus Manlius Torquatus zum dritten Mal und Publius Decius Mus. 6 Man weiß, dass in diesem Jahr Alexander, König von Epirus, in Italien landete. Hätte er bei seiner Unternehmung gleich anfangs mehr Glück gehabt, so wären ohne Zweifel an diesem Krieg auch die Römer beteiligt gewesen. 7 In dieselbe Zeit fallen auch die Taten seines Schwestersohnes, Alexanders des Großen, des unbesiegten jungen Helden, den das Schicksal in einem anderen Weltteil durch eine Krankheit wegraffte.

8 Die Römer, sahen sie auch dem Abfall ihrer Bundesgenossen und des ganzen Latinervolkes mit Gewissheit entgegen, beriefen dennoch, scheinbar der Samniten, nicht ihrer selbst wegen, zehn der vornehmsten Latiner nach Rom, um ihnen die erforderlichen Befehle zu erteilen. 9 Latium hatte damals zwei Prätoren, den Lucius Annius und Lucius Numisius, beide aus römischen Kolonien, jener aus Setia, dieser aus Circei; und auf ihren Antrieb hatten nicht nur Signia und Velitrae, die ebenfalls römische Kolonien waren, sondern auch die Volsker die Waffen ergriffen. Diese ließ man namentlich vorfordern. 10 Der Grund ihrer Vorladung war jedem einleuchtend. Nun zeigten die Prätoren, die vor ihrer Abreise nach Rom eine Versammlung beriefen, dieser an, der römische Senat habe sie zu sich entboten, und fragten an, was sie auf die Punkte, die man ihnen wahrscheinlich vorlegen werde, zu antworten hätten.

(4) Als der eine dies, der andere jenes vorschlug, sprach Annius:

Obgleich ich selbst auf eine zu gebende Antwort angetragen habe, so glaube ich doch, dass dem allgemeinen Besten die Frage wichtiger sei, was wir tun, als was wir reden sollen. Haben wir uns über unsere Maßregeln verständigt, so werden sich zu den Sachen die Worte leicht finden lassen. 2 Denn wenn wir uns sogar jetzt noch unter dem Schein eines Bündnisses auf gleichem Fuß die Sklaverei gefallen lassen können, was bedarf es denn mehr, als dass wir mit Aufopferung der Sidiciner nicht bloß römischen, sondern auch samnitischen Befehlen gehorchen und den Römern zur Antwort geben, wir würden, sobald sie winkten, die Waffen niederlegen. 3 Ergreift hingegen endlich einmal die Sehnsucht nach Freiheit unsere Herzen, ist das, was wir haben, ein wahres Bündnis, beruht ein Bund auf der Gleichstellung der Rechte, dürfen wir der Verwandtschaft mit den Römern, deren wir einst uns schämten, jetzt sogar uns rühmen, wenn unser Bundesheer für sie so bedeutend ist, dass sie durch Vereinigung mit ihm ihre Macht verdoppeln und dass es zur Beendigung oder zur Eröffnung ihrer eigenen Kriege ihren Konsuln nicht von der Seite darf: Warum wird dann nicht überall Gleichheit hergestellt? 4 Warum geben nicht die Latiner den einen Konsul? 5 Wo die halbe Macht ist, warum nicht da auch die halbe Regierung? Freilich ist dies an und für sich nicht eben sehr ehrenvoll für uns, weil wir dadurch einräumen, dass Rom Latiums Haupt sei; allein dass es ehrenvoll scheinen kann, haben wir selbst durch unsere anhaltende Langmut bewirkt. 6 Habt ihr euch aber je die Zeit einer Regierungsvereinigung und der Ausübung eurer Freiheit herbeigewünscht, wohlan, jetzt ist diese Zeit da, durch eure Tapferkeit und die Gnade der Götter euch verliehen. 7 Ihr machtet durch die Weigerung, Soldaten zu stellen, den Versuch, wie viel sie sich gefallen ließen. Wer zweifelt daran, wie sie entflammt sein müssen, als wir eine mehr denn zweihundertjährige Gewohnheit abschafften? Dennoch verbissen sie diesen Schmerz. 8 Den Krieg mit den Paelignern führten wir als ein für uns selbst bestehender Staat. Und sie, die uns früher nicht einmal das Recht gestatteten, unsere Grenzen durch uns selbst zu schützen, hatten nichts dagegen. 9 Dass wir die Sidiciner in Schutz genommen haben, dass die Campaner von ihnen zu uns übergetreten sind, dass wir gegen ihre Verbündeten, die Samniten, Heere rüsten, das alles erfahren sie und rühren sich nicht von der Stelle. 10 Was bewegt sie zu dieser großen Mäßigung? Was anderes als das richtige Ermessen unserer und ihrer Kräfte? Ich habe meine Gewährsmänner dafür, dass der römische Senat den Samniten, als sie sich über uns beklagten, eine Antwort gegeben habe, aus der man deutlich sehen kann, sie selbst erheben schon nicht mehr den Anspruch, dass Latium unter römischer Hoheit stehen soll. So macht doch endlich selbst durch eure Forderung Gebrauch von dem, was sie stillschweigend euch einräumen. 11 Ist jemand zu furchtsam, den Antrag zu stellen, wohlan, so erbiete ich mich selbst, nicht nur vor des römischen Volkes und Senates, sondern selbst vor Jupiters Ohren im Kapitol, seinem Sitz, zu erklären, dass sie von uns, wenn sie uns als Verbündete und Freunde behalten wollen, den einen Konsul und die Hälfte des Senates annehmen müssen.

12 Da er mit diesem Trotz nicht sie bloß aufforderte, sondern sich selbst erbot, so gaben sie ihm alle unter einem zustimmenden Geschrei die Vollmacht zu handeln und zu reden, wie er es dem allgemeinen Besten Latiums und seinem eigenen Wert gemäß fände.

(5) Nach ihrer Ankunft in Rom ließ sie der Senat auf dem Kapitol vor sich. Als hier der Konsul Titus Manlius im Namen der Väter sich gegen sie darüber erklärte, 2 dass sie die Samniten als Verbündete nicht bekriegen müssten, begann Annius, als wäre er der siegreiche Eroberer des Kapitols, ohne daran zu denken, dass er bloß unter dem Schutz des Völkerrechtes als Gesandter sprach:

3 Die Zeitumstände hätten es dir anraten sollen, Titus Manlius, und euch, versammelte Väter, nun nicht länger mit uns befehlsweise zu reden, da ihr saht, dass Latium durch die Gnade der Götter an Volksmenge und Kriegsmacht zu den gesegnetsten Staaten gehört, dass es die Samniten besiegt, mit den Sidicinern und Campanern sich verbündet, jetzt auch die Volsker an sich gebunden hat, ja dass selbst eure Kolonien der römischen Herrschaft die latinische vorgezogen haben. 4 Weil ihr euch aber nicht dazu verstehen wollt, eurer maßlosen Herrschaft ein Ziel zu setzen, so wollen wir, obgleich wir Latiums Freiheit durch die Waffen bewirken könnten, doch die Verwandtschaft mit euch so viel gelten lassen, dass wir den Frieden unter uns auf Bedingungen feststellen, welche ebenso beiden Teilen gleiche Rechte geben, als es den unsterblichen Göttern gefallen hat, ihnen gleiche Macht zu verleihen. 5 Der eine Konsul muss aus Rom, der andere aus Latium gewählt werden, beide Völker stellen eine gleiche Anzahl zum Senat, beide werden zu einem Volk, zu einem Staat, 6 und weil nun einmal, wenn wir einen gemeinschaftlichen Sitz der Regierung und alle nur einen Namen haben wollen, einer von beiden Teilen nachgeben muss, so mag immerhin zum Segen für beide diese Vaterstadt den Vorzug haben und wir alle den Namen Römer führen.

7 Es musste sich treffen, dass auch die Römer an Titus Manlius einen Konsul hatten, der dieser trotzigen Sprache gewachsen war. Er sagte in seinem Zorn gerade heraus: Wenn die versammelten Väter so töricht wären, sich von einem Menschen aus Setia Gesetze vorschreiben zu lassen, so wolle er sich mit dem Schwert umgürtet im Senat einstellen und jeden Latiner, den er im Rathaus fände, mit eigener Hand niederstechen. 8 Und hingewandt zur Bildsäule Jupiters rief er:

Höre, Jupiter, diese Frevel! Hört sie, ihr Gottheiten alles dessen, was Recht im Himmel und auf Erden ist! Du, Jupiter, solltest hier als der Gefangene, als der Gebeugte, in deinem geweihten Tempel ausländische Konsuln, einen Senat von Ausländern sehen? 9 Sind das die Bündnisse, ihr Latiner, die der römische König Tullus mit euren Stammvätern, den Albanern, welche späterhin mit euch selbst Lucius Tarquinius schloss? 10 Entsinnt ihr euch der Schlacht am See Regillus nicht mehr? Habt ihr eure alten Niederlagen und unsere Verdienste um euch so ganz vergessen?

(6) Als nach der Rede des Konsuls auch der Unwille der Väter laut wurde, soll sich Annius gegen die wiederholten Anrufungen der Götter, an welche sich die Konsuln mehrmals als an die Zeugen der Bündnisse wandten, Ausdrücke erlaubt haben, aus welchen seine Verachtung gegen die Gottheit des römischen Jupiter sprach. 2 So viel ist wenigstens gewiss, dass er vor Zorn außer sich eilenden Schrittes vom Eingang des Tempels herabrannte, auf der Treppe ins Fallen geriet und mit dem Kopf so heftig gegen die unterste steinerne Stufe schlug, dass er bewusstlos liegen blieb. 3 Ob er tot war, lasse ich, weil die Nachrichten nicht übereinstimmen, dahingestellt sein, sowie die Sage, dass sich bei der feierlichen Anrufung der Götter als Zeugen der gebrochenen Bündnisse unter einem fürchterlichen Donnerschlag ein Platzregen ergossen habe. Beides kann wahr sein, es kann aber auch als Erdichtung angebracht sein, um einen gleich auf der Stelle erfolgten Wink des göttlichen Unwillens anzudeuten. 4 Als Torquatus, vom Senat zur Abfertigung der Gesandten entlassen, den Annius daliegen sah, rief er so laut, dass Volk und Väter seine Worte hören konnten: 5 Es steht alles gut. Die Götter selbst haben unseren gerechten Krieg eröffnet. Noch waltet eine Regierung vom Himmel. Noch lebst du, großer Jupiter. Nicht umsonst haben wir dir, dem Vater der Götter und Menschen, diese heilige Stätte geweiht. 6 Ihr seid noch unschlüssig, Quiriten, und ihr, versammelte Väter, die Waffen zu ergreifen, da euch die Götter vorangehen? So will ich die Legionen der Latiner zu Boden strecken, wie ihr da ihren Gesandten liegen seht. 7 Diese Äußerung des Konsuls, vom Volk mit Beifall aufgenommen, erregte eine solche Erbitterung in den Gemütern, dass die abreisenden Gesandten mehr durch die Fürsorge der obrigkeitlichen Personen, welche ihnen auf Befehl des Konsuls das Geleit gaben, als durch das Völkerrecht vor der Wut und Misshandlung des Pöbels geschützt wurden. 8 Der Senat stimmte gleichfalls für den Krieg; und die beiden Konsuln, die mit zwei neu gebildeten Heeren durch das Land der Marser und Paeligner zogen, schlugen nach ihrer Vereinigung mit dem samnitischen Heer ihr Lager bei Capua auf, wo sich die Latiner mit ihren Bundesgenossen schon versammelt hatten. 9 Hier soll jeder Konsul im Traum dieselbe Erscheinung gehabt, einen Mann gesehen haben von mehr als menschlicher Größe und Erhabenheit, 10 welcher ihnen sagte, von der einen Partei sei der Feldherr, von der andern das Heer den Göttern der Unterwelt und der Mutter Erde verfallen; welches Heeres Feldherr die feindlichen Scharen und über ihnen sich dem Tod weihe, desselben Volk und Partei werde siegen.

11 Als sich die Konsuln ihre nächtlichen Gesichte mitteilten, beschlossen sie, zur Abwendung des göttlichen Zornes Schlachtopfer zu bringen, ferner, wenn die Eingeweide dieselbe Bestimmung anzeigten, die ihnen im Traum offenbart sei, so solle der eine Konsul dem Gebot des Schicksals Folge leisten. 12 Da nun mit der ihrem Herzen eingepflanzten Ahnung die Antworten der Opferschauer übereinstimmten, machten sie, damit nicht der freiwillige Tod eines Konsuls das Heer mitten in der Schlacht in Schrecken setzen möchte, mit Zuziehung der Unterfeldherren und Obersten den Befehl der Götter bekannt und machten untereinander aus, 13 dass der Konsul, auf dessen Flügel das römische Heer zuerst wiche, sich für das römische Volk und die Quiriten dem Tod weihen sollte. 14 Auch besprach man sich im Kriegsrat darüber, dass man die Kriegszucht, wenn je in einem Krieg die Befehle mit Strenge gehandhabt wären, besonders jetzt wieder auf die alte Sitte zurückführen müsse. 15 Diese Fürsorge war um so nötiger, weil die Feinde, die man jetzt vor sich hatte, Latiner waren, in Sprache, Sitten, Art der Waffen, und was das Wichtigste war, in der ganzen Kriegsverfassung den Römern gleich; ihre Soldaten hatten mit römischen Soldaten, Hauptleute mit Hauptleuten, Oberste mit Obersten als gemeinschaftlich angestellte Waffenbrüder und Nebenmänner in denselben Heeren, oft in derselben Rotte gestanden. 16 Um also die Soldaten vor jeder Verwechslung zu sichern, befahlen die Konsuln, dass niemand außer Reihe und Glied mit dem Feind kämpfen sollte.

(7) Es traf sich, dass von mehreren Rittmeistern, welche nach allen Seiten auf Kundschaft ausgerückt waren, Titus Manlius, der Sohn des Konsuls, mit seinem Geschwader über das feindliche Lager hinaussprengte, so dass er kaum auf Schussweite vom nächsten Posten entfernt war. 2 Hier standen die tuskulanischen Reiter; ihr Führer war Geminus Maecius, ein Mann durch Abkunft und Taten unter den Seinen hervorragend. 3 Als dieser die römischen Reiter und den unter ihnen sich auszeichnenden Sohn des Konsuls an ihrer Spitze bemerkte – denn sie kannten sich alle, und namentlich Männer vom Rang –, so sprach er: 4 Also mit einer Schwadron wollt ihr Römer den Krieg gegen die Latiner und ihre Verbündeten führen? Was beginnen indes die Konsuln und zwei konsularische Heere? – 5 Sie werden, wenn’s Zeit ist, da sein, versetzte Manlius, und mit ihnen wird Jupiter selbst da sein als Zeuge der von euch gebrochenen Bündnisse, der noch mehr leistet, noch mehr vermag. 6 Haben wir am See Regillus so mit euch gefochten, dass ihr dessen genug hattet, so wollen wir es hoffentlich auch hier dahin bringen, dass euch nach Heergefechten und ordentlichen Schlachten mit uns nicht sehr verlangen soll. 7 Da erwiderte Geminus, indem er ein wenig von den Seinen heranritt: Willst du dich nun, bis der Tag kommt, an dem ihr mit so großem Aufheben eure Heere in Bewegung setzen werdet, unterdessen mit mir messen, damit gleich jetzt aus dem Erfolg des Kampfes zwischen uns beiden das große Übergewicht hervorgehe, das der latinische Reiter über den römischen hat?

8 War es Zorn oder Scham, den Kampf abzulehnen, was den feurigen Mut des Jünglings bestimmte, oder die unwiderstehliche Gewalt des Schicksals? Uneingedenk des väterlichen Befehles und der konsularischen Bekanntmachung, unterzog er sich sofort einem Kampf, in welchem für ihn siegen oder besiegt werden fast auf eins hinauslief.93 9 Nachdem die übrigen Ritter wie zu einem Schauspiel sich auf die Seiten gestellt hatten, sprengten jene auf dem freien Zwischenraum des Feldes mit ihren Pferden gegeneinander ein, 10 und da sie mit eingelegter Lanze zusammentrafen, stieß Manlius mit seinem Spieß über dem Helm des Feindes, Maecius neben dem Hals des Pferdes vorbei. Sie schwenkten mit den Rossen, und Manlius, der zuerst wieder zu einem neuen Stoß ausholte, bohrte dem Pferd seines Gegners den Spieß zwischen die Ohren. Das Tier, das vor Schmerz der Wunde sich bäumend aus allen Kräften mit dem Kopf schlug, warf seinen Reiter ab, 11 und als er eben, auf Speer und Schild gelehnt, von dem schweren Fall sich erheben wollte, stach ihm Manlius in die Kehle, so dass die Lanze durch die Rippen hindurch am Boden festhaftete. 12 Mit der erbeuteten Rüstung ritt er zu den Seinigen zurück, eilte, begleitet von seinem freudig jauchzenden Geschwader, dem Lager zu und geradewegs in das Hauptzelt zu seinem Vater, ohne zu wissen, was er getan und was seiner warte; ob er Lob, ob er Strafe verdient habe. 13 Vater, sprach er, damit mich die Welt mit Recht für einen Sprössling deines Blutes erkenne, bringe ich dir diese ritterliche Beute, die ich, zum Kampf aufgefordert, dem erlegten Feind abgenommen habe.

14 Als der Konsul dies hörte, wies er sogleich seinen Sohn von sich und ließ durch die Trompete zur Versammlung rufen. Als sie sich zahlreich eingefunden hatten, sprach er: 15 Weil du, Titus Manlius, ohne Beachtung des konsularischen Befehls und der väterlichen Machtvollkommenheit trotz unserer Bekanntmachung außerhalb des Gliedes gegen den Feind gefochten, 16 also so viel an dir lag, die Kriegszucht, durch welche sich Rom bis auf diesen Tag erhielt, aufgelöst und mich in die Notwendigkeit versetzt hast, entweder des Staates oder meiner und der Meinigen zu vergessen, so möge die Strafe unsers Verbrechens lieber uns selbst treffen, 17 als dass der Staat zu seinem so großen Schaden unsere Vergehungen büße. Wir werden ein trauriges, aber für die Zukunft ein der Jugend heilsames Beispiel geben. 18 Zwar lässt mich die natürliche Liebe zu meinen Kindern und selbst diese Probe deiner Tapferkeit gegen dich durch den falschen Schein der Ehre verleiteten nicht ohne Rührung. 19 Da wir aber entweder durch deinen Tod die Befehle der Konsuln bestätigen müssen oder sie durch deine Ungestraftheit auf ewig abschaffen, so denke ich, du selbst, wenn in dir noch ein Tropfen meines Blutes fließt, wirst dich nicht weigern, die durch deine Schuld gefallene Kriegszucht durch deine Strafe wiederherzustellen. Geh, Liktor, und binde ihn an den Pfahl!

20 Entsetzt über den schrecklichen Befehl, und nicht anders, als sähe jeder das Beil gegen sich selbst gezückt, schwiegen alle mehr aus Furcht als Bescheidenheit. 21 Sobald aber bei dem Fall des Hauptes das Blut floss, brachen die Zuschauer, welche in Erstarrung verstummt dagestanden hatten, als höbe sich ihr Geist aus der Tiefe des Staunens, laut in ungehemmte Klagen aus, so dass sie sich ebenso wenig des Jammerns als der Flüche enthielten, den Körper des Jünglings, mit der von ihm erfochtenen Beute bedeckt, 22 nach einem so feierlichen Leichenbegängnis, als es der Teilnahme aller Soldaten möglich war, auf einem vor dem Lager aufgeführten Scheiterhaufen verbrannten; und Manlianischer Befehl erfüllte nicht bloß die damals Lebenden mit Schauder, sondern auch die Nachwelt als Beispiel mit Abscheu.

(8) Doch machte die grässliche Strafe die Soldaten dem Feldherrn gehorsamer, und außer dem, dass die Wachen bei Tag und bei Nacht und der Reihengang der Posten allenthalben mit größerer Genauigkeit verrichtet wurde, war auch diese Strenge, als man zur Schlacht gezogen war, im entscheidenden Kampf nicht ohne Nutzen. 2 Denn die Schlacht hatte die größte Ähnlichkeit mit einem Bürgerkrieg, so völlig hatten die Latiner nichts von den Römern Unterscheidendes, die Gesinnung ausgenommen. 3 Früher hatten die Römer den Rundschild im Gebrauch gehabt; dann, als sie Sold erhielten, nahmen sie statt des Rundschildes den Langschild; und hatten sie sonst eine der makedonischen ähnliche Phalanx gebildet, so fingen sie nachher an, ihre Linie manipelweise aufzustellen. 4 Zuletzt teilten sie sich in noch mehr Ordnungen. Jede Ordnung hatte 62 Mann, einen Hauptmann und einen Fahnenträger. 5 Die erste Linie machten die Hastaten aus in 15 durch mäßige Zwischenräume geschiedenen Streithaufen. Jeder Streithaufen hatte 20 Leichtbewaffnete und außer ihnen lauter Langschildner. Leichtbewaffnete hießen die, welche nur eine Lanze und gallische Wurfspieße führten. 6 Dieses erste Treffen der Schlachtordnung enthielt lauter blühende, zum Kriegsdienst heranreifende Jünglinge.

Auf diese folgten in ebenso vielen Streithaufen die von festerem Alter, welche Principes hießen; lauter Langschildner und mit vorzüglich ausgezeichneten Waffen. 7 Diesen ganzen Zug von 30 Streithaufen nannten sie die Antepilanen, weil hinter ihnen unter den Adlern wieder andere 15 Ordnungen standen, 8 von denen jede Ordnung ihre drei Abteilungen hatte. Jede erste dieser Abteilungen nannten sie die erste Pile, alle drei betrugen 186 Mann. Die erste Rotte hatte die Triarier, alte Krieger von bewährter Tapferkeit, die zweite die Rorarier, noch nicht so erstarkt an Jahren, nicht so versucht; die dritte die Überzähligen, auf die man sich am wenigsten verlassen konnte, darum wurden sie ins letzte Treffen zurückgewiesen.

9 Wenn das Heer in solcher Ordnung aufgestellt war, fingen die Hastaten als die Vordersten von allen die Schlacht an. Konnten die Hastaten den Feind nicht zur Flucht bringen, so wurden sie, in gemessenem Schritt sich zurückziehend, von den Principes in ihre Zwischenräume aufgenommen. Nun war die Schlacht die Sache der Principes, an die sich die Hastaten anschlossen. 10 Die Triarier lagen indes unter ihren Adlern im Anschlag, das linke Bein vorgestreckt, ihre Langschilde an die Schulter gelehnt, die Hand an der schräg mit der Spitze empor gerichteten, unten in der Erde steckenden Lanze, gleich einer von umpflanzenden Schanzpfählen starrenden Linie. 11 Waren auch die Principes in ihrem Kampf nicht glücklich, so zogen sie sich allmählich vom Rand der Schlacht auf die Triarier zurück. Daher hört man so oft, wo es schlimm steht, im Sprichworte sagen: »Es kommt an die Triarier.« 12 Hatten die sich jetzt erhebenden Triarier die Principes und Hastaten in die Zwischenräume ihrer eigenen Streithaufen aufgenommen, so war sogleich durch die zusammengeschobenen Streithaufen jeder Durchgang wie verschlossen, 13 und in einem aneinanderhängenden Zug, der nun keine weitere Hoffnung hinter sich hatte, fielen sie auf den Feind. Dies war aber auch dem Feind gerade das Furchtbarste, dass er, seiner Meinung nach schon Verfolger der Besiegten, plötzlich eine neue verstärkte Linie sich erheben sah.

14 Die geworbenen vier Legionen bestanden jede etwa aus 5000 Mann zu Fuß und 300 Reitern für jede Legion. Eine gleiche Anzahl lieferte die Aushebung der Latiner, welche in damaliger Zeit Feinde der Römer waren und in der Stellung ihrer Linie dieselbe Einrichtung hatten; und es wussten nicht bloß die Abteilungen der Triarier, dass sie mit ebensolchen Abteilungen, 15 die sämtlichen Hastaten, dass sie mit Hastaten, sowie die Principes, dass sie mit Principes, sondern jeder Hauptmann, mit welchem Hauptmann er, wenn die Ordnungen nicht versetzt würden, zusammentreffen werde. 16 Von den beiden ersten Hauptleuten der Triarier in beiden Heeren war der Römer nicht eben vom stärksten Körperbau, übrigens ein tüchtiger Mann von Kriegserfahrenheit; 17 der Latiner bei außerordentlicher Stärke der erste Soldat; und beide kannten sich sehr genau, weil sie immer den gleichen Dienstrang gehabt hatten. 18 Der Römer hatte sich bei seinem Misstrauen auf sich selbst schon zu Rom von den Konsuln die Erlaubnis erwirkt, sich nach Belieben einen Unterhauptmann auszusuchen, der ihn gegen den einen ihm bestimmten Feind schützen könnte; und wirklich trug der jüngere Mann, der in der Schlacht gegen den latinischen Hauptmann auftrat, den Sieg davon. 19 Die Schlacht selbst fand nahe am Fuß des Vesuvs statt, auf der Seite, wo der Weg nach Veseris führte.

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