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Nico 16.12. 10:52 AM

Meinst du, wir sollten uns mit

ihm mal unterhalten? Schließlich ist

er unser Fahrer für die nächsten Tage

Ava 16.12. 10:52 AM

Ähm, klar. Können wir.

Außerdem sieht er ja recht gut aus und

wer weiß, was die nächsten Tage noch

so passiert ;)

Nico 16.12. 10:53 AM

Stehst du etwa auf unseren Fahrer?!

Ava 16.12. 10:54 AM

Ach, halt doch die Klappe!

Ava legt ihr Handy beiseite und tippt unserem Chauffeur von hinten auf die Schulter. Mit einer gewissen Aufregung löse ich meine langen Haare aus dem Knoten, fahre kurz hindurch, nur um sie anschließend wieder zu einem unordentlichen Dutt zusammenzubinden.

„Hey, ähm. Wenn es dich nicht stört, könnten wir uns ja ein bisschen unterhalten und näher kennenlernen. Ich bin Ava“, stellt sie sich vor. Als sich ihre Blicke im Rückspiegel treffen, erkenne ich, wie sie mit ihren Wimpern zu klimpern beginnt.

Sie steht also doch auf unseren Fahrer!

„Nein, es stört mich nicht. Nett dich kennenzulernen, Ava. Ich bin Logan.“ Sein Blick ruht nun auf mir.

„Ich heiße Nico. Schön, dass du uns fährst“, stelle ich mich ebenfalls vor und versuche die aufsteigende Hitze in meinem Gesicht zu unterdrücken.

„Freut mich auch dich kennenzulernen, Nico!“ Er sieht mich noch eine ganze Weile lang im Rückspiegel an, ehe er sich wieder auf die Straße konzentriert.

Okay, ich habe keine Ahnung, was dieser Kerl an sich hat, aber ich springe voll drauf an. Und täuscht es mich, oder war das jetzt das zweite Mal, dass er mir eine Sekunde mehr Aufmerksamkeit schenkt als Ava? Oder bilde ich mir das einfach nur ein? Wunschdenken, zum Beispiel?

„Und, wie habt ihr zwei euch kennengelernt?“, fragt er uns, ohne erneut in den Rückspiegel zu sehen.

„Ach, wir kennen uns schon seit einer Ewigkeit. Wir verstehen uns einfach super und haben viel Spaß miteinander“, erzählt Ava. „Als beste Freunde“, schießt sie hinterher, was mir Indiz genug ist, um zu wissen, dass sie auf Logan abfährt. Ein leichtes Grinsen umspielt meine Lippen.

Logans Blick schnellt plötzlich doch wieder in den Rückspiegel und sieht zwischen uns hin und her.

„Beste Freunde? Ich dachte, ihr seid ein Paar“, gesteht er und fängt an zu lachen. Ich wechsle einen Blick mit Ava und wir stimmen in das Gelächter mit ein. Wir beide ein Paar? Klar, abwegig ist es garantiert nicht. So viel Zeit, wie wir miteinander verbringen. Doch Ava ist nicht die Richtige, das haben wir ja bereits ausprobiert. Sie ist einfach eine Frau.

„Nein, nur beste Freunde. Interessant, wie wir auf Außenstehende wirken.“ Ich ringe nach Luft und wische mir eine Träne aus dem Augenwinkel. Um Logans Augen bilden sich Lachfältchen und ich bin mir nicht sicher, ob ich schon jemals etwas so Süßes gesehen habe.

„Gut zu wissen“, sagt er und wendet sich wieder der Straße zu. Ein Zwinkern kann er allerdings nicht unterdrücken.

Okay, flirtet er gerade? Mit mir? Oder doch mit Ava?

„Und wie sieht es bei dir aus? Verheiratet? Kinder?“, möchte Ava ganz ungeniert wissen und greift zeitgleich wieder nach ihrem Handy und tippt eine Nachricht. Noch ehe Logan antworten kann, vibriert mein Smartphone.

Ava 16.12. 11:17 Uhr

Hast du das gesehen?

Er hat mir zugezwinkert!

Hoffentlich hat er keine Freundin!

„Nein, ich bin Single. Ist bei meinem Beruf aber auch nachzuvollziehen. Schließlich bin ich oft und lange unterwegs. Da hat man keine Zeit für einen Partner“, erklärt er und überholt einen Truck. „Aber wer weiß. Irgendwann finde ich schon den passenden Deckel!“

Ava 16.12. 11:19 Uhr

Bingo!

„Oh okay. Hätte man gar nicht gedacht bei deinem Aussehen. Aber klar. Das mit der Arbeit ist nicht so förderlich für eine Beziehung“, stimmt ihm Ava zu und ich sehe, wie sie innerlich Luftsprünge vollführt, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob sie den Teil mit der Arbeit und der fehlenden Zeit überhaupt gehört hat. Mal davon abgesehen finde ich ziemlich faszinierend, dass sie überhaupt nicht in Betracht zieht, dass Logan schwul sein könnte. Immerhin hat er MIR zugezwinkert und nicht ihr. Aber gut. Wir werden sehen, was die nächsten Tage noch so ans Licht bringen werden.

„Was macht ihr zwei denn beruflich, wenn ich fragen darf? Es ist ja nicht gerade selbstverständlich, so kurz vor Weihnachten Urlaub zu bekommen.“

„Ava ist Bloggerin und ich bin Autor“, antworte ich ihm. Logans Blick schnellt erneut in den Rückspiegel.

„Moment“, es bildet sich eine Falte auf seiner Stirn, als er nachdenkt, „bist du etwa Nicolas Brown? DER Nicolas Brown?“ Seine Augen werden riesig. Verschämt kratze ich mich am Hinterkopf und nicke.

„Ja, genau der bin ich.“

„Jetzt ernsthaft? Wow, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Ich finde deine Bücher echt klasse.“

Okay, möglicherweise kennt mich der ein oder andere durch meine Bücher, da meine ersten beiden Romane sich richtig gut verkauft haben und über mehrere Wochen hinweg in den Bestseller-Rankings vertreten waren. Aber dass ich auf richtige Fans treffe, kommt doch eher selten vor. Schließlich bin ich nicht Beyoncé.

„Freut mich, wenn dir meine Bücher gefallen haben“, gebe ich freudig zurück.

„Wie funktioniert das mit dem Schreiben überhaupt? Kommen dir die Ideen einfach so oder planst du bereits im voraus, wie alles ablaufen soll?“

„Na ja, kommt drauf an. Es gibt Tage, da schreibe ich mehr oder weniger die erste Fassung eines ganzen Buches und dann wiederum gibt es Tage, da bringe ich nicht mal eine Seite zusammen. Geplant wird nur die ganz grobe Idee. Sobald die steht, schreibe ich einfach drauf los und schaue, was passiert“, erkläre ich ihm. Er fixiert mich im Rückspiegel und nickt eifrig vor sich hin. Allem Anschein nach findet er die Arbeit eines Autors ausgesprochen faszinierend.

Oder er tut nur so, weil er ein höflicher Mensch ist

„Ich schreibe ja auch“, bringt sich Ava ins Spiel und ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich ihr dafür dankbar sein soll oder nicht. Logans Augen wandern im Rückspiegel zu ihr.

Täusche ich mich, oder scheint ihn das nicht im Geringsten zu interessieren?

„Stimmt ja. Wie sieht das ganze bei dir aus?“, geht er auf ihre Anmerkung ein. Dieses Mal tatsächlich aus reiner Höflichkeit, was unschwer zu erkennen ist.

„Wie Nico ja bereits erwähnt hat, blogge ich über Reisen und Wochenendtrips. Unserem Urlaub möchte ich auch einen Beitrag widmen. Ich habe mich auch schon über die ein oder andere Sehenswürdigkeit informiert.“

Aha.

Mit einem Nicken quittiert Logan, was Ava gerade über ihre Arbeit berichtet hat.

Erzählt hat mir Ava davon schonmal nichts. Mal davon abgesehen dachte ich, wir wären hier im Urlaub und nicht auf einer Tour, über die sie anschließend bloggt.

„Benötigt ihr noch eine Pause, oder haltet ihr durch, bis wir angekommen sind?“, fragt Logan und richtet seinen Blick wieder auf mich. Allem Anschein nach ist für ihn damit das Gespräch über Avas Arbeit erledigt. Ich sehe zu ihr, doch ehe sie etwas sagen kann, beantworte ich die Frage für uns beide.

„Nein, wir können es aushalten. Sollte ja nicht mehr soo lange sein.“

Sie hebt eine Augenbraue und sieht mich fragend an, doch ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf die vorbeirauschende Landschaft.

Was die Aktion sollte? Keine Ahnung. Vermutlich war das mein Unterbewusstsein, das in Ava eine Konkurrenz sieht. Obwohl mir noch nicht einmal klar ist, worin Ava meine Konkurrentin sein soll.

Im Kampf um Logan? Wohl kaum. Schließlich weiß sie nicht, dass ich auf Kerle stehe und für sie eine Konkurrenz darstellen könnte.

Ob das bei unserem Trip zum Problem wird? Wer weiß.

Möglich wäre es.

***

Die letzten Kilometer ziehen sich unendlich in die Länge und im Nachhinein wäre eine weitere Pause gar nicht schlecht gewesen, denn von dem langen Sitzen tun mir die Knochen weh. Allerdings wollte ich mir jetzt auch nicht mehr die Blöße geben, kurzfristig doch eine Pause einzufordern, schließlich war ich es, der Logans Angebot abgelehnt hat. Umso glücklicher bin ich, als wir gegen Mittag endlich in unserem Domizil ankommen.

Und, was soll ich sagen? Meine Eltern haben sich richtig ins Zeug gelegt! Schon von außen wirkt das Ferienhaus sehr freundlich und einladend. Klar, im Vergleich zu meinem Elternhaus ist es eher klein und unscheinbar. Doch wenn man bedenkt, dass Ava und ich ohne die finanzielle Unterstützung meiner Eltern sicherlich niemals hier gelandet wären, wirft das ein völlig anderes Licht auf unsere Unterbringung.

Für die nächsten Tage bewohnen wir ein Haus, das man sich als normalsterblicher Mensch sicherlich niemals leisten könnte. Die Fassade ist strahlend weiß gestrichen und macht den Eindruck, als wäre das Haus erst am Tag zuvor renoviert worden. Es erstreckt sich über zwei Stockwerke, soweit man das auf den ersten Blick beurteilen kann, und besitzt ein Dach mit glänzend dunkelblauen Ziegeln, die im starken Kontrast zur weißen schneebedeckten Umgebung stehen. Gekrönt wird das Ganze von einem Kamin, aus dem schwarze Rauchwölkchen in den Himmel schweben und sich langsam auflösen. Logan lenkt den Wagen in die Garage neben dem Hauptgebäude und holt unsere Koffer aus dem Kofferraum. Als ich aus dem Auto aussteige, ziehe ich meinen Schal enger um den Hals, ehe ich mich ausgiebig strecke. Die lange Fahrt macht sich durch Gliederschmerzen bemerkbar und ich bin froh, endlich am Ziel angekommen zu sein.

Der Urlaub kann beginnen!

3. Kapitel

Mit Sack und Pack treten wir in einen warmen Flur. Die Tür hat uns Mica, eine Frau Anfang dreißig, geöffnet und uns mit einem einnehmenden Lächeln begrüßt. Nachdem wir ihr der Reihe nach die Hand gegeben und unsere Sachen neben die Garderobe im Hausflur abgestellt haben, um unsere nassen Schuhe auszuziehen, stellt sie uns nun die restliche Truppe des Hauses vor.

Zum einen hätten wir da Benji, wie er sich uns vorstellt, der als unser persönlicher Guide auf Ausflügen fungiert, sofern wir seine Unterstützung in Anspruch nehmen möchten. Für den Wellnessbereich ist Grace verantwortlich. Sie wird uns für Massagen zur Verfügung stehen, während wir uns mit Gabriel, unserem Koch, immer morgens kurzschließen sollen, wann wir zum Abendessen zurück sein werden. Außerdem möchte er von uns wissen, ob jemand von uns Unverträglichkeiten hat, schließlich möchte er nicht, dass einer von uns die meiste Zeit des Urlaubs über der Schüssel verbringt.

„Schön, dass ihr hier seid“, lässt uns Mica wissen, nachdem wir uns alle miteinander bekannt gemacht haben. „Ich werde euch jetzt hoch in den ersten Stock begleiten, damit ihr euch eure Zimmer aussuchen könnt.“ Sie geht voraus und bedeutet Benji und Gabriel unsere Koffer und Taschen zu nehmen, die diese freundlicherweise die Treppe hinauftragen und zu Beginn des Flures abstellen.

„Danke“, rufe ich den beiden hinterher, als sie sich wieder auf den Weg nach unten machen.

„So“, beginnt Mica und sieht uns der Reihe nach an. Man erkennt, dass ihr die Arbeit Spaß macht. „Ihr findet hier oben drei Schlafzimmer und ein großes Badezimmer mit Dusche, Badewanne und WC. Ein kleines Bad mit Dusche ist auch noch unten im Erdgeschoss. Die Schlafzimmer könnt ihr selbst unter euch aufteilen. Logan, du wirst ebenfalls hier im Haus übernachten. Nicos Eltern haben darauf bestanden, dass du ganz in der Nähe untergebracht bist, damit du jederzeit verfügbar bist. Die Zimmer sind alle drei gleich ausgestattet. Außerdem findet ihr am Ende des Flurs noch einen Balkon. Alles Weitere kann ich euch gerne heute Abend beim Abendessen erklären. Jetzt packt erst einmal in Ruhe aus und kommt hier an. Wenn was ist, ich bin unten im Esszimmer. Das ist der Raum rechts neben dem Foyer.“ Sie lächelt uns erneut an, ehe sie die Treppe wieder nach unten geht.

„Also, wer möchte welches Zimmer?“, möchte Ava wissen und sieht zwischen Logan und mir hin und her.

„Mir ist es egal, macht das unter euch aus“, sagt Logan sofort.

„Bevor jetzt die großen Diskussionen losgehen, nehme ich einfach das gleich rechts neben der Treppe.“ Ich schnappe mir meinen Koffer.

„Okay, dann nehme ich das in der Mitte und du Logan das hinten neben dem Balkon?“

Logan nickt zustimmend.

„Sehr gut. Dann packen wir jetzt in aller Ruhe aus und können ja später drüber reden, wann wir essen wollen“, schlage ich vor.

„Sehr gut. Wir sehen uns!“ Ava greift sich ebenfalls ihren Koffer und macht sich auf zu ihrem Zimmer. Auch Logan macht sich mit seinem Koffer auf den Weg und läuft vor mir her in Richtung seines Zimmers. Während er so vor mir herläuft, mustere ich seinen Hintern, der sich bilderbuchmäßig in seiner Anzugshose abzeichnet.

Logan hier im Haus? Der Trip wird immer besser!

***

Das Zimmer ist schlicht gehalten, aber trotzdem gemütlich. An der Wand gegenüber dem großen Doppelbett befindet sich eine Kommode, mit einer Flasche Wasser und einem Glas. Darüber hängt ein großer Flachbildfernseher an der Wand. Der Kleiderschrank befindet sich rechts neben der Tür und ist mit einer Spiegelfront versehen, in der sich die Sonne, die durch die Fenster gegenüber scheint, spiegelt und den Raum erhellt.

Ich stelle meinen Koffer vor den Schrank, ziehe mir die Jacke aus und stelle mich vor das große Doppelfenster. Als ich die weißen Gardinen zur Seite schiebe, erstreckt sich vor mir ein Panorama aus Berggipfeln und nichts außer weißem, unberührtem Schnee. Verträumt blicke ich in die Ferne und bin meinen Eltern unheimlich dankbar, dass sie dieses Haus für uns ausgesucht haben. Zwar wissen wir noch nicht, was sich hier alles verbirgt, doch ich bin mir sicher, wir werden noch die ein oder andere Überraschung erleben.

Sorgfältig schiebe ich die Gardine zurück an ihren ursprünglichen Platz, bevor ich nach meinem Handy greife und meiner Mutter eine kurze Nachricht sende.

Nico 16.12. 15:52 Uhr

Ihr seid wahnsinnig!

Dieses Haus ist ein Traum! Das muss

euch doch ein Vermögen gekostet haben!

Ich schicke euch die nächsten Tage noch

Bilder, damit ihr auch was von unserem

Trip habt!

DANKE! DANKE! DANKE!

Gut, das mit dem Vermögen ist so eine Sache für sich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich meine Eltern den Trip leisten können, ohne dass sie sich auch nur im geringsten Gedanken um ihre Finanzen machen müssen. Trotzdem ist es mir wichtig, mich bereits jetzt bei ihnen zu bedanken. Denn eins ist sicher: Dieses Haus ist der absolute Wahnsinn!

Die Antwort meiner Mutter lässt auch nicht lange auf sich warten.

Mum 16.12. 15:56 Uhr

Das freut uns sehr! Du weißt doch,

nur das Beste ist gut genug!

Lasst es euch gut gehen.

Bin gespannt auf die Bilder!

Grinsend lege ich mein Handy auf das kleine Schränkchen neben dem Bett und lasse mich rücklings auf die weiche Matratze fallen. Wie von allein fallen meine Augen zu und ich dämmere in einen leichten Schlaf, der mich jedoch überraschenderweise fit und ausgeruht erwachen lässt. Ein Blick auf mein Handy verrät, dass es bereits fast sechs Uhr ist.

Bevor es Zeit für das Abendessen wird, schnappe ich mir meine Jacke und schlendere zum Balkon, um mir die Aussicht von meinem Zimmerfenster genauer anzusehen. Als ich die Tür hinter mir schließe, nehme ich eine Bewegung im Augenwinkel wahr. Erschrocken fahre ich herum und blicke in Logans überraschtes Gesicht. Seine Hände hält er vor sich, als wäre ich ein aufgeschrecktes Pferd, das er zur Ruhe bringen muss.

„Hey, alles gut. Bin nur ich“, sagt er sanft.

Erleichtert greife ich mir an die Brust und atme tief durch.

„Mann. Du hast mich jetzt aber erschreckt“, gebe ich von mir und schiebe ein freundliches Lächeln hinterher.

„Hallo? So furchtbar sehe ich jetzt aber auch nicht aus.“ Er lacht und kratzt sich verlegen am Hinterkopf.

Okay, war das eine Anspielung? Oder legt er es auf etwas an?

Sein Blick wandert von unten herauf und sucht meinen.

Erwartet er jetzt ernsthaft eine Antwort?

„Liegt wohl im Auge des Betrachters“, gebe ich trocken von mir. Sein verlegener Gesichtsausdruck wandelt sich schlagartig in eine Schockstarre und ich fange an zu lachen. „Das war ein Witz. Für einen Kerl siehst du echt ganz gut aus.“ Ich verdrehe die Augen und bin versucht ihm kumpelhaft auf die Schulter zu schlagen, lasse es aber letztendlich doch bleiben. Wir kennen uns gerade einmal ein paar Stunden und ich möchte nur ungern irgendeinen Fehler machen, den ich im Endeffekt bereuen könnte.

„Gut gerettet“, kontert er und schenkt mir ein traumhaftes Grinsen, das seine strahlendweißen Zähne zum Vorschein bringt.

Beruhig dich! Er ist dein Chauffeur und nichts weiter!, flüstert der Engel auf meiner Schulter. Ja, im Moment. Doch was nicht ist, kann ja noch werden!, kontert der Teufel auf der anderen. Ich wende meinen Blick auf die Berggipfel hinter ihm.

„Traumhaft, nicht?“, sagt Logan leise und stellt sich neben mich.

„Ja“, stimme ich ihm zu, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich die Aussicht oder Logan meine. Er kramt nach etwas in seiner Jackentasche und ein leichter Windhauch trägt den Duft seines Parfüms in meine Nase. Die Mischung aus fruchtig und scharf brennt sich mir sofort ins Gedächtnis ein.

„Stört’s dich?“, fragt er mich und mit einem „Hmm?“ drehe ich mich ihm zu. In seinem Mund wippt eine Zigarette freudig auf und ab.

Mein Blick bleibt auf seinen Lippen kleben.

Bereit geküsst zu werden!, raunt der Teufel nah an meinem Ohr.

„Nicht solange du mir eine abgibst“, erwidere ich.

Ich habe einmal in meinen 26 Jahren an einer Zigarette gezogen und finde es furchtbar. Warum ich das jetzt mache? Keine Ahnung!

Er reicht mir die Schachtel und ich ziehe mir eine Zigarette heraus. Während er die Packung wieder in seiner Jackentasche verschwinden lässt, zündet er sich seine Zigarette an und ehe ich fragen kann, ob er mir das Feuerzeug gibt, brennt meine ebenfalls. Langsam nehme ich einen Zug, inhaliere den Rauch und puste ihn wieder aus meinen Lungen. Das alles geschieht im reinsten Schneckentempo, aber nur, weil ich mich mehr anstrengen muss nicht zu husten, als ein Kind beim Lernen des ABCs.

„Hätte nicht gedacht, dass du rauchst“, lässt er mich wissen und klopft die Asche in den Aschenbecher, der auf dem Tisch neben der Tür steht.

Ich auch nicht!

„Ab und zu, wenn mir danach ist. Und hier in dieser Umgebung finde ich es ganz passend“, erwidere ich. Und so stehen wir auf dem Balkon, sein Blick in die Ferne gerichtet und meiner, der die Gelegenheit nutzt, Logan einmal aus nächster Nähe zu mustern.

Die kurzrasierten blonden Haarstoppeln, der getrimmte Bart und die Tatsache, dass er sportlich ist, sprechen mich wahnsinnig an. Er wirkt wie einer der Sportler, denen ich damals auf der Highschool heimlich hinterhergeschmachtet habe. Mittlerweile hat er auch seinen Anzug gegen eine schlichte Jeans eingetauscht. Was er allerdings unter seiner dicken Winterjacke trägt, erkenne ich nicht. Ich nehme erneut einen Zug von der Zigarette und stelle mit Erschrecken fest, dass es mir diesmal schon deutlich leichter fällt als beim ersten. Logan tut es mir gleich, blickt mich dann jedoch unvermittelt an.

„Was wolltest du eigentlich hier draußen?“

„Ich schätze mal das gleiche wie du. Die Natur genießen so lange, bis es zum Abendessen geht“, antworte ich wahrheitsgemäß.

„Stimmt. Deshalb bin ich auch hier. Der Ausblick ist einfach Wahnsinn! Ich weiß, du hast mich nicht ausgesucht und ich bin beruflich hier. Trotzdem möchte ich mich bedanken, dass ich die Chance habe, euch hier herumfahren zu dürfen. Das wird vermutlich die aufregendste Zeit überhaupt.“ Irgendwie schmeichelt es mir, ihn glücklich zu machen, doch er hat schon recht. Nicht ich oder Ava haben ihn ausgesucht, sondern meine Eltern. Und die haben sich vermutlich nichts dabei gedacht. Einfach die Agentur angerufen und einen Fahrer bestellt und der Rest war Schicksal.

Zufall! Der Rest war Zufall!

„Freut mich, wenn es dir gefällt. Ich bin gespannt, was die nächsten Tage so bringen werden. Wir sollten uns beim Abendessen mit Ava absprechen, was ihre Pläne für Morgen und die nächsten Tage sind“, überlege ich laut und drücke die Zigarette schließlich im Aschenbecher aus.

„Ihr könnt euch ja Gedanken machen, was ihr gerne machen möchtet und mir dann bescheid geben. Ich werde in meinem Zimmer zu Abend essen.“

Mit Mühe kann ich gerade noch so verhindern, dass meine Kinnlade nach unten klappt.

„In deinem Zimmer? Wieso das denn?“

„Na, es ist euer Urlaub und wie bereits gesagt, ich bin nur euer Fahrer.“

Ich glaube, mich verhört zu haben.

„Das ist doch jetzt nicht dein Ernst, oder? Du wirst mit uns zusammen essen. Und Widerworte werden nicht geduldet!“

Er nimmt einen letzten Zug von seiner Zigarette, ehe er sie ebenfalls ausdrückt und sieht mich direkt an.

„Wirklich? Ich meine, ist es euch wirklich recht, wenn ich mich zu euch setze?“, fragt er vorsichtig, was schon wieder etwas Süßes hat.

Ich nicke.

„Ja, ist es. Und jetzt los. Das Essen sollte fertig sein“, scheuche ich ihn vor mir her und schließe hinter uns die Balkontür. Mittlerweile habe ich richtig Kohldampf, immerhin haben wir seit heute Morgen nichts mehr gegessen.

***

„Oh mein Gott, dass Essen ist so unglaublich gut“, stöhnt Ava und schiebt sich einen weiteren Bissen des Filet Mignon in den Mund.

„Mhhhm.“ Ich stimme ihr mit vollem Mund zu und auch Logan, der zum Glück keine weiteren Anstalten mehr gemacht hat in seinem Zimmer zu essen, nickt kauend wie ein Wackeldackel. Wir sitzen zu dritt an dem großen, runden Holztisch inmitten des großen Esszimmers und genießen die erste Mahlzeit unseres Aufenthalts in dieser Luxusvilla.

Gabriel, unser Koch, hat uns ein Filet Mignon im Speckmantel gezaubert. Dazu gibt es eine Pfefferrahmsoße, Speckbohnen und Kartoffelwedges. Innerhalb kürzester Zeit haben wir die Teller geleert, zu lange ist unser aller Frühstück her.

Als Mica die leeren Teller abgeräumt hat, gesellt sie sich noch kurz zu uns, um uns einige Dinge über das Haus zu erzählen.

„Nachdem ich euch bei eurer Ankunft nur einen kleinen Einblick in den obersten Stock gewährt habe, muss ich euch noch etwas über das Highlight in unserem Haus sagen. Und zwar befindet sich im Kellergeschoss ein großer Indoorpool, ein Whirlpool und ein Sauna- und Wellnessbereich. Ihr könnt euch gerne jederzeit dort unten aufhalten. Bei Massagewünschen richtet ihr euch einfach an Grace. Sie wird sich dann um euch kümmern“, erklärt sie uns und Ava strahlt. „Also, was habt ihr für morgen alles geplant?“

Ich sehe zu Ava hinüber und sie sagt: „Morgen gibt es eine Mischung aus Bewegung und Entspannung. Wie wäre es, wenn wir uns nach dem Frühstück auf den Weg in einen der umliegenden Parks machen, ein wenig spazieren gehen und am Nachmittag kommen wir hierher zurück und entspannen ein bisschen in Pool und Sauna?“

„Das klingt nach einem sehr verlockenden Plan. Dann machen wir den Ausflug morgen ohne Benji und nehmen ihn beim nächsten Mal mit“, pflichte ich ihr bei. Mein Blick wandert zu Logan, der gerade einen Schluck von seiner Cola genommen hat. „Dann frühstücken wir morgen gemeinsam um sieben Uhr und machen uns anschließend auf den Weg?“

Er nickt.

„Wunderbar, ich werde Grace sagen, sie soll sich für den Nachmittag bereit halten“, lässt uns Mica wissen und erhebt sich von ihrem Stuhl. „Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und wenn noch etwas ist, meine Telefonnummer findet ihr in der Mappe in der Schublade eures Nachtschränkchens.“ Sie winkt uns zum Abschied und schon ist sie in Richtung Küche verschwunden. Kurze Zeit später klappert es hinter uns und als ich mich umdrehe, sehe ich Gabriel, der mit einer silbernen Platte auf uns zu kommt.

„Ich habe hier noch ein paar süße Leckereien für euch. Ich werde mich jetzt auf den Weg nach Hause machen. Wenn ihr Kaffee oder andere Getränke möchtet, in der Küche im Kühlschrank findet ihr Softdrinks und auch ein, zwei Flaschen Wein. Bier gibt es leider keines, kann ich euch aber für morgen besorgen, wenn ihr möchtet. Die Kaffeemaschine befindet sich direkt daneben. Mica hat mich außerdem in Kenntnis gesetzt, dass das Frühstück morgen für sieben Uhr angesetzt ist. Habt ihr irgendwelche speziellen Wünsche?“ Er sieht sich fragend in der Runde um, doch niemand scheint Heißhunger auf etwas Außergewöhnliches zu haben. „Okay, dann schaue ich mal, was ich euch auftische. Schönen Abend noch!“ Er winkt uns zum Abschied und verschwindet wieder in die Richtung, aus der er gekommen ist.

„Und was machen wir jetzt noch mit dem angefangenen Abend?“, möchte Ava wissen. Ich sehe auf die Uhr. Es ist erst kurz nach acht. Ich zucke mit den Schultern.

„Was haltet ihr davon, wenn wir es uns im Wohnzimmer vor dem Kamin gemütlich machen? Vielleicht finden wir auch noch ein Spiel, oder wir schauen einen Film?“, frage ich in die Runde.

„Ist es für euch auch wirklich in Ordnung, wenn ich mich euch anschließe? Schließlich ist es euer Urlaub. Ich möchte mich da nicht irgendwie aufdrängen oder so.“ Logan sieht uns beide an.

Ernsthaft? Ist das das Einzige, was ihm durch den Kopf geht?

„Ja, Logan. Es ist absolut okay. Wir würden dir schon sagen, wenn es nicht für uns in Ordnung wäre, wenn du dabei bist. Hinterfrag nicht dauernd alles. Du bist erwünscht und ich bin mir sicher, das wir zu dritt einen wunderschönen Urlaub verbringen werden.“ Kurzschlussreaktion!

Noch ehe ich mir überlegen kann, was ich sagen möchte, macht sich mein Mund selbstständig und die Worte sprudeln nur so aus mir heraus. Hilfesuchend sehe ich zu Ava, die verwundert eine Augenbraue in die Höhe zieht. Doch schon hat sie sich wieder gefangen.

„Sehe ich genauso. Du bist ein wirklich netter Mensch und wir kommen doch super miteinander klar, oder?“, pflichtet sie mir bei. Logan nickt leicht und schenkt uns ein mattes Lächeln. Vermutlich war dieser kleine Ausbruch genau das, was er gebraucht hat, um endlich von seinem Ich-störe-euch-bei-eurem-Urlaub-Trip runter zu kommen.

„Also wäre das auch geklärt. Logan, du nimmst das Tablett mit den Dingern hier, Ava, du schaust im Wohnzimmer nach einem Spiel oder nach einem Film und ich kümmere mich um die Getränke. Wer möchte was?“, verteile ich die Aufgaben, ehe sich die Aktion noch mehr in die Länge zieht.

„Ich hätte gerne einen Latte. Passt vermutlich ganz gut zu den Teilen“, sagt Ava und erhebt sich von ihrem Stuhl.

„Dem schließe ich mich an.“ Mit diesen Worten steht auch Logan auf, schnappt sich das Tablett und folgt Ava ins Wohnzimmer. Ich mache mich auf den Weg in die Küche.

„Drei mal Latte“, rede ich vor mich hin, damit ich es nicht vergesse, bis die Kaffeemaschine bereit ist. Wäre schließlich nicht das erste Mal, dass mich mein Gedächtnis im Stich lässt. Wenn ich bei der Planung meiner Bücher nicht die grundlegenden Ideen direkt aufschreiben würde, hätte ich sie direkt wieder vergessen. Während ich die Kaffeemaschine anschalte, hole ich die Milch aus dem Kühlschrank und stelle die Gläser bereit. Die Maschine ist ein typischer Kaffeevollautomat. Auf dem touchbetriebenen Bildschirm hat man die Auswahl aus zig verschiedenen Getränken, von denen ich nur einen Bruchteil kenne. Als die Maschine bereit ist, stecke ich den Schlauch in die Milchpackung, stelle das erste Glas unter die Düsen und drücke auf dem Bildschirm auf die Fläche für den Latte Macchiato. Nachdem ich diesen Vorgang noch zwei weitere Male wiederholt habe, verstaue ich die Milchpackung zurück im Kühlschrank und bemerke erst jetzt, dass dort zwei Flaschen Sekt stehen.

Wer weiß, für was die später noch gut sind!

Ich stelle unsere Gläser auf ein Tablett, das ich auf einem der Schränke gefunden habe und versuche möglichst unfallfrei unsere Kaffees in das Wohnzimmer zu manövrieren.

Zum Glück konzentriere ich mich auf eine Karriere als Autor, denn als Kellner würde ich es nicht weit bringen. Nachdem ich die Kurve aus dem Esszimmer ins Foyer zu schmal genommen habe und mit dem Tablett am Türrahmen hängengeblieben bin, ist aus allen drei Gläsern etwas Kaffee übergeschwappt. Als ich schließlich eintrete, sitzt Logan auf dem Sofa und beobachtet Ava dabei, wie sie die Schränke durchsucht.

„Und, hast du schon was gefunden?“ Ich stelle das Tablett auf dem kleinen Glastisch ab. In der Mitte des Tischs stehen Untersetzer, die ich verteile, um anschließend die Gläser darauf abzustellen. Mit einer Serviette trockne ich die Gläser unauffällig ab, die alle in einer Kaffeelache stehen. Das Tablett wische ich ebenfalls kurz ab, lasse es anschließend auf der unteren Ablage des Tisches verschwinden und nehme neben Logan platz. Zum zweiten Mal an diesem Tag weht sein Duft zu mir herüber und gerade so gelingt es mir, mich zusammenzureißen und nicht näher an ihn heranzurutschen, um einen tiefen Atemzug zu nehmen. Etwas an ihm ist so anders als an den Kerlen, die ich bisher kennengelernt habe und er wirkt deutlich reifer.

Liegt vielleicht daran, dass er hetero ist und du dich bisher nur mit Schwulen getroffen hast, die auf dein Geld geil waren. Er ist zwar nicht schwul, aber das mit dem Geld wird früher oder später auch noch kommen, nörgelt das Teufelchen auf meiner Schulter.

Ob er hetero ist, wissen wir überhaupt nicht. Das wird sich noch im Laufe der nächsten Zeit zeigen. Und auf dein Geld ist er ganz bestimmt nicht aus. Dafür ist er viel zu zurückhaltend und sympathisch, widerspricht das Engelchen auf der anderen Seite.

Ich seufze leise und nehme einen Schluck von meinem Kaffee.

„Nein, ich finde weder ein Spiel noch eine DVD. Und im Fernsehen läuft auch nichts Interessantes. Das haben wir schon durch. Vielleicht finden wir ja auf Netflix was“, antwortet mir Ava auf meine Frage.

„Also ich kenne mich leider gar nicht mit Technik aus“, gesteht Logan und verzieht schuldbewusst das Gesicht.

„Ich schon.“ Zugegeben, was Handy oder Tablet angeht, gehe ich voll mit der Zeit. Jedesmal, wenn ein neues Smartphone rauskommt und mich von sich überzeugt, muss ich es haben. Egal, wie alt – oder jung – mein derzeitiges Handy ist. Und mit Smart-TV kenne ich mich ebenfalls aus. Ich stehe also vom Sofa auf, trete zu Ava und nehme ihr die Fernbedienung ab. Mit wenigen Handgriffen habe ich die Netflix-App auf das Gerät heruntergeladen, mich mit meinen Zugangsdaten angemeldet und bitte die beiden mir zu sagen, welchen Film sie gerne sehen möchten. Nach kurzer Diskussion entscheiden wir uns für eine Komödie, die noch niemand von uns dreien gesehen hat.

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9783960894216
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