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Читать книгу: «Sphärenwechsel – Tagebuch eines inkarnierten Engels», страница 4

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Dann erwachte ich in meinem Bett.

Alles war sehr real gewesen: das Zimmer, die Wand mit den Lichtorbs und die Lichtsäule mit dem Muster darauf. So war seine Seele doch noch nicht bereit gewesen, ins Licht einzugehen. Ich würde mich bereithalten für die nächste Gelegenheit ...

Aufträge 3 bis 5: In der Schule

Liebes Tagebuch,

Nach der Scheidung meiner Eltern kam ich in eine neue Schule. Alle lachten über meinen Namen, kaum hatte ich ihn genannt. Ein Junge hinter mir zog mich an meinen Zöpfen. Wegen der Scheidung und den damit verknüpften Aggressionen stand ich wortlos auf und verpasste ihm eine Ohrfeige. Er war total erschrocken und ich genauso, damit hatte er nicht gerechnet und ich auch nicht. Aber ich brauchte ein Ventil.

Ein Raunen ging durch die Klasse. Wenigstens wurde ich nicht mehr so direkt geärgert, wie andere aus der Klasse, aber die anderen hänselten mich wegen meines Nachnamens. Ich hasste meinen Nachnamen, und meinen Vornamen fand ich altmodisch.

Danach wurde ich für 2 Wochen krank und ich ließ mir die Zöpfe und ein Stück meiner Kindheit abschneiden.

Als Samuel in die Klasse kam, wurde es für mich und einige Mädchen sehr unangenehm. Samuel war der Sohn des Hausmeisters, der schlechteste und aggressivste Schüler in der Klasse, was er an uns und den Lehrern ausließ. Nachdem er in einem Stromkasten einen starken elektrischen Schlag abbekommen hatte und sein Gesicht von einer großen, hässlichen Narbe gezeichnet war, ärgerte er uns fast ohne Unterlass. In einer Pause, es war sehr warm draußen wie drinnen, trieb er es besonders dreist mit uns. Er zog uns an den Haaren, versuchte uns die Hosen herunter zuziehen und rief uns ständig sexistische Ausdrücke hinterher. Wir hatten kaum noch Ruhe vor ihm. Da packte mich eine unbändige Wut; ich ergriff einen Stuhl, hielt ihn über meinem Kopf und schrie ihn mit wutverzerrtem Gesicht voller Lautstärke an:

„Wenn du nicht sofort aufhörst, mich und die anderen Mädchen zu ärgern, noch ein Mucks von dir, dann schmeiße ich dir diesen Stuhl in die Fresse ...“

Es wurde totenstill im Klassenzimmer, alle schauten mich verdutzt an, aber am meisten Samuel. Irgendwie registrierte er, dass ich den Stuhl tatsächlich geworfen hätte. Er verstummte, blickte nach unten und verließ den Raum. Seitdem hat er uns niemals mehr geärgert.

Eine richtig dauerhafte Freundin fand ich nicht (war ja auch nicht vorgesehen), sondern ich beschäftigte mich mit drei meiner Mitschülerinnen, mit denen kein anderer etwas zu tun haben wollte.

Kerstin war die Klassenschlechteste und ihre Sachen waren oft in einem schmuddeligen Zustand. Jedes Jahr hatte sie Mühe, die nächste Klassenstufe zu erreichen. Daher ließ ich sie einige Male von mir abschreiben. Manchmal roch sie nach ungewaschenem Körper. Sie hatte noch zwei jüngere Brüder. Ihre allein erziehende Mutter war mit ihrer Vollzeitarbeit und ihren drei Kindern überfordert, daher diese Unordnung. Kerstin erfuhr schon sehr früh Ablehnung und Grausamkeiten von Gleichaltrigen und ließ sich schon mit 14 Jahren mit Männern ein.

Während einiger Krankenhausaufenthalte meiner Mutter lebte ich bei ihrer Familie. Durch meine Zuwendung und durch unsere gemeinsamen Erlebnisse verschönerte und erleichterte ich ihren Aufenthalt und die Zeit in der Schule.

20 Jahre nach Beendigung der Schule sagte sie mir mal am Telefon, dass die Zeit mit mir die schönste in ihrer Schulzeit gewesen wäre.

Cornelia kam in der 9. Klasse in meine Klasse zurück, als sie die Sportschule abbrach. Sie hatte auf der Sportschule wiederholt Anabolika zum Muskelaufbau verabreicht bekommen. Daher hätte sie nach Beendigung der Sportschule abtrainieren müssen, was sie aber nicht tat, weil sie ständig Auseinandersetzungen mit ihrer Mutter hatte, die sich fast nicht um sie kümmerte. So kam es, dass Cornelia immens zunahm und schon nach kurzer Zeit mit Übergewicht herumlief. Die anderen riefen ihr „fette Kuh“ nach. Auch ihre Sachen waren fast immer in Unordnung. Etliche Male suchte ich ihre Schulsachen zusammen, wenn einige Klassenkameraden diese durch den Raum geworfen oder draußen auf dem Flur verstreut hatten.

Wir trafen uns oft nach der Schule und in der 10. Klasse half ich ihr bei den Prüfungsvorbereitungen.

Beate nun wiederum hatte Probleme mit ihren Eltern (unordentliche Wohnung, mehrere Geschwister, Zigaretten und Alkohol, Misshandlungen). Durch mich hatte sie wenigsten einen kleinen Lichtblick, wenn sie sonst nur „alte Schlampe“ zu hören bekam. Noch heute lehnt sie, genauso wie Cornelia, die meisten ehemaligen Mitschüler ab, aber mit mir hatten beide einen freundlichen Schwatz gehalten, wenn wir uns später mal getroffen hatten.

Auftrag 6: der pessimistische Tobias

Liebes Tagebuch,

Für diesen Auftrag musste ich mich verlieben, weil ich nur so Zugang zu seiner Seele finden konnte.

Im letzten Schuljahr lernte ich Tobias kennen, der sich in der jungen Gemeinde und dessen Eltern Pfarrersleute waren. Wir trafen uns bei dem Musical „Momo“, dass seine „Junge Gemeinde“ aufführte. Er erzählte mir etwas später, dass er an diesem Morgen so eine Art Vorahnung hatte, nämlich dass er jemanden besonderes kennen lernen würde und dass ich diejenige sei. Als ich das mit der Vorahnung hörte, verspürte ich sofort eine Faszination dabei, aber auch in mir etwas, dass mir absolut vertraut vorkam und dass ich kannte.

Er schrieb mir sehr tief greifende Briefe, die jedoch jedes Mal pessimistisch und sich selbst als Versager und Trottel bezeichnend, endeten. In mir löste das seltsame Gefühle aus. So viel Pessimismus mit häufigen Wiederholungen, das machte mich nervös und war mir selbst völlig unbekannt. In einem seiner Briefe schrieb er mir, dass mich der Himmel schicken und ihm Hoffnung geben würde, weil so ein Wesen wie ich, mich mit ihm abgeben würde. Aber selbst das stellte er sehr oft in Zweifel. Bei diesem Satz machte mein Herz einen kurzen Hüpfer, aber ich wusste damals noch nicht, warum.

Interessanterweise konnte ich lange und ausführlich mit ihm über Themen wie Vorahnungen, bedeutungsvolle Träume und psychologische Themen reden. Es waren unsere Lieblingsthemen, die sich nie erschöpften.

An ein Erlebnis erinnerte ich mich noch sehr genau, als ich mit Tobias noch zusammen war. An einem herrlichen Sonnentag im Mai wollte ich mich unbedingt mit ihm treffen, doch da wir beide kein Telefon hatten, wusste ich nicht, wie ich ihn erreichen sollte. Aber irgendetwas trieb mich aus der Wohnung. Ein bestimmtes Ziel hatte ich dabei nicht, ich lief einfach in Richtung Innenstadt und dachte die ganze Zeit nur an ihn. Als ich die lange Einkaufsstraße entlang ging, kam so ein Gefühl seiner Anwesenheit hinzu, was sich verstärkte, je näher ich dem Marktplatz kam. Kurz bevor ich nach links zum Marktplatz abbog, wusste ich plötzlich genau, dass er dort war und wir uns da treffen würden. Ich bog also um die Ecke und ..., da sah ich ihn tatsächlich. Wir beide freuten uns sehr, dass wir zusammengekommen waren und verbrachten noch den restlichen Nachmittag miteinander. Ich hatte es also schon vorher gespürt, dass ich ihn an diesem Ort treffen würde und war meiner Intuition gefolgt.

Was diese jungen Menschen in der „Jungen Gemeinde“ miteinander machten empfand ich als befremdend. Wenn sie kirchliche Lieder sangen oder beteten, schaute ich jedes Mal betreten nach unten, wusste nicht wohin mit mir und ich fühlte mich elend.

Ich konnte auch nichts damit anfangen, wenn Tobias über seine Liebe zu Jesus und zu Gott sprach und dass sie noch über der Liebe zu einem Menschen stand.

Als er mir dann noch sagte, dass es für ihn kein Sex vor der Ehe geben würde, war ich schockiert. Zu diesem Zeitpunkt war ich selbst zwar an Sex nicht interessiert und dennoch spürte ich da etwas, was mit Verboten, Tabus und Eingrenzungen zu tun hatte. Zum Beginn meiner Lehrausbildung beendete ich diese Beziehung, weil es für mich zu anstrengend wurde, eine pessimistische Fernbeziehung zu führen. Außerdem wartete schon der nächste Auftrag auf mich.

Tobias war durch meinen Rückzug regelrecht geschockt. Für ihn brach eine Welt zusammen, weil er gehofft hatte, mich später einmal zu heiraten. Seinen verzweifelten, 8 Seiten langen Abschiedsbrief konnte ich jahrelang nicht lesen. Erst jetzt (nach 22 Jahren), während ich das alles aufschreibe, habe ich mir diesen Brief angeschaut.

Für einige Monate in Tobias Leben hatte ich ihm Zuwendung und Glücksgefühle geben können. Zahlreiche Male hatte ich ihm gesagt, dass er kein Versager wäre. Dennoch war es für mich nicht vorgesehen gewesen, mit Tobias dauerhaft zusammen zu kommen.

Damals hatte ich überhaupt nicht die kleinste Ahnung darüber, wer ich wirklich war und dass ich solche Aufträge in mir trug. Zu Jesus hatte ich keinen Draht bzw. er war nicht aktiv. An eine übergeordnete Kraft, auch in mir, erinnerte ich mich erst viele Jahre später wieder.

Auftrag 7: der suizidgefährdete Matthias

Liebes Tagebuch,

Für diesen Auftrag musste ich mich ebenfalls verlieben.

Es war eines der dunkelsten Kapitel in meinem Leben. Matthias Seele war traumatisiert durch den Selbstmord seiner Mutter. Als zehnjähriger Junge hatte er sie an einem Morgen erhängt an einem Baum im Garten gefunden. Jeglicher Halt war ihm verloren gegangen, den ihm sein Vater nicht geben konnte, da dieser sich zunehmend dem Alkohol verschrieben hatte. Zudem hatte Matthias eine komplizierte Darmoperation hinter sich mit der Prognose einer geringen Lebenserwartung.

Ich wurde zu ihm geschickt, um seiner Seele Lichtblicke und Zuwendung zu geben, und sein Niveau anzuheben.

Auf einer Disco lernten wir uns kennen und wir trafen uns danach ziemlich schnell öfters. Meistens verbrachten wir unsere gemeinsame Zeit in den gerade nach der Wende neu entstandenen „Pommesbuden“, auf dem Motorrad oder in Discos.

Matthias hatte wie sein Vater einen starken Hang zum Alkohol und dadurch geriet er öfters mit den „Rechtsradikalen“ aneinander. Ich bewegte mich dadurch ständig in einem Energiefeld bestehend aus Aggressionen, Trunkenheit, Anbaggern, Eifersucht, Langeweile und Kraftausdrücken. Matthias beichtete mir erst viel später, dass er in der Sonderschule für Lernschwache gewesen war. Doch da war es schon zu spät, ich konnte nicht mehr zurück, weil ich viel zu sehr in ihn verliebt war. Irgendwie wollte ich (meine Seele auch) ihn aus diesem Sumpf herausholen, ich wollte ihm ein höheres Niveau als sein jetziges vermitteln. Vor meinem Vater schämte ich mich sehr dafür, deshalb erzählte ich ihm nichts davon. Meine Mutter wusste jedoch davon von Matthias Eltern und manchmal erpresste sie mich damit, dass sie es meinem Vater erzählen würde.

Als ich dann durch meine Berufsausbildung die Woche über in M. war, sahen Matthias und ich uns nur noch am Wochenende. Nach einer Weile kam in mir so ein Verdacht auf, dass er was mit anderen Mädchen hatte. Zudem bemerkte ich, dass er wie hypnotisiert auf blonde Mädchen fixiert war. Und ich fühlte mich mit meinen braunen Haaren total hässlich und unscheinbar. So ließ ich mir die Haare blond färben, doch sie sahen künstlich aus und hatten einen Stich ins Orange. Das Gefühl, dass er fremdgehen würde, verstärkte sich immer mehr, als er dann auch noch Verabredungen nicht einhielt oder manchmal stundenlang zu spät kam. Schlimmer wurde es, als Matthias aus seinem Elternhaus auszog und sich eine eigene Wohnung nahm. Jetzt konnte er tun und lassen was er wollte. Für mich war es eine sehr qualvolle Zeit. Und so geschah es, das ich in einigen Nächten aus meinem Körper heraustrat, durch das Fenster bis zu seiner Wohnung schwebte und durch ein Fenster seiner Wohnung hineinsah, was er da machte. Manchmal war er dort nicht allein. Das wiederholte sich mehrmals und für mich war so ein Körperaustritt sehr anstrengend. Oft fühlte ich mich danach tagsüber müde und energielos. Als Matthias wieder einmal zu einer unserer Verabredungen nicht kam, begab ich mich zu seiner Wohnung, ohne dass er davon wusste. Ich schaute hinter dem Haus, ob sein Motorrad dort stand. Es stand da; als ich näher kam, bemerkte ich, dass am Lenker ein Zettel befestigt war. Darauf las ich: „Hallo Matthias, hier ist Tina, also bis Samstag wieder in der Disco.“ Also doch, mein Gefühl und meine nächtlichen Erkundungen hatten den richtigen Hinweis geliefert. Nun war die rosarote Brille gefallen. Von jetzt an bemerkte ich das auch an seinem Verhalten. Fast jeden Samstagabend brachte er mich immer zu einer bestimmten Zeit nach Hause und ich wusste zum einen,dass er log, und zum anderen, dass er danach noch in diesen Discoclub ging, oft bis in die frühen Morgenstunden. Einige Male kam er danach mitten in der Nacht zu mir und randalierte unten vor meinem Fenster, indem er von unten Steine an mein Fenster warf. Dann stand er dort wankend und lallend und störte zusätzlich die Nachbarn.

Mir war das entsetzlich peinlich, ich wollte es beenden, doch ich wusste nicht wie, weil ich irgendwie auch Angst vor seinen Aggressionen hatte. Wie ein Schlägertyp sah er zwar nicht aus, wirkte er doch eher dünn und schlank. Dennoch trug er ein starkes Gewaltpotential mit sich herum.

Zum Ende meiner Ausbildung spitzte sich das Ganze zu. Matthias Nachbarin Manuela besuchte mich plötzlich abends um 23 Uhr (ich kannte sie von einer Geburtstagsfeier; sie hatte mit Matthias unter dem Tisch geflirtet) und war ganz aufgeregt, weil er sich mit Alkohol regelrecht vollaufen ließ und sie sein Testament schreiben sollte. Manuela war sich sicher, dass er sich in dieser Nacht umbringen würde. Ich kam mit ihr nur unter der Bedingung mit, seinen Vater als Zeugen dazuzuholen, weil ich Matthias ständige Lügen und verwirrte Alkoholgeschichten einfach satt hatte. So fuhren wir zu dritt hin, ich hatte einen Schlüssel für seine Wohnung. In der Wohnung war es stockdunkel; alle hörten nur etwas pfeifen, da hing er tatsächlich an einem Elektrokabel. Er lebte noch, er hatte es wahrscheinlich erst getan, als er den Schlüssel im Schloss hörte. Matthias war vom Alkohol wie benommen, er hatte fast keine Reaktionen mehr. Sein Vater nahm in mit nach Hause. Ich erfuhr noch, dass er seine Arbeit verloren, bei der Bank Schulden hatte und zudem die Bank ihn pfänden wollte, weil er für seinen Bruder als Bürge unterschrieben hatte. Das war wohl zuviel für ihn gewesen. Damals arbeitete ich schon im Praktikum. Nach 3 Tagen kam er dort vorbei und wollte sich bei mir entschuldigen. Doch ich gab ihm verbal und mit meinen Blicken zu verstehen, dass es vorbei wäre mit uns und dass ich ihn nie wieder sehen wolle.

Und dann ließ ich ihn einfach stehen. Mir ging es sehr schlecht danach und mein Chef und die anderen Mitarbeiterinnen, die das mitbekommen hatten, schickten mich für diesen Tag nach Hause. Ich sah Matthias danach nicht mehr wieder. Nur noch einmal kurz zu einem Markt im Herbst, viele Jahre später (vielleicht 2001).

Matthias Seele hatte sich irgendwann in diesen drei Jahren gegen diesen Auftrag entschieden und wollte in ihrem eigenen Sumpf bleiben. Das ist der freie Wille der Menschen, da konnte ich als Beauftragte nichts machen. Deshalb wurde ich nach seinem versuchten Selbstmord von diesem Auftrag entbunden.

Weitere Aufträge: in der Berufsausbildung

Liebes Tagebuch,

Anja lernte ich zu Beginn der PTA-Ausbildung kennen. Von dieser Ausbildung erfuhr ich von meinem damaligen Chef, bei dem ich als Apothekenfacharbeiter ein Jahr gearbeitet hatte. Die Ausbildung hatte schon vor vier Wochen begonnen, dennoch rutschte ich sozusagen dort hinein. Anja stieß ebenso wie ich, verspätet hinzu.

Ich wurde zu ihr geschickt, um ihr Lebensfreude und Zuversicht zu schenken, weil sie von ihrem Verlobten drei Tage vor der Hochzeit fallen gelassen wurde. Ihre Seele war verletzt und sie brauchte jemanden wie mich, der fröhlich und natürlich daherkam. Wir bezogen zusammen ein Zimmer im Wohnheim. Mehrere Monate lief das so, doch dann befreundete sich Anja mit einem Mädchen aus der Parallelklasse und zog zu ihr in ihr Zimmer. Nun stand ich wieder alleine da.

Die meiste Zeit wohnte ich allein in einem Zimmer. Mein Zimmer lag am Ende eines langen dunklen Flurs mit einem gelben Linoleumboden auf Holzdielen, die bei jedem Schritt sehr laut knarrten.

An einem Sonntagabend lag ich in meinem Bett und las ein Buch über unerlöste Geister als plötzlich Schritte über den Flur donnerten. Etwas oder jemand näherte sich und blieb vor meinem Zimmer stehen. Ich hielt im Lesen inne, blickte zur Tür und dachte zuerst, dass jemand aus dem Wohnheim zu mir wolle. Doch es tat sich nichts. Mir wurde nun mulmig zumute und ich spürte, dass etwas nicht stimmte. Dann „flatterte“ etwas durch die Tür, es war zwar nichts zu sehen, nur das Poster innen an der Zimmertür bewegte sich wie durch einen Windhauch, obwohl kein Wind im Zimmer und das Fenster verschlossen war. Mir lief jetzt ein kalter Schauer über meinen ganzen Körper, ich zog die Bettdecke höher. Der Stecker meines Radios fiel aus der Steckdose und die Kehrschaufel daneben bewegte sich klirrend ein Stück zur Seite. Dann trat Ruhe ein. Ich rührte mich noch eine weitere halbe Stunde nicht von der Stelle. In dieser Nacht schlief ich fast überhaupt nicht. Immer wieder lauschte ich nach, ob da noch etwas anderes war. Für mich war im nach hinein klar, dass sich da ein Geist bemerkbar gemacht hatte.

Das Wohnheim selbst wirkte eher dunkel und düster. Die Zimmer befanden sich in den oberen Stockwerken. Im Erdgeschoss konnte man noch die ehemalige Kantine mit Küche zum Kochen benutzen. Alles wirkte verlassen, rostete schon vor sich hin und strahlte immer noch die längst vergangene sozialistische Zeit aus.

Je länger ich dort wohnte, umso unwohler fühlte ich mich. Das wurde so schlimm, dass ich schon Sonntag Nachmittag unruhig wurde, obwohl ich erst abends nach M. fuhr. Manchmal musste ich mich sogar übergeben, sobald ich im Wohnheim angekommen war. Es roch einfach überall übel und unbeschreiblich eklig in den Gängen und in den Waschräumen. Etwa 16 Jahre später erfuhr ich, dass dieses Wohnheim vorher ein Sanatorium für Tuberkulosekranke gewesen war und dort auch Menschen an dieser Krankheit gestorben waren. Als ich das hörte, fiel mir sofort wieder das Ereignis mit dem Geist ein. Und auch mein Unwohlsein konnte ich mir nun erklären, da ich wusste, dass alle vergangenen Ereignisse im Erdboden und in Häusern abgespeichert sind und sich auf die nachfolgenden Bewohner auswirken können. Da ich sehr sensitiv bin, hatte ich die kranke Energie gespürt, die immer noch an diesem Ort verankert war.

Diana aus der Parallelklasse wurde in mein Zimmer temporär einquartiert, weil hier noch Platz war. Sie litt unter einer Psychose und musste deshalb Psychopharmaka einnehmen. Deshalb wollte niemand aus ihrer Klasse mit ihr etwas zu tun haben. Alle tuschelten, dass sie verrückt wäre. Von den Nebenwirkungen der Tabletten war ihr Körper aufgeschwemmt und sie bekam Blickkrämpfe. Wenn diese unerträglich für sie wurden, bettelte sie mich in ihrer Verzweiflung an, bei ihr im Zimmer zu bleiben. Was ich auch tat, weil ich es nicht über mich brachte, sie mit den Schmerzen allein zu lassen. Einmal musste ich sogar den Arzt holen, weil sie vor Schmerzen die Wände hoch ging (das hatte ich bei meiner Mutter ja auch oft gemacht; nun wiederholte sich das bei Diana). Ich dachte mir lustige Geschichten aus und schaffte es, dass Diana wieder lachen konnte.

Als Ausgleich erlebte ich schlaflose Nächte, weil Diana fürchterlich schnarchte, was aber nicht ihre Schuld war, sondern es kam von den Tabletten, die sie einnehmen musste.

Als nächstes stieß Anna in die Klasse hinzu, weil ihr Babyjahr zu Ende gegangen war. Die meisten der anderen Mitschülerinnen hänselten sie oft, auch weil sie die Klassenschlechteste war. Ich schenkte ihr Aufmerksamkeit und Freundlichkeit.

Enge Freundschaften mit diesen Dreien waren ebenso nicht für mich vorgesehen gewesen, ich musste weiter zum nächsten Auftrag.

Selbst fühlte ich mich fremd und anders in dieser Klasse. Niemand von meinen Mitschülerinnen interessierte sich wirklich für mich oder wie es mir ging. Meistens ging ich meine eigenen Wege, eben, wenn meine „Aufträge“ gerade nicht anwesend waren. Dabei fühlte ich mich so oft allein und einsam.

Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
Объем:
520 стр. 1 иллюстрация
ISBN:
9783954888054
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