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Die Dynamik von Falschem Kern und Falschem Selbst

Vereinfacht gesagt könnte man davon ausgehen, dass Gehirn und Nervensystem auf neurologischer Ebene unsere Erfahrung so organisieren:

1. Es gibt eine körperliche Empfindung.

2. Ein anderer Teil des Gehirns registriert diese Empfindung.

3. Dann erhält sie ihr Etikett: Angst, Glück, Ärger, Traurigkeit etc.

4. Eine neue Ebene des Gehirns greift ein und beurteilt diese Erfahrung: »Traurigkeit ist schlecht.« Oder: »Glück ist gut.«

5. Daraufhin zieht wieder ein anderer Teil des Gehirns den Schluss: »Ich sollte Traurigkeit in Glück umwandeln. Ich muss doch etwas tun.«

Mit jeder Ebene, die Sie erklimmen, bewegen Sie sich einen Schritt weiter weg von dem, was ist. Sie entfernen sich von der ursprünglichen Empfindung, die Ihnen sagt, was ist, hin zur Verarbeitung dieser Erfahrung im Kortex, die definiert, was ist. Schon wenn Sie sich von der einfachen Empfindung (Ebene 1) zur Traurigkeit (Ebene 3) bewegen, werden dabei vom Gehirn und vom Nervensystem eine Menge Reize unterdrückt und einige wenige ausgewählt, die diesen Schluss zulassen. So entfernen Sie sich immer stärker von dem, was ist. Das Nervensystem wählt eine Information aus, die es weiterverarbeitet, und zieht Schlüsse daraus. Es schließt aber nicht nur, was ist, sondern auch, warum es so ist. Außerdem erfolgt die Etikettierung und Einordnung der Situation erst nach dem Ereignis. Das Nervensystem schließt eine Menge Informationen einfach aus. Es schießt sich auf bestimmte Empfindungen oder Handlungen ein und sucht dann Gründe dafür, die auf Grund der minimalen Information gar nicht stimmen können. Daher ist auch die Schlussfolgerung des Falschen Kerns unrichtig, da sie weit mehr weglässt, als sie berücksichtigt, und daher nicht einmal in die Nähe der Wahrheit kommt. Auch hier handelt es sich um eine Landkarte, eine Vorstellung von dem, was ist. Es ist nicht die Wirklichkeit.

Alfred Korzybski, der Begründer der allgemeinen Semantik, sagte einmal, die Landkarte sei nicht das Land selbst und die Idee sei nicht das, worauf sie sich beziehe.

Typische Beispiele für Falschen Kern und Falsches Selbst

Hier möchte ich Ihnen nur kurz an einigen Beispielen demonstrieren, wie diese beiden Persönlichkeitskomponenten zusammenarbeiten. Vielleicht entdecken Sie sich in einigen Sätzen sofort wieder oder glauben, ein bestimmter Satz könne sich niemals auf Sie beziehen. Doch die wahre Grundkonstellation zu finden braucht wirklich Zeit. Denn meist treibt uns das an, was wir für völlig unmöglich halten, und was wir zu wissen glauben, ist in Wirklichkeit bedeutungslos.


Falscher Kern Falsches Selbst
Ich bin unvollkommen. Mit mir stimmt etwas nicht. Ich versuche zu beweisen, dass »mit mir alles in Ordnung« ist, und handle, als ob ich vollkommen wäre.
Ich bin wertlos. Ich versuche zu beweisen, dass ich nicht wertlos bin, und handle, als ob ich wertvoll wäre.
Ich bin unfähig, etwas zu tun. Ich handle, als ob ich in der Lage wäre, hohe Leistungen zu erfüllen, um das Gegenteil zu beweisen.
Ich bin unzulänglich, ein Versager. Ich versuche, meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, und handle, als ob ich allem gewachsen wäre.
Ich bin nicht da. Ich existiere nicht. Ich handle, als ob ich da und von Bedeutung wäre.
Ich bin allein. Ich handle, als ob ich Bindungen hätte.
Ich bin unvollständig. Ich versuche zu beweisen, dass ich nicht unvollständig bin, und handle, als ob ich mich ganz fühlen würde.
Ich bin machtlos. Ich versuche zu beweisen, dass ich nicht machtlos bin, und handle, als ob ich Macht hätte.
Ich bin ohne Liebe. Ich versuche zu beweisen, dass ich nicht ohne Liebe bin, und handle, als ob ich mich liebenswert fühlen würde.

Die Quantenpsychologie spricht hier von einem Handeln »als ob«, denn es entspringt dem Falschen Selbst, ist etwas Vorgetäuschtes und daher nicht real.

Wie die Struktur aus Falschem Kern und Falschem Selbst funktioniert

Unsere innere Struktur aus Falschem Kern und Falschem Selbst wirkt wie eine Brille, durch die wir unser »Leben« so oder so sehen und durch die wir auch glauben gesehen zu werden. Der Falsche Kern, der uns glauben lässt, dass wir wertlos seien oder dass mit uns etwas nicht stimme, lässt uns also jede Situation, die wir erleben, mit dieser Tönung versehen.

Jedes System von falscher Grundannahme und ebenso falschen Lösungsstrategien schafft sich dabei seine eigene Brille. Wenn drei Menschen einen Autounfall haben, so sagt sich der Erste vielleicht: »Ich bin wertlos. Nur darum konnte dies geschehen.« Der Zweite nimmt diesen Unfall als Hinweis darauf, dass er machtlos ist; der Dritte aber meint: »Mit mir stimmt etwas nicht. Vielleicht hätte ich doch mehr Fahrstunden nehmen sollen.« Jedes System erlebt dieses Trauma durch eine andere Brille und interpretiert es daher anders. Daraus entstehen drei verschiedene Deutungsmuster, Geschichten und Rechtfertigungsstrategien. Wenn wir aber die Brille abnehmen (das heißt das System aus Falschem Kern und entsprechender Kompensation abbauen), dann erleben wir auf natürliche Weise den wahren Fluss des Lebens, unsere essenzielle Natur und unser Ich bin, das heißt das Sein ohne Attribute.

Häufig fragt man mich, weshalb unsere essenzielle Natur und unser Ich bin nicht einfach so zugänglich sind. Nun, sie sind für unsere Aufmerksamkeit nicht oder nicht ständig verfügbar, weil wir den Hauptteil unserer Konzentration bewusst oder unbewusst ständig auf den Falschen Kern richten, den wir mit Hilfe der Kompensationsstrukturen ausgleichen wollen. Immer wenn wir versuchen den Falschen Kern zu verändern, zu transformieren, umzustrukturieren oder ihn neu zu programmieren, indem wir das Gute (Gesunde) daraus nehmen und das Schlechte (Ungesunde) weglassen, immer wenn wir versuchen, unsere Laster in Tugenden zu verwandeln, dann sind unsere Kernkompensationen am Werk, die versuchen mit unserer falschen Grundannahme fertig zu werden. Dieses Falsche Selbst ist heimtückisch. Wir müssen uns darüber klar sein, dass beides zusammenhängt. Eines ist nicht ohne das andere möglich.

Am Ende aber gewinnt der Falsche Kern doch. Er setzt sich letztlich immer durch. So viel Sie anderen auch schenken mögen um Ihren eigenen Wert zu beweisen – tief im Inneren werden Sie sich doch wertlos fühlen. Und wenn Ihr Falscher Kern Sie der Unfähigkeit zeiht, dann können Sie noch so sehr zu beweisen versuchen, dass dies nicht der Fall ist. Am Ende werden Sie sich doch wieder ganz genauso fühlen: unfähig, zu nichts nütze. Das Problem dabei ist, dass die essenzielle Natur und das Ich bin in den Schock verwickelt sind und mit dem Falschen Kern vermischt werden. Nach dem Schock der Trennung kommen wir ganz automatisch zu dem Schluss, dass er von der essenziellen Natur bzw. dem Ich bin verursacht wurde. Dann wird die leere Natur dieser Bewusstseinsschicht falsch etikettiert und die ihr innewohnende Qualität der Leerheit wird als Mangel und Leere missverstanden.

Und so leugnen und meiden wir unsere essenzielle Natur, das zustandslose Sein, weil wir sie mit dem Schock der Trennung in Verbindung bringen. Wir lasten diese Trennung der essenziellen Natur an. Deshalb versuchen wir sie loszuwerden. Doch wenn wir unser Gewahrsein der Essenz steigern wollen, müssen wir unsere Aufmerksamkeit von der Fixierung auf die innere Struktur aus Falschem Kern und Falschem Selbst befreien. Sobald wir erkannt haben, dass wir diese innere Struktur nur geschaffen haben, um dem Chaos der narzisstischen Kränkung zu entgehen, und bereit sind sie loszulassen, wird unsere innere Wunde heilen. Dann ändert sich alles. Unsere Fixierung auf den Falschen Kern und seine Kompensationsstrukturen lässt nach und damit gerät unsere essenzielle Natur (das Ich bin) immer stärker in unser Bewusstsein. Dies ist wie ein großes Erwachen.

Die Ergebnisse von Therapien sind oft deshalb unzulänglich, weil man dort versucht, eine Geschichte zu heilen, die auf einem Fehlschluss beruht; eine Ausgeburt der Fantasie, die unser Nervensystem ersann, um nach dem Trennungsschock eine Erklärung und eine neue Struktur zu finden. Außerdem versuchen klassische Therapien, das Falsche Selbst in seinem Kampf gegen den Falschen Kern zu unterstützen. »Therapie« bedeutet dann nichts weiter als die Erfindung neuer Kompensationsstrukturen. So wird die kindliche Fehldeutung der Trennung weiter maskiert, bearbeitet, transformiert etc. In diesen Prozess findet unsere essenzielle Natur keinen Eingang. Sie wird geleugnet, während gleichzeitig das Falsche Selbst neue Strategien erfindet, um mit dem Falschen Kern fertig zu werden. Dadurch wird die Fixierung auf diese innere Struktur noch verstärkt. Dabei sollten wir doch erkennen, dass die Schlussfolgerung des Falschen Kerns ebenso wenig stimmt wie die Strategien des Falschen Selbst. Nur so können wir unsere essenzielle Natur realisieren.

Wenn Sie sich der Trance des Falschen Selbst nicht bewusst werden, werden Sie diese unbewusst immer »ausleben«. Dies war das fehlende Teilstück des Puzzles, das ich schließlich doch noch entdeckte, als ich in Indien lebte. Stellen wir uns einmal vor, mein Vater wäre Alkoholiker gewesen und ich hätte mit Hilfe von Mantras, Yantras und tantrischen Übungen versucht, über diese Tatsache hinwegzukommen. Ich kann eine wundervolle Meditation erleben, in der ich die Erfahrung der Leerheit mache. Doch sobald ich die Augen öffne und in die Welt zurückkehre, muss ich mich wieder mit den »unbehandelten«, unbearbeiteten, noch nicht ausgesonderten »Samenkörnern« (siehe unten) in meiner Persönlichkeit beschäftigen. Und so streite ich wieder mit meiner Frau, mit meinem Vater etc.

»Ungekochte Saat«

In Indien ist die Metapher von den Samenkörnern recht geläufig. Nehme ich nämlich solche Samenkörner, lege sie in die Erde und begieße sie entsprechend, dann wächst daraus eine Frucht. Wenn ich aber dieselben Körner nehme und sie in einer Pfanne erhitze und röste, dann kann ich sie einpflanzen und begießen, so viel ich will – nichts wird daraus entstehen. Die Samen werden so zur Metapher für noch nicht aufgearbeitetes psychisches Material, also alles, was zum Falschen Kern und zum Falschen Selbst gehört. Um im Bild zu bleiben: Die Quantenpsychologie röstet und sterilisiert die unbehandelten (unfruchtbaren, giftigen) Samen Ihrer Persönlichkeit (Glaubenssätze, Konzepte, Meinungen, Interpretationsmuster etc.) in der Pfanne der Achtsamkeit, sodass sie nicht mehr sprießen und giftige Früchte tragen können. So wird uns die Erfahrung der essenziellen Natur viel eher zugänglich, weil unsere Aufmerksamkeit nicht ständig unbewusst an der inneren Struktur von Falschem Kern und Falschem Selbst klebt.

Viele Menschen versuchen ihre Persönlichkeitsstruktur zu transzendieren. Doch die meisten leben nur einfach eine Form der spirituellen Verleugnung. Sie setzen Meditation als Arzneimittel ein, um ihren Gefühlen aus dem Weg zu gehen. So wird aus der Transzendenz eine passive Trance, eine Verweigerungshaltung, die ihre Rechtfertigung aus spirituellen Philosophien zieht. Einfach gesagt:

• Sie können Ihr System aus Falschem Kern und Falschem Selbst nicht einfach »wegmeditieren«.

• Sie können es auch nicht mit Mantras vertreiben.

• Sie müssen es anschauen und alles, was da ist, akzeptieren lernen. Oder wie Nisargadatta Maharaj sagte: »Du kannst nicht loslassen, bevor du nicht weißt, was du loslassen sollst.«

Ohne dieses System aus Falschem Kern und Falschem Selbst abzubauen werden Sie niemals dauerhaft die Ebenen der essenziellen Natur und des Ich bin erfahren.

Beispiele für verschiedene Formen des Falschen Kerns

Versuchen wir doch einmal, uns die verschiedenen Brillen aufzusetzen, mit denen uns die einzelnen Ausformungen des Falschen Kerns versorgen.

Stellen wir uns vor, dass ein Kind von fünf Jahren missbraucht wird.

Eine mögliche Erklärung des Falschen Kerns sieht so aus: »Mit mir stimmt etwas nicht. Deshalb ist mir das geschehen.«

Eine andere: »Ich bin wertlos. Auch Onkel Henry behandelt mich, als ob ich nichts wert wäre.«

Ein anderes Reaktionsmuster wäre es, innerlich einzufrieren und sich völlig »unfähig« zu fühlen etwas gegen das Geschehen zu unternehmen. Später könnte so ein Mensch enorm übersteigerte Leistungsmaßstäbe entwickeln, um sich zu beweisen, dass er durchaus fähig ist gegen diese Form innerer Lähmung anzugehen.

Möglich ist auch folgende Interpretation: »Ich wurde missbraucht – das bedeutet, dass ich absolut unzulänglich bin. Es ist mein Fehler. Ich habe alles falsch gemacht.«

Es gibt Menschen, die das Erlebte von ihrer Persönlichkeit abspalten, das heißt dissoziieren: »Ich bin ja ohnehin nichts. Ich habe auch nichts. Ich existiere ja gar nicht. Daher ist vielleicht auch gar nichts geschehen.« Sie lösen sich quasi aus der emotionalen Dimension ihres Erlebens und aus den Gefühlen, die mit diesem Ereignis verbunden waren. Später spiritualisieren sie dieses Erlebnis vielleicht. Erst kürzlich erschien ein bekannt gewordenes Buch, das sexuellen Missbrauch zu einer Gabe Gottes umdeutete (spiritualisierte), einer Gelegenheit zum Wachstum. Diese spirituelle Umdeutung aber leugnet den Schmerz, der im sexuellen Missbrauch steckt.

Eine weitere Möglichkeit ist: »Dies bedeutet, dass ich allein bin.«

Andere Menschen reagieren vielleicht mit dem Gefühl der Unvollkommenheit: »Ich bin nicht gut genug. Wenn ich gut genug wäre oder genügend Erfahrung hätte, dann wäre mir das nicht passiert.«

Auch Machtlosigkeit ist ein häufig vorkommendes Interpretationsmuster. Interessanterweise versuchen diese Menschen sich ihre Macht zu beweisen, indem sie sich sagen: »Ich wurde gar nicht missbraucht. Tatsächlich habe ich Onkel Henry verführt.« Oder die Betroffene bildet eine falsche Anschauung aus, die besagt: »Ich wusste ja, dass es keine Liebe auf der Welt gibt.«

Versuche, das System aus Falschem Kern und Falschem Selbst zu bearbeiten: Wer ist die treibende Kraft?

Bei dem Bemühen über die psychische Struktur von Falschem Kern und Falschem Selbst hinauszugelangen versucht das Falsche Selbst den Grund für den Schock aus der Welt zu schaffen – was den Schock selbst nicht vermindert. Denn sogar der Versuch den Falschen Kern zu behandeln oder zu heilen ist nichts weiter als das heimtückische Unterfangen unseres Falschen Selbst die fehlerhafte Grundannahme irgendwie zu kompensieren. Das Falsche Selbst ist eng mit dem Falschen Kern verbunden. Es entsteht später als der Falsche Kern und da es direkt auf ihm beruht, ist es noch viel falscher als dieser Kern selbst. Warum aber sind unsere Kompensationsstrategien nicht in der Lage den Falschen Kern zu heilen? Ganz einfach: Weil Falscher Kern und Falsches Selbst eins sind. Sie sind ein Ganzes wie das Aus- und Einatmen beim Vorgang des Luftholens. Eines kann nicht ohne das andere existieren. Daher lege ich bei der Beschreibung des Falschen Selbst immer mehr Wert auf die Darstellung des zu Grunde liegenden Falschen Kerns, da dieser näher an der Erfahrung liegt. Denn schließlich ist es der Falsche Kern, der unsere Persönlichkeit antreibt.

Einige psychologisch-spirituelle Schulen halten das Falsche Selbst für »gesünder« als den Falschen Kern. Die Quantenpsychologie geht vom Gegenteil aus: Die Schicht der Kompensation macht vielleicht einen gesünderen, sozial akzeptableren »Eindruck«. In Wirklichkeit aber stellt sie eine voll in die Persönlichkeit integrierte Altersregression dar, die sich mit Hilfe des Falschen Selbst gegen das (An)Erkennen der Trennung und das Akzeptieren des Falschen Kerns wehrt. Solange wir das Falsche Selbst mit seinen so verführerischen, wie heimtückischen Strukturen nicht als Illusion, als integrierte Altersregression verstehen, solange wir den Schmerz, der dahinter steht, nicht gefühlt und losgelassen haben, werden wir kaum ein dauerhaftes Gewahrsein der essenziellen Natur des Ich bin und des Nicht-Ich-Ich erlangen.

Viele Menschen reagieren auf ihren Falschen Kern mit der Vorstellung: »Wenn ich nur nicht so … wäre, dann wäre ja alles in Ordnung!« (Die Lücke können Sie nach Belieben füllen!) Daher versuchen sie immer und immer wieder diese innere Struktur durch Überkompensation loszuwerden. Ein paar Beispiele: »Um mit diesem …-problem fertig zu werden, nehme ich mir einen neuen Liebhaber.« (Lücke nach Belieben füllen!) Oder: »Ich werde mehr Geld verdienen und dann fühle ich mich nicht mehr …« Oder: »Wenn ich erst mehr Erfahrung habe, werde ich smart genug sein, um … « Doch diese Versuche das Grundproblem zu heilen, zu transformieren oder loszuwerden gehen vom Falschen Selbst aus und verstärken daher den Falschen Kern bloß. Anders ist es, wenn Sie Ihren Falschen Kern schlicht zur Kenntnis nehmen: »Hey, das ist mein Falscher Kern, der sich immer sagt: … (Lücke nach Belieben füllen!) Ist das nicht interessant? Mein ganzes Leben habe ich um diese Illusion herum aufgebaut. Wie eigenartig!« Von diesem Moment an erkennen Sie, dass der Falsche Kern nur eine gedankliche Vorstellung ist – und noch dazu eine falsche.

Das Paradoxe daran ist, dass wir mit unserem Falschen Kern arbeiten müssen, ohne ihn loswerden zu wollen. Sie arbeiten damit einfach um zu sehen, was geschieht. Hier fragen mich viele Menschen, ob man nicht eine Absicht formulieren müsse um etwas tun zu können. Nein. Wenn ein Vorgang aus dem zustandslosen Zustand des Ich bin heraus geschieht, dann gibt es keine Absicht.

Studieren Sie Ihren Kern und dekonstruieren Sie ihn, bevor er Ihnen wieder aus dem Blickfeld schwindet. Sie können ihn wahrnehmen, beobachten, jeden Gedanken, jedes Gefühl, jede Fantasie bis zu ihren Ursprüngen zurückverfolgen. Dann erkennen Sie, wie Ihr ganzes Leben sich um diese eine Grundannahme herum aufbaut. Von diesem Moment an sind Sie in der Lage, sie abzubauen. Diese genaue Selbstbefragung wird so lange weitergehen, bis Sie feststellen, dass Sie weder der Fragende sind noch der, der die Antworten gibt. Aber dieses Verständnis kommt sehr viel später, wenn Sie bereits erfahren haben, dass Ihre ganze Persönlichkeit um eine einzige innere Struktur herum aufgebaut ist. Erst dann können Sie die Zwangsfixierung auf die gedankliche Struktur des Falschen Kerns aufgeben und gleichzeitig Ihre Aufmerksamkeit befreien.

Viele spirituelle Systeme beschränken sich darauf, den Falschen Kern heilen, verändern oder überwinden zu wollen. Dabei setzen sie vollends auf die Mechanismen des Falschen Selbst. Sie schaffen falsche, spiritualisierte Archetypen wie den Sündenfall, um einen natürlichen, biologischen Trennungsprozess zu erklären und zu rechtfertigen, nämlich die Erkenntnis des Getrenntseins von der Mutter. Diese Systeme sind für sich gesehen vielleicht nicht einmal so schlecht. Ihre Negativwirkung besteht eben darin, dass sie die Dualität von Falschem Kern und Falschem Selbst bloß verstärken.

Als ich in Indien war, suchte ich einen damals sehr bekannten Guru auf, der mehr als zehntausend Schüler hatte. Dort bemerkte ich, dass er allen dasselbe Mantra gab, also eine Art Universalspiritualität ähnlich dem heute verbreiteten Motto für Konfektionskleider: »Eine Größe für alle!« Ich hatte damals wie heute das Gefühl, dass keine zwei Menschen einander wirklich ähnlich sind und dass jeder Mensch etwas braucht, das nur auf ihn zugeschnitten ist. Paul Simon drückte dies in einem Song einmal so aus: One man’s ceiling is another man’s floor. (Was für den einen die Decke, ist für den anderen der Fußboden.)

Viele Menschen fragen sich: »Welche Kraft steckt wirklich hinter meiner Persönlichkeit? Um welche Struktur herum baut sich mein gesamtes Leben auf?« In der Quantenpsychologie lernen Sie Ihren Falschen Kern klar zu erkennen und Sie entdecken, wie Ihr Verhalten letztlich von eben dieser Grundannahme geprägt wird. Dies ist ein gewaltiger innerer Prozess. Sie verfolgen Ihre Handlungen, Gefühle, Gedanken zurück bis zu Ihrer grundlegenden Überzeugung von sich selbst. Sobald Sie dort angekommen sind, müssen Sie sich darin versenken. Es führt kein Weg daran vorbei. Sie werden diese Struktur nicht ändern. Sobald Sie versuchen sie zu verändern, ihr Widerstand zu leisten oder sie loszuwerden, verstärken Sie sie nur. Dies sind die fünf großen W, mit denen das Falsche Selbst auf den Falschen Kern reagiert: Widerstand, Wieder-Durchleben, Wieder-Erschaffen, Wieder-Verstärken und Wieder-zu-lösen-Versuchen.

Sich in Ihren Falschen Kern zu versenken und sich dem Schock der Trennung stellen bedeutet, dass Sie diesen Kern ausleben oder loslassen können. Das heißt nicht, dass Sie die Grundannahme glauben sollen. Sie beobachten einfach nur ohne sie loswerden zu wollen. Wollen Sie darüber hinaus gelangen, dann verharren Sie einfach auf der Ebene des nonverbalen Ich bin.

Die Quantenpsychologie geht davon aus, dass jede Bewegung im Geist durch das Zusammenspiel von Falschem Kern und Falschem Selbst entsteht. Nisargadatta Maharaj meinte, man solle die Widersprüche im Geist (im Falschen Kern und im Falschen Selbst) zur Kenntnis nehmen und sich gleichzeitig klar machen, dass dies nicht das eigene Selbst ist. Bei den Bewegungen des Geistes geht es fast immer darum, den Schmerz des Falschen Kerns zu vermeiden, der nichts weiter ist als eine falsche Begründung für eben diesen Schmerz. So hat das Falsche Selbst etwas, mit dem es fertig werden muss, und fängt an zu fantasieren. Es glaubt, dass es die Gefühlswelt kontrollieren könne oder die Art und Weise, in der es von anderen wahrgenommen wird. Da aber die Begründung für den Trennungsschock bereits falsch ist, sind es die danach entwickelten Lösungsstrategien ebenfalls. Die Struktur von Falschem Kern und Falschem Selbst beraubt Sie der Möglichkeit zu erkennen, wer Sie sind. Die zwanghafte Natur dieses Systems bindet all Ihre Aufmerksamkeit, sodass Sie der grundlegenden Leerheit der essenziellen Natur nicht mehr gewahr werden, weil Sie sie ja für den Trennungsschock verantwortlich machen.

Sobald Sie Ihren Falschen Kern aber »erfasst« haben, können Sie alles (vor allem die Strategien des Falschen Selbst) bis zu ihm zurückverfolgen und an diesem Punkt verharren, bis es sich auflöst.

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