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Der erste Künstler Roms: Vulca

Unter den sieben Hügeln Roms war er der bedeutendste – das Kapitol, heute geprägt durch die grandiose Platzanlage Michelangelos. In der Antike trug die steilste Erhebung der Stadt die Burg, die in den Zeiten des Galliersturms als letzte Bastion verteidigt wurde (s. Camillus, S. 22 f.), und den Tempel der Capitolinischen Trias – des Jupiter Optimus Maximus sowie der Göttinnen Juno und Minerva. Er war das wichtigste Heiligtum des römischen Staates; hier wurden das Aerarium und die „Sibyllinischen Bücher“ aufbewahrt, hier endeten die Triumphzüge siegreicher Feldherren. Der Kapitolstempel entstand unter den Tarquiniern, die mit ihrem gewaltigen Bau das alte Heiligtum des Latinerbundes auf dem Mons Albanus ablösen und so Roms Sonderstellung in dieser Allianz manifestieren wollten.

Zu seiner würdigen Gestaltung wurde der Meister Vulca aus Veji in die Tiberstadt berufen – der erste historisch fassbare Künstler in der Geschichte der Ewigen Stadt. Er schuf das Kultbild des höchsten Gottes, das bis zur Zerstörung des Tempels in den Wirren der römischen Bürgerkriege (83 v. Chr.) an dieser Stelle verehrt wurde, und wohl auch den äußeren Dekor, vor allem die tönerne Quadriga, die den Dachfirst bekrönte (um 500 v. Chr.).

Das römische Werk Vulcas blieb nicht erhalten; bei Ausgrabungen im Tempelbezirk von Portonaccio in Veji wurden jedoch Terrakottaskulpturen freigelegt, die einen Eindruck von dem verlorenen Dekor des Kapitolstempels vermitteln (j. im Museo Nazionale di Villa Giulia). Die zeitliche Nähe zum Bau des Kapitolstempels sowie die künstlerische Qualität der Werke – von der technischen Leistung, Großterrakotten zu brennen, bis zur Gesamtkomposition – veranlaßte die Ausgräber, die Skulpturengruppe Vulca bzw. seiner Schule zuzuschreiben.

Auch ein weiteres Werk der etruskischen Plastik gilt manchen Archäologen als Werk des Meisters: die Kapitolinische Wölfin im Konservatorenpalast, die mit den (später hinzugefügten) Zwillingsknaben Romulus und Remus die Erinnerung an die mythischen Gründer Roms bewahrt.

Die Vertreibung der Könige: Brutus d. Ä.

Von Legenden umwoben wird nicht nur die römische Königszeit, sondern auch die ersten Jahrhunderte der Adelsrepublik. An ihrem Beginn steht – als ein Muster altrömischer Tugend – L. lunius Brutus, der Befreier der Stadt und fiktive erste Konsul nach dem Sturz der Monarchie.

Selbst mit Tarquinius Superbus verwandt, habe er sich dumm („brutus“) gestellt, um nicht den Argwohn des misstrauischen Tyrannen zu erregen. In der entscheidenden Stunde aber bewies er seine Entschlossenheit: Der Sohn des Königs hatte die edle Lucretia vergewaltigt; diese rief ihre Angehörigen zur Rache auf und tötete sich danach mit einem Dolch. Die blutige Waffe in den Händen schwor Brutus vor den anderen Augenzeugen des Geschehens, das despotische Herrscherhaus zu stürzen. Erbittert über die Freveltat des Prinzen, folgte das Volk seinem Aufruf; dem König wurde bei der Rückkehr von einem Feldzug der Einzug in die Stadt verwehrt (509 v. Chr.?).

Bei der Verteidigung der eben errungenen Freiheit kannte Brutus, der zum ersten Konsul der jungen Republik gewählt wurde, keine persönliche Rücksicht: Seine eigenen Söhne, die sich an einer Verschwörung zur Rückführung der Tarquinier beteiligt hatten, ließ er hinrichten; er selbst fiel im Kampf gegen die Verbündeten des gestürzten Tyrannen. Ein Jahr lang betrauerten die Frauen Roms den Mann, der ihre Ehre so entschlossen gerächt hatte.

Die dramatische Erzählung erweist sich rasch als Fälschung; die Familie der Junier gelangte erst viel später zu patrizischer Würde und damit zu konsularischen Ehren. Aber wie viele andere Geschlechter Roms hat auch die Gens lunia erfolgreich versucht, die Familientradition durch erfundene Größen der Vergangenheit zu mehren. Später wurde die Legende allgemein geglaubt – so wurde der jüngere Brutus durch das Beispiel seines großen „Vorfahren“ zur Ermordung Caesars getrieben. Und eines der schönsten Werke der antiken Bronzekunst – ein charaktervoller Porträtkopf im Konservatorenpalast – galt jahrhundertelang als Abbild des sittenstrengen Begründers der römischen Freiheit.

Der erste Held: Camillus

Die erste historisch fassbare (wenngleich weiterhin von Sagen überwucherte) Heldengestalt der römischen Geschichte war M. Furius Camillus (gest. 365 v. Chr.), der die Politik der Adelsrepublik jahrzehntelang entscheidend prägte. Seine bedeutendste Tat war die Einnahme der etruskischen Stadt Veji, einer mächtigen Rivalin Roms, die – nur wenige Kilometer entfernt – das rechte Tiberufer beherrschte (396 v. Chr.). Angeblich währte ihre Belagerung zehn Jahre – die eigene Heldentat sollte offensichtlich dem Kampf um Troja gleichgesetzt werden.

Aber der Eroberer von Veji galt der Nachwelt nicht nur als glänzender Feldherr, sondern auch als ein Muster von altrömischer Virtus; bei der Belagerung der Stadt Falerii lehnte er das Angebot eines verräterischen Schulmeisters ab, der ihm die Kinder des dortigen Adels als Geiseln in die Hände spielen wollte. Dieses ehrenhafte Verhalten des edlen Römers zählt – wenngleich unhistorisch – noch heute zu den klassischen Legenden, auf die kein Lateinbuch verzichten mag.

In dieser Zeit wurde Rom von der bis dahin größten Katastrophe seiner Geschichte getroffen, dem Galliersturm aus dem Norden. Doch scheint Camillus damals im Exil gelebt zu haben; Berichte über eine Verbannung des Heerführers aufgrund einer Verurteilung – angeblich wegen der Verwendung der Beute aus Veji – sind wohl historisch.

Inzwischen waren die keltischen Gallier raubend und plündernd in Mittelitalien eingefallen und hatten an der Allia das römische Aufgebot vernichtend geschlagen (18. 7. 387 v. Chr.). Da Rom damals noch nicht von Mauern gesichert wurde, musste die Stadt evakuiert werden; nur das befestigte Kapitol wurde verteidigt. Bei einem nächtlichen Überfall der Gallier geriet auch diese letzte Zuflucht in höchste Gefahr. Doch die Wachsamkeit der Gänse – die damals allgemein zum Schutz vor Dieben gehalten wurden – rettete den Burghügel. Während die Hunde schliefen, begannen die zuverlässigen Vögel lauthals zu schnattern und weckten dadurch die Verteidiger. Schließlich erkaufte die Besatzung des Kapitols den Abzug der Kelten mit Gold; als es bei der Wägung des Metalls zum Streit kam, warf der gallische Feldherr Brennus sein Schwert in die Waagschale mit den Worten „Vae victis“ (Wehe den Besiegten). In dieser Stunde römischer Schmach erschien – inzwischen zurückberufen – Camillus mit einem Heer, erklärte die Abmachung für ungültig und errang einen vernichtenden Sieg über die feindlichen „Barbaren“.

Auch hier wirkt die antike Legendenbildung: Die siegreiche Schlacht ist hinzugedichtet; tatsächlich musste Rom sein Überleben buchstäblich erkaufen. Ebenso unhistorisch ist die Überlieferung, Camillus habe den Umzug der Römer aus der zerstörten Stadt in das nahe Veji verhindert. Dennoch galt er der Nachwelt als zweiter Stadtgründer nach dem legendären Romulus sowie als „Vater des Vaterlandes“. Und ungeachtet aller sagenhaften Verklärung – seine militärischen Taten waren ein Meilenstein auf dem Weg zur römischen Herrschaft über Italien.

BAUTEN DER RÖMISCHEN FRÜHZEIT

An die legendenumwobenen ersten Jahrhunderte der Stadt erinnern Spuren einer eisenzeitlichen Siedlung auf dem Palatin (als „casa Romuli“ verehrt) sowie die Überreste der „Servianischen Mauer“; diese wurde erst nach dem Galliersturm errichtet, aber später dem mythischen König Servius Tullius zugeschrieben; ferner die ältesten Bauten auf dem Forum Romanum (u. a. der Dioskurentempel und das Heiligtum des Saturn). Vom etruskischen Kapitolstempel blieben lediglich einige Tuffblöcke unter dem Konservatorenpalast erhalten, der auch die Kapitolinische Wölfin bewahrt. Auch die Cloaca Maxima geht auf die Königszeit zurück, freilich zunächst als offene Rinne (die unterirdische Anlage entstammt wahrscheinlich dem 2. Jh. v. Chr.).

Aufstieg zur Weltmacht (295 – 133 v. Chr.)


Die Tempel der Area Sacra di Largo Argentina erinnern an die römischen Siege über Kimbern und Karthager.

In kaum mehr als einem Jahrhundert vollzog sich der Aufstieg Roms von einer mittelitalischen Regionalmacht zur unbeschränkten Herrin über den gesamten Mittelmeerraum. Wenige Ereignisse der Weltgeschichte haben Historiker und Philosophen so tief in ihren Bann gezogen; immer wieder forschte man nach den Ursachen dieser Entwicklung, ohne eine letztlich befriedigende Erklärung zu finden. Jedenfalls beruhten die römischen Erfolge auf einer einzigartigen Verbindung von militärischen Tugenden und politischer Klugheit; sie waren nicht das Werk eines einzelnen strahlenden Genius – wie die Begründung des Alexanderreiches – sondern die Leistung eines ganzen Volkes.

Zunächst wurden im Krieg gegen König Pyrrhos von Epeiros die süditalischen Griechenstädte unterworfen; danach begann das epochale Ringen mit der nordafrikanischen Handelsstadt Karthago um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeerraum in den drei Punischen Kriegen. Auch das militärische Genie Hannibals, dessen glänzender Sieg bei Cannae (216 v. Chr.) die Römer an den Rand der Niederlage brachte, vermochte das Schicksal seiner Vaterstadt nicht zu wenden. Nach dem Sieg Scipios d. Ä. bei Zama kannte Rom keine gleichrangigen Gegner mehr; die hellenistischen Großmächte Makedonien und Syrien wurden niedergeworfen, Nordafrika und Spanien erobert. Freilich zeigten sich bereits erste innere Konflikte und soziale Verwerfungen, die schließlich in das „Jahrhundert der Bürgerkriege“ münden sollten.

Ein Zauderer?: Fabius Maximus Cunctator

„Unus homo nobis cunctando restituit rem“ – „ein Mann hat uns durch sein Zaudern den Staat gerettet“ – so verkündete der Dichter Ennius den Ruhm des römischen Feldherrn, der mit einer durchdachten, wenn auch zunächst höchst unpopulären Strategie dem überlegenen Feldherrngenie Hannibals zu begegnen suchte. Um die Niederlage Karthagos im 1. Punischen Krieg (264 – 241 v. Chr.) zu rächen, vor allem aber der stetig wachsenden römischen Dominanz im westlichen Mittelmeerraum zu begegnen, war der punische Feldherr von der karthagischen Machtbasis in Spanien über die Alpen nach Italien gezogen und hatte am Ticinus und an der Trebia erste Siege erfochten (218 v. Chr.). Das folgende Jahr brachte eine weitere Katastrophe: Ein römisches Heer wurde am Trasimenischen See in einen Hinterhalt gelockt und vernichtend geschlagen. In dieser Notlage legten Senat und Volk die Kriegführung in die Hände eines Mannes – der erfahrene Militär Q. Fabius Maximus (gest. 203 v. Chr.) wurde zum Dictator gewählt.

Mit klarem Blick erfasste er die Situation: Unter der Führung Hannibals – der noch heute zu den größten militärischen Genies der Weltgeschichte gezählt wird – waren die karthagischen Truppen in offener Schlacht nicht zu bezwingen. Zudem stand der punische Feldherr im Feindesland und musste eine rasche Entscheidung suchen, da seine Truppen und Ressourcen durch den alltäglichen Verschleiß des Krieges immer mehr schwanden, während die Mittel der Römer auf eigenem Territorium wuchsen. Daher entschloss sich der Dictator zu einer zurückhaltenden Kriegführung: Er stellte sich nicht zur Schlacht, sondern bekämpfte kleinere punische Kommandos und bedrohte durch die Taktik der „verbrannten Erde“ die Versorgung von Hannibals Armee.

Dieser wiederum verwüstete – gleichsam vor den Augen der Römer – das südliche Italien; dabei schonte er freilich die Güter des Fabius und brachte diesen dadurch in Misskredit. Schon bald zeigte sich die Wirkung seiner Kriegslist; nach einem unbedeutenden Erfolg wurde der Stellvertreter im Kommando (der „Magister equitum“) gleichberechtigt an die Seite des Dictators gestellt. Schon bald ließ er sich von Hannibal zur Schlacht verleiten, wurde aber geschlagen und nur durch das Eingreifen des Fabius vor der völligen Vernichtung bewahrt. Reumütig kehrte er unter den Oberbefehl des Dictators zurück, der die bewährte Taktik zur Verärgerung des punischen Feldherrn weiterführte.

Das folgende Jahr sollte diese Entscheidung bestätigen: Denn der neu gewählte Konsul (das Amt des Dictators endete nach sechs Monaten) führte das römische Heer in die größte Katastrophe seiner Geschichte; am Abend von Cannae (2. 8. 216 v. Chr.) bedeckten 70.000 gefallene Römer das Schlachtfeld. Danach folgte man wieder der Strategie des Fabius, der noch mehrfach Kommandos im 2. Punischen Krieg übernahm: Man ging offensiv gegen die Bundesgenossen Hannibals vor; er selbst erhielt jedoch bis zu seinem Abzug aus Italien keine Gelegenheit mehr zu offener Feldschlacht.

Den endgültigen Sieg in diesem gewaltigen Ringen hat Fabius Maximus nicht mehr erlebt. Alle römischen Bürger steuerten eine Münze zur Bestattung bei – nicht wegen der Armut des Verstorbenen, sondern um den Mann zu ehren, der einst als „Zauderer“ (Cunctator) verspottet worden war, jetzt aber als der „Schild Roms“ galt.

Sieg über Hannibal: Scipio Africanus d. Ä.

Nach der Niederlage bei Cannae hatte die Zermürbungsstrategie der Römer gegen Hannibal weitere Katastrophen verhindert (s. Fabius Maximus Cunctator, (s. Fabius Maximus Cunctator, S. 26 f.), aber der Feind stand weiterhin ungeschlagen in Italien, das furchtbar unter den Verwüstungen des 2. Punischen Krieges litt. Da traf eine weitere Schreckensmeldung ein: Die beiden Feldherren in Spanien, zwei Brüder aus dem Haus der Scipionen, waren besiegt und gefallen, die Iberische Halbinsel bis zum Ebro verloren (211 v. Chr.). Angeblich wagte sich keiner der römischen Militärs um die Nachfolge zu bewerben – bis auf einen erst 24-jährigen, zwar tapferen (er hatte seinem Vater in der Schlacht am Ticinus gegen Hannibal das Leben gerettet), aber völlig unerfahrenen Jüngling: P. Cornelius Scipio, Sohn und Neffe der gefallenen Brüder (235 – 183 v. Chr.).

Aus unbekannten Gründen tatsächlich mit dem Kommando betraut, erwies sich der junge Mann schon bald als der fähigste Feldherr, den Rom je besessen hatte: 209 v. Chr. eroberte er Neu-Karthago (j. Cartagena), den feindlichen Hauptstützpunkt auf der Iberischen Halbinsel. Reiche Beute fiel in seine Hände, zudem die Kriegskasse des Gegners und die Geiseln, die den Karthagern von ihren Verbündeten als Bürgen der Vertragstreue gestellt worden waren; durch sie vermochte Scipio zahlreiche Stämme auf seine Seite zu ziehen. Nach mehreren siegreichen Schlachten war Spanien in römischer Hand (206 v. Chr.).

Gegen den Rat des greisen Fabius Maximus, der zuvor die Vertreibung der Feinde aus Italien gefordert hatte, führte der junge Feldherr die Legionen zwei Jahre später nach Afrika. Seine wagemutige Strategie erwies sich als richtig; nach einigen Niederlagen berief die karthagische Regierung Hannibal in die Heimat zurück.

Nach jahrzehntelangem Ringen musste jetzt die Entscheidung zwischen beiden Großmächten fallen – und die bedeutendsten Feldherren ihrer Zeit standen einander gegenüber. Vergeblich versuchte der punische Heerführer, der die verzweifelte Lage seiner Vaterstadt erkannte, durch Verhandlungen annehmbare Friedensbedingungen zu erreichen; die Waffen mussten entscheiden. Der Sieg Scipios bei Zama (202 v. Chr.) besiegelte das Schicksal Karthagos, dem nur noch wenige Jahrzehnte des Überlebens verblieben (s. Scipio Africanus d. J., S. 31 f.); der Beiname „Africanus“ erinnerte seither an den in der bisherigen Geschichte Roms einzigartigen Triumph des Feldherrn.

Der Sieg über den verhassten und gefürchteten Feind brachte ihn jedoch fortan in Konflikt mit der römischen Tradition, der eine überragende Einzelpersönlichkeit bislang fremd war. Gewiss, man ehrte ihn, er galt als „princeps“, als „Erster der Bürger“ (s. Augustus, S. 60 ff.), aber der Oberbefehl gegen Antiochos III., den Herrscher des Seleukidenreiches, wurde ihm verwehrt. So war er nur als Unterfeldherr seines Bruders an der Schlacht bei Magnesia beteiligt, die den Nahen Osten der römischen Oberhoheit unterwarf (190 v. Chr.).

Kleinlicher Neid führte danach zu Anklagen gegen Scipio wegen angeblicher Unterschlagungen; diesen entzog er sich in ein freiwilliges Exil in Liternum am Golf von Neapel. Hier starb er 183 v. Chr. – im selben Jahr wie sein großer Gegner Hannibal.

Den Groll und die Enttäuschung des Africanus über die missgünstigen Mitbürger verkündete seine Grabinschrift: „Ingrata patria, ne ossa quidem mea habes“ (Undankbares Vaterland, nicht einmal meine Gebeine besitzt du). Angeblich bewahrt der nahe gelegene Lago di Patria die Erinnerung an diese Worte – und damit an den ersten Römer, der aus der Enge der republikanischen Tradition zu eigener historischer Größe hervortrat.

Ein strenger Moralist: Cato d. Ä.

„Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“* – „übrigens bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss“ – mit dieser hasserfüllten Forderung, die er allen Reden im Senat anfügte, ging Cato der Ältere in die Geschichtsbücher ein. Aber es wäre ungerecht, diese prägende Gestalt der römischen Republik auf die Abneigung gegen die einstige große Rivalin Roms und auf seine unerbittliche moralische Strenge zu beschränken.

In Tusculum geboren, war M. Porcius Cato d. Ä. (234 – 149 v. Chr.) ein „Homo novus“ („Neuer Mann“ – d. h. aus seiner Familie war noch kein Konsul hervorgegangen), den seine Fähigkeiten und Leistungen zu den höchsten Staatsämtern führten, dem Konsulat und der Zensur. Wie es römischem Herkommen entsprach, erlangte er militärischen Ruhm: Mehrere Siege erfocht er in Spanien sowie im Krieg gegen Antiochos III. von Syrien; so befehligte er das Umgehungsmanöver an den Thermopylen, das die Stellung der seleukidischen Armee an historischer Stätte in Griechenland unhaltbar machte (191 v. Chr.). Auch in diplomatischen Missionen diente er den römischen Interessen.

Bedeutender noch war sein innenpolitisches Wirken; als Lebenswerk betrachtete er die Bekämpfung der Missstände, die im Gefolge der siegreichen Kriege in Rom aufgekommen waren. Zahlreiche Prozesse strengte er gegen Statthalter an, die ihre Provinzen ausgeplündert hatten, ebenso gegen Wucherer. In seinem Amt als Censor (184 v. Chr.) versuchte er, die altrömische Virtus wieder zu beleben, jene Tugenden, durch die Rom zur Weltmacht aufgestiegen war. Mit unnachsichtiger Strenge verstieß er daher Senatoren aus dem ehrwürdigen Gremium, die sich – nach seinem strengen Maßstab – gegen die Moral vergangen hatten, so einen Senator, der die eigene Frau in Gegenwart der gemeinsamen Tochter geküsst hatte. Luxusgüter jeder Art wurden von ihm mit hohen Steuern belegt. Dadurch machte er sich unzählige Feinde; 44-mal wurde er selbst angeklagt, ging jedoch aus allen Prozessen als Sieger hervor.

Als bedenklich empfand er auch das Vordringen der hellenischen Kultur in Italien im Gefolge der römischen Expansion in den östlichen Mittelmeerraum. Obwohl er selbst die griechische Sprache und Literatur kannte (wie zahlreiche Zitate aus seinen Reden und Schriften bezeugen), bekämpfte er – freilich vergebens – diese unaufhaltsame Entwicklung.

Erbittert verfolgte er auch Scipio Africanus, den Sieger über Hannibal, dessen einzigartige Persönlichkeit den Rahmen der republikanischen Ordnung zu sprengen drohte; Cato war der Hintermann einer Anklage, die den Sieger von Zama in die Verbannung trieb (s. Scipio Africanus d. Ä., S. 28 f.).

Als Privatmann folgte Cato den moralischen Grundsätzen, nach denen er andere beurteilte; er lebte bescheiden, fast bedürfnislos. Seine Sparsamkeit ging so weit, dass er von den eigenen Sklaven Gebühren erhob, wenn sie den Sklavinnen beiwohnen wollten, und sie im Alter verkaufte, um sie nicht länger durchfüttern zu müssen. Schon die Antike hat diese Herzlosigkeit gerügt, auch wenn sie ihn sonst als Vorbild an moralischer Strenge pries.

Angesichts seiner unermüdlichen politischen Tätigkeit mag erstaunen, dass Cato auch ein umfangreiches literarisches Oeuvre hinterließ; als Verfasser der ältesten (erhaltenen) lateinischen Prosaschriften ist er von hoher Bedeutung für die römische Literaturgeschichte. Zu seinem Nachlass zählen u. a. 150 Reden sowie eine Sammlung von Sinnsprüchen, aus denen wir noch heute gern „suum cuique“ zitieren – „Jedem das Seine“. Ferner verfasste er ein detailliertes Werk über den Ackerbau („De agri cultura“) und die „Origines“, das erste Geschichtswerk in lateinischer Sprache.

Sein ersehntes Ziel, die Zerstörung des einst so stolzen Karthago, sollte Cato nicht mehr erleben; er starb kurz nach dem Ausbruch des 3. Punischen Krieges (149 – 146 v. Chr.) – sicher in der triumphierenden Gewissheit, maßgeblich zu der Entstehung des Konfliktes beigetragen zu haben, der das Ende der punischen Metropole bedeutete (s. Scipio Africanus d. J., s. u.).

977,41 ₽
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Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
Объем:
277 стр. 12 иллюстраций
ISBN:
9783943904314
Правообладатель:
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