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1.2 Das Straßennetz Australiens

Australien verfügt über mehr als 820.000 Straßenkilometer (Stand 2011). Damit sichert sich der Kontinent einen Platz in den Top 10 der Länder mit dem längsten Straßensystem. Allerdings relativiert sich die Länge beim internationalen Vergleich: Deutschland verfügt über ebenso stolze 645.000 Kilometer (Stand 2010, Platz 12), die USA über 6,5 Mio. Kilometer (2012, Platz 1)! Wenn man bedenkt, dass die USA annähernd genauso groß sind wie Australien, Deutschland hingegen deutlich kleiner, wird offensichtlich, dass ein immenser Teil des Fünften Kontinents nicht durch Straßen erschlossen ist. Dazu reicht ein Blick auf die Landkarte.


Szenische Küstenstrecken wie die Sea Cliff Bridge vor Sydney

Die große Mehrheit der australischen Bevölkerung lebt an der Ost- bzw. Südostküste. In der Region zwischen Melbourne, Sydney und Brisbane ist das Straßennetz entsprechend weitläufig ausgebaut. Hier hat der Selbstfahrer eine große Auswahl an unterschiedlichen Streckenführungen, die ihn direkt oder auf Abstechern zum Ziel bringen. Die zentralen Routen führen meist an der Küste entlang und bieten die schönere Szenerie. Sie sind oft länger und während der Hochsaison deutlich verkehrsreicher. Als Alternative ist in der Regel eine kürzere Inlandsroute vorhanden, die jedoch weniger Sightseeing-Potenzial hat. Ein Beispiel dafür ist die Route zwischen Melbourne und Sydney. Während der Princes Highway auf fast gesamter Strecke entlang der Küste verläuft und ein Highlight der South Coast dem nächsten folgt, bietet die Inlandsroute über den Hume Highway höchstens mit der Hauptstadt Canberra eine „klassische Sehenswürdigkeit“. Doch selbst die wird von vielen Reiseführern links liegen gelassen.

Je weiter der Urlauber von der Ostküste landeinwärts fährt, desto spärlicher werden die Straßen. Nur wenige Highways führen hier von A nach B, die Streckenführung ist für den Fahrer weitestgehend vorgegeben. Schaut man sich die Straßenkarten des Northern Territory und South Australias an, sticht eigentlich nur ein Highway besonders hervor: der Stuart Highway. Er verbindet über mehrere tausend Kilometer hinweg die Hauptstädte Darwin und Adelaide.

Nirgendwo offensichtlicher ist der Mangel an Straßen allerdings in Western Australia. Das ist nicht etwa inkompetenten Straßenbauern geschuldet, sondern der geringen Einwohnerdichte. Gerade einmal 2,3 Mio. Menschen leben im größten Bundesstaat Australiens, 1,7 Mio. davon in und um Perth. Reger Verkehr herrscht hier nur im Süden. Auch wer mal eben schnell querfeldein durch Australien reisen möchte und nicht gerade einen Geländewagen hat, muss dafür erhebliche Umwege in Kauf zu nehmen. Die Luftlinie zwischen Perth und Alice Springs beträgt vielleicht nur 2000 Kilometer, doch gemessen in Straßenkilometern legt der Fahrer mühelos 3700 Kilometer zurück.

Je abgelegener und dünner besiedelt eine Region ist, desto spärlicher fallen also die Zufahrtswege aus. Und ob diese dann auch für jeden Camper befahrbar sind, hängt maßgeblich vom Straßenbelag ab.

Das grobe Straßennetz Australiens

1.3 Der Straßenbelag entscheidet


Asphaltierte Highways verbinden die Zentren des Landes

Weniger als die Hälfte der 820.000 Straßenkilometer sind befestigt, d. h. geteert oder gepflastert. Darunter fallen die national highways oder auch national routes genannten Fernstraßen, die die Zentren der Bundesstaaten untereinander verbinden sowie Landstraßen, sogenannte state roads, die kleinere Städte im Hinterland mit den Hauptverkehrsadern verlinken. Jene sogenannten sealed roads bringen den Fahrer zu den wichtigsten Zielen des Landes. Wer mit einem Camper unterwegs ist, hat auf den klassischen Routen keinerlei Probleme, vorwärts zu kommen.

Möchte man sich auf die verbleibenden, nicht befestigten Straßen wagen, benötigt man ganz klar einen Geländewagen. Die sogenannten unsealed roads werden auch als gravel roads bezeichnet. Dabei handelt es sich um Schotterstraßen, Sandpisten oder sonstige Wege mit losem Belag. Auf den Landkarten fallen sie zumeist in die Kategorie other roads & tracks oder minor roads. Sicherlich ist es jedem, der ein eigenes Auto hat, überlassen, ob er der Schotterstraße über Kilometer folgt und Schäden am Unterboden oder Kratzer im Lack in Kauf nimmt. Mit einem Mietcamper jedoch sind solche Abenteuerfahrten ein Risiko für jede Versicherungsdeckung. Doch dazu später im Teil 2 mehr.

TIPP: Straßenzustand

Falls die beste Karte nichts hergibt, ist, Internet vorausgesetzt, die Satellitenansicht bzw. Street View von Google Maps eine große Hilfe, um den Straßenbelag zu bestimmen.

Für Offroad-Fahrer ist Australien ein Paradies auf Erden. Mit einem Geländewagen und den nötigen Erfahrungen kommt der Abenteurer hier ganz auf seine Kosten. So ist die größte Sandinsel der Welt, Fraser Island, z. B. nur mit Geländewagen befahrbar. Und auch der Old Telegraph Track oder die legendäre Gibb River Road lassen sich, wenn überhaupt, nur mit einem 4WD bezwingen. Nähere Routendetails können in Teil 4 nachgelesen werden.

Roter Sand, soweit das Auge reicht

Nicht jede Route, die einen Highway im Namen trägt, ist übrigens befestigt. Zuverlässiger sind die Legenden der Straßenkarten. Je dünner eine Straßenlinie auf der Karte erscheint, desto unwahrscheinlicher ist fester Belag.

Nach eigener Erfahrung sind jedoch mitunter selbst die besten Reiseführer oder Karten irreführend. So standen wir z. B. während unserer Camperfahrt im Südwesten von Western Australia häufig vor dem Problem, dass der Weg zu einer angepriesenen Sehenswürdigkeit nur über eine unbefestigte Straße erreichbar war. In den Infobroschüren gab es dazu keinerlei Hinweise. Ein anderes Mal versicherte uns die Dame aus der Touristeninformation, dass unsere geplante Route zum Cape le Grand National Park ebenfalls ohne Weiteres mit unserem Hochdachcamper befahrbar sei. Ein wenig später tuckerten wir mit gefühlten 10 km/​h über eine rote Schotterpiste, die zuvor auf der Karte von der netten Dame als sealed markiert worden war. In solchen Situationen heißt es abwägen. Handelt es sich um eine vergleichsweise kurze Zufahrtsstraße, kann diese auch mit einem normalen Auto unter Vorsicht und im schleichenden Fahrmodus befahren werden. Manchmal lässt sich das auch gar nicht vermeiden. Auf unserer Fahrt nach Kalgoorlie wurde der Highway auf recht langer Strecke neu asphaltiert, eine Umleitung gibt es im Outback nicht wirklich. Für eine gute halbe Stunde hieß es daher, ab aufs rote Fahrparkett und anschließend direkt in die Waschanlage.

Adopt a Highway

Sind hierzulande Tierpatenschaften im Zoo üblich, ist es in Australien gang und gäbe, einen Highway-Abschnitt zu adoptieren. Dazu sind am Straßenrand Schilder mit dem Hinweis „Adopt a Highway“ aufgestellt. Die Patenschaft mag nicht allzu zugänglich und süß sein, aber praktisch allemal. Auf diesem Weg finanzieren die Verkehrsbehörden nämlich nötige Baumaßnahmen.

1.4 Fahr- und Verkehrsregeln in Australien

Die größte Sorge fahrender Touristen in Australien gilt in der Regel dem Linksverkehr. Selbst routinierte Autofahrer verbringen die erste Zeit hinterm Steuer unter höchster Anspannung. Doch die Gewohnheit hält oft schneller Einzug als gedacht. Denn wenn alle links fahren, schließt man sich dem als Fahrer naturgemäß an. Es bleiben einige wenige, heikle Verkehrssituationen, die besondere Aufmerksamkeit erfordern, z. B. das Abbiegen auf Kreuzungen. Als ich einmal von einem Aldi-Parkplatz fuhr, ertappte ich mich dabei, dass ich in der rechten statt linken Spur stand. Gott sei Dank kam in diesem Moment kein anderes Auto, mein Fahrfehler blieb also unbemerkt. In diesen Situation helfen Hinweise in den Mietcampern, die mehr als deutlich an den Linksverkehr erinnern und daran, dass man zuerst nach rechts und dann nach links schaut.


Gefahren wird links, gesteuert rechts

Da auf der „falschen“ Straßenseite gefahren wird, befinden sich das Lenkrad, die Handbremse sowie der Schaltknüppel auf der anderen Seite im Auto bzw. werden mit der anderen Hand bedient. Keine Sorge, auch als Rechtshänder lässt es sich erstaunlich gut mit links schalten. Ebenfalls vertauscht sind Scheibenwischer- und Blinkerhebel, Ursache des Urlauber-Fahrerklischees schlechthin. So erkennt man einen Touristen im Auto leicht daran, dass er den Scheibenwischer benutzt, obwohl die Sonne scheint und währenddessen ohne zu blinken abbiegt. No worries – die Routine kommt schneller als erhofft und bleibt. Wer nach mehrwöchigem Australienurlaub erstmals wieder mit dem Auto zur Arbeit fährt, steigt mitunter auf der rechten Seite ein und greift mit den Händen vor sich ins Leere. So erging es zumindest einem guten Freund, der für drei Wochen mit uns im Camper tourte und die meiste Zeit auch fuhr. Zurück in der Heimat wunderte er sich tatsächlich, wer sein Lenkrad im Auto ausgebaut hätte, ehe er es auf der vermuteten Beifahrerseite wiederfand.


Linksherum im Kreisverkehr!

Der Linksverkehr und damit verbundene Fahrweisen beanspruchen die wohl größte Fahrkonzentration der Reisenden. So wird auf mehrspurigen Straßen in der linken Spur gefahren und auf der rechten überholt. Im Kreisverkehr fährt man im Uhrzeigersinn und nicht diesem entgegen. Aber Achtung, nicht alles findet „auf links gedreht“ statt: An Kreuzungen gilt wie hierzulande rechts vor links. Auch andere Regeln sind dem Fahrer von Zuhause vertraut. Autos auf der durchgehenden Straße haben Vorrang gegenüber Fahrzeugen aus Einmündungen. Ist die Linie auf der Straße unterbrochen, darf überholt werden; ist sie durchgezogen, heißt das Überholverbot. Es gilt unbedingte Anschnallpflicht. Telefonieren während der Fahrt ist nur mit Freisprechanlage erlaubt. Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss ist strengstens untersagt. Die Promillegrenze liegt bei 0,05 Prozent. In manchen Bundesstaaten gilt darüber hinaus Rauchverbot im Auto, falls Kinder mitfahren.

Der Verkehr in Australien hat neben dem Linksverkehr weitere Besonderheiten zu bieten, die das Fahren nicht nur fließender, sondern auch ein Stück weit herausfordernder, aber vor allem sicherer machen.


Hook Turn in Melbourne

An Ampeln hält der Urlauber in Australien eigentlich nur in den größeren Städten. Außerhalb davon regelt sich der Verkehrsfluss reibungslos und schnell über Kreisverkehre, den sogenannten roundabouts. Fahrzeuge im Kreisverkehr haben Vorrang. Per Blinker wird bereits beim Einfahren die Richtung der Ausfahrt angezeigt. Mit dieser Regelung soll den wartenden Autos frühzeitig deutlich gemacht werden, wo im Kreisverkehr befindliche Fahrzeuge abbiegen. Wer nach rechts oder links blinkt, nimmt folglich die unmittelbar nächste Ausfahrt bzw. umrundet den Kreisverkehr. Kein Blinken indiziert das Fahren geradeaus. Die eigentliche Ausfahrt wird kurz vorher mit einem Linksblinken angedeutet. Aber selbst die Australier wissen mitunter nicht so richtig, wann genau sie eigentlich beim Rundendrehen blinken müssen.

Eine bei Touristen berüchtigte Verkehrsregel gibt es im Bundesstaat Victoria, genauer gesagt im Stadtzentrum von Melbourne. Hier regeln sogenannte hook turns das Abbiegen auf Kreuzungen mit Straßenbahnverkehr. Entsprechende Straßenschilder geben den Hinweis. Bei einem hook turn ordnet sich der Fahrer äußerst links ein, um rechts abzubiegen. Bei grüner Ampel fährt er bis zu einem ausgewiesenen Punkt auf die Kreuzung hinauf und biegt nach rechts ab, sobald die Ampel für diese Fahrtrichtung grün zeigt bzw. der Gegenverkehr dies zulässt. So werden die Straßenbahngleise nicht durch abbiegende Autofahrer blockiert.

Tramverkehr

Melbourne verfügt als einzige australische Stadt über ein ausgedehntes Straßenbahnnetz. Die Stationen befinden sich in der Regel auf Verkehrsinseln, sodass der Verkehrsfluss nicht verzögert wird. Mancherorts ist jedoch auf ein- und aussteigende Passagiere zu achten.

Außerhalb der Städte und Ballungszentren sind die Bahnübergange in der Regel unbeschrankt. Auch wenn kein Zug in Sicht ist, reduziert der Fahrer besser die Geschwindigkeit und schaut mehrmals nach rechts und links.

Mehrspurige Straßen, wie wir es von den Autobahnen hierzulande kennen, gibt es Down Under nur selten. Außerhalb der Metropolen sind die Highways zumeist zweispurig, was ein Überholen gelegentlich ziemlich langatmig und herausfordernd macht. Hier leisten regelmäßig wiederkehrende Überholspuren, die overtaking lanes, gerade in kurvenreichen Gegenden Abhilfe. Auf riskante Überholmanöver sollte bei uneinsehbarem Straßenverlauf also verzichtet und stattdessen auf die nächste Überholspur gewartet werden.


Achtung Wildwechsel

Des Weiteren ist es ratsam, den rückwärtigen Verkehr im Auge zu behalten. Nähert sich z. B. ein Truck, ist zu bedenken, dass dieser einen deutlich längeren Bremsweg hat. Abruptes Stoppen oder Schleichen, weil man noch schnell das Känguru am Straßenrand fotografieren möchte, bringen jeden Truckfahrer berechtigterweise zur Weißglut und in die Bredouille. Mein Schwiegervater, der selbst einen dicken Brummi fährt, kann wahrlich es Lied davon singen. Wer sich mit einem australischen Lkw im Nacken nicht wohl fühlt, lässt diesen überholen. Der Truckfahrer zeigt sich dankbar. Andersherum indiziert dieser per Blinker, dass die Straße vor ihm frei ist und man ohne Mühe überholen kann. Auf australischen Straßen herrscht eben ein Geben und Nehmen.

Ebenso ist auf den regen Wildwechsel zu achten, gerade außerhalb der Städte. Kängurus, Emus, Rinder- und Schafherden sowie weitere wanderlustige Tiere schlendern ohne Rücksicht auf nahende Vierräder über die Straßen. Die Gefahr ist zur Dämmerung besonders hoch, aber auch am Tage sollte im wahrsten Sinne des Wortes vorausschauend gefahren werden. Viele Farmen verlaufen am Highway entlang. Mitunter kreuzen Zäune die Straße. Sogenannte grids, in den Boden eingelassene Gitter, halten die Herden davon ab, Reißaus zu nehmen. Beim Überfahren dieser grids sollte der Reisende besser vom Gas gehen, ansonsten wird es ruppig.


Beliebtes Fotomotiv bei Urlaubern

Förderlich für langsames Fahren sind ebenso dips, plötzliche Fahrsenken, sowie construction sites, also Baustellen. Diese sind durch zahlreiche Verkehrshütchen markiert und bieten mit den Stoppschild-Haltern ein markantes Fotomotiv. Denn steht infolge der Bauarbeiten nur eine Fahrspur zur Verfügung, regulieren nicht etwa Ampeln den Verkehrsfluss, sondern Bauarbeiter, die nichts anderes tun, als ein Verkehrsschild mit den Aufschriften „Stop“ und „Go“ herumzudrehen. Und das bei jeder Wetterlage. Ein Lächeln und Danke-Sagen seitens des Fahrers gilt hier als Zeichen des Mitgefühls.

An die Geschwindigkeitsbeschränkungen in Australien hat sich so mancher Fahrer erst zu gewöhnen. Denn diese geben deutlich weniger Spielraum nach oben als in der Heimat. Auf den Highways gilt ein Limit von 100 bis 110 km/​h, nur im Northern Territory darf mitunter 130 km/​h oder schneller gefahren werden. In Wohngebieten sind 50 bis 60 km/​h zugelassen, in beruhigten Straßen- oder Schulzonen 30 bis 40 km/​h. Schilder am Straßenrand verweisen auf die geltende Geschwindigkeit. Wo es keine solchen gibt, z. B. entlang unbefestigter Straßen, gelten die Standard-speed limits des jeweiligen Bundesstaates. Nicht nur der Sicherheit wegen, sondern auch dem Geldbeutel zuliebe sollten diese strikt befolgt werden. Verhängte Bußgelder liegen deutlich über den uns geläufigen und erreichen schnell dreistellige Dollarbeträge.

TIPP: Bußgeldhöhe

Eine gleich aussehende, vorbeiziehende Landschaft, eine gerade Strecke sowie fehlender Gegenverkehr stören die Wahrnehmung der eigenen Geschwindigkeit mitunter erheblich. Ohne sich dessen bewusst zu sein, zeigt der Tacho schnell 120 bis 130 km/​h. Also Fuß runter vom Pedal, sonst wird es teuer! Bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung von bis zu von 10 km/​h zahlt der Raser derzeit in Victoria 190 AUD, bei 10 - 25 km/​h drüber sind es bereits 303 AUD. Einen Überblick über die Höhe der Bußgelder gibt es im Teil 5.


Es gelten die gleichen Vorfahrtsregeln wie bei uns

Die australische Polizei führt regelmäßig Verkehrskontrollen durch und zeigt bei Verstößen keinerlei Kulanz, auch nicht gegenüber Touristen. Mobile oder stationäre speed cameras messen die Geschwindigkeit. Alkoholpegel, Gurtpflicht, eventuell erforderliche Plaketten etc. werden penibel geprüft. Zu größeren Events oder an Wochenenden ist die Polizeipräsenz erhöht. Eine besondere Regelung tritt an Feiertagen in Kraft: Zwischen Weihnachten und Neujahr sind die Fehlerpunkte bzw. Bußgelder grundsätzlich doppelt so hoch wie üblich – eine wirkungsvolle Abschreckung zu verkehrsintensiven Saisonzeiten.

Verkehrsdelikte von Urlaubern sind nicht durch eine etwaige Versicherung des Vermieters abgedeckt. Ein Ticket fürs Parken im Halteverbot sollte, wenn möglich, umgehend beglichen werden. Gelangt der Bußbescheid zum Vermieter als Fahrzeughalter, droht neben dem eigentlichen Bußgeld eine zusätzliche Bearbeitungsgebühr. Wer versucht, durch Ausreise eventuellen Strafzahlungen zu entgehen, kommt wohl oder übel davon. Bisher gibt es kein Abkommen zwischen Deutschland und Australien, das ausstehende Verkehrsdelikte nachträglich abwickelt. Ob diese jedoch bei erneuter Einreise wieder ans Licht kommen, bleibt ein offenes Risiko. Darüber hinaus räumt sich der Vermieter über den Kreditkarten-Durchschlag das Recht ein, nachkommende Bußbescheide von der Kreditkarte zu berechnen.


Unbeschrankte Bahnübergänge sind die Regel

Plaketten im Fahrzeug

In einigen australischen Autos sieht der Urlauber an der Windschutz- und Heckscheibe eine L-oder P-Plakette. Die L-Plakette verweist auf einen Fahrschüler im Auto. Fahrer mit einem P-Schild befinden sich in der vierjährigen Probezeit. Das Anbringen der Plaketten ist Vorschrift in Australien.

Überblick über gängige Verkehrsschilder



2. Streckenplanung


Eine grobe Streckenplanung ist hilfreich

2. Streckenplanung

Dass die Entfernungen in Australien größer ausfallen als in der Heimat, kann in Bezug auf eine geplante Camperreise nicht oft genug betont werden. Wohin möchte man fahren? Was möchte man unbedingt sehen, was nur vielleicht? Und wie viel Zeit hat bzw. nimmt man sich dafür? Diese Fragen sind die Eckpfeiler eines Trips mit einem Mietcamper. Sowohl der Abhol- und Abgabetag als auch -ort stehen fest. Damit ist der Reiseroute zwar nicht der Verlauf, aber die Richtung vorgegeben. Ein open end gibt es nicht, es sei denn, das Auto ist gekauft statt gemietet. Damit einher geht ein gewisser Freiheitsverlust beim Reisen. Die eigene Unabhängigkeit wird der bevorstehenden fixen Abgabe geopfert. Doch wer realistisch und bedächtig an die Planung herangeht, gibt nur so viel an Flexibilität auf, wie er wirklich muss. Zu berücksichtigen sind dabei sowohl die Saison als auch das Wetter. Den Anfang macht allerdings das Bewusstsein für die Weiten des Landes.

2.1 Zeit als Maß aller Dinge

Deutsche Urlauber bleiben im Schnitt drei bis vier Wochen in Australien. Dass man in einem Monat nicht jeden Winkel des Kontinents entdecken kann, steht außer Frage. Nur welche Strecken sind für diese Zeit realistisch und – viel wichtiger – auch empfehlenswert?


Kurvige Strecken reduzieren die Fahrgeschwindigkeit

Aus beruflicher, aber auch persönlicher Erfahrung weiß ich, dass die Entfernungen eine der größten Unterschätzungen für Camperreisen in Australien sind, gerade für Selbstfahrer. Natürlich möchte man möglichst viel sehen, wenn man schon einmal Down Under ist. Die Anreise war schließlich teuer genug. Und wer weiß, ob oder wann man das nächste Mal wiederkommt. So ist der weit abseits im Nirgendwo stehende Uluru wahrhaftig ein störrisches Hindernis für jede ambitionierte Reiseplanung. Auch wir haben bei einer Tour schon den Fehler gemacht, uns zu viel Strecke zuzumuten. So hatten wir für die Fahrt von Melbourne bis zur Gold Coast gerade einmal sieben Tage zur Verfügung. Zwar sind wir pünktlich im Ziel angekommen, aber von der Tour ist ehrlich gesagt nicht viel in Erinnerung geblieben. Dafür war einfach zu wenig Zeit, die Szenerie und Erlebnisse entlang des Weges zu verinnerlichen.

Es mag schwer fallen, einen Routenabschnitt links liegen zu lassen, um andernorts mehr Zeit zu haben, aber weniger ist für Autoreisende in Australien tatsächlich mehr. Nur so kann man die Eindrücke unterwegs auch wirklich genießen. Eine machbare Strecke zu fahren und weiter entfernte Orte mit dem Flugzeug anzusteuern, sofern Zeit dafür bleibt, wäre eine weitere Alternative. Schließlich spricht nichts gegen eine Campertour von Melbourne nach Sydney, um von dort nach Alice Springs zu fliegen.

TIPP: Entfernungen

Um die Distanzen zu verinnerlichen, hilft es bei der Vorbereitung ungemein, in europäischen Dimensionen zu denken. Die Strecke Melbourne – Sydney entspricht der Entfernung zwischen Paris und Prag. Auf der Fahrt von Perth nach Darwin käme man in Europa nach dem Start in Madrid in St. Petersburg an. Natürlich kann der Urlauber die besagten Strecken auch in wenigen Tagen zurücklegen – mit einem Bleifuß und wenig Abwechslung zwischendurch. Doch wer will das schon?

Erschwerend bei der Streckenplanung wirkt der begrenzte Urlaubsanspruch. Länger als ein Monat ist für die meisten Arbeitnehmer nicht drin. Es gilt, die Zeit ideal zu nutzen. Ob ideal bedeutet, so viel wie möglich zu sehen oder sich einen ausgewählten Zipfel des Landes genauer anzuschauen, ist Geschmackssache. Mit einem Camper hat man den Luxus, sein Tempo weitestgehend selbst zu bestimmen. Der Weg ist das Ziel – zugegeben ein vielleicht abgedroschenes, aber berechtigtes Motto für Wohnmobilfahrten Down Under. Letztendlich reist man nicht, um schnell von A nach B zu kommen, sondern um das C, D und E unterwegs zu entdecken.


Vierstellige Kilometerangaben sind keine Seltenheit auf den Schildern

Drei Wochen in Australien sind eine tolle Zeit, um z. B. entspannt von Sydney aus die Ostküste nach Cairns hinauf zu fahren. Das australische Fremdenverkehrsamt empfiehlt Selbstfahrern für diese 2717 Kilometer lange Strecke eine Reisedauer von 16 Tagen. Zum Vergleich: Für die Route Perth – Darwin (4205 Kilometer) sollten mindestens 21 Tage eingeplant werden, was nicht sehr viel mehr erscheint angesichts der deutlichen längeren Strecke. Warum also nur fünf Tage mehr? Ganz einfach: An der Westküste gibt es deutlich weniger zu sehen. Weit und breit nichts außer rotem Sand und weißem Strand mit ein wenig Asphalt und Zivilisation mittendrin. So fährt man in Western Australia längere Strecken am Stück und kommt schneller voran. An der dicht besiedelten Ostküste hingegen tourt der Selbstfahrer von einer Touristenattraktion zur nächsten, auch wenn es nur die „Big Banana“ in Coffs Harbour ist. Mehr Zerstreuung und häufigere Pausen sorgen hier für ein langsameres Reisen.

300 Kilometer am Tag sind ein machbarer und damit empfehlenswerter Fahrdurchschnitt. Man kommt gut vorwärts und hat genügend Zeit für Erkundungen und Pausen. An einigen Tagen wird vielleicht weniger gefahren, an anderen dafür mehr, weil z. B. das Wetter schlecht ist. So pendelt sich die Fahrdistanz im Verlauf der Reise auf ein gemächliches, aber stetiges Vorwärtskommen ein. Doch selbst die beste Theorie kommt in der Praxis gelegentlich ins Wanken. In Queensland ist das die Dämmerung, die bereits gegen 17 Uhr den Himmel schwarz einfärbt und jede Weiterfahrt zum Konzentrationswagnis macht. Wer denkt, hier locker bis 21 Uhr auf den Straßen unterwegs zu sein, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von scheinwerfergeblendeten Kängurus ausgebremst. Auf Tasmania oder an der Küste zwischen New South Wales und Victoria reduzieren kurvige Straßen die Geschwindigkeit. 100 km/​h zeigt der Tacho hier nur selten.

Zeitempfehlung für beliebte Routen, inkl. Sightseeing


Strecke Distanz in km Zeit, mind.
Melbourne – Sydney 872 5 Tage
Sydney – Brisbane 1001 6 - 7 Tage
Brisbane – Cairns 1716 10 Tage
Perth – Darwin 4205 21 Tage
Darwin – Alice Springs 1489 6 Tage
Alice Springs – Adelaide 1533 6 Tage
Adelaide – Perth 2781 10 Tage
Adelaide – Melbourne 731 5 Tage

Und schließlich zerstört ein ganz natürliches Urlaubsverlangen die Kilometerplanung für den Tag – die Entdeckerlust. Eigentlich waren die Sightseeing-Aktivitäten des Tages abgehakt, als ein Einheimischer im Café von einem spektakulären Aussichtspunkt abseits des Weges erzählt. Was tun? Den Abstecher wagen und damit das Erreichen des Etappenziels riskieren oder ihn links liegen lassen und mit Bestzeit durchs Ziel fahren? Egal, für welche Variante der Urlauber sich entscheidet: Je großzügiger die Streckenplanung ist, desto mehr Zeit bleibt für ungeahnte Entdeckungen und desto entspannter lassen sich Verzögerungen abfedern. Denn beim Thema Pannen sind wir noch gar nicht angekommen.

956,63 ₽
Возрастное ограничение:
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Дата выхода на Литрес:
23 декабря 2023
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360 стр. 201 иллюстрация
ISBN:
9783944921655
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