Читать книгу: «Selbstcoaching», страница 2

Шрифт:

Kategorie Anzahl
Intro
Extro
Detail
Big Picture
Ratio
Emotio
Struktur
Entwicklung

Testergebnisse nachwirken lassen

Fühlen Sie sich durch den Tick-Test bestätigt? Sind Sie überrascht? Nehmen Sie sich ruhig noch einen Moment Zeit, bevor Sie den nächsten Abschnitt beginnen, und werfen Sie nochmals einen Blick auf die Beschreibungen der einzelnen Kategorien. Die Aspekte, die Sie an sich wiedererkennen, werden Ihnen in Zukunft vielleicht öfter bewusst werden. Daneben sind jetzt vielleicht auch Aspekte aufgetaucht, die Sie sich selbst nicht so spontan zugeordnet hätten. Entweder stimmen diese Aspekte tatsächlich nicht mit Ihrer Art und Weise überein, die Welt zu sehen, Entscheidungen zu fällen oder an die Arbeit zu gehen. Oder es ist Ihnen bisher einfach noch nicht aufgefallen. Denn manchmal ist jeder von uns mit Blindheit geschlagen – vor allem dann, wenn es um uns selbst geht. Da haben andere schon längst erkannt, wie wir ticken – nur wir selbst haben es noch nicht gemerkt. Lassen Sie den Tick-Test daher einfach nachwirken. Sie werden im Laufe der Zeit immer mehr Erkenntnisse über sich gewinnen, die Ihnen dabei helfen, Ihr Potenzial freizulegen.


Immer noch gilt: Es gibt weder Richtig noch Falsch. Egal, wie Sie ticken, es ist gut so. Selbstcoacher hadern nicht, sie machen das Beste draus.

Schritt 3: Was wollen Sie? Was ist Ihnen wichtig?

Wenn Sie beim Tick-Test herausgefunden haben, dass Sie eher der Emotio-Seite angehören, wird Ihnen die Übung in Tool 10 gefallen. Warum? Weil Ihnen Werte besonders wichtig sind, Sie eher auf Werte vertrauen als auf Logik. Aber auch wenn das Tick-Ergebnis etwas anderes hervorgebracht hat, lesen Sie ruhig weiter: Werte bestimmen unser Denken und Handeln. Was für den einen okay ist, geht für jemand anderen gar nicht.

Wichtige Werteorientierung

Werte haben Revolutionen ausgelöst (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit). Unsere Gesellschaft basiert auf gemeinsamen Werten (Würde des Menschen, Gleichberechtigung, Menschenrechte). Dabei zählt hier nur Ihre persönliche Definition, deshalb werden die gleich folgenden Begriffe nicht erklärt oder definiert. Wir alle wissen, was mit „Gerechtigkeit“ gemeint ist – aber nur Ihnen ist daran möglicherweise etwas besonders wichtig. Nur für Sie hat der Wert „Sinn“ eine besondere Bedeutung. Dem einen ist die Unterscheidung zwischen „Freude“ und „Spaß“ besonders wichtig, jemand anders zuckt nur mit den Schultern. Manche fassen Werte zusammen, zum Beispiel „Unabhängigkeit“, „Selbstbestimmung“, „Zeitsouveränität“. Für andere sind „Unabhängigkeit“ und „Selbstbestimmung“ zwei völlig verschiedene Dinge.

Relativität der Werte

Werte können sich überdies ändern. Wenn ich arm bin, ist mir Geld vielleicht wichtiger als Schönheit. Wenn ich zu Geld gekommen bin, bedeutet es mir nicht mehr so viel. Dann treten andere Werte in den Vordergrund. Werte weisen außerdem auf Stärken hin. Jemand, der darunter leidet, „harmoniesüchtig“ zu sein, vergisst, dass „Harmonie“ auch Stärken beinhaltet, zum Beispiel feine Antennen zu haben, sensibler für die Gefühle anderer zu sein und leichter Beziehungen aufbauen zu können.

Grundsätzlich gilt, dass alle Werte gleichwertig sind. „Geld“ oder „Status“ sind nicht unanständig, „Gerechtigkeit“ ist nicht heroischer als „Sicherheit“. Fakt ist, unsere Wert sind uns etwas wert. Die einen mehr, die anderen weniger. Die persönlichen Werte zu kennen, hilft Ihnen klarer zu sehen,

■ was Sie umtreibt,

■ warum Sie unzufrieden sind,

■ weshalb Sie die Dinge plötzlich hinterfragen,

■ was nicht passt oder wo es hakt und

■ wo Sie beginnen können, etwas zu ändern.

SELBSTCOACHING-TOOL

10

Was ist mir was wert?

Sie sehen jetzt 48 Begriffe, die wir Werte nennen. Wenn Sie ermitteln möchten, welche Werte Ihnen momentan am wichtigsten sind, gehen Sie folgendermaßen vor:

■ Streichen Sie 20 Werte weg. Dann weitere zehn und noch mal zehn.

■Es bleiben acht Werte übrig – von denen streichen Sie noch einmal fünf weg und bringen dann die drei verbleibenden Werte in eine Reihenfolge.


Schreiben Sie jetzt Ihre drei wichtigsten Werte auf!

Diese Übung ist schwierig und wird Sie ins Grübeln bringen. Über bestimmte Werte haben Sie wahrscheinlich noch nie nachgedacht. Das ist in Ordnung. Vielleicht denken Sie in ein paar Wochen auch anders über das, was Sie hier ermittelt haben, und ändern Ihre Meinung. Keine Sorge, Selbstcoaching ist ein andauernder Prozess, in dem sich unsere Erkenntnisse ständig neuen Gegebenheiten anpassen.

Wichtig ist für Sie im Moment nur eines: Was bedeuten die drei Werte für Sie?

SELBSTCOACHING-TOOL

11

Mit Werte-Fragen feststellen, was die Werte für Sie bedeuten und wo es hakt

■ Finden sich diese Werte in Ihrem Leben wieder?

■ Spielen diese Werte eine Rolle in Ihrem Beruf?

■ Verhelfen die Werte Ihnen in Ihrer augenblicklichen Situation zu Zufriedenheit?

■ Bringen diese Werte auch Probleme mit sich? In der Familie? Im Beruf? Im Freundeskreis?

■ Können Sie die Werte und das, was Ihnen daran wichtig ist, ausleben?

Mit den Werten leben – gegen die Werte leben

Wenn Sie jetzt ein wenig aufgewühlt sind, weil Sie die Vermutung oder gar die Gewissheit haben, dass Ihre Suche nach Klarheit mit Ihren Werten zu tun hat: Glückwunsch! Sie sind auf dem besten Weg, ein erfolgreicher Selbstcoacher zu werden. Machen Sie jetzt nicht den Fehler, gleich alles verändern zu wollen. Lassen Sie sich Zeit. Niemand behauptet, dass wir das, was uns wirklich wichtig ist, ständig und zu unserer vollsten Zufriedenheit ausleben können. Es ist völlig normal, dass die Umstände uns zwingen, gegen unsere Werte zu leben. Kritisch wird es für Sie, wenn der Großteil dessen, was Sie tun oder tun müssen, nicht dem entspricht, woran Sie glauben oder was Ihnen etwas bedeutet. Doch woran erkenne ich, dass es der Großteil ist?

Pareto: 80-20-Check

Sie kennen vielleicht die 80-20-Regel, auch Pareto-Prinzip genannt. Vilfredo Pareto, ein italienischer Ökonom und Soziologe, fand heraus, dass 20 Prozent der Italiener über 80 Prozent des Volksvermögens verfügten. Inzwischen gilt die Erkenntnis von der 80-20-Gewichtung für eine Reihe ganz unterschiedlicher Fragestellungen, zum Beispiel:

■ sorgen 20 Prozent der Kunden für 80 Prozent des Umsatzes,

■ sind 20 Prozent der (anderen) Kunden für 80 Prozent des Ärgers verantwortlich,

■ werden in 20 Prozent der Gesamtzeit eines Projekts 80 Prozent der Ergebnisse erreicht,

■ verursachen die verbleibenden 20 Prozent der Ergebnisse die meiste Arbeit und verbrauchen 80 Prozent der Gesamtzeit,

■ beziehen sich 80 Prozent der Anfragen in einem Support-Center auf dieselben 20 Prozent der Themen

■ laufen Sie 80 Prozent Ihres Teppichs auf nur 20 Prozent der gesamten Fläche in Ihrer Wohnung ab

SELBSTCOACHING-TOOL

12

Mit 80-20-Check analysieren, wie sehr es hakt

Versuchen Sie jetzt, Ihre Werte zu gewichten:

■ Wie sieht es mit der Gewichtung bei mir aus?

■ Wie sehr, wie oft, wie lange verbiege ich mich, um bestimmten Menschen (etwa Chef, Kollegen, Kunden, Partner, Freunden, Nachbarn) und Aufgaben gerecht zu werden?

Auch wenn Sie das nicht aufs Prozent genau tun können: Vielleicht hilft es Ihnen festzustellen, dass mit der Gewichtung etwas nicht stimmt und Sie deshalb den Wunsch verspüren, etwas zu verändern. Oder Sie können sich jetzt entspannen, weil Sie nicht mehr darauf hinarbeiten müssen, dass alles hundertprozentig passt.

Kröten schlucken

Die sinnbildlichen 20 Prozent an Kröten, die wir eben schlucken müssen, sind es uns wert. Jede Person, mit der wir zu tun haben, verlangt uns etwas ab, worauf wir keine Lust haben. Jede Aufgabe, die wir wählen, hat einen Anteil, bei dem wir die Zähne zusammenbeißen müssen. Aber wenn das große Ganze stimmt, die Gewichtung, dann ist alles in Ordnung.

Anhand der genannten 48 Werte haben Sie für sich festgehalten, was Ihnen wichtig ist und wofür Sie stehen. Sie können im zweiten Schritt die ganze Sache auch von der Rückseite begutachten und überlegen, was Sie ablehnen. Erstellen Sie hier Ihre ganz persönliche Unwerte-Liste.

SELBSTCOACHING-TOOL

13

Mit Unwerte-Liste herausfinden, was Sie nicht wollen

Um Ihre Unwerte zu ermitteln, können Sie die folgenden Sätze vervollständigen und überlegen, welcher Wert sich dahinter verbirgt. Ein Beispiel: „Um Menschen, die über andere lästern, mache ich einen großen Bogen.“ Die Unwerte, die hier drinstecken, sind: Intoleranz, Respektlosigkeit, Arroganz, Überheblichkeit, Verachtung, Engstirnigkeit.

■Ich lehne ________________ ab.

■ Ich bin gegen ________________.

■ ________________ ist mir zuwider.

■ Um Menschen, die ________________ mache ich einen großen Bogen.

Schreiben Sie jetzt auch Ihre Unwerte auf!

Träum doch mal am Tag

Dachten Sie bisher, dass Träume nur in der Nacht vorkommen? Keineswegs. Selbstcoacher dürfen auch am Tag träumen. Wussten Sie, dass nicht nur der Lottogewinn Menschen froh und glücklich macht, sondern schon die Aussicht darauf? Und – verrückt, aber erforschte Tatsache – dass Sie dafür nicht einmal Lotto spielen müssen? Allein die Vorstellung, im Lotto zu gewinnen und davon träumen zu können, was man mit 30 Millionen Euro alles machen könnte, versetzt uns in selige Glückserwartung.

Unsere Tagträume verraten uns etwas darüber, was wir gern machen würden, wenn … Ja, wenn. Wenn wir die Zeit hätten. Wenn die Kinder groß wären. Wenn mehr Geld da wäre. Tun Sie doch mal so, als ob Sie die Zeit hätten, die Kinder aus dem Haus wären, das Konto zum Bersten voll wäre.

SELBSTCOACHING-TOOL

14

Mit Tag-Traum herausfinden, was Ihr größter Wunsch ist

Was würden Sie tun, wenn:

■ Sie den berühmten Cent mehr hätten, als Sie bräuchten, kurzum, mehr Geld, als Sie ausgeben können?

■ Sie so viel Zeit hätten, wie Sie nur wollten. Sie brauchen nicht zu arbeiten, irgendwer erledigt den Haushalt, für alles ist gesorgt?

■ Sie niemand der üblichen Verdächtigen (Kinder, Partner, Eltern) bräuchte?

■ Sie wirklich einfach tun und lassen könnten, was Sie wollen?

Die Wenns vergessen

Am besten, Sie grübeln gar nicht so lange darüber nach, wie viel Sinn jetzt in dieser Übung steckt und welche Antwort Sie wohl geben sollten. Nein, schreiben Sie spontan auf, was Ihnen durch den Kopf geht. Was würden Sie tun? Ehrlich! Niemand guckt. Sie müssen niemandem Rechenschaft ablegen, sich vor niemandem rechtfertigen. Sie müssen es auch nicht in die Tat umsetzen. Jetzt geht es lediglich darum, dass Sie Ihren Träumen auf die Spur kommen. Wovon träumen Sie, wenn es alle diese „Wenns“ nicht gäbe?

Je nachdem, wie Ihre Antwort ausfällt, können Sie Schlüsse daraus ziehen, was Ihnen wichtig ist. Vieles lässt sich vielleicht nicht erreichen oder umsetzen. Oder Sie denken bis jetzt bloß, dass es sich nicht erreichen lässt. Vielleicht ist es ja doch möglich. Vielleicht muss es ja auch nicht genau so sein, wie Sie es sich erträumen. Aber bevor Sie gänzlich darauf verzichten, können Sie vielleicht einen Weg finden, Ihren Traum auf eine realistische Weise auszuleben. Ergänzen Sie darum noch den folgenden Satz:

■ Wenn ich völlig frei wäre, würde ich …

SELBSTCOACHING-TOOL

15

Mit der Beruf/ungs-Frage feststellen, was Ihr größter Wunsch ist

■ Welchen Beruf üben Sie aus? Welchen Beruf würden Sie gern ausüben? Wenn Sie könnten? Wenn alles möglich wäre?

■ Notieren Sie fünf Berufe, die Sie ausüben würden, wenn Sie nicht das machen würden, was Sie machen.

Veränderung wagen

Was hindert Sie? Haben Sie nicht die richtige Ausbildung? Können Sie sie wirklich nicht mehr nachholen? Haben Sie nicht die richtigen Voraussetzungen? Können Sie Ihren Wunsch auf andere Weise erfüllen? Fühlen Sie sich zu alt, um etwas Neues auszuprobieren? Scheuen Sie das Risiko? Holen Sie sich Unterstützung und Beratung. Tun Sie sich mit anderen zusammen, die einen ähnlichen Wunsch hegen. Bereiten Sie etwas vor oder stellen Sie etwas Ehrenamtliches auf die Beine, das Sie weitermachen können, wenn die Kinder aus dem Haus sind oder wenn Sie in Rente gehen.


Werte erinnern uns daran, was uns wirklich wichtig ist. Träume sind nicht nur in der Nacht erlaubt.

Schritt 4: Was bringen Sie mit? DNA und Erziehung

Was macht unsere Persönlichkeit aus? Machen wir sie uns selbst? Ist sie uns mitgegeben? Macht die Gesellschaft aus uns, was wir sind? Woher kommt meine Persönlichkeit und wie wird aus ihr etwas? Geben Sie einmal „+DNA +Persönlichkeit“ bei Google ein – Sie erhalten lediglich drei Links. Alle drei zu Vaterschaftstests.

Fällt der Apfel weit vom Stamm?

„Wie der Vater, so der Sohn“. „Wie die Mutter, so die Tochter.“ „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“ So heißt es im Volksmund. Besonders über das Aussehen können wir familiäre Verbindungen erkennen. Was heute als Binsenweisheit gilt, faszinierte Wissenschaftler bis ins 19. Jahrhundert. Erst 1865 entdeckte der katholische Priester und Forscher Gregor Johann Mendel die Regeln der Vererbung und erklärte, was schon Aristoteles aufgefallen war: dass Kinder oft dieselben körperlichen Merkmale tragen wie ihre Eltern. Heute lernen Kinder in der Schule, dass Vater und Mutter jeweils 23 Chromosomen, also die Strukturen, die die Gene enthalten, an ihr Kind weitergeben. Jeder gesunde Mensch verfügt über 46 Chromosomen, die ungefähr 25.000 Gene enthalten. Damit es bei der Weitergabe der Chromosomen nicht von Generation zu Generation immer mehr werden, reduziert sich die Anzahl der Chromosomen jeweils vor der Ausbildung der Keimzellen um die Hälfte. Welche Chromosomen es anschließend ins Team 23 schaffen, ist Zufall. Und damit ist auch bei der Vererbung der Gene durch Mutter und Vater die Verteilung von etwa 25.000 Genen zufällig.

Gene für die Persönlichkeit?

Viele Gene haben für die Wissenschaft bereits ihre Funktion enthüllt, zum Beispiel für Haar- und Augenfarbe oder Erbkrankheiten. Doch gibt es auch Gene für unsere Persönlichkeit? Wird unser Charakter durch das Erbgut festgelegt? Ist die Entwicklung unserer Persönlichkeit genetisch festgelegt, analysier- und vorhersagbar? Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Veranlagung etwa die Hälfte unserer persönlichen Konstitution ausmacht. Intelligenz, Temperament und Charakter sind danach zu 50 Prozent genetisch bedingt. Gefunden hat jedoch bislang noch niemand diese speziellen Gene oder Gen-Kombinationen, die die Persönlichkeit bestimmen.

Dennoch würde heute niemand mehr behaupten, dass alles, was uns ausmacht, anerzogen ist. Vielmehr ist die Sache so komplex, dass man Persönlichkeitsmerkmale nicht an einzelnen Genen festmachen kann. „Es gibt keine Einbahnstraße vom Genom zur Persönlichkeit“, schreibt Jens B. Asendorpf, Professor für Persönlichkeitspsychologie von der Humboldt Universität Berlin, „sondern ein viele Aktivitätsebenen umspannendes Wirkungsnetz“ (siehe „Persönlichkeitspsychologie für Bachelor“, S. 147).

Dass Vererbung einen Anteil an unserer Persönlichkeit hat, steht heute jedoch fest. Nehmen wir es wie den Fall Aristoteles – Mendel: Aristoteles ahnte bereits 2000 Jahre vor der Entdeckung der Gene, dass Menschen etwas in sich tragen, das sie an künftige Generationen weitergeben. Wie konnte es sonst sein, dass der Sohn dem Vater oder der Mutter so ähnlich war? Ebenso gehen Wissenschaftler verschiedener Disziplinen heute davon aus, dass nicht nur unser Aussehen, sondern auch unsere Intelligenz, unser Charakter und unser Temperament zumindest teilweise angeboren sind.

Vererbung und Umwelteinfluss

Auch wenn die Bausteine für unsere Persönlichkeit noch nicht gefunden sind, ist klar, dass wir nicht nur durch unser Umfeld geformt sind. Diese Annahme aus den 1960er-Jahren, bei der so weit gegangen wurde, zu behaupten, dass nur Erziehung und Umwelt aus einem Mädchen ein Mädchen und aus einem Jungen einen Jungen machen, ist hinlänglich widerlegt. Und mal ehrlich: Welche Eltern haben das nicht selbst an ihren Kindern beobachtet: Da ziehen sie ihr Töchterchen bewusst nicht rosa Schühchen an, um sie nicht in das Klein-Mädchen-Schema zu pressen. Und womit liegt die Kleine ihnen dann ständig in den Ohren? Mit den pinkfarbenen Ballerinas. Und der Bruder? Schnappt sich auf dem Spazierweg ein Stöckchen und macht: „Peng! Peng!“

Der Kern Ihrer Persönlichkeit

Wir kommen nicht als unbeschriebenes Blatt auf die Welt. Wissenschaftler gehen von folgender Annahme aus: Jeder Mensch hat einen genetisch festgelegten Kern seiner Persönlichkeit. Das bedeutet für Sie: Teile Ihres Temperaments, Ihrer Art zu denken, Ihres Charakters, Ihrer Intelligenz sind angeboren. Das erklärt auch, warum mehrere Menschen, die in derselben Umgebung aufwachsen, sich völlig unterschiedlich entwickeln. Geschwister, die von denselben Eltern erzogen wurden, streben in völlig unterschiedliche Richtungen, benehmen sich unterschiedlich, bilden sogar krasse Gegensätze. Der Kern ihrer Persönlichkeit unterscheidet sie voneinander und die gleiche Umwelt macht aus ihnen nicht automatisch gleiche Menschen. Selbst wenn sie miteinander verwandt sind – ihr Erbgut ist in einem Maße verschieden, dass sie sich unterschiedlich entwickeln und ihre ureigene Persönlichkeit ausleben. Nur eineiige Zwillinge stellen einen Sonderfall dar: Ihr Erbgut ist im Gegensatz zu anderen Verwandten identisch. Eineiige Zwillinge, die in verschiedenen Umgebungen aufwachsen, entwickeln daher zum Teil dieselben Vorlieben, Abneigungen, ja sogar Ticks oder Macken. Ihr übereinstimmender genetisch veranlagter Persönlichkeitskern sorgt dafür.

Umwelt und Erziehung

Gleichzeitig ist es sonnenklar, dass wir nicht unter einer sterilen Vakuum-Glocke aufwachsen. Bereits im Mutterleib werden wir mit unzähligen Impulsen konfrontiert: mit Berührungen, Geräuschen, Temperaturschwankungen. Wir agieren, reagieren, interagieren – permanent. Später kommen die Sinne voll zum Einsatz: Wir hören, sehen, fühlen, riechen und schmecken. Auch das permanent. Dabei unterliegt das, was wir hören, sehen, fühlen, riechen und schmecken – kurz: was wir wahrnehmen –, unserem persönlichen Filter.

Verschiedene Wahrnehmungsfilter

Dieser Filter entsteht durch die Erfahrungen, die wir machen, und die Schlüsse, die wir daraus ziehen. Weil wir unfähig sind, die Millionen von Eindrücken zu verarbeiten, die sekündlich auf uns einprasseln, haben wir uns darauf verlegt, eine Auswahl zu treffen. Wir nehmen etwas wahr (das nur ein geringer Teil dessen ist, was wirklich passiert) und leiten daraus eine Bedeutung (die nur eine Möglichkeit aus vielen ist) ab. Tatsächlich passiert gleichzeitig sehr viel mehr, was wir gar nicht wahrgenommen haben. Und es sind immer mehrere Bedeutungen dessen möglich, was wir wahrgenommen haben. Das ist der Grund, warum verschiedene Menschen zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen: Aufgrund ihrer unterschiedlichen Veranlagung und ihres individuellen Erfahrungshintergrunds haben sie unterschiedliche Filter entwickelt – dazu ein Beispiel:

Verschiedene Erfahrungen – verschiedene Wahrnehmungsfilter

■ Sophie sieht, dass Mama böse guckt. Sie hat gelernt, dass jemand, der böse guckt, verärgert ist und dass es dafür einen Grund gibt. Sophie verfügt in ihrem Erfahrungsschatz über diverse Erinnerungen, in denen sie Anlass zu Verärgerung gegeben zu haben glaubt. Sie folgert daraus: „Ich habe etwas falsch gemacht. Ich war nicht brav genug. Ich muss mich entschuldigen.“

■ Ihre Schwester Klara geht da ganz anders vor: „Mama guckt böse? Ach, sie ist mal wieder schlecht drauf. Wahrscheinlich hat sie zu wenig geschlafen oder Ärger bei der Arbeit. Ich gehe mal besser in mein Zimmer und lasse sie in Ruhe.“

■ Der kleine Bruder, Paul, zieht seinerseits wiederum einen anderen Schluss: „Mama geht es nicht gut. Das macht mich traurig. Ich unternehme etwas, dann geht es ihr wieder gut.“ Er geht in den Garten und kommt mit einem Strauß Gänseblümchen zurück.

So nützlich unser Filter ist, um uns vor Reizüberflutung und Überforderung zu schützen, so wichtig ist es für Sie zu wissen, dass der Filter nur Ihre persönliche Sicht auf die Dinge zulässt. Er behindert Sie immer dann, wenn Sie:

■ das ganze Bild sehen wollen,

■ andere Menschen verstehen wollen,

■ Klarheit gewinnen wollen oder

■ sich neue Wahlmöglichkeiten eröffnen möchten.

SELBSTCOACHING-TOOL

16

Filter öffnen, um festzustellen, was von Ihrem persönlichen Blickwinkel ausgeblendet wird

Immer dann, wenn Sie

■ die Antwort auf eine Frage nicht finden,

■ Sie das Gefühl haben, im Nebel zu versinken,

■ sich über andere wundern oder aufregen,

■ wichtige Entscheidungen treffen müssen,

■ sich schlecht, unfähig oder minderwertig fühlen oder

■ sich neue Handlungsmöglichkeiten erschließen wollen,

erinnern Sie sich an den Filter in Ihrem Kopf!

Darum: Wenn es Ihnen hilft, stellen Sie sich die Belüftungsschlitze im Auto vor. Sie stellen sie normalerweise von Ihrem Platz für sich ein und meistens bleiben sie so – bis sich irgendwas ändert, es heiß wird und Sie mehr direkte Luft haben wollen. Dann fällt Ihnen ein, dass Sie die Schlitze auch nach oben, unten, rechts, links ausrichten können.

Und so machen Sie sich Ihren Filter bewusst:

■ Spielen Sie alle Möglichkeiten durch, wirklich alle, auch die scheinbar noch so idiotischen. Alles, was denkbar ist, ist eine Möglichkeit!

■ Mama guckt sauer? Was könnte alles ein Grund dafür sein? Sie ärgert sich. Sie ist müde. Sie konzentriert sich. Sie erinnert sich an ein Erlebnis. Sie denkt an ihren Chef. Sie ist im Stress wegen des Kindergeburtstages. Sie übt für ein Theaterstück. Sie zählt ihre Stirnfalten. Sie freut sich, will es aber nicht zeigen. Sie probt für ihre nächste Gehaltsverhandlung. Sie muss etwas reklamieren. Sie muss gleich jemanden anrufen, den sie nicht mag. Die Mikrowelle ist schon wieder kaputt. Die Waage hat das falsche Gewicht angezeigt. Die Werkstatt-Rechnung ist viel höher ausgefallen als erwartet.

Sie sehen, diese Liste ließe sich noch beliebig verlängern. Denken Sie daran: Auch wenn Sie sich sicher sind, richtigzuliegen: Es gibt immer auch noch andere Deutungsmöglichkeiten. Bevor Sie sich festlegen, verschaffen Sie sich lieber Klarheit. Interpretieren Sie nicht so viel, prüfen Sie die Fakten. Besonders, wenn andere Menschen betroffen sind. Fragen Sie lieber nach, bevor Sie Ihre Schlüsse ziehen. Vielleicht ist alles ganz anders. Ob und was Sie daraus machen, ist eine andere Frage. Allein die Tatsache, dass Sie Ihren Filter öffnen, unterscheidet Sie von den meisten anderen Menschen.

Also: Das nächste Mal, wenn

■ Sie keine andere Lösung sehen,

■ Sie nicht wissen, was Sie tun sollen,

■ Sie etwas nicht nachvollziehen können,

■ Sie denken, Sie wüssten, wie etwas wirklich ist,

erinnern Sie sich daran, dass Ihr Filter Ihnen die Sicht auf andere Möglichkeiten versperrt.

1 627,39 ₽
Жанры и теги
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
218 стр. 31 иллюстрация
ISBN:
9783956232909
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают