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Читать книгу: «Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis», страница 5

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Der zweiten und dritten Welle erging es ebenso. Bei der vierten Welle schafften es immerhin zwanzig Prozent der Geschosse durchzubrechen. Der Feind erlitt erste Schäden. Sie waren nicht so schwerwiegend, wie Wagner sich das gern gewünscht hätte, doch es war ein Anfang.

Der zweite Teilverband unter der Führung von Agamemnon und Calypso griff in den Kampf ein und attackierte die linke Flanke des Gegners. Auch hier hämmerten die Kampfschiffe mit wilden Salven auf die Flohteppiche ein. Mit jeder Welle näherten sie sich dem Gegner mehr an, bis die Hinrady erste Schäden und Verluste verzeichneten.

Wagner wusste, ihren Leuten stand ein harter Kampf bevor. Sie war sich jedoch auch darüber im Klaren, dass die Hinrady ein solches Bombardement unmöglich auf Dauer durchhalten konnten. Die Zeit arbeitete gegen den Feind – und die Admiralin war in dieser Hinsicht äußerst zufrieden.

Die republikanischen Schiffe näherten sich unaufhörlich, während die Hinrady ein ungemein großes Maß an Disziplin bewiesen und die Stellung hielten. Erste Schiffe fielen aus. Sie detonierten oder drifteten manövrierunfähig aus ihrer Position.

»Geschwindigkeit auf ein Drittel reduzieren!«, ordnete sie an. Die Schiffe unter ihrem Kommando verlangsamten ihren Schub, was die Zeit erhöhte, in der sie den Gegner bombardieren konnte. Es war eine Abwandlung der Taktik, die Garner entwickelt hatte. Die Hinrady bemerkten die Gefahr, in der er schwebten, im selben Moment – und brachen aus.

»Feindeinheiten nähern sich auf Nahkampfdistanz«, informierte ihr XO sie. Die feindlichen Jagdgeschwader attackierten die terranischen Verbände zuerst. Unzählige Geschosse und Energiestrahlen gingen auf die Menschen nieder.

In der Isolation ihrer Kommandobrücke bekam Wagner davon noch kaum etwas mit. Die Jagdkreuzer folgten den Kampfgeschwadern dichtauf. Es würde nicht mehr lange dauern und die Schlacht trat in die heiße Phase ein. Dann würde sich entscheiden, ob den republikanischen Truppen die Landung gelingen würde oder nicht.

Wagners Miene versteinerte. Die Schlacht um Tau’irin hatte begonnen.

Die ersten Schiffe, die im leeren Raum nahe dem Riss materialisierten, gehörten den Drizil. Zweihundert von ihnen erschienen wie aus dem Nichts, nahmen eine lockere Dreiecksformation ein und sandten Peilstrahlen hinaus in den Subraum.

Von diesem Moment an ging es rasend schnell. Im schneller Folge materialisierten terranische Einheiten und Drizilkampfschiffe dicht an dicht. Manche kamen sich derart nahe, dass eine Kollision unvermeidlich schien. Die Fluglotsen und Navigatoren der Drizil waren jedoch Meister ihres Fachs. Sie verstanden wahrlich ihr Handwerk.

Es kam lediglich zu drei Zwischenfällen. Bei zweien davon rammten sich nach dem Wiedereintritt jeweils zwei terranische Schiffe, was zum Verlust der vier Kampfraumer führte. Im dritten Fall kollidierte ein Drizilflaggschiff mit einer terranischen Korvette sowie einem Begleitkreuzer. Die Korvette wurde innerhalb von Sekunden von der Masse des viel größeren Schiffes zermalmt. Die Besatzung hatte keine Chance, noch die Rettungskapseln zu erreichen. Die Crew des Begleitkreuzers kam mit dem Schrecken davon, musste das manövrierunfähige Schiff aber dennoch aufgeben.

Die Sir Francis Drake setzte sich an die Spitze der Angriffsflotte. Vizeadmiral Elias Garner kratzte sich nachdenklich über das Kinn, als die Verlustberichte auf seinem taktischen Hologramm eingeblendet wurden.

»Sechs Schiffe verloren«, meinte er leise. »Davon fünf mit der vollen Besatzung. Und das, obwohl noch kein einziger Schuss abgegeben wurde.« Er seufzte. »Das Drizilflaggschiff hat nur leichte Schäden erlitten und ist weiterhin kampf- und einsatzfähig.«

Lieutenant General Carlo Rix trat an die Seite des Admirals. Aus Gründen der Bequemlichkeit und größeren Bewegungsfreiheit trug der Offizier keine Rüstung, sondern eine normale Uniform, solange er an Bord des Dreadnoughts weilte.

Er legte seine rechte Hand auf die Rückenlehne des Kommandosessels. »Ehrlich gesagt, ich hatte mit größeren Verlusten gerechnet. Wenn man bedenkt, dass terranische Verbände noch nie eine solch umfangreiche Operation im leeren Raum durchgeführt haben …« Er pfiff leise durch die Vorderzähne und ließ den Satz damit vielsagend ausklingen. »Ich bin der Meinung, wir können uns glücklich schätzen«, fügte er noch hinzu.

»Harald? Status der Flotte?«, wollte Garner wissen. Auch, um nicht auf die Bemerkung des Generals eingehen zu müssen. Der XO der Drake trat näher.

»Wir erhalten grünes Licht von eintausendzweihundertvierundsiebzig Kampfschiffen. Auch die Truppentransporter sind in vollem Umfang sicher durch den Hyperraum gekommen.«

Garner nickte zufrieden. Er gab es nicht gern zu, aber Rix hatte recht. Es hätte deutlich schlimmer kommen können. Sein Blick glitt durch die transparente Brückenkuppel. Der Riss war als leuchtend rotes Gebilde in der Ferne erkennbar. Es schien zu wabern und sich ständig zu verändern. Als würde man eine Fata Morgana betrachten. Direkt vor dem Riss formierten sich unzählige kleine Objekte, die man mit bloßem Auge lediglich anhand kurzer Blitze erkennen konnte, wenn sich das Licht auf der metallischen Außenhülle brach.

Carlo Rix war nicht der einzige Mensch auf der Brücke der Drake, der hier eigentlich nichts zu suchen hatte. Neben Carlo standen General of the Legions René Castellano sowie Professor Nicolas Cest. Alle drei Männer folgten Garners Blick neugierig.

»XO? Geben Sie mir ein paar Infos, wenn ich bitten darf«, forderte der Admiral höflich.

»Die Sensoren orten annähernd sechshundert Hinradyschiffe. Keine stationären Verteidigungsanlagen. Keine Schwarmschiffe.«

Garner runzelte die Stirn. »Nur sechshundert. Ich hätte gedacht, sie würden mehr aufbieten.«

»Wir sollten nicht in Euphorie ausbrechen«, riet Carlo. »Was uns auf der anderen Seite erwartet, erfahren wir erst, wenn wir den Riss durchfliegen.«

Garner nickte. »Richtig. Besser, wir bleiben auf dem Teppich.« Er warf einen schrägen Blick über die rechte Schulter. »Ich wünschte, wir hätten noch etwas von Ihrem Virus zur Verfügung, Cest. Ich würde es nur zu gern in meine Torpedos laden und damit die Flohteppiche bombardieren.«

Der Professor lächelte zurückhaltend. »Ja, das wäre schön.« Cest wurde schlagartig wieder ernst. »Aber wir schaffen es auch ohne. Der Anfang ist gemacht. Nun muss das Militär es zu Ende bringen.«

»Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren«, gab der Admiral ungeduldig zurück. »Commander Kessler«, sprach er förmlich seinen XO an. »Vormarsch einleiten. Feindliche Kräfte nach eigenem Ermessen ausschalten. Wir halten erst wieder an, wenn der Riss gesichert ist.«

Der Dreadnought Hagen von Tronje blies mit seiner schweren Hauptbewaffnung einen feindlichen Jagdkreuzer mitsamt der gesamten Besatzung ins Jenseits. Der gesellte sich dadurch zu der Vielzahl an Hinradyschiffen, die bereits zerstört worden waren.

Republikanische Einheiten lieferten sich entlang der gesamten Frontlinie erbitterte Energiewaffengefechte mit den Jagdkreuzern. Und auch wenn sich der Fortschritt von Wagners Einheiten durchaus sehen lassen konnte, verzeichnete die Admiralin dennoch hohe Verluste. Die Hinrady kämpften, als würden die Nefraltiri mit der Peitsche hinter ihnen stehen und diese antreiben. Wagner biss sich leicht auf die Unterlippe. Der Vergleich schien durchaus passend.

Eine Gruppe terranischer Begleitkreuzer und Korvetten preschte vor. Mit ihrem kombinierten Beschuss rissen sie eine breite Schneise in die Front angreifender feindlicher Jäger. Dutzende von ihnen zerplatzten unter dem konzentrierten Kreuzfeuer. Die für den Kampf gegen Jagdgeschwader konzipierten und prädestinierten Korvetten feuerten ohne Pause Tausende Lichtimpulse gegen den Feind und verhinderten damit effektiv, dass sich dieser neu formieren konnte.

Zwei Jagdkreuzer der Hinrady eilten ihren bedrängten Piloten zu Hilfe. Mit ihrer tödlichen Bewaffnung brachten sie zwei Begleitkreuzer und vier Korvetten kurz hintereinander zur Detonation. Die Hagen von Tronje schwenkte herum und nahm einen der feindlichen Kreuzer aufs Korn. Die Sturmlaser erwachten zum Leben und spießten das gegnerische Schiff mühelos auf. Die leistungsstarken Energiestrahlen durchschlugen das Feindschiff auf ganzer Breite und verdampften auf einen Schlag mehr als ein Drittel der Besatzung. Nur Sekunden später verging das Schiff in einem verheerenden Feuerball. Bevor die auf Nefraltiritechnologie basierenden Waffen jedoch wieder aufgeladen waren, zog sich der zweite Jagdkreuzer in die Abschirmung eigener Linien zurück.

Wagner wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die unaufhörliche Anspannung forderte ihren Tribut. Ihr sonst ordentlich frisiertes brünettes Haar hing ihr in mehreren Strähnen ins Gesicht. Sie strich es ungeduldig zurück und begutachtete den Verlauf der Schlacht.

Sie machte eine vage Geste in Richtung ihres Hologramms. Ihr XO kannte sie gut genug, um zu wissen, was die Frau meinte. Er gab mehrere Befehle in sein Pad ein, überspielte diese an den Kommunikationsoffizier, der die Anweisungen nahezu in Echtzeit an mehrere Schiffe übertrug.

Die Aufstellung ihrer Formation änderte sich wiederum leicht, als zwei Geschwader Schlachtkreuzer nebst einer Eskorte aus Angriffskreuzern sich dem Planeten näherten. Ihre Torpedorohre spien Tod und Vernichtung. Die Geschosswelle raste auf Tau’irin zu. Nur kurz darauf, blühten mehrere Explosionen im Orbit auf, als drei Jägerbasen in Staub und glühendes Metall verwandelt wurden.

»Ma’am«, meldete sich Fletcher zu Wort. »Der Gegner formiert seine verbliebenen Kräfte über dem Nordpol.«

Die Admiralin beugte sich interessiert vor. Die Hinrady sammelten sich zu einem letzten Abwehrkampf über dem Standort des Obelisken. Dieser entsandte immer noch seinen Energiestrahl ins All, um den Riss zu schützen. Die Taktik der Hinrady war wenig subtil. Sie schützten immer noch den Obelisken.

Wagners erster Gedanke bestand darin, die Geschwindigkeit ihrer Einheiten auf annähernd null zu setzen und den Gegner dann zu bombardieren, bis dieser entweder aufgab oder vernichtet wurde.

Wagner machte eine enttäuschte Miene. Ihr wurde bewusst, dieses Vorhaben würde nicht funktionieren. Der Gegner schuf durch seine enge Formation mehrere sich überlappende Feuerbereiche. Selbst wenn ihre Schiffe den Gegner tage- oder wochenlang bombardierten, würden sie diese Abwehr nicht überwinden können. Die Energiewellen des Feindes würden Torpedoschwarm um Torpedoschwarm einfach aus dem All fegen. Die Hinrady hatten sich etwas dabei gedacht, als sie ihr letztes Gefecht planten. Nein, diesen Kampf ließ sich nur gewinnen, indem sie die Flohteppiche im Nahkampf schlugen.

»Einheiten auf halbe Geschwindigkeit setzen und in tiefengestaffelter Kampflinie vorrücken.«

Wagners Verbände formierten sich gemäß ihren Befehlen. Sie feuerten aus allen Rohren und überschütteten den Feind mit einem Hagel aus Fernlenkgeschossen.

Die Admiralin schüttelte fast unmerklich den Kopf. Es würde nicht reichen. Wie erwartet, feuerten die Hinrady ihre Abwehrwaffe in Wellen ab und zerstörten jedes Geschoss, bevor es ihnen gefährlich werden konnte. Das war überaus frustrierend. Aber es ließ sich nicht ändern. Der einzig gangbare Weg blieb der Nahkampf. Darum führte kein Weg herum.

Sie war jedoch froh, das Leben ihrer Bodentruppen bewahren zu können. Erst würde sie die Feindschiffe über dem Nordpol beseitigen und im Anschluss den Planeten sichern. Dann war ihr Teil der Operation erledigt – bis Garner grünes Licht zur Zerstörung des Obelisken signalisierte.

Die republikanischen Geschwader näherten sich dem Feind unaufhörlich. Es war vorbei und beide Seiten wussten es. Ein grimmiges Gefühl der Vorfreude ergriff von Wagner Besitz.

Die Agamemnon wurde wie aus heiterem Himmel von mehreren Energiestrahlen getroffen und durchbohrt. Der Dreadnought wollte sich zurückziehen und aus dem feindlichen Feuerbereich entkommen, doch weitere Salven schlugen kurz hintereinander ein. Das mächtige Kriegsschiff legte sich schwer auf die Seite. Aus mehreren Bruchstellen schlugen Flammen hinaus ins All. Es blutete aus wie ein Tier, das von den Jägern gestellt und getötet wurde.

Dem Kommandanten der Agamemnon musste klar geworden sein, dass das Schiff nicht zu retten war. Rettungskapseln und Fluchtshuttles verließen den Kampfraumer. Der Brückencrew gelang es aber nicht mehr, das Schiff zu verlassen. Der Dreadnought detonierte mit brachialer Gewalt und verschlang zwei in der Nähe durchs All gleitende Korvetten und einen Begleitkreuzer.

Betäubtes Schweigen breitete sich auf der Brücke der Hagen von Tronje aus. Wagner fing sich als Erste wieder. »Woher kam das? Die Jagdkreuzer könnten das unmöglich angerichtet haben. Wir sind noch fast tausend Klicks von ihrer effektiven Gefechtsdistanz entfernt.«

Fletcher ließ sich die aktuellen Sensordaten geben. In diesem Moment verlor Wagner einen Schlachtkreuzer, danach einen Angriffskreuzer und kurz darauf einen weiteren Schlachtkreuzer.

Fletchers Kopf flog hoch. »Das kommt vom Planeten. Bunker mit Raumabwehrwaffen wurden rings um den Obelisken positioniert. Die nördliche Hemisphäre ist komplett abgeriegelt. Wir befinden uns bereits in ihrer Todeszone.«

Wagner knirschte unbewusst mit den Zähnen. Der letzte Satz war unnötig, wenn man die ständig steigenden Verluste berücksichtigte. Die Admiralin hatte keine Wahl, wollte sie ihre Flotte retten.

»Alle Einheiten Rückzug. Wir müssen aus ihrem Feuerbereich raus.«

Wagners Verbände machten kehrt. Aber in der Zeit, die sie benötigten, um den Rückwärtsschub einzulegen, die Masseträgheit zu überwinden und sich aus dem Einflussbereich der feindlichen Abwehrwaffen zu begeben, verloren die republikanischen Geschwader weitere fünfzig Schiffe.

Konteradmiralin Tanja Wagner saß wie erstarrt auf ihrem Kommandosessel. Die Hinrady hatten sie auf übelste Weise vorgeführt und einen sicheren Sieg in einen verzweifelten Rückzug verwandelt.

Dabei entbehrte die gegnerischen Taktik nicht einer gewissen Brillanz. Den Flohteppichen mangelte es inzwischen an Schiffen. Und was machte man, um diesen Nachteil auszugleichen? Klarer Fall. Man unterstützte die Flotte mit einem dichten Netz aus Raumabwehrwaffen. Daran hätte sie eigentlich denken müssen.

Auf Wagners taktischem Hologramm ging eine Vielzahl an Notrufen ein. Hunderte Rettungskapseln saßen im Niemandsland zwischen Tau’irin und den republikanischen Einheiten fest.

Wagner atmete tief ein. »Schicken Sie Bergungsschiffe los«, befahl sie. »Wir müssen unsere Leute da rausholen.«

Fletcher zögerte. »Ist das klug? Weitere Schiffe dieser Gefahr auszusetzen?«

Wagner schnaubte. »Ich bezweifle, dass die Hinrady Energie auf ein paar Bergungsschiffe verschwenden. Die sind vorläufig zufrieden damit, die Position gehalten zu haben. Ich an deren Stelle würde jetzt einfach abwarten, was unsere nächsten Schritte sind.«

Fletcher warf seiner Kommandantin einen vorsichtigen Blick zu. »Und wie genau sehen unsere nächsten Pläne aus?«

Wagner betrachtete den großen weißen Punkt, der den Planeten auf ihrem taktischen Hologramm darstellte, mit einem verächtlichen Blick. »Sie sagten, die Abwehrwaffen konzentrieren sich auf die Verteidigung der nördlichen Hemisphäre.« Ihr XO bestätigte mit einem leicht zur Seite geneigten Kopf. Wagner nickte. »Nun gut, dann erledigen wir das hier eben auf die harte Tour. Informieren Sie den Kommandanten der Bodentruppen. Er soll seine Leute auf die Landung vorbereiten.«

6

Taran Stuullonor führte den Angriff auf Kelardtor mit etwas mehr als eintausendvierhundert Drizilschiffen. Wie sich herausstellte, wurden sie bereits erwartet.

Achthundert Jagdkreuzer der Hinrady hatten sich um den vierten Planeten des Systems gruppiert. Die Drizil verfügten über weitaus bessere Sensortechnik als die Republik. Daher erkannten sie recht schnell, womit sie es zu tun hatten.

Iarad Kaastenaar, Tarans zweiter Kommandant, ließ sich von einer Deckenstrebe geschmeidig mit ausgebreiteten Flügeln heruntergleiten und stellte sich neben seinen Befehlshaber. Taran forderte ihn mit einem Blick wortlos zum Sprechen auf.

»Der Obelisk befindet sich in der Äquatorialregion«, begann der Zweite Kommandant seine Erklärung. »Momentan ist er auf der uns abgewandten Seite des Planeten. Der von ihm ausgehende Strahl ist konstant und stark. Wir orten außerdem stationäre Verteidigungsanlagen im Orbit inklusive mehrerer Jägerbasen sowie Bunker und Raumabwehrwaffen am Boden. Die gesamte Äquatorialgegend wurde in eine Todesfalle verwandelt.«

Taran ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen. »Wann erreichen wir den äußersten Bereich ihres Verteidigungsperimeters?«

Iarad antwortete nicht. Stattdessen gab er mehrere Daten in den Bordcomputer ein und dieser rief eine schematische Darstellung der Lage auf Tarans Kommandostation auf. Der Clanführer musterte das entstandene Schaubild eine Weile lang schweigend.

Er stieß einen fast menschlichen Seufzer aus. Nicht zum ersten Mal fragte sich der Clanführer, ob er vielleicht zu lange in der Gesellschaft von Menschen verbracht hatte. Unter Umständen hatte er ein paar ihrer Eigenschaften übernommen. Schließlich sah er auf.

»Ein direkter Frontalangriff wäre wohl die einfachste, aber auch verlustreichste Möglichkeit. Wir greifen Kelardtors Nordpol an. Dort ist ihre Verteidigung am schwächsten. Unsere Bodentruppen sollen dann so schnell wie möglich einen annehmbaren Prozentsatz der Bodenverteidigung ausschalten. Erst dann widmen wir uns ihrer Flotte und vernichten sie vollständig.«

Iarad schlug sich mit der rechten Hand auf die linke Brustseite, zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Die Flotte änderte den Kurs und nahm gleichzeitig Fahrt auf. Der Hinradyverband blieb an Ort und Stelle. Dieses Vorgehen war das Beste, was der Gegner tun konnte. Taran wusste, sie würden ihre Stellungen nicht verlassen. Denn dazu mussten sie den Schutz durch die Geschütze am Boden aufgeben. Das würden sie nicht tun. Die Hinrady spielten ganz offensichtlich auf Zeit. Ihre Taktik zielte darauf ab, die Stellung so lange wie möglich zu halten. Das konnte nur eines bedeuten: Sie warteten auf Verstärkung von jenseits des Risses. Taran hoffte, dass Garners Verbände gut vorankamen. Sie durften nicht versagen oder alles war verloren.

Der Kampf würde aber in jedem Fall von jedem Beteiligten Opfer fordern. Eines konnte unmöglich geleugnet werden: Die Schlacht am Riss und dahinter würde diesen Krieg entscheiden. Entweder in die eine oder die andere Richtung.

Mehrere Salven gingen auf die Sir Francis Drake nieder und schüttelten die Besatzung kräftig durch. Vizeadmiral Elias Garner bemerkte mit großer Sorge, wie die Panzerung der Brückenkuppel inzwischen Frakturen aufwies. Der Angriff verlief nicht so glatt, wie Garner sich das vorgestellt hatte. Wer auch immer diese feindlichen Schiffe steuerte, es waren Meister ihres Fachs. Garner hielt es durchaus für möglich, dass sie es hier mit Elitebesatzungen zu tun hatten, die von Anfang an speziell zum Schutz des Risses abgestellt worden waren. Das würde auch erklären, warum die Hinrady an Bord dieser Schiffe nie dem Virus ausgesetzt gewesen waren.

Diese Krieger waren hervorragend trainiert, verfügten über die modernste dem Feind zur Verfügung stehenden Ausrüstung und waren hoch motiviert. Die Navigatoren des Gegners verfügten über ein nahezu intuitives Gespür dafür, den Menschen und Drizil ein größtmögliches Maß an Widerstand entgegenzubringen. Die Jagdkreuzer tanzten förmlich um die Einheiten des republikanischen Admirals herum und fügten ihnen auf ihrem Vormarsch schwere Verluste und erheblichen Schaden zu.

Ein weiterer harter Ruck ging durch die Drake. Mehrere Offiziere wurden quer über das Deck geschleudert. Die Frakturen entlang der Nahtstellen der Kuppelpanzerung nahmen besorgniserregende Ausmaße an.

»Kessler? Schadenskontrolle auf die Brücke!«, brüllte Garner. »Die Kuppelpanzerung muss gesichert werden!« Er hoffte, dass sein XO ihn über den Gefechtslärm verstand. Die Drake bäumte sich auf. Auf dem taktischen Hologramm bemerkte der Admiral, wie sich mehrere Sektionen des Dreadnoughts in alarmierendes Rot färbten. Sie waren schwer getroffen worden.

Die Fluglage der Drake stabilisierte sich jedoch wieder. Eine Hand packte die linke Lehne des Kommandosessels. Sie war voller Blut. Wie sich herausstellte, hing der Rest des XO noch an der Hand, sah aber in ähnlichem Umfang mitgenommen aus. Blutige Striemen liefen über dessen Stirn. Dennoch nahm er sein Pad zur Hand und beorderte einen Trupp der Schadenskontrolle auf die Brücke.

Der XO sah nicht gut aus. Garner hätte diesen um ein Haar angewiesen, sich medizinisch versorgen zu lassen. Die beiden Männer wechselten einen Blick. Kessler schüttelte den Kopf. Damit war alles gesagt. Der XO würde seinen Posten nicht verlassen.

Garner widmete sich abermals seinem taktischen Hologramm. Er fletschte auf fast wölfische Art und Weise die Zähne. Obwohl zahlenmäßig unterlegen, lieferten die Hinrady einen bemerkenswerten Kampf. Und der endgültige Sieger stand noch keineswegs fest. Garner betrachtete sich selbst gern als Spieler. Im vorliegenden Fall jedoch wäre er nie auf die Idee gekommen, sein Geld auf die eine oder andere Seite zu setzen. Selbst für einen Spieler war die Quote mehr als unsicher.

»Wir brauchen einen Entlastungsangriff«, entschied der Admiral nach kurzem Überlegen. »Die Drizil sollen die linke Flanke der Hinrady angreifen. Das drängt sie in die Defensive. Die republikanischen Spitzen vier und fünf greifen die rechte an. Wir selbst übernehmen die goldene Mitte und bedrängen den Feind im Zentrum. Das müsste uns etwas Luft verschaffen und sollte den Flohteppichen zu denken geben.«

Kessler nickte hektisch und wischte sich ungeduldig eine blutige Strähne aus dem Gesicht. Er schloss sich mit den taktischen Offizieren der Drake und aller an den Plänen des Admirals beteiligten Flaggschiffen zusammen.

Das republikanische Kampfschiff teilte währenddessen mächtig aus und pustete zwei feindliche Jagdkreuzer aus dem All. Garners Streitmacht war am Vorrücken, daran bestand kein Zweifel. Die Frage war lediglich, wie viel Opfer sie noch bringen mussten, bevor sie den Riss erreichten. Was auf der anderen Seite auf sie lauerte, war ihnen noch gänzlich unbekannt. Und es gab eine Frage, die ihn unablässig beschäftigte. »Wo zum Teufel sind ihre Schwarmschiffe?«, flüsterte er leise vor sich hin.

Blatt-im-übermächtigen-Sturm thronte auf seiner Plattform, als Icki’tari in ihrer Echsenform vor ihm materialisierte. Er befand sich in tiefer Trance und war gar nicht erfreut, gestört zu werden. Andererseits wusste er, Icki’tari hätte das nicht gewagt, wenn es nicht äußerst wichtig wäre. Sein Verstand verband sich augenblicklich mit der Entität des Schwarmschiffes.

Wie läuft der Kampf?, wollte das mächtige Wesen wissen.

Die Sklaven halten sich gut, doch unsere Gegner darf man nicht unterschätzen. Wir haben ihre letzten Taktiken analysiert. Wenn sie weiterhin mit diesem Ausmaß an Fähigkeiten agieren, wird es ihnen über kurz oder lang gelingen, die Linien der Hinrady zu durchbrechen und den Riss zu erreichen. Wie lauten deine Befehle?

Sturm brauchte nicht lange zu überlegen. Es muss unter allen Umständen verhindert werden, dass die Menschen und die Drizil-Verräter den Riss erreichen. Schick die Hinrady los. Sie wissen, was zu tun ist.

Die Echse verneigte sich kurz vor ihrem Herrn und verschwand wieder. Die Gedanken des Nefraltiri beschäftigten sich immer noch mit der Schlacht und den Resultaten, falls die Hinrady unterlagen. Es war Jahrtausende her, seit die Nefraltiri zum letzten Mal in diesem Ausmaß gefordert worden waren. Sturm konnte sich nicht helfen, aber die Aussicht auf den bevorstehenden Tod, hatte etwas Erregendes an sich. Menschen und Drizil konnten nicht gewinnen. Ihr Erfolg war völlig ausgeschlossen.

Trotzdem hatte ihr anhaltender Widerstand einen Effekt auf Sturm, den er nicht recht einzuordnen wusste. In früheren Zeiten hätte er wohl gesagt, die Kampflaune habe ihn gepackt. Aber derartige Emotionen gehörten bei den Nefraltiri der Vergangenheit an. War es vielleicht möglich, dass sein Volk dabei war, lange vergessene Gefühle wiederzuentdecken? Wie ironisch, angesichts ihres drohenden Aussterbens.

Sturm war nicht sicher, ob das bei den Nefraltiri gut ankommen würde. Dinge wie Erregung, Vorfreude oder auch Fröhlichkeit ganz allgemein wurden von den Nefraltiri inzwischen beinahe als etwas Obszönes angesehen. Und dennoch, Sturm wünschte sich fast, die Menschen würden den Riss durchqueren, damit er sich ihnen im direkten Schlagabtausch widmen konnte. Aber diesen Gedanken behielt er wohlweislich für sich. Sein Volk wäre nicht erfreut, etwas Derartiges von ihm zu vernehmen.

Commodore Anatolij Sorokin trat an eines der Bullaugen und musterte die Umgebung außerhalb des Wracks. »Das Wetter klart auf«, erklärte er ohne wirkliche Begeisterung. Der republikanische Flottenoffizier war sich nicht so recht im Klaren, ob er sich freuen oder das wechselhafte Wetter auf Tau’irin verdammen sollte.

Marine-Sergeant Kruger sprach aus, was Sorokin dachte. »Na toll. Dann schwärmen die Jackury bald aus und wir müssen höllisch aufpassen, sie nicht auf uns aufmerksam zu machen.«

Sorokin nickte. »Sind alle Zugänge gesichert?«

Kruger trat näher. Sorokin sah jetzt sein bärtiges Spiegelbild im Bullauge. Der Marine nickte. »Wir haben alle Zugänge außer dreien zugeschweißt. Da kommt so schnell keiner rein. Von den offenen befinden sich zwei mittschiffs steuerbord und einer backbord. Alle drei sind durch meine Männer gesichert. Wir bewachen sie in Drei-Stunden-Schichten. Falls wir entdeckt werden, können wir Eindringlinge eine Weile aufhalten, sodass der Rest über einen der anderen Zugänge entkommen kann.« Der Marine lächelte sardonisch. »Falls sie allerdings alle drei Zugänge finden und belagern, wird die Lage für uns kritisch. Dann sitzen wir in der Falle.«

»Dieser ganze Planet ist eine Falle«, kommentierte Sorokin. Der Commodore trat vom Bullauge zurück, drehte sich um und begab sich auf einen Rundgang durch die inzwischen freigeräumten Korridore des Wracks. Kruger folgte ihm dichtauf.

Sorokin ließ den Blick schweifen. Mittlerweile konnte man es hier aushalten. Die Ingenieure hatten aus den Überresten des Antriebssystems eine primitive Heizung gebaut. Die weitaus größten Teile des Schiffes waren unbewohnbar und daran würde sich auch nichts ändern. Aber die Überlebenden hatten es sich in einer kleinen Enklave gemütlich gemacht.

Sorokin musterte die frisch verlegten Rohre an der Decke. Über sie wurde heißer Dampf durch einige Teile des Schiffes geleitet, was in diesen eine angenehm warme Atmosphäre verbreitete.

Die Leichen hatte man nach draußen in die Kälte geschafft. Hier drin hätte allzu bald die Verwesung eingesetzt und sie verfügten weder über die Mittel noch die Örtlichkeiten um eine derart große Anzahl von Todesopfern aufzubewahren. Im Prinzip war der ganze Planet eine Kältekammer und die Umgebung da draußen die beste Möglichkeit, die Toten der Sevastopol zu konservieren.

Mehrere Besatzungsmitglieder kamen ihnen entgegen, die Arme voller Notrationen und Essensvorräte aus der Kombüse. Sie grüßten ihren Kommandanten mit knappem Nicken. Sorokin hielt inne und sah den Männern und Frauen amüsiert hinterher.

»Wenigstens droht uns jetzt nicht mehr der Hungerstod«, meinte er an Kruger gewandt.

Der Marine-Sergeant zog einen Mundwinkel schief nach oben. »Man muss auch für die kleinen Dinge dankbar sein«, erwiderte der Mann. Die beiden Soldaten setzten ihren Weg fort und kamen an einer der Luken vorbei, die zur Außenwelt führte. Acht Marines in voller Kampfausrüstung bewachten den Zugang. Sie standen stramm, als ihr Vorgesetzter sowie der Commodore erschienen. Sorokin betrachtete den Checkpoint mit einigem Missmut.

»Wir können nur beten, dass sie uns nicht entdecken«, murmelte er, während sie ihren Weg fortsetzten. Er war sicher, dass Kruger ihn verstanden hatte, aber der Mann hakte dennoch höflich nach. »Sir?«, fragte er.

Sorokin winkte lediglich ab. »Schon gut. Nicht so wichtig.«

Die beiden Männer setzten ihren Inspektionsrundgang fort, und als sie die technische Abteilung betraten, bot sich ihnen ein Bild, mit dem keiner gerechnet hatte.

Sorokin zog beide Augenbrauen nach oben. »Koroljow? Sie sollten sich doch eigentlich ausruhen.«

Der XO der Sevastopol war damit beschäftigt, einige Schiffssysteme neu einzustellen. Das Gesicht des Mannes war weiß wie die Wand, aber ansonsten schien er relativ gesund zu sein. Erst als sich der XO umwandte, bemerkte man, wie er kurz zusammenzuckte und seine linke Seite schützte.

Sorokin verkniff sich eine entsprechende Bemerkung. Die gebrochenen Rippen machten dem Mann immer noch zu schaffen. Das war auch kein Wunder.

Bevor Koroljow etwas erwidern konnte, mischte sich eine leicht genervte Stimme ein. »Er will sich einfach nicht schonen.«

Sorokin wandte sich um und sah sich unversehens Dr. Dreshku gegenüber. Diese lief an dem Commodore vorbei und drückte dem XO einen Becher mit Tabletten in die Hand. Der Commander betrachtete den Inhalt erst abfällig, bevor er die Tabletten tapfer mit einem entschlossenen Schluck und indem er den Kopf in den Nacken warf, herunterwürgte.

Dreshku gesellte sich zu Sorokin, während der XO sich erneut an die Arbeit machte. Der Commodore warf der Schiffsärztin einen kurzen Seitenblick zu und deutete mit einem Kopfnicken fragend auf seinen Ersten Offizier.

Die Frau zuckte mit den Achseln. »Die Blutvergiftung habe ich in den Griff bekommen. Wenigstens war noch meine Krankenstation halbwegs intakt. Mit den medizinischen Vorräten halten wir eine Weile durch. Die Antibiotika schlagen gut an. Und was die gebrochenen Rippen betrifft, so kann man eigentlich nicht mehr machen, als die Verletzung fixieren und der Natur ihren Lauf lassen.«

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