Читать книгу: «Песнь о Нибелунгах / Das Nibelungenlied», страница 7

Шрифт:

Abenteuer 14
Wie die Königinnen sich schalten


 
840 Es war vor einer Vesper, als man den Schall vernahm,
Der von manchem Recken auf dem Hofe kam:
Sie stellten Ritterspiele der Kurzweil willen an.
Da eilten es zu schauen Frauen viel und mancher Mann.
 
 
841 Da saßen beisammen die Königinnen reich
Und gedachten zweier Recken, die waren ohne Gleich.
Da sprach die schöne Kriemhild: "Ich hab einen Mann,
Dem wären diese Reiche alle billig unterthan."
 
 
842 Da sprach zu ihr Frau Brunhild: "Wie könnte
das wohl sein?
Wenn Anders Niemand lebte als du und er allein,
So möchten ihm die Reiche wohl zu Gebote stehn:
So lange Gunther lebte, so könnt es nimmer geschehn."
 
 
843 Da sprach Kriemhild wieder: "Siehst du, wie er steht,
Wie er da so herrlich vor allen Recken geht,
Wie der lichte Vollmond vor den Sternen thut!
Darob mag ich wohl immer tragen fröhlichen Muth."
 
 
844 Da sprach wieder Brunhild: "Wie waidlich
sei dein Mann,
Wie schön und wie bieder, so steht ihm doch voran
Gunther der Recke, der edle Bruder dein:
muß vor allen Königen, das wiße du wahrlich, sein."
 
 
845 Da sprach Kriemhild wieder: "So werth ist mein Mann,
Daß er ohne Grund nicht solch Lob von mir gewann.
An gar manchen Dingen ist seine Ehre groß.
Glaubst du das, Brunhild? er ist wohl Gunthers Genoß!"
 
 
846 "Das sollst du mir, Kriemhild, im Argen nicht verstehn;
Es ist auch meine Rede nicht ohne Grund geschehn.
Ich hört’ es Beide sagen, als ich zuerst sie sah,
Und als des Königs Willen in meinen Spielen geschah.
 
 
847 "Und da er meine Minne so ritterlich gewann,
Da sagt’ es Siegfried selber, er sei des Königs Mann:
Drum halt ich ihn für eigen: ich hört’ es ihn gestehn."
Da sprach die schöne Kriemhild: "So wär mir übel
geschehn.
 
 
848 "Wie hätten so geworben die edeln Brüder mein,
Daß ich des Eigenmannes Gemahl sollte sein?
Darum will ich, Brunhild, gar freundlich dich bitten,
Laß mir zu Lieb die Rede hinfort mit gütlichen Sitten."
 
 
849 Die Königin versetzte: "Sie laßen mag ich nicht:
Wie thät ich auf so manchen Ritter wohl Verzicht,
Der uns mit dem Degen zu Dienst ist unterthan?"
Kriemhild die Schöne hub da sehr zu zürnen an.
 
 
850 "Dem must du wohl entsagen, daß er in der Welt
Dir irgend Dienste leiste. Werther ist der Held
Als mein Bruder Gunther, der Degen unverzagt.
Erlaß mich der Dinge, die du mir jetzo gesagt.
 
 
851 "Auch muß mich immer wundern, wenn er
dein Dienstmann ist
Und du ob uns Beiden So gewaltig bist,
Warum er dir so lange den Zins verseßen hat;
Deines Uebermuthes wär ich billig nun satt."
 
 
852 "Du willst dich überheben," sprach da die Königin.
"Wohlan, ich will doch schauen, ob man dich fürderhin
So hoch in Ehren halte, als man mich selber thut."
Die Frauen waren beide in sehr zornigem Muth.
 
 
853 Da sprach wieder Kriemhild: "Das wird dir wohl
bekannt:
Da du meinen Siegfried dein eigen hast genannt,
So sollen heut die Degen der beiden Könge sehen,
Ob ich vor der Königin wohl zur Kirche dürfe gehn.
 
 
854 "Ich laße dich wohl schauen, daß ich edel bin und frei,
Und daß mein Mann viel werther als der deine sei.
Ich will damit auch selber nicht bescholten sein:
Du sollst noch heute sehen, wie die Eigenholde dein
 
 
855 "Zu Hof geht vor den Helden in Burgundenland.
Ich will höher gelten, als man je gekannt
Eine Königstochter, die noch die Krone trug."
Unter den Frauen hob sich der Haß da grimm genug.
 
 
856 Da sprach Brunhild wieder: "Willst du nicht eigen sein,
So must du dich scheiden mit den Frauen dein
Von meinem Ingesinde, wenn wir zum Münster gehn."
"In Treuen," sprach da Kriemhild, "also soll
es geschehn."
 
 
857 "Nun kleidet euch, ihr Maide," hub da Kriemhild an:
"Ob ich frei von Schande hier nicht verbleiben kann,
Laßt es heute schauen, besitzt ihr reichen Staat;
Sie soll es noch verläugnen, was ihr Mund gesprochen hat."
 
 
858 Ihnen war das leicht zu rathen; sie suchten reich Gewand.
Wie bald man da im Schmucke viel Fraun und Maide
fand!
Da gieng mit dem Gesinde des edeln Wirths Gemahl;
Zu Wunsch gekleidet ward auch die schöne Kriemhild
zumal
 
 
859 Mit dreiundvierzig Maiden, die sie zum Rhein gebracht;
Die trugen lichte Zeuge, in Arabien gemacht.
So kamen zu dem Münster die Mägdlein wohlgethan.
Ihrer harrten vor dem Hause Die Siegfrieden unterthan.
 
 
860 Die Leute nahm es Wunder, warum das geschah,
Daß man die Königinnen so geschieden sah,
Und daß sie bei einander nicht giengen so wie eh.
Das gerieth noch manchem Degen zu Sorgen
und großem Weh.
 
 
861 Nun stand vor dem Münster König Gunthers Weib.
Da fanden viel der Ritter genehmen Zeitvertreib
Bei den schönen Frauen, die sie da nahmen wahr.
Da kam die edle Kriemhild mit mancher herrlichen Schar.
 
 
862 Was Kleider je getragen eines edeln Ritters Kind,
Gegen ihr Gesinde war alles nur wie Wind.
Sie war so reich an Gute, dreißig Königsfraun
Mochten die Pracht nicht zeigen, die da an ihr war
zu schaun.
 
 
863 Was man auch wünschen mochte, Niemand konnte sagen,
Daß er so reiche Kleider je gesehen tragen,
Als da zur Stunde trugen ihre Mägdlein wohlgethan.
Brunhilden wars zu Leide, sonst hätt es Kriemhild
nicht gethan.
 
 
864 Nun kamen sie zusammen vor dem Münster weit.
Die Hausfrau des Königs aus ingrimmem Neid
Hieß da Kriemhilden unwirsch stille stehn:
"Es soll vor Königsweibe die Eigenholde nicht gehn."
 
 
865 Da sprach die schöne Kriemhild, zornig war ihr Muth:
"Hättest du noch geschwiegen, das wär dir wohl gut.
Du hast geschändet selber deinen schönen Leib:
Mocht eines Mannes Kebse je werden Königesweib?"
 
 
866 "Wen willst du hier verkebsen?" sprach des Königs Weib.
"Das thu ich dich," sprach Kriemhild: "deinen
schönen Leib
Hat Siegfried erst geminnet, mein geliebter Mann:
Wohl war es nicht mein Bruder, der dein Magdthum
gewann.
 
 
867 "Wo blieben deine Sinne? Es war doch arge List:
Was ließest du ihn minnen, wenn er dein Dienstmann ist?
Ich höre dich," sprach Kriemhild, "ohn alle Ursach
klagen."
"In Wahrheit," sprach da Brunhild, "das will ich
doch Gunthern sagen."
 
 
868 "Wie mag mich das gefährden? Dein Uebermuth
hat dich betrogen:
Du hast mich mit Reden in deine Dienste gezogen,
Daß wiße du in Treuen, es ist mir immer leid:
Zu trauter Freundschaft bin ich dir nimmer wieder bereit."
 
 
869 Brunhild begann zu weinen; Kriemhild es nicht verhieng,
Vor des Königs Weibe sie in das Münster gieng
Mit ihrem Ingesinde. Da hub sich großer Haß;
Es wurden lichte Augen sehr getrübt davon und naß.
 
 
870 Wie man da Gott auch diente oder Jemand sang,
Brunhilden währte die Weile viel zu lang.
War allzutrübe der Sinn und auch der Muth:
Des muste bald entgelten mancher Degen kühn und gut.
 
 
871 Brunhild mit ihren Frauen gieng vor das Münster stehn.
Sie gedachte: "Ich muß von Kriemhild mehr
zu hören sehn,
Wes mich so laut hier zeihte das wortscharfe Weib:
Und wenn er sichs gerühmt hat, gehts ihm an Leben
und Leib!"
 
 
872 Nun kam die edle Kriemhild mit manchem kühnen
Mann.
Da begann Frau Brunhild: "Haltet hier noch an.
Ihr wolltet mich verkebsen: laßt uns Beweise sehn,
Mir ist von euern Reden, das wißet, übel geschehn."
 
 
873 Da sprach die schöne Kriemhild: "Was laßt ihr mich
nicht gehn?
Ich bezeug es mit dem Golde, an meiner Hand zu sehn.
Das brachte mir Siegfried, nachdem er bei euch lag."
Nie erlebte Brunhild wohl einen leidigen Tag.
 
 
874 Sie sprach: "Dieß Gold das edle, das ward mir gestohlen
Und blieb mir lange Jahre übel verhohlen:
Ich komme nun dahinter, wer mir es hat genommen."
Die Frauen waren beide in großen Unmuth gekommen.
 
 
875 Da sprach wieder Kriemhild: "Ich will nicht sein
der Dieb.
Du hättest schweigen sollen, wär dir Ehre lieb.
Ich bezeug es mit dem Gürtel, den ich umgethan,
Ich habe nicht gelogen: wohl wurde Siegfried
dein Mann."
 
 
876 Von Niniveer Seide sie eine Borte trug
Mit edelm Gesteine, die war wohl schön genug.
Als Brunhild sie erblickte, zu weinen hub sie an.
Das muste Gunther wißen und alle Die ihm unterthan.
 
 
877 Da sprach des Landes Königin: "Sendet her zu mir
Den König vom Rheine: hören soll er hier,
Wie sehr seine Schwester schändet meinen Leib:
Sie sagt vor allen Leuten, ich sei Siegfriedens Weib."
 
 
878 Der König kam mit Recken: als er weinen sah
Brunhild seine Traute, gütlich sprach er da:
"Von wem, liebe Fraue, ist euch ein Leid geschehn?"
Sie sprach zu dem König: "Unfröhlich muß
ich hier stehn.
 
 
879 Aller meiner Ehren hat die Schwester dein
Mich berauben wollen. Geklagt soll dir sein,
Sie sagt: ich sei die Kebse von Siegfried ihrem Mann."
Da sprach König Gunther: "So hat sie übel gethan."
 
 
880 "Sie trägt hier meinen Gürtel, den ich längst verloren,
Und mein Gold das rothe. Daß ich je ward geboren,
Des muß mich sehr gereuen: befreist du, Herr, mich nicht
Solcher großen Schande, ich minne nie wieder dich."
 
 
881 Da sprach König Gunther: "So ruft ihn herbei:
Hat er sichs gerühmet, das gesteh er frei,
Er woll es denn läugnen, der Held von Niederland."
Da ward der kühne Siegfried bald hin zu ihnen gesandt.
 
 
882 Als Siegfried der Degen die Unmuthvollen sah
Und den Grund nicht wuste, balde sprach er da:
"Was weinen diese Frauen? das macht mir bekannt:
Oder wessentwegen wurde hier nach mir gesandt"
 
 
883 Da sprach König Gunther: "Groß Herzleid fand ich hier.
Eine Märe sagte mein Weib Frau Brunhild mir:
Du habest dich gerühmet, du wärst ihr erster Mann.
So spricht dein Weib Frau Kriemhild: hast du, Degen,
das gethan?"
 
 
884 "Niemals," sprach da Siegfried; "und hat sie das gesagt,
Nicht eher will ich ruhen, bis sie es beklagt,
Und will davon mich reinigen vor deinem ganzen Heer
Mit meinen hohen Eiden, ich sagte Solches
nimmermehr."
 
 
885 Da sprach der Fürst vom Rheine: "Wohlan, das zeige mir.
Der Eid, den du geboten, geschieht der allhier,
Aller falschen Dinge laß ich dich ledig gehn."
Man ließ in einem Ringe die stolzen Burgunden stehn.
 
 
886 Da bot der kühne Siegfried zum Eide hin die Hand.
Da sprach der reiche König: "Jetzt hab ich wohl erkannt,
Ihr seid hieran unschuldig und sollt des ledig gehn:
Des euch Kriemhild zeihte, das ist nicht von euch
geschehn."
 
 
887 Da sprach wieder Siegfried: "Und kommt es ihr zu Gut,
Daß deinem schönen Weibe sie so betrübt den Muth,
Das wäre mir wahrlich aus der Maßen leid."
Da blickten zu einander die Ritter kühn und allbereit.
 
 
888 "Man soll so Frauen ziehen," sprach Siegfried der Degen,
"Daß sie üppge Reden laßen unterwegen;
Verbiet es deinem Weibe, ich will es meinem thun.
Solchen Uebermuthes in Wahrheit schäm ich mich nun."
 
 
889 Viel schöne Frauen wurden durch Reden schon entzweit.
Da erzeigte Brunhild solche Traurigkeit,
Daß es erbarmen muste Die in Gunthers Lehn.
Von Tronje Hagen sah man zu der Königin gehn.
 
 
890 Er fragte, was ihr wäre, da er sie weinend fand.
Sie sagt’ ihm die Märe. Er gelobt’ ihr gleich zur Hand,
Daß es büßen sollte der Kriemhilde Mann,
Oder man treff ihn nimmer unter Fröhlichen an.
 
 
891 Ueber die Rede kamen Ortwein und Gernot,
Allda die Helden riethen zu Siegfriedens Tod.
Dazu kam auch Geiselher, der schönen Ute Kind;
Als er die Rede hörte, sprach der Getreue geschwind:
 
 
892 "O weh, ihr guten Knechte, warum thut ihr das?
Siegfried verdiente ja niemals solchen Haß,
Daß er darum verlieren Leben sollt und Leib:
Auch sind es viel Dinge, um die wohl zürnet ein Weib."
 
 
893 "Sollen wir Gäuche ziehen?" sprach Hagen entgegen:
"Das brächte wenig Ehre solchen guten Degen.
Daß er sich rühmen durfte der lieben Frauen mein,
Ich will des Todes sterben oder es muß gerochen sein."
 
 
894 Da sprach der König selber: "Er hat uns nichts gethan
Als Liebes und Gutes: leb er denn fortan.
Was sollt ich dem Recken hegen solchen Haß?
Er bewies uns immer Treue, gar williglich that er das."
 
 
895 Da begann der Degen von Metz Herr Ortewein:
"Wohl kann ihm nicht mehr helfen die große Stärke sein.
Will es mein Herr erlauben, ich thu ihm alles Leid."
Da waren ihm die Helden ohne Grund zu schaden bereit.
 
 
896 Dem folgte doch Niemand, außer daß Hagen
Alle Tage pflegte zu Gunthern zu sagen:
Wenn Siegfried nicht mehr lebte, ihm würden unterthan
Manches Königs Lande. Da hub der Held zu trauern an.
 
 
897 Man ließ es bewenden und gieng dem Kampfspiel nach.
Hei! was man starker Schäfte vor dem Münster brach
Vor Siegfriedens Weibe bis hinan zum Saal!
Mit Unmuth sah es Mancher, dem König Gunther befahl.
 
 
898 Der König sprach: "Laßt fahren den mordlichen Zorn.
Er ist uns zu Ehren und zum Heil geborn;
Auch ist so grimmer Stärke der wunderkühne Mann,
Wenn ers inne würde, so dürfte Niemand ihm nahn."
 
 
899 "Nicht doch," sprach da Hagen, "da dürft ihr ruhig sein:
Wir leiten in der Stille alles sorglich ein.
Brunhildens Weinen soll ihm werden leid.
Immer sei ihm Hagen zu Haß und Schaden bereit."
 
 
900 Da sprach der König Gunther: "Wie möcht
es geschehn?"
Zur Antwort gab ihm Hagen: "Das sollt ihr bald
verstehn:
Wir laßen Boten reiten her in dieses Land,
Uns offnen Krieg zu künden, die hier Niemand
sind bekannt.
 
 
901 "Dann sagt ihr vor den Gästen, ihr wollt mit euerm Lehn
Euch zur Heerfahrt rüsten. Sieht er das geschehn,
So verspricht er euch zu helfen; dann gehts ihm
an den Leib,
Erfahr ich nur die Märe von des kühnen Recken Weib."
 
 
902 Der König folgte leider seines Dienstmanns Rath.
So huben an zu sinnen auf Untreu und Verrath,
Eh es wer erkannte, die Ritter auserkoren:
Durch zweier Frauen Zanken gieng da mancher
Held verloren.
 

Abenteuer 15
Wie Siegfried verrathen ward


 
903 Man sah am vierten Morgen zweiunddreißig Mann
Hin zu Hofe reiten: da ward es kund gethan
Gunther dem reichen, es droh ihm neuer Streit.
Die Lüge schuf den Frauen das allergrößeste Leid.
 
 
904 Sie gewannen Urlaub, an den Hof zu gehn.
Da sagten sie, sie ständen in Lüdegers Lehn,
Den einst bezwungen hatte Siegfriedens Hand
Und ihn als Geisel brachte König Gunthern in das Land.
 
 
905 Die Boten grüßte Gunther und hieß sie sitzen gehn.
Einer sprach darunter: "Herr König, laßt uns stehn,
Daß wir die Mären sagen, die euch entboten sind.
Wohl habt ihr zu Feinden, das wißt, mancher Mutter Kind.
 
 
906 "Euch wiedersagen Lüdegast und König Lüdeger:
Denen schuft ihr weiland grimmige Beschwer;
Nun wollen sie mit Heereskraft reiten in dieß Land."
Gunther begann zu zürnen, als wär es ihm unbekannt.
 
 
907 Man ließ die falschen Boten zu den Herbergen gehn.
Wie mochte da Siegfried der Tücke sich versehn,
Er oder anders Jemand, die man so listig spann?
Doch war es ihnen selber zu großem Leide gethan.
 
 
908 Der König mit den Freunden gieng raunend ab und zu:
Hagen von Tronje ließ ihm keine Ruh,
Noch wollt es Mancher wenden in des Königs Lehn;
Doch nicht vermocht er Hagen von seinen Räthen
abzustehn.
 
 
909 Eines Tages Siegfried die Degen raunend fand.
Da begann zu fragen der Held der Niederland:
"Wie traurig geht der König und Die ihm unterthan?
Das helf ich immer rächen, hat ihnen wer ein Leid
gethan."
 
 
910 Da sprach König Gunther: "Wohl hab ich Herzeleid:
Lüdegast und Lüdeger drohn mir wieder Streit.
Mit Heerfahrten wollen sie reiten in mein Land."
Da sprach der kühne Degen: "Dem soll Siegfriedens
Hand
 
 
911 "Nach allen euern Ehren mit Kräften widerstehn;
Von mir geschieht den Degen, was ihnen einst geschehn.
Ihre Burgen leg ich wüste und dazu ihr Land,
Eh ich ablaße: des sei mein Haupt euer Pfand.
 
 
912 "Ihr mit euern Mannen nehmt der Heimat wahr;
Laßt mich zu ihnen reiten mit meiner Leute Schar.
Daß ich euch gerne diene, laß ich euch wohl sehn:
Von mir soll euern Feinden, das wißet, übel geschehn."
 
 
913 "Nun wohl mir dieser Märe," der König sprach da so,
Als wär er seiner Hülfe alles Ernstes froh.
Tief neigte sich in Falschheit der ungetreue Mann.
Da sprach der edle Siegfried: "Laßt euch keine Sorge
nahn."
 
 
914 Sie schickten mit den Knechten zu der Fahrt sich an:
Siegfrieden und den Seinen ward es zum Schein gethan.
Da hieß er sich rüsten Die von Niederland:
Siegfriedens Recken suchten ihr Streitgewand.
 
 
915 Da sprach der starke Siegfried: "Mein Vater Siegmund,
Bleibt ihr hier im Lande: wir kehren bald gesund,
Will Gott uns Glück verleihen, wieder an den Rhein.
Ihr sollt bei dem König unterdessen fröhlich sein."
 
 
916 Da wollten sie von dannen: die Fähnlein band man an.
Umher standen Viele, die Gunthern unterthan
Und hatten nicht erfahren, wie es damit bewandt.
Groß Heergesinde war es, das da bei Siegfrieden stand.
 
 
917 Die Panzer und die Helme man auf die Rosse lud;
Aus dem Lande wollten viel starke Recken gut.
Da gieng von Tronje Hagen hin, wo er Kriemhild fand;
Er bat sie um Urlaub: sie wollten räumen das Land.
 
 
918 "Nun wohl mir," sprach Kriemhild, "daß ich den Mann
gewann."
Der meine lieben Freunde so wohl beschützen kann,
Wie hier mein Herr Siegfried an meinen Brüdern thut:
Darum trag ich," sprach die Königin, "immer fröhlichen
Muth.
 
 
919 "Lieber Freund Hagen, nun hoff ich, ihr gedenkt,
Daß ich euch gerne diene; ich hab euch nie gekränkt.
Das komme mir zu Gute an meinem lieben Mann:
Laßt es ihn nicht entgelten, was ich Brunhilden gethan.
 
 
920 "Des hat mich schon gereuet," sprach das edle Weib,
"Auch hat er so zerbleuet zur Strafe mir den Leib,
Daß ich je beschwerte mit Reden ihr den Muth,
Er hat es wohl gerochen, dieser Degen kühn und gut."
 
 
921 Da sprach er: "Ihr versöhnt euch wohl nach wenig Tagen.
Kriemhild, liebe Herrin, nun sollt ihr mir sagen,
Wie ich euch dienen möge an Siegfried euerm Herrn.
Ich gönn es niemand beßer und thu es, Königin, gern."
 
 
922 "Ich wär ohn alle Sorge," sprach da das edle Weib,
"Daß man ihm im Kampfe Leben nähm und Leib,
Wenn er nicht folgen wollte seinem Uebermuth;
So wär immer sicher dieser Degen kühn und gut."
 
 
923 "Fürchtet ihr, Herrin," Hagen da begann,
"Daß er verwundet werde, so vertraut mir an,
Wie soll ichs beginnen, dem zu widerstehn?
Ihn zu schirmen will ich immer bei ihm reiten und gehn."
 
 
924 Sie sprach: "Du bist mir Sippe, so will ich dir es sein:
Ich befehle dir auf Treue den holden Gatten mein.
Daß du mir behütest den geliebten Mann."
Was beßer wär verschwiegen, vertraute da sie ihm an.
 
 
925 Sie sprach: "Mein Mann ist tapfer, dazu auch stark genug.
Als er den Linddrachen an dem Berge schlug,
Da badet’ in dem Blute der Degen allbereit,
Daher ihn keine Waffe je versehren mocht im Streit.
 
 
926 "Jedoch bin ich in Sorgen, wenn er im Kampfe steht
Und aus der Helden Hände mancher Sperwurf geht,
Daß ich da verliere meinen lieben Mann.
Hei! was ich Sorgen oft um Siegfried gewann!
 
 
927 "Mein lieber Freund, ich meld es nun auf Gnade dir,
Daß du deine Treue bewähren mögst an mir,
Wo man mag verwunden meinen lieben Mann.
Das sollst du nun vernehmen: es ist auf Gnade gethan.
 
 
928 "Als von des Drachen Wunden floß das heiße Blut,
Und sich darinne badete der kühne Recke gut,
Da fiel ihm auf die Achseln ein Lindenblatt so breit:
Da kann man ihn verwunden; das schafft mir Sorgen
und Leid."
 
 
929 Da sprach von Tronje Hagen: "So näht auf sein Gewand
Mir ein kleines Zeichen mit eigener Hand,
Wo ich ihn schirmen müße, mag ich daran verstehn."
Sie wähnt’ ihn so zu fristen; auf seinen Tod wars abgesehn.
 
 
930 Sie sprach: "Mit feiner Seide näh ich auf sein Gewand
Insgeheim ein Kreuzchen: da soll, Held, deine Hand
Mir den Mann behüten, wenns ins Gedränge geht,
Und er vor seinen Feinden in den starken Stürmen steht."
 
 
931 "Das thu ich," sprach da Hagen, "viel liebe Herrin mein."
Wohl wähnte da die Gute, sein Frommen sollt es sein:
Da war hiemit verrathen der Kriemhilde Mann.
Urtaub nahm da Hagen: da gieng er fröhlich hindann.
 
 
932 Was er erfahren hatte, bat ihn sein Herr zu sagen.
"Mögt ihr die Reise wenden, so laßt uns reiten jagen.
Ich weiß nun wohl die Kunde, wie ich ihn tödten soll.
Wollt ihr die Jagd bestellen?" "Das thu ich," sprach
der König, "wohl."
 
 
933 Der Dienstmann des Königs war froh und wohlgemuth.
Gewiss, daß solche Bosheit kein Recke wieder thut
Bis zum jüngsten Tage, als da von ihm geschah,
Da sich seiner Treue die schöne Königin versah.
 
 
934 Früh des andern Morgens mit wohl tausend Mann
Ritt Siegfried der Degen mit frohem Muth hindann:
Er wähnt’, er solle rächen seiner Freunde Leid.
So nah ritt ihm Hagen, daß er beschaute sein Kleid.
 
 
935 Als er ersah das Zeichen, da schickt’ er ungesehn,
Andre Mär zu bringen, zwei aus seinem Lehn:
In Frieden sollte bleiben König Gunthers Land;
Es habe sie Herr Lüdeger zu dem König gesandt.
 


 
936 Wie ungerne Siegfried abließ vom Streit,
Eh er gerochen hatte seiner Freunde Leid!
Kaum hielten ihn zurücke Die Gunthern unterthan.
Da ritt er zu dem König, der ihm zu danken begann:
 
 
937 "Nun lohn euch Gott, Freund Siegfried, den willigen Sinn,
Daß ihr so gerne thatet, was mir vonnöthen schien:
Das will ich euch vergelten, wie ich billig soll.
Vor allen meinen Freunden vertrau ich euch immer wohl.
 
 
938 "Da wir uns der Heerfahrt so entledigt sehn,
So laßt uns nun Bären und Schweine jagen gehn
Nach dem Odenwalde, wie ich oft gethan."
Gerathen hatte Hagen das, dieser ungetreue Mann.
 
 
939 "Allen meinen Gästen soll man das nun sagen,
Ich denke früh zu reiten: die mit mir wollen jagen,
Die laßt sich fertig halten; die aber hier bestehn,
Kurzweilen mit den Frauen: so sei mir Liebes geschehn."
 
 
940 Mit herrlichen Sitten sprach da Siegfried:
"Wenn ihr jagen reitet, da will ich gerne mit.
So sollt ihr mir leihen einen Jägersmann
Mit etlichen Bracken: So reit ich mit euch in den Tann."
 
 
941 "Wollt ihr nur Einen?" frug Gunther zuhand;
"Ich leih euch, wollt ihr, viere, denen wohl bekannt
Der Wald ist und die Steige, wo viel Wildes ist,
Daß ihr des Wegs unkundig nicht ledig wieder
heimwärts müßt."
 
 
942 Da ritt zu seinem Weibe der Degen unverzagt.
Derweil hatte Hagen dem König gesagt,
Wie er verderben wolle den herrlichen Degen.
So großer Untreue sollt ein Mann nimmer pflegen.
 
 
943 Als die Ungetreuen beschloßen seinen Tod,
Da wusten sie es Alle. Geiselher und Gernot
Wollten nicht mit jagen. Weiß nicht, aus welchem Groll
Sie ihn nicht verwarnten; doch des entgalten sie voll.
 
Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
11 февраля 2023
Дата перевода:
1889
Объем:
621 стр. 53 иллюстрации
ISBN:
978-5-17-152387-9
Правообладатель:
Издательство АСТ
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают