Читать книгу: «Hate is all I feel», страница 5

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5. KAPITEL

Nach einem schönen Mittagessen mit Jane am folgenden Tag kehre ich nach Hause zurück und fluche, als ich die bekannten silbernen und schwarzen Autos davor erblicke.

Trents Vater fährt einen Majestic S70 – einen Wagen von Manning Motors, der bei reichen Arschlöchern, die mehr Geld als Verstand haben, besonders beliebt ist – während Charlies Vater darauf besteht, einen silbernen Bentley zu fahren, sehr zum Ärger meines Vaters. Im Stillen erfreue ich mich an seinem Sinn für Rebellion. Ich mag, dass er die Traditionen auf verschiedene Art und Weise infrage stellt. Versteht mich nicht falsch, Charles verehrt die alten Traditionen, aber er sucht immer nach Wegen, dieses Vermächtnis zu modernisieren. Ginge es nach ihm, würden die meisten der historischen und altertümlichen Regeln abgeschafft.

Seufzend gehe ich auf das Haus zu, hoffend, dass sich die Pläne unserer Väter nicht verändert haben. Ich hatte angenommen, dass sie inzwischen nach Parkhurst aufgebrochen wären, und mich gefreut, dass ich unseren herzallerliebsten Vater ein paar Tage nicht sehen müsste. Das Haus für mich selbst zu haben, ist nur eine Illusion von Freiheit, aber ich koste jede solcher Gelegenheiten aus.

Ich betrete den Marmorboden der Eingangshalle und schließe leise die schwere Mahagonitür hinter mir. Tief in Gedanken versunken gehe ich mit klackernden Absätzen in die Richtung von Vaters Büro.

Dank des Geldes, das mir Tante Genevieve hinterlassen hat, habe ich inzwischen genug beisammen, um fliehen zu können. Ich habe an verschiedenen Orten Bargeld versteckt, aber der größte Teil der Millionen, die sie mir hinterlassen hat, befindet sich gut verwahrt auf einem Offshore-Konto, das auf meinen Namen läuft.

Dank Xaviers Verbindungen besitze ich einen falschen Ausweis und andere notwendige Papiere, die sicher verstaut in der Box im Tunnel liegen. Ich bin allerdings nicht so naiv, zu glauben, ich könnte einfach spurlos verschwinden. Ich gehe davon aus, dass mein Vater den Tod meiner Mutter herbeiführte, da auch sie versucht hatte, zu fliehen, und Drew und mich hatte mitnehmen wollen. Ich habe vage Erinnerungsfetzen daran, dass sie mir kurz vor ihrem Tod erzählte, wir würden bald in ein neues Haus ziehen.

Mein Vater würde nach meinem Verschwinden alle Hebel in Bewegung setzen, um mich zu finden, und ich will nicht den Rest meines Lebens über meine Schulter schauen müssen, darum brauche ich Munition. Etwas, um ihn in der Hand zu haben und ihn zu zwingen, mich gehen zu lassen. Daher nutze ich jede Gelegenheit, ihm nachzuspionieren. Die Tatsache, dass alle Väter noch hier sind, bedeutet, dass etwas passiert ist, und ich will wissen, was geschehen ist.

Ich stoppe vor dem großen vergoldeten Spiegel, um mein Lipgloss aufzufrischen und mir die Haare zu kämmen. Dann lasse ich meine Hände über mein enganliegendes rotes Kleid gleiten, überprüfe genauestens mein Spiegelbild und stelle sicher, dass ich ladylike und kultiviert aussehe.

Vater lässt mich nur in die Stadt, wenn ich mich entsprechend kleide, und ich habe schon vor langer Zeit aufgegeben, dagegen zu rebellieren.

Ich habe größere Gefechte auszutragen.

Als ich zufrieden mit meiner Erscheinung bin, klopfe ich an die Tür seines Büros, und trete ein, ohne darauf zu warten, hereingebeten zu werden. Die drei Männer sehen sofort auf. Charles Barron Senior lächelt mich warmherzig an. Daddy verzieht das Gesicht und Christian Montgomery, mein zukünftiger Schwiegervater, zieht mich förmlich mit den Augen aus – auf eine Weise, die mir immer wieder aufs Neue eine Gänsehaut über den Körper jagt.

Verfluchter Widerling.

»Was habe ich dir bezüglich des Hereinplatzens in mein Büro gesagt?«, knurrt Vater und schwenkt die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas umher.

»Ich habe geklopft.« Ich klimpere mit den Wimpern und lege den unschuldigsten Gesichtsausdruck auf, zu dem ich fähig bin.

Er seufzt. »Was möchtest du, Abigail?«

»Ich möchte dich an meine Ballettaufführung am Freitag erinnern. Wirst du rechtzeitig wieder nach Hause kommen?«

Mein Vater lehnt sich auf seinem Stuhl nach vorn und sieht mich finster an. »Ich werde da sein. Habe ich je eine verpasst?«

Nein. Aber es ist ja nicht so, als wärst du dort, um mich zu unterstützen, oder weil du stolz auf mich wärst. Du bist da, weil man es von dir erwartet. »Okay, hab einen erfolgreichen Trip, Vater.« Ich nicke Charlies und Trents Vater zu. »Mr Barron. Mr Montgomery.«

Ich verlasse den Raum, schließe die Tür hinter mir aber nicht ganz. Der Spalt ist klein genug, um ihn nicht sofort zu bemerken, aber breit genug, um lauschen zu können.

»Sie sieht jeden Tag mehr wie Olivia aus«, bemerkt Barron.

»Erinnere mich nicht daran«, knurrt mein Vater.

»Mein Sohn ist ein glücklicher Mann«, fügt Montgomery hinzu.

Mein Vater sieht die Männer an. »Wir müssen diese Sache abschließen und uns dann auf den Weg machen.«

»Wir können das zu unserem Vorteil nutzen«, meint Barron. »Sie sind zu uns gekommen. Sie befinden sich auf unserem Terrain. Wir können kontrollieren, wie diese Sache ausgeht.«

»Das Timing könnte nicht schlechter sein«, erwidert mein Vater.

»Das ist Absicht«, bestätigt Montgomery. »Kann sie damit umgehen?«

»Sie ist tougher, als sie aussieht.«

»Alle Frauen sind schwach, insbesondere die hübschen«, antwortet das Arschloch von Trents Vater.

»Es wird ein Test sein«, meint Barron.

»Vielleicht«, entgegnet mein Vater. »Aber wie dem auch sei, es gibt keine andere Wahl. Falls die Dinge hässlich werden sollten, werden unsere Söhne bei ihrer Rückkehr den Mist beseitigen.«

»Dann sind wir uns also einig«, sagt Barron. »Wir werden nicht eingreifen.«

»Fürs Erste«, ergänzt Montgomery.

Das Kratzen von Stühlen warnt mich vor der drohenden Gefahr, weshalb ich meine High Heels abstreife und barfuß den Flur hinunterrenne, um zu den Schlafzimmern zu gelangen. In meinem Zimmer angekommen, verdrehe ich umständlich meinen Arm und kämpfe darum, den Reißverschluss meines Kleides an meinem Rücken runterzuziehen, als meine Zimmertür plötzlich auffliegt.

Panik drückt wie ein schweres Gewicht auf meine Brust, als ich meinem zukünftigen Schwiegervater von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehe.

Oscar steht hinter ihm im Türrahmen, er wirkt verärgert über die Situation.

»Erlauben Sie?«, sagt Christian Montgomery, schubst meinen Bodyguard nach hinten und schlägt ihm die Tür vor der Nase zu.

»Warum bist du hier?« Ich weigere mich, eingeschüchtert zu reagieren, also strecke ich den Rücken durch und stemme die Hände in die Seiten.

»Ich wollte dich daran erinnern, dass du zu meinem Sohn gehörst.« Er tritt hinter mich, streicht mein Haar zur Seite und greift ungefragt nach dem Reißverschluss meines Kleides.

Eine Gänsehaut kriecht über meinen Körper und ein Schauder läuft mir die Wirbelsäule hinab. Sein warmer Atem streift über meinen Nacken und Übelkeit flutet meinen Mund. Es kostet mich enorme Mühe, nicht zu zittern. Oder mich nicht zu übergeben. »Das habe ich nicht vergessen.« Ich wünschte, ich könnte es, aber es wird mir zu oft vor Augen geführt, um es aus meinem System zu bekommen.

»Halt dich von Marshall, Lauder und Hunt fern«, fordert er und lässt den Reißverschluss in einer langsamen Bewegung nach unten gleiten.

»Mir ist nicht ganz klar, was du damit andeuten möchtest, aber ich habe Trent nie einen Grund gegeben, an meiner Loyalität zu zweifeln. Und ich habe nicht vor, jetzt damit anzufangen.« Ich zucke zurück, als er mit den Fingern die nackte Haut an meinem Rücken berührt, und versuche krampfhaft, meine Panik unter Kontrolle zu bekommen.

Trents Vater hat mich schon immer auf unangemessene Art und Weise angesehen. Sachen gesagt, die man fehldeuten könnte. Aber er hat mich noch niemals angefasst – bis jetzt.

Ich mache einen Schritt nach vorn, da ich von ihm wegwill. Doch er schlingt einen Arm um meinen Bauch, drückt dabei meinen Ellenbogen an meinen Körper und nimmt auch den anderen gefangen, als er mich rücklings an seine Brust zieht.

Erneut wallt Übelkeit in mir auf, als sich der Beweis seiner Erregung von hinten gegen mich presst. »Diese drei Jungs werden versuchen, durch dich an uns heranzukommen«, sagt er viel zu nah an meinem Ohr. Mit seiner freien Hand wandert er meinen Körper entlang und umfasst eine meiner Brüste.

»Nimm deine Hände von mir!« Ich versuche mich aus seinem Griff zu winden, aber er packt nur noch grober zu und gräbt seine Finger so fest in meine Haut, dass er mit Sicherheit Spuren hinterlässt.

Er begrapscht meinen Busen. »Das hier gehört meinem Sohn.«

Und mir.

Ich höre die unausgesprochenen Worte, die meine Panik so heftig ansteigen lassen, dass ich kurz vor einem Herzinfarkt stehe.

Er lässt meine Brust los und wandert weiter nach unten. Als er durch mein Kleid hindurch meine Pussy umfasst, presse ich die Augen zusammen. »Genau wie diese jungfräuliche Fotze. Sieh zu, dass sie das auch bleibt.« Er reibt seine Nase an meinem Nacken und atmet tief ein. »Du riechst genauso köstlich wie deine Mutter.« Er leckt eine Linie meinen Hals hinauf, als sich eine einzelne Träne aus meinem Augenwinkel löst und sich ganz neue Horrorszenarien einen Weg an die Oberfläche bahnen. »Ich frage mich, ob du auch so schmeckst und dich genauso anfühlst, wie sie es getan hat«, wispert er an meinem Ohr und reibt mit seiner Hand immer wieder über meinen Schritt.

»Nimm deine Hände von mir. Dein Sohn wird nicht gerade glücklich sein, wenn ich ihm hiervon erzähle.« Ich hasse es, wie sehr meine Stimme zittert, aber die Angst hat die Kontrolle über meinen Körper erlangt.

»Du wirst Trent kein Wort sagen«, zischt mein Vater, der in den Raum kommt, als sei es nichts Ungewöhnliches, seine Tochter dabei vorzufinden, wie sie von seinem besten Freund begrapscht wird.

Oscar wiederum hat draußen im Flur den Kopf gesenkt und lässt die Schultern hängen. An seiner Haltung kann ich erkennen, dass er eigentlich eingreifen möchte.

»Du wirst nichts tun, was deine Hochzeit oder deine Familie gefährden könnte. Die Konsequenzen würden dir nicht gefallen.« Vater wirkt gelangweilt und ignoriert mich. Stattdessen sieht er seinen Freund an. »Wir fahren los.«

Als Christian von mir ablässt, falle ich vor Erleichterung fast auf die Knie. Ich stolpere von ihm weg und wische mir meine Tränen fort, damit er sie nicht bemerkt.

»Denk daran, was ich gesagt habe«, warnt er mich und rückt ganz offenkundig die Erektion in seiner Hose zurecht. »Halte dich von diesen Arschlöchern fern. Das ist eine Anordnung.«

»Mach generell nichts, was dem Ruf der Elite schaden könnte«, fügt mein Vater hinzu. »Beweise dich in dieser Angelegenheit, dann können wir darüber diskutieren, dir mehr Verantwortung zu übertragen.«

Ich hebe mein Kinn und setze einen selbstbewussten Gesichtsausdruck auf. »Ich werde mich um die Dinge kümmern, Vater.«

Ohne ein weiteres Wort verlassen die beiden Männer den Raum, und ich warte einigen Sekunden, ehe ich mich auf den Boden kauere und stille Tränen meine Wangen hinablaufen lasse.

Oscar ist in wenigen Augenblicken bei mir und tupft die Tränen mit einem Taschentuch fort. »Es tut mir leid«, flüstert er.

»Das muss es nicht«, wispere ich zurück. »Du kannst in so einer Situation nicht einschreiten. Sie würden dich dafür töten oder deiner Familie etwas antun.« Ich habe genug Unterhaltungen belauscht, um zu wissen, dass mein Vater und seinesgleichen nicht vor Entführung, Folter, Mord und Vergewaltigung zurückschrecken.

»Drew muss mehr tun, um dich zu beschützen«, sagt er leise.

»Wie?« Ich zucke mit den Schultern. »Ihm sind ebenso die Hände gebunden.«

Oscar schüttelt den Kopf. »Drew ist der zukünftige Geschäftsführer von Manning Motors. Dein Vater hat ihn sein ganzes Leben darauf vorbereitet, seinen rechtmäßigen Patz in der Elite einzunehmen. Er könnte Forderungen stellen, und dein Vater würde ihnen zustimmen.«

Das bezweifle ich sehr, aber ich bin nicht in der Stimmung, um zu diskutieren. Stattdessen möchte ich die letzten Minuten aus meinem Gedächtnis löschen und vergessen, was passiert ist. »Ich kann Drew nicht erzählen, was vorgefallen ist. Er würde es Trent erzählen und dieser würde ausrasten.« Andererseits – vielleicht habe ich viel größere Angst davor, dass er genau das nicht tun würde. Dass er vorhat, mich mit seinem Vater zu teilen, sobald wir verheiratet sind und im Haus der Montgomerys leben. Trents Mutter ist schließlich nicht umsonst ein alkoholabhängiges nervliches Wrack, das völlig zurückgezogen lebt.

Trents Kindheit war nicht einfacher als unsere. Das hängt mit dem Zusammenbruch seiner Mutter zusammen, der alles zu viel wurde, nachdem sie ihre beiden besten Freundinnen kurz nacheinander verloren hatte. Mrs Anderson nahm sich das Leben, ein paar Monate später kam meine Mutter bei einem Autounfall zu Tode, wodurch Sylvia allein zurückblieb. Elizabeth Barron, Charlies Mom, kommt von auswärts. Sie hatte nie eine so enge Verbindung zu den anderen Frauen, die zusammen aufgewachsen waren.

Mein Schädel brummt. Ich kann nicht noch länger herumgrübeln. Ich muss meinen Kopf freikriegen, und es gibt nur zwei Sachen, die mir dabei helfen: Tanzen und Laufen. Ich entscheide mich für Letzteres und stehe auf. »Ich muss laufen gehen«, wende ich mich an Oscar, schiebe den schweren Diamantring von meinem Finger und verstaue ihn in der Schublade meines Nachttischs, wo er bleiben wird, bis ich gezwungen bin, ihn wieder anzulegen.

Sofort fühle ich mich leichter.

»Ich hole das Auto, während du dich umziehst.«

»Danke.«

Er drückt mir einen sanften Kuss auf den Scheitel, was erneut Tränen in meinen Augen brennen lässt. Er hat mir immer schon mehr Liebe und Mitgefühl entgegengebracht als mein eigener Vater, und ich frage mich, wie es ist, in einer liebevollen Umgebung aufzuwachsen. Einen Vater zu haben, der dich beschützt, statt dich immer wieder den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen.


Ich renne den abgelegenen Strandabschnitt entlang und treibe meine Beine dazu an, immer schneller und schneller zu werden. Dabei versuche ich, meine Angst auszulöschen und mich an meine Wut zu klammeren.

Scheiß auf Christian Montgomery.

Scheiß auf seinen Sohn.

Und auf meinen Vater.

Sie werden mich nicht kleinkriegen. Sie werden mich nicht für den Rest meines Lebens kontrollieren. Stattdessen werde ich einen Weg finden, um aus dieser Situation auszubrechen. Und niemand wird mich aufhalten.

Ich schwitze heftig, als ich mich schließlich auf den Boden fallen lasse und mich auf der grasbewachsenen Düne ausstrecke, um wieder zu Atem zu kommen. Nach ein paar Minuten setze ich mich auf und hole meine Trinkflasche aus dem Rucksack. Das Wasser ist inzwischen warm geworden, doch das stört mich nicht. Ich schlüpfe aus meinem Lauf-Top und benutze es, um meine Stirn abzutupfen und die Schweißspur zwischen meinen Brüsten fortzuwischen. Dann gieße ich den Rest des Wassers über meinem Kopf aus und lasse es über mein Gesicht, den Sport-BH und meinen überhitzten Körper rinnen. Anschließend lege ich mich wieder auf den Rücken, schließe die Augen und lasse mir das Gesicht von den letzten Strahlen der Abendsonne wärmen.

Die See hat mich immer zu sich gelockt. Vielleicht, weil ich mit dem Strand eine der letzten Erinnerungen an meine Mutter verbinde. Ich kann ihre Stimme noch immer in meinem Kopf hören, sehen, wie ihre langen braunen Locken im Wind wehten, als sie mit mir um die Wette in Richtung Wasser lief. Ihr fröhliches Lachen, als Drew und ich sie im Sand eingruben. Ihre warmen Hände auf meiner Haut spüren, als sie mich mit Sonnencreme einrieb. Die Sicherheit ihrer Arme fühlen, als sie mich trocken rubbelte.

Mom hat den Strand geliebt. Im Sommer haben wir hier viel Zeit verbracht. Das wird auch der Grund sein, warum es mein Lieblingsort zum Laufen ist. Warum es mich hierherzieht, wann immer ich mich traurig fühle. Dieser Ort erinnert mich an sie, hier fühle ich mich ihr näher.

»Einen Penny für deine Gedanken, meine Schöne«, sagt eine tiefe Stimme.

Angesichts des Geräusches sich nähernder Schritte öffne ich ruckartig die Augen. Ich setze mich auf und ziehe die Brauen zusammen, als ich Jackson Lauder auf mich zujoggen sehe. Er trägt kein Shirt, sondern nur schwarze Lauf-Shorts, die sich an seine definierten Hüften schmiegen. Seine harten Muskeln bewegen sich beim Rennen unter der Haut.

»Du siehst aus, als würden die Sorgen der Welt auf deinen Schultern lasten«, stellt er fest und lässt sich neben mir ins Gras fallen.

»Ich habe gerade an meine Mom gedacht«, gebe ich ehrlich zu.

Er sieht mich prüfend an. Wonach er in meinen Augen sucht, weiß ich nicht genau. »Es tut mir leid.«

Er weiß es. Natürlich. Hunt hat offenbar mehr getan, als nur ein wenig Grundlagenforschung zu betreiben.

»Sie ist vor langer Zeit gestorben.« Ich zucke mit den Schultern, als wäre es inzwischen leichter, damit zu leben. Es stimmt. Es wird mit der Zeit leichter, aber ich habe nie aufgehört, sie zu vermissen. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an sie denke. An dem ich mich nicht frage, wie unser Leben aussehen würde, wäre sie noch immer hier, und ob sie es geschafft hätte, mit uns zu fliehen.

Aber zu träumen ist destruktiv.

»Keine Zeit der Welt kann den Schmerz jemals komplett betäuben«, sagt Jackson leise.

Er hat recht. Ich sehe ihn an und versuche dabei nicht seinen Wahnsinnskörper anzuglotzen oder dem Reiz seiner funkelnden blauen Augen zu erliegen. »Wen hast du verloren?«

Ein Muskel an seinem Kiefer zuckt. »Meine Schwester. Sie wurde vor vier Jahren ermordet.«

Das haben wir ebenfalls gemeinsam. »Das ist schrecklich. Es tut mir leid.«

Er holt ein Feuerzeug und eine selbstgedrehte Zigarette aus seiner Hosentasche und zündet sie sich an. Dann nimmt er einen tiefen Zug, ehe er sie mir anbietet. Nachdem ich seine Vorliebe für Joints verzeichnet habe, gehe ich davon aus, dass es sich hier ebenfalls um einen handelt. Ich habe noch nie einen Joint geraucht oder andere Drogen genommen. Das ist nicht erlaubt. Die Mitglieder der Elite sind meine ständigen Schatten auf jeder Party, um sicherzustellen, dass ich nicht in Versuchung gerate.

Aber jetzt ist keiner hier.

Oscar wartet im Auto, und selbst wenn er hier wäre, würde er mich nicht aufhalten. Ich denke nicht groß nach, nehme Jackson den Joint ab, und ignoriere das Prickeln, das meinen Arm hinaufschießt, als sich unsere Finger berühren. Ich inhaliere tief, und Rauch erfüllt meine Lunge, ehe ich loskeuche und huste, bis mir die Tränen in die Augen steigen.

Jackson schmunzelt und nimmt mir den Joint wieder ab. »Natürlich ist es dein erstes Mal.« Er nimmt einen tiefen Zug, ehe er ihn mir erneut reicht. »In einem goldenen Käfig zu leben, muss langweilig sein.«

Ich ziehe noch einmal und muss wieder prusten, dieses Mal jedoch nicht so heftig wie beim ersten Mal. »Du hast ja keine Ahnung«, murmle ich und gebe ihm das Ding zurück. Dann löse ich mein Haargummi und fahre mit der Hand durch meine Haare.

Mir ist bewusst, dass es nicht klug ist, mich einem der neuen Jungs zu öffnen, aber nach dem Vorfall heute fühle ich mich rebellisch. Trents Dad hat mir gesagt, ich solle mich von den Jungs fernhalten, und das hier ist mein Weg, seiner Anweisung zu folgen.

Jackson bedenkt mich mit einem seltsamen Blick, sagt aber nichts. In angenehmem Schweigen lassen wir den Joint zwischen uns hin und her wandern. Es dauert nicht lang, bis sich ein angenehmer, diffuser Nebel über meine Gedanken legt, meine Sinne dämpft und meine Glieder lockert. Ich lasse mich erneut rücklings auf den Boden sinken, ehe ich meine Arme und Beine wie ein Seestern hin- und herflattern lasse und dabei vor mich hinkichere.

»Ich glaube, da ist jemand stoned«, neckt mich Jackson und beugt sich mit einem Lächeln über mich.

»Ich fühle mich toll!« Ich bewege weiter meine Beine, wie früher als Kind, als Drew und ich stundenlang so im Sand spielten. Zufrieden seufze ich auf. »Ich sollte öfters Gras rauchen.«

Jackson schnaubt und nimmt einen weiteren Zug. Dabei sieht er mich die ganze Zeit unverwandt an.

»Wer macht so was überhaupt?«, frage ich. »Laufen gehen und dann einen Joint rauchen?« Ich springe auf, bewege meinen Körper zu einem imaginären Beat und summe kaum hörbar, während ich ein paar meiner Ballettschritte übe.

»Ich tue, was immer nötig ist, um die Realität zu betäuben«, erklärt er. »Laufen, rauchen, ficken, Rennen fahren.« Er schmunzelt, als ich im Sand das Gleichgewicht verliere und stolpere.

Ich streiche mir mein zerzaustes Haar aus dem Gesicht, kichere, während ich mich im Sand räkele und mich frage, warum Marihuana in diesem Staat für unter Einundzwanzigjährige noch immer als illegale Substanz gilt. Alles, wodurch man sich so gut fühlt, sollte frei erhältlich sein.

»Du solltest mehr lachen«, sagt Jackson, der sich gefährlich nah über mir aufgebaut hat und mein zerzaustes Haar hinter mein Ohr schiebt. »Du siehst noch hübscher aus, wenn du lächelst.« Er fährt mit dem Daumen über meine Unterlippe, und mir stockt der Atem. Mein Kichern verebbt, stattdessen übermannt mich eine viel intensivere Emotion. Während wir uns anstarren, scheint sich die Luft zwischen uns aufzuladen. Meine Brust hebt und senkt sich heftig, und ein Schwarm Schmetterlinge macht sich in meinem Bauch breit. Sein Blick senkt sich auf meinen Mund und er schiebt seinen Daumen zwischen meine Lippen.

Ich gebe dem Marihuana die Schuld für das, was ich als Nächstes tue. Ich lasse meine Zunge hervorschnellen, koste seinen Daumen und stupse mit zarten Zungenschlägen dagegen. Jackson stöhnt, tief aus seiner Kehle heraus, ehe er seine Lippen auf meine presst – und dann küssen wir uns, als hätten wir noch nie zuvor jemand anderen geküsst.

Seine Lippen sind herausfordernd, verlangend und hungrig, während er sich über meinen Mund hermacht und ich es ihm mit gleicher Münze heimzahle. Er zieht mich an seinen heißen Körper, packt meinen Hintern und drückt mein Becken gegen seines. Das Gefühl seines harten Schwanzes lässt mich aufstöhnen. Meine Hände entwickeln ein Eigenleben, erkunden die definierten Züge seiner nackten Brust und seines Rückens, während wir uns leidenschaftlich küssen. Sterne explodieren hinter meinen geschlossenen Lidern. Er plündert meinen Mund, leckt und saugt an mir, während er sein Becken auf eine Art und Weise gegen meines reibt, dass sich meine Mitte vor Verlangen zusammenzieht.

»Ms Abigail.« Oscars harsche Stimme befördert mich mit einem heftigen Knall zurück auf den Boden der Tatsachen.

Ich schreie auf und lasse von Jackson ab. Während ich von ihm wegkrieche, sieht er mich mit einem frechen, wissenden Ausdruck an. Seine Lippen sind geschwollen und halten mir die Realität dessen vor Augen, was ich gerade getan habe. »Scheiße.« Ich rapple mich auf, während Oscar meinen Rucksack und mein weggeworfenes Lauf-Top aufsammelt, und sehe Jackson mit kaum verhohlener Abscheu an.

»Bis Montag in der Schule, Schönheit«, sagt er und zwinkert mir zu, als er ebenfalls aufsteht. »Ich freue mich darauf.«

399
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9783903278295
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