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Erste Begegnungen

„Und wie ist dein erster Eindruck von dem Spiel?“, begann sie ein Gespräch, während wir über die Landschaft flogen, wobei ich die Grafik auf mich wirken ließ. Unter uns raste ein savannenähnliches Gebiet vorbei, das immer mal wieder von kleinen Grünoasen unterbrochen wurde. Auch erkannte ich vereinzelte Wassergebiete, an dem sich Tiere versammelten. Es schien alles so real, dass ich das Gefühl hatte die Tiere und das Wasser riechen zu können. Ich spürte, wie ich mich immer mehr in dieser Welt verlor. Ohne es selbst wirklich wahrzunehmen, scrollte ich in die Egoperspektive, wodurch das Gefühl, selbst der Charakter zu sein, nur noch mehr verstärkt wurde.

„Sehr gut. Die Grafik ist klasse und mehr hab ich ja leider noch nicht gesehen“, meinte ich ruhig, wobei ich sie erneut auflachen hörte: „Da hast du durchaus Recht. Aber ich werde dir noch mehr zeigen. Wichtig ist erst einmal, dass wir dir ein paar Sachen in der Stadt besorgen. Wie größere Taschen und einige besondere Ausrüstungsgegenstände. So wird der Start ein wenig erleichtert.“

„Hm, wenn du meinst.“ Ich verstand es nicht so ganz, wobei ich ruhig weiter die Landschaft beobachtete. Immer wieder sah ich andere Spieler, wie sie hinter Monster herjagten und Aufgaben für die NPCs erledigten. Die alltägliche Arbeit in diesen Spielen halt. Nicht mehr und auch nicht weniger.

„Was treibst du denn hauptsächlich mit deinem Troll?“, fragte ich sie ruhig, wobei sie erneut ein wenig lächelte. „Dies und jenes. Was sich gerade anbietet. Entweder ich gehe mit einer Gruppe in einen Dungeon oder mache selbst ein paar Quests, um etwas über die Geschichte des Spiels zu erfahren. Was mir gerade Spaß macht.“

„Hm, klingt nicht nach viel Abwechslung.“ Meine Skepsis kehrte zurück. Ob es wirklich gut war, mit diesem Spiel angefangen zu haben? Nun ja, jetzt war ich erst einmal da. Vielleicht würde es ja spannender sein, als es sich anhörte. Ansonsten könnte ich ja nach ein paar Tagen wieder aufhören.

„Wie man es sieht. Ich habe mich bis jetzt noch nicht gelangweilt“, schmetterte sie meinen Einwand ab, wobei ich merkte, wie der Greif langsam in den Sinkflug überging, „nun ja, wir sind bald in der Hauptstadt. Halt dich fest, denn an meinen Landungen muss ich noch ein wenig arbeiten.“

Ich wusste gar nicht, wie ich mich festhalten sollte, wodurch ich irritiert auf die Steuerung des Charakters blickte, doch bevor ich den richtigen Knopf gefunden hatte, setzten die Füße des Greifen schon auf den Boden auf und mein Charakter blieb im Sattel sitzen.

„Ging doch. Auch ohne Festhalten“, meinte ich ruhig, wobei erneut ein amüsiertes Lachen von Laura erklang: „Das war ja auch nur so ein Spruch. Egal wie bekloppt ich lande, du kannst gar nicht runterfallen. Manchmal bist du schon süß mit deiner Naivität.“

Ich schnaubte nur und stieg dann schließlich beleidigt ab, wobei mich Laura irritiert ansah, bevor sie zur Verfolgung ansetzte. „Jetzt warte doch einmal, Destina.“

Es dauerte einige Sekunden bis ich verstand, dass sie mit mir sprach, wobei ich mich irritiert umsah. „Warum sprichst du mich so an?“ „Weil das hier dein Name ist. Ich bitte dich auch darum, dass du mich Terrivon nennst. Meinen richtigen Namen braucht hier niemand zu erfahren, verstanden?“ Ihre Stimme war schon fast eisig, wodurch ich nur nickte, um mich dann wieder in die eigentliche Richtung zu wenden. „Wo müssen wir hin?“

„Folge mir einfach. Der alte Terrivon kennt den Weg.“ Sie machte sofort wieder ein paar Scherze, was mich nur den Kopf schütteln ließ. „Du magst deinen Charakter, kann das sein?“

„Oh ja, sehr. Ich habe mir auch schon einen Namen mit ihm gemacht.“ Man konnte den Stolz in ihrer Stimme direkt hören und kaum betraten wir die Mauern der Stadt wurden wir auch schon von ein paar Mitspielern begrüßt. Beziehungsweise eigentlich nur Laura. Mir selbst wurden einige Pfiffe zugetragen, die ich aber ganz gekonnt ignorierte.

Die Stadt selbst bestand aus Steinhäusern, die sich gemütlich aneinander reihten. Immer mal wieder liefen Soldaten vorbei und auch Händler standen an den verschiedensten Ecken. Genauso wie Ware von Ort zu Ort mit der Hilfe eines Zugwagens transportiert wurden. Die Häuser selbst waren meist nicht größer als zwei Stockwerke. Nur in der Mitte stand ein riesiges Monument, das wie eine Kreuzung aus Kirche und Schloss wirkte.

„Hey, Terrivon, wer ist denn die Schnalle, die du da bei dir hast? Ein Low-Level und wahrscheinlich auch noch Jungblut?“ Ein männlicher Goblin trat auf uns zu, wobei ich ein wenig angewidert mein Gesicht verzog. Diese Rasse wurde wirklich gespielt? Das war ja kaum zu glauben.

„Das ist Destina und ja, sie hat gerade erst angefangen. Ich will sie ein wenig ausrüsten und ihr die Welt zeigen“, erklärte sich Laura, wobei ich sie ein wenig skeptisch von der Seite musterte, bevor der Goblin wieder meine Aufmerksamkeit auf sich zog. „Destina. Ein interessanter Name. Man nennt mich Sinbad. Falls du irgendwas brauchst, was man nicht auf legalen Weg beschaffen kann, dann meld' dich einfach bei mir. Ich kann dir da bestimmt weiterhelfen.“

„Ähm, danke, aber nein, kein Interesse.“ Es war ja klar, dass es auch noch ein Schurke war, der mir über den Weg lief. So ein Kleinkrimineller, oder wie es sich gerade anhörte, wohl schon ein Profi und dick im Geschäft.

Plötzlich griff Laura nach meiner Hand und zog mich einfach hinter sich her. Ich begriff noch gar nicht, wie sie das machte. Anscheinend sollte ich mir die Steuerung noch einmal genauer ansehen. Doch das hatte Zeit. Bis jetzt kam ich ja ganz gut klar.

„Komm mit. Wir haben heute noch einiges vor. Man sieht sich, Sinbad“, verabschiedete sie sich von den Goblin, bevor sie mit mir tiefer in die Straßen ging. Überall begegneten uns andere Spieler, die mich amüsiert musterten und ein paar pfiffen mir sogar zu, doch die Tatsache, dass ich wohl in männlicher Begleitung war, schreckte sie ein wenig ab, wodurch man mich einigermaßen in Ruhe ließ.

„Kennst du diesen Sinbad eigentlich auch im privaten Leben?“ Ich durchbrach nach einer Weile die Stille, als sich Laura die Waren eines Händlers ansah, wobei sie ein paar Sekunden brauchte, um zu antworten: „Nein, ich glaube zumindest nicht. Wir haben uns noch nie über unser Privatleben unterhalten. Eigentlich habe ich auch keine große Lust Kontakte über das Spiel hinaus zuknüpfen. Bei vielen interessiert es mich nicht, wie der Mensch hinter dem Charakter aussieht. Ich habe hier meinen Spaß mit ihnen und für den Rest habe ich ja dich.“

Ich sah sie ein wenig verblüfft an, doch dann lachte sie erneut auf, wodurch ich mich auch ein wenig entspannte. „Nun gut. Da hast du wohl Recht. Ich will eigentlich auch keine großartigen Bekanntschaften hier schließen. Was suchst du eigentlich?“

„Eine bestimmte Klinge. Aber ich glaube, dass wir dafür den Schwarzmarkt aufsuchen müssen. Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir diesen Ort meiden könnten, aber im Moment hat kein Händler dieses Schwert“, erklärte sie mir kurz ihre Pläne, wobei ich sie irritiert ansah. „Wieso willst du dort nicht hingehen? Du bist ein starker Troll, was hast du schon zu fürchten?“

„Ich nicht, aber du, Destina. Du bist ein Werwolf und dazu noch ein sehr schwacher. Der Schwarzmarkt liegt im Revier der Vampire. Sie werden dich dort nicht gerne sehen“, löste sie auch dieses Rätsel auf, wobei ich sie dennoch weiter verwirrt ansah. „Ist das wirklich so, wie es im Heft steht?“

„Oh ja, es gibt Vampire, die lauern den Werwölfe in den Wäldern auf und töten sie. Oder viele töten sie auch aus dem Hinterhalt heraus, wenn sie ihnen über den Weg laufen. Schließlich bekommen sie dafür Erfahrung und auch ein wenig Gold. So ist die Geschichte des Spiels. Das hätte dir aber bewusst sein müssen, als du diese Rasse gewählt hast“, sprach sie ruhig weiter, wobei ich meinen Ohren nicht traute. Die Vampire bekamen wirklich Erfahrung, wenn sie einen Werwolf töteten? Wie krank war denn das?

„Aber nicht nur die Vampire. Auch die Werwölfe werden belohnt, wenn sie einen Vampir töten.“ Anscheinend hatte sie meinen Gesichtsausdruck perfekt gedeutet, wodurch ich sie kurz anlächelte. „Ähm, okay. Dann ist es nicht ganz so unfair. Aber irgendwie müsste das auch nicht sein. So erschwert man diese Rassen ja nur unnötig. Oder nicht?“

„Da könntest du durchaus Recht haben. Aber nun ja, sie werden dennoch gerne gespielt. Aber Vampire oder Goblins, also die Assassinen unter ihnen, können jeden Charakter töten, wenn sie wollen. Jedoch bekommen sie nur Belohnungen, wenn auf diesen ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Eigentlich kann jeder jeden töten, wenn er lustig ist. Was aber dazu führt, dass man sie irgendwann als Mörder jagt oder man sogar ein Kopfgeld auf einen aussetzt. Nur die Assassinen dürfen diese Spieler dann ohne Nachteile jagen und töten. So einfach ist das. Man kann auch bestehlen oder andere Verbrechen begehen. Aber alles wird irgendwann gelistet und man wird verfolgt, damit man für diese Taten auch büßt. Manche landen am Pranger, andere müssen eine gewisse Zeit im Gefängnis absitzen, sodass sie den Charakter für ein paar Tage oder gar Wochen nicht spielen können. Wir haben hier eine sehr realistische Gesellschaft“, erklärte sie mir weiter die Welt, wobei ich das irgendwie nicht glauben konnte.

Wie war das möglich, dass man so ein Spiel programmierte? Da musste ein gewaltiges und vor allem aufwendiges Programm dahinter stehen. Oder etwa nicht? Ich kannte mich in der Informatik nicht aus, wodurch ich die Gedankengänge unterbrach, weil ich eh niemals auf ein Ergebnis kommen würde.

„Ich werde hier auf dich warten, während du auf den Schwarzmarkt gehst. Ist vielleicht das Beste“, machte ich ihr schließlich einen Vorschlag, wobei sie mich kurz zweifelnd ansah, bevor sie dann über den Vorschlag nachdachte und schließlich nickte. „Da könntest du Recht haben. Geh einfach die Straße entlang. Da müsste irgendwann ein Gastwirt namens ‚Zum singenden Hirsch’ kommen. Setz' dich an einen Tisch und trink vielleicht etwas. Hier ich gebe dir ein paar Münzen.“

Damit drückte sie mir das kalte Metall in die Hand und ich nickte ihr zu, bevor ich in die Richtung sah, wo sie mich hinschicken wollte. Ich würde den Ort schon finden, wodurch ich sie zuversichtlich anlächelte und nickte. „Ist gebongt. Viel Erfolg und danke für deine Hilfe.“

„Kein Problem. Man sieht sich und halt dich von den Männern fern. Sie können sehr lästig werden.“ Sie wandte sich ab und bog nach wenigen Metern in eine dunkle, kleine Gasse ein, wodurch ich noch einmal seufzte und mich dann auch umdrehte, um in den besagten Gasthof zu gehen…

Das Leid der Frauen

Ich war dort unbehelligt angekommen, wodurch ich mich an einen Tisch niederließ und mir schließlich ein Getränk bestellte. So wie es mir Laura gesagt hatte und wenige Augenblicke später stand der Trank auch schon vor meiner Nase auf dem Tisch, wodurch ich ruhig danach griff und zu trinken begann.

Die Steuerung war nicht so schwer, wie ich am Anfang dachte. Viel geschah über Gedanken. Nur das Gehen selbst nicht. Aber die restlichen Bewegungen, wie etwas Greifen oder wie die Füße standen, passten sich an die Gedanken des Spielers an.

Der Gasthof selbst war eher sporadisch eingerichtet. Durch die winzigen Fenster drang nur wenig Licht und der Rest wurde von kleinen Lampen an den Wänden gespendet. Wenn man nicht gesehen werden wollte, dann musste man das hier auch nicht. Der Geruch von Bier und auch ein wenig Erbrochenen lag in der Luft. Es gab viele dunkle Ecken. Bei manchen davon war ich mir nicht sicher, ob sie auch wirklich so leer waren, wie sie zu sein vorgaben. Die Einrichtung selbst bestand nur aus einfachen Holzmöbeln und auch der Wandschmuck war eher schlicht gehalten. Vereinzelt hingen Jagdtrophäen und auch Bilder auf Kopfhöhe an der Mauer.

Immer wieder glitt mein Blick durch den Raum, wobei ich die anwesenden Charaktere begutachtete. Es war jede Rasse vertreten, doch hauptsächlich Männer, die sich betranken und mit ihren Freunden redeten. Ich hatte noch nie ein solch soziales Netz in einem MMORPG gesehen, wodurch ich mir eingestehen musste, dass ich davon schon fasziniert war und gerne wissen würde, wie das Ganze eigentlich funktionierte.

Plötzlich erhob sich ein männlicher Elf, der sich vorher mit einem männlichen Vampir unterhalten hatte und kam zu mir, wobei er sich ein wenig über die Tischplatte zu mir herüber beugte, weil ich an der Wand saß und mich somit der Tisch von der Mitte des Raumes trennte.

„Na, was macht eine kleine Werwolfdame wie du, hier in dieser heruntergekommenen Kneipe? Du bist auch noch Level eins. Hast also noch nicht viel von der Welt gesehen. Wahrscheinlich nicht einmal ein Monster erlegt. Wessen Hure bist du denn?“ Am Anfang empfand ich den Kerl noch als sympathisch, aber als ich die letzte Frage hörte, verdunkelte sich mein Gesicht und ich knurrte tief. Es war mir egal, dass der Elf schon den maximalen Level erreicht hatte. Diese Tatsache gab ihm noch lange nicht das Recht, so mit mir zu sprechen.

„Ich bin die Hure von niemanden“, kam es gepresst von mir, wobei er noch breiter grinste. „Irgendwer muss dich hierher gebracht haben. Sonst wärst du in so einem niedrigen Level nicht hier. Also, wer ist dein Freier, kleines Wölfchen?“

„Das geht dich nichts an.“ Warum spielte er mit mir? Hörte er nicht, dass ich ein Junge war? Doch dann trat der Vampir zu ihm, wobei er sanft seine Hand auf den Arm des Elfen legte. Die Zwei schienen sehr vertraut miteinander zu sein. „Lass es gut sein, Seriphon. Es ist nur ein stinkender Werwolf.“

Diese Bezeichnung trieb mich noch mehr zur Weißglut, wobei mein Knurren tiefer wurde. „Was wollt ihr von mir?“ „Nichts, nur unseren Spaß und Shino sei nicht so gemein zu ihr. Du siehst doch, dass sie das aufregt“, spottete der Elf weiter, wobei ich irritiert war, dass er mich immer noch als Frau bezeichnete, obwohl er doch deutlich hören musste, dass ich ein Kerl war. Warum ignorierten sie diesen Fakt einfach?

Ein verächtliches Schnauben erklang nur von dem Vampir, als er sich abwandte und davonging. „Wären wir nicht in der Öffentlichkeit hätte ich sie schon längst umgebracht. Ich hasse Werwölfe.“

Der Elf blieb bei mir und ließ sich einfach an meinen Tisch nieder. „Nimm ihn nicht zu ernst. Er ist halt ein Vampir mit Fleisch und Blut. Und was treibt dich nun hierher?“

„Ich möchte mit dir nicht sprechen.“ Ich blieb auf Abstand, wobei mein Blick nicht hasserfüllter sein konnte. Warum ließ er mich nicht in Ruhe und ging mit seinem ach so tollen Vampirfreund mit? Ich konnte auf seine Gesellschaft getrost verzichten.

„Warum bist du hier?“ Er ließ sich nicht beirren, wodurch ich nun trotzig meine Arme vor der Brust verschränkte. „Ich warte auf einen Freund von mir, der noch etwas besorgt, bevor er mir die Welt zeigt.“

„Also bist du doch eine Hure von jemand. Ich wusste es doch.“ Er lachte leise auf und erhob sich dann. „Na, dann wünsch' ich dir viel Spaß mit diesem Spiel. Man sieht sich bestimmt noch einmal wieder. Und halt dich von den bösen Vampiren fern. Du hast es ja gehört. Sie werden dich sonst töten.“

Ich wollte darauf gar nichts mehr antworten, wodurch ich den Elfen nur dabei zusah, wie er den Gasthof verließ und ich mich langsam entspannte. Nach ein paar Atemzügen, in denen ich meine Ruhe wieder fand, griff ich nach meinen Krug und trank noch einen Schluck daraus.

Eigentlich wollte ich wirklich warten, doch ich bemerkte, dass immer mehr Blicke in meine Richtung gingen und als ich sah, wie sich erneut jemand in meine Richtung erhob, leerte ich den Krug mit einem Zug und stand auf, um die Kneipe fluchtartig zu verlassen.

Nein, ich hielt es dort nicht mehr länger aus. Wenn ich noch einmal so ein Gespräch, wie das mit dem Elfen führen musste, dann würde ich wohl Amok laufen. Darum eilte ich einfach durch die Straßen in Richtung Schwarzmarkt, wo Laura irgendwo sein musste. Nur in ihrer Nähe war diese Stadt einigermaßen erträglich…

Frauenpower

Ohne groß über die Worte nachzudenken, die mir Laura vor kurzem gesagt hatte, schlüpfte ich ebenfalls in die dunkle Seitengasse und folgte ihrem Verlauf, um irgendwo den Trollschamanen zu finden.

Die Rüstung schabte leicht an der Mauer, weil ich zu breit war, doch ich ignorierte es und nach wenigen Metern wurde die Gasse breiter und ich stand in einem neuen Händlerbereich. Die Straße wirkte enger, als sie tatsächlich war, weil sich die Stände zu beiden Seiten ausbreiteten. Sie waren mit Stoffen und Leinen verhängt. Darum sah man die angebotene Ware erst, wenn man davor stand. Die Händler selbst hatten sich ebenfalls verhüllt, sodass man meist nur die Augen erkannte. Ich wusste nicht woher das Gefühl kam, aber die Atmosphäre hier war um einiges düsterer und gefährlicher als außerhalb dieser Seitenstraße. Ich erkannte auch keinen einzigen Soldaten. Sie schienen um diesem Teil der Stadt einen Bogen zu machen. Obwohl alles in mir danach schrie umzudrehen und davon zulaufen, machte ich weitere Schritte in die Straße hinein und ließ meinen Blick über die Waren gleiten. Man tuschelte um mich herum. Ich hörte ein Huschen neben mir und drehte mich reflexartig um, doch dort war niemand.

„Ein Wölfchen.“ Ich hörte einen kurzen Spott, wobei ich mich erneut drehte und einen Orc erblickte, der mich breit angrinste. „Was treibt dich hierher?“

„Ich suche jemanden.“ Damit schob ich mich an der breitschultrigen Dame vorbei, wobei sie kurz meinen Arm ergriff und mich so stoppte. „Du solltest dich nicht weiter bewegen. Siehst du sie denn nicht?“

„Wen?“ Ich schaute mich irritiert um, wobei ich glaubte hier und da einen Schatten huschen zu sehen. Doch das bildete ich mir bestimmt nur ein. „Ich sehe nichts.“ Sofort befreite ich mich mit einem kräftigen Ruck aus der Umklammerung, wobei die Orcdame mich überrascht ansah.

„Wirklich nicht? Man merkt, dass du noch nicht lange hier bist“, grummelte sie und seufzte dann, „die Vampire lauern dir auf. Sie verhandeln nur noch, wer dich töten darf. Also, Wölfchen, was suchst du hier?“

„Ich suche einen Freund. Terrivon ist sein Name. Er wollte hier etwas für mich besorgen. Eigentlich sollte ich in einem Gasthaus warten, aber es war mir dort zu unbequem“, erklärte ich ihr meine Situation, wobei sie skeptisch eine Augenbraue hob, bevor sie dann herzhaft zu lachen begann. Es war ein tiefer Bass, der meinen Körper leicht vibrieren ließ und so gar nicht zu ihr zu passen schien. „Das kann ich mir durchaus vorstellen. Frischfleisch ist sehr begehrt in Equalia. Vor allem wenn es weiblich ist. Mein Name ist Serena.“

Sie streckte mir freundlich eine Hand entgegen, die ich ein wenig zögerlich annahm, bevor ich sie schüttelte. „Man nennt mich Destina.“ Sie hatte auch schon den höchsten Level, wobei ich mir sicher war, dass mir in ihrer Nähe nichts passieren wird.

„Hast du Terrivon vielleicht gesehen?“, fragte ich dann ruhig, wobei sie mich kurz musterte. „Du scheinst wirklich dringend zu ihm zu wollen, sehe ich das richtig?“ Ich nickte ungeduldig, wobei ich mich weiter umsah, doch so wirklich wollte ich meine Freundin nicht erblicken. Wo trieb sie sich nur herum?

„Leider habe ich ihn noch nicht gesehen. Aber er müsste sich ja hier noch irgendwo herumtreiben. Ich helfe dir beim Suchen, habe gerade eh nichts Besseres zu tun“, meinte sie ruhig und schritt dann voran, wobei ich mich beeilte ihr hinterher zu kommen und obwohl wir zwei Frauen waren, so wurde uns nicht zu gepfiffen oder ähnliches. Man ließ uns in Ruhe durch die Stände gehen. Ich war gänzlich verblüfft. Was musste Serena für einen Ruf haben, wenn sie solch einen Respekt bekam?

Ich blieb in ihrer Nähe so gut es ging, wobei das Huschen um uns herum nicht abnahm und ich sah, wie sie ihren Kopf amüsiert schüttelte. „Du bist sehr begehrt, Destina. Werwölfe trauen sich nur noch im Rudel nach Equalia und sowieso nie auf den Schwarzmarkt. Du bist eine Seltenheit, wobei ich noch nicht weiß, ob du einfach nur strohdumm oder mutig bist.“

„Ich bin ehrlich, eigentlich habe ich nicht nachgedacht, sondern bin einfach los gerannt und wollte Terrivon finden“, gab ich kleinlaut zu, wodurch sie erneut lachte. „Also strohdumm.“

Plötzlich hörte ich, wie etwas hinter mir landete, wodurch ich mich instinktiv umdrehte und mein Schwert zog, doch da war nur noch ein Schatten und im nächsten Moment riss man mich grob nach hinten, wobei ich zu Boden stürzte.

Metall traf auf Metall. Verhakte sich mit einem widerlichen Kreischen und als ich meine Umwelt wieder bewusst wahrnahm, erblickte ich Serena, die eins ihrer Breitschwerter gezogen hatte und sich gegen die Klinge eines Vampirs stemmte.

Sie hatte so schnell reagiert. Ohne sie wäre ich jetzt tot. Die Erkenntnis sickerte langsam wie Gift in meinen Verstand, wobei ich kurz zu zittern begann. Der Vampir hätte mich einfach hinterrücks ermordet. Was war das für eine Welt?

Serena stieß mit einem lauten Brüllen den Vampir von sich und nahm nun das zweite Breitschwert in die Hand, wobei sie den Feind finster fixierte. „Du Bastard. Hast du nicht gesehen, dass ich diesen Werwolf geleite!? Niemand tötet meinen Schützling, verstanden?!“

Sie schlug nach ihm. Er taumelte zurück und zog ebenfalls eine zweite Klinge. Schnellte auf sie zu. Ein Klirren. Ein Hieb. Sie stieß ihn von sich. Warf die Klinge nach ihm. Wieso waren Orcs so stark? War sie ein Berserker? War das die Kraft von dieser Klasse?

Der Vampir wich galant aus, doch Serena eilte ihm nach. Zielte auf den Kopf und wollte gerade zustoßen, als plötzlich ein Schrilles Pfeifen erklang und sich Soldaten näherten, die die Beiden auseinander zerrten.

„Keine Kämpfe in Equalia“, hörte ich die monotone Computerstimme der NPCs, wobei ich das Schauspiel irritiert beobachtete. Man gab Serena ihre Waffe zurück und sie trat schließlich zu mir.

„Ist ja gut. Ich habe nur das Wölfchen verteidigt“, grummelte sie und half mir auf die Beine, bevor sie mich besorgt musterte. „Alles okay mit dir?“

„Ja, danke.“ Irgendwie war mir die Situation peinlich, doch ich seufzte kurz und klopfte mir den Staub aus der Kleidung, bevor ich mich dann umwandte und den Weg weiter hinunter sah.

„Ich sagte dir doch, dass sie es auf deinen Kopf abgesehen haben. Aber jetzt lassen sie uns vielleicht in Ruhe“, nuschelte sie leise, bevor sie dann einfach weiterging und ich ihr sofort folgte. Sie war stark und schnell. Ob ich irgendwann auch so spielen konnte? Ohne es bewusst zu bemerken, begann ich Serena zu bewundern. Ich wollte sie besser kennen lernen. Mehr mit ihr spielen, wodurch ich ihr eine Kontaktanfrage schickte und sie nahm an. Ich hatte meine erste Freundin im Spiel gefunden. Mein Herz machte einen Freudensprung, während ich weiter neben ihr herlief…

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9783738017267
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