Читать книгу: «Frauenfalle Orient», страница 11

Шрифт:

Ich schüttelte mich vor Lachen. So blind konnte doch wirklich niemand sein. Erstens hatte ich kein bisschen Bauch und zweitens musste sie doch sehen, dass ich aus dem Alter, Kinder zu kriegen, lange raus war. Oder wirkte ich tatsächlich so jugendlich? Nee, also wirklich.

Mehrmals lehnte ich auch die Aufforderung, unserer Gäste, zum Tanz ab. Doch als Sady meinte, nun müssen wir aber den Hochzeitstanz machen, blieb mir keine Wahl mehr. Er schob mich hin und her, trat mir mehrmals auf die Füße, und alle Gäste hüpften im Kreis um uns herum, sangen und klatschten dabei in die Hände. Alle waren begeistert, außer mir. Mario hatte alles gefilmt. Froh wieder sicher auf meinem Stuhl zu sitzen, dachte ich belustigt, ´das kannst du also auch nicht. Du musst noch viel lernen`.

Eigentlich wusste ich letztlich nicht mehr genau warum ich Mario Geld gegeben und gebeten hatte, die Zeche zu bezahlen, vielleicht weil ich fand, dass es nicht gut aussah, wenn ich das machen würde. Oder um Sady die Peinlichkeit zu ersparen, obwohl ich es hätte auch ihm geben können. Vielleicht auch, weil ich auch mal was alkoholisches Trinken und einen Schwips haben wollte, was ich dann doch nicht tat. Auf jeden Fall beglich Mario plötzlich die Rechnung. Man hatte allgemein beschlossen, nun, zu vorgerückter Stunde, noch eine Disco aufzusuchen. Zur Sand Beach Disco waren es nur circa einhundert Meter, deshalb trabten alle in diese Richtung. Ich hinterher. Plötzlich vermisste ich meinen Mann. Im gleichen Moment rief er meinen Namen. Er stand noch am Ausgang des Hauses, aus dem wir gekommen waren, diskutierte mit einem Busfahrer. Er winkte mich zu sich, befahl mir einzusteigen. Die Anderen schienen ihn auch zu vermissen, forderten ihn auf, mitzukommen. Mario ebenfalls. Doch Sady lachte nur und antwortete: „No, it is finish now. That is my night. We go home.” Winkte den Anderen zu, sprang in den Bus und befahl dem Fahrer zu starten.

Von unserer Hochzeitsnacht, hatte ich nicht mehr viel mitbekommen, auch ohne alkoholischen Genuss war ich so groggy gewesen, dass ich beim Sex fast eingeschlafen wäre. Als ich früh morgens um 6 Uhr erwachte, weil meine Blase sich unangenehm bemerkbar machte, erinnerte ich mich nur noch, dass es ein kurzes Zwischenspiel war. Vermutlich hatte er auch keine großen Energien mehr gehabt, oder zu viel Whisky getrunken.

Ich sprang aus dem Bett, lief ein paar Schritte und schrie entsetzt: „Sady! What is that?“

Der Boden der ganzen Wohnung war pitschnass. Ich stand im Wasser. Nein, das war kein Wasser, der ekelhafte Geruch nahm mir den Atem. Das stank nach Fäkalien. Als ob der Abfluss im Bad übergelaufen wäre. Ich rannte zurück, stand vor dem Bett, selbst der kleine Läufer war durchtränkt von übel stinkender Flüssigkeit.

Schon hatte Sady sich aufgesetzt, mit den Füßen den klitschnassen Teppich berührt und die Bescherung bemerkt. Er blieb gelassen, befahl mir wieder ins Bett zu gehen, er werde das schon machen. “Aber ich muss Pipi.“ Jammerte ich.

„Ok. Wait a moment.“ Sagte er beruhigend und ging ins Bad. Nach wenigen Minuten kam er zurück, schickte mich, mein Bedürfnis zu erledigen, danach solle ich aber gleich wieder ins Bett gehen. Er habe letzte Nacht vergessen den Wasserschlauch in der Toilette abzustellen, daher die Überschwemmung. Er werde das säubern. Dann schleifte er die Läufer über den Boden, hinaus aus dem Schlafzimmer. Ich ging zur Toilette, wusch noch meine Füße, zurück im Bett schlief ich sofort wieder ein.

Als ich gegen Mittag erwachte, waren Geruch und Feuchtigkeit weg. Sady auch.

Die Teppiche alle verschwunden und sämtliche Fenster weit geöffnet. Ein leichter Wind sorgte für frischen Durchzug, hatte somit auch den letzten Rest getrocknet.

´Sagt man nicht, Scheiße bringt Glück?` fiel mir ein und musste lachen.

Das Display meines Handys zeigte eine Kurzmitteilung an. Ich öffnete und las: - Darling, i cleen the flat only short. Do nathing. I will do it again afternoon. Have a nic day. Sady –

Ach wie süß. Das fand ich aber lieb von meinem frisch Angetrauten. Er wollte seine Pause opfern um die Wohnung zu säubern, ich sollte mir einen schönen Tag machen.

Ich fand es schön verheiratet zu sein. Mit diesem Mann verheiratet zu sein, der konnte ja richtig lieb und häuslich sein. Ja, da kamen doch die Vorteile zum Vorschein. Rücksichtsvoll und häuslich. Vielleicht war das die Mentalität der Orientalen? Nein, Quatsch. Darkan war auch Orientale, der war viel zu faul gewesen, die Wohnung zu putzen. Der hätte mich geweckt, sich dann rumgedreht und weiter geschlafen. Dann hatte ich wahrscheinlich ein Muster Exemplar an Häuslichkeit und Ordnung erwischt. Das war das erste Mal, dass ich dieses Glück hatte. `Festhalten. Den muss man festhalten´. Dachte ich.

Im Rückblick auf meine Hochzeitsfeier musste ich mir allerdings eingestehen, dass der Abend insgesamt sehr teuer gewesen war, ganz offensichtlich allen Spaß gemacht hatte, nur mir nicht. Ich hatte mich, von wenigen Momenten absehen, insgesamt gelangweilt.

Weder Edit noch Nabir waren in ihrem Geschäft, nur Mario saß vor dem Laden und wartete auf mich. Er erzählte, dass die Nacht noch sehr lang und alkoholträchtig war. Er zum Schluss so betrunken gewesen sei, dass Walit ihn hatte nach Haus bringen müssen. Dort habe er lange an der Tür stehen und klopfen müssen, bis Nabir ihn endlich reingelassen habe. Edit sei heute Morgen ziemlich muffelig gewesen, warum sie so schlecht gelaunt war, wisse er auch nicht. Schließlich sei es doch logisch, dass man nach so einer Feier etwas angetrunken und spät nach Hause käme. Mit der Frau möge er auch nicht verheiratet sein, deshalb täte Nabir ihm nur leid. Der habe bei Edit nichts zu lachen.

Da es zum schwimmen gehen schon zu spät war, ich deshalb auch keine Badesachen mitgebracht hatte, beschlossen wir, noch einmal >unser Cafe’ zu besichtigen. Wir standen wieder vor verschlossener Tür. Also schlenderten wir gemächlich über die lange Geschäftsstraße Sakkalas. Tranken unterwegs einen Espresso und diskutierten die Erfolgsaussichten unseres Vorhabens. Während Mario sich immer noch zuversichtlich zeigte, war ich bereits skeptisch geworden. Alles zog sich zu sehr in die Länge, und was Edit als sichere Sache deklariert hatte, erwies sich bis dato nur als Wunsch - Traum.

Mitten in der Unterhaltung bekam Mario einen Anruf. Ungewollt wurde ich Zeuge seiner Liebes – Plänkeleien. Nachdem das Liebesgeflüster beendet war, gestand er mir sein Vorhaben, früher als geplant abreisen zu wollen. Er war schon vor Stunden bei der Reiseagentur gewesen, hatte seine Flugumbuchung, für morgen, eingeleitet. Ich war sehr erstaunt, dass ausgerechnet er, der doch so gerne hier war, freiwillig vorzeitig abbrechen wollte, diese Liebe musste ja wirklich groß sein. Letztlich würde es aber nur zu meinem Vorteil sein. Dann konnte er unseren Freund Helge eher ablösen, der sicher mit der zusätzlichen Nebentätigkeit total überbelastet war.

Wir kamen gleichzeitig mit dem Besitzer - Ehepaar, am frühen Abend, bei der Schmuck – Vitrine an. Edit wusste, das unser Cafe’ geschlossen war, weil der Besitzer wohl im Krankenhaus lag und das unfähige Personal nicht alleine wirtschaften lassen wollte. Wir hätten zwar im Moment Pech, aber was lange dauere, werde am Ende umso besser, meinte sie. Mario bestätigte das, ich enthielt mich der Stimme. Wir würden sehen.

Mit erfrischenden Getränken, brachte Nabir ein anderes Thema ins Gespräch. Er glaubte, mir berichten zu müssen, dass mein Sady ganz traurig gewesen sei, dass wir eine Hochzeit, ohne Trauringe gehabt hatten. So fühle er sich nicht richtig verheiratet, habe er Nabir anvertraut. Aber leider fehlte ihm ja das nötige Geld für die Ringe.

Er hatte mich am richtigen Nerv erwischt. Richtig, ich hatte was ganz wichtiges total vergessen. Die Ringe. Spontan ging ich ins Ladeninnere und ließ mir Nabirs Trauring – Angebot zeigen. Natürlich empfahl der kluge Geschäftsmann die teuersten Stücke. Ich wollte jedoch etwas schlichtes, schließlich hatte ich Brillant – Schmuck genug. So viel, das einiges seit vielen Jahren in meinem Bankschließfach ruhte, weil ich nicht alles tragen konnte. Ich hatte von mehreren Verflossenen Schmuck geschenkt bekommen, darunter auch wertvollen Weißgold – Schmuck, der mir trotzt reichhaltiger Bestückung mit Brillianten und Saphiren, überhaupt nicht gefiel. >Oma-Schmuck<. Was ich liebte und deshalb immer trug, war Gelbgold. Wie meine Rolex Uhr, Marke Lady – Date, den Memory - Ring, den Ring mit dem Brillant - R und einige Ketten, wobei das schönste Stück wohl die Kette mit meinem Vornamen in Brillianten war. Nicht ein Teil hatte ich davon selbst kaufen müssen, doch diesmal war die Situation eine andere. Also wählte ich schlichte Ringe, die nur an einer Stelle ein wenig mattiert waren. Obwohl Nabir etwas enttäuscht schien, brachte er die Ringe gleich zum ändern und gravieren.

Nabirs enttäuschte Miene konnte mich nicht beeindrucken, denn ich fand 400 DM für schlichte Ringe teuer genug. Hieß es nicht, Gold sei in Ägypten so billig? Außerdem sollte doch jeder gleich sehen, dass ich jetzt verheiratet war, da hätte Brillantverzierung nur irritierend gewirkt. Ich war zufrieden, und hoffte, dass es mein Liebster auch sein würde.

Als ich die Ringe zurück bekam, mit Gravur des Heiratsdatums, 18.5.2001, hatte der Meine einen kleinen Brillantsplitter in der Mitte der Mattierung. Dies sei ein Hochzeitsgeschenk von Edit, erklärte Nabir. Ich hatte genau das, was ich bewusst nicht haben wollte. Was sollte ich sagen? Außer mich zu bedanken? Dann brachte Edit ihren Sohn nach Hause.

Wie in den Tagen zuvor, musste ich auf Sadys Gesellschaft beim Abendessen mal wieder verzichten. Er schrieb, er käme später. Dafür lud Edit sich selbst ein. Da sie an der Hochzeitsfeier nicht hatte teilnehmen können, wäre eine Einladung zum Dinner angebracht, meinte sie. Was hätte ich dagegen sagen sollen? Zumal Großzügigkeit immer eine meiner hervorstechendsten Eigenschaften war. Auch den kleinen Kerem nahm sie mit. Wieder in das teure >Mafia<. Wie so oft, bezahlte ich die komplette Rechnung.

Mein Ehemann ließ mich lange warten, bis er kurz vor Mitternacht endlich erschien. Mal wieder mit Walit. Langsam nervte mich das. Warum schleppte er ständig seinen Freund mit? Auf ne Ehe zu dritt hatte ich absolut keinen Bock. Ich nahm mir vor, ihm dies später klipp und klar zu erklären. Doch erst einmal wollte ich ihn überraschen, zog ihn ins Innere des Ladenlokals, bat die Anderen, draußen zu bleiben. Mario und Nabir grinsten wissend, Walit glotzte verdattert.

Strahlend holte ich die Ringe aus meiner Handtasche und steckte ihm den seinen an den Finger. Er sah mich verwundert an, verstand gar nicht, warum ich ihm das Kästchen mit meinem Ring entgegenhielt. Ich musste ihm erst verdeutlichen, dass er mir den Ring anstecken sollte. Warum hatte ich nur das Gefühl, das er nur widerwillig meinem Wunsch folgte? Wo war die Freude, die ich erwartet hatte? Als er dann verlegen grinste, glaubte ich zu wissen, was ihn bedrückte. Hatte Nabir nicht erzählt, dass Sady die Ringe gern selbst gekauft hätte? Er schämte sich sicher.

Nachdem alle unsere Trauringe betrachtet und bewundert hatten, kam Sady zu einem Anliegen. Er fragte, ob wir Lust hätten, alle mit zu der Abschiedsfeier seiner vier Freunde mitzukommen, die nun in einer arabischen Disco stattfände. Die gleichen Freunde, die unsere Hochzeitsgäste waren, verließen am nächsten Tag Hurghada, um im Libanon zu arbeiten. Walit und er wären bei deren Abschiedsfeier gerne dabei. Wir erklärten uns einverstanden, Mario erfreut, Nabir zögerlich und ich gleichmütig.

Das >Tattoo< war nicht sehr groß, aber recht elegant eingerichtet und sehr gemütlich. Die Aufteilung glich einer Arena. Um die, drei Stufen tiefer liegende Tanzfläche herum waren auf der Galerie gemütliche Samtrote Polsterbänke und –Sesselchen im Halbkreis um kleine runde Tische platziert. Ein Geländer aus Messing verhinderte, das jemand abstürzen konnte. Auch die Lampen an den, mit rotem Teppich belegten, Wänden waren aus blankem Messing und spendeten eine schwache, intime Beleuchtung. Am Rande der Tanzfläche hatte man eine kleine Bühne um eine Stufe erhöht, darauf saß eine fünfköpfige Band, und spielte grässliche arabische Musik. Oh Schreck, auch noch das Gejaule. Es tat mir in den Ohren weh. Der Raum war gefüllt von vielen Gästen, alles nur Männer. Die wenigen anwesenden Frauen, waren die vier Bauchtänzerinnen, an der kleinen Theke. Der einzig weibliche Gast, war ich.

Sadys Freunde schon vollzählig anwesend, hatten drei Sitzgruppen reserviert, so dass wir noch ausreichend Platz fanden. Ohne zu fragen, brachte man jede Menge Dosen mit Cola, Bierflaschen und Gläser. Irgendjemand stellte mir eine Dose Cola und ein leeres Glas hin. Auch zwei große Flaschen stilles Wasser standen plötzlich auf dem Tisch. Zu meinem erstaunen sah ich, dass die Männer sich Wasser und Cola zusammen mischten. Als Sady mir den gleichen Mix machen wollte, protestierte ich, ich möge keine Wasser-Cola. Er lachte laut, hielt mir die Wasserflasche unter die Nase, es war Wodka drin.

Nabir klärte mich auf, in arabischen Lokalen sei selten Alkoholausschank, da der moslemische Glaube den Genuss von Alkohol, Tabak sowie Drogen verbiete. So sei es für ägyptische Wirte, nur in Ausnahmefällen möglich, eine gesetzliche Genehmigung für Alkoholausschank zu bekommen, weil das mit dem Glauben nicht zu vereinbaren sei. Daher müsse man den Alkohol ein wenig tarnen.

´Toller Glaube. Also machen die Ägypter heimlich alles was verboten ist. Saufen, rauchen, kiffen und huren. Alles unter dem Deckmäntelchen des Gläubigen. Na fein.` dachte ich.

Die Stimmung war ausgelassen und steigerte sich mit zunehmenden Alkoholgenuss und den Auftritten der Bauchtänzerinnen immer mehr. Mario und Nabir verabschiedeten sich früh. Der Eine musste nach Hause um sich unnötigen Ärger zu ersparen, der Andere musste früh aufstehen, weil er sein Rückflugticket abholen musste. Der Flieger startete bereits mittags.

Meine einheimischen Begleiter bemerkten den Weggang der Beiden kaum. Sie lachten und tranken, schwatzten und tanzten, entweder in den Gängen zwischen den Tischen, oder mit der jeweiligen Tänzerin auf der Bühne. Dabei steckten sie der Bauchtänzerin Geldscheine in den Ausschnitt oder unter das hüfttiefe Unterteil des Kostümes. Zwischendurch fragte mein Mann mal nach meinem Befinden, oder ob ich auch Spaß an der Feier habe. Meist wartete er die Antwort gar nicht erst ab, weil er aufsprang um jemanden was zuzurufen oder mitzutanzen. Seine Videokamera wurde dabei oft, von ihm oder einem seiner Freunde, in Betrieb genommen. Auch ich war manchmal kurz im Visier der Linse, meist wurde ich derart geblendet, dass ich mich abwandte. Alle amüsierten sich köstlich, außer mir. Ich fand es stinklangweilig, wollte meinem Liebsten aber den Spaß nicht verderben, ergo schwieg ich.

Als er mich dann, nach endlosen Stunden, fragte, ob ich müde sei, nickte ich. Ich war die Hektik, die grässliche Musik und das Saufgelage leid, müde und gelangweilt noch länger auszuharren. Fand es müsse genug sein.

Er zeigte Verständnis, kramte in seinen Hosentaschen, fand wohl nicht das Gesuchte, und bat mich um Geld. Zu meinem Erstaunen brachte der Wirt die Rechnung. Nanu, wieso das denn? Ich dachte, wir wären eingeladen? Es war doch die Abschiedsfeier seiner Freunde.

Wie selbstverständlich hielt Sady mir die Rechnung hin. Oh Schreck, 560 Pfund. Auf meinen fragenden Blick nickte er nur. Ich sollte bezahlen. Als ich Walits gespannten Blick sah, war ich so sauer, dass ich 400 Pfund hervorkramte und Sady mit Schulter zucken zu verstehen gab, dass ich nicht mehr hätte. Schadenfroh sah ich zu, wie dieser Nassauer von Walit, ins Futter greifen musste. Man sah ihm an, dass er nur ungern zuzahlte.

Stocksauer verzichtete ich auf Shake Hands, hob nur die Hand zum Gruß und ging einfach Richtung Ausgang. Sady folgte mir, ihm war keine Verstimmung anzumerken.

Als wir am >Cowboy< den Bus verließen zahlte er die zwei Pfund. Dazu reichte es wohl noch.

Wie gewohnt schaltete er als erstes den Fernseher ein, ging duschen, um sich anschließend vor der Glotze niederzulassen. Weil ich meine miese Stimmung nicht zeigen wollte, versuchte ich mit einem neutralen Thema den Fernsehmuffel abzulenken. Ich erkundigte mich nach Hedy, dem DJ. Verächtlich winkte er ab, gab mir zu verstehen, dass meine Tochter den Typ vergessen solle. Auf meine Frage nach dem Grund, glaubte ich meinen Ohren nicht trauen zu können, deshalb hakte ich noch einmal nach. Ärgerlich ob der Störung, denn das Fernsehprogramm war ja so interessant, schimpfte er: „Why? He is really a bad man. The Manager found him with a French Girl in Billiard- Room. Hedy was fuck this Girl. After he must leave the hotel so fast. That is not a boyfriend for Bea. Believe me.”

Na toll, ich hatte ihn ablenken wollen, sehnte mich nach seiner Nähe, und hatte nur erreicht, das er ärgerlich wurde. Pech gehabt, das falsche Thema gewählt. Arme Rabea, wie sollte ich ihr das erklären? Sie wartete lange genug auf meine Antwort. Dumme Sache, aber Sady hatte natürlich recht, der war bestimmt nichts für sie. Aber wie erklär ich’s meinem Kinde?

Frustriert schob ich den Gedanken beiseite, ging ins Bad, hörte meinen Mann laut lachen und wusste, er war zu beschäftigt um an mich und meine Wünsche zu denken. Ergo ging ich ins Bett.

Dort starrte ich missmutig zur Decke, dachte über den Abend nach und erschrak. Was bewegte sich da? Angestrengt versuchte ich, bei dem schwachen Lichtschein, der vom Wohnzimmer herein fiel, zu erkennen, was da an der Decke rumkrabbelte.

“Ihhhh, Sady! What is this?“ schrie ich angeekelt. Ein kleiner heller Salamander sauste im Schnelltempo über Decke und Wände.

Sady kam reingerannt, schaltete die Neonbeleuchtung an und lachte laut, als er das eklig gläserne Geschöpf sah. „You have afraid because the little animal? That do nothing.” Versuchte er mich zu besänftigen.

“Mach es weg, bitte. Ich kann nicht schlafen, wenn das Ding im Zimmer rumläuft. Plaese, Sady, ich habe Angst.“ Jammerte ich. Hockte auf dem Bett und zitterte.

Er ging hinaus und kam Sekunden später mit dem Wasserschieber zurück. Er ging auf Jagd. Aber bei aller Mühe, konnte er den Salamander nicht erwischen. Das Geschöpf war zu schnell, es entwischte dem Angriff immer wieder. Plötzlich war es verschwunden, wir suchten gemeinsam, es war unauffindbar.

Also ging Sady hinaus. Ich schnell hinterher, allein in dem Raum wollte ich nicht bleiben. Im Fernsehen war nur noch Schneetreiben. Das Programm war zu Ende. Ein Glück für mich. Zeit ins Bett zu gehen.

“I miss you darling,“ flüsterte er mir ins Ohr, während seine Hand sich unter mein Nachthemd schob. Endlich kam nun der schöne Teil des Abends. Ich fühlte nur kurz seine Hand an meiner Brust, dann zog er sie schon wieder zurück und ich sah ihn zum Kondom greifen.

Auf das Gummi hatte ich keine Lust, deshalb schüttelte ich den Kopf und bat: „Please, ich mag nicht mit Kondom. Wir sind doch jetzt verheiratet. Leg es weg.“

“No!“ sagte er energisch, „i dont like to fuck without Condom!” und streifte das Gummi über.

Aber auch ich blieb stur, rückte ein wenig von ihm weg und erwiderte: „Ok, bisher fand ich das auch richtig, aber jetzt nicht mehr. Du weißt doch, dass ich das nicht gut vertrage, es reibt mich trocken. Verstehst Du? I dont like it. It kill my feeling. Let it, please Sady. Now you are my Husband. I want without.” Versuchte ich meinen Standpunkt zu verdeutlichen.

“And me, i dont like without. I don’t like to get a baby.” Antwortete er entschieden.

Fast eine halbe Stunde diskutierten wir über den strittigen Punkt. Ich versuchte ihm begreiflich zu machen, dass ich keine Kinder mehr kriegen konnte, weil ich mich, schon 10 Jahre zuvor, einer Totaloperation hatte unterziehen müssen. Dies auch der Grund sei, dass die erforderliche Scheidenflüssigkeit geringer sei, und ich durch das Gummi beim Verkehr zur Trockenheit neige. Krankheiten habe ich keine, mit anderen Männern schliefe ich auch nicht, also sei es ohne Kondom angenehmer für mich und für ihn völlig ungefährlich.

Alle Argumente zogen nicht, er blieb beharrlich, knurrte zum Schluss: „I dont fuck without Condom. If you dont like with Condom, then I don’t fuck. Finish!” Drehte mir den Rücken zu und schlief.

Wie konnte er jetzt schlafen? Tief und fest? Und was war mit mir? Ich war so wütend, dass ich noch sehr lange wach blieb. Was für einen Mist hatte ich mir da eingehandelt? Das sollte eine Ehe sein? Nee, das war eine Farce. Oder besser gesagt, ein kostspieliges Abenteuer, das nur für ihn von Vorteil war. Für mich weder amüsant noch interessant. Da kam ich schon zum dritten Mal hierher, nur seinetwegen, scheute weder Mühen noch Kosten, hauste in diesem Drecksloch, was ich weiß Gott nicht nötig hatte, um nur zu seinem Vergnügen da zu sein? Nee, daran würde ich schnellstens was ändern.

Durch das Klingeln meines Handys wurde ich wach. Mario wollte sich verabschieden, falls wir uns nicht mehr sähen, er musste in einer Stunde zum Flughafen. Ich solle mich um das Cafe’ und die Wohnung kümmern, am Ball bleiben. Das versprach ich. Gab ihm noch auf den Weg, unseren Helge schnellstens zu entlasten, ihn abzulösen, was er versprach. Na dann, gute Reise.

Dann kam Edit ans Telefon, fragte, ob ich mit ihr schwimmen gehen wollte. Ich versprach, mich zu beeilen.

Diesmal brachte sie den kleinen Kerem mit, denn der Kindergarten hatte ein paar Tage geschlossen. Über unser geschäftliches Vorhaben erfuhr ich nur, dass der zuständige Mann noch nicht gesund sei. Ob wir nun die Wohnung, in ihrem Haus, ansehen wollten, fragte sie. Ich verneinte, entschied, ich wolle erst die geschäftliche Angelegenheit geklärt wissen, dann erst nach der Wohnung gucken. Aber jetzt bräuchte ich eine Wohnung, für die zweite Urlaubswoche. Erzählte ihr von dem Kriechtierchen und dass ich nicht länger in dieser Höhle bleiben wolle. Das sei gar kein Problem, sie riefe schnell ihren Mann an, der kenne genügend Vermieter, er werde mir sicher noch heute was besorgen können. Was Sady denn davon hielte, dass ich umziehen wolle, fragte sie und ich erklärte selbstbewusst, das sei mir egal. Wenn er nicht mit wolle, zöge ich eben alleine um.

“Nanu, schon der erste Ehekrach?“ wollte sie wissen.

“Nö, nicht der erste, aber ihm macht es wohl nichts aus, in dem Loch zu hausen. Mir schon. Ich hab jetzt einfach die Schnauze voll und der findet ja eh nichts Besseres.“ Dementierte ich.

“Was? Hört sich aber nicht gut an. War das denn bis jetzt kein schöner Urlaub?“ fragte sie.

´Doch, mein Traumurlaub, der sich zu einem Albtraum entwickelt.` dachte ich nur.

Als wir bei der Schmuck – Vitrine ankamen, hatte Nabir bereits Neuigkeiten. Er habe eine schöne Wohnung für mich gefunden, ganz in der Nähe. Auf der Hauptstraße, zwei Häuser neben dem >Cowboy<, mit direktem Blick aufs Meer. Allerdings sei sie nicht billig, 750 Pfund für die eine Woche. Egal, Hauptsache raus aus der Müllhalde. Sofort wurde ein leerer Kleinbus angehalten, wir fuhren gemeinsam zur Besichtigung.

In dem alten Gebäude, mit dem ehemals grünen Anstrich, der schon etwas eingestaubt war, öffnete der Hausmeister, eine Tür in der ersten Etage. Auf den ersten Blick wirkte die Wohnung sauber und ordentlich, die Möblierung ähnelte der in meiner jetzigen Behausung. Nur nicht ganz so spärlich, denn das Wohnzimmer hatte zusätzlich einen runden Esstisch mit 4 Stühlen, leider gab es keine Couch, sondern nur 4 Sessel. Und keinen Fernseher, das fand ich gut. Die bessere Ausstattung mit einem großen Gasherd und einem Hängeschrank in der Küche, sowie Nachtschränkchen und einer Frisierkommode in den Schlafzimmern. Das Beste jedoch war der große breite Balkon, der sich über die ganze Länge beider nebeneinander liegenden Schlafräume zog. Der unverbaute Blick über die Straße hinauf und hinunter bis zur nächsten Biegung und geradewegs über das Meer war fantastisch. Ja, das war eine Wohnung nach meinem Geschmack, nicht die Möblierung, aber die Aussicht, einfach herrlich. Hier würde es sich aushalten lassen. Für eine Woche 750 Pfund, erschien mir nicht teuer, das war es wert. Ich sagte sofort zu.

Wieder in seinem Laden, nahm Nabir die Miete in Empfang. Es wunderte mich zwar, dass ich das Geld nicht dem Vermieter persönlich geben musste, aber die Erklärung folgte sofort. Der Vermieter sei ein guter Freund, von Beruf Polizist, ein sehr hohes Tier, der beruflich meistens in Assuan sei.

´Was soll das Misstrauen, Ruth? Die Beiden helfen, wo sie können, was soll schon mit der Kohle passieren? Die wird er sich sicher nicht selbst einstecken. Schäm dich und sei mal ein bisschen dankbar. An wen sollst du dich sonst halten? Du kennst doch hier niemand anderen. Deinen Mann kümmert das einen Dreck, ob du zurechtkommst oder nicht.` schalt ich mich selbst. Nabir unterbrach meine Gedanken, sagte, er werde nun den Schlüssel besorgen, dann könne ich spätestens Morgen Vormittag einziehen. Ich war zufrieden. Die Welt sah wieder rosiger aus.

Nachdem ich den unangenehmen Weg noch einmal in Kauf genommen, trotzt Eiltempo beim Umziehen, wieder im Halbdunkeln den Berg hinunter gerannt war, saß ich nicht lange vor Nabirs Geschäft, als mein Mann sehr früh erschien. Er strahlte, als wäre nie eine Differenz zwischen uns gewesen, wollte mit mir essen gehen. Natürlich Fisch.

“You are my fish man. Ok, we go.” Lachte ich, froh über seine gute Laune.

Während des Essens erzählte ich von der neuen Wohnung. Er nickte nur zustimmend, widmete sich ausgiebig den Hummerkrabben. Diesmal fand ich nichts daran zu bemängeln, dass er mit den Fingern aß, weil man auch bei uns zu Hause, die Schalen mit den Fingern entfernte. Nur dass er manchmal laut schmatzte fand ich nicht so toll.

´Hat nicht schon Jesu gesagt: warum schmatzet und furzet ihr nicht? .....` fiel mir ein und ich musste grinsen.

“What you like to do? We go still a little to Nabir?” fragte er als wir das Restaurant verlassen hatten. Gute Frage, es war noch sehr früh am Abend. Also nickte ich zustimmend.

Nabir langweilte sich, hatte keine Lust, vor seinem Laden rumzusitzen. Edit war zu Hause und wenig Kundschaft unterwegs, das könnte der Verkäufer alleine bewältigen. Deshalb schlug er vor, gegenüber einen Drink einzunehmen. Eine kurze heftige Diskussion entstand zwischen den Beiden, wovon ich mal wieder nichts verstehen konnte, dann waren sie sich wohl einig.

“Was war denn?“ wollte ich wissen.

Nabir antwortete: „Ach nichts besonderes, er wollte nur nicht in den >Schlampenladen>.“

“In was für einen Laden?“ verstand ich überhaupt nichts mehr.

Nabir erklärte: „Na in den Laden, wo ihr eure Hochzeit gefeiert habt. Also gehen wir ins >Mamas<. Ich find es nur zu teuer, aber das macht euch ja nichts aus. Ihr müsst ja nicht so aufs Geld achten, wie ich. Ihr habt’s ja.“

“Du musst es ja wissen, was wir haben oder nicht.“ Sagte ich ironisch. Dabei dachte ich: ´Damit meinst du wohl mich. Sady kannst du kaum meinen. Schön mal deine Einstellung zu hören. Wahrscheinlich ist das auch die Meinung meines Mannes.´

“Wieso eigentlich Schlampenladen?“ fragte ich, als wir uns auf der Terrasse des Lokals niederließen.

“Wegen der Kellnerinnen. Da hat er recht. Alles Schlampen.“ Bestätigte Nabir die Behauptung meines Ehemannes.

Das interessierte mich doch sehr, deshalb bat ich um Erklärung, wieso eine Frau, die als Kellnerin ihren Lebensunterhalt verdiente, als Schlampe angesehen wird.

Es sei in Ägypten nicht üblich, dass junge Mädchen oder Frauen arbeiten. Die wären dazu da, den Fortbestand der Familie zu sichern, zu heiraten, Kinder zu gebären und sich um Haus und Familie zu kümmern. Wenn eine junge Frau schon berufstätig sein wolle, dann nicht in solch einem Beruf und hier im Tourismus Gebiet. Männer bedienen und zum Trinken animieren, hieße, dass sie auch weitergehen, sich betatschen lassen und für Geld ficken würde.

Ich war platt. Das durfte doch nicht wahr sein. Was für eine miese Einstellung. Unterstellen einer Kellnerin einfach, wenn sie kellnert, prostituiert sie sich auch. Ohne jede Grundlage geschweige denn Beweise. Unglaublich.

“So, nette Einstellung.“ Sagte ich empört. „Und was bitte, denkt ihr dann über die Touristinnen? Die alleine hier hin kommen und sich in einen Ägypter verlieben? Sind das in euren Augen auch Schlampen?“ dabei sah ich Nabir herausfordernd an.

Er grinste, wusste genau, worauf ich hinaus wollte, sagte selbstsicher: „Manche! Nicht alle. Guck mal, hier gibt es ganz andere moralische Vorstellungen und auch Gesetze, als in Deutschland. Ich kenne den Unterschied. Hab lange genug in Deutschland gelebt. Hier ist aber eines auch nicht anders als bei euch, verheiratet zu sein ist normal, ständiger Wechsel des Partner nicht. Da hast du die Antwort. Alles Weitere kannst du dir selbst denken“

Das reichte mir nicht, ich bohrte weiter: „Aber du hast es eben so hingestellt, als wäre jede Kellnerin eine Hure. Das kann doch nicht dein Ernst sein.“

Er schüttelte den Kopf, erklärte bestimmt: „Ich weiß worauf du hinaus willst. Hier denken die Leute eben anders als bei euch. Ein anständiges Mädchen bleibt so lange zu Hause, bei der Familie, bis es verheiratet wird. Und wenn es unbedingt arbeiten will, dann in einem soliden Beruf, unter den Augen der Familie. Vor fremden Männern mit dem Arsch wackeln oder tanzen, gilt bei uns als unanständig. So ist das nun mal hier. Bei euch ist eine andere Welt, andere Vorstellungen von Sitte und Moral. Da ist ein Geschäft, wie du es hast, nicht so schlecht angesehen wie hier. Hier wäre es undenkbar, dass sich eine Tänzerin auszieht. Die Bauchtänzerinnen haben schon keinen guten Ruf, Striptease ist hier unmöglich. So ist das.“

Sady hatte verständnislos von einem zum anderen geblickt, so dass Nabir unser Gesprächsthema ins arabische übersetzte. Sady nickte nur. Ich verzichtete auf weitere Diskussionen. Was hätte ich auch dazu sagen können? Andre Länder – andre Sitten.

384,09 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
970 стр. 1 иллюстрация
ISBN:
9783742737939
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают