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Verweilen, wie wir sind

Meditation besteht einfach darin, als das zu verweilen, was man ist.

Wir bleiben, wie wir sind, und erlauben dem Geist und der Welt zu erscheinen und zu verschwinden, ohne uns dabei einzumischen. Wenn Einmischen stattfindet, so wird dies als Teil der Aktivitäten des Geistes verstanden und es wird erlaubt, dass dies so ist, wie es ist.

Unsere objektive Erfahrung besteht aus Gedanken und Bildern, die wir als den Geist bezeichnen, aus Empfindungen, die wir Körper nennen, und aus Sinneswahrnehmungen, die wir als die Welt bezeichnen. Dabei werden ein Geist, ein Körper, eine Welt als solche nicht erfahren. Wir erfahren Denken, Fühlen und Wahrnehmen.

Genau genommen nehmen wir nur unsere Wahrnehmungen wahr. Wir haben keinen Beweis, dass eine Welt außerhalb unserer Wahrnehmung einer Welt existiert. Wir nehmen keine Welt ‚da draußen‘ wahr. Wir nehmen unsere Wahrnehmung der Welt wahr und jegliche Wahrnehmung geschieht im BEWUSSTSEIN.

Beim Meditieren erlauben wir einfach diesem Denken/Fühlen/Wahrnehmen, von Moment zu Moment zu sein, was immer es ist. Dieses Denken/Fühlen/Wahrnehmen bewegt und verändert sich ständig. Wir erlauben ihm einfach, durch uns hindurchzufließen, zu erscheinen, zu verweilen und zu verschwinden. Das ist sowieso alles, was je geschieht.

Dasjenige, in dem dieses Denken/Fühlen/Wahrnehmen erscheint, ist das, was wir ‚Ich‘ nennen. Es ist die bewusste, bezeugende PRÄSENZ, die erfährt, was immer von Moment zu Moment erfahren wird.

Diese bezeugende PRÄSENZ braucht man nicht bewusst zu machen. Sie ist bereits bewusst. Man braucht sie nicht friedlich zu machen. Sie ist bereits friedlich. Man braucht sie nicht zu erwecken. Sie ist bereits und immer schon wach. Man braucht sie nicht unbegrenzt und unpersönlich zu machen. Sie ist bereits so.

Und man braucht nicht den Geist, den Körper und die Welt friedlich zu machen. Sie bewegen und verändern sich ständig.

Wir bleiben, wie wir sind, und wir erlauben dem Geist, dem Körper und der Welt, zu sein, wie sie sind.

Indem wir dies tun, kehren der Geist, der Körper und die Welt allmählich an ihren wahren Ort zurück und ihre Natur wird offenbar. Wir sehen, dass sie nie wirklich ihren wahren Ort verlassen haben, dass sie nie etwas anderes waren, als was sie wirklich sind. Wir hören einfach damit auf, sie als entfernt, getrennt und anders anzusehen, und als Ergebnis dessen hören sie auf, so zu erscheinen.


Stellen Sie sich ein Zimmer vor, das mit Menschen gefüllt ist, die miteinander sprechen. In dieser Metapher ist der Raum des Zimmers, also das, was von dem Zimmer umfasst wird, die bewusste, bezeugende PRÄSENZ, die wir ‚ICH‘ nennen. Die Menschen sind Gedanken und Bilder, körperliche Empfindungen und Wahrnehmungen der Welt.

In diesem Zimmer sind alle möglichen Menschen, große, kleine, freundliche, unfreundliche, intelligente, unintelligente, laute, leise und so weiter. Eine komplexe Vielfalt an Charakteren, die sich bewegen, verändern, interagieren, erscheinen, verschwinden. Sie alle tun, was sie tun.

Was kümmert den Raum dieses Zimmers das Verhalten dieser Menschen? Gibt es für den Raum etwas zu gewinnen oder zu verlieren, indem er versucht, irgendwelche dieser Menschen zu verändern? Verändert sich der Raum, wenn einer der Menschen sich verändert?

Der Raum ist unabhängig von den Menschen, auch wenn die Menschen vom Raum abhängig sind. Der Raum ist schon da, bevor die Menschen ankommen, er ist da, während sie dort sind, und er ist da, wenn sie gehen. Er war sogar da, bevor das ganze Gebäude gebaut wurde, und wird da sein, nachdem es abgerissen wurde. Er ist immer da.

Das gilt ebenso für BEWUSSTSEIN. Was immer gerade erfahren wird, findet im BEWUSSTSEIN statt und BEWUSSTSEIN selbst bleibt stets so, wie es immer ist. Unverändert, unmodifiziert, unbeteiligt.

BEWUSSTSEIN ist, was wir sind, und zu sein, wie wir sind, ist die höchste Form der Meditation. Alle anderen Meditationen sind einfach eine Modulation dieser Meditation des Verweilens, wie wir sind.

Anfänglich kann Meditation den Eindruck erwecken, etwas zu sein, was wir tun. Aber später entdecken wir, dass sie einfach das ist, was wir sind. Sie ist der natürliche Zustand aller Wesen.

Sie kann nicht herbeigeführt werden, da sie schon da ist. Sie kann nicht erreicht werden, denn sie ist, was wir immer schon sind. Sie kann nicht verloren gehen, denn sie kann nirgends hin.

Wir erlauben einfach allem, zu sein, wie es ist. Indem wir allem erlauben, zu sein, wie es ist, verweilen wir, zunächst ohne es zu bemerken, in unserer wahren Natur. Tatsächlich haben wir unsere wahre Natur nie wirklich verlassen, aber nun beginnen wir, uns wissentlich dort aufzuhalten.

Irgendwann dämmert es uns dann, dass das ‚ICH‘ nicht in seiner wahren Natur verweilt. Wen gäbe es, der dort in irgendetwas anderem als sich selbst verweilen könnte? Das ‚ICH‘ ist das einfach. Wir sind das einfach und waren es schon immer.

Selbst der Begriff ‚immer‘ ist nicht ganz passend, denn ‚immer‘ impliziert eine unendliche Zeitspanne. Die Idee einer unendlichen Zeitspanne erscheint von Zeit zu Zeit im ‚ICH‘, im BEWUSSTSEIN, aber das ‚ICH‘ erscheint niemals in einer unendlichen Zeitspanne.

Es ist einfach.

‚ICH‘, BEWUSSTSEIN, bin einfach.

Ein Tropfen Milch

Unsere Erfahrung besteht aus dem, um das gewusst wird, und dem, was darum weiß. Die Welt ist Teil dessen, um das gewusst wird, ebenso wie der Körper und der Geist.

Da die Welt Teil dessen ist, um das gewusst wird, kann sie nicht der WISSENDE sein. Sie kann nicht das sein, was weiß. Auch der Körper und der Geist sind Teil dessen, um das gewusst wird, und können daher nicht das sein, was weiß. Die Welt, der Körper und der Geist werden erfahren, können also nicht das sein, was erfährt.

Immer, wenn der Körper, der Geist und die Welt gegenwärtig sind, sind sie Teil dessen, um das gewusst wird. Das, was um den Körper, den Geist und die Welt weiß, ist sowohl während des Erscheinens von Körper, Geist und Welt als auch in deren Abwesenheit gegenwärtig.

Dasjenige, um das gewusst wird, kann nicht der WISSENDE sein und über den WISSENDEN kann nichts objektiv gewusst werden.

Meist sind wir nur dessen gewahr, um das gewusst wird. Wird jedoch die Aufmerksamkeit auf die Gegenwart eines WISSENDEN gelenkt, auf das, was weiß und erfährt – was immer das auch sei –, so wird unmittelbar klar, dass etwas gegenwärtig ist, was sich des Körpers, des Geistes und der Welt bewusst ist.

Wenn wir dies tun, so scheint das, was weiß, plötzlich präsenter zu werden. Es leuchtet.

Tatsächlich wird aber einfach nur aufgedeckt, dass es immer schon präsent war, jedoch durch unseren exklusiven Fokus auf das Gewusste scheinbar verblasste.

Der WISSENDE ist BEWUSSTSEIN. BEWUSSTSEIN ist das, was weiß und erfährt. Es ist dieses BEWUSSTSEIN, auf das wir uns beziehen, wenn wir ‚ICH‘ sagen.

Wenn gesagt wird: „Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf das, um das gewusst wird“, so bedeutet dies, dass ‚ICH‘, BEWUSSTSEIN, seine Aufmerksamkeit auf das richtet, um das gewusst wird.

Wenn gesagt wird: „Wir richten unsere Aufmerksamkeit stattdessen auf den WISSENDEN“, so bedeutet dies, dass ‚ICH‘, BEWUSSTSEIN, seine Aufmerksamkeit auf sich selbst richtet.

Natürlich ist BEWUSSTSEIN bereits es selbst. Es braucht die Aufmerksamkeit nicht auf sich zu richten.

Wenn also gesagt wird: „Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf den WISSENDEN, auf BEWUSSTSEIN“, so bedeutet dies in der Praxis, dass ‚ICH‘, BEWUSSTSEIN, seine Aufmerksamkeit von dem exklusiven Fokus auf das Gewusste, auf Objekte, zurückzieht.

Indem es dies tut, kehrt BEWUSSTSEIN, zunächst ohne es zu wissen, zu sich selbst zurück, das heißt, es wird seiner selbst gewahr. Es kehrt nicht wirklich zu sich selbst zurück, weil es sich nie verlassen hat. Es ist sich seiner selbst niemals nicht gewahr.

Auch wenn BEWUSSTSEIN exklusiv auf Objekte fokussiert ist, verlässt es sich nie. Es scheint sich nur von Zeit zu Zeit zu vergessen. Es scheint sich zu ignorieren.

Aber sogar, wenn es sich selbst ignoriert, wird um etwas gewusst; und dieses Wissen ist das PURE WISSEN des BEWUSSTSEINS, das um sich selbst weiß. Somit gibt es niemals eine wirkliche Ignoranz.

Daher gibt es keine Antwort auf die Frage nach der Ursache oder dem Grund von Ignoranz. Wie kann es eine Ursache oder einen Grund für etwas geben, was nicht existent ist?

Wir können die Frage nach dem Warum nicht beantworten, denn die Frage selbst erzeugt die Ignoranz, auf die sie sich bezieht. Offensichtlich erzeugt sie sowohl Zeit als auch Ursache und Wirkung und somit das Erscheinen von zwei Dingen, die sich als nicht existent herausstellen, wenn die Natur von Erfahrung klar gesehen wird.

Gleichzeitig weiß BEWUSSTSEIN um sich selbst schon im Wissen um diese Frage. Wie kann scheinbare Ignoranz dann als echte Ignoranz bezeichnet werden? Das ist nicht möglich.

Wenn BEWUSSTSEIN sich selbst sucht, verschmilzt es mit sich selbst. Es wird sich selbst offenbart und mit diesem Offenbaren löst sich die Frage auf. Es ist dieses PURE WISSEN jenseits des Geistes, das die echte Antwort auf alle Fragen zur wahren Natur von Erfahrung ist.

BEWUSSTSEIN gibt vor, etwas anderes zu sein, als es ist, und dann, als dieses scheinbar andere, sucht es nach sich selbst. Natürlich kann es sich selbst nie als Objekt finden, da es schon es selbst ist. So, wie das Auge sich nie selbst sehen kann.

Aber es braucht sich selbst auch nicht zu finden, da es schon es selbst ist. Nur das Vorgeben, nicht es selbst zu sein, sollte aufhören.

Was für jenes scheinbar andere ein Suchprozess ist, das ist für BEWUSSTSEIN einfach der Prozess, zu entdecken, dass es schon immer um sich weiß.


Der Geist besteht aus einer Reihe abstrakter Konzepte und Begriffe, die im BEWUSSTSEIN erscheinen. Jeder Gedanke ist ein Objekt. Daher kann das nicht objekthafte BEWUSSTSEIN, in dem Gedanken erscheinen, selbst nie als Gedanke erscheinen.

Alle Gedanken sind Objekte. Daher ist es unmöglich, an BEWUSSTSEIN zu denken.

Wenn wir an irgendetwas anderes denken als an BEWUSSTSEIN (oder WAHRHEIT oder REALITÄT oder welches Wort Sie auch immer dafür benutzen möchten), so gelangen wir zu einem Konzept, einem Begriff, einer Idee dieser Sache, die nicht die Sache selbst ist. Es ist eine Repräsentation dieser Sache im Code des Geistes – kurz gesagt, ein Begriff oder Konzept.

Das Denken an BEWUSSTSEIN oder REALITÄT ist allerdings einzigartig unter allen Gedanken. Versuchen wir, an BEWUSSTSEIN zu denken, so ist das wie der Blick in ein schwarzes Loch. Es ist noch nicht einmal schwarz. Der Geist kann dort einfach nicht hingehen. Er kann nicht an diesen objektlosen Ort gehen, denn der Geist ist selbst ein Objekt. Wie könnte ein Objekt in einen Raum passen, der keine Dimensionen hat?

Wenn der Geist sich dem BEWUSSTSEIN zuwendet, so löst er sich auf.

Er wird von dem aufgenommen, was aus seiner Sicht das Nichts des BEWUSSTSEINS ist. Aber sein Auflösen ist ein Aufzeigen von PRÄSENZ, das Aufzeigen dessen, in das Gedanken sich auflösen.

Das Denken an oder das Nachdenken über BEWUSSTSEIN ist also dadurch einzigartig, dass es nicht zu einem Begriff oder Konzept führt, zu einem Ersatz für das Ding selbst, sondern stattdessen zur REALITÄT von BEWUSSTSEIN. Der Gedanke führt direkt zu dem, worauf er sich bezieht, nicht zu einem Symbol. Er führt zu der direkten Erfahrung von BEWUSSTSEIN, das um sich selbst wissentlich weiß.

Nichts Objektives wird in diesem raumlosen Raum des BEWUSSTSEINS gewusst.

Es ist ein Wissen, aber kein Wissen um etwas. Es ist PURES WISSEN.

Das Denken, das nach BEWUSSTSEIN sucht, verschmilzt mit BEWUSSTSEIN. Es offenbart BEWUSSTSEIN.

Dieses suchende Denken ist wie ein Zuckerwürfel. Das Suchen nach BEWUSSTSEIN ist so, als legte man diesen Zuckerwürfel in eine Tasse Tee: Der Tee löst den Zuckerwürfel auf. Ebenso löst BEWUSSTSEIN das suchende Denken auf.

Eine bessere Metapher wäre die von einem Tropfen Milch in einem Glas Wasser. Die Milch ist im Wesentlichen die gleiche Substanz wie das Wasser, auch wenn sie durch einen Hauch Objektivität eingefärbt ist. Sie ist weiß, nicht farblos. Wir beobachten den Tropfen Milch, wie er sich im Wasser ausdehnt, allmählich die Form verliert, bis er völlig mit dem Wasser der Umgebung verschmolzen ist …

So geht es dem Denken, das BEWUSSTSEIN sucht und auf PRÄSENZ gerichtet ist. Es ist im Wesentlichen aus dem gleichen BEWUSSTSEIN gemacht, das es sucht, weiß dies jedoch noch nicht, und so entsteht eine scheinbare Unterscheidung zwischen ihm und BEWUSSTSEIN. Es ist opak. Es ist nicht transparent.

Während es nach BEWUSSTSEIN sucht, wird es mehr und mehr wie BEWUSSTSEIN, das heißt, es verliert sein Anderssein, seine Opazität, seine scheinbare Objektivität.

Das Wasser, das bereits in der Milch gegenwärtig war, verliert seine Weiße und bleibt, wie es ist: Wasser.

Das Ausdehnen des Tropfens Milch im Wasser der Umgebung entspricht dem Prozess des Verfeinerns, den unsere Gedanken durchlaufen, während wir versuchen, dem BEWUSSTSEIN näher zu kommen. BEWUSSTSEIN kann nicht als Gedanke gefunden werden, also wird der Gedanke allmählich von seiner Objektivität gereinigt, während er versucht, BEWUSSTSEIN zu finden.

Und dann kommt der Zeitpunkt, da der Gedanke seine letzte Schicht an Objektivität aufgibt und in PRÄSENZ aufgeht. Tatsächlich ist er PRÄSENZ, die allmählich die Identifikation mit feineren und feineren Schichten der Objektivität aufgibt, bis sie den Gedanken als das eigene Selbst erkennt.

WAHRHEIT findet der Geist nicht. REALITÄT findet der Geist nicht. Er wird darin aufgelöst.

Der Geist kann sich nicht selbst loslassen. Er wird in die unendliche Weite des BEWUSSTSEINS losgelassen, die seine Grundlage ist.

Verstehen ist das Auflösen des Geistes in seine Grundlage, in das, was ihn trägt. Es ist die Erfahrung von BEWUSSTSEIN, das um sich selbst weiß und wissentlich zu sich zurückkehrt.

Es ist keine objektive Erfahrung. Es ist die Erfahrung von WISSEN. Diese Erfahrung ist immer gegenwärtig, unabhängig davon, ob Objekte gegenwärtig sind.

Wir werden zu dem, an das wir denken.

Wir sind gleichzeitig das Subjekt und das Objekt des Gedankens, der BEWUSSTSEIN sucht.

Um sich selbst zu wissen bedeutet für BEWUSSTSEIN, es selbst zu sein; und es selbst zu sein bedeutet, um sich selbst zu wissen.

In jeder Erfahrung schimmert Bewusstsein

Meditieren ist keine Aktivität. Es ist das Enden einer Aktivität.

Letzten Endes kann über Meditation nichts absolut Wahres gesagt werden, noch nicht einmal, dass sie das Enden einer Aktivität sei. Denn Meditation findet jenseits des Geistes statt oder präziser, ist jenseits des Geistes präsent. Daher hat der Geist, per Definition, keinen Zugang zu ihr.

Um jedoch zu verstehen, dass Meditation keine Aktivität ist, müssen wir zunächst verstehen, dass sie das Enden einer Aktivität ist.

Dieses Verständnis ist ein sehr effizientes Hilfsmittel zum Ausräumen der Vorstellung, dass Meditieren etwas sei, was wir tun.

Haben wir erst einmal vollständig verstanden, dass Meditation keine Aktivität ist, so kommt die Aktivität, die wir zuvor als Meditation angesehen haben, ganz natürlich zu einem Ende. An diesem Punkt hat das Verständnis, dass Meditation keine Aktivität ist, seinen Zweck erfüllt und kann ebenfalls aufgegeben werden.

Hat der Dorn erst einmal den Dorn entfernt, so werden beide weggeworfen.

Um zu verstehen, dass Meditation keine Aktivität ist, verwenden wir das Beispiel einer geballten Faust. Nehmen wir unsere offene Hand, schließen wir sie langsam und drücken sie zusammen, dann bedeuten sowohl das Zusammendrücken als auch das Aufrechterhalten dieser kontrahierten Position eine gewisse Anstrengung.

Halten wir die Hand einige Zeit in dieser kontrahierten Stellung, so gewöhnen sich die Muskeln an die neue Position. Bald werden wir nicht mehr bemerken, dass ständig eine gewisse Anstrengung nötig ist, um sie beizubehalten.

Würde uns nun jemand dazu auffordern, die Hand zu öffnen, wäre unser Eindruck der, dass das Öffnen der Hand eine Anstrengung (Aktivität) erfordert. Irgendwann, während wir die Hand öffnen, werden wir der Tatsache gewahr, dass wir nicht eine neue Anstrengung leisten, um die Hand zu öffnen, sondern eine vorherige Anstrengung loslassen, beenden, deren wir schon gar nicht mehr gewahr waren.

Die scheinbare Anstrengung, die Hand zu öffnen, stellt sich als Loslassen oder Beenden der ursprünglichen Anstrengung heraus, die Hand zu kontrahieren. Was der Beginn einer Anstrengung zu sein schien, erweist sich als das Beenden einer Anstrengung.

Bei Meditation ist das ganz ähnlich. Unsere wahre Natur ist offen, unbegrenzt, frei, bewusst, selbstleuchtend und selbstverständlich. Dies ist unsere Erfahrung, von Moment zu Moment, auch wenn wir dessen vielleicht nicht gewahr sind.

Dieses offene, freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN hat von selbst kontrahiert. Es hat sich scheinbar in den engen Rahmen eines Körpers und eines Geistes geschrumpft und sich selbst auf einen winzigen Ort in einem riesigen Raum und auf einen kurzen Moment in einer unendlichen Zeitspanne begrenzt.

Dies ist die primäre „Selbst-Kontraktion“, die das offene, freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN von Moment zu Moment aus freiem Willen wählt.

Es zieht in dem nahtlosen Ganzen seiner Erfahrung eine Linie und sagt zu sich selbst: „Dies bin ich, das bin ich nicht.“ – „Ich bin hier, nicht dort.“ – „Ich bin ich und nichts anderes.“

Es fühlt sich isoliert und somit verletzlich und verängstigt. Daher beginnt das offene, freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN nun, seine neue, sich selbst auferlegte Identität als Fragment zu unterstützen und zu beschützen.

Dafür verstärkt es seine Grenzen durch viele Schichten von Kontraktionen. Auf der Ebene des Geistes sind diese Kontraktionen auf der einen Seite aus Wünschen und Abhängigkeiten gemacht, auf der anderen Seite aus Ängsten, Widerständen und Ablehnungen. Alle zusammen bilden die vielen Gesichter unserer Vorlieben und Abneigungen, unser „Ich möchte …“ und „Ich will nicht…“.

Auf der Ebene des Körpers sind diese Kontraktionen aus körperlichen Empfindungen gemacht, mit denen das BEWUSSTSEIN sich identifiziert. Sie bilden den scheinbaren Ort des ‚Ich‘ im Körper.

Mit jeder neuen Schicht von Kontraktionen vergisst das freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN seine eigene unbegrenzte Natur immer mehr. Und verhüllt sich so selbst. Es versteckt sich selbst vor sich selbst.

Trotzdem durchdringt häufig etwas, was das BEWUSSTSEIN an seine wahre Natur erinnert, die selbst erzeugte Isolation, etwa das Lächeln eines Fremden, das Weinen eines Kindes, ein unerträglicher Kummer, ein kurzer Moment der Wunschlosigkeit nach der Erfüllung eines Wunsches, ein Moment des Humors, der Friede des Tiefschlafs, eine Pause im Denkprozess, eine Erinnerung an die Kindheit, der Übergang zwischen Schlafen und Aufwachen, das Erkennen von Schönheit, die Liebe eines Freundes, ein flüchtiges Verstehen …

Dies sind Momente, die der mittlerweile verschleierten Präsenz des BEWUSSTSEINS dargeboten werden, unzählige Geschmacksnuancen seiner eigenen FREIHEIT und seiner eigenen FREUDE. Sie erinnern BEWUSSTSEIN kurz an sich selbst, bevor es wieder durch die Effizienz der Verteidigungen verdunkelt wird, durch die es sich scheinbar eingeengt hat.

Mittels dieser vielen Schichten von Kontraktionen hat BEWUSSTSEIN sich so auf ein wehrhaftes, separates und verletzliches Wesen reduziert.

Dies ist keine Aktivität, die irgendwann in der Vergangenheit stattgefunden hat und nun unwiderruflich in Stein gemeißelt ist. Es ist eine Aktivität die nun, in diesem Moment, stattfindet.

Dieses offene, freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN vollzieht, ohne es zu wissen, diese Aktivität der Trennung. Diese Aktivität definiert die ‚Person‘, das ‚separate Wesen‘.

Das separate Wesen ist etwas, was wir, als BEWUSSTSEIN, herbeiführen. Es ist nicht etwas, was wir sind.


BEWUSSTSEIN kontrahiert und sieht sich selbst als ein Fragment. Als Folge davon projiziert es alles, was nicht innerhalb der Grenzen dieser selbst auferlegten und begrenzten Identität ist, nach außen. Nun erscheint die Welt als ‚außen‘ und als ‚anderes‘. Sie wird zu all dem, was ‚BEWUSSTSEIN-als-ein-Fragment‘ nicht ist.

Diese Welt, die jetzt getrennt und außerhalb von BEWUSSTSEIN zu sein scheint, wirkt so, als ob sie die neue Sichtweise des BEWUSSTSEINS, die Sicht von sich selbst als begrenztem Fragment, perfekt bestätigte. Die Welt wird zu dem riesigen und potenziell gefährlichen Behältnis für dieses ‚BEWUSSTSEIN-als-ein-Fragment‘.

Ironischerweise ist es gerade deshalb, weil die Welt in Wirklichkeit eine Erscheinung im BEWUSSTSEIN und ein Ausdruck von BEWUSSTSEIN ist, so, dass diese Welt sehr genau den Vorstellungen entspricht, die BEWUSSTSEIN über sie hat.

Sieht BEWUSSTSEIN sich selbst als ein Fragment, als begrenzt, als gefangen und als Teil von Raum und Zeit, so wird die Welt als passendes Gegenstück zu dieser Vorstellung erscheinen.

Nachdem BEWUSSTSEIN sich selbst die eigenen Geburtsrechte, seinen ewigen, alles durchdringenden Status, abgesprochen hat, weist es genau diesen Status der Welt der Erscheinungen zu. Es überträgt seine eigene REALITÄT auf die Welt der Erscheinungen und übernimmt für sich selbst im Tausch dafür die flüchtige Fragilität dieser Welt.

Es verzichtet auf seine eigene REALITÄT als Grundlage und Natur jeglicher Erfahrung und projiziert diese stattdessen auf die eigene Schöpfung, auf die Welt der Erscheinungen.

BEWUSSTSEIN tauscht seine Natur mit der Welt der Erscheinungen. Es hat keine Alternative dazu.

Tatsächlich hört BEWUSSTSEIN nie auf, sich selbst zu erfahren. Eingebettet in jeder Erfahrung ist der Geschmack seiner eigenen Ewigkeit.

Allerdings muss es, nachdem es sich selbst als ein begrenztes und separates Wesen definiert hat, die eigene vertraute Erfahrung von PRÄSENZ, von SEIN, anderweitig zuordnen und überträgt sie daher auf die ‚Welt‘, auf ‚anderes‘.

So scheinen Raum und Zeit zur Grundlage und Substanz von REALITÄT zu werden, zum ‚sine qua non‘ unserer Erfahrung. BEWUSSTSEIN wiederum scheint die lückenhaften, begrenzten, veränderlichen Eigenschaften zu zeigen, die in Wirklichkeit zur Welt der Erscheinungen gehören.

BEWUSSTSEIN vergisst, dass es dies getan hat und dass es dies tut, und als Ergebnis scheint die Welt die Charakteristika von BEWUSSTSEIN zu erben. Die Welt scheint so zu werden wie BEWUSSTSEIN, solide, wirklich, permanent, substanziell.

Und dann scheint BEWUSSTSEIN seine eigenen, ihm innewohnenden Eigenschaften aufzugeben und stattdessen anzunehmen, dass diese zu Recht zur Welt der Erscheinungen gehören. So wird BEWUSSTSEIN scheinbar flüchtig, vergänglich, zerbrechlich und substanzlos.

Kurz gesagt, BEWUSSTSEIN erschafft sich eine Erscheinung, die mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmt.

Genau genommen werden die ‚Vorstellung-von-sich-selbst-als-begrenztes-Fragment‘ und die ‚Erscheinung-der-Welt-als-solide-und-getrennte-Einheit‘ als nahtloses, sich gegenseitig bestätigendes Ganzes gemeinsam erschaffen.

William Blake sagte dies mit den Worten, dass ein Mensch das sehe, was er selbst sei. Man könnte das auch so sagen: „So, wie BEWUSSTSEIN sich selbst sieht, so erscheint die Welt.“ Es ist eine fast wasserdichte Verschwörung, gefertigt aus der Freiheit und der Kreativität des BEWUSSTSEINS selbst.

BEWUSSTSEIN sieht sich selbst als ein Fragment und die gleiche Kraft, die es der Welt ermöglicht, übereinstimmend mit dieser Sicht zu erscheinen, ermöglicht wiederum, dass die Welt übereinstimmend mit einer neuen Sicht des BEWUSSTSEINS erscheint. Mit der Sicht, die entsteht, wenn BEWUSSTSEIN beginnt zu erwachen, die eigene REALITÄT zu sein, sich an sich selbst zu erinnern.

Dies ist die magische Natur der Welt: dass dieselbe Welt sowohl so gesehen werden kann, dass sie Ignoranz bestätigt, als auch so, dass sie Verstehen bestätigt. Im Grunde ist es die magische Natur des BEWUSSTSEINS, seine Kreativität, seine Allmacht, die dies ermöglicht!


Wir sind immer dieses offene, freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN, ob wir es wissen oder nicht. Und doch vergessen wir dies manchmal. Wir haben die Freiheit, zu vergessen.

Haben wir erst einmal vergessen, so haben wir keine Freiheit mehr, außer der Freiheit, uns wieder zu erinnern.

Auch wenn wir bereits dieses offene, freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN sind, so scheinen wir doch von Zeit zu Zeit begrenzt. Wir fühlen uns begrenzt. BEWUSSTSEIN erlebt sich als durch seine eigene Projektion eingeschränkt.

Es hat diese Einschränkung in seine eigene Unbegrenztheit projiziert und identifiziert sich dann mit dieser Beschränkung. Es vergisst seine wahre Natur. Es ‚verfällt‘ in Ignoranz.

Daraus entsteht für BEWUSSTSEIN das Gefühl, dass seine eigene, wahre Natur irgendwie merkwürdig, unbekannt und unvertraut sei. Dass es verloren sei und wiedergefunden werden müsse. Dass es vergessen worden sei und wieder erinnert werden müsse. Dass es woanders sei, andersartig und getrennt.

BEWUSSTSEIN erkennt nicht, dass es bereits genau das ist, was es sucht, dass es bereits es selbst ist.

Es sieht nicht klar, dass gerade das PURE WISSEN um alles, um das in einem Moment gewusst wird, das Wissen um sich selbst darstellt.

Aber egal, wie tief BEWUSSTSEIN sich mit einem selbst produzierten Fragment identifiziert, egal, wie tief die Ignoranz und die nachfolgenden Gedanken, Gefühle und Aktivitäten sind, die aus dieser Ignoranz entstehen, egal, wie erfolgreich BEWUSSTSEIN die eigene Natur vor sich selbst versteckt – seine Erinnerung an sich selbst ist immer tiefer als sein Vergessen.

Dies trifft immer zu. Schon wegen der Tatsache, dass BEWUSSTSEIN, bevor es etwas anderes zu werden scheint als es selbst, immer nur es selbst ist.

BEWUSSTSEIN ist die primäre Erfahrung in jeglicher Erfahrung, unabhängig vom speziellen Charakter der Erfahrung. Und daher kann die Suche nach sich selbst, der Wunsch, zu sich selbst zurückzukehren, in sich selbst zu ruhen, nie ausgelöscht werden.

Und es ist Ironie, dass aus dem gleichen Grund die Suche beständig unterminiert wird. Denn wenn verstanden wird, dass BEWUSSTSEIN immer sich selbst erfährt, wird gleichzeitig verstanden, dass es nichts gibt, wohin BEWUSSTSEIN gehen oder was es werden könnte.

Daher ist aus dem Blickwinkel der Ignoranz die Suche der erste Schritt, den BEWUSSTSEIN unternimmt, um zu sich selbst zurückzukehren. Aus dem Blickwinkel des Verstehens ist die Suche der erste Schritt, den BEWUSSTSEIN unternimmt, um sich von sich selbst zu entfernen. In beiden Fällen geht BEWUSSTSEIN nie irgendwo hin.


Auch wenn BEWUSSTSEIN sich mit einer Hülle von Vorstellungen, Zweifeln, Ängsten und Gefühlen verschleiert hat, so ist doch der Geschmack seiner eigenen, unbegrenzten, freien und furchtlosen Natur in jeder Erfahrung eingebettet und wird häufig in Form einer Nostalgie oder Sehnsucht erlebt.

Diese Sehnsucht wird oft fälschlich mit einem Ereignis oder einer Zeit in unserem Leben assoziiert. Meistens mit etwas aus der Kindheit, als die Dinge besser zu sein schienen, das Leben glücklicher erschien. Diese Sehnsucht bezieht sich aber nicht auf einen Zustand aus der Vergangenheit, sie bezieht sich auf den Frieden und die Freiheit des dahinter liegenden Bewusstseins, das in jeder aktuellen Erfahrung verborgen ist.

Was ‚damals‘ als ‚GLÜCK‘ gegenwärtig war, das war einfach die unverschleierte Präsenz genau jenes Bewusstseins, das diese Worte sieht und versteht.

BEWUSSTSEIN projiziert die aktuelle Erfahrung nach außen. Und dann verliert es sich in dieser Projektion, in Geist/Körper/Welt, die es selbst aus sich heraus nach außen projiziert hat, und identifiziert sich mit einem Teil davon. So, als würde es sich sagen: „Ich bin nicht mehr dieses offene, freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN. Sondern ich bin dieses begrenzte Fragment, das ich gerade in mir selbst erschaffen habe. Ich bin ein Körper.“

Dabei vergisst BEWUSSTSEIN sich selbst. Vergisst seine eigene, unbegrenzte Natur. Dieses Vergessen wird als ‚Ignoranz‘ bezeichnet. Es ist BEWUSSTSEIN, dass sich selbst ignoriert.

Als Konsequenz dieses SELBSTVERGESSENS entsteht Nostalgie und BEWUSSTSEIN sehnt sich danach, zu sich selbst zurückzukehren, frei zu sein. Zu diesem Zeitpunkt erkennt es nicht, dass es in jedem Moment dieser Reise schon immer nur es selbst ist.

Meditation ist lediglich die Befreiung dieser Projektion von der Bürde der Trennung. Sie ist das ‚Ent-spannen‘ dieser Selbstkontraktion, das Entflechten dieses Netzes der Verwirrung.

Anstatt seine Aufmerksamkeit auf das begrenzte Fragment zu beschränken, auf jenes separate Wesen, als dass es sich selbst erschaffen hat, erlaubt BEWUSSTSEIN seiner eigenen Aufmerksamkeit, zu sich selbst zurückzukehren, zu dem, was es wirklich ist. Es kehrt zu sich selbst zurück. Es erinnert sich an sich selbst.

Und anstatt die Welt aus sich heraus, nach außen zu projizieren, fordert BEWUSSTSEIN sie wieder ein, sieht sie wieder als Teil von sich.

Die Aktivität, sich mit einem Fragment zu identifizieren, und die Aktivität, die Welt nach außen zu projizieren, sind ein und dieselbe. Daher hört mit dem Ende der einen Aktivität auch die andere auf.

BEWUSSTSEIN ist daran gewöhnt, sich selbst als begrenztes Wesen zu sehen und, damit einhergehend, die Welt nach außen zu projizieren. Daher erscheint es anfänglich wie eine ‚Gegen-aktivität‘, sich an sich zu erinnern, zu sich zurückzukehren. Es erscheint wie etwas, was BEWUSSTSEIN tun müsste, um sich zu finden.

So, wie beim Öffnen der Hand das Entspannen der Selbstkontraktion anfänglich eine Aktivität zu sein scheint.

Aber jedes Mal, wenn BEWUSSTSEIN zu sich zurückkehrt, seine Fixierung auf ein separates Wesen loslässt, jedes Mal, wenn es sich ohne Wahl oder Präferenz dem ganzen Spektrum der gerade erscheinenden Erfahrung öffnet, untergräbt es, ohne das zu wissen, die Gewohnheit, sich selbst und die eigene REALITÄT zu meiden.

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