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Rauchen

Rauchen ist ein eigenständiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs und beschleunigte Alterung. Sicherlich erzählen wir damit keinem Leser etwas aufregend Neues. Was Sie aber vielleicht nicht wissen: Die Schuld liegt nicht beim viel gescholtenen Nikotin, sondern vor allem bei Radikalen und oxidativem Stress. Ursache sind aromatische Kohlenwasserstoffe, Acetaldehyd und Schwermetalle im Kondensat beziehungsweise im Rauch. Schon bei mittelstarkem Rauchen verschlechtert sich der antioxidative Status im Körper ganz erheblich. Je schlechter die Schutzmechanismen, desto größer die Krankheitsgefahr und die Sterblichkeitsrate. Bei Rauchern findet sich beispielsweise eine besonders deutliche Beziehung zwischen dem Gehalt an Vitamin C im Urin und Harnblasentumoren.

Raucher weisen auch schlechte Vitamin-E-Werte auf. Interessanterweise ist Vitamin E bei ihnen im Vergleich verschiedener Organe in erster Linie in der Lunge reduziert. Gleich eine ganze Reihe von Substanzen im Rauch verursachen direkt oxidativen Stress. Das Lungengewebe ist deshalb besonderen Belastungen ausgesetzt. Und erinnern wir uns: Vitamin E funktioniert als eine Art Selbstmordkommando. Beim Kontakt mit Radikalen wird es inaktiv, und sein Spiegel in den besonders betroffenen Zellen sinkt innerhalb von Minuten rapide ab. Eine „normale“ Ernährung reicht zur Vermeidung von Engpässen dabei nicht aus. Ganz abgesehen davon, dass eine durchschnittliche Ernährung ohnehin alles andere als eine optimale Versorgung mit Vitamin E gewährleistet.

Raucher sollten deshalb die elementaren Antioxidantien Vitamin C und E sowie Selen und die Aminosäure L-Cystein gezielt substituieren. Die Vielzahl der durch das Rauchen verursachten aggressiven Stoffwechselprozesse lässt sich nur durch ein breit angelegtes Schutzprogramm und auch dann nur bis zu einem gewissen Grad eindämmen. Eine entscheidende Rolle spielen darüber hinaus Vitamin A, Zink, Cystein, Pyridoxin (Vitamin B6) oder pflanzliche Polyphenole (z. B. in Grüntee, Granatapfel u. a.).

Die Unterstützung der Schutzsysteme wird mit jedem Lebensjahr wichtiger

Oxidativer Stress und dadurch verursachte Alterungsprozesse sind ein Problem der gesamten Lebensspanne – wie wir gesehen haben, sogar schon vor der Geburt. Da aber diese Vorgänge ihrerseits oxidativen Stress verstärken, kumulieren die Probleme mit zunehmendem Alter. Entsprechend lässt sich bei allen höheren Lebewesen inklusive des Menschen im Alter ein Anstieg oxidativer Veränderungen feststellen. Dazu zählen veränderte Fette, Kohlenhydrate und Proteine, DNA-Schäden sowie verschiedener „zellulärer Müll“ wie beispielsweise Lipofuscin (s. o.). Besonders für den Bereich der energieliefernden Mitochondrien lässt sich gut nachweisen, dass Schäden umso drastischer ausfallen, je älter wir werden. Oxidativer Stress raubt uns also besonders im Alter wichtige (Lebens-) Energie.

Radikalbildung und chronische Müdigkeit

Ständige Müdigkeit zählt zwar nicht zu den ernsten Krankheiten, bedeutet aber für die Betroffenen eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität. Neuere Studien deuten nun darauf hin, dass oxidativer Stress beim chronischen Müdigkeitssyndrom eine wesentliche Rolle spielt. Verschiedene Antioxidantien wurden bisher auf ihre Wirksamkeit bei chronisch müden Patienten getestet.

Zu den wirkungsvollsten Antioxidantien hinsichtlich des Allgemeinbefindens, der Vigilität und Aufmerksamkeit zählen:

● Glutathion

● N-Acetyl-Cystein (bzw. L-Cystein)

● Ginkgo

● Alpha-Liponsäure

● Proanthocyanidine (v. a. Pycnogenol® oder Traubenextrakte)

Diese neuen Befunde reduzieren indessen nicht den Stellenwert der Ernährung bei der Vorbeugung und Therapie chronischer Müdigkeit. Im Gegenteil: Ernährungsfehler wie Nahrung, die reich an Zucker oder ungünstigen Fetten ist, erhöhen den oxidativen Stress im Gesamtorganismus. Gleichzeitig werden dabei fast immer zu wenig Antioxidantien zugeführt. Bei häufiger Müdigkeit ist es deshalb sinnvoll, neben einer Ernährungsumstellung eine gezielte Substitution mit den genannten Schutzstoffen zu versuchen. Eine umfassende ärztliche Untersuchung sollte andere Ursachen zuvor kontrollieren wie beispielsweise Schilddrüsenunterfunktion, Depressionen, Eisen- und B12-Mangel, Testosteronmangel, Schlafstörungen, Infektionen.

Parallel zu den lokalen Schäden steigt im Alter die Häufigkeit von Krankheiten, die mit oxidativem Stress unmittelbar in Verbindung stehen. Beispiele sind Arteriosklerose, Krebs, Alzheimer, Parkinson oder Diabetes.

Diabetes. Bei Altersdiabetes ist oxidativer Stress nicht nur an der Entstehung beteiligt. Diabetiker sind auch in mehrfacher Hinsicht erhöhter Radikalbildung ausgesetzt, was die Alterung des Stoffwechsels und der Gefäße immer weiter verschlimmert. Am ernährungswissenschaftlichen Forschungsinstitut in Beltsville (USA) haben Wissenschaftler 2001 gezeigt, wie stark schon geringe Veränderungen der körpereigenen Radikalabwehr die Situation verbessern. In einer Studie gab man Diabetikern Zink (30 mg) und Chrom (400 micrg) als tägliche Nahrungsergänzung. Obwohl beide Spurenelemente nicht zu den klassischen Antioxidantien zählen und nur indirekt die körpereigene Radikalabwehr unterstützen, verminderte sich der oxidative Stress der Diabetiker dauerhaft um 14 bis 18 Prozent. Chrom kann darüber hinaus den Zuckerstoffwechsel optimieren und den Blutzucker reduzieren.

Cholesterin. Für das Altern mitverantwortlich, in jedem Fall aber ein Beteiligter bei Gefäßalterung und Alterskrankheiten wie Arteriosklerose, Schlaganfälle und Herzerkrankungen ist das als „schlechtes Cholesterin“ bekannte LDL. Nicht, wie man früher geglaubt hat, Cholesterin generell, sondern nur bestimmte Untergruppen erhöhen das Krankheits- und Alterungsrisiko. HDL-Cholesterin verringert sogar das Krankheitsrisiko. Hohe Blutwerte sind also wünschenswert. Den HDL-Spiegel ansteigen lassen körperliche Aktivität, Omega-3-Fettsäuren, Alkohol, Ölsäure, Haferkleie und besonders die hoch dosierte Zufuhr von Nikotinsäure (eine bestimmte Form von Vitamin B3). Durch oxidativen Stress und Radikale verändertes LDL hingegen wird zur Initialzündung für eine Reihe von Alternsprozessen im Bereich der Gefäße. Leider ist gerade LDL äußerst empfindlich gegenüber oxidativem Stress. Die im Blut kreisenden Cholesterinteilchen versuchen sich, so gut es geht, zu schützen, indem sie hohe Konzentrationen von Tocopherolen, Tocotrienolen und Coenzym Q10 einlagern (s. Kap. II.10).

Obwohl sich innerhalb des LDL-Cholesterins der Gehalt an Antioxidantien im Alter nur geringfügig verändert, verstärken sich die oxidativen Schäden aufgrund von Wechselwirkungen erheblich, schon bevor wir 50 geworden sind.

Besonders antioxidativ wirken im Blut Vitamin E (hier aber vor allem das Gamma-Tocopherol!) und Coenzym Q10, also genau die Schutzstoffe, die natürlicherweise das Cholesterin vor zerstörerischen Angriffen schützen. Allerdings müssen die Dosierungen ausreichend hoch sein. So konnte beispielsweise eine finnische Studie Ende der 90er-Jahre zeigen, dass die Einnahme von täglich 100 mg Q10 zu einer deutlichen Zunahme der Abfangleistung von LDL gegenüber den extrem gefährlichen Peroxyl-Radikalen führt.

„Wenn man alt ist, muss man mehr tun, als da man jung war.”

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE [deutscher Dichter und Naturwissenschaftler, 1749–1832]

Altersflecken – eine harmlose Erscheinung?

Manchmal lassen sich die Folgen schädlicher oxidativer Prozesse direkt beobachten. Zerstörte Proteine können in Verbindung mit oxidierten Fetten dunkle Pigmente bilden. Eines davon ist Lipofuscin, eine Art zellulärer Müll. Lipofuscin bildet sich in vielen Organen. Besonders stark entstehen entsprechende Ablagerungen in den dopaminergen Nervenzellen im Gehirn. Ein zunehmender Ausfall solcher Gehirnzellen ist zum Beispiel die Ursache für die Parkinson-Erkrankung.

Weniger dramatisch, aber umso sichtbarer sind lipofuscinhaltige Ablagerungen der Haut. Sie sind als Altersflecken gefürchtet, allerdings eher aus kosmetischen Gründen als aus gesundheitlicher Sorge. Diese Einschätzung stimmt nicht ganz.

Zunächst ist das Erscheinen von Altersflecken tatsächlich eine Frage der Veranlagung, ganz ähnlich wie graue Haare. Manche sind mehr davon betroffen und andere weniger. Wer vermehrt Altersflecken hat, muss also nicht in gleichem Maße insgesamt mehr gealtert sein. Vergleichstudien belegen das. Soweit die gute Nachricht.

Auf der anderen Seite sind Lipofuscinablagerungen kein zufälliger Begleiter des Alters, sondern unmittelbarer Ausdruck von bereits eingetretenen zerstörerischen Altersprozessen. In vielen Organen hat das auch direkte negative Konsequenzen. Ernsthaft gefürchtet war zu allen Zeiten die plötzliche Zunahme der Hautflecken („Friedhofsflecken”). Aus gutem Grund: Kurz vor dem Tod vor allem sehr alter Menschen kommt es häufig zu einem schnellen Zusammenbrechen der Radikalabwehr. Eine der Folgen ist eine plötzliche Zunahme der Altersflecken der Haut.

Doch wie gesagt: Das normale Auftreten von Altersflecken im Gesicht und auf dem Handrücken ist kein Grund zu akuter Sorge. Statt jedoch der Sache von außen mit abdeckenden Kosmetika auf den Leib zu rücken, sollte man lieber versuchen, das Problem von der Wurzel zu bekämpfen und die antioxidativen Systeme im Körper unterstützen. Gegen akute oxidative Prozesse, die zu starken Lipofuscinablagerungen führen, zeigten folgende Stoffe einen vorbeugenden Effekt:

● Vitamin A (10 000 bis 50 000 IE; bei Schwangeren nicht über 10 000 IE!)

● Zink (20 bis 50 mg)

● Thiamin / Vitamin B1 (10 bis 100 mg)

● Pantothensäure / Vitamin B5 (200 bis 1000 mg)

● Vitamin E (200 bis 400 mg; gesamtes Spektrum der Tocopherole und Tocotrienole)

● Hydergin® (Der in Hydergin enthaltene Wirkstoff ist ein sehr potentes Antioxidans, das der Lipofuscinbildung stark entgegenwirken kann. Die klassische Indikation einer Hydergin-Behandlung sind Hirnleistungs- und Durchblutungsstörungen. Leider sind interessante Forschungsansätze zu solchen und ähnlichen Einsatzgebieten von Hydergin® inzwischen erschwert, weil der abgelaufene Patentschutz groß angelegte und werbewirksame Studien aus Rentabilitätsgründen unmöglich macht.)

Lipofuscinablagerungen beseitigen!

In einigen Fällen führte die regelmäßige Einnahme der Wirkstoffe Centrophenoxin (s. u.) und Deanol nach einigen Monaten zum Verschwinden von Lipofuscinablagerungen und Altersflecken. Dosierungen bei Deanol lagen bei täglich 100 bis 300 mg. Deanol kommt natürlicherweise in einigen Nahrungsmitteln vor, insbesondere Sardellen. Die klassische Anwendung von Deanol als Medikament ist die Förderung der Denk- und Merkleistung sowie der Wortflüssigkeit bei Hirnleistungs- und Konzentrationsstörungen.

Warum oxidativer Stress im Lebensverlauf immer größer wird

Dass sich im Alter immer mehr Zellschäden anhäufen, hat viele Ursachen. Zwei Faktoren stehen jedenfalls im Mittelpunkt:

Die Zellen des Menschen sind im Alter mehr Radikalen ausgesetzt.

Der Organismus kann die zunehmenden oxidativen Belastungen nicht aus eigener Kraft ausgleichen.

Centrophenoxin zur Alternsprophylaxe

Innerhalb von Körperzellen entstehen im Altersverlauf bestimmte unerwünschte Querverbindungen an Membranen, die zu Funktionseinbußen führen. In der Fachsprache nennt man sie Cross-linkings. Verursacht werden sie vor allem durch die hochaggressiven Hydroxyl-Radikale. Die Substanz Centrophenoxin greift in diesen Mechanismus ein und kann bis zu einem gewissen Grad vor unerwünschten Cross-linkings schützen. Der intrazelluläre Stoffwechsel bleibt länger intakt.

Centrophenoxin wird weltweit als Medikament für die Behandlung von altersbedingten Hirnleistungsstörungen eingesetzt (Handelsnamen sind Helfergin®, Cerutil®, Lucidril® oder Mecloxate®; in Deutschland wurde der Vertrieb nach der letzten Gesundheitsreform vonseiten der Hersteller mangels Wirtschaftlichkeit eingestellt). Obwohl Centrophenoxin bei mehrmonatiger Anwendung Ablagerungen des Alterspigments Lipofuscin rückgängig machen kann, ist der therapeutische Erfolg bei bereits fortgeschrittenen Demenzformen gering. Anders ist die Situation bei rechtzeitiger Anwendung. Die frühzeitige Gabe von Centrophenoxin verhinderte in einigen Untersuchungen den Rückgang der kognitiven und körperlichen Leistungsfähigkeit im Alter. Bei Nagetieren führte die Daueranwendung zu einer Verlängerung der durchschnittlichen Lebensspanne.

Folgende Schutzmechanismen funktionieren im Alter weniger effektiv:

– Glutathion. In den meisten Organen fällt der Spiegel dieses Schutzstoffs im Laufe des Lebens um bis zu 30 Prozent ab – wahrscheinlich Folge der erhöhten zellulären Belastung durch Radikale. Bei speziellen Alterserscheinungen wie zum Beispiel dem Katarakt (= Grauer Star) finden sich die deutlichsten Defizite. Weitere Folgen erniedrigter Glutathion-Spiegel im Alter sind kognitive Störungen und Schädigung der roten Blutkörperchen. Auch das von Selen abhängige Glutathion-Peroxidase-System arbeitet nicht mehr so gut wie in der Jugend.

– Reparaturfähigkeit. Die Fähigkeit zur Schadensreparatur nimmt mit zunehmendem Alter ab. Zeichen sind vermehrt inaktive Abbauenzyme und ein deutlich erhöhter Anteil oxidierten Proteins in den Zellen. Die Vermeidung von oxidativem Stress und die zusätzliche Verstärkung der Schutzschilde durch zusätzliche Einnahme von Antioxidantien werden also spätestens ab einem mittleren Lebensalter immer wichtiger.

Warum ein optimaler Schutz zu teuer wäre

Wer sich bis hierher durch die Welt der Radikale gekämpft hat, kennt zumindest im Ansatz die wichtigsten biologischen und biochemischen Abläufe und ihre Bedeutung für Gesundheit und Alterung. Lassen Sie uns aber noch einmal zu einer grundsätzlichen Frage zurückkehren: Warum sind wir nicht einfach schon von Natur aus mit optimalen Abwehrmechanismen und noch mehr Antioxidantien ausgestattet? Dass das biologisch möglich ist, sieht man zum Beispiel bei Vögeln. Sie besitzen die gleichen Radikalfänger wie der Mensch. Doch Spiegel und Aktivität dieser Schutzstoffe sind bei ihnen ungleich höher. Dank ihrer verstärkten Radikalabwehr altern Vögel im Vergleich zum Menschen und anderen Säugern deutlich langsamer und sind bis ins höchste Alter leistungsfähig. Es gibt mindestens drei Gründe, warum die Natur uns den Gefallen einer noch aufwendigeren Radikalabwehr nicht getan hat:

1. Aufwand/Nutzen: Wie schon im ersten Teil des Buches besprochen, bedeutet jeder Stoffwechselvorgang zusätzlichen Aufwand für den Organismus. Und das geht immer von den Ressourcen ab, die eine Gattung in ihr wichtigstes Ziel investieren kann, nämlich in die Fortpflanzung. Solange eine Art so ausgestattet ist, dass die Gesundheit vor allem bis zur Fortpflanzung erhalten bleibt, ist das wichtigste Ziel erfüllt. „Unnötige“ Ausstattungen bergen für eine Gattung die Gefahr, zugunsten ökonomischer haushaltender Konkurrenten aussortiert zu werden beziehungsweise auszusterben. Arten, die wie Vögel oder Fledermäuse einen besonders wirksamen Radikalschutz haben, konnten nur überleben, weil sie eine ökologische Nische besetzen: die Luft. Der Vorteil des Fliegens war größer als der (Kosten-) Nachteil aufwendiger Abwehrmechanismen gegen Radikale und das Altern.

Unser antioxidatives System ist also im Sinn der Evolution ausreichend ausgelegt. Im Sinn der Evolution meint hier: Es ist gerade so effektiv, uns zumindest bis zum mittleren Erwachsenenalter einigermaßen gesund und fortpflanzungsfähig zu erhalten. Dass wir gerne einen besseren Schutz für uns als Individuum hätten, einen Schutz, der uns bis ins Alter leistungsfähig erhält und wenn möglich nebenbei Rauchen, Alkohol, Süßigkeiten und diverse Festtagsessen ungestraft erlaubt, ist eine ganz andere Geschichte. Für die Natur sind das keine besonders überzeugenden Argumente. Deshalb kann uns nur einer vor Radikalen und dem Altern schützen: wir selbst.

2. Alter und Anpassungsfähigkeit: Zu einem ökonomischen Umgang mit Ressourcen gehört auch eine variable Anpassung – so wie unser Immunsystem nicht ständig alle Abwehrfunktionen auf höchstem Niveau hält, sondern seine Anstrengungen erst bei entsprechender Bedrohung erhöht. Bei der Radikalabwehr verhält es sich ähnlich. Vergleichsuntersuchungen verschiedener Stadt- und Landbezirke in den USA ergaben, dass in Gegenden mit einer höheren Umweltbelastung durch Prooxidantien und krebsfördernden Stoffen die Radikalabwehr der Menschen nach oben reguliert war. Entsprechend lag die Krankheitshäufigkeit selbst in den stärker belasteten Gebieten nur wenig höher. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch verschiedene Laboruntersuchungen zum Beispiel mit unterschiedlichem Sauerstoffdruck.

Die Anpassungsfähigkeit gegenüber schädlicher Oxidation ist allerdings begrenzt. Zum einen braucht sie Zeit: Während erste Regulationen im Minutenbereich ablaufen, benötigt eine umfassende und abgestimmte Anpassung Wochen und Monate. Die heutige Mobilität der Menschen und die Vielfalt der Umwelteinflüsse im Zusammenspiel mit wechselnden und ungewohnten Belastungen überfordern deshalb häufig die dynamischen Fähigkeiten des Organismus. Das gilt übrigens auch für falsch betriebenen Gesundheitssport (s. Kap. II.11). Zum anderen nimmt die Anpassungsfähigkeit des Körpers mit zunehmendem Alter ab. Das gilt sowohl für die Schnelligkeit als auch das Ausmaß der Anpassung. Umso wichtiger wird deshalb eine gezielte Prophylaxe beziehungsweise die Substitution mit Antioxidantien.

3. Ernährung: Weil einige lebenswichtige Radikalfänger über die Nahrung aufgenommen werden müssen, können die generelle Radikalabwehr und jede Anpassung immer nur so gut funktionieren, wie Antioxidantien von außen zugeführt werden. In den vergangenen Jahren erkennt man auch immer stärker die Bedeutung pflanzlicher Polyphenole und anderer antioxidativ wirkender Verbindungen, wie sie in grünem Tee, roten Weintrauben und anderen Pflanzen enthalten sind. Die durchschnittliche Ernährung bietet allenfalls eine zufriedenstellende Grundausstattung, im Hinblick auf die degenerative Entwicklung im Lebenslauf aber niemals eine optimale Versorgung mit antioxidativen Schutzstoffen.

Die Liste der Risikofaktoren muss neu geschrieben werden

Wenn es um die Vermeidung von Gefäßerkrankungen, Krebs oder vorzeitiger Alterung geht, denken viele ausschließlich an die altbekannten Risikofaktoren wie Rauchen, Fett, hoher Cholesterinspiegel oder Übergewicht. Diese Hierarchie muss heute wohl korrigiert werden. Das jedenfalls zeigen biochemische und epidemiologische Daten der vergangenen Jahre.

Zellbiologen betonen schon lange die elementare Bedeutung von Antioxidantien für unsere Gesundheit und den Alternsprozess. Bisherige Vorstellungen, Vitamine und andere Antioxidantien hätten nur bei sichtbarer Mangelkrankheit einen gesundheitlichen Nutzen, sind ein nur schwer ausrottbares Relikt aus der Frühzeit der Vitaminentdeckungen. In vielen medizinischen Lehrbüchern sind sie leider noch verbreitet.

Seit Beginn der 90er-Jahre kann die Wissenschaft auch auf Studien an großen Bevölkerungsschichten zurückgreifen, so etwa auf das MONICA-Projekt der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Für die koronare Herzkrankheit bestätigte sich der Zusammenhang zwischen Vitamin-E-Spiegel und Sterblichkeit. Je höher der Vitamin-E-Status, desto besser waren der gesundheitliche Schutz und die Überlebensrate. Andere epidemiologische Studien an mehreren zehntausend Personen haben im Lauf des vergangenen Jahrzehnts gezeigt, dass generell der Plasmaspiegel der wichtigsten Antioxidantien negativ mit dem Risiko von Herz-Kreislauf-Krankheiten korreliert. Je mehr Antioxidantien im Körper sind, desto geringer das Krankheitsrisiko. Mehr noch: In der Mehrzahl der Studien entschied die Menge der separat oder mit der Nahrung aufgenommenen Antioxidantien stärker über Gesundheit und Krankheit als die klassischen Risikofaktoren. Ähnliche Zusammenhänge wurden auch bei der Krebsentstehung gefunden.

Heißt das nun, dass man sich getrost ungesund verhalten kann, solange man Antioxidantien und andere Vitalstoffe gezielt zuführt? Natürlich nicht! Extreme Gesundheitsrisiken wie zuckerreiche Überernährung oder Bewegungsmangel können durch keine noch so umfassende Einnahme von Schutzstoffen kompensiert werden. Fakt ist allerdings auch, dass beispielsweise mäßige Raucher mit hohem Spiegel an Antioxidantien ein geringeres Gesundheitsrisiko aufweisen als Nichtraucher mit geringem antioxidativem Schutz.

2 105,74 ₽
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9783954842841
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