Читать книгу: «Der Hauch der Ewigkeit», страница 3
Heilung ist immer eine spirituelle Angelegenheit. Die spirituelle Entwicklung ist der Zweck, der dann im eigenen Leben und in der Umwelt Ausdruck findet. Gesundheit bedeutet, sich in Harmonie mit der Welt zu befinden, zu erfahren, dass das Universum und all seine Geschöpfe aus einem „Urstoff” gemacht sind. Gesundheit bedeutet, hinauszuwachsen über das individuelle Bewusstsein, um die Schwingungen und Strömungen des Universums zu spüren. Diese universelle Wahrheit zeigt sich in allen Traditionen und zu allen Zeiten.
Sie hat zwar im Äußeren das Antlitz der Vielfalt und Mannigfaltigkeit, doch dies ist eher eine Bestätigung der Universalität der Wahrheit, die ihre unendliche Schöpferkraft in unbegrenzten Möglichkeiten und Welten entfaltet. Und doch widerspiegeln sie alle die Eine Wahrheit.
Für den Sufi ist es jedem Menschen möglich, wieder Anschluss an die Göttliche Ebene zu erlangen und heil, ganz zu werden. Jedes Wesen entsprechend ihrer/seiner Dimension. Wir Menschen sind komplexe Meisterwerke, Universen mit eigenen Gesetzen und Gesetzlichkeiten, einmalig in unserer Existenz. Der zur Heilung nötige Wiederanschluss wird bei den Sufis durch vielerlei Praktiken angestrebt: durch Gebete, durch Fasten, durch mystische Tänze, durch Musik, durch Körperarbeit, durch Atem und durch die Kraft der Göttlichen Namen, auf deren Bedeutung und Heilungsenergie in diesem Buch im Besonderen eingegangen wird.
„(Oh Menschen), Ihr werdet euch von einer Stufe zur anderen bewegen!“
(84:19)
Und immer ist der Alltag, unser Leben, unser Übungsterrain, der Ort unserer Transformation. Doch ohne Bezug zur Höchsten allumfassenden Wahrheit hat unser Leben keine Grundlage, keine Bedeutung, keinen Sinn und keinen Glanz. Wir sind dann wie Treibholz den Strömungen ausgesetzt, ohne zu wissen, wohin wir fließen und wer wir sind. Lass Liebe die Grundlage deines Lebens sein, gehe anders mit deiner Umgebung um, behalte eine liebevolle Einstellung gegenüber dem Leben und den Geschöpfen dieses Universums bei und alles wird zu dir zurückfließen. Denn was immer wir für andere tun, tun wir für uns, und alles, was wir für uns tun, tun wir für andere. Das ist das Gesetz der Einheit. Habe Vertrauen und Zuversicht.
Ein Beduine hatte drei Söhne. Als seine Zeit kam sandte er nach ihnen und sprach: „Meine Kinder, ich möchte euch meine 17 Kamele vermachen! Ich bestehe aber auf folgender Aufteilung: Du, mein Ältester, sollst die Hälfte bekommen, Du, mein Zweitgeborener, ein Drittel und Du, mein Jüngster, ein Neuntel. Der Vater starb und die Söhne zermarterten sich das Gehirn, wie sie diese Aufteilung bewerkstelligen sollten. Wie immer sie es drehten und wendeten, es passte nie. Sollten sie ein Kamel opfern und aufteilen, sollten sie einige Tiere verteilen? Da bemerkten sie einen alten Sufi, der mit seinem Kamel unter einer Palme rastete. Sie gingen hin und baten um Rat. „Nehmt mein Kamel dazu, dann habt ihr 18 Kamele!“ So geschah es auch. Der Älteste bekam die Hälfte, also 9 Kamele, der Mittlere ein Drittel, also 6 und der Jüngste ein Neuntel, also 2 Kamele. Als sie die Aufteilung beendet hatten, blieb ein Kamel über. Der alte Sufi schnappte sich sein Kamel und ging lächelnd seines Weges.
Das ist Liebe, Vertrauen und Freiheit oder Gelassenheit in Gott. Weisheit ist süß!
Wir werden im Folgenden von den Strukturen der Arabischen Formen sprechen und dass jeder Göttliche Name auf einem Klangcodex basiert, der in sich eine besondere Schwingung trägt. Diese besondere Schwingung wird zusammen mit der Bedeutung des jeweiligen Namens durch die Rezitation weitergegeben. Jeder Göttliche Name, jeder der 99 Göttlichen Liebesformen regt Harmonie an, wo Disharmonie besteht, bringt Heilung, wo Schmerz besteht, löst Vertrauen und Zuversicht aus, wo Verzweiflung und Abgrenzung bestand. Ob es sich um eine nervliche, mentale oder physische Krankheit handelt, die Wurzel ist immer Disharmonie.
In der Sufi Tradition wird der Körper selbst auch als Schwingung gesehen, als beseeltes Energiefeld. Dieses materialisierte Energiefeld kann zum Verständnis in Ton und Rhythmus aufgeteilt werden. Der TON ist unsere Lebensenergie, genannt qudra. Die qudra ist die individuelle Kapazität, Kraft und Fähigkeit, die jedem Menschen gegeben ist. Sie ist aber auch universell vorhanden und durchdringt den ganzen Kosmos und alle Lebewesen. Sie ist mit unserem Atem, dem absoluten Ausdruck des Lebens, verbunden und wird durch ihn angeregt und unterstützt. Der RHYTHMUS ist unser Pulsschlag. Er fließt durch unseren Körper mit der Blutzirkulation. Das „Lied“, das sich aus Ton und Rhythmus bildet, formt sich im Herzen. Es wird durch zwei Aspekte gefärbt: intern durch unsere Gedanken und Gefühle und im weiteren extern durch unsere Handlungen.
Das Zentrum, wo sich Atem und Pulsschlag vereinen, ist im Herzen gelegen. Dort werden die Gedanken und die Taten aufeinander eingestimmt, durch die Gefühle gefärbt und in unsere innere und äußere Welt getragen. Wir sind natürlich fähig, unsere Gedanken und unsere Taten mit unserem Herzen zu verbinden, obwohl das Herz anderen Gesetzlichkeiten als der Verstand folgt. Es ist direkt, frei und kompromisslos gegenüber den Bedenken des Ichs. Daher vermeidet das Ich oft, das Herz um Rat zu fragen, denn die Antwort ist für das Ich meist unbequem. In gewisser Weise fragt der Verstand immer: „Wie kann ich mehr bekommen?“ und das Herz: „Wie kann ich mehr geben!“ Doch eine Lösung zu finden, die auch das Herz erfreut, ist die Basis des Sufi Weges.
Wir sind also in zwei Bewegungen eingebettet: im Atem und im Herzschlag. Beide Bewegungen stehen im normalen ruhigen Zustand im Verhältnis 1:4 zueinander. Bei 15 bis 20 Atemzügen pro Minute erfolgen 60 bis 80 Herzschläge. „Eins“ ist die grundlegende Einheit und „vier“ die vielfältige Natur, symbolisiert durch kalt–heiß–nass–trocken. Die einende Erkenntnis ist mit dem Verstand verbunden, die Weisheit ist in der Natur zu finden, in unserer Natur und in der uns umgebenden Natur. Die Natur ist die natürliche Gefährtin des Glaubens. Sie lehrt den Verstand die Demut: „Du hast weder den Baum noch das Wasser erfunden, weder das Licht noch das Auge!“ Aus dem Erkennen der eigenen Grenzen kann sich der Verstand für die Notwendigkeit des Glaubens öffnen und die höheren Sphären zulassen. Die Einbettung bekommt ihre Gestalt.
Der Atem ist mit den Gedanken und zugleich auch mit den Gefühlen verbunden. Sie sind zwei Seiten einer Münze. Der Atem ist die körperliche Seite des Denkens und das Denken die psychische Seite des Atems, die Gefühle sind das Verbindungsglied. Jede Veränderung auf der geistig–gedanklichen Ebene, also auf der Bewusstseinsebene, hat sofort eine Auswirkung auf den Atem. Wenn wir z. B. unseren Atem beobachten, wird er spürbar tiefer und unsere Gedanken langsamer und stiller. Wenn wir gefühlsmäßig aufgewühlt sind, hat dies wiederum Einfluss auf den Atem.
Das Zusammenwirken von Körper, Denken und Gefühl ist zur Erlangung des innewohnenden Schatzes von kostbarster Wichtigkeit.
Die mentale Ebene ist sensibler als die Körperebene. Das bedeutet, dass meine geistige Haltung einen wesentlichen Einfluss auf meinen Körper ausübt.
Seinen Ton, seine Lebensenergie, seine Mitte zu stärken ist wertvoll, um gesund zu sein bzw. zu werden. Durch eine Krankheit kommt man aus dem gewohnten Rhythmus. Seinen Rhythmus nach einer Krankheit wieder zu finden ist wesentlich, sonst bleiben die Zeichen der Krankheit. Erst wenn der Mensch seinen Rhythmus gefunden hat, ist das Wesen der Krankheit, der Boden, der für die Krankheit zur Verfügung stand, entfernt. Mit anderen Worten: ist auch die Wurzel der Krankheit und nicht nur die Pflanze entfernt, oder wie HeilerInnen sagen würden, ist auch der Geist der Krankheit entfernt worden, ist der Mensch wirklich befreit und nicht mehr anfällig. Jeder Mensch hat seinen eigenen Rhythmus, wichtig ist, dass man seinen findet, ihn respektiert und achtet. Um den Rhythmus wieder in die Ganzheit einzubetten, sind adäquate Ernährung, Balance zwischen Ruhen und Tätigkeit, Befolgung eines Tagesrhythmus und auch eines Jahreszeitenrhythmus erforderlich. Durch die bewusste Atmung, eine bejahende Geisteshaltung sowie Meditation bzw. Gebet finde ich meine Ganzheit wieder.
Der Übergang zu einem neuen Rhythmus bringt kurzfristig Stress, Unruhen und Krisen mit sich und muss achtsam angegangen werden. Die Aufgabe von HeilerInnen ist es, hier zu unterstützen, zu motivieren und zu begleiten.
Jedes Atom ist lebendig, ob man es Strahl, Spur, Elektron, Mikrobe, Keim oder Bakterie nennt. Die traditionellen HeilerInnen nannten sie Wesen, Geister und Lebewesen. Sie sahen also nicht nur die äußere Form sondern auch ihren Geist. Sie bemühten sich nicht nur darum, die äußere Bakterie oder Mikrobe zu entfernen, sondern auch deren Geist. Das ist heil werden, das ist frei werden.
Denke an den Tod und lebe bewusst!
Lebe in Liebe und tue deine Arbeit!
Meistere deine Worte und lass jedes aus deinem Herzen kommen!
(Saad)
Eine weitere Energie, die durch das Zusammenspiel von Gedanken, Körper und Gefühl entsteht, ist der Magnetismus. Der Magnetismus ist mit dem Immunsystem verbunden. Das Immunsystem ist der Ort, der die Nahtstelle zwischen Körper und Seele formt. Der Magnetismus ist die Energie, die Seele und Körper zusammenhält.
Um das Immunsystem zu stärken und die Abwehrkräfte zu steigern, muss man auf eine gesunde Darmflora achten, denn der größte Teil der Immunabwehr spielt sich im Darm ab. Das Immunsystem ist ein Abwehrsystem und „abwehren“ heißt, nicht hereinlassen. Der Gegenpol der Abwehr ist Liebe. Liebe ist ein Akt des Hereinlassens. Jede Abwehr, jede Abgrenzung, jede Isolierung festigt unser Ego und hindert uns am Weg zur Vollkommenheit. Das Ego stellt alle Antriebe, die klügsten, anständigsten und frommsten Behauptungen in den Dienst der Abgrenzung. Doch der Weg der Liebe sagt: „Alles was ist, ist gut!“
Gewiss ist Abwehr wichtig, denn sie bringt uns in unserer dualen Welt dazu, Reibungen und Widerstände, wir nennen sie üblicherweise Schwierigkeiten und Probleme, zu erleben, damit wir durch Erkenntnis weiterkommen. Schwierigkeiten haben ihre Berechtigung, sie werden gebraucht, genauso wie Krankheit Anrecht hat, zu sein, bis wir sie in Heilung verwandeln. Sie alle sind Hilfsmittel auf dem Weg der Liebe, auf dem Weg der Reife und Freiheit. Alles auf dieser Welt strebt nach Reife und Freiheit. Alle Herausforderungen und Gegebenheiten anzunehmen, die mir die Göttliche Liebe in meinem Leben zuträgt, heißt EINS werden. Dafür muss ich Raum in meinem Geist und Herzen machen und gut vom Einen Geber denken. Platz machen für Vertrauen. „Vertrauen ist gefährlich und lebensbedrohend!“ ruft der Verstand. „Aber es ist unabdingbar!“ antwortet das Herz. Vertrauen in die weise Gnade in die unendliche liebevolle Hand, auch hinter der bittersten Medizin.
Auf der Ebene der Krankheit geht es weniger darum, den Erreger zu zerstören, als vielmehr, das Immunsystem so zu stärken, dass es mit jedem Erreger fertig werden kann. Daran ist die Ganzheit des Menschen beteiligt, also körperlich, emotional, geistig, spirituell und ethisch.
Ein Körper, der in Disharmonie geraten ist, ist empfänglich für disharmonischen Einfluss, für disharmonische Atome. Er zieht sie unbewusst an und nimmt daran teil, und zwar nicht nur der Körper sondern auch der Verstand. Denn jede körperliche Krankheit steht in irgendeiner Weise mit einer mentalen Krankheit in Verbindung. Jedes Element zieht ein ähnliches Element an, so zieht Disharmonie ihrerseits Disharmonie an und Harmonie wiederum Harmonie.
DIE WISSENSCHAFT DER BUCHSTABEN
Im Arabischen Alphabet hat jeder Buchstabe einen Zahlenwert. Ibn Al–‘Arabi erwähnt in seinem Buch „al–futuḥāt al–makkiyya“ die esoterische Bedeutung der 28 Buchstaben des Arabischen Alphabets. Er vergleicht das Weltall mit einem Buch, in dem jeder der Buchstaben eine Göttliche Idee darstellt und zugleich eine Zahl repräsentiert. Ibn Al–‘Arabi stellt auch eine Verbindung her zwischen dem Universum, dem Makrokosmos, al–kawn al–kabīr, und dem Menschen, dem Mikrokosmos, al–kawn aṣ–ṣaġīr, in dem jeder der 28 Arabischen Buchstaben einem bestimmten Teil des Organismus entspricht. Diese Entsprechungen ermöglichen es, die geheime Wissenschaft von den in den Buchstaben verborgenen Kräften therapeutisch anzuwenden. Die Wissenschaft von den Buchstaben führt in drei Daseinsebenen oder Welten: Im höchsten Sinne führt die geheime Wissenschaft von den Buchstaben zur Erkenntnis der Ur–Prinzipien, im mittleren Sinne führt sie in das Wissen vom Entstehen der wahrnehmbaren Welt, und im unteren Sinne führt sie zur Kenntnis der Eigenschaften der aus Buchstaben gebildeten Wörter und Namen, sowie der Zahlen. Denn in den Buchstaben eines Namens verrät sich die Natur eines geschaffenen Wesens.
Dem Menschen wurde das Wissen um die Namen geschenkt:
„Und Er lehrte Adam die Namen aller Dinge.“
(2:31)
In jedem Buchstaben pulsiert eine individuelle Kraft, die ihn befähigt, an der Formung der Materie teilzunehmen. Die Vereinigung bestimmter Buchstaben trägt in sich eine individuelle Offenbarung, durch die der menschliche Organismus beeinflusst werden kann, denn jedes Organ hat eine besondere Grundschwingung, eine Farbtönung, die derjenigen eines bestimmten Buchstaben entspricht.
Zusätzlich wird jeder Arabische Buchstabe mit einem Element verbunden. Die Reihenfolge folgt der inneren, esoterischen Anordnung der Buchstaben, die sich von der äußeren Reihenfolge des Arabischen Alphabets unterscheidet. Es beginnt mit dem Buchstaben Alif, der mit dem Element Feuer verbunden wird; der zweite Buchstabe Bā‘ mit dem Element Luft (siehe Tabelle auf S. 40 ff). Wenn also ein Wort aus einer spezifischen Kombination von Buchstaben zusammengestellt ist, so schwingen automatisch gewisse Elemente mit, die einen weiteren Einblick in die Wirkung dieses Wortes geben.
Nach jedem Göttlichen Namen stehen drei verschiedene Zahlen, die sich folgendermaßen ergeben: Nehmen wir den Göttlichen Namen Ar–Raḥmān, der aus den Konsonanten R–Ḥ–M–N besteht, diese Konsonanten werden jeweils mit den Zahlen R=200, Ḥ=8, M=40, N=50 verbunden und ergeben die Summe 298. Für Heilungen auf der körperlichen Ebene würde diese Anzahl der Repetitionen verwendet. Die zweite Ebene entsteht, indem man die Zahl 298 mit der Anzahl der Konsonanten, aus dem das jeweilige Wort besteht, in unserem Fall 4, multipliziert, also 4 x 298, dies ergibt die Summe 1.192. Diese Ebene bzw. diese Anzahl der Repetitionen wird vor allem verwendet, wenn man es mit einem Menschen zu tun hat, dessen Wiedereinbettung in das „Wir“, in die Menschheitsfamilie wesentlich wäre. Die dritte Ebene hilft vor allem, wenn die Einbettung und die Verbundenheit mit der Göttlichen Ebene nicht mehr bewusst zu sein scheint. Hier ergibt sich die Summe durch das Multiplizieren der Grundzahl, in unserem Fall 298, mit sich selbst: 298 x 298 = 88.804. Mit jeder Ebene weitet sich der Mensch aus und befreit sein Bewusstsein aus der Abtrennung.
Das Rezitieren der Göttlichen Namen beeinflusst den Menschen und unterstützt sie/ihn auf dem Weg zur individuellen Vollkommenheit. Das geschieht durch die Bedeutung des jeweiligen Göttlichen Namens, durch die Form bzw. den Klangschlüssel, in welche/n der Name eingebettet ist, durch die Buchstaben und deren Kraft, die jeweils mit einem Körperteil bzw. Organ verbunden ist und durch den Zahlenwert, der durch die Buchstabenzusammensetzung entsteht und daher die nützlichste Anzahl von Wiederholungen vorgibt.
Jeder Göttliche Name ist erfüllt von Göttlichen Schwingungen. Diese umgeben und widerspiegeln sich in Allem, was uns umgibt. Sie beschützen uns und durchdringen unseren Körper und unser ganzes inneres Sein. Jede Silbe eines Göttlichen Namens enthält Schwingungen, die die Atmosphäre verwandeln. Das Besinnen auf den Göttlichen Namen schenkt unmittelbar Frieden und Glück und wendet uns vom Weltlichen zum Göttlichen.
Beim Wiederholen eines Göttlichen Namens soll man sich nicht anstrengen oder versuchen, irgendetwas Bestimmtes zu erreichen. Man soll versuchen, aufrichtig zu sein, Liebe zu Gott zu empfinden und das Herz für diese Öffnung zur Verfügung zu stellen. Darauf folgt die Kraft unmittelbar – ob man das wahrnimmt oder nicht.
Obwohl die Göttlichen Namen stark und machtvoll sind, spüren wir vielleicht nicht gleich ihre Wirkung, doch es werden sich Ergebnisse einstellen. Durch ihre Rezitation, durch ihr Singen oder inneres Wiederholen kann man Dinge verändern. Es gibt keine festgelegte und begrenzte Zeit, man kann sich den ganzen Tag von ihnen begleiten lassen, sie den ganzen Tag ins Herz fließen lassen. Dann beginnt das Herz zu schwingen und du spürst, wie allmählich dein Herz das Singen deiner Zunge übernimmt und dann deine Seele den lang ersehnten Klang wiederholt. Pflege das Besinnen auf das Göttliche, wann immer es dir möglich ist. Du kannst dies während jeder Tätigkeit machen. Es geht aber leichter bei einer körperlichen Tätigkeit ohne geistige Arbeit. Es ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen, dass regelmäßige Meditation effektiv und nachweislich die mentale, emotionale und physische Gesundheit auf vielerlei Weise unterstützen kann und dass sie tiefgreifende und inspirierende Vorzüge im Alltag hervorruft.
Die in diesem Buch angegebenen Vorschläge für die Wiederholung der Göttlichen Namen in spezieller Anzahl und zu gewissen Zeiten beruhen auf Wissen, das von mehreren Lehrern weitergegeben wurde: Šayh Sidi Muhammad Al–Ğamal Al–Rifā‘ī, Šayh ‘Abd Al–Maqṣud Muḥammad Sālim, Šayh Tosun Bayrak Al–Jerrahi Al–Halveti.
Diese Angaben, alle Erklärungen und Unterstützungen, die hier erwähnt werden, dienen als Hilfe bei der Entdeckung des Juwels, des wahren Seins, jenes ewigen Seins, das in uns allen ruht und an das sich alle Propheten gewandt haben. Der Weg dorthin, Schicht für Schicht die Schleier der Isolation ablegend auf der Suche nach dem Absoluten, dem Urgrund aller Existenzen, nach Allāh. Seine Nähe suchend, Seine Hilfe erbittend, Seine Liebe spürend. Eine Suche mit dem Auge des Herzens und dem Licht des Verstandes, Würde und Freude verbindend, Diesseits und Jenseits paarend, Sichtbar und Unsichtbar vereinend.
DIE 28 BUCHSTABEN DES ARABISCHEN ALPHABETS UND DEREN TRANSLITERARISCHE ENTSPRECHUNG, NUMEROLOGIE UND ELEMENTE
DIE FORMEN DER ARABISCHEN SPRÄCHE, IHRE BEDEUTUNG UND WIRKUNG
Eines Tages war ein Sufimeister bei einem Freund zu Besuch. Zur gleichen Zeit war auch ein befreundeter Kaufmann anwesend. Die Tochter des Gastgebers war eine junge schwächliche Frau. Als man gemeinsam beim Abendmahl saß, stürzte plötzlich das Kindermädchen ganz aufgelöst herein: „Der jungen Frau geht es gar nicht gut, sie ist in Ohnmacht gefallen und liegt jetzt fiebernd im Bett!“ Der Sufimeister begann sofort Heilungsgebete zu rezitieren. Der Kaufmann aber schüttelte verächtlich den Kopf. „Welch volkstümlicher Aberglaube, zu glauben, dass man mit Worten Einfluss nehmen kann auf den Gesundheitszustand eines Menschen!“ Der Sufimeister sprang wütend auf und sprach: „Wie kann ein so einfältiger, aufgeblähter, ignoranter Dummkopf wie Sie über etwas urteilen, von dem er keine Ahnung hat! Ein Esel bleibt ein Esel, auch wenn er Ladungen von Büchern auf seinem Rücken trägt!“ Bei diesen Worten sprang der Kaufmann auf, sein Gesicht verfärbte sich tiefrot, sein ganzer Körper zitterte und er schnappte mit offenem Mund nach Luft. Er rang nach Worten, doch er konnte sich einfach nicht beherrschen. Ganz mild wurde der Blick des Meisters und mit sanfter ruhiger Stimme sprach er: „Bitte verzeih, hochgeschätzter Bruder, meine Worte sollten in keinster Weise Ihre Ehre oder Ihr Ansehen kränken. Ich wollte nur aufzeigen, welche Macht in gewöhnlichen Worten liegt, wie sie uns beeinflussen und unsere Zustände verändern können. Wenn diese Kraft in gewöhnlichen Worten ruht, welche Kraft besteht erst in heiligen Worten und Formeln!
Die Göttlichen Namen sind in ihrem Klang und ihrer Bedeutung in der arabisch grammatikalischen Struktur eingebettet. Es gibt im Arabischen verschiedene Formen, in die jeweils die Grundwurzel, die zumeist aus drei Komponenten (Konsonanten) besteht, hineinfließt. Jede dieser Formen trägt eine Grundqualität und eine Resonanz in sich, die durch ihren Klanglaut sowohl auf der körperlichen, geistig–psychologischen wie spirituellen Ebene ihren Einfluss verströmt. Alle Worte einer bestimmten Form haben also eine gemeinsame spezifische Grundbedeutung, einen gemeinsamen Klangschlüssel.
Worte der arabischen Sprache, also auch die Göttlichen Namen, wachsen aus einer Wurzel, die meist aus drei, selten aus vier „Wassertropfen“ (Konsonanten) bestehen. Diese „Tropfen“ werden in verschiedene Formen gegossen, aus denen dann die vielfältigsten Worte, Begriffe und Bedeutungen entstehen. Die vorgegebenen Formen tragen aktive oder passive, manche sowohl passive als auch aktive Qualitäten in sich, andere Namen tragen Steigerungsqualitäten in sich, und jene Namen mit dem Präfix „mu“ zeigen die Instrumentalisierung auf. Der Klang eines Göttlichen Namens trägt nicht seine Bedeutung, doch die Form, die ein Göttlicher Name annimmt, gibt uns Einblick in den Wirkungsbereich.
Alle Göttlichen Namen tragen somit eine aktive Qualität in sich. Wenn die Göttlichen Namen wiederholt werden, so ist es wichtig, ihre Bedeutung zu wissen. Zu sagen, ich verlasse mich auf die Schwingungen oder die Form eines Göttlichen Namens und schließe aus dem akustischen Klang eines Namens auf seine Bedeutung, ist nicht möglich. Denn dieselben Formen werden in der gesamten Arabischen Sprache verwendet und wenn die Form bzw. der Klanglaut allein ausschlaggebend wäre, dann könnte man ja beliebige Worte wählen, in der Hoffnung, durch sie etwas Positives bzw. Negatives zu bewirken.
In der nachstehenden Liste (siehe Seite 44 ff) werden die Göttlichen Namen nach ihren gemeinsamen Formen aufgelistet, um die Grundbedeutung einer Form, auch Stamm genannt, näherzubringen. Jeder Stamm des Arabischen Verbes, und es gibt deren fünfzehn im Arabischen, von denen aber nur zehn mehr oder weniger verwendet werden, wird durch lange Vokale, Konsonantenverdoppelungen, Präfixe, Einfügungen oder aus Kombinationen der oben erwähnten Aspekte geformt. Jede Erweiterung der Grundform bringt bedeutungsmäßige Veränderungen mit sich. So hat jede Form, jeder Stamm einen anderen Bereich, in dem sich seine Wirkung ausbreitet. Der Klangkodex beinhaltet in sich eine spezielle Wirkung. Es ist, als ob sich das Licht eines Göttlichen Namens durch seine besondere Form und seinen ausgewählten Klang gebündelter auf einen Bereich des Daseins konzentriert.
Die Aufreihung der verschiedenen Formen und der Klangschlüssel soll die Verwendung der Göttlichen Namen erleichtern. Ein tieferes Verständnis für das innewohnende Potenzial der Göttlichen Namen zu bekommen, hilft uns, ihre Heilkraft zu erfassen und durch ihre Rezitation Ausgewogenheit, Weisheit, Heilung und Ganz–Werdung in alle Bereiche unseres Lebens zu bringen. Die Göttlichen Namen dienen dazu, unser psychologisches und spirituelles Potenzial zu erkennen, und unterstützen uns, zu dem zu werden, was wir wahrlich sind. Sie sind Orte der Transformation und ihr Ziel ist, die Verbindung zwischen dem Menschen und Gott herzustellen. Ihr Ziel ist Glückseligkeit, denn Glück ist Allāh.
Manche der Arabischen Buchstaben sind für viele nicht einfach auszusprechen. Doch es ist bei der Verwendung der Göttlichen Namen wesentlicher, ihre Bedeutung zu kennen und sich an ihren Klangkodex bzw. ihre Form zu halten, als die einzelnen Buchstaben ganz korrekt auszusprechen. Ist es also schwierig, den stimmlosen gutturalen Verschlusslaut „q“, der im Göttlichen Namen Quddūs enthalten ist, auszusprechen, so kann man sich mit dem „g“ wie in Gaumen zufrieden geben.
I. FĀ ‘IL: „Der Aktive, ausschließlich Tuende“
Die Form bzw. der Klang „fā ‘il“ ist DIE aktive Form und trägt in sich die Bedeutung „des aktiven, ausschließlich Tuenden“. Sie prägt sich in das Herz mit der Klarheit einer vertikalen Lichtsäule, die sich durch das lange „ā“, also durch das Alif „ أ “ zeigt. Der jeweilige Göttliche Name dringt mit dieser Form ein und aktiviert die Sammlung auf der geistigen, emotionalen und auf der Wahrnehmungsebene.
19 der Göttlichen Namen gestalten sich aus dieser Form, drei weitere Göttliche Namen können hier hinzugefügt werden, obwohl der letzte Vokal lang gesprochen wird, da sie auf grammatikalischer Ebene Sonderformen bilden.
Der zusammengesetzte Göttliche Name Māliku–l–Mulk entspricht in seinem ersten Teil „Mālik“ form– und klangweise dieser Kategorie von Namen. Durch die Hinzufügung des zweiten Namen „Mulk“ wird die Absolutheit und allumfassende Qualität dieses Göttlichen Namens unterstrichen.
Al–Hāliq | Al–Hāfiḍ |
Al–Bāri´ | Ar–Rāfi‘ |
Al–Qābiḍ | Al–Wāsi‘ |
Al–Bāsiṭ | Al–Bā‘it |
Al–Wāğid | Al–Māni‘ |
Al–Māğid | An–Nāfi‘ |
Al–Wāḥid | Al–Wārit |
Al–Qādir | Al–Wālī |
Al–´Āhir | Al–Hādī |
Adh–Dhāhir | Al–Bāqī |
Al–Bāṭin | |
Al–Ğāmi‘ | Māliku–l–Mulk |
II. FA‘ĪL: „Durchdringung allen Seins ohne Unterschied“
Wenn ein Göttlicher Name in dieser Form bzw. mit diesem Klang erscheint, so trägt er vor allem bzw. vordergründig die Qualität der Durchdringung in sich. Die Durchdringung allen Seins, sowohl auf der individuellen, wie auch auf der kollektiven Ebene ohne Unterscheidung. Er dringt mit der in ihm schwingenden Qualität in alle Wesen ein. Das Herz wird hin und her bewegt, bis es seine Ausgewogenheit zwischen der sichtbaren und der verborgenen Welt findet und somit seinen tiefen Frieden. 27 der Göttlichen Namen gestalten sich aus dieser Form.
Ar–Raḥīm | Al–‘Alīy |
Al–‘Azīz | |
Al–‘Alīm | Al–Kabīr |
As–Samī‘ | |
Al–Baṣīr | Al–Ḥafīdh |
Al–Laṭīf | Al–Ḥasīb |
Al–Habīr | Al–Ğalīl |
Al–Ḥalīm | Al–Karīm |
Al–‘Adhīm | Ar–Raqīb |
Al–Ḥakīm | Al–Walīy |
Al–Mağīd | Al–Ḥamīd |
Aš–Šahīd | Al–Ġanīy |
Al–Wakīl | Al–Badī‘ |
Al–Qawīy | Ar–Rašīd |
Al–Matīn |
III. FA‘ŪL: „Berührung der tiefsten Tiefen”
Die Göttlichen Namen, die in dieser Form bzw. diesem Klang „fa‘ūl“ erscheinen, tragen vor allem die Qualität des tiefen Eindringens in eine Sache in sich. Jeder Schmerz, jedes Leid – und wenn sie noch so tief im Herzen liegen – können hiermit erreicht werden. Es ist der liebevolle, heilige, tiefeindringende Finger, der Heilung in sich trägt. Die tiefsten Wunden, sogar jene, die wir selbst in unseren entblößten Momenten kaum ansehen können, werden mit diesem Klangschlüssel und der Bedeutung des jeweiligen Namens umspült und gereinigt. Dies ist die intensive Form von fā‘il. Fünf der Göttlichen Namen gestalten sich aus dieser Form.
Der Göttliche Namen As–Salām mit der Form „fa‘āl“ bildet eine Variante der oben erwähnten Form. Mit dem „ā“ an Stelle des „ū“, also mit dem zusätzlich öffnenden Klangschlüssel, dringt dieser Name tief in das Herz und hat zusätzlich einen erhebenden, allverbindenden Effekt.
Al–Ġafūr | Al–‘Afūw |
Aš–Šakūr | |
Al–Wadūd | As–Salām |
Ar–Ra`ūf | |
Aṣ–Ṣabūr |
VI. FA‘‘ĀL und FA‘‘ŪL: „Die ewig sich wiederholende Kontinuität“
Die Formen bzw. Klänge „fa‘‘āl“ und „fa‘‘ūl“ tragen die Bedeutung von „ewig“ und „immer“ in sich. Hier schwingt das stetige Immerwährende, das fließende, ewig Wiederholende, ohne Unterbrechung, ohne Pause, wie der Schlag des Herzens mit. Diese Formen tragen in sich den Klang der Kontinuität, ohne Anfang und ohne Ende.
Die Verdoppelung des mittleren Konsonanten zeigt eine Intensität auf, die wie ein Stempel auf das Herz wirkt, bis das Herz in diesem Aufdruck verschmilzt. Sieben der Göttlichen Namen gestalten sich aus dieser Form.
Die Verdoppelung, auch mit den Varianten von „fa‘‘ūl“ und „fu‘‘ūl“ schwingen in derselben Beschaffenheit, wobei hier zusätzlich der Aspekt der allumfassenden Tiefe und Ewigkeit hinzukommt. Die tiefsten Schichten des Herzens werden erfasst.
Der Göttliche Name Al–´Awwal wird auch hier erwähnt, kann aber in der Bedeutung seines Klangschlüssels nur in Verbindung mit seinem Gegenpol Al–´Āhir ganz erfasst werden. Beide gemeinsam formen den Kreis der unendlichen Kontinuität.
Al–Ğabbār | Al–Qayyūm |
Al–Ġaffār | Al–Quddūs |
Al–Qahhār | |
Al–Wahhāb | Al–´Awwal |
Ar–Razzāq | |
Al–Fattāḥ | |
At–Tawwāb |
V. FA‘L: „Die innewohnende allanwesende essentielle Qualität des Daseins“
In der Form bzw. dem Klang „fa‘l“ schwingt die Bedeutung und die Wirkung eines permanent existierenden Merkmals. Eine Qualität, ob sichtbar oder unsichtbar, die frei von der jeweiligen Manifestation existiert. Es ist eine innewohnende essentielle Qualität des Daseins, die mit diesem Klang Ausdruck bekommt, ein permanentes Sein. Obwohl nicht offensichtlich, sind Göttliche Namen mit dieser Form allanwesend und gehören zu den Grundeigenschaften hinter aller Existenz. Dieser Klangkodex lässt eine ekstatische Nüchternheit im Herzen aufkommen, die auch in den schwersten Stürmen des Lebens Standhaftigkeit vermittelt. Vier der Göttlichen Namen gestalten sich aus dieser Form.
Zwei weitere Göttliche Namen, die aus grammatikalischen Gründen eine andere äußere Form bilden, gehören auch zu dieser Kategorie, nämlich Aḍ–Ḍār und An–Nūr. Al–Malik bildet durch das „i“ eine weitere Variante, trägt aber dieselbe Grundbedeutung.
Al–‘Adl | Aḍ–Ḍār |
Al–Ḥaqq | An–Nūr |
Al–Ḥayy | |
Al–Barr | Al–Malik |
VI. FA‘AL: „Der permanente bleibende Lauf des Absoluten“
Die Form bzw. der Klangkodex „fa‘al“ nimmt Bezug auf die ursprüngliche Natur einer Sache, auf die innewohnende Grundnatur des Urstoffes, des Absoluten. Wenn ein Göttlicher Name in dieser Form erscheint, trägt er in sich den Ausdruck des permanent anwesenden Laufes, wie die vorher erwähnte Form, aber auch den des Werdegangs, der Entwicklung und des Auslösens eines Prozesses. Drei der Göttlichen Namen gestalten sich aus dieser Form.
Al–Ḥakam | |
Al–´Aḥad | |
Al–´Aḥad |
Mu + Form: „Kontinuierlich verursachend“
Die Form bzw. der Klang, die bzw. der mit der Vorsilbe „Mu“ beginnt, deutet immer auf eine stetig kontinuierlich verursachende, begründend ursächliche Kraft hin. Bei dieser Form kommt klar zum Ausdruck, dass „etwas mit einem getan wird", „es wirkt durch einen“.