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Unzufriedenheit mit dem Äußeren

Angeblich sind nur etwa zehn Prozent der deutschen Frauen mit ihrem Körper zufrieden. Die anderen 90 Prozent, neuerdings immer mehr Männer, haben Probleme mit ihrem Körper und ihrem Aussehen. Der Blick in den Spiegel ist für sie eine Qual. Zwanghaft fällt ihr Blick auf vermeintliche Problemzonen und sie hassen sich und ihren Körper.

Andere wollen/können nicht altern und wollen nicht ihrem Alter entsprechend aussehen. Sie reden sich und anderen ein, man müsse frisch und jung auftreten, um Erfolg zu haben und bei anderen anzukommen.

Die Schönheits- und Kosmetikindustrie freuen sich, dass immer mehr Menschen ihren Wert und ihre Attraktivität am Äußeren und an Äußerlichkeiten festmachen. Keine Salbe und keine Operation können jedoch ein angeschlagenes Selbstwertgefühl heilen, und deshalb sitzt diesen Menschen immer die Angst im Nacken, eines Tages ihre Attraktivität doch noch zu verlieren.

Sabrina findet sich bzw. ihren Körper total hässlich und unattraktiv. Wenn sie in den Spiegel schaut, findet sie sich zum Kotzen. Sie macht eine Diät nach der anderen und besucht wegen ihrer vermeintlichen Problemzonen regelmäßig ein Fitnessstudio. In ihren Augen bleibt sie jedoch ein hässliches Entlein. Also versteckt sie sich und ihren Körper unter weiten Kleidern und geht als graue Maus durchs Leben, damit niemand auf sie aufmerksam wird.

Corinna hat panische Angst, sich in der Gesellschaft anderer daneben zu benehmen, ein falsches Wort zu sagen oder sich ungeschickt zu verhalten. Wenn sie jemanden sieht, den sie für hübscher hält, dann ist sie todunglücklich und kommt sich hässlich vor. Sie hat Angst, in hell erleuchtete Räume zu gehen, da sie befürchtet, die anderen könnten dann bei ihr einen Makel entdecken. Sie findet es furchtbar blöd und doof, unsicher zu sein oder zu erröten. Nur wenn sie perfekt geschminkt und gestylt ist, dann fühlt sie sich einigermaßen sicher. Infolgedessen legt sie übertrieben viel Wert auf Kleidung und ihr Äußeres. Ist sie mit anderen zusammen, kommt sie sich wie auf dem Prüfstand vor und ist deshalb sehr angespannt und verkrampft.

Essstörungen, Kontrollzwänge, Süchte, selbstverletzendes Verhalten, sexuelle Probleme

Viele Kontrollzwänge, viele stoffliche und nichtstoffliche Süchte (Alkohol, Drogen, Spielsucht, Kaufsucht, Sexsucht) nehmen ihren Anfang bei Minderwertigkeitsgefühlen und den daraus resultierenden Ängsten.

Kontrollzwänge wie etwa der Zwang, überprüfen zu müssen, ob man den Herd oder das Licht ausgeschaltet hat, entstehen, wenn Betroffene als Kinder starke Ängste haben, einen Fehler zu machen und dafür bestraft zu werden. Um Fehler zu vermeiden und der Bestrafung aus dem Weg zu gehen, beginnen manche Menschen, ihre Umgebung zu kontrollieren und daraufhin zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist. Diese Kontrolle reduziert kurzfristig ihre Angst. Mit der Zeit entsteht daraus ein Kontrollzwang.

Lisa hatte den Zwang, jede ihrer Handlungsweisen im Voraus mehrmals daraufhin zu überprüfen, ob sie richtig ist. Bei der Arbeit überlegte sie sich fortwährend, ob sie alles richtig machte, nichts vergessen oder übersehen hatte. Warum tat sie das? Als kleines Mädchen war sie häufig dafür bestraft worden, wenn sie etwas falsch machte. Ihre Eltern ließen ihr nichts durchgehen, beschimpften sie als dumm und unfähig und bestraften sie körperlich. In dieser Zeit lernte Lisa, dass es schlimme Folgen hat, wenn man im Leben einen Fehler macht. Sie begann, an sich und ihren Fähigkeiten zu zweifeln, und aus Angst vor den schlimmen Folgen gewöhnte sie sich an, im Voraus alles, was sie tat, daraufhin zu überprüfen, ob es auch richtig war.

Die Sexsucht bei Frauen hat ihren Ursprung darin, dass manche Frauen mit starken Selbstzweifeln ihren Selbstwert fast ausschließlich an ihrer sexuellen Attraktivität festmachen – nach dem Motto: Solange attraktive Männer mit mir schlafen und mich begehren, solange bin ich begehrenswert und wertvoll. Deshalb müssen/wollen sie ihren Marktwert immer wieder testen. Kurzfristig fühlen sie sich nach einem sexuellen Abenteuer bestätigt, hassen sich aber danach. Wenn ihre Attraktivität im Alter schwindet, begehen viele dieser Frauen Selbstmord.

Thomas hat Potenzprobleme. Entweder wird sein Penis nicht steif, wenn er mit seiner Freundin schlafen will, oder er ist so erregt, dass er schon nach ganz kurzer Zeit „kommt“. Seine sexuellen Probleme rühren daher, dass er Angst hat, zu versagen bzw. von seiner Freundin als schlechter Liebhaber abgestempelt zu werden. Auch fühlt er sich seiner Freundin gegenüber unterlegen und hat Angst, sie zu verlieren.

Die Auswirkungen einer geringen Selbstachtung auf das körperliche Befinden

Wenn man ständig Angst hat, einen Fehler zu machen oder abgelehnt zu werden, dann steht man ständig unter Strom, ist angespannt und nervös. Der Körper ist dann in einem permanenten Alarm- und Stresszustand und reagiert mit den bekannten Stresssymptomen wie zum Beispiel hohem Blutdruck, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen- und Darmbeschwerden, Schlafstörungen.

Menschen, die ihre geringe Selbstachtung durch besondere und herausragende Leistungen und Erfolge kompensieren wollen, fühlen sich ständig getrieben und rastlos, achten meist wenig auf ihre Gesundheit, überfordern sich leicht und erkranken deshalb nicht selten an einem Burnout.

Die Auswirkungen einer geringen Selbstachtung auf den Beruf

Menschen mit einer geringen Selbstachtung bringen es im Leben entweder sehr weit oder sie bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Aufgrund der Angst, zu versagen, oder der Angst, nicht zu genügen, nehmen sie keine Herausforderungen an und engagieren sich kaum. Wieder andere versuchen verbissen, sich und anderen durch ihre Erfolge und Leistungen zu beweisen, dass sie wer sind und es zu etwas bringen können. Sie sind besonders gefährdet, ein Workaholic zu werden.

Patrick ist Sachbearbeiter bei einer Versicherung. Er sollte schon mehrmals zum Abteilungsleiter befördert werden. Jedes Mal jedoch hatte er sich davor gedrückt. Er begründete seine Entscheidung damit, dass er lieber nicht so viel Verantwortung haben wolle und überhaupt sei er mit seiner Arbeit ganz zufrieden. Mir erzählte er jedoch, dass er im Grunde nur Angst habe, er könnte den Aufgaben, die an ihn als Abteilungsleiter gestellt würden, nicht gerecht werden und er könnte versagen. Also mache er lieber das, was er kenne, und verzichte auf die Beförderung. Sein Vorgesetzter wertete seinen Wunsch, nicht befördert zu werden, als sehr negativ, und nun hatte Patrick Angst, dass er Schwierigkeiten bekommen oder entlassen werden könnte.

Bei Sarah wirkte sich das Gefühl, nutzlos und überflüssig zu sein, auf ihre Berufswahl aus. Sie wählte den Beruf der Altenpflegerin, um das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden und wichtig zu sein. Wenn sie frei hat oder im Urlaub ist, dann kommt sie sich nutzlos und überflüssig vor und verfällt in depressive Verstimmungen.

Annika ist Sekretärin in einer Spedition. Sie kommt in Therapie, da sie infolge beruflicher Überlastung seelisch und körperlich am Ende sei. Sie ist in ihrer Firma, in der überwiegend Männer arbeiten, Mädchen für alles. Da sie sich nicht durchsetzen und nicht Nein sagen kann, erlaubt sie den Kollegen, ihr Arbeit auf den Tisch zu legen, die gar nicht in ihren Aufgabenbereich gehört. Dadurch ist sie immer im Verzug mit ihrer eigentlichen Arbeit. Folglich macht sie eine Menge Überstunden und kommt auch an den Wochenenden ins Büro, um Liegengebliebenes aufzuarbeiten. Sie getraut sich nicht, sich gegen ihre männlichen Kollegen durchzusetzen und denen zu sagen, sie sollten ihre Arbeit selbst erledigen.

Die Auswirkungen einer geringen Selbstachtung auf Beziehungen

Wenn wir Beziehungsprobleme haben – egal ob mit Freunden oder dem Partner – dann ist die Hauptursache dafür meist ein geringes Selbstwertgefühl.

Wir fühlen uns nämlich nur in dem Maße von anderen akzeptiert und geliebt, wie wir uns selbst annehmen und lieben.

Lehnen wir uns selbst ab, dann interpretieren wir viele Äußerungen und Verhaltensweisen von Freunden und dem Partner als Ablehnung und Kritik.

Und dies führt dann zu Vorwürfen, Streitereien und Partnerschaftsproblemen.

Hinzu kommt: Wenn wir gering von uns denken, dann versuchen wir vielleicht sehr stark, dem anderen zu gefallen, und tun Vieles nur, um ihn nicht zu verlieren und von ihm geliebt zu werden. Honoriert der andere unsere Bemühungen nicht (ausreichend), dann fühlen wir uns ausgenutzt, ärgern uns über unsere Blödheit, dass wir dem anderen so viel geben, ärgern uns über den Partner, dass er unseren Einsatz so wenig honoriert und wir von ihm so wenig zurückbekommen.

Menschen mit einer geringen Selbstachtung neigen dazu, sich emotional und körperlich missbrauchen zu lassen. Wenn man sich für wertlos hält, dann denkt man, man habe es verdient, schlecht behandelt zu werden.

Yvonne lässt sich von ihrem Partner herumstoßen, beschimpfen und körperlich misshandeln. Sie sagt: „Wenn man sich für nicht liebenswert hält, dann braucht man die Bestätigung durch den Partner. Dann ist man total abhängig vom anderen. Auch wenn dieser einem schadet und einen schlecht behandelt, man kann sich nicht trennen. Ohne meinen Partner käme ich mir total verloren vor. Am schlimmsten ist dieser Selbsthass. Ich verabscheue mich, dass ich mir all das antun lasse. Er benutzt mich, ich weiß es und lasse es mir gefallen. Wie blöd kann man eigentlich sein? Ich kann mir selbst nicht in die Augen schauen, weil ich mich dafür verabscheue, dass ich nicht stark genug bin, mich zu befreien.“

Hans-Jürgen geht schnell an die Decke, wenn er das Gefühl hat, seine Frau halte ihn für dumm, – und dies kommt sehr häufig vor. Erinnert ihn seine Frau daran, dass er noch etwas erledigen muss oder dass sie beide mit Freunden verabredet sind, platzt ihm der Kragen. Er macht seiner Frau dann heftige Vorwürfe, sie behandle ihn wie ein kleines Baby und überhaupt, wenn sie ihn lieben würde, dann würde sie ihm mehr zutrauen. Die Folgen solcher Auseinandersetzungen sind tagelanges eisiges Schweigen und Sich-aus-dem-Weg-Gehen.

Alex rastet schnell aus, wenn seine Frau ihm widerspricht. Er bekommt einen Tobsuchtsanfall und verprügelt seine Frau, vor allem wenn er getrunken hat. In der Therapie weint er häufig. Er will seine Frau nicht so mies behandeln, aber manchmal „gehe es mit ihm eben durch“. Wenn seine Frau ihm widerspreche, habe er das Gefühl, sie nehme ihn nicht für „voll“, und dann wisse er sich nicht anders zu helfen, als zu schreien und zu schlagen.

Cornelia fühlt sich sehr häufig einsam und ist deprimiert. Wenn sie eingeladen wird, dann glaubt sie, sie werde nur deshalb eingeladen, weil der andere gerade nichts Besseres vorhabe. Sie kommt sich als Lückenbüßer vor. An ihr sei schließlich nichts Besonderes, weswegen man sie einladen sollte. Sie habe nichts zu bieten. Wenn sie jemand um ihre Meinung fragt, dann denkt sie, der andere tue nur so interessiert, um ihr zu schmeicheln.

Jennifer ist 25 Jahre alt. Sie ist Single, fühlt sich sehr einsam und ist „todunglücklich“. Wenn sie sich zu einem Mann hingezogen fühlt, hat sie große Angst, diesem ihre Sympathie zu zeigen. Will sich ein Mann mit ihr verabreden, dann zieht sie sich sofort in ihr Schneckenhaus zurück und flüchtet sich in Ausreden, warum sie sich nicht mit ihm treffen und keine Beziehung mit ihm eingehen könne. Sie reagiert so, weil sie Angst hat, der andere könnte ihr vermeintlich wahres „minderwertiges“ Ich entdecken, wenn sie nur lange genug zusammen wären. Diese Angst rührt von ihrem Vater her, der zu ihr früher oft sagte: „Kein Mann wird es lange bei dir aushalten. Wenn der erst einmal merkt, dass mit dir nichts los ist, dann bist du ihn schnell los.“ Um sich diese Enttäuschung zu ersparen, geht sie erst gar keine enge Beziehung ein.

Connie fühlt sich immer ungeliebt und unverstanden. Sie ist sehr attraktiv und bekommt viele Einladungen. Gleichgültig aber, wie nett andere zu ihr sind und wie oft diese ihr sagen, dass sie sie sehr gerne haben, Connie fühlt sich immer „verarscht“. Sie glaubt nämlich genau zu wissen, dass sie „unmöglich“ und absolut wertlos ist, und deshalb könne sie niemand wirklich lieben.

Angelika wünscht sich sehnlichst einen Partner, hat jedoch immer „wahnsinnige Angst“, zurückgewiesen zu werden. Deshalb hält sie alle Männer auf Distanz und geht keine enge Bindung ein, obwohl es ihr an Angeboten nicht mangelt. Sie hält sich selbst nicht für liebenswert und denkt deshalb, die Männer wollten sie lediglich benutzen.

Genug der schlechten Nachrichten. Wie sehr du auch unter den Folgen deiner geringen Selbstachtung leidest, du kannst lernen, dich mehr anzunehmen, und so deinen Problemen und deinem Unglücklichsein ein Ende bereiten.

Schauen wir uns im nächsten Kapitel an, woher es kommen kann, dass du diese negative Stimme in dir hast, die dich ständig kritisiert, verurteilt und mit dem Gefühl zurücklässt, dass mit dir etwas nicht stimmt.

Kein Urteil hat weitreichendere Folgen als das, das du über dich selbst fällst.

Deshalb ist es wichtig, dass du die Wahrheit über dich kennst.

3Die Ursachen einer geringen Selbstachtung

Du bist nicht mit einer geringen Selbstachtung und Minderwertigkeitsgefühlen auf die Welt gekommen.

Diese hast du dir angeeignet.

Du hast gelernt, geringschätzig von dir zu denken.

Wie kam es dazu? Es waren deine Erfahrungen im Elternhaus in den ersten sieben Lebensjahren und später vielleicht Erfahrungen mit Gleichaltrigen, die dazu geführt haben, dass du den Eindruck hast, nicht in Ordnung zu sein. Was für Erfahrungen waren das, die in dir das Gefühl entstehen ließen, nicht in Ordnung zu sein?

Erfahrungen im Elternhaus

Wenn wir klein sind, glauben wir unseren Eltern alles, was diese sagen. Eltern sind für Kinder das, was der Papst für viele Gläubigen ist: unfehlbar. Was die Eltern sagen und tun, sie wissen es besser. Wenn diese sagen, etwas sei schlecht, dann ist es schlecht. Wie sollen kleine Kinder auch wissen, was gut und schlecht, richtig und falsch ist? Das lernen sie erst durch die Eltern.

Weil Kinder in den ersten Lebensjahren es nicht besser wissen und die Eltern für unfehlbar halten, nehmen Kinder grundsätzlich an, sie hätten etwas falsch gemacht und hätten es verdient, wenn sie durch Worte oder abweisendes und missbilligendes Verhalten bestraft und getadelt werden.

Hinzu kommt, dass Kinder instinktiv wissen, nicht ohne ihre Eltern leben und überleben zu können. Deshalb ist es für sie besonders wichtig, es sich nicht mit den Eltern zu verscherzen.

Haben Kinder das Gefühl, aufgrund ihres Verhaltens nicht mehr gemocht zu werden, dann erleben sie die emotionale Ablehnung ihrer Eltern als lebensbedrohlich. Sie nehmen sich deshalb die Worte der Eltern zu Herzen und übernehmen deren Regeln als vorbeugende Maßnahme gegen weitere Ablehnung.

Dies ist die Geburtsstunde des inneren Kritikers. Um der Ablehnung und der Bestrafung durch die Eltern zu entgehen, verinnerlichen Kinder die Gebote, Verbote und Regeln. Sie sagen sich selbst: Das tut man nicht. Das sagt man nicht. Das ist schlecht.

So wie die Eltern uns verbal bestraften, lernen wir, uns selbst zu bestrafen, wenn wir uns falsch verhalten oder schlecht benehmen. Das bedeutet:

Unser Kritiker ist in den ersten Lebensjahren eine sinnvolle Einrichtung.

Er sichert die Zuneigung der Eltern und damit unser Überleben.

Diese Verinnerlichung der Regeln und Verbote ist nicht das eigentliche Problem. Regeln führen nicht zu Selbstablehnung und Minderwertigkeitsgefühlen.

Zum Problem wurde die Beurteilung unseres Verhaltens als richtig und falsch, gut und schlecht, erst, als wir und unsere Eltern einen folgenschweren Fehler begingen.

Du bist, was du tust

Dieser Fehler bestand darin, unser Verhalten mit unserer Person und unserem Wert als Mensch gleichzusetzen. Tue ich etwas Schlechtes, dann bin ich als Mensch schlecht. Tue ich etwas Verwerfliches, dann bin ich als Mensch verwerflich. Tue ich etwas Unmoralisches, dann bin ich ein unmoralischer Mensch. Tue ich etwas Blödes oder Dummes, dann bin ich blöd und dumm. Mache ich etwas verkehrt, dann bin ich als Mensch nicht in Ordnung. Bin ich ängstlich, dann bin ich ein Feigling. Mache ich etwas falsch, dann bin ich als Mensch fehler- und mangelhaft.

Wir setzten unser Verhalten also mit unserer Person gleich:

Ich bin gut, wenn ich etwas Gutes tue. Ich bin schlecht, wenn ich etwas Schlechtes tue – dachten wir.

An dieser unglücklichen Schlussfolgerung waren unsere Eltern maßgeblich beteiligt. Wir gelangten zu dieser Schlussfolgerung aufgrund von Worten wie den folgenden: „Was hast du dir nur dabei gedacht?“, „Aus dir wird nie etwas werden.“, „Mit dir hat man nichts als Ärger.“, „Dumme Gans.“, „Mit dir muss man sich schämen.“, „Du bist ein Tollpatsch.“, „Du bist ein Versager.“, „Du bist wohl nicht ganz bei Verstand.“, „Du bist stinkfaul.“, „Wie kann man nur …?“, „Kannst du auch mal zur Abwechslung was richtig machen?“, „Du machst mich verrückt.“, „Wie kann man nur so blöd sein?“ „Was soll nur aus dir werden?“ „Du bist undankbar.“ „Du bringst mich noch ins Grab.“ „Ja, spinnst du jetzt?“ „Ich fass es nicht; du bist wohl nicht ganz bei Verstand. Du bist ein böses Kind.“

Wenn du als Kind in den ersten sieben Lebensjahren häufig mit solchen Worten kritisiert wurdest, dann hast du daraus gefolgert, als Junge oder Mädchen nicht in Ordnung zu sein. Du dachtest dir: „Etwas muss mit mir nicht in Ordnung sein. Warum sonst sollten meine Eltern so mit mir reden? Wäre ich in Ordnung und liebenswert, dann würden sie mich doch lieb haben. Folglich bin ich nicht gut genug und nicht liebenswert.“

Diese falsche Schlussfolgerung ist die Grundlage der Selbstablehnung unserer gesamten Person und damit unserer Minderwertigkeitsgefühle. Es ist diese Verknüpfung unseres Verhaltens mit dem Wert unserer Person, die dazu führte, dass der Kritiker in uns heute einen so großen Schaden in unserem Leben anrichtet.

Wir haben gelernt, dass bestimmte Bedürfnisse, Verhaltensweisen oder Gefühle schlecht sind und wir schlecht sind, wenn wir diese Bedürfnisse, Verhaltensweisen und Gefühle haben.

Wenn du überzeugt bist, schlecht zu sein – und schlecht sein gleichbedeutend ist mit unvollkommen sein –, dann kannst du dich erst annehmen und akzeptieren, wenn du vollkommen bist. Solange du unvollkommen bist, bist du minderwertig. Klingt logisch, oder?

Dein Kritiker hat diese Regel verinnerlicht. Da du nie vollkommen bist und es nie sein wirst, gleichgültig, wie sehr du dich anstrengst, ist er deshalb auch nie mit dir zufrieden. Und deshalb gibt er dir ständig das Gefühl, nicht in Ordnung und minderwertig zu sein. Was deinen Selbsthass verstärken kann:

Du willst nicht wie deine Eltern sein

Du willst vielleicht gar nicht so sein, wie dich deine Eltern haben wollten. Du teilst nicht deren Auffassungen vom „richtigen“ Leben. Du hast andere Bedürfnisse und Wünsche als deine Eltern. Du setzt andere Prioritäten als deine Eltern. Du hast andere Moralvorstellungen als deine Eltern. Du willst kein Abziehbild deiner Eltern sein. Und überhaupt: Jetzt bist du erwachsen und darfst selbst entscheiden, was richtig und falsch, gut und schlecht für dich ist.

Das Problem dabei: Dein Kritiker zeigt dir sofort die rote Karte, wenn du nach deinen eigenen Regeln lebst und gegen die Regeln der Eltern verstößt. Er macht dir ein schlechtes Gewissen, wenn du eigene Regeln aufstellst und dein Leben so lebst, wie du es für richtig hältst. Er sagt dir: „Du solltest nicht … Du solltest stattdessen …“ und gibt dir das Gefühl, etwas Unrechtes zu tun.

Dein Kritiker denkt immer noch, er müsse dich beschützen und vor Unheil – sprich Ablehnung und Liebesentzug – bewahren.

Irgendjemand hat es offensichtlich versäumt, deinem Kritiker klarzumachen, dass er heute – im Gegensatz zu früher, als du noch klein warst – nicht mehr hilfreich ist.

Es wird also höchste Zeit, dass du ihm das klarmachst.

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